Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Aßlar mit (Wetzlar-)Hermannstein (Lahn-Dill-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
  
In Aßlar bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden um 1650 Juden am Ort genannt. Im benachbarten Hermannstein bestand bis um 1884 gleichfalls eine Gemeinde, die dann jedoch mit Aßlar zusammengelegt wurde.
 
1825 wird als Gemeindevorsteher Jessel Herz genannt, der in diesem Jahr im Alter von 65 Jahren starb.
  
1853 wurde Aßlar zum Sitz eines der acht Synagogenbezirke im Kreis Wetzlar bestimmt. Zur jüdischen Gemeinde in Aßlar gehörten auch die in Biskirchen, Edingen, Werdorf, Kölschhausen, Ehringshausen und Katzenfurt lebenden jüdischen Personen. Alle Gemeinden in den acht Synagogenbezirken waren der Synagogengemeinde in Wetzlar zugeteilt.   
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt (zusammen mit Hermannstein): 1812 46, 1816 55 (10-11 Familien), 1823-24 53 jüdische Einwohner, 1835 55 (5,9 % von insgesamt 929), 1843 48, 1846 54, 1851 60, 1875 7 Familien mit 2 Kindern, 1910 31 (3,1 % von insgesamt 2.422). Als Familiennamen treten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus: auf: Feitel (Feidel), Herz Isac (Isaak), Süßmann, Meier, Rosenthal, Kahn, Wolf u.a. Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte die Annahme fester neuer Familiennamen. Jacob Isaak nannte sich nun Jakob Lindenbaum, Nathan Feidel nun Nathan Mildenberg, Abraham Katz nun Abraham Kahn.
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Bis 1885 wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Aßlar in Werdorf beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert vermutlich zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Nachweise wurden jedoch noch nicht gefunden. Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinat in Marburg
  
Um 1924, als noch 19 jüdische Einwohner gezählt wurden (0,7 % von insgesamt 2.886 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Kahn und Emanuel Lindenbaum. Auch 1932 bildeten die beiden den Vorstand, wobei Julius Kahn als 1. Vorsitzender und Emanuel Lindenbaum als Schatzmeister eingetragen ist. Die Gemeinde Aßlar war bereits 1924 nicht mehr selbständig, sondern eine Filialgemeinde zur Gemeinde in Wetzlar. Julius Kahn hatte aus diesen Grund einen Sitz in der Repräsentanz der Gemeinde Wetzlar inne. 
  
1933/36 lebten noch drei jüdische Familien in Aßlar. In Hermannstein lebten noch zwei Familien mit etwa zehn Personen. Die Haushaltsvorsteher waren als Viehhändler tätig. Bis zu Beginn der Deportationen sind die meisten der jüdischen Einwohner von Aßlar verzogen oder ausgewandert. Die Hermannsteiner jüdischen Einwohner konnten nach den USA beziehungsweise nach Südamerika auswandern.

Von den in Aßlar geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gertrud Becker geb. Brodreich (1899), Sabine Danzig geb. Mildenberg (1877), Berta Engel geb. Lindenbaum (1876), Emma Lindenbaum (1872), Siegmund Lindenbaum (1883), Bertha Mildenberg (1878), Hermann Mildenberg (1868), Louis Mildenberg (1897), Norbert Mildenberg (1894), Johanna Rosenbaum geb. Kahn (1878), Cilly Weinhausen geb. Kahn (1896).
  
Am 10. Mai 2010 wurden in Aßlar zwei "Stolpersteine" verlegt für Sabine Danzig und Bertha ("Billa") Mildenberg (vor dem Haus Oberstraße 24a). Die Initiative ging von dem Runden Tisch "Zur Spurensicherung jüdischen Lebens in Aßlar" aus (siehe Bericht, zugänglich über LInk in der Literaturliste).      

Von den in Hermannstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Amalie (Malchen, Juliue) Isselbächer geb. Simon (1890), Rosa Levi geb. Mendelsohn (1885), Julie (Julchen) Mainzer geb. Simon (1888), Eva Michel (1871), Isack Simon (1859), Jakob Simon (1856).        
     
     
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Allgemeine Berichte  
Bestände im Museum Jüdischer Altertümer in Frankfurt (1938) 

Asslar GblIsrGF April 1938 10.jpg (44908 Byte)Aus einem Artikel über die Bestände des Museums im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1938 S. 10: "Aus Friedberg sind zu nennen: ein Besomimturm, der das Datum 1651 trägt, wahrscheinlich aber schon im 16. Jahrhundert entstanden ist, ein prachtvolles Toraschild und eine reich ornamentierte silberne Torakrone, aus Wetzlar und dem benachbarten Aßlar: zwei schöne Toraweiser, Frankfurter Arbeiten um 1735, und ein seltenes gotisches Gießgefäß in Bronze aus dem 14. Jahrhundert, das zur Handwaschung am Eingang der Synagoge von Wetzlar sich befand."

    
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Berthold Bornheim (1924)  

Asslar CV-Ztg 17011924.jpg (57884 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 17. Januar 1924: "Unter großer Anteilnahme der ganzen Einwohnerschaft wurde in Aßlar (Kreis Wetzlar) Herr Berthold Bornheim, der den Folgen einer im Kriege erlittenen Gastvergiftung zum Opfer fiel, zu Grabe getragen. In seinem Nachruf betonte ein Offizier des Regiments besonders die treue Kameradschaft, deutsche Gesinnung und große Tapferkeit des Verstorbenen, der bei einem Gefecht unter eigener Lebensgefahr seinen tödlich getroffenen Hauptmann aus dem Feuer geholt hat."  

   
   
    
Zur Geschichte der Synagoge
                     
   
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Bewohner in Aßlar und umgebenden Orten so zu, dass 1758 eine Synagoge (beziehungsweise ein Betsaal) in Aßlar eingerichtet werden konnte.
   
Die Synagoge in Aßlar wurde vermutlich bis Anfang des 20. Jahrhundert genutzt. 1922 wurde sie nicht mehr für gottesdienstliche Zwecke verwendet. Dennoch blieb das Gebäude bis nach 1933 erhalten. 1936 wurde sie verkauft: 

Asslar Israelit 05111936.jpg (18230 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1936: "Die Synagoge in Aßlar im Kreise Wetzlar ist zum Abbruch verkauft worden. In Aßlar wohnen nur noch drei jüdische Familien."

Das Synagogengebäude wurde 1937 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Auf dem Gelände wurde ein Gärtchen angelegt, das bis heute besteht. Der genaue Standort der Synagoge war auf dem Grundstück in der Oberstraße nicht direkt an der Straße, sondern am Ende eines kurzen Zufahrtsweges an einem Innenhof. 
      
     

Adresse/Standort der Synagoge
 Oberstraße (früher Obergasse) 13    
    
    
Fotos

Fotos/Darstellungen/Pläne sind noch keine vorhanden. Über Hinweise oder Zusendungen freut sich
der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
 
        
"Stolpersteine" in Aßlar - 
verlegt im Mai 2010

(Foto: Uta Barnikol-Lübeck in einem 
Artikel in mittelhessen.de
)  
 Asslar Stolpersteine 01.jpg (139777 Byte)  
      
     
     
Persönliche Erinnerungen an 
die Familie Lindenbaum
(erhalten von Haim Lindenbaum, Haifa)
Asslar Dol L 021.jpg (56714 Byte)
  "Militair-Paß" von Jakob Lindenbaum 1866 (geb. 1843), registriert in einem 
Ersatz-Bataillon des 2. Nassauischen Infanterie-Regiments Nr. 88 im XI. Armee Corps 
(der Link führt zu einem Wikipedia-Artikel). Jakob Lindenbaum war der Vater des langjährigen
Gemeindevorstehers Emanuel Lindenbaum (oben für 1924/32 genannt).
     
  Asslar Dok L 020.jpg (139377 Byte) Asslar Dok L 020a.jpg (138677 Byte)
  Legitimationskarte für Jacob Lindenbaum (geb. 22.8.1911 in Aßlar) als Reisender der Firma Versand Erzgebirgischer Strumpffabriken Berlin Tempelhof für Bestellungen auf Strumpfwaren (Ausstellungsdatum nicht klar erkennbar [1932?]). Dieser Jacob Lindenbaum war der Sohn des langjährigen Gemeindevorstehers Emanuel Lindenbaum (oben für 1924/32 genannt)
     
- wie oben abgebildet: Militärpass für Jakob Lindenbaum aus Asslar, im Militär seit 1866, im Kriegseinsatz 1870/71  
- Militärpass für Unteroffizier Emanuel Lindenbaum (geb. 7.11.1877 in Asslar, Schuhmacher, verheiratet mit Cilla geb. Stern; ins Militär eingetreten 1898; Gefreiter ab 1900, Unteroffizier 1915) mit Angaben zum Militärdienst im 1. Weltkrieg.
- Soldbuch für Unteroffizier Emanuel Lindenbaum aus dem Ersten Weltkrieg
- Dazu ein Verzeichnis der Bekleidungs- und Ausrüstungs-Stücke des Buchinhabers vom 8.6.1918.
- Dokument vom 10.8.1918 über die Versetzung von Srgt. Lindenbaum zum Infanterieregiment 87
- Originale Geburtsurkunde (1911) für Jakob Lindenbaum, geb. 22.8.1911 in Asslar, Sohn von Schuhmachermeister Emanuel Lindenbaum und der Zibora geb. Stern 
- Weitere Geburtsurkunde (von 1930) für Jakob Lindenbaum, geb. 22.8.1911 in Asslar.
- Abgangszeugnis der Freiherr vom Stein-Schule in Wetzlar für Jakob Lindenbaum im Schuljahr 1926/27  
- Zeugnis des Manufakturwaren- Herren- und Damenkonfektions-/Modewarengeschäftes Salli Marx in Frankenberg für Jakob Rosenbaum, Lehrling bei Salli Marx vom 1.5.1927 bis 31.10.1929, Verkäufer und Lagerist vom 1.11.1929 bis 1.5.1930.
- Zeugnis des Hamburger Dekorations-Fachschule, die von Jakob Lindenbaum vom 15.5.1930 bis 15.8.1930 besucht wurde.
- Legitimationskarte für inländische Kaufleute, Handlungsreisende und Handlungsagenten von 1930 für Jakob Lindenbaum (ausgestellt in Frankenberg).
- wie oben abgebildet: Legitimationskarte für inländische Kaufleute, Handlungsreisende und Handlungsagenten von 1932 für Jakob Lindenbaum (ausgestellt in Berlin 1932, mit Passfoto)
- Mitgliedsausweis des Gewerkschaftsbundes der Angestellten / der Deutschen Angestellten-Krankenkasse 1931-1933 für Jakob Lindenbaum 
- Zeugnis des Manufaktur-, Kurz-, Weiss- und Wollwaren, Herrenartikel- und Lebensmittelgeschäftes Leo Stern in Ziegenhain für Jakob Lindenbaum, wo er vom 15.10.1930 - 30.6.1931 tätig war.  
- Zeugnis des Modehauses Salomon in Gießen vom 20.8.1931 für Jakob Lindenbaum, vom 3.6.1931 bis 20.8.1931 im Modehaus als Dekorateur tätig.
- Dokument zur Einstellung von Jakob Lindenbaum bei der Firma Manufakturwaren / Möbel Leopold Rapp in Groß-Umstadt (1932)  
- Steuerkarte 1933 für den Kaufmann Jakob Lindenbaum (geb. 22.8.1911 in Asslar, Karte der Gemeinde Groß-Umstadt)  

   
   

   Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Aßlar  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Aßlar (interner Link) 
bulletListe der Stolpersteine in Aßlar:  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Aßlar 
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Aßlar   

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 49-50.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Gießen und Kassel. 1995 S. 109-110.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 369-370. 
bulletBeitrag "Die Juden in Aßlar" (pdf-Datei)
bulletKeine Angaben zu Aßlar in den Publikationen von Thea Altaras.  
bulletBericht "Spuren jüdischen Lebens - Gunter Demnig verlegt Stolpersteine" aus der Website des Evangelischen Kirchenkreises Braunfels (eingestellt als pdf-Datei) bzw. auf der Website des Evangelischen Kirchenkreises     

  
    


 
   
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Asslar  Hesse. Jews lived there from the 18th century and (together with those in Hermannstein) numbered 55 in 1835. By 1910 the community had dwindled to 31 and most of the remaining Jews left before Wordwar II.
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020