Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in der Region"  
Zu den Friedhöfen im Regierungsbezirk Schwaben  
    
  

Augsburg 
Jüdische Friedhöfe 

Übersicht:    

bullet Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe in Augsburg  
Mittelalterlicher Friedhof    
Friedhof des 19./20. Jahrhunderts im Stadtbezirk Hochfeld 
        Lage des Friedhofes    
        Cemetery Documentation / Dokumentation des Friedhofes
        Fotos
        Einzelne Presseberichte  
Der neue jüdische Friedhof im neuen Ostfriedhof Lechhausen (seit 2019) 
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
Siehe Seite zur Synagoge in Augsburg (interner Link)    
  
  
Zur Geschichte der jüdischen Friedhöfe in Augsburg             
   
Mittelalterlicher Friedhof  
  

In Augsburg hatte bereits die mittelalterliche jüdische Gemeinde einen Friedhof (genannt "Judenkirchhof"). Vor und nach den Verfolgungen 1348 lag dieser außerhalb der Stadt am nordwestlichen Rand der Frauenvorstadt westlich der am Heilig-Kreuz-Kloster vorbeiführenden Straße, nahe dem Scheitelpunkt der heutigen Straße "An der Blauen Kappe". Nach der Ausweisung der Juden aus der Stadt 1438/39 wurde der Friedhof durch die Stadt konfisziert und abgeräumt. Die Grabsteine wurden zu Bauten am Rathaus verwendet. Ausführliche Informationen zu diesem Friedhof im nachstehenden Beitrag von Yehuda Shenef:        

Augsburg Lit Fri 025.jpg (66853 Byte)Eingestellt im Oktober 2011
Beitrag (englisch) von Yehuda Shenef (Jüdisch-Historischer Verein Augsburg) über den mittelalterlichen "Judenkirchhof" in Augsburg: 
"When even cedars fall in flames". Some explanatory notes on history and remnants of the Medieval Jewish Cemetery of Augsburg called Judenkirchhof 
by Yehuda Shenef. 48 p. Augsburg 2006/2011.    
(online eingestellt als pdf-Datei)      
 
Augsburg Lit 65.jpg (398351 Byte) Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenfriedhof. Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg.  
Kokawim-Verlag Augsburg 2013. 176 S. 29,50 €. ISBN-13: 978-3944092-01-0.   
vgl. unten in der Literaturliste. 

   
   
  
Friedhof des 19./20. Jahrhunderts im Stadtbezirk Hochfeld   
       
Ab 1806 konnten sich Juden wieder in Augsburg niederlassen. Ihre Toten wurden zunächst auf dem jüdischen Friedhof in Kriegshaber beigesetzt, bis 1867 ein eigener jüdischer Friedhof in Augsburg angelegt werden konnte. Auf ihm wurde auch eine Leichenhalle erstellt (nach 1945 durch einen modernen Neubau ersetzt). Der Friedhof ist bereits vor und in der NS-Zeit mehrfach geschändet worden (1924, 1930, 1935). Er ist von einer Backsteinmauer umgeben. Das Haupttor befindet sich an der Haunstetter Straße; ein weiteres Tor am Alten Postweg. Der Friedhof wird bis zur Gegenwart von der Augsburger Jüdischen Gemeinde belegt. An der linken Mauer befindet sich seit 1920 die Gedenkstätte für die gefallenen jüdischen Soldaten des Ersten Weltkrieges. Weitere Gedenksteine erinnern an die in der NS-Zeit ermordeten Juden der Stadt.  
  
Einweihung eines Gefallenendenkmals auf dem Israelitischen Friedhof (1920)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. August 1920:  "Augsburg, 1. August (1920). Am Freitag, den 30. Juli (1920), wurde auf dem hiesigen Israelitischen Friedhof in der Haunstetter Straße dem Gemeindevorstand das Denkmal übergeben, welches zu Ehren der im Kriege gefallenen Augsburger israelitischen Mitbürger von der Gemeinde erstellt worden ist. Durch Herrn Architekt Julius Th. Schweighart ist in sehr glücklicher Form die Anordnung getroffen worden, dass auf dem Friedhof selbst gewissermaßen ein Kriegerehrenfriedhof geschaffen wurde. Die Grabstätten der nach der Heimat übergeführten Gefallenen, die in einer Ehrenreihe hier ihre letzte Ruhe gefunden haben, wurden räumlich durch eine Hecke in einen kleinen stimmungsvollen Innenhof zusammengefasst. In diesem fand auch das Denkmal zu Ehren der sämtlichen 24 gefallenen Gemeindemitglieder Aufstellung. Zwei kräftige Steinpfeiler bilden die Zugangspforte zu der Anlage. Diese ist einheitlich aus Tuffstein hergestellt, nur die Gedenktafeln sind aus Treuchtlinger Marmor. Der bildhauerische Schmuck ist von Herrn Prof. Kindler (München), die Ausführung erfolgte durch Steinmetzmeister Brenner in Göggingen, die Bronzeschrift stammt aus den Werkstätten des bekannten Augsburger Meisters Rehle. Die Leitung der Ausführung oblag unserem Augsburger Architekten Herrn Julius Th. Schweighart. Durch eine einfach Gedenkfeier wurde das Denkmal seiner Bestimmung übergeben. Es kann in seiner Schlichtheit als Segenswürdigkeit Augsburgs bezeichnet werden."       

    
    
Lage des Friedhofes 
   
Im südlichen Stadtrandbezirk "Hochfeld" an der Haunstetter Straße.

  Lage des jüdischen Friedhofes in Augsburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und über das 
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu "Friedhof, israel. (Alter Postweg)". 

      
      
Cemetery Documentation / Dokumentation des Friedhofes    

Jewish Cemetery Augsburg at Haunstetter Strasse:      
bulletNecrology 1867-1940   
bulletGravelist (in German language)     
bulletChronological Structure 1867-1940   
bulletSchematic Map for Easy Location of Certain Graves  
bulletFamily Name Index  
bulletMaiden Name Index  
bulletBirth Place Index              
 
Neu in 2018: JEWISH CEMETERY AUGSBURG GRAVELIST - based on original vital records 1867 - 1940s.
Researched and displayed by Rolf Hofmann and Herbert Immenkötter. 2018. Als e-book zum Download eingestellt (18 MB) 

    
    
Fotos
  
(Fotos von Rolf Hofmann; Aufnahmen vom März 2011 und - Aufnahmen mit Schnee - vom Januar 2015) 

  Augsburg Friedhof 0411010.jpg (130295 Byte)  Augsburg Friedhof 0411011.jpg (165438 Byte)  Augsburg Friedhof 0411012.jpg (144318 Byte)
 In der Mitte Grabstein für 
Josef Heilbronner und 
Fanny Heilbronner geb. Levi
(S13/9),
 rechts für Max Dick (S13/10) 
 Grabstein für Selma Stiel geb. Strauss
 (S50/8), rechts dahinter für 
Ludwig Epstein mit Gedenkinschrift 
für seine Frau Hedwig Epstein 
geb. Gunz
(S51/8)
 Grabstein rechts für Hermann Heilbronner
 (N2/4), Mitte für Isak Herzfelder und 
Luise Herzfelder geb. Loewenbach
(N2/3),
  links für Abraham Strauss und 
Lina Strauss geb. Bauer
(N2/2) 
    
     
Augsburg Friedhof 0411017.jpg (120995 Byte) Augsburg Friedhof 0411031.jpg (103459 Byte)Augsburg Friedhof 498.jpg (127390 Byte) Augsburg Friedhof 0411028.jpg (119870 Byte)
Grabstein für Ludwig Bauer, 
Ernestine Bauer geb. Eisenberg 
und ihr Sohn Max Bauer (S42/9) 
(Foto in höherer Auflösung)
Grabsteine für Jacob Waitzfelder (geb. 1844 
in Mönchsdeggingen-1903) und Deborah
 Waitzfelder geb. Oettinger (
geb. 1854 in
  Thalmässing) (N3/2), rechts davon für
 Sigmund Reis und Sofie Reis geb. Gallinger
 (N3/3)
Grabstein für Heinrich Schwarz
(S46/5)
    
   
   
     
Augsburg Friedhof 0411021.jpg (112700 Byte) Augsburg Friedhof 0411019.jpg (79354 Byte) Augsburg Friedhof 0411013.jpg (82283 Byte)
Grabstein für Josef Heilbronner und
 Fanny Heilbronner geb. Levi
(S13/9)
Grabstein für Thea Dann geb. Stein 
und Ludwig Dann (N6/5)
Großer Palmzweig
auf Grabstein-Obelisk
     
Augsburg Friedhof 0411027.jpg (87851 Byte) Augsburg Friedhof 0411029.jpg (72412 Byte) Augsburg Friedhof 0411018.jpg (64206 Byte)
Grabstein für Laura Polatschek
 (1900-1922, N34/7)
Grabstein für Abraham Strauss und 
Lina Strauss geb. Bauer
(N2/2)
Grabstein für Emma Bendel 
geb. Gunz
(S25/3)
     
Augsburg Friedhof 0411016.jpg (39330 Byte) Augsburg Friedhof 0411020.jpg (94683 Byte) Augsburg Friedhof 0411015.jpg (136528 Byte)
Grabinschrift für Grete Arnold 
(1889-1941) und Arthur Arnold
 (1880-1941 im KZ Dachau)
Grabinschrift für Julius Fuchs und 
Emma Fuchs geb. Freundlich
(N11/3)
Grabinschrift für Kommerzienrat 
Albert Arnold, Hermine Arnold geb. Vogel
 
und Dr. Friedrich Dessauer (S41/2a)
    
     
Augsburg Friedhof 0411030.jpg (101417 Byte) Augsburg Friedhof 0411022.jpg (136367 Byte) Augsburg Friedhof 0411026.jpg (102157 Byte)
Grabstein für David Waitzfelder
 (1843-1897, N10/6)
Grabstein für Amson Model
(Name in hebräisch) (N19/12)
Grabstein für Oskar Lustig
(1896-1942; 
im KZ Buchenwald umgekommen)
   
     
Augsburg Friedhof 0411024.jpg (104392 Byte) Augsburg Friedhof 0411025.jpg (104178 Byte) Augsburg Friedhof 0411023.jpg (131910 Byte)
Grabstein für Gitta Kleeblatt geb. Victor
 (geb. 1878 in Burghaun, gest. 1940 
in Kempten im Allgäu (N46/14)
Grabstein für Berta Kutz 
geb. Höchstädter
und 
Hirsch Kutz (N35/5)
Grabstein für Caroline Kahn geb. Kohn 
aus Paris (geb. in Steppach, gest. 
in Göggingen (N17/6)  
     
Augsburg Friedhof 490.jpg (79269 Byte) Augsburg Friedhof 491.jpg (100338 Byte)Augsburg Friedhof 491a.jpg (76740 Byte) Augsburg Friedhof 492.jpg (62948 Byte)
Grabstein für Rosa Heymann 
geb. Lang
(1866-1928) und 
Albert Heymann (1859-1929)
Grabstein links für Alexander Neuburger
 (1843-1906) und Betty Neuburger geb.
 Binswanger
(1855-1920) mit
 Gedenkinschrift für Otto und 
Lilly Neuburger
(1942)  
Grabstein für Benno Heymann 
(1848-1900) und Ida Heymann
geb. Feistmann
(1855-1942)
      
     
Augsburg Friedhof 493.jpg (136579 Byte) Augsburg Friedhof 495.jpg (108911 Byte)Augsburg Friedhof 494.jpg (42903 Byte) Augsburg Friedhof 496.jpg (65226 Byte)
Grabsteine für Bernhard Blumgart (gest.
 1900) und Sarah Blumgart (gest. 1890)
Grabstein für David Feist (1838-1881)
 und Julie Feist geb. Gunz (1848-1918)
Grabstein für Gustav Oberndorf,
 Amerikanischer Konsul (1843-1906)
     
Augsburg Friedhof 497.jpg (108540 Byte) Augsburg Friedhof 499.jpg (167458 Byte)   Augsburg Friedhof 071201.jpg (130829 Byte)
 Grabstein links für Hermann Höchstädter
 (1879-1965) und Amalie Höchstädter
 geb. Bach
(1891-1982), rechts für 
Walter Höchstädter (1914-2007)
 Kindergräber: vordere Reihe Mitte
 Grabstein für 
Robert-Max Landauer (1912)
Grabstein für Mieczysław Pemper
 (1920-2011), Ehrenbürger der Stadt
 Augsburg, weitere Informationen zur Person
 s. Wikipedia-Artikel "Mieczysław Pemper"
  
     
Augsburg Friedhof GRAB-CRAMER-1.jpg (122115 Byte) Augsburg Friedhof GRAB-CRAMER-2.jpg (40035 Byte) Augsburg Friedhof GRAB-PEMPER-1.jpg (153021 Byte) Augsburg Friedhof GRAB-PEMPER-2.jpg (156677 Byte) Augsburg Friedhof SCHAEDEN-WELTKRIEG.jpg (125034 Byte)
Grabstein für den Publizisten Ernst Cramer (1913-2010) 
und Marianne Cramer geb. Untermayer 
(1916-2008), vgl. Wikipedia-Artikel 
Grabstein für Mieczyslaw Pemper 
(1920-2011), Ehrenbürger der Stadt Augsburg 
vgl. Wikipedia-Artikel 
 Oben: Schäden des Zweiten Weltkrieges
 an vielen Grabsteinen 
 
     
 Augsburg Friedhof 0411014.jpg (110236 Byte) Augsburg Friedhof 071202.jpg (184561 Byte) Augsburg Gedenkwand K 010.jpg (325840 Byte) 
Rosen-/Pflanzendekorationen 
auf Grabsteinen   
 Gedenktafel für namenlose Kindergräber am Eingang zum Friedhof 
    
     
     
Ehrenmal für KZ-Opfer auf dem 
Augsburger Westfriedhof
Augsburg Westfriedhof 150.jpg (156154 Byte)   
          
   Augsburg Westfriedhof 151.jpg (177475 Byte) Augsburg Westfriedhof 153.jpg (177006 Byte) Augsburg Westfriedhof 152.jpg (186544 Byte)

Auf dem Augsburger Westfriedhof gibt es ein Ehrenmal für hier bestattete KZ-Opfer und Häftlinge, die in Augsburg ums Leben gekommen sind. Viele der ums Leben gekommenen, bei Bombenangriffen getöteten oder von den SS-Wachmannschaften ermordeten KZ-Häftlinge sind auf dem Westfriedhof bestattet. Auf einer der Tafeln des Gräberfeldes stehen Namen von jüdischen Umgekommenen (Tafel rechts). Informationen nach der Seite www.weltkriegsopfer.de
Fotos erstellt durch Hubert Joachim im Mai 2008.   

      

   
   
Einzelne Presseberichte  

März 2010:  Leonid Zamskoy und der jüdische Friedhof an der Haunstetter Straße    
Artikel von Miriam Zissler in der "Augsburger Allgemeinen" vom 13. März 2010 (Artikel): "Den Gräbern wieder einen Namen gegeben.  
1176 Gräber sind auf dem Jüdischen Friedhof an der Haunstetter Straße belegt. Leonid Zamskoy kennt jedes Einzelne. Unzählige Mal ist er die schmalen Reihen abgelaufen, hat die Gräber aufgelistet, einen Plan skizziert. Als der Bauingenieur vor acht Jahren zur jüdischen Gemeinde in Augsburg stieß, gab es keinerlei Unterlagen, kein Belegungsplan, welche sterblichen Überreste sich unter den teilweise verblassten Steinen befinden. 
Erste Beerdigung 1886. 1886 wurde die erste Person auf dem lang gezogenen Areal an der Haunstetter Straße beerdigt. Seither sind 1494 Menschen dazugekommen. Doch die Zeit hat an etwa 200 Grabsteinen alle Spuren verwischt. Durch Witterungseinflüsse verwitterten die Schriftzüge auf dem weichen Sandstein. Leonid Zamskoy hat sich auf die Spur nach den Namen gemacht. Die Suche war nicht einfach. Viele Unterlagen der Synagoge wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Der gebürtige Ukrainer kümmert sich mit viel Engagement und Hingabe um die Bauvorhaben der Jüdischen Gemeinde. Für seine Recherchen auf dem Friedhof nutzte er eine Liste der Toten, die 1940 die Nazis erstellt hatten. 'Sie haben alles gründlich untersucht und niedergeschrieben. Familiennamen, Geburts- und Sterbedaten', erzählt er.
Liste auf Mikrofilm entdeckt. Der Historiker Yehuda Schnepf vom Jüdischen Historischen Verein aus Augsburg hat die Liste auf einem Mikrofilm in einem Archiv entdeckt, berichtet Zamskoy, er selber habe sie ausgewertet. Lückenlos könne er nun mit einem Handgriff bestimmen, wer wo liegt. Waitzfelder neben Strauss oder Binswanger neben Lautermayer. Manchmal erreichen ihn Anfragen aus dem Ausland. Juden aus den Vereinigten Staaten oder Australien hätten erfahren, dass ihre Vorfahren auf dem Friedhof beerdigt wurden. 'Jetzt kann ich ihnen innerhalb von Minuten sagen, ob das stimmt. Oft mache ich ein Bild von dem Grab und sende es ihnen per E-Mail', sagt der 53-Jährige.
Zwei- bis dreimal die Woche sieht er auf dem 7000 Quadratmeter großen Grundstück nach dem Rechten. Er erhält aber auch Hilfe von städtischen Mitarbeitern. 60 bis 70 Kubikmeter Laub lassen die alten Bäume auf dem Gelände im Herbst fallen. 'Wenn wir die alle alleine beseitigen müssten, dann wäre das eine Katastrophe', sagt Zamskoy. Außerdem ist er bei allen Beerdigungen anwesend. 'Wir haben im Schnitt 25 im Jahr', sagt er. Das hört sich nicht viel an. Es ist aber viel für die kleine Gemeinde. Rituale müssen eingehalten werden. Wenn ein Jude stirbt, kommt die Chewra Kadischa zusammen. Das ist eine Beerdigungsbrüderschaft. Nach jüdischem Glauben soll niemand einen Vorteil von dem Tod eines Menschen haben. Deshalb kümmern sich ehrenamtliche Helfer um die Toten, waschen sie, kleiden sie in ein einfaches weißes Sterbekleid aus Leinen. Das lauwarme Wasser, das für die Leichenwaschung im Taharahaus benötigt wird, fließt erst seit diesem Winter aus dem Hahn. 'Davor habe ich das Wasser in der kalten Jahreszeit kanisterweise mitbringen müssen', so Zamskoy.
Sanierung kostete 120 000 Euro. Viel Geld und Arbeit hat die Gemeinde in die Sanierung des Gebäudes gesteckt. 1962 wurde es errichtet. Für 120 000 Euro wurden unter anderem das Dach und die Fassade saniert, die sanitären Anlagen erneuert, Warmwasserleitungen installiert. Löcher im blauen Fensterglas hinter dem großen Davidstern trüben den Blick auf das sonst schmucke Gebäude. 'Nach Unruhen in Israel wurden sie im vergangenen Mai eingeworfen', so Leonid Zamskoy. Der Übeltäter musste gut werfen können. Nur die Angehörigen der Verstorbenen erhalten einen Schlüssel. Für Fremde bleibt der Friedhof verschlossen. Bald wird er gänzlich die Vergangenheit verwahren. Es sind nicht mehr viele freie Grabstätten vorhanden. Ein neues Areal wurde der Gemeinde von der Stadt angrenzend an den Neuen Ostfriedhof in Lechhausen in Aussicht gestellt. Leonid Zamskoy findet diese Lösung gut. Doch noch ist ein wenig Zeit: Rund 150 Mitglieder der jüdischen Gemeinde werden an der Haunstetter Straße ihre letzte Ruhe finden. Zuletzt wurde der Augsburger Ehrenbürger Ernst Cramer auf dem Friedhof beerdigt. Cramer flüchtete vor den Nazis in die USA, kehrte als Soldat nach Deutschland zurück und lebte später als Publizist und Weggefährte Axel Springers in Berlin. Auf eine Trauerfeier verzichtete er. Seine Eltern und sein Bruder starben im Konzentrationslager. Sie hätten auch keine Trauerfeier gehabt, war seine Begründung. Bei der Beerdigung zierte nur ein kleines Blechschild das Grab Cramers. Dr. Ernst Cramer stand darauf. Sein Sohn bat Leonid Zamskoy vor der Trauerfeier, den Akademikertitel zu entfernen. Zamskoy: 'Er sagte mir, dass das sein Vater nicht gewollt hätte. Denn im KZ waren alle Menschen gleich. Ob Akademiker oder nicht.'"    
 
Juni 2019: Dokumentation zum jüdischen Friedhof ist erschienen   
Artikel von Stefanie Schöne in der "Augsburger Allgemeinen" vom 22. Juni 2019 (Link zum Artikel):  "Geschichte. Was der jüdische Friedhof zu erzählen hat
Der Historiker Yehuda Shenef erforscht schon lange die jüdischen Friedhöfe Augsburgs. Jetzt legt er eine Monografie über die 1800 Gräber im Hochfeld vor.
Grabsteine geben eine Ahnung von der eigenen Endlichkeit und legen spannende Fährten in die Vergangenheit. Auf den drei jüdischen Friedhöfen in Augsburg verdichten sich die persönlichen Erinnerungen unzähliger Familien zu insgesamt 550 Jahren Stadtgeschichte. Sie zeigen das Auf und Ab, Erfolg und Verfolgung der jüdischen Minderheit über die Jahrhunderte. Mit 150 Jahren ist die Ruhestätte im Hochfeld die jüngste und derzeit die einzige, die von der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) betrieben wird. Der mittelalterliche Friedhof am Eisstadion hat keine Spuren hinterlassen, der in Kriegshaber ist voll und kann nicht weiter belegt werden.
Hunderte Fotos zeigen den Hochfelder Friedhof. Der Historiker Yehuda Shenef, der 1995 von Israel nach Augsburg zog, erforschte die Gräber, Denkmäler, Grabsteinmode und Steinmetze über 20 Jahre. Jetzt hat er bei Books on demand einen Band über den Hochfelder Friedhof veröffentlicht. Hunderte Fotos zeigen die jüdischen Familien, von Nationalsozialisten abgeräumte Kindergräber, Grabinschriften und die von den Bomben der Alliierten zerstörte Leichenhalle im Zentrum des Friedhofs.  Ein 50-seitiges Register der etwa 1800 Gräber, ein alphabetisches Verzeichnis der Bestatteten sowie ihrer in den Konzentrationslagern ermordeten Verwandten und 53 Porträts jüdischer Augsburger ermöglichen eine gezielte Personensuche, laden aber auch ein zu einer Lesereise in die jüngere Augsburger Stadtgeschichte.
Eine Oase im städtischen Trubel. Das Grundstück selbst hatte Carl von Obermayer, der damalige Vorsitzende der IKG, Mitte des vorletzten Jahrhunderts erworben. 1867 lag der Bereich außerhalb der Stadtmauern, ringsum nichts als Landschaft. Heute ist der nur 40 Meter breite, aber 117 Meter lange Grund eine Oase im städtischen Trubel – im Westen und Osten eingezwängt zwischen den Verkehrsachsen Haunstetter Straße und Altem Postweg, im Norden und Süden zwischen Berufsschule und Kleingartenanlage. Carl von Obermayer (1811-1889) war in Augsburg kein Unbekannter. Die Generation seines Vaters gründete Bayerns erste Bank mit, finanzierte die Anfänge mehrerer Textilfabriken in der Lechstadt sowie die Eisenbahnstrecke nach München. Carl selbst war Kommandant der Augsburger Landwehr, studierte Militärstrategien kreuz und quer in Europa und den USA, ging beim Berliner Kaiser- und im bayerischen Königshaus ein und aus.
Eine bayernweit einmalige Synagogenorgel. Als die USA ihn zum Konsul für Bayern ernannten, richtete Obermayer in seinem heute als Standesamt bekannten Obermayer-Palais in der Maximilianstraße seinen Amtssitz ein. Kurz darauf verkaufte er das Haus an den ihm nachfolgenden IKG-Vorsitzenden. 1938 wurde es 'arisiert'.  Carl von Obermayer selbst ließ sich allerdings nicht auf 'seinem' neuen Friedhof, sondern auf dem ebenfalls noch offenen Kriegshaber Friedhof bestatten. Die Reformgemeinde in Augsburg war ihm – so schreibt Shenef – mit ihrer bayernweit einmaligen Synagogenorgel, ihrem Chor und der deutschen Predigt zu modern.
1800 Eintragungen auf dem Hochfelder Friedhof. Insgesamt 13 Obermayers jedoch liegen laut Shenefs umfangreichen Grabregister mit 1800 Eintragungen auf dem Hochfelder Friedhof. Max Obermayer, Carls Cousin, Grabnummer 168, starb 1886. Im Adressbuch der Stadt wird er als 'Commerzien-Rath, Bankier, Consul' geführt, er wohnte in der Maximilianstraße, besaß jedoch auch ein Haus in der Schaezlerstraße. Er war ebenfalls amerikanischer Konsul und arbeitete in Argentinien, Japan und Belgien. Das Augsburger Naturkundemuseum verdankt ihm eine Reihe von Mitbringseln aus diesen exotischen Regionen der Welt.
Mietek Pemper rettete 1000 Juden vor den Gaskammern. Überhaupt versammelt der Friedhof, auf dem sich zu Beginn auch Münchener beisetzen ließen, eine Reihe von VIPs: Die Eltern von Fritz Landauer, dem berühmten Synagogen-Architekten. Landauer selbst floh  vor den Nationalsozialisten nach England, wo er 1968 starb. Für den Hochfelder Friedhof entwarf er noch mehrere Denkmäler, darunter den Grabstein seiner Eltern. Nicht mit ihm verwandt, aber gleichen Namens: Samuel Landauer (1846-1937), Grabnummer 1152. Er war Professor, Linguist und Orientalist. Laut städtischem Adressbuch lebte er in der Völkstraße 34, 1. Stock. Mietek Pemper (1920-2011) der zusammen mit Oskar Schindler 1000 Juden vor den Gaskammern rettete, liegt hier ebenso wie die bekannte Pferdehändlerdynastie der Neuburgers aus Fischach. Von Salomon Neuburger (1818-1887) ist auf dem Dachspitz seines Hauses am Perlachberg, Ecke Maximilianstraße, zudem eine gusseiserne Pferdefigur erhalten.
Grundlagenforschung über den Friedhof. Diese Spuren und Zeugnisse jüdischen Alltags in Augsburg sichtbar zu machen, das ist das Verdienst von Shenefs Buch. Der Band ist wegen seiner systematischen Grab- und Sterberegister nicht nur ein Nachschlagewerk für die in alle Welt verstreuten Nachfahren der ermordeten oder verjagten Augsburger Juden. Er zeigt auch das neue jüdische Leben: Im hinteren Drittel des beinah voll belegten Friedhofs ruht bereits die erste Generation der seit 1991 aus der Ex-Sowjetunion eingewanderten jüdischen Kontingentflüchtlinge.
Zwar existierten online und in anderen Publikationen bereits Informationen zu den drei Augsburger Friedhöfen. Auch Grabregister gab es bereits. Yehuda Shenef, der auch Vorsitzender des Jüdischen Historischen Vereins Augsburg ist, hat nach seinen insgesamt 13 Publikationen zum schwäbischen Judentum sowie zum mittelalterlichen Friedhof am Eisstadion (2013) und zum Kriegshaber Friedhof (2013) jetzt erstmals auch die Grundlagenforschungen über diese Ruhestätte kompakt zwischen schöne Buchdeckel gepackt."   

         
        
        
Der neue jüdische Friedhof im Neuen Ostfriedhof Lechhausen     
  
Schon mehrere Jahre hatte es sich abgezeichnet, dass der Friedhof an der Haunstetter Straße voll belegt sein würde. Eine Erweiterung des Friedhofes war nicht möglich. 2019 konnte die jüdische Gemeinde einen neuen Friedhof in Lechhausen (Teil des Neuen Ostfriedhofes Lechhausen) feierlich einweihen. Auf dem neuen Begräbnisplatz können etwa 1000 Gräber angelegt werden.
 
Der Neue Ostfriedhof ist seit 1952 geplant worden. Er wurde jedoch erst am14. Februar 1964 eingeweiht. Er umfasst im Endzustand eine Fläche in insgesamt 22,9 ha. Die erste Beisetzung war am 26. Februar 1964. Der Haupteingang zum Friedhof ist an der Zugspitzstraße 104. Auf dem Friedhof besteht neben dem allgemeinen Teil seit 1997 auch ein islamisches Grabfeld (erste Belegung 1998; das islamische Grabfeld umfasst die Abteilungen 32, 36 und 37; rückseitiger Zugang an der Blücherstraße).   
    
Lage des neuen Friedhofes 
   
Im südlichen Stadtrandbezirk "Hochfeld" an der Haunstetter Straße.

Lage des jüdischen Friedhofes in Augsburg auf dem dortigen Stadtplan: links anklicken und über das 
Verzeichnis der "Behörden und öffentl. Einrichtungen" zu "Friedhof, Neuer Ostfriedhof". 

   
Einzelne Berichte       

Herbst 2019: Der neue Friedhof wird eingeweiht     
Artikel von V. Shaykhit und L. Kyrey in "Jüdisches Leben in Bayern" Jg. 24 Nr. 140 vom 19. Dezember 2019 S. 31: "Ein neuer Friedhof..." 
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.     

    

 

Links und Literatur  

Links:  

bulletInformationen zum jüdischen Friedhof Haunstetter Straße (Jüdisch-Historischer Verein Augsburg)  
bulletWebsite der Stadt Augsburg   
bullet Zur Seite über die Synagoge in Augsburg (interner Link)   

Literatur:  

bulletGermania Judaica III,1 S. 39-65. 
bulletYehuda Shenef: "When even cedarfs fall in flames...". Some explanatory notes on history and remnants of the Medieval Jewish Cemetery of Augsburg called Judenkirchhof. 48 p. Augsburg 2006/2011 (online zugänglich - als pdf-Datei eingestellt).    
bulletIsrael Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 229-230.     
bulletAugsburg Lit 65.jpg (398351 Byte)  Yehuda Shenef: Der Augsburger Judenfriedhof. Zur Geschichte und zu den Überresten des mittelalterlichen jüdischen Friedhofs in der Reichsstadt Augsburg.  Kokawim-Verlag Augsburg 2013. 176 S. 29,50 €. ISBN-13: 978-3944092-01-0. 
Erhältlich über info@sol-service.de bzw. telefonisch über 08252/881480 und im Buchhandel. 
Beschreibung des Buches auf der Verlagsseite
bullet JEWISH CEMETERY AUGSBURG GRAVELIST - based on original vital records 1867 - 1940s.
Researched and displayed by Rolf Hofmann and Herbert Immenkötter. 2018. Als e-book zum Download eingestellt (18 MB) 
bullet Yehuda Shenef: Die Liebe ist der Dichtung Stern. Der jüdische Friedhof von Augsburg - Hochfeld. Geschichte, Inschriften, Grabregister, Biographien, Photos. Hrsg. Jüdisch-Historischer Verein Augsburg. 2019. 200 Seiten. Books on Demand. 35 €. ISBN 978-3752-8565-69. 

            
             

                   
vorheriger Friedhof     zum ersten Friedhof    nächster Friedhof   

                 

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013