Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Brückenau (Kreis Bad Kissingen) 
Die jüdischen Friedhöfe

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
   
Siehe Seite zur Synagoge in Bad Brückenau (interner Link)  
   

   
Zur Geschichte der Friedhöfe   
     
Alter Friedhof  
  

In Bad Brückenaus Umgebung gab es einen älteren jüdischen Friedhof, dessen Lage noch 1924 teilweise bekannt war. Er geht auf die Zeit der Ansiedlung jüdischer Familien im 16. Jahrhundert zurück und wurde vermutlich schon vor 1560 angelegt. Nach der Ausweisung der Juden aus Brückenau 1671 wurde dieser Friedhof aufgegeben. Genannt wird der Friedhof erstmals in der "Judenordnung" des Stifts Fulda vom 31. Oktober 1586.  

Pfaffenhausen Dok 610.jpg (123979 Byte)Aus der Judenordnung vom 31. Oktober 1586 - ausgestellt im Namen Maximilians, Erzherzog von Österreich, Administrator des Stifts Fulda (Stadtarchiv Fulda, Judenordnung, 1586, Okt.31, Handschrift; Abbildung aus dem Katalog "Jüdisches Leben in und um Hammelburg" s.Lit. S. 17): "Zum Fünfzehnten, sollen alle Juden, so unter uns sesshaft und darin sich aufhalten, so sie alt oder jung sterben, ihr Begräbnis vor der Stadt Fulda, Brückenau, Pfaffenhausen und sonst nirgends haben..." 

Die Lage dieses alten jüdischen Friedhofes ist unklar. Ulrich Debler (s. Lit. S.31-33) vermutet ihn im Bereich des oberen Teiles des heutigen Stadtfriedhofes. Nach seiner Auffassung wurde der jüdische Friedhof später zur Beisetzung von Pest- oder Epidemietoten verwendet, gleichfalls soll unmittelbar auf dem jüdischen Friedhof 1682 die bis heute erhaltene Friedhofskapelle gebaut worden sein. Diese Lokalisierung lässt sich allerdings schwer vereinbaren mit dem unten wiedergegebenen Bericht von 1924, wonach jüdische Kurgäste noch "am Rande des Waldes" (wo?) jüdische Grabsteine entdeckt haben. Dabei ist nicht die Rede von einem anderen Friedhof in der Nähe.     
     
Bis zur Anlegung eines eigenen Friedhofes in Bad Brückenau wurden die Toten der Gemeinde im Friedhof Altengronau beigesetzt.  

Hinweis auf einen alten jüdischen Friedhof in einem Badebrief aus Brückenau (1924) 

Zuentersbach Israelit 21081924.jpg (237229 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1924: "Badebrief aus Brückenau. Brückenau Stadt, 15. Juli. Ein tiefblauer Morgenhimmel wölbt sich über dem reizenden Tale der Sinn, an deren Ufern sich zu Wiese und Wald Heilquellen in beträchtlicher Zahl gesellen, um Menschen, die sich an Klagen gewöhnt haben, zum Loben und Preisen zu veranlassen. Sie vergessen ihre Schmerzen, die den langen Winter über ihre Glieder und Gelenke durchzuckt haben, durch den Gebrauch des heilkräftigen Mineralwassers und freuen sich, dass sie nun wieder die Herrschaft über ihren Körper erlangen und sie sogleich in einer so wunderbaren Gegend ausüben können. Und der Jude, dem seine Religion Leitstern fürs ganze Leben ist, empfindet es noch als besonders dankenswert, dass eine fromme Gemeinde und ein neues zuverlässig geführtes jüdisches Hotel es ihm ermöglichen, aller dieser Segnungen ohne jede Entbehrung teilhaftig zu werden. In der herrlichen Synagoge hat er soeben seine Morgenandacht verrichtet, und nun ersteigt er den Hand, der das Tal nach Norden eingrenzt, um vor dem Frühstück noch eine kleine Wanderung zu unternehmen. 
Bald erhält er Gesellschaft. In der Nähe des Bergkammes sieht er auf verschiedenen Pfaden Bekannte in gleicher Richtung emporsteigen. Sie erfreuen sich gleich ihm des wunderbaren Morgens, der würzigen Luft - die Stadt Brückenau liegt 311 m hoch - und des herrlichen Ausblickes. Viele Bänke laden am Waldesrand zu kurzer Ruhe. Manche Gedenktafel erinnert an bekannte Persönlichkeiten, die gleich uns den Reiz der Gegend genossen haben, wie z.B. der berühmte Reichs-Postmeister Stephan. 
Nachdem wir lange genug den Blick in die Runde haben schweifen lassen, suchen wir die Orte, die uns besonders lieb geworden sind: die Synagoge mit dem Davidstern über ihrem Kuppeldach und das frei gelegene gastliche Hotel mit seiner saftig grünen Gartenanlage. Dann untersuchen wir aber auch unsere nächste Umgebung. Und was gewahren wir zu unserer Überraschung? - 
Aus dem Erdreich am Rande des Waldes ragen zwei Steine etwa zehn Zentimeter hoch heraus. Die eigentümliche Rundung lässt uns vermuten, dass es sich um behauene Steine handelt. Mit Hilfe unserer Bergstöcke gelingt es uns, die oberste Erdschicht zu entfernen. Da erscheinen einige Ritzen im Stein, und als wir sie betrachten, tritt die Form der Buchstaben P"N (hier ruht) deutlich hervor. Unsere Vermutung ist bestätigt: In diesem Boden haben Glaubensgenossen vor Jahrhunderten die Überreste ihrer teuren Toten gebettet. Die älteren Mitglieder der Gemeinde haben von diesem Friedhofe wohl erzählen hören. Aber man hatte im Laufe der Zeit die Örtlichkeit vergessen. Das mag daher gekommen sein, dass man Jahrhunderte hindurch den Juden den Wohnsitz hier untersagt hatte. Als sich wieder welche hier ansiedelten, mussten sie ihre Leichen nach dem Bezirksfriedhofe im benachbarten Altengronau bringen. Erst vor einigen Jahren ist hier ein Gelände für einen eigenen Friedhof angekauft worden. Die jetzige stattliche Gemeinde hat die gesamte Gemeinde des nahen Dorfes Züntersbach in sich genommen. Die alte Synagoge, die sich im Gebäude einer frommen Familie befand, ist ein Raub der Flammen geworden. Aber noch heute erinnert eine Stiftung an jene frommen Brückenauer, die sich um die Erhaltung der Gemeinde große Verdienste erworben haben. E."

   
Neuer Friedhof  

Der jüdische Friedhof in Bad Brückenau gehört zu den jüngsten jüdischen Friedhöfen in Bayern. Er wurde erst 1923 angelegt. Die erste Beisetzung war am 21. September 1924 (Martin Binheim). Es sind 23 Grabsteine erhalten. Die Friedhofsfläche umfasst 7,59 ar.
 
Nachdem der Friedhof nach 1945 nicht weiter gelegt wurde, erwarb die Stadt Bad Brückenau einen Großteil des unbelegten Grundstückes und legte auf ihm und auf einem angrenzenden Grundstück den kommunalen Waldfriedhof an.
  
1987
wurde auf dem Friedhof ein großer Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Bad Brückenau und ihre 1938 zerstörte Synagoge erstellt. 
   
   
Lage des (neuen) Friedhofes 
  
Der Friedhof ist heute Teil des kommunalen Friedhof am Waldrand ("Waldfriedhof") am nördlichen Ortsausgang Richtung Fulda (erreichbar über die Leimbachstraße). 
  
  
Link zu den Google-Maps      
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)  
  

Größere Kartenansicht      
 
     

Fotos 

Obere drei Fotozeilen: 
Fotos: Jürgen Hanke, Kronach
Brueckenau Friedhof 125.jpg (72804 Byte) Brueckenau Friedhof 126.jpg (56852 Byte) Brueckenau Friedhof 127.jpg (61173 Byte)
Eingangstor des Friedhofes Erster Grabstein für Martin Binheim
 (1866-1924)
Blick über den Friedhof
   
     
Brueckenau Friedhof 122.jpg (76263 Byte) Brueckenau Friedhof 123.jpg (43777 Byte) Brueckenau Friedhof 120.jpg (58901 Byte)
Grabstein für das Kind des Hotelier
 Siegfried Strauss, Bad Brückenau 1925
Grabstein mit "segnenden Händen" der
 Kohanim" für Abraham Kahn (1877-1927)
    
     
Brueckenau Friedhof 124.jpg (65133 Byte) Brueckenau Friedhof 121.jpg (57143 Byte) Brueckenau Friedhof 128.jpg (84048 Byte)
Gedenkstein von 1987: "Hebräisch: Zum Gedenken an die Heilige Gemeinde
 Brückenau
. Die Stadt Bad Brückenau gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen Mitbürger.
 Die Synagoge stand Unterhainstraße Nr. 24 und diente dem Gebet bis zu ihrer
 Vernichtung in der Pogromnacht des 9./10. November 1938. In der Zeit der schwersten
 Verfolgung erlosch die jüdische Gemeinde 1939. Zur Mahnung und zum Gedenken. 
Dieses Grundstück war ehemals Eigentum der jüdischen Kultusgemeinde Brückenau"
Grabstein für Gretel Katzmann
 (1925-1929)
 
 
Der Friedhof 2007 
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum: 31.5.2007)
    
Brueckenau Friedhof 129.jpg (115232 Byte) Brueckenau Friedhof 120.jpg (81216 Byte) Brueckenau Friedhof 121.jpg (109371 Byte)
Eingangstor 
des Friedhofes
Friedhofshalle des Waldfriedhofes mit dem
 rechts davon befindlichen Gedenkstein
Gedenkstein 
von 1987
     
Brueckenau Friedhof 122.jpg (93289 Byte) Brueckenau Friedhof 123.jpg (110630 Byte) Brueckenau Friedhof 127.jpg (116055 Byte)
Inschrift 
wie oben 
Rechts Grabstein für Jeanette Strupp 
geb. Eisemann
Grabsteine für Wolf Adler 
und Rosa Adler
     
Brueckenau Friedhof 124.jpg (95194 Byte) Brueckenau Friedhof 125.jpg (113831 Byte) Brueckenau Friedhof 126.jpg (117075 Byte)
Grabstein mit "segnenden Händen" der
 Kohanim" für Abraham Kahn (1877-1927)
   
Teilansicht, vorne 
Grabstein für Samuel Stern 
  
Teilansicht, vorne der Grabstein für 
Martin Binheim, der erste auf 
dem Friedhof Beigesetzte
     
  Brueckenau Friedhof 128.jpg (137384 Byte)  
   Grabstein für das Kind des Hotelier 
Siegfried Strauss, Bad Brückenau 1925
  
      
     
Der Friedhof im Sommer 2010 
(Fotos: W. Weigand, Minden)
   
Bad Kissingen Friedhof 283.jpg (297499 Byte) Bad Kissingen Friedhof 280.jpg (321617 Byte) Bad Kissingen Friedhof 282.jpg (259743 Byte)
 Teilansichten des Friedhofes 
     
     

   
   

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Bad Brückenau 
Zur Seite über die Synagoge in Bad Brückenau (interner Link)

Literatur:  

Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 37-38.
Michael Trüger: Der jüdische Friedhof in Bad Brückenau. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern. 9. Jahrgang Nr. 64 vom Dezember 1994. S. 23-24.  Beitrag von Michael Trüger online zugänglich 
Ulrich Debler: Die jüdische Gemeinde in Bad Brückenau. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter. Bd. 66 2004. 
  

    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 16. Dezember 2012