Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"  
Zu den "Synagogen im Odenwaldkreis"  
  

Bad König mit Momart (Odenwaldkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Erholungsstätten  
Kennkarte aus der NS-Zeit  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)   
   
In (Bad) König bestand eine jüdische Gemeinde bis 1942. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Zwischen 1815 und 1825 sind die Namen von drei am Ort aufgenommenen jüdischen Familien bekannt: Josef Löb Oppenheimer, Mordochai Herzfeld und Moses Ehrmann. 
 
Im Laufe des 19. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Einwohner zunächst stetig an: 1828 51 jüdische Einwohner (in 14 Familien, dazu zwei Familien in
Momart), 1840 65, 1861 86 (4,8 % von insgesamt 1.774 Einwohnern), 1880 100 (5,1 % von insgesamt 1.961 Einwohnern), um danach wieder zurückzugehen: 1895 67 jüdische Einwohner (3,5 % von insgesamt 1.911). Da Bad König durch die Entwicklung als Kur- und Badeort seit der Zeit um 1900 ein attraktiver Wohnort war, zogen parallel zur Abwanderung bis um 1920 noch einige jüdische Familien anderer Orte zu, insbesondere aus Kirchbrombach und Mümling-Grumbach: 1910 zählte Bad König wieder 82 jüdische Einwohner (3,7 % von 2.213). 

An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (neben der Synagoge am Kimbach) und (allerdings erst seit 1925/26, zuvor Beisetzungen in Michelstadt) einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle unten). Um 1870 hatte die Gemeinde - offenbar trotz der Ausschreibungen von 1865 und 1867 (siehe unten) keinen eigenen Lehrer, was in der orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit" kritisiert wurde (siehe Artikel unten). Von 1873 an war dann über 35 Jahre lang Isak Ehrmann als Lehrer, Vorbeter und Schochet in König angestellt. An der Schule waren zu unterrichten: 1840 15 Kinder, 1877 18 (vier davon gingen in Michelstadt zu Schule), 1898 noch acht Kinder. Die jüdische Gemeinde in König war orthodox geprägt und gehörte nach Auflösung des Rabbinatsbezirkes Michelstadt (1847) zum Rabbinat Darmstadt (beziehungsweise dem späteren orthodoxen Rabbinat Darmstadt II; vgl. unten den Bericht vom Besuch des Rabbiners Dr. Marx aus Darmstadt in König 1872). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde Hugo Oppenheimer (geb. 22.11.1892 in König, gef. 1.2.1915), Julius Oppenheimer (geb. 8.2.1894 in König, gef. 27.9.1915) und Jakob Strauß (geb. 11.10.1888 in König, gef. 27.9.1915). 
   
Mehrere jüdische Familienväter verdienten ihren Lebensunterhalt als Vieh- und Pferdehändler. Dazu gab es im Besitz jüdischer Familien Getreide- und Mehlhandlungen, sowie Geschäfte für Manufakturwaren, Kolonialwaren, Glas und Porzellan. Die Firma J. Mannheimer hatte ein großes Geschäft für landwirtschaftliche Maschinen. Für jüdische Kurgäste gab es mehrere - rituell geführte - Erholungseinrichtungen, u.a. die Pension Oppenheimer (siehe Anzeigen von 1900/04 unten), die Pension "Landhaus und Pension Cohn" oder (nach unten stehender Anzeige noch 1935/37) die "Kindererholungsstätte Hedy Kahn".  
   
Um 1925, als 85 jüdische Personen am Ort lebten (etwa 3,4 % von 2.460 Einwohnern), waren die Vorsteher der Jüdischen Gemeinde die Herren Abraham Neu, J. Simon und J. Mannheimer (1932 wird als 1. Vorsitzender weiterhin Abraham Neu genannt). Als Schochet war Feist Frank tätig (auch noch 1932). Der Religionsunterricht der damals noch fünf schulpflichtigen jüdischen Kinder wurde durch Lehrer Leo Grünfeld aus Michelstadt erteilt. Ab 1933 übernahm Lehrer Hermann Kahn aus Höchst i.O. den Religionsunterricht.   
   
Nach 1933
ist
ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 72 Personen in 26 Familien, 2,9 % von insgesamt 2.468 Einwohnern) auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Die jüdischen Kinder besuchten seit Oktober 1935 die in Höchst i.O. eröffnete jüdische Bezirksschule. Auf Grund der in Höchst besonders brutalen Ausschreitungen beim Novemberpogrom 1938 (u.a. starb ein 96-jähriger Mann an den erhaltenen Schlägen) verließen weitere jüdische Einwohner die Stadt, sodass im März 1939 nur noch 17 in der Stadt lebten. Da ab 1939 die Juden in Bad König keine Lebensmittel mehr erhielten, verließen auch die letzten die Stadt und zogen fast alle nach Frankfurt am Main.     
  

Von den in Bad König geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Martha Bick geb. Strauß (1891), Bertha Ehrmann (1884), Ferdinand Ehrmann (1884), Moses Ehrmann (1872), Sarah (Sara) Ehrmann (1876), Frank Feist (1868), Karoline Goldschmidt (1870), Max Herz (1908), Minna Herz geb. Bermann (1868), Adolf Herzfeld (1879), Hugo (Herz) Herzfeld (1877), Martin Kuch (1907), Hedwig Loewy geb. Speyer (1888), Moses Mannheimer (1874), Fanny Franziska Morgenroth geb. Frank (1870), Recha Müller geb. Oppenheimer (1902), Arnold Oppenheimer (1905), Bertha Oppenheimer geb. Bodenheimer (1866), Isaak Oppenheimer (1866), Rosa (Rosine) Roberg geb. Herzfeld (1863), Else Rosenbaum geb. Oppenheimer (1893), Flora Roß geb. Frank (1903), Recha Schwarzschild geb. Herzfeld (1876), Ruth Schwarzschild (1919), Ilse Speyer (1926), Lina Speyer geb. Sonneborn (1896), Moritz Speyer (1887), Lucie Spier geb. Speyer (1896), Paula Stern geb. Oppenheimer (1883), Karoline Strauß geb. Oppenheimer (1909).  
     
Hinweis: ab Oktober 2015 sollen in Bad König "Stolpersteine" verlegt werden (siehe Artikel unten).   
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer      
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1865 / 1867 / 1920 

Koenig iO Israelit 10051865.jpg (48018 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1865: "In hiesiger israelitischer Gemeinde ist die Stelle eines Religionslehrers und Vorsängers vakant. Fixer Gehalt 200 Gulden, nebst freier Wohnung und Heizung. Reflektierende wollen ihre Offerten mit entsprechenden Zeugnissen über Religiosität und Leistungen alsbald an Unterzeichneten franco einsenden. 
König, den 1. Mai 1865. 
Der Vorstand. Moses Oppenheimer
."
 
Koenig iO Israelit 02101867.jpg (56946 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1867: "Lehrer-Gesuch. Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle dahier ist erledigt und soll in kürzester Zeit wieder besetzt werden. Jährlicher Gehalt 250 Gulden bei freier Wohnung und Heizung und kann ein solider Mann auf 40 bis 50 Gulden Nebenverdienste rechnen. Hierauf Reflektierende wollen sich baldmöglichst an Unterzeichneten wenden. 
König im Odenwald, im September 1867. 
Der israelitische Vorstand Benjamin Strauß."
 
Koenig iO Israelit 22071920.jpg (39806 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1920: "Wir suchen einen Lehrer, Kantor und Schochet, möglichst unverheiratet. Gehalt 4-5000 Mark. Angebote sind zu richten an den 
Vorstand der israelitischen Gemeinde König im Odenwald. M. Schwarzschild
."

    
25-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Isak Ehrmann (1898)  

Koenig iO Israelit 08061898.jpg (76090 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1898: "König im Odenwald. Unser Lehrer Herr Israel (falsch für Isak) Ehrmann feierte am 1. Juni dieses Jahres sein 25jähriges Dienstjubiläum als Lehrer und Kantor der hiesigen israelitischen Gemeinde, woselbst er ununterbrochen segensreich zur Zufriedenheit seiner Gemeinde wirkte. Ein Schüler von ihm ist Seiner Ehrwürden Herr Dr. Mannheimer, Landesrabbiner in Oldenburg; mehrere israelitische Lehrer haben bei dem Jubilar den Grundstein zum Tora-Studium gelegt und sämtliche Schüler und Schülerinnen wurden zur Frömmigkeit von ihm angehalten. Möge es dem braven streng-gläubigen Jubilar vergönnt sein, noch viele Jahre segensreich in seiner Gemeinde zur Freunde seiner Gemeindemitglieder im Alte weiter wirken zu können. Das gebe Gott!"

   
30-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer Isak Ehrmann (1903)   

Hoechst iO Israelit 28051903.jpg (97528 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1903:  "Höchst im Odenwald, 26. Mai (1903). Am 1. Juni dieses Jahres (1. Tag Schawuot) sind es 30 Jahre, dass Herr Isaak Ehrmann das Amt eines Religionslehrers in der Gemeinde König mit seltener Pflichttreue versieht. Er hat es verstanden, während seiner langjährigen Amtstätigkeit sich nicht nur das volle Vertrauen und die Liebe seiner Gemeinde, sondern auch die Achtung der gesamten Bürgerschaft zu erwerben. Besonders verdient hervorgehoben zu werden, dass Herr Ehrmann stets mit größter Zufriedenheit zur Ehre Gottes seinen heiligen Dienstpflichten nachkommt und nicht amtsmüde wurde, obwohl er eine nach den heutigen begriffen mehr als ungenügend zu bezeichnende Besoldung bezieht. Seine Schüler und Kollegen, die ihm manche nutzbringende Anregung verdanken, vereinigen sich deshalb in diesen Tagen in dem Wunsche,, dass es ihm noch recht lange vergönnt sei, in Frische des Geistes und Körpers die Früchte zu genießen, die sein segensvolles Wirken hervorbringt. Dem Jubilar selbst aber rufen wir ein herzliches 'deine Kraft bleibe erhalten' und inniges 'Massel tow" zu, mit der Bitte, uns auch fernerhin ein beratender Lehrer und Freund zu sein. 
Mehrere Schüler und Kollegen."         

    
Zum 70. Geburtstags des Lehrers Isak Ehrmann (1909)   

Koenig iO FrfIsrFambl 20081909.jpg (44327 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. August 1909: "König i.O.  Nächsten Montag feiert Herr Isak Ehrmann, Vorbeter und Lehrer dahier, seinen 70. Geburtstag in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit. Herr Ehrmann hat seinen Beruf stets in uneigennütziger Weise 'Leschem schommajim' (zur Ehre Gottes) ausgeübt; möge es ihm noch lange vergönnt sein, zum Wohle seiner Familie und seiner Gemeinde zu wirken!"
 
Koenig iO Israelit 19081909.jpg (41968 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. August 1909: "König i.O., 15. August. Montag, 6. Elul des Jahres 5669 (23. August 1909) feiert Herr Isaak Ehrmann, Kantor und Lehrer dahier seinen 70. Geburtstag in voller geistiger und körperlicher Rüstigkeit. Derselbe hat seinen beruf in ununterbrochener 36jähriger Tätigkeit immer in uneigennützigster Weise zur Ehre Gottes ausgeübt. Möge es ihm noch lange vergönnt sein, zum Wohle seiner Familie und seiner Gemeinde zu wirken."

  
  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Kritisches zum Gemeindeleben (es fehlt ein Lehrer!) aus orthodox-jüdischer Sicht (1870)

Beerfelden Israelit 28091870b.jpg (198766 Byte)Aus einem längeren Bericht über die religiösen Verhältnisse im Odenwald - vor dem Bericht über König wird noch an die Gemeinde in Beerfelden appelliert: "... Wir bauen fest auf Euch, wenn es sich um eine Änderung unserer jüdischen Angelegenheiten in der Zukunft handelt; zeigt Euch dieser hohen Aufgabe würdig, seid einig, einig! Zukunft?! Diese bessere Zukunft wird noch geraume Zeit auf sich warten lassen, aber sie wird kommen, so gewiss kommen, als auf die Nacht der Morgen, als auf Regen Sonnenschein folgt. Eure lieben Kleinen, das sind die treuen Bürgen für euere Zukunft; wenn sie nur den Erwartungen entsprechen werden, die man nach unseren früheren Voraussetzungen an sie knüpfen darf, so seid überzeugt, es wird anders, es wird besser werden. Dieser Hoffnung können wir uns leider nicht so unbedingt in die Arme werfen, wenn wir irgend eine andere Gemeinde des Odenwaldes ins Auge fassen. Das ist die Gemeinde König, deren Mitglieder an Frömmigkeit, Wohltätigkeitssinn und Liebe zur Tora der eben besprochenen Gemeinde vollkommen gleich stehen, ja sie vielleicht noch übertreffen; aber für die Zukunft, für den Unterricht der Kinder ist nicht genügend gesorgt. Es soll dieser kleinen Gemeinde kein Vorwurf daraus gemacht werden, dass sie keinen Lehrer engagiert, dem sie die jüdische Ausbildung ihrer Jugend mit gutem Gewissen anvertrauen kann; denn dazu ist sie zu schwach; aber an die glaubenstreuen Eltern tritt doch über kurz oder lang die Frage heran: Wie wird es einst mit der Gesetzestreue unserer Kinder und Enkel aussehen, wenn wir einmal nicht mehr da sein werden? Den Einzelnen trifft vielleicht nicht die volle Schwere der Verantwortlichkeit, welche durch solche Fragen wachgerufen wird, denn was kann er, ja was kann die ganze Gemeinde tun zur Hebung ihrer traurigen Verhältnisse? Nun, wir werden sehen, ob sich etwas tun lässt und wie dies geschehen muss. Das ist ja der Endzweck dieser Zeilen. Sie wollten zunächst unsere jüdischen Zustände in ihrem wahren Elende darstellen, dann die Quellen nachweisen, aus welchen es entspringt und schließlich die Mittel angeben, mit welchen man diesem Alles überflutenden Verderben Einhalt gebieten kann. ..." 

   
Gemeindebesuch und Predigt von Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt (1872)  

Koenig iO Israelit 19061872.jpg (208640 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1872: "König im Odenwald, 10. Juni (1872). Es ist eine angenehme Pflicht, die uns heute bestimmt, die Feder in die Hand zu nehmen und die Leser des 'Israelit' und alle Freunde des wahren, echten Judentums mit einer Nachricht zu erfreuen, die wahrlich verdient, zur Freunde und Genugtuung Veranlassung zu geben. Es war am vergangenen Schabbat, wo uns die Ehre des Besuches des Herrn Dr. Marx, Rabbiner der israelitischen Religionsgesellschaft zu Darmstadt, welcher sich zugleich viele Gemeinden der Provinz Starkenburg angeschlossen haben, zuteil wurde. Es ist in diesen Blättern schon mehrfach der Herrn Dr. Marx erwähnt worden, sodass wir es nicht nötig haben, dessen Gelehrsamkeit und Berufstreue, verbunden mit wahrer, inniger Frömmigkeit, zu erwähnen und emporzuheben. In seiner Predigt, mit welcher der verehrte Herr die hiesige Gemeinde erfreute, hob es besonders hervor, dass wir durch die Gesetzgebung am Sinai, von welcher es heißt: 'und es sprach Gott alle diese Worte folgendermaßen', aller Zweifel enthoben wären, dass gerade das 'und es sprach Gott', dass Gott und nur Gott diese Worte gesprochen, uns von der Göttlichkeit der Tora überzeuge, dass in jedem der von Gott gesprochenen Worte ein Donnerwort für uns liege, das wir den Gesetzesleugnern entgegenschleudern könnten 'alle diese Worte...', dass er all diese Worte gesprochen und nur diese und keine anderen, dass wir also nicht berechtigt wären, etwas von denselben hinwegzunehmen und etwas zu denselben hinzufügen, 'folgendermaßen' und dass die Mission eines jeden Israeliten darin bestehe, diese Worte weiter zu sagen, sie zu lehren unseren Kindern und die ganze Welt damit zu belehren. Es ist dem Herrn Dr. Marx gelungen, den Glauben an das heilige Gesetz in unseren Herzen zu befestigen, unser Gemüt zu stärken, dass nur in der Hoch- und Heilighaltung des Gotteswortes das Glück und der Segen des Juden und des Menschen liege. Haben doch unsere Ahnen für das heilige Gesetz geblutet, sind sie doch für das Gotteswort in die Schranken getreten, haben sie doch Gut und Blut, Leib und Leben hingegeben, (hebräisch und deutsch:), haben ihr Leben hingegeben für die Heiligung des göttlichen Namens, und wir, die wir in einer Zeit leben, in der Gewissensfreiheit herrscht, wo jeder ungestört und unbehelligt dem Gesetze nachlegen darf, wir sollten anders handeln? - Es ist eine glückliche Errungenschaft, die die Gemeinde Darmstadt und mit ihr die Gemeinden der Provinz Starkenburg in dem Herrn Dr. Marx gemacht. Es ist eine wahre, innige Begeisterung, ein Interesse für die heilige Sache, die denselben beseelt und durchdringt. Es zeigte sich dies auch in der Tatsache, dass er am Samstagnachmittag eines 'Prüfung der hiesigen israelitischen Religionsschule beiwohnte, und hoffen wir, dass es ihm gelungen sein wird, die hiesige Gemeinde zu überzeugen, dass der Lehrberuf ein heiliger und edler ist und dass der Lehrerstand es verdient, einen besseren Standpunkt einzunehmen, als es im Allgemeinen hierzulande der Fall ist. - Möge es uns recht bald wieder vergönnt sein, den Herrn Dr. Marx in unserer Mitte zu sehen."

   
Spendenaufrufe 1878 / 1879 für eine in Not beratene Familie 

Koenig iO Israelit 25121878.jpg (78308 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1878: "Bitte! Für einen sehr achtbaren, braven, fleißigen Mann, guter Jehudi, Vater von 7 kleinen Kindern, welcher durch sein Streben nicht das Nötigste aufzubringen vermag, und lieber darbt als öffentlich seine Not zu klagen, wird die Güte unserer verehrlichen Glaubensgenossen von Unterzeichneten in Anspruch genommen, und wolle man der bedrängten Familie, der Alles gepfändet ist, recht bald mit zahlreichen Beisteuern entgegenkommen, damit der Not abgeholfen und Mobiliar und das dem Verfalle nahe Häuschen ihr erhalten bleibt. Zum Empfang sind Unterzeichnete unter voraussagendem Danke gerne bereit. König bei Michelstadt, 20. Dezember 1878. Lazarus Herzfeld, Vorsteher. B. Simon Oppenheimer, Gemeinde-Einnehmer."  
   
Koenig iO Israelit 02011879.jpg (84324 Byte)Erneute Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1879: mit Anmerkung: "Auch die Redaktion dieses Blattes ist gern bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiter zu befördern."    

   
Gutes Verhältnis zum Ortspatron, dem Grafen von Erbach-Schönberg (1900) 

Koenig iO Israelit 16081900.jpg (143465 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1900: "König im Odenwald. Wenn man die Reden gewisser preußischer Grafen und Adeligen im Reichstage und Herrenhause zuweilen liest, welche in den Reihen der Konservativen und Junker, Arm in Arm mit den Antisemiten, die Reaktion zu fördern suchen, so ist es doppelt wohltuend zu erfahren, dass der Patronat unseres Ortes, Graf von Erbach-Schönberg, ein in jeder Weise vorurteilsloser, den Juden sehr wohlgesinnter Edelmann ist. Am ersten August fand der feierliche Einzug des Erbgrafen Alexander mit seiner jungen Gemahlin Elisabeth, Prinzessin von Waldeck-Pyrmont, hier statt, welche Feier nicht bloß wegen der Juden rücksichtsvoll von dem ursprünglich angesetzten Sabbat auf deinen Werktag verlegt wurde, sondern wobei auch die jüdische Gemeinde aufgefordert wurde, eine Vertretung zur Begrüßung dem Festzuge einzureihen. Die Gemeinde hatte Glück, denn zufällig weilte hier in seinem Geburtsorte der Großherzogliche Oberlandesrabbiner Dr. Mannheimer aus Oldenburg, der an der Ehrenpforte im Namen der Israeliten seines Heimatortes das hohe Paar begrüßte. Diese Begrüßungsrede hat ungeheures Aufsehen erregt durch ihre gedankenvolle, Inhaltsreiche und poetische Sprache und die anwesenden Fürstlichkeiten sprachen unverhohlen ihre Begeisterung darüber aus. 
Der Erbgraf erwiderte huldvoll, dass er die Traditionen seines Elternhauses aufrecht erhalten werde und die Israelitischen ihm ebenso nahe stünden, wie die übrigen Bürger des Ortes. 
Zu dem im Schlosse stattgehabten Feste wurde denn auch außer dem Herrn Dr. Mannheimer Herr Oberschulinspektor B.S. Oppenheimer, welcher Mitglied des Festkomitees war, eingeladen."   

      
Werbung für Bad König im Odenwald (1903) 
   

Bad Koenig iO FrfIsrFambl 24071903.jpg (120511 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903: "Was bietet König i.O.?  
König,
ein Ort von über 2.000 Einwohnern, liegt im Herzen des Odenwaldes. Seine gesunde, staubfreie Höhenlage, seine würzige Waldluft und sein reines Quellwasser gewähren dem, von der Berufsarbeit und den Großstadtaufregungen erschlafften Körper die beste und natürlichste Kräftigung.   
Doch nicht nur der Körper, auch der abgespannte, nervös gewordene Geist wird wieder frisch und elastisch. Gibt es doch für diesen keine bessere Arznei als die harmonische Schönheit unseres Tales, die Ruhe und den Frieden unseres Ortes und das farbenfrohe Spiel unserer Fluren und Wälder.   
Ganz besonders jedoch machen wir auf unsere Stahlquellen mit ihrem reichen Gehalt an Eisen aufmerksam. Eine, die Gustav-Marienquelle, ist im vorigen Jahre mit allen Mitteln der modernen Technik gefasst und ausgebaut.   
Um den Kuraufenthalt in König angenehm und bequem zu gestalten, hat der Verschönerungsverein in nächster Nähe des Ortes für Aufstellung von Ruhebänken in schattiger Lage und Herrichtung von gärtnerischen Anlagen gesorgt.
Für rituelle Pflege ist ebenfalls bestens Sorge getragen."   
 
Dieselbe Anzeige erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1903.     

  
Ausflug des Synagogenchores von Bad Mergentheim nach König (1931)  

Koenig iO Israelit 06081931.jpg (126750 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1931: "König im Odenwald, 31. Juli (1931). Der gesamte Synagogenchor von Bad Mergentheim unternahm am vergangenen Sonntag einen Ausflug nach unserem freundlichen Luft- und Stahlbad König. Bei dieser Gelegenheit wurde die altehrwürdige Synagoge besucht, woselbst der Chor einige herrliche Gesänge zum Vortrag brachte, die auf die Mitglieder der hiesigen Religionsgemeinde und auf viele anwesende Kurgäste, die erschienen waren, einen tiefen Eindruck hinterließen. Der zufällig anwesende Herr Isaac Oppenheimer, ein geborener Königer, Mitglied des Oberrats der israelitischen Religionsgemeinden Hessens wurde gebeten, die Begrüßungsansprache zu halten, und wurde von demselben u.a. darauf hingewiesen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl ganz besonders in jetziger Zeit gepflegt werden müsse, im Interesse der israelitischen Gemeinden selbst und im besonderen Interesse der Gesamtjudenheit. Der mit anwesende Rabbiner der Gemeinde von Bad Mergentheim erwiderte in schönen Worten auf die Begrüßungsansprache, gleichzeitig Dank sagend für den schönen Empfang in Bad König, ebenso brachte das Vorstandsmitglied, Herr Adler, ebenso auch der Vorsitzende des Synagogenchores Dankesworte zum Ausdruck. Nach den Gesangsvorträgen wurde das Minchagebet verrichtet. - Gegen 17 Uhr wurde mit Auto die Rückreise durch den schönen Odenwald angetreten."   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Über den aus König stammenden Rabbiner Dr. David Mannheimer (Artikel von 1891)   
Anmerkung: Rabbiner Dr. David Mannheimer (geb. 1863 in König als Sohn des Mordechai Mannheimer, gest. 1919 in Bad Kissingen): nach rabbinischen Studien in Burgpreppach und Darmstadt war er 1884/85 an der Breuer-Jeschiwa in Pápa und studierte anschließend in Wien und Berlin. In Berlin war er zunächst als Religionslehrer tätig, 1888 Stiftsrabbiner und Oberlehrer in Karlsruhe, 1940 Rabbiner und Religionslehrer in Lauenburg / Vorpommern (Lębork). Von 1891 bis 1919 war er Landrabbiner in Oldenburg; er starb während eines Kuraufenthaltes in Bad Kissingen.       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1891: "Oldenburg, 12. April (1891). Mein Telegramm vom vergangenen Sonntage brachte Ihnen bereits die frohe Kunde von der Wahl des Herrn Rabbiner Dr. Mannheimer in Lauenburg in Pommern zum Großherzoglich Oldenburgischen Landesrabbiner.  
So hat denn endlich die Rabbinerfrage bei uns eine so schöne Lösung gefunden. Es ist zweifellos ein glänzender Triumph des gesetzestreuen Judentums, der hier errungen worden. Gegen 40 Bewerber hatten sich für das erledigte Rabbinat gemeldet, aus dieser Zahl wurden 4 zur engeren Wahl gestellt und von diesen vier vereinigte wiederum Herr Dr. Mannheimer durch seinen rednerischen Erfolg alles Sympathien auf sich. Der Eindruck, den seine Rede hervorrief, erhellt am Besten aus der folgenden Stelle des hier ausgegebenen Wahlaufrufes: 'Herr Dr. Mannheimer betrat die Kanzel, Gleich die Einleitung seiner Rede fesselte die Zuhörer und voll poetischen Schwunges, gleichsam durchdrungen vom Feuer der Begeisterung, von wahrer Frömmigkeit, hob er die Hörer aus ihrer Alltäglichkeit zu sich empor und ließ sie seinen Worten voll Andacht lauschen. Wie packend waren seine Ausführungen über das wahre Glück, über den wahren Reichtum, wie zu Herzen gehend seine Worte von Elternfreuden und Mutterglück und beim Schluss der Rede schimmerten die Tränen echten Gefühl in vielen Augen. Der Gesamteindruck war ein ganz vorzüglicher.'  
Obgleich unser neue Herr Rabbiner die Bedingung auf Entfernung des Harmoniums aus der Synagoge aufstellte, wurde er doch einstimmig gewählt, es ist dies ein glänzender Beweis dafür, dass man auch hier angefangen hat einzusehen, dass die Erhaltung des Judentums nicht in der Missachtung seiner Gebote, sondern in der treuen Befolgung seiner altbewährten Vorschriften allein zu suchen ist. Die Freude in unserer Stadt ist allgemein: Gott segne unseren neuen Rabbiner!   (Nachbemerkung der Redaktion). Wir brauchen wohl nicht hinzuzufügen, welche Kraft Oldenburg in Dr. Mannheimer gewonnen hat.  
Herr Dr. Mannheimer 1863 in König im Odenwald geboren, absolvierte das Gymnasium in Darmstadt, worauf er die Jeschiwah zu Papa besuchte, um zu Füßen des großen Rabbiner Dr. Breuer - sein Licht leuchte, jetzt in Frankfurt am Main, sich einige Jahre voll und ganz dem Studium des Talmuds und seiner Kommentatoren hinzugeben.   
Um aber dem Grundsatze der gleichen Berechtigung von Talmud-Tora- und profanem Wissen gerecht zu werden, ging er von hier aus nach Berlin in das Rabbinerseminar, um neben der weiteren Ausbildung seiner Torakenntnisse auch den profanen Wissenschaften obzuliegen. Von hier nach Karlsruhe zum Stiftsrabbiner berufen, wurde er bald darauf Rabbiner von Lauenburg, wo es seiner tatkräftigen Wirksamkeit gelungen, die Gemeinde geradezu umzuwandeln. Es wird daselbst jetzt zweimal täglich Gottesdienst abgehalten, die Verhältnisse der Chewra Kadischa sind geordnet, eine streng rituelle Beerdigung ist eingeführt, auch viele Kinder enthalten sich jetzt des Schreibens am Sabbate. Kein Wunder, dass der Weggang des Herrn Dr. Mannheimer von Lauenburg allgemein bedauert wird.   
Auch durch gediegene Aufsätze in jüdischen Zeitschriften war Herr Dr. Mannheimer, wie unseren Lesern wohl bekannt, schon öfters im Dienste der jüdischen Öffentlichkeit tätig. Oldenburg gehört zu den Gemeinden, wo fast alles religiöse Leben brach liegt; erzählt man doch, dass ein vor noch nicht allzu langer Zeit daselbst angestellt gewesener Rabbiner am Sabbat auf die Jagd zu gehen pflegte. Trotzdem zweifeln wir nicht daran, dass es der jugendlichen Kraft, welch allein durch ihre Überzeugungstreue diesen glänzenden Sieg errungen, gelingen wird, auch hier eine segensreiche Wirksamkeit in Gemeinde, Schule und Haus zu entfalten. Wir gratulieren der Gemeinde zu ihrem geistigen Führer."    

   
Zum Tod von Benjamin Oppenheimer (1908) und Jahrzeitfeier (1909)  

Koenig iO Israelit 13081908.jpg (59693 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1908: "König im Odenwald, 5. August. Kurz vor Tischobeaw (der 9. Aw war am 6. August 1908) starb hier im Alter von 70 Jahren der in hiesiger Gegend allgemein bekannte und beliebte Benjamin Simon Oppenheimer, dessen Tod nicht nur für die hiesige jüdische Gemeinde, sondern auch für den ganzen Ort einen großen Verlust bedeutet. Seit vier Jahrzehnten leitete er den Sabbatschiur (Lernstunde am Schabbat) durch seine Lernvorträge und sein Einfluss war allgemein bekannt; als wahrhafter Friedensstifter griff er überall helfend und vermittelnd ein. Unter zahlreicher Beteiligung, der jüdischen und christlichen Bevölkerung, der Vereine und Korporationen wurde er zu Grabe getragen."
 
Koenig iO Israelit 05081909.jpg (77396 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. August 1909: "König, 28. Juli (1909). Am 6. Aw (24. Juli 1909) war es ein Jahr, dass HaChawer (Ehrentitel für einen Gelehrten) Rabbi Benjamin Simon Oppenheimer aus König i.O. abberufen wurde. Auf diesem Anlasse entrollte Herr Lehrer Fröhlich aus Michelstadt auf dem Friedhof ein getreues Lebensbild dieses wackeren Mannes - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -. Sein Scheiden aus seiner Gemeinde wird auch heute noch umso schmerzlicher empfunden, als solche Jehudim, die in Gottesfurcht stets im Dienste Gottes stehen, auch hier leider sehr dünn gesät sind. Sein Andenken lebt in Ehren und zum Guten anspornend fort im Herzen all derer, die ihm näher standen. In kindlicher Verehrung stifteten der Sohn Julius Oppenheimer und dessen Frau als San Salvador am Jahrzeitstage ein Ewiges Licht für die Synagoge in König."

      
Zum Tod des Kaufmanns Max Herrmann (1912)  

Koenig iO FrfIsrFambl 26041912.jpg (53757 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. April 1912: "König im Odenwald. Im Alter von 72 Jahren verschied der Kaufmann Max Herrmann, Veteran der Kriege 1866 und 1870/71 und Ehrenmitglied des hiesigen Kriegervereins und des hiesigen Turnvereins. Die ungewöhnlich große Beteiligung bei der Beerdigung zeigten das hohe Maß von Liebe und Verehrung, deren sich der Verblichene in allen Kreisen der Bevölkerung erfreute. Lehrer Wolpert - Neustadt i.O. und Lehrer Bick - Michelstadt entwarfen eine Charakterzeichnung des prächtigen Mannes."  

   
Zum Tod von Esther Ehrmann (1912)  

Koenig iO FrfIsrFambl 05071912.jpg (37728 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1912: "König im Odenwald. Im 96. Lebensjahre verschied dahier Frau Witwe Esther Ehrmann, eine echt jüdische Frau im schönsten Sinne des Wortes. Ihr Ansehen bei Juden und Nichtjuden bewies die ungewöhnlich große Beteiligung an der letzten Ehrung. Nachrufe hielten Lehrer Kahn - Höchst und Rabbiner Dr. Marx - Darmstadt."     

       
Zum Tod von Löb Oppenheimer aus König (gestorben 1915 in Frankfurt)  

Koenig iO Israelit 08091915.jpg (153753 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1915: "Löb Oppenheimer - er ruhe in Frieden. Bevor das neue Jahr bei uns einzieht, gebührt es sich, eine Schuld, die das scheidende uns hinterlassen hat, zu begleichen. Zwar, wenn wir ihn fragen könnten, er würde es bescheiden ablehnen, vor die Öffentlichkeit geführt zu werden, denn er hat sein Leben lang nicht gestrebt, Beifall bei der Menge zu finden; nur nach dem Willen des Schöpfers sein Leben einzurichten, war sein Bemühen. Aus einer durch Frömmigkeit und Redlichkeit im besten Rufe stehenden Familie des Odenwaldstädtchens König hervorgegangen, hat Löb Oppenheimer diese Tugenden zur Richtschnur seines Handelns gemacht und sein Haus in diesem Sinne gegründet. Es war die altjüdische Gottesfurcht, welche ihn durchwehte, und die sich besonders in den Prüfungen, welche in den späteren Jahren seines Lebens nicht fehlten, in rührender Weise zeigte. Als ihm vor wenigen Jahren eine blühende Tochter, die auch in diesen Blättern eine Würdigung gefunden hat, jäh entrissen wurde, war es geradezu erhabene Ergebenheit, mit welcher er diesen Schlag hinnahm; er betätigte damals in großartiger Weise  'Not und Kummer fand ich, aber den Namen des Ewigen ruf ich an' (Psalm 116,3). Nur aus dieser echten aufrichtigen Haltung heraus war es zu erklären, dass er eine gewisse Heiterkeit bewahrte und in der Erfüllung seiner Pflichten nicht nachließ. 
Mögen die Hinterbliebenen den Trost mitnehmen, dass bei allen, die den Verstorbenen kannten, sein Andenken weiter fortlebt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

   
Goldene Hochzeit von Abraham Ehrmann und Regine geb. Eschelbacher (1922)  

Koenig iO Israelit 04051922.jpg (16712 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1922: "König im Odenwald, 1. Mai (1922). Am 16. Mai feiern Herr Abraham Ehrmann und Frau Regine geb. Eschelbacher in König im Odenwald ihre Goldene Hochzeit."   

     
Verlobungsanzeige von Martha Mandelbaum und Max Manheimer (1925)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1925: "Gott sei gepriesen. 
Martha Mandelbaum - Max Manheimer. Verlobte. 
Platz bei Geroda - König im Odenwald. August 1925."    

   
Zum Tod des aus König stammenden Ferdinand Ehrmann (gest. in Frankfurt 1928) 
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Ferdinand Ehrmann - seligen Andenkens -. Am Erew Jom Kippur (Tag vor Jom Kippur) brachten wir hier (sc. Frankfurt am Main) auf dem Friedhof der Israelitischen Religionsgesellschaft Ferdinand Ehrmann zur ewigen Ruhe. Obwohl die Bestattung nicht rechtzeitig angezeigt werden konnte, umgab doch eine große Schar von Freunden und Verehrern in tiefer Trauer die Bahre. Ferdinand Ehrmann entstammte einer guten jüdischen Familie in König im Odenwald, war ein Kind jener guten alten Zeit, die in Freude, Frömmigkeit und Gottvertrauen die von der Pflicht vorgeschriebene Lebensbahn wandelte. In frühester Kindheit hatte er den Vater verloren und ging mit umso größerer, schwärmerischer Liebe an der Mutter, die bis ins hohe Greisenalter hinein - sie starb mit 96 Jahren - in ihm die letzte und größte Freude ihres Lebens hatte. Im Jahre 1885 kam Ehrmann nach Frankfurt, wo er sein Haus gründete und war seitdem treues Mitglied der Israelitischen Religionsgesellschaft, an deren Entwicklung er wärmstes Interesse nahm. Im Geschäfte ein strenger Beobachter des Schabbat und von peinlichster Redlichkeit und Rechtlichkeit, dazu von einem Humor begnadet, die ihn stets das richtige Wort finden ließ und ihm über schwere Klippen des Lebens hinweghalf, sah er sich bald im Mittelpunkte eines Verwandtenkreises und von einer großen Freundesschar umgeben, geliebt und geachtet. Söhne und Enkel werden seinen Namen und seine Tradition im Leben weiter tragen. Er selbst hat auch die letzten schweren Leiden seines Lebens auf dem langwierigen Krankenlager mit frommer Geduld und gottergeben getragen. Ein Strahl des heiligen Jom Kippur verklärte uns, als wir ihn stumm ins Grab senkten. Wir werden ihm ein liebes dauerndes Andenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
Verlobungsanzeige für Lilli Oppenheimer (König i.O.) und Max Strauss (Büdesheim, 1937)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 15. April 1937:
"Statt Karten! 
Lilli Oppenheimer  -  Max Strauss   Verlobte  
König i/O.
April 1937   -  Büdesheim (Oberhessen)."        

    
    
Anzeigen jüdischer Erholungsstätten
 
Anzeigen der Pension Oppenheimer (1900 / 1903 / 1904)   

Koenig iO Israelit 23071900.jpg (41625 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1900: "Luftkurort König im Odenwald. 
In meinem herrlich gelegenen Hause mit großer Veranda und Badeeinrichtung sind per sofort u. 1. August fein möblierte Wohnungen und einzelne Zimmer mit streng koscherer Pension preiswürdig abzugeben. 
Ober-Inspektor: B.S. Oppenheimer."
     
Bad Koenig iO FrfIsrFambl 24071903a.jpg (58453 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Juli 1903: "Stahlbad und Luftkurort König i.O
an der Bahn-Strecke Frankfurt - Darmstadt - Eberbach - Stuttgart. Pension Oppenheimer vis-à-vis der 1902 erbauten Gustav Marien Stahlquelle. - Luftige möblierte Zimmer, große gedeckte Veranda, Bad im, und Garten beim Hause, anerkannt gute, streng rituelle Küche, betreffs Kaschruth von Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. Marx - Darmstadt bestens attestiert, empfiehlt zu mäßigen Preisen.   
Der Besitzer: Ober-Inspektor Oppenheimer.  
An Passanten und Touristen etc. können bei zeitiger Vorausbestellung, Speisen jederzeit verabreicht werden."   
    
Koenig iO FrfIsrFambl 19051904.jpg (44749 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1904
"Pension Oppenheimer. König im Odenwald 
vis-à-vis der Gustav-Marien-Stahlquelle, 
mit schönen, luftigen Zimmern, gedeckter Veranda nebst schöner Aussicht nach dem Wiesental und Wald. Anerkannt gute, streng rituelle Küche - Bäder im Haus - 
empfiehlt Ober-Inspektor Oppenheimer."

  
Anzeige der Kindererholungsstätte beziehungsweise Pension Hedy Kahn (1935 / 1937)  

Koenig iO Israelit 13061935.jpg (42047 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1935: "Ferienkinder finden gute und liebevolle Aufnahme in meinem streng rituellen Hause 'Cilly'. Aufsicht vorhanden. Referenz Josef Rosenbaum, Frankfurt-M., Palmstraße 11. Kindererholungsstätte Hedy Kahn Bad König im Odenwald, dem Kurhaus gegenüber."
  
Koenig iO Israelit 04031937.jpg (30948 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1937: "Pessach in Bad-König im Odenwald. Streng rituell, günstige Preise, kleiner Kreis. Baldige Anmeldung erwünscht. Pension Hedy Kahn."
  
Koenig iO 22041937.jpg (26816 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1937: "Schwuoth (Wochenfest) 
in Bad König im Odenwald. 
Billige Preise, streng rituell, kleiner Kreis. 
Pension Hedy Kahn

Bad König im Odenwald."  
   
Bad Koenig iO Israelit 02091937.jpg (28391 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1937: "Bad König i.O. Pension Hedy Kahn bietet bei streng rituelles Verpflegung angenehmsten Sukkosaufenthalt (Aufenthalt zum Laubhüttenfest). Neuer Speisesaal und Sukko (Laubhütte) vorhanden. Baldige Anmeldung erwünscht."      

       

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Bad König 
geborenen Arnold Oppenheimer
 
 Bad Koenig KK MZ Oppenheimer Arnold.jpg (88302 Byte)   
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Arnold Oppenheimer (geb. 3. Dezember 1905 
in König im Odenwald), Kaufmann, wohnhaft in Mainz; am 25. März 1942 deportiert ab Mainz - 
Darmstadt in das Ghetto Piaski, dann in das Konzentrationslager Majdanek, am 9. Juli 1942 ermordet    
 

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                  
     
Seit Ende des 18. Jahrhunderts war eine Synagoge vorhanden. Sie wurde um 1795/97 dicht bei einer Brücke über den Kimbach erbaut. 

1895
erinnerte man sich daran, dass das Gebäude 100 Jahre alt und inzwischen baufällig war. Damals beantragte man eine Lotterie zur Finanzierung der Renovierung. Die Lotterie wurde allerdings nicht genehmigt, da die Gemeinde es versäumt hatte, für die Instandhaltung in der rechten Weise zu sorgen. Innerhalb von zwei Jahren schaffte man es dann doch, die Finanzmittel für eine Renovierung zu sammeln, sodass die Synagoge renoviert und mit einer Festfeier Anfang September 1897 eingeweiht werden konnte. Landrabbiner Dr. Marx aus Darmstadt hielt die Festrede:
  
Feier zur Wiedereinweihung der Synagoge im September
1897  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1897: "König im Odenwald. Am jüngsten Sonntag wurde aus Veranlassung des 100-jährigen Bestehens und der Renovierung der hiesigen Synagoge eine Festgeier abgehalten, bei der Herr Landrabbiner Dr. Marx die Festrede hielt. Redner hob besonders hervor, welche brave, gottesfürchtige Männer von hier in dieser Synagoge schon beteten und wie es ihn freue, dass dieser religiöse Geist auch noch heute in der Synagoge herrsche."

Um 1933 plante man den Bau einer neuen Synagoge und wollte das alte baufällige Gebäude abbrechen. Dazu kam es jedoch nicht mehr.   
 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch Steinwürfe demoliert, 1939 abgebrochen. Zunächst wurde an ihrer Stelle ein Schuppen errichtet, später ein Wohnhaus und eine Lagerhalle. Seit einigen Jahren ist in der Nähe des Grundstückes der ehemaligen Synagoge ein Gedenkstein zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 aufgestellt. Der Text des Gedenksteines lautet: "In unmittelbarer Nähe stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde. Sie wurde 1795 erbaut, am 10. November 1938 verwüstet und 1939 abgerissen. Die nationalsozialistischen Gewalttaten sind für immer als Mahnung den nachfolgenden Generationen ins Gedächtnis zu rufen, um für Demokratie, Völkerverständigung, inneren und äußeren Frieden einzutreten." 
      
      
Adresse/Standort der SynagogeEcke Alexanderstraße 11 / Bleichstraße  
      
      
Fotos   

Historisches Foto
(Quelle: Arnsberg Bilder S. 128) 
Bad Koenig Synagoge 120.jpg (95703 Byte)     
           
      
Der Gedenkstein befindet sich 
in einer kleinen Parkanlage 
Bad Koenig Synagoge 172.jpg (130576 Byte)  Bad Koenig Synagoge 171.jpg (113254 Byte)
  Im Hintergrund der Gedenkstein mit 
der Erinnerungstafel 
Erinnerungstafel mit zur Zeit kaum 
noch lesbarem Text 
     
  Bad Koenig Synagoge 176.jpg (104280 Byte) Bad Koenig Synagoge 177.jpg (99415 Byte)
  Der Synagogenstandort war - vom Park mit dem Gedenkstein aus gesehen - auf 
der anderen Seite des vorbeifließenden Kimbaches 

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Januar 2015: Auch in Bad König sollen "Stolpersteine" verlegt werden     
Gedenken auch für Bad Königs Juden (veröffentlicht am 23.01.2015 14:14 auf echo-online.de) 
Anmerkung: In Bad König ist ab Oktober 2015 in mehrjähriger Folge die Verlegung von insgesamt etwa 40 "Stolpersteinen" angedacht. Im Oktober 2015 sollen die ersten zehn in den Straßenraum vor den entsprechenden Häusern eingebracht werden.   

    

    
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Bad König  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Bad König (interner Link)  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Bad König 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 450-452. 
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 128. 
bulletKeine Artikel bei Thea Altaras, da von der Synagoge nichts mehr erhalten ist. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 242-243. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 90-91. 
bulletJohann Heinrich Kumpf: Wohl die älteste Person des Deutschen Reichs stammte aus Momart. Zur Geschichte der jüdischen Familien Bergfeld in Momart und Michelstadt, May in Roßdorf sowie Aschenbrand in Niederaula, Rimbach und Frankfurt am Mein. In: "gelurt". Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2022. Hrsg. vom Kreisarchiv des Odenwaldkreises. Erbach/Odw. 2022. S. 99-116. Online zugänglich (pdf-Datei).  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Bad Koenig  Hesse. Established in the late 18th century, the community promoted the town's development as a health resort, which attracted a largely Jewish clientele. Known for their religious observance, the Jews numbered 100 (5,1 % of the total) in 1880 and 71 (2.9 %) in 1933. After Kristallnacht (9-10 November 1938), when Nazis desecrated the synagogue, beat Jews, and looted Jewish property, the community dispersed. Not one Jew remained, some youngsters joining pioneer training programs in the hope of emigrating to Palestine.    
      
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge  

       

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020