Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Barchfeld an der Werra (Gemeinde Barchfeld-Immelborn, Wartburg-Kreis) 
Der jüdische Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde              
    
Siehe Seite zur Geschichte der Synagoge in Barchfeld (interner Link)   
   
   
Zur Geschichte des Friedhofes      
      
Der jüdische Friedhof konnte von der jüdischen Gemeinde Barchfeld bereits 1686 angelegt werden. Damals überließ die Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen ihren Schutzjuden an dem beim Dorf gelegenen "Fischertor" ein Stück Land für einen Begräbnisplatz. 1714 wurde der Friedhof erstmals erweitert. Jährlich war von der Judenschaft eine Gebühr von 2 Talern als Erbpachtsumme zu bezahlen. Dazu kam als Begräbnisgebühr für Erwachsene jeweils 1 Taler 12 Groschen, für Kinder der halbe Preis. 1741 wurde der Friedhof umzäunt. Ein zweites Mal wurde der Friedhof 1786 um ein "sechzehntel Acker" erweitert, ein drittes Mal 1803. Im Zuge der Vergrößerungen wurde auch jeweils der jährliche Erbzins erhöht. 
   
Ein neues Grundstück wurde seit 1843 als Begräbnisfläche benutzt. 1898 wurde eine letzte Erweiterung vorgenommen. In der NS-Zeit wurden viele der Grabsteine, insbesondere die wertvollen der Jahre 1885 bis 1936 von einzelnen Barchfelder Bürgern gestohlen und für persönliche Zwecke missbraucht (Fundamente bei Hausneubau u.a.m.). Es verschwanden dadurch etwa zwei Drittel der Grabsteine. Nur ein Grabstein auf dem 20. Jahrhundert blieb erhalten (Elora Strauß, 1873-1936). 
   
Nach 1945 wurden die noch vorhandenen Grabsteine wieder aufgerichtet. Ein Teil des alten Friedhofsgeländes wurde von der jüdischen Landesgemeinde in Thüringen an einen angrenzenden Nachbarn verkauft. Nur eine Teilfläche des alten Friedhofes in der Größe von etwa 3,50 ar ist heute als Friedhof hergerichtet. Diese Fläche ist von einem Holzzaun umgeben. 1999 wurden 82 Grabsteine sowie einzelne Steinsockel und wenige Grabeinfassungen ohne Gedenksteine registriert. Seit 1984 ist der Friedhof in der Liste der geschützten Denkmale aufgenommen.
     
    
Die Lage des Friedhofes   

Der Friedhof liegt zwischen der Stadt und der Werra an der Bundesstraße 19 in Richtung Eisenach (Nürnberger Straße 73).  
  
Link zu den Google-Maps   
    
 
  
    
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: August 2005)  

Barchfeld Friedhof 106.jpg (72674 Byte) Barchfeld Friedhof 104.jpg (84594 Byte) Barchfeld Friedhof 103.jpg (84280 Byte)
Das Eingangstor von der 
Nürnberger Straße  
Blick über den Friedhof, links die
 Synagogengedenkstätte (siehe bei 
der Seite zur Synagoge)  
     
    
     
Barchfeld Friedhof 102.jpg (48546 Byte) Barchfeld Friedhof 105.jpg (74367 Byte) Barchfeld Friedhof 101.jpg (66169 Byte)
Ungewöhnliche Version 
einer Levitenkanne  
     Grabstein für eine Frau mit
 charakteristischer Eulogie (Todestag 
auf Foto nicht lesbar)  
  
   
Barchfeld Friedhof 100.jpg (89404 Byte) Barchfeld Friedhof 107.jpg (54896 Byte)    
Gestorben (Familienname Wolf) am
 Dienstag, 15. Tammuz 5631 = 4. Juli 1871
Rebekka starb am Donnerstag, 9. Kislew,
 vermutlich 5621, also im Dezember 1861
   
     
Barchfeld Friedhof 070.jpg (133540 Byte) Barchfeld Friedhof 071.jpg (94268 Byte)  
Zwei Grabsteine mit deutschen Namen auf der Rückseite: links für Caroline Leopold, gest. 1873;
 rechts für Jettchen Hartmann geb. Ronsheim*, gest. 11. März 1873; beide Fotos erhalten von 
Sharon Grundfest-Broniatowski, Fotos von Anfang der 1990er-Jahre).   
 
 *Jettchen Hartmann war verheiratet mit Samuel Hartmann (Sohn von Lipmann/Liebmann
 Hartmann und Netta geb. Hoffmann) . Ihr Sohn Levi Hartmann (geb. 1875) wurde 
mit seiner Frau Mathilde geb. Levor (sowie zwei ihrer drei Kinder) in der NS-Zeit 
deportiert und ermordet.  
 
       
 Fotos des Friedhofes und der Gedenktafeln vom Frühjahr 2016 
(erstellt von Christiane Jordan; eingestellt in höherer Auflösung)   
   
Barchfeld Friedhof D016.jpg (465319 Byte)   Barchfeld Friedhof D011.jpg (668239 Byte) Barchfeld Friedhof D012.jpg (575739 Byte)
 Tafel am Eingang zum Friedhof  Teilansicht des Friedhofes   Älterer rein hebräisch beschrifteter Grabstein  
     
Barchfeld Friedhof D017.jpg (534331 Byte) Barchfeld Friedhof D014.jpg (387720 Byte) Barchfeld Friedhof D018.jpg (722386 Byte) Barchfeld Friedhof D010.jpg (701259 Byte)
 Grabstein für Riwka Tochter des
Jehuda HaKohen 

mit auffallender Engelsgestalt 
  
 Hinweistafel zur Geschichte der
 jüdischen Gemeinde von Barchfeld  
 
Gedenkstein für die Synagoge - früher am Standort der Synagoge 
Nürnberger Straße 38, "wegen geänderter Eigentumsverhältnisse 
am ursprünglichen Standplatz der Synagoge" zum Friedhof verbracht  
     

       
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November 2007 und 2009: Gedenkstunden auf dem Friedhof  - siehe Seite zur Synagoge in Barchfeld    
 
August 2017: Dokumentation des Friedhofes   
Artikel von Blanka Weber in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 8. August 2017: "Spuren. Besuch in Barchfeld. Der Handschriftenexperte Abraham David entziffert Grabsteine
Abraham David beugt sich über einen Grabstein und versucht, die hebräische Inschrift zu entziffern. Die Gravur aus dem Jahr 1844 ist fast nicht mehr lesbar. Die Zeit hat ihre Spuren in den Sandstein gegraben. Von manchen Steinblöcken fallen ganze Schichten ab, manchmal sind ausgerechnet in der letzten Zeile die Jahreszahlen nicht erkennbar. Genau die möchte der Kunsthistoriker erfahren, wenn es um Leben und Tod der jüdischen Gemeinde im thüringischen Barchfeld geht. Abraham David ist Experte für hebräische Handschriften. 40 Jahre lang hat er an der Hebräischen Universität Jerusalem diesen Bereich der Bibliothek geleitet. Er kennt historische Torarollen, war jahrelang als Fachmann im internationalen Austausch und ist immer wieder fasziniert von der Kunst und Schönheit alter Texte.
Zuordnung Nun also Grabsteine in Thüringen. Vor einigen Monaten erreichte ihn die Anfrage, ob er nicht einen Blick auf ein paar Fotos werfen könne. Es fehlten Angaben zu Personen und Übersetzungen. Die Fotos allein waren nicht aussagekräftig, und so verband Abraham David eine Fachtagung in Mainz mit einem Besuch im kleinen Barchfeld, nahe Eisenach. Es galt und gilt noch immer, knapp 100 Grabsteinen die Geschichte derer zuzuordnen, die hier einst zur Gemeinde gehörten. Etwa 200 Personen der 600 Einwohner waren im 19. Jahrhundert jüdisch. Der Friedhof – einer von 35 in Thüringen – ist erhalten und zählt zu den schönsten und auch verborgensten, am Rande einer Straße gelegen, beschattet von hohen Bäumen. Der Geschichtsverein des Ortes um den engagierten Klaus Schmidt und den evangelischen Pfarrer Michael Stahl bemüht sich seit Jahren um den Erhalt des Friedhofs, ebenso die Kommune und der CDU-Bürgermeister. Auch Ralph Groß ist an jenem Nachmittag anwesend. Er finanziert einen Teil der Reise des Gastes. 'Wir wollen in unserem Ort die Geschichte erhalten und kenntlich machen, dass der jüdische Friedhof in unsere Mitte gehört, ein Teil von uns ist.'
Übersetzung Wolfgang Nossen, der ehemalige langjährige Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, kennt den Friedhof und hat in seiner Amtszeit einmal pro Jahr das Gelände besucht. Auch er zollt der Arbeit des israelischen Wissenschaftlers hohen Respekt, zumal dessen Familie und vor allem die seiner Frau eine tragische Holocaust-Geschichte hat. Abraham Davids Vater stammt aus Gießen. Dort befinde sich sein Grab, sagt David mit nachdenklicher Stimme. Es ist eine Begegnung in Barchfeld, die bei allen Beteiligten Spuren hinterlässt, auch – und das ist erfreulich – bei den jungen Menschen des Ortes, die an jenem Tag helfen, die Steine zu übersetzen, und mit einem 74-jährigen israelischen Gast ins Gespräch kommen, dessen familiäre Wurzeln kaum 150 Kilometer entfernt im Hessischen liegen." 
Link zum Artikel  
 

     
      

Links und Literatur   

Links:  

bullet Website der Gemeinde Barchfeld-Immelborn    
bulletZur Seite über die Synagoge in Barchfeld  (interner Link)  

Literatur:   

bulletJustin Herrmann: Zur Tausendjahrfeier Barchfeld (Werra) - Ein vollständiger Überblick der Geschichte der israelitischen Gemeinde. 1933.  
bulletZeugnisse jüdischer Kultur. Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen. Projektleitung: Kathrin Wolff. Gesamtredaktion: Cordula Führer. Berlin 1992. S. 259-260.
bulletMichael Brocke/Eckehart Ruthenberg/Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin). Berlin 1994. S. 240. 
bulletIsrael Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link) Zu Mühlhausen: S.  180-189.
bullet Gerhild Elisabeth Birmann-Dähne: Jüdische Friedhöfe in der Rhön. Haus des ewigen Lebens. 132 S. 166 Abb. ISBN 978-3-7319-0828-9. 19,95 €. Imhof-Verlag. Fulda 2018.
Information auf Verlagsseite mit Bestellmöglichkeit. https://www.imhof-verlag.de/juedische-friedhoefe-in-der-rhoen.html 
Das Buch ist ein Führer zu den interessantesten jüdischen Friedhöfen in der Rhön, dokumentiert durch Bild und Text. Ausführlich behandelt sind die Friedhöfe in Altengronau (Hessen), Aschenhausen (Thüringen), Barchfeld an der Werra (Thüringen), Bauerbach (Thüringen), Berkach (Thüringen), Burghaun (Hessen), Dreißigacker (Thüringen), Gehaus (Thüringen), Geisa (Thüringen), Kleinbardorf (Bayern), Marisfeld (Thüringen), Mellrichstadt (Bayern), Neustädtles (Bayern), Pfaffenhausen (Bayern), Schmalkalden (Thüringen), Schwarza (Thüringen), Stadtlengsfeld (Thüringen), Suhl-Heinrichs (Thüringen), Tann (Hessen), Unsleben (Bayern), Vacha (Thüringen), Weimarschmieden (Bayern) und Weyhers (Hessen).
Presseartikel zur Buchvorstellung: Artikel in der "Fuldaer Zeitung" vom 3. November 2018 zu einer Ausstellung mit Fotos von jüdischen Friedhöfen in der Rhön; Artikel zur Vorstellung des Buches in "Fulda Aktuell" vom 29. Dezember 2018; Artikel zur Buchvorstellung in der Zeitschrift "Marktkorb" vom 2. Januar 2019.     
bullet Klaus Schmidt: Leben und Schicksal der jüdischen Landgemeinde Barchfeld/Werra. Sie waren Nachbarn und Freunde unserer Vorfahren. Hrsg. vom Verein für Heimatgeschichte Barchfeld/Werra e.V.  Michael Imhof Verlag Fulda 2021. ISBN 978-3-7319-1155-9.     

     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020