Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Beerfelden (Stadt Oberzent, Odenwaldkreis) 
Jüdischer Friedhof

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde          
    
Siehe Seite zur Synagoge in Beerfelden (interner Link)    
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes     
   
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in Michelstadt beigesetzt. 1922 erwarb die jüdische Gemeinde der Stadt ein Grundstück zur Anlage eines Friedhofes. Mehrere Jahre lange gab es Auseinandersetzungen um Einsprüche nationalsozialistisch gesinnter Personen gegen die Verwirklichung des Friedhofes. Am 6. September 1928 wurde der nach den Plänen des bekannten Kölner Architekten Robert Stern geschaffene und mit einer Halle versehene Friedhof durch Landrabbiner Dr. Merzbach aus Darmstadt feierlich eingeweiht. Die ersten Beisetzungen waren allerdings bereits die des Joseph Oppenheimer am 27. Februar 1927 (siehe Foto unten) und die der Rebecka Marx, die laut ihrem Grabstein am 24. Februar 1928 gestorben ist. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden nur 13 Beisetzungen vorgenommen. Die Friedhofsfläche umfasst 34,78 ar.  
  
Der Friedhof wurde im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 sowie im Mai 1994 geschändet. Dabei wurden jeweils die Grabsteine umgeworfen und teilweise schwer beschädigt.
  
  
Die Einweihung des Friedhofes (1928)    

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 14. September 1928: "Beerfelden. Am 6. September wurde der neue Friedhof und seine Halle feierlich geweiht. Die Anlage, die sich harmonisch in die malerisch gelegene Landschaft einfügt, wurde von dem Kölner Architekten B.D.A. Robert Stern geschaffen. Die Weiherede hielt Landrabbiner Dr. Merzbach - Darmstadt. Gestiftet wurden die Kosten von dem in Beerfelden geborenen und jetzt in New York wohnenden Herrn A. S. Rosenthal."     
 
Koeln Friedhof Bocklemuend 010.jpg (71239 Byte)Anmerkung: Der Architekt Robert Stern (geb. 8.11.1885 in Köln) schuf in den Jahren 1927 bis 1929 auch das Friedhofsgebäude und die Trauerhalle auf dem jüdischen Friedhof Bocklemünd in Köln (siehe Website der Synagogen-Gemeinde Köln; Foto aus dem Wikipedia-Artikel Jüdischer Friedhof Köln-Bocklemünd). Gleichfalls zeichnete er verantwortlich für die Ehrenfelder Synagoge in der Körnerstraße in Köln, die beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurde und den berühmten Pavillon der "Jüdischen Sonderschau" auf der "Pressa" 1928. Robert Stern konnte später in der NS-Zeit in die USA emigrieren.   

   
   
Lage des Friedhofes  
  
Der Friedhof liegt südöstlich der Stadt an der Straße von Beerfelden nach Obersensbach. Etwa 200 m nach Ortsausgang befindet er sich links der Straße am Waldrand.
   
   
   
Fotos 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum:  obere Zeile 18.6.2006, die weiteren Zeilen 17.8.2008) 

Beerfelden Friedhof 102.jpg (116970 Byte) Beerfelden Friedhof 100.jpg (131171 Byte) Beerfelden Friedhof 101.jpg (115864 Byte)
Blick auf den Friedhof 
am späten Nachmittag
Ansichten des Gräberfeldes
 
      
Beerfelden Friedhof 183.jpg (98026 Byte) Beerfelden Friedhof 182.jpg (111145 Byte) Beerfelden Friedhof 181.jpg (93664 Byte)
Blick auf den Friedhof 
am frühen Morgen
Das Eingangstor   Tor und vorbeiführende Straße 
von Innen gesehen
   
     
Beerfelden Friedhof 172.jpg (126081 Byte) Beerfelden Friedhof 170.jpg (91863 Byte) Beerfelden Friedhof 173.jpg (107127 Byte)
Grabstein für Israel Salomon und 
Lina Salomon mit Spuren von
 Gewaltanwendung (Symbol Schofar)
Grabstein für Leopold May 
(1861-1937) 
Teilweise zerstörter Grabstein 
für Josef Salomon
      
     
Beerfelden Friedhof 174.jpg (119538 Byte) Beerfelden Friedhof 175.jpg (108345 Byte) Beerfelden Friedhof 177.jpg (116578 Byte)
Grabstein für Rebecka Marx 
(1851-1928) 
Grabstein links für Joseph Oppenheimer
 (1873-1927) und Mitte für Sara
 Oppenheimer
(1849-1934), Grabstein
 rechts nur fragmentarisch erhalten
Grabstein für Israel Salomon 
(1859-1930) 
   
     
Beerfelden Friedhof 178.jpg (106862 Byte) Beerfelden Friedhof 180.jpg (119984 Byte)  
Grabstein für Mayer Marx 
(1858-1935) 
Blick über 
das Gräberfeld 
  
     
vgl. auch die Fotos von Michael Ohmsen in seiner Fotoseite zu Beerfelden 

   
 
 
Einzelne Presseberichte   

August 2017: Inspektion der jüdischen Friedhöfe im Odenwald      
Artikel von Sabine Richter in "Echo online" vom 25. August 2017: "Jüdische Friedhöfe werden auch von der Behörde besucht
ODENWALDKREIS
- Michael Alt erkennt rasch, worauf es ankommt. Sein geübter Blick schweift über alte Grabsteine, dicke Friedhofsmauern und hohe Bäume. Droht ein Ast herabzufallen und Gräber oder deren Besucher zu treffen? Sind die Mauern schadhaft? Stehen die Grabsteine fest oder sind sie locker, umgefallen gar? Gibt es andere Mängel? Diese Fragen stellt Michael Alt an diesem Vormittag fünf Mal – auf jedem jüdischen Friedhof, den es im Odenwaldkreis gibt. Alt arbeitet in der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung im Landratsamt, einmal jährlich begutachtet er gemeinsam mit Hauptabteilungsleiterin Sarina Hildmann den Zustand der Gräberfelder. 'Dazu sind wir aufgrund landesrechtlicher Vorgaben verpflichtet', sagt Hildmann.
Nicht nur Pflichtaufgabe, sondern auch Vergnügen. Auch sie nimmt den Zustand der Friedhöfe und insbesondere der Grabsteine unter die Lupe und bittet Alt beispielsweise festzuhalten, welche zu reinigen sind. Für sie ist die 80 Kilometer lange Rundfahrt aber nicht nur eine Pflichtaufgabe: 'Der Termin ist in jedem Jahr etwas Besonderes. Man wird Zeuge der Vergangenheit und gleichzeitig ermöglicht einem die Lage einzelner Friedhöfe einen unvergesslichen Blick auf die Landschaften im Odenwaldkreis.' Bei ihren Besuchen treffen Hildmann und Alt auf Verantwortliche der jeweiligen Kommunen und besprechen mit ihnen fällige Arbeiten, was sie später auch noch einmal schriftlich bekommen. Spätestens ein Jahr später kann Alt bei seinem nächsten Kontrollbesuch sehen, ob die Kommunen allen Pflichten nachgekommen sind. Denn: 'Die Grabstätten zeugen von der langen jüdischen Geschichte des Odenwaldkreises. Es ist wichtig, sie im Gedächtnis zu halten', sagt auch Landrat Frank Matiaske. Die Friedhöfe gehören dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden in Hessen. In diesem Bundesland gibt es nach Angaben des Landesverbands rund 350 jüdische Friedhöfe. Der bekannteste der fünf im Odenwaldkreis dürfte der in Michelstadt sein, der um das Jahr 1700 angelegt wurde. Dort befindet sich das Grab des 'Baal Schem', des als wundertätig verehrten Michelstädter Rabbiners Seckel Löb Wormser, der von 1768 bis 1847 lebte. Bis heute besuchen Gläubige sein Grab und legen, wie es Brauch ist, einen Stein auf ihm nieder. Zwischen ihnen finden sich zahlreiche Zettel mit Wünschen und Anliegen.
FRIEDHOFSPFLEGE. Für die Pflege der jüdischen Friedhöfe im Odenwaldkreis und anderswo kommt der Staat auf. Der Bund stellt den Ländern dafür Geld zur Verfügung. Müssen zum Beispiel Grabsteine wieder aufgestellt werden, kann die jeweilige Stadt oder Gemeinde die Kosten beim für sie zuständigen Regierungspräsidium geltend machen. (ric)
Neben diesem Teil des Friedhofs hat die Stadt Michelstadt ein Grundstück für ein neues Gräberfeld erstanden. Auf diesem einzigen jüdischen Friedhof im Odenwaldkreis, wo heute noch Bestattungen stattfinden, ruhen bereits zwei Ehepaare, die jüngste Bestattung fand im vergangenen Jahr statt. So gesehen, schließt sich ein historischer Kreis: Bevor es die vier anderen im heutigen Kreisgebiet gelegenen Grabstätten gab, war der Michelstädter Friedhof ebenfalls die einzige Begräbnisstätte in der Gegend. Der Friedhof in Reichelsheim wurde um das Jahr 1851 angelegt. Nicht in einem Wald, sondern auf einer Kuppe gelegen, können Besucher in die Ferne schauen. 220 Grabstellen gibt es dort, die Gemeinde hat alle hebräischen Inschriften übersetzen lassen, was nicht zuletzt dem Engagement des früheren Bürgermeisters Gerd Lode zu verdanken ist. 'Um das Jahr 1870 gab es 40 jüdische Familien in Reichelsheim', sagt er. Auf dem Friedhof wurden aber auch Verstorbene aus Fränkisch-Crumbach und Pfaffen-Beerfurth beigesetzt. Ein Gedenkstein erinnert an die von den Nationalsozialisten ermordeten Juden aus den drei Kommunen. Auf ihrem Rundgang über den Reichelsheimer Friedhof haben Hildmann und Alt nichts zu bemängeln – außer drei großen, verdorrten Ästen, die von einem Baum herüberragen. 'Diese Äste müssen dringend weg', befindet Alt. Auch in den zwei kleineren, am Waldrand gelegenen Friedhöfen in Höchst (angelegt Ende des 19. Jahrhunderts) und in Beerfelden (eingeweiht 1928) sind Ausbesserungsarbeiten und die Reinigung von Grabsteinen nötig. In Michelstadt hingegen müssen Grabsteine neu aufgestellt werden. Am kürzesten ist der Besuch in Bad König, denn der jüdische Friedhof dort ist mit sieben Gräbern der kleinste. Er befindet sich direkt neben dem städtischen Friedhof und wurde 1925 angelegt. Die letzte Beisetzung erfolgte dort 1939. "  
Link zum Artikel  

    

April 2019: Schüler informieren sich über den jüdischen Friedhof      
Artikel von Thomas Wilken in "echo-online.de" vom 5. April 2019: "Vorstoß ins andere Beerfelden. Oberzent-Schule zeigt Jugendlichen den ihnen unbekannten jüdischen Friedhof.
BEERFELDEN
- 'Ein Friedhof sieht doch ganz anders aus', meinte ein Jugendlicher der Oberzent-Schule und bestätigte damit den Sinn einer Exkursion der Bildungsstätte: Der Gang zum jüdischen Friedhof vor den Toren der Stadt sollte Siebt- und Achtklässler mit dem jüdischen Glauben, dessen lokaler Gemeinde und deren Vernichtung in der nationalsozialistischen Epoche vertraut machen und konfrontieren. Fast alle Schüler hatten keine Ahnung davon, dass es neben dem christlichen Friedhof vor Ort eine weitere Begräbnisstätte gibt. Da das Thema Nazi-Deutschland im Lehrplan erst noch ansteht, wussten sie auch noch nichts von den Gräueltaten. Der Unterrichtsgang zum Judenfriedhof in Beerfelden gehörte zum Religionsunterricht, Gabriele Maurer, Andreas Weinmann und Bernd Siefert erteilten die Lektion. Die katholischen Schüler erfuhren dabei, dass beim Bau der katholischen Kirche ein Jude die Hälfte der Kosten trug. Abraham Salomon Rosenthal war in die USA ausgewandert, wurde dort reich, vergaß aber seine alte Heimat nicht. Das Gelände des jüdischen Friedhofs mit einer Fläche von 840 Quadratmeter auf einem Gesamtgrundstück von 3500 Quadratmetern wurde dem Schulleiter zufolge 1926 von der Stadt Beerfelden an die heimische israelitische Religionsgemeinde verkauft. Die erste Beisetzung war die des Joseph Oppenheimer am 27. Februar 1927. Bis 1937 wurden dort 13 Mitbürger jüdischen Glaubens begraben.
Schändungen gab es seinen Worten zufolge während der Reichspogromnacht 1938 (Zerstörung der Kapelle, Umwerfen der Grabsteine) und 1994 (Umwerfen der Grabsteine). Während des Zweiten Weltkriegs blieb die Ruhestätte unversehrt. Nachdem gegen Kriegsende das Grundstück an die Stadt überging, erstattete diese es 1953 an die Jewish Restitution Successor Organization zurück. Im Jahr 1960 wurde der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen Eigentümer des Friedhofsgeländes. Der Friedhof ist inzwischen als religionsgeschichtliches Denkmal in die Liste der denkmalwerten Bausubstanzen aufgenommen. Der Schulleiter ging auch auf die Entwicklung der jüdischen Bevölkerung ein. Diese stieg im 19. Jahrhundert stark auf über 150 Seelen an, um dann aber nach der Jahrhundertwende stetig zurückzugehen. Die Beerfelder jüdische Gemeinde hatte rund um das Jahr 1900 noch zu wenig Geld für einen eigenen Friedhof. Sie baute 1905 am Gartengrundstück des Frauenbadhauses eine Remise für den Leichenwagen an. Es war dann ebenfalls Abraham Salomon Rosenthal, der mit 200 000 Mark die Verwirklichung ermöglichte.
Die Planungen begannen schon 1924, als eine Friedhofsordnung erstellt wurde, verzögerten sich aber unter anderem durch Einsprüche der NSDAP. 1930 wollte man eine Leichenhalle in der Stadt errichten. Doch kam dieses Projekt ebenso wie die Sanierung der Synagoge nicht mehr zustande. Mit der Geschichte der jüdischen Religionsgruppe haben sich Oberzent-Schüler bereits in den vergangenen Jahren häufig beschäftigt. Auf ihren Antrag hin wurden bisher in Beerfelden eine Gedenktafel an der ehemaligen, 1938 zerstörten Synagoge angebracht (2008) und Stolpersteine verlegt (2012).
GESCHICHTSPROJEKT. Die Oberzentschule will die Auseinandersetzung mit der Vernichtung der Juden in Beerfelden im kommenden Schuljahr 2019/20 vertiefen. Dazu hat das Kollegium ein Religions-Projekt konzipiert, für das er die Unterstützung der Stiftung von Johanna Käpernick-Krämer zu gewinnen hofft.
Es heißt 'Kirche im Dritten Reich/Judenverfolgung in Beerfelden'. Am 9. November wollen die Schüler in der dritten und vierten Stunde ein Gedenkgang mit Friedensgebetunternehmen. Eine Gesprächsrunde mit der jüdischen Autorin Lena Gorelik ist für den 11. November terminiert, ein Vortrag von Dr. Dirk Strohmenger über 'Nationalsozialismus im Erbacher Landkreis am Beispiel Beerfeldens' für den 14. November."   
Link zum Artikel 

 
   

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Beerfelden bzw. der Stadt Oberzent https://www.oberzent.info/      
bullet Zur Seite über die Synagoge in Beerfelden (interner Link) 

Literatur:  

bullet Arnsberg I,58-59.   

   
     

                   
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Stand: 18. Mai 2020