Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Büdesheim (Gemeinde Schöneck, Main-Kinzig-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte     
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Büdesheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück, als erstmals jüdische Einwohner am Ort genannt werden. Seit etwa 1720 lebten kontinuierlich jüdische Personen/Familien am Ort.   
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1809 14 jüdische Familien, 1828 32 jüdische Einwohner, 1861 76 (3,5 % von insgesamt 2.182 Einwohnern), 1880 67 (2,7 % von 2.246), 1900 67, 1897 46, 1899 60 (in 14 Haushaltungen), 1910 64 (5,3 % von 1.204). Die jüdischen Haushaltsvorstände verdienten den Lebensunterhalt als Textil- und Viehhändler, als Metzger oder als Gemischtwaren-, Frucht-, Getreide und Holzwarenhändler.
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.),  eine Religionsschule, ein rituelles Bad (im jüdischen Gemeindehaus neben der Synagoge) sowie einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Kantor und Schochet tätig war (siehe Ausschreibungen der Stelle von 1877 und 1908 unten). Um 1871 wird als Lehrer Moses Straus genannt, um 1887 Lehrer Nathan. Um 1888/1899 wurden die jüdischen Kinder durch Lehrer Wertheimer aus Heldenbergen unterrichtet. 1899 besuchten noch fünf Kinder der Gemeinde den Religionsunterricht. Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Provinzialrabbinat in Gießen. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1899 S. Strauß und N. Strauß. um 1908 J. Jacob.
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Karl Bermann (Bergmann?, geb. 18.4.1882 in Zell, gef. 30.9.1915), Friedrich Markus Kahn (geb. 24.9.1888 in Büdesheim, gef. 31.8.1916) und Fritz Strauß (geb. 4.3.1898 in Büdesheim, gef. 4.4.1918). 
 
Um 1924, als der jüdischen Gemeinde 58 Personen angehörten (4,6 % von insgesamt etwa 1.250 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Adolf Simon, Abraham J. Jacob und Simon Strauß. Den Religionsunterricht der damals vier schulpflichtigen jüdischen Kindern in Büdesheim erteilte Lehrer Sally Stern aus Hochstadt. 1932 waren die Vorsteher der Gemeinde Max Strauß I, Joseph Floyheimer (Flörsheimer?) und Hugo Strauß. Inzwischen wurde der Unterricht der im Schuljahr 1931/32 fünf schulpflichtigen jüdischen Kinder durch Lehrer Jakob Höxter aus Heldenbergen erteilt. 
   
1933 lebten noch 57 jüdische Personen in Büdesheim. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (mehrere Familien nach Süd- und Nordamerika, eine Auswanderung nach Afrika). 1933 ist nach Büdesheim Lehrer Jakob Höxter aus Heldenbergen zugezogen, da hier seine Tochter Gertie Strauß lebte. 1934 verzog er nach Frankfurt (von dort 1939 nach Brasilien emigriert, 1943 nach Argentinien, wo er 1950 in Buenos Aires starb).  
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), jüdische Wohnungen und Geschäfte wurden überfallen und geplündert. Bei den durch SA-Leute durchgeführten antijüdischen Aktionen wurden auch die Geschäftsbücher der jüdischen Kaufleute verbrannt, zumal einige der bei der Aktion Beteiligten bei den Geplünderten verschuldet waren. 1939 waren noch 16 jüdische Personen am Ort. Zwei von ihnen starben 1942 vor den Deportationen (Juli und August 1942). Die übrigen wurden am 15. September 1942 deportiert. Sie wurden auf einen vor dem Haus von Abraham und Elka Jakob (Riedstraße 4) parkenden Lastwagen verladen.
    
Von den in Büdesheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" bzw. dem "Gedenkbuch: Vom Naziterror verfolgte Kinder, Frauen und Männer im Main-Kinzig-Kreis 1933-1945"):  Abraham Jakob (1864), Elka Jakob geb. Schuster (1868), Paula Katz geb. Jakob (1894), Levy Schwab (1879), Sara / Selma Schwab geb. Strauss (1883), Dina (Ida) Simon geb. Strauss (1885), Fanny Simon (), Iwan Strauss (1932), Karoline Strauss geb. Oppenheimer (1909), Max Strauss (1904), Meier Strauss (1938), Moritz Strauss (1904), Moses A. Strauss (1870).  
   
Zur Erinnerung an die Opfer des NS-Zeit wurden in Büdesheim seit 2012 mehrfach "Stolpersteine" verlegt (siehe Berichte unten).      
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Kantors und Schochet 1877 / 1908

Buedesheim Israelit 28111877.jpg (51803 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. November 1877: "Die israelitische Gemeinde Büdesheim im Postbezirk Heldenbergen (Oberhessen) stellt einen israelitischen Religionslehrer an mit einem jährlichen Gehalt von 300 Mark, freier Kost und freiem Logis und freier Heizung, aber nur unverheiratet, auch womöglich Schochet (Schächter), weil dadurch der Gehalt noch um 80 Mark vergrößert wird. Bewerber wollen sich innerhalb 14 Tagen anmelden. Der israelitische Vorstand Feidel Jacob."
   
Buedesheim Israelit 26111908.jpg (44572 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1908: "Die Kultusgemeinde Büdesheim, Kreis Friedberg sucht sofort einen unverheirateten Religionslehrer, Kantor und Schochet. 
Gehalt 1.200 Mark. Bewerbung an Abraham J. Jacob, I. Vorsteher."

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Unfalltod von Bernhard Straus, gestorben bei der Eisenbahnkatastrophe bei Hanau am 14. November 1884  
Anmerkung: am 14. November 1884 fuhr bei Hanau ein Personenzug auf einen Güterzug auf. Ein aus der Gegenrichtung kommender zweiter Güterzug fuhr in die Trümmer. 22 Personen starben, 26 wurden verletzt. 

Buedesheim Israelit 01121884.jpg (284955 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Dezember 1884: "Heldenbergen. Auch in dem nahe gelegenen Büdesheim hat die schreckliche Eisenbahnkatastrophe bei Hanau vom 14. dieses Monats ihr Opfer gefordert. Es starb in Folge erhaltene Quetschungen der erst 22 ½ Jahre alte, blühende und sehr kräftige Bernhard Straus, Sohn des dortigen Viehhändlers H. Straus, Freitag nachts 2 Uhr, im Landkrankenhause zu Hanau, wohin er sofort nach dem Zusammenstoße gebracht worden war. Der hiesige Landesproduktenhändler Simon Strauß befand sich in demselben Coupé und wurde wie durch ein Wunder gerettet, sodass er mit dem bloßen Schrecken und einigen kleinen Contusionen an der Hand davon kam. Derselbe dankte dem Allgütigen, in der am Schabbat Brechat HaGomel unter tiefster Rührung Aller sprach, wie auch dadurch, dass er an die Armen Geld und Brot verteilen ließ. Der Verunglückte war die Stütze seiner bedauernswürdigen Eltern, weswegen er auch im vorigen Herbste von der Militärbehörde, nach absolviertem 1. Dienstjahre, zur Disposition beurlaubt wurde. Er gab sich mit rastlosem Eifer seinem Berufe hin und fühlte sich glücklich, nunmehr seinen Eltern ungestört seine Kräfte widmen zu können. Diese Freude sollte leider nur eine sehr kurze sein! Er befand sich auf einer Geschäftstour, verließ gesund und munter, froh und heiter das Elternhaus, in das er Freitagmittag zurückkehren wollte. Leider sollte er nach dem unerforschlichen Ratschlusse Gottes als Leiche in dasselbe zurückgebracht werden. Der Jammer der Eltern und Geschwister war unbeschreiblich. Der Vater, telegraphisch an das Schmerzenslager berufen, eilte dahin und traf seinen Sohn in traurigem Zustand, aber noch lebend. Derselbe besprach seine Geschäftsangelegenheiten noch mit dem Vater und verschied dann sanft und ruhig unter dessen Augen. Die Leiche wurde Samstagnacht von dem Sterbeorte nach dem Elternhause überführt. Sonntagmittag fand die Beerdigung statt. Die Teilnahme war eine großartige. Es strömten Jehudim von Nah und Fern herbei, um ihre Teilnahme an dem tragischen Ende des braven, allseitig geachteten jungen Mannes, wie an dem herben Geschicke, das die braven Eltern betroffen, an den Tag zu legen. Aber nicht allein Glaubensgenossen, sondern auch viele christliche Freunde und Bekannte waren am Platze. Die ganze christliche Gemeinde Büdesheim: Männer, Frauen und Jungfrauen folgten dem Sarge. Wir haben noch nie einen solchen Leichenzug gesehen. Diese herzliche Teilnahme der christlichen Gemeinde Büdesheim gereicht derselben zur hohen Ehre. Es läutete zur Nachmittagskirche, die der Geistliche aber ausfallen lassen musste, weil fast gar keine Besucher sich einfangen; selbst der Lehrer des Ortes begleitet die Leiche, bis ihn die Glocken zur Kirche riefen. Es gestaltete sich so diese Beerdigung zu einem wahren Kiddusch Haschem (Heiligung des Gottesnamens), was umso anerkennenswerter ist, als unmittelbar vorher, in Folge der sehr hochgehenden Wahlbewegung im Kreise, von den Antisemiten ein kolossales Rischut (Gotteslästerung) gemacht worden war. Man sah da wieder, dass das Volk besser ist, als seine Führer. – Am Grabe wurde vom Schreiber dieses (Artikels) eine von Herzen kommende und zu herzen gehende Rede gehalten und den trostlosen Hinterbliebenen der Hohepriester Aaron, der zwei Söhne auf einmal verlor und sich beruhigte, als Muster hingestellt und dieselben darauf hingewiesen, dass die Allgüte Gottes, die Wunden schlägt, sie auch wieder heilt. Hieran hat Redner die Mahnung geknüpft, sich alltäglich bereit zu halten auf den Ruf, der jeden Augenblick an jeden ergehen kann und eben darin eine erste Aufforderung zur größtmöglichen Gewissenhaftigkeit in allen unseren Lebensstellungen und Verhältnisse zu erblicken. Gewissenhaftigkeit, treue Pflichterfüllung, zumal in verantwortlicher Stellung, tut Not, denn Fahrlässigkeit stiftet oft das größte Unheil, bringt oft viele Menschen und Familien in namenloses Elend; wie der vorliegende
Buedesheim Israelit 01121884b.jpg (63181 Byte)Eisenbahnunfall tatsächlich wieder beweist. – Lautlose Stille und tiefe Rührung herrschte in der zahlreichen Versammlung. Wie am Grabe, so war auch die Teilnahme während der siebentägigen Trauer. Alles strömte herbei, zu trösten und zu beruhigen. Tagtäglich sahen wir die christlichen Bewohner des Ortes im Trauerhause und vernahmen oft deren herzerquickenden Trostesworte.
Möge nun der Allgütige die unglücklichen Eltern und Geschwister in Wahrheit trösten und lindernden Balsam in die klaffende Wunde gießen; möchte die aufrichtige Teilnahme von allen Seiten die Schmerzen derselben lindern, damit sich an ihnen die Wahrheit des Wortes: ‚Geteiltes Leid, ist halbes Leid,’ erfülle. Dem in so tragischer Weise abgeschiedenen jungen Manne wird ein bleibendes Denkmal in den Herzen Aller gesetzt sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."    

      
Moritz Strauß wird mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1916)   

Buedesheim FrfIsrFambl 24111916.jpg (17729 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. November 1916: "Büdesheim (Oberhessen). Gefreiter Moritz Strauß, Kanonier im Feldartillerie-Regiment 61, Sohn des Kaufmanns Sußmann Strauß, erhielt das Eiserne Kreuz."  

   
"Eine altfrankfurter Heiratsgeschichte" über Jacob Herzfeld (aus Büdesheim) und seine Zeit in Frankfurt (1925)   

Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 12. Juni 1925:         

Beginn der Geschichte - bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken: "Die gute Partie. Eine alte Frankfurter Heiratsgeschichte von Otto Schwerin.
Frankfurt gilt noch heute als eine derjenigen deutschen Städte, in der die relativ zahlreiche jüdische Bevölkerung fest an ihrem altüberlieferten Glauben und vor allem an den vielen, teilweise veralteten, und mitunter für sie recht unbequemen Sitten und Gebräuchen festhält; wenn es natürlich auch in Frankfurt eine große Anzahl Juden gibt, die sich zwar äußerlich zum Judentum bekennen, jedoch den Besuch des Gotteshauses, und vor allem die Beobachtung der althergebrachten religiösen Vorschriften für einen heute überwundenen Standpunkt ansehen.
Es ist dies vor allem die heutige jüngere Generation, die besonders, wenn es ihre Mittel zulassen, es nicht mehr für fein und zeitgemäß erachtet, im 'Ostend' zu wohnen, aber, es gibt auch heute noch eine große Anzahl von Familien, die, was ihren Geldbeutel anbetrifft, es sich wohl erlauben könnten, eine teuere, luxuriöse Wohnung im Westendviertel zu beziehen, dennoch, aus traditionellen Gründen ihre Wohnungen in der Fischerfeld-, Ostend- oder Hanauer Landstraße nicht aufgeben würden.
Anfangs der 1870er-Jahre wohnte in der Uhlandstraße, im zweiten Stock des Hauses Nr. 178, der Kaufmann Jacob Herzfeld mit seiner Familie, die aus einer Frau Beate, in seinem 24-jährigen Sohn Leopold und seiner 19-jährigen Tochter Meta bestand.
Herzfeld, der damals 52 Jahre zählte war kein geborener Frankfurter. Er stammte aus Büdesheim, einem kleinen Dorf des Kreises Friedberg und kam als ältester Sohn eines nicht gerade mit irdischen Glücksgütern, dafür aber die zahlreichen Kindern gesegneten Fruchthändlers, in seinem 14. Jahre nach der schon damals aufstrebenden Handelsstadt am Main, um als Lehrling in das Manufakturwarengeschäft der Herren Gebrüder Strauss in der oberen Lange Straße einzutreten.
Mit großem Eifer suchte er dort in die Geheimnisse der doppelten Buchführung einzudringen, den Unterschied zwischen Barchent und Flanell, Merveilleux- und Taftseide zu ergründen, und als er nach Ablauf seiner dreijährigen Lehrzeit zum Commis avanziert war und am Monatsende sein erstes Gehalt von 35 Gulden süddeutscher Währung einkassieren konnte, gab es in der ganzen Langestraße keinen stolzeren Mann, als den kleinen Jakob Herzfeld aus Büdesheim in Oberhessen..."    

 
Zum Tod von Emma Strauß geb. Joseph (1925)  

Buedesheim Israelit 12111925.jpg (60483 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925: "Büdesheim (Oberhessen). Am 18. Marcheschwan (= 5. November 1925) verschied hier nach kurzem schweren Leiden Frau Emma Strauß geb. Joseph, noch im frühen Alter von 58 Jahren. In religiösem jüdischen Hause aufgewachsen, bildete Zedoko und Gemilus Chesed (Wohltätigkeit) einen Hauptbestandteil ihres Wirkens. So konnte es kein Wunder nehmen, dass bei der Bestattung großes Gefolge ihr das letzte Geleit gaben. Am Grabe schilderte Herr Lehrer Sonnenberg - Wachenbuchen in treffenden Worten das Leben der so früh Verstorbenen, ihre guten Taten für Klall Israel (ganz Israel) und für Arme und Hilfsbedürftige. - Mit dem schwer geprüften Gatten trauern brave Kinder, viele Verwandte und die ganze Gemeinde um ihren Verlust. Möge HaSchem (Gott) den trauernden seinen Trost spenden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

      
Zum Tod von Simon Strauß (1931)         

Artikel in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens" vom Dezember 1931 S. 4: "Büdesheim (Oberhessen). Am 4. November dieses Jahres wurde eines unserer besten Mitglieder, Herr Simon Strauß, im Alter von 57 Jahren zu Grabe getragen. Ein großer Trauerzug bewegte sich unter Vorantritt des Krieger- und Gesangvereins mit Fahnen zum Friedhof. Der Verstorbene war über 15 Jahre Mitvorstand und durch sein freundliches, ruhiges Wesen, verbunden mit den besten Charaktereigenschaften, erwarb er sich in der hiesigen Gemeinde die Beliebtheit sämtlicher Mitbürger. Lehrer Höxter, Heldenbergen, hielt dem so früh Verstorbenen einen ergreifenden Nachruf. Sodann verabschiedete sich der Vorsitzende des Kriegervereins, Herr Teidel, ebenso Herr Schüßler, im Namen des Gesangvereins in erhebenden Worten von dem toten Kameraden."         

       
Zum 90. Geburtstag von Hannchen Strauß geb. Kahn (1933)       

Mitteilung in "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens" vom April 1933 S. 2: "Büdesheim (Oberhessen). Am 28. März beging das älteste Mitglied unserer Gemeinde, Frau Hannchen Strauß geb. Kahn in körperlicher und geistiger Frische ihren 90. Geburtstag. Wir wünschen ihr noch viele Jahre in gleicher Rüstigkeit. "    

     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Bäckermeister Isaak Speier sucht einen Lehrling (1890)   

Anzeige in "Der Israelit" vom 4. August 1890: "Ein braver Junge zur gründlichen Erlangung der Bäckerei sofort gesucht.
Isaak Speier,
Bäckerei
Büdesheim in Oberhessen."        

           
Viehhändler Levi Strauss sucht eine Stelle für seine Tochter (1914)         

Anzeige in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 11. Dezember 1914:
"Suche für meine 15-jährige Tochter Stelle zum Erlernen des Haushaltes, kann eventuell auch im Geschäft mithelfen, wo Schabbos (sc. am Schabbat) geschlossen. Frankfurt oder Umgebung bevorzugt.
Offerten an Levi Strauss, Viehhändler, Büdesheim, Oberhessen."        

     
Hochzeitsanzeige für Leo Strauss und Lina geb. Jacob (1925)      

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 29. Mai 1925:  
"Statt Karten!
Leo Strauß - Lina Strauß geb. Jakob
Vermählte

Büdesheim (Oberhessen), Mai 1925."     

      
Verlobungsanzeige für Erna Guggenheim (Donaueschingen) und Ludwig Strauss (Frankfurt a.M. / Büdesheim, 1927)      

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 2. September 1927:
"Statt Karten! 
Erna Guggenheim   -   Ludwig Strauss   Verlobte   
Donaueschingen  -  Frankfurt am Main / Büdesheim (Ober-Hessen)
  
4. September 1927."       

  
Verlobungsanzeige von Gertie Höxter und Hugo Strauss (1928)  

Heldenbergen Israelit 06091928.jpg (28801 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1928: "Gott sei gepriesen.   
Gertie Höxter - Hugo Strauss.  Verlobte.   
Heldenbergen Oberhessen - Büdesheim Oberhessen. Im September 1928."     

     
Verlobungsanzeige für Lilli Oppenheimer (König i.O.) und Max Strauss (Büdesheim, 1937)     

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 15. April 1937:
"Statt Karten! 
Lilli Oppenheimer  -  Max Strauss  
Verlobte  
König i/O. April 1937   -  Büdesheim (Oberhessen)."        

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Zunächst war ein Betsaal vorhanden. 1865/66 konnte eine neue Synagoge auf einem Grundstück in der damaligen Speckgasse - unweit des Rat- und Schulhauses an der Durchgangstraße nach Heldenbergen - erbaut werden. Auf demselben Grundstück wurde auch das jüdische Gemeindehaus erstellt, in dessen Keller die Mikwe eingerichtet wurde. Die Synagoge stand zugleich im Mittelpunkt des Wohngebietes, in dem die Mehrheit der jüdischen Familien lebten: der nördlichen und südlichen Hauptstraße, der Riedstraße und der Schulstraße. 
 
Das Synagogengebäude war 7,5 m lang und 6,2 m breit. Es war nicht unterkellert - die Seitenwände standen auf einem etwa 30 dm über den Erdboden hinausreichenden, umlaufenden Sockel. Je zwei Rundbogenfenster waren an der Ost- und Westseite sowie zwei Rundbogenfenster an der Südseite (eines davon direkt über dem Eingangstor) angebracht und gaben dem Gebäude den Charakter eines Sakralgebäudes. Ohne Fenster war die Nordseite. Auf dem unten stehenden Bauplan ist möglicherweise die Ansicht nach Westen und die nach Osten vertauscht, da der risalitartig vorgelegte Aron HaKodesch-Erker (im Bereich des Toraschreines) nach Osten ausgerichtet sein müsste. Die Synagoge hatte ein Walmdach mit Biberschwanzziegeldeckung. 
Im Inneren hatte die Synagoge 26 Plätze für Männer, 16 für Frauen. 
 
Der Architekt der Bödesheimer Synagoge war Johann Peter Thyriot (1833-1917), der um 1861 in Windecken, danach in Büdesheim lebte. Seit 1865 war er freischaffender Architekt in Hanau, wo er bis zu seinem Tod 1917 lebte, seit 1889 fest angestellt im Dienst der Stadt Hanau. 
 
Wann die Synagoge eingeweiht wurde (noch 1866 oder 1867?) ist nicht bekannt (nach den Gedenkinschriften 1866 errichtet). 

Lehrer Jakob Höxter hielt zum 60-jährigen Bestehen der Synagoge die Ansprache (Datum nicht bekannt, 1926 oder 1927). 
  
Die Synagoge wurde beim Novemberpogrom 1938 durch SA-Leute bis auf die Grundmauern zerstört.   
   
   
Adresse/Standort der Synagogeehemalige Speckgasse, heute Riedstraße 8    
   
    
Fotos  
(Bauplan aus dem Beitrag von S. Gerschlauer s.Lit. S. 315; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.3.2009)  

Bauplan der ehemaligen Synagoge 
aus dem Jahr 1866
Buedesheim Synagoge 070.jpg (56940 Byte) Buedesheim Synagoge 071.jpg (47822 Byte)
  Ansicht nach Norden  Ansicht nach Westen 
     
Buedesheim Synagoge 072.jpg (47786 Byte) Buedesheim Synagoge 073.jpg (37130 Byte) Buedesheim Synagoge 074.jpg (31141 Byte)
Ansicht nach Osten  Grundriss der Synagoge  Querschnitt mit Blick zum Toraschrein 
        
        
Das Denkmal am ehemaligen Rathaus      
Buedesheim Synagoge 149.jpg (81621 Byte) Buedesheim Synagoge 147.jpg (74672 Byte) Buedesheim Synagoge 148.jpg (79991 Byte)
Blick auf die Gedenkstele und 
den liegenden Gedenkstein
Die Stele mit Symbolik der segnenden Hände
 des Kohanim und Darstellung der Synagoge
Darstellung der ehemaligen Synagoge in
 Büdesheim nach dem Bauplan von 1866
     
   Buedesheim Synagoge 145.jpg (98917 Byte) Buedesheim Synagoge 146.jpg (61545 Byte)
   Gedenkstein mit Inschrift: "Hier in der Nähe stand die ehemalige Synagoge, erbaut 1866, 
zerstört am 9./10. November 1938. Zur Erinnerung an die Synagoge und die Opfer der
 Gewaltherrschaft. Errichtet zur Mahnung und zum Gedenken. Gemeinde Schöneck".
     
 Buedesheim Synagoge 142a.jpg (62596 Byte) Buedesheim Synagoge 143.jpg (70836 Byte) Buedesheim Synagoge 142.jpg (96404 Byte)
Darstellungen der Synagoge 
auf der Gedenktafel vor dem 
ehemaligen Synagogenstandort
 nach dem Bauplan von 1866 (siehe rechts).
 
     
Standort der ehemaligen Synagoge (Wohnhaus Mitte) mit Inschrift: "Den Toten zum Gedenken - Den Lebenden zur Mahnung. Hier stand die im Jahre 1866 errichtete Synagoge der Jüdischen Gemeinde Büdesheim. Die bisher ältesten Zeugnisse Jüdischer Einwohner in Büdesheim datieren aus dem Jahre 1724. Die Synagoge mit 54 Sitzplätzen war ein aus roten Ziegelsteinen errichtetes, fast quadratisches Gebäude und über einen gepflasterten Weg von der Straße aus erreichbar. Das Gebäude hatte einen Vorraum mit Garderobe und Waschgelegenheit, sowie ein Treppenhaus, über das die Empore erreicht werden könnte. Die Synagoge wurde am 9. November 1938 zerstört. Die letzten Juden wurden im Herbst 1942 unweit von hier zusammengetrieben, deportiert und in Konzentrationslagern umgebracht. Wir trauern um unsere jüdischen Mitbürger. Schalom." 
 

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

August 2010 / Mai 2012: Auch in Büdesheim sollen "Stolpersteine" verlegt werden   
Pressemitteilung aus "primavera24.de" vom 11. August 2010 (Mitteilung): 
"Schöneck: Stolpersteine erinnern an jüdische Mitbürger.   
Die Gemeinde Schöneck will der Opfer des Nationalsozialismus gedenken – mit den so genannten Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig.
SCHÖNECK. Dabei handelt es sich um Pflastersteine mit einer Gedenktafel aus Messing. Die werden in den Gehweg eingelassen – vor den Häusern, in denen früher Juden und andere Opfer der Nazi-Diktatur lebten. Unter anderem gibt es Stolpersteine auch in Aschaffenburg, Dieburg, Gelnhausen, Großkrotzenburg und Nidderau."    
Buedesheim stolpersteine_2012_029.jpg (782602 Byte)Anmerkung: Am 12. Mai 2012 wurden in Büdesheim 16 "Stolpersteine" verlegt (das Foto links - in hoher Auflösung - aus der Website von schoeneck.de): in der Riedstraße 4 für Abraham Jacob (1864), Elka Jacob geb. Schuster (1868), Paula Katz geb. Jacob (1894) und Blanka Stern geb. Jacob (1896); in der Südlichen Hauptstraße 5 für Josef Flörsheimer (1892), Martha Flörsheimer geb. Löb (1893) und Julius Erich Flörsheimer (1924); in der Südlichen Hauptstraße 30 für Jenny Strauss geb. Rosenbaum (1872), Marx Strauss (1899), Elisabeth Strauss geb. Mayer (1904) und Ivan Günther Strauss (1932); in der Schmiedgasse 7 für Heinrich Strauss (1879), Betti Strauss geb. Grünbaum (1870), Adolf Strauss (1899) Berthold Strauss (1905), Herbert Strauss (1912).  
Bilder von der Verlegung in der Website von schoeneck.de
   
 
November 2013: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Büdesheim   
Am 20. November 2013 wurden "Stolpersteine" verlegt: in der Schulstraße 2; in der Südlichen Hauptstraße 2 für Levi Schwab (1879), Selma Schwab geb. Strauss (1883), Lilli Schwab verh. Lehmann (1912), Karl Schwab (1914).  
Bilder von der Verlegung in der Website von schoeneck.de.    
   
Mai 2014: In Büdesheim werden weitere 29 "Stolpersteine" verlegt   
Artikel in der "Frankfurter Neuen Presse" vom 29. Mai 2014: "2014 kommen neue Stolpersteine. 
Bei einem Besuch im Altenhilfezentrum in Büdesheim erzählte der einheimische Geschichtsforscher Manfred Geisler von der jüngsten Verlegung von Stolpersteinen im Schönecker Ortsteil. Außerdem erklärte er, welche weiteren Maßnahmen in Zukunft zum Gedenken von Büdesheimer Opfern des Nationalsozialismus geplant sind..."   
Link zum Artikel          

     

    
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Schöneck  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Büdesheim 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 95-96.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 224-225.  
bulletKeine Artikel in den Publikationen von Thea Altaras.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 100-101. 
bulletSusanne Gerschlauer: Synagogen. In: Kirchen und Synagogen in den Dörfern der Wetterau. Reihe Wetterauer Geschichtsblätter. Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Band 53. Im Auftrag des Friedberger Geschichtsvereins hrsg. von Michael Keller. Friedberg 2004 S. 289-326.

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Buedesheim Hesse. The community, numbering 76 (3,5 % of the total) in 1861, mainly engaged in the livestock trade. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was devastated and Jewish property looted. Of the 57 Jews living the in 1933, 40 had emigrated or moved elsewhere by 1939 and the rest were deported in 1942.  
    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020