Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Burghaun (Kreis Fulda)
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Burghaun bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück.   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1835 77 jüdische Einwohner, 1861 112 (8,6 % von insgesamt 1.299 Einwohnern), 1871 110 (9,6 % von 1.149), 1885 176 (14,8 % von 1.187), 1895 164 (14,0 % von 1.172), 1905 163 (13,0 % von 1.252). Zur jüdischen Gemeinde gehörten nach Auflösung der dortigen Gemeinden auch die in Langenschwarz, Rothenkirchen, Steinbach sowie in Hechelmannskirchen lebenden jüdischen Personen. Um 1900 gab es in Burghaun die zweitgrößte jüdische Gemeinde im Altkreis Hünfeld.

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule beziehungsweise von 1867 bis 1933 eine Elementarschule (Israelitische Volksschule, anfangs auch von den Kindern aus Hünfeld und Mackenzell besucht), ein rituelles Bad und einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer (beziehungsweise ein Elementarlehrer) angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. An Lehrern sind bekannt: von 1850 bis 1892 Hermann Strauß (unterrichtete 1867 27 Kinder, 1877 29, 1887 53); ihm folgte J.E. Heinemann (unterrichtete 1893 46 Schüler); von 1902 bis 1924 Simon Strauß (zuvor Lehrer in Mansbach, danach in Lohr am Main tätig); von 1925 bis 1931 der früh verstorbene Naftali Berlinger (s.u.); dessen Nachfolger von 1931 bis 1935  Berthold Katz (aus Rhina, zuvor Lehrer in Breitenbach a.H.). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Fulda.

Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Hermann Adler (geb. 5.4.1890 in Burghaun. gef. 21.3.1915), Bernhard Braunschweiger (geb. 21.5.1880 in Steinbach, gef. 9.4.1916), Louis (Ludwig) Braunschweiger (geb. 1.11.1874 in Burghaun, gef. 29.9.1918), Jakob Stern (geb. 18.5.1881 in Burghaun, gef. 8.11.1914).
   
Um 1924, als noch 150 jüdische Einwohner gezählt wurden (11,3 % von 1.420 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Abraham Strauß, Emanuel Braunschweiger und Abraham Levy. Als Lehrer und Kantor war der bereits genannte Naftali Berlinger angestellt. An jüdischen Vereinen gab es: den Israelitischen Frauenverein (1924 Leitung Witwe M. Stern, 31 Mitglieder), die Chewra Gemillus chassodim (1924 Leitung Liebmann Braunschweiger II, 13 Mitglieder), die Chewra Neorim (1924 Leitung Wolf Stern, 14 Mitglieder) und der Jüdische Jugendverein (1924 Leitung Naftali Berlinger, 32 Mitglieder). 1932 war 1. Vorsteher der Gemeinde Max Viktor, 2. Vorsteher Emanuel Braunschweiger; Lehrer und Kantor der Gemeinde seit dem Tod von Lehrer Berlinger (gest. 1931 s.u.) Berthold Katz. Er war zuvor Lehrer in Breitenbach am Herzberg gewesen und unterrichtete nun an der Israelitischen Volksschule Burghaun 12 Kinder und erteilte 2 weiteren Kindern den Religionsunterricht. Er blieb in Burghaun bis 1935.
   
1933 wurden noch 112 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen viele von ihnen in den folgenden Jahren Burghaun. Die Gewalttaten der Nationalsozialisten begannen am Ort bereits im Frühjahr 1933, als in der Nacht vom 21. auf den 22. März 1933 in fast sämtlichen jüdischen Wohnungen und Geschäften die Fenster und Schaufenster, teilweise auch die Türfüllungen zertrümmert worden. Mit der Schließung des Großviehmarktes in Fulda für jüdische Viehhändler 1935 gerieten diese in der weiteren Umgebung, damit auch in Burghaun in große Existenznot. Zum 1. September 1937 wurde im Gebäude der früheren jüdische Schule in Burghaun die "jüdische Bezirksschule Burghaun" eingerichtet, die alle jüdischen Schulkinder aus dem Kreis Hünfeld zu besuchen hatten . Im August 1938 wurde die Liquidierung der letzten drei jüdischen Gewerbebetriebe betrieben und bis Ende Dezember durchgeführt. Im Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 kam es zu schweren Ausschreitungen gegen die jüdischen Einwohner der Gemeinde. Die Fensterscheiben jüdischer Häuser wurden eingeworfen, die Synagoge niedergebrannt (siehe unten). Die jüdischen Männer, darunter Lehrer Hermann Adler wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. Am 10. November 1939 werden anhand einer vom Landrat aufgestellten "Judenliste" noch 32 jüdische Einwohner gezählt (2,8 % von 1.149). Am 7. Dezember 1941 erfolgt eine Deportation von 17 jüdischen Personen über Kassel nach Riga; die beiden letzten Burghauner jüdischen Familien (Stern und Strauß) wurden am 5. September 1942 nach Theresienstadt deportiert.   
     
Von den in Burghaun geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Namen aus der Liste des Buches von Elisabeth Sternberg-Siebert s.Lit.):  Hermann Adler (1912), Meta Alexander geb. Speier (1876), Henriette Amram geb. Nussbaum (1871), Sara Bachrach geb. Nussbaum (1874), Daniel Braunschweiger (1862), Ernestine Braunschweiger geb. Jacob (1891), Fanny Braunschweiger geb. Braunschweiger (1882), Gusta (Guste) Braunschweiger geb. Braunschweiger (1877), Joseph Braunschweiger (1900), Julius Braunschweiger (1895), Marcus Braunschweiger (1880), Selma Braunschweiger geb. Stern (1900), Hanna (Hannchen) Dreifuss geb. Speier (1896), Betty (Batia) Gans geb. Speier (1899), Malwine Hartmann geb. Speier (1880), Gitta (Jachet) Jacob geb. Braunschweiger (1884), Bertha Katz geb. Stern (1889), Rosa Kaufmann geb. Nussbaum (1876), Salomon Klebe (1875), Martha Kleeblatt (1902), Bella van Leeuwen geb. Stern (1911), Abraham Levi (1883), Bertha Levi geb. Stern (1860), Jenny / Jettchen Levi geb. Goldschmidt (1887), Fanny Lilienfeld geb. Braunschweiger (1881), Johanna Lindheimer geb. Nussbaum (), Bekka van Lubin geb. Stern (1914), Klara Müller geb. Nussbaum (1896),  David Nussbaum (1890), Friedel Nussbaum (1928), Jeanette Nussbaum geb. Braunschweiger (1872), Jenni Nussbaum geb. Katz (1894), Jonas Nussbaum (1879), Selma Pels geb. Braunschweiger (1871),  Moses Potgorowitz (1880), Selma Sander geb. Stern (1894), Bella Simon geb. Stern (1896), Hannchen Simon geb. Levy (1880), Hannchen (Johanna) Speier geb. Speier (1896), Jechiel Speier (1863), Martha (Manni) Speier (1902), Michael Speier (1863), Willy Speier (1880), Minna Steigerwald geb. Speier (1873), Salomon Steigerwald (), Alice Stern (1935), Berta Stern geb. Blumenthal (1907), Feiber Stern (1892), Ferdinand Stern (1919), Herta Stern verh. Tombowsky (1922), Ida Stern geb. Wetterhahn (1906), Irene Stern (1934), Jenny Stern geb. Stuckhardt (1899), Levi Stern (1894), Lina Stern geb. Kahnlein (1867), Lina Stern geb. Strauss (1888), Marga Stern (1931), Marianne Stern (1933), Markus (Mordechai) Stern (1886), Markus Stern (1936), Max Stern (1934), Moses Stern (1881), Nathan Stern (1902), Recha Stern geb. Oppenheim (1884), Rosa Stern geb. Stern (1881), Samuel (Semmi) Stern (1934), Abraham Strauss (1884), Adelheid Strauss geb. Stern (1896), Adelheid (Addy) Strauss geb. Braunschweiger (1880), Frieda (Friedel) Strauss (1925), Jenny Strauss geb. Katz (1888), Julius Strauss (1922), Manfred Strauss (1931), Marga Strauss (1928), Nathan Strauss (1874), Rosa Strauss (1926), Siegfried Strauss (1875), Hertha Tombowsky geb. Stern (1922), Bella Treidel geb. Oppenheimer (1896), Louis (Liebmann) Victor (1880), Max Victor (1884), Selma Victor geb. Grünebaum (1903), Frieda Wallach geb. Braunschweiger (1892), Johanna (Hanna) Wallach geb. Stuckhardt (1896), Ruth Wallach (1923), Jeanette Wohl geb. Braunschweiger (1878).  
  
Anmerkung: die in einzelnen Listen als Opfer der NS-Zeit genannten Alfred Braunschweiger (1928) und Inge Nussbaum (1925) sind nach ihrer Befreiung aus dem KZ Stutthof 1945 nach Burghaun zurückgekehrt und dann in die USA ausgewandert (Hinweis von Elisabeth Sternberg-Siebert, vgl. Literatur: Jüdisches Leben im Hünfelder Land. Juden in Burghaun. 2008² S. 195-198.226-229).    

     
Zur Erinnerung an die ermordeten Familienangehörigen ließen 1968 Überlebende aus dem Kreis Hünfeld einen Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof in Burghaun setzen.   
Vgl. Liste der jüdischen Bürgerinnen und Bürger des Altkreises Hünfeld, die Opfer des Holocaust wurden.  
Vgl. weiter: "Original List of Jews from Burghaun Killed in Holocaust" (von Eva Florsheim):  http://www.jewishgen.org/yizkor/burghaun/burghaun.html    

Burghaun Gedenktafel 010.jpg (95421 Byte)1994 wurde im Schlosshof eine Gedenktafel zur Erinnerung an die 300jährige Geschichte der jüdischen Gemeinde Burghaun angebracht. Der Text lautet: "Zur Erinnerung an die Burghauner Synagogengemeinde, die länger als 300 Jahre bestanden hat und zum Gedenken an die in den Jahren des Nationalsozialismus verfolgten jüdischen Bürgerinnen und Bürger, von denen mehr als 50 in den Todeslagern und Ghettos ermordet wurden. Das Bewusstsein dieser Schuld macht Versöhnung möglich und mahnt uns, stets für die Menschenrechte einzutreten." 

   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
 

Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Ausschreibungen der Stelle eines Elementarlehrers und Vorbeters 1892 / 1894
Die nachfolgende Ausschreibung der Stelle 1892 wurde nach der Zurruhesetzung von Lehrer Hermann Strauß (s.u.) vorgenommen

Burghaun Israelit 28031892.jpg (62878 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1892: "Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors der israelitischen Gemeinde Burghaun – Station der Frankfurt-Bebraer Bahn – ist sofort zu besetzen. 
Fixes Gehalt 840 Mark neben freier Dienstwohnung und Akzidenzien mit Betrage von ca. 400 Mark durch Versehung des Schächterdienstes.
Bewerbsgesuche und Zeugnisse – letztere zunächst in unbeglaubigter Abschrift – sind an die unterzeichnete Behörde zu richten. 
Fulda, am 22. März 1892. Vorsteheramt der Israeliten: Dr. M. Cahn."  
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1894: "Die Stelle eines Elementarlehrers und Kantors in der israelitischen Gemeinde Burghaun - Station der Frankfurt-Bebraer Eisenbahn - ist bis zum 15. November laufenden Jahres zu besetzen.  
Das Einkommen beträgt neben freier Wohnung oder 150 Mark Miets-Entschädigung, aber einschließlich der Feuerungs-Vergütung jährlich 1000 Mark, welchem noch ca. 400 Mark Nebeneinkommen durch Versehung des Schächterdienstes hinzukommen. Bewerbungsgesuchte und Zeugnisse - letztere zunächst in unbeglaubigter Abschrift - sind bis zum 1. November laufenden Jahres an die unterzeichnete Behörde zu richten.  
Fulda, am 17. Oktober 1894. Vorsteheramt der Israeliten: 
Dr. M. Cahn, Provinzial-Rabbiner".   

   
Zum Tod des Lehrers Hermann Strauß 1896 (Lehrer von 1850 bis 1892)  
(im nachfolgenden Text sind nicht alle hebräischen Zitate wiedergegeben)   

Burghaun Israelit 21051896.jpg (206587 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1896: "Burghaun (Kreis Hünfeld). Am Heiligen Schabbat Paraschat Acharei mot uKedoschim (= Schabbat mit der Toralesungen aus Levitikus 16,1-20,27, das war der 25. April 1896) starb im Alter von nahezu 70 Jahren der emeritierte Lehrer, Herr H. Strauß in Burghaun, nachdem er mehr als 40 Jahre das aufopferungsvolle Amt eines Elementar- und Religionslehrers und Kantors in der hiesigen zum Rabbinatsbezirke Fulda gehörigen Gemeinde verwaltet und vor etwa vier Jahren in den wohlverdienten Ruhestand getreten war. 
Am Morgen dieses Schabbat hatte er sich nach der Synagoge begeben, um in gewohnter Andacht sein Herz auszuschütten vor seinem Schöpfer, und verließ, als der Letzte der Andächtigen, die ihm so lieb gewordene Stätte, wo er, scherzend einem Gemeindeglied gegenüber äußerte, dass er mit Gott (wörtlich abgekürzt für 'Der Heilige, er sei gepriesen') noch zu reden gehabt hätte. Kaum in seiner Wohnung angekommen, beeilte er sich, seine Kinder zu ‚benschen’ (segnen), und fiel dann bewusstlos nieder, um darauf seine reine Seele auszuhauchen. 
Mit einer Beracha (Segenswunsch), einem inbrünstigen Segenswunsche auf den ersterbenden Lippen endete das Leben dieses aufrechten Mannes, das in seinem ganzen Verlaufe nicht anderes war, als eine Beracha, ein Leben für Gott, das aus den drei nimmer wankenden Säulen Tora und Gottesdienst und Wohltätigkeit sich stützte.   
Er war es, des weisen Hillels Lehren folgend, einer von den Schülern Arons, der den Frieden liebte und dem Frieden nachjagte … , der seiner Gemeinde unentwegt als Muster der Friedensliebe vorlebte, ein gar demütiger und bescheidener Charakter...
‚Wie wohl kein Tag verstrich, an dem er ... sich nicht ergötzte an dem Studium unserer Heiligen Tora, so weiß auch fast jeder Tag seines Lebens zu erzählen von den vielen Wohltaten, die er im Stillen geübt, von den Tränen der Armen, die er getrocknet und der Not, die er gelindert. Wenig sprechen und versprechen, desto mehr tun und halten, das war seine Losung.
Und mit welcher Freundlichkeit begegnete er allen Mitmenschen, ohne Unterschied des Standes, Alters und Ranges. ... Wie großer Beliebtheit der Verstorbene sich erfreute, zeigte sich bei der Beerdigung. Von nah und fern waren Freunde und Bekannte herbeigeeilt, um dem Entschlafenen das letzte Geleit zu geben. 
Nachdem der Lehrer des Ortes, Herr J.E. Heinemann, die Vorzüge und Tugenden des Verblichenen in trefflicher Rede und würdiger Weise geschildert hatte, nahm der älteste Sohn, zur Zeit Lehrer in Gelnhausen (sc. Meier Strauß), mit vor Tränen erstickter Stimme und in tief empfundenen Worten Abschied von dem geliebten Vater, worauf Herr Lehrer Spiro, Schenklengsfeld namens der Lehrer des Bezirks dem lieben Kollegen einen ergreifenden und zu Herzen dringenden Nachruf widmete.
Möge der Allerbarmer die betrübte Witwe und die trauernden Kinder trösten.
Mögen auch die in die Herzen seiner vielen Schüler gleich Samenkörnern gestreuten guten lehren und Ermahnungen Widerhall und Beachtung finden, auf dass erfüllt werde: das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
"

   
Über den jüdischen Lehrer Simon Strauß (Lehrer von 1902 bis 1924)     

Lohr Israelit 04021937.jpg (117133 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1937: "Lohr, 2. Februar 1937: "In diesen Tagen begeht Herr Lehrer i.R. Simon Strauß den siebzigsten Geburtstag. In Jahrzehntelanger, hingebungsvoller Erzieherarbeit hat Herr Strauß sich nicht nur einen großen Kreis dankbarer Schüler geschaffen, er hat auch bei den Mitgliedern der Gemeinden, in denen er wirkte, sich große Verehrung und Wertschätzung erworben. Seine Pflichttreue, verbunden mit einer auf gutem jüdischem Wissen aufgebauten toratreuen Überzeugung, haben sein Ansehen bei all den Menschen gesteigert, mit denen er in Berührung kam. Mehrere Jahrzehnte wirkte er in der kleinen jüdischen Gemeinde Burghaun. Es verdient gerade in heutiger Zeit hervorgehoben zu werden, dass die jüdischen Lehrer in diesen kleinen Gemeinden in besonderem Maße Träger der Überlieferung sind. Dieser Aufgabe hat Herr Lehrer Strauß in reichem Maße gedient: Die Liebe, die er ausstreute, strahlt auf ihn zurück in der Liebe seiner Kinder und Kinderkinder zu ihm. Im Verein mit seiner gleichgesinnten Gattin spendet Herr Strauß heute noch den armen unglücklichen Menschen, die in der Heil- und Pflegeanstalt zu Lohr untergebracht sind, reichen Segen. Möge es ihm vergönnt sein, noch lange Jahre an der Seite seiner Gattin und im Kreise seiner Kinder, die ausnahmslos auf toratreuem Standpunkte stehen, in Glück und Gesundheit zu verbringen. 'Bis 120 Jahre (alles Gute)!'"

  
Lehrer Simon Strauß unterrichtet (in der Kriegszeit) neben Rothenkirchen auch in Eiterfeld und Hünfeld und besorgt die Schechita im ganzen Bezirk (1915)      

Artikel in "Neue jüdische Presse / Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 10. Dezember 1915: "Fulda. Der in letzter Nummer erwähnte Fall der zeitweiligen Auflösung der israelitischen Schulstelle zu Wehrda steht nicht vereinzelt da, sondern bildet im Bezirk Fulda die Regel.
Auch die Stelle zu Mansbach hat dasselbe Schicksal ereilt, und hat der Lehrer Stein die evangelische Schule in Oberbreitenbach übernommen, während seine Schüler der Ortsschule überwiesen sind und von ihm nur noch in Religion unterrichtet werden. Genauso ist es in Tann, wo auch Lehrer Hecht wandern muss, während in Burghaun Lehrer Strauß außer an seiner Schule an der Ortsschule unterrichtet und auch nach Rothenkirchen muss. Dieser Herr verrichtet, da er außerdem Religionsunterricht in Eiterfeld und Hünfeld und die Schechita für den ganzen Bezirk hat, eine kaum zu bewältigende Arbeit."    


Abschied von Lehrer Simon Strauß (1924) 
Anmerkung: Simon Strauß wurde 1867 in Ober-Seemen geboren. Er war zunächst Lehrer in Mansbach, danach von 1902 bis 1924 in Burghaun. Von 1924 bis 1939 war er Verwalter der rituellen (koscheren) Küche für die jüdischen Patientinnen und Patienten der Heil- und Pflegeanstalt in Lohr. Er betreute die jüdischen Kranken auch religiös. Von 1928 an war er Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde in Lohr. Nach der Zerstörung der rituellen Küche und der Kündigung seiner Wohnung zog Strauß 1939 nach Bad Nauheim. Er starb im April 1940 in Frankfurt. An Simon Strauß erinnert eine Gedenktafel in Lohr (siehe dort).   

Burghaun Israelit 06111924.jpg (128270 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1924: "Burghaun, 28. Oktober (1924). Nach 22jähriger Tätigkeit verlässt Herr Lehrer Strauß unsere Gemeinde, in der er mit Liebe und Treue gewirkt hat. Als seltener Jehudi und aufrechter Mann, der den Emet (Wahrheit, Wahrhaftigkeit) personifizierte, hat er sein heiliges Amt in unserer Gemeinde mit unermüdlichem Eifer und peinlicher Gewissenhaftigkeit ausgeübt. Als Lehrer suchte er die Jugend auf die Wege der Tora zu führen, als Vorbeter weckte er durch die Innigkeit seines Gebetes die Andacht, als Schochet, der unaufhörlich sein Wissen erweiterte und vertiefte, trug er das Kascherut in unsere Häuser.
Herr Provinzialrabbiner Dr. Cahn - Fulda dankte vor versammelter Gemeinde dem Scheidenden für sein Wirken und wies besonders darauf hin, dass er mit seinem Hause der Gemeinde ein Vorbild für Wahrhaftigkeit gegeben und dass er in Freud und Leid zur Gemeinde gestanden habe. Er war ein wahrer Mann, der dem Frieden nachstrebte, und es war nicht immer leicht, den Frieden zu wahren. 
Gastfreundschaft übte er im Verein mit seiner ihm gleichgesinnten Gattin in so liebevoller und selbstverständlicher Weise, dass, wer über die Schwelle des Hauses gekommen war, sich nicht mehr fremd fühlen konnte. Wir wünschen Herrn Strauß und seiner Familie von Herzen, dass sie im neuen Wirkungskreis Befriedigung finden und dass es ihnen vergönnt sei, solange Jahre die Wohltätigkeit zu üben, die mit ihrer neuen Tätigkeit verbunden ist."  

  
Lehrer Naftali Berlinger wird von Mansbach nach Burghaun versetzt (1925)  

Burghaun Israelit 26031925.jpg (24442 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1925: "Mansbach, 3. März (1925). Für die durch die Versetzung des Lehrers Berlin(g)er nach Burghaun erledigte hiesige Volksschullehrer- und Kultusbeamtenstelle wählte die Gemeinde Lehrer Hatz in Gladenbach als Nachfolger."

  
Hochzeitsanzeige von Lehrer Naftali Berlinger mit Dora geb. Löbenberg (1925)   

Burghaun Israelit 06081925.jpg (37454 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1925: "Naftali Berlinger - Dora Berlinger geb. Löbenberg. Vermählte. 
Burghaun - Groß Krotzenburg.  
21. Aw 5685 / 11. August 1925.   Trauung: 1/2 2 Uhr, Restaurant Kulp, Aschaffenburg."   

     
Zum Tod des Lehrers Naftali Berlinger (1931)  

Burghaun Israelit 23071931.jpg (244182 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1931: "Lehrer Naftali Berlinger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – Burghaun. 
Tief erschüttert waren wir, als uns die Trauerkunde ereilte, dass Lehrer Naftali Berlinger – das Andenken an den Gerechten ist zum SegenBurghaun, am 28. Tamus (= 13. Juli 1931) verschieden sei, gerade in der Zeit, als das Sinken des Fiebers uns neue Hoffnungen gab. 
Die Gattin, die mit ihren drei Kindern zurückblieb, die Brüder und Schwestern, die engere und weite Familie und der große Kreise der Freunde und Bekannten sind in Trauer zusammengesunken ob des Verlustes eines der besten Menschen. 
Naftali Berlinger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – wurde 1896 in Berlichingen geboren. Kaum 13-jährig, schlug er die Lehrerlaufbahn ein. Dieser Beruf des jüdischen Lehrers und Erziehers, den er mit heiligem Eifer und aufopfernder Hingabe ausfüllte, war für ihn Sinnbild und beispielgebend für sein ganzes Leben. Seine hohe Lebensaufgabe sah er darin zu lernen und zu lehren, zu wirken und mitzuhelfen an der Aufrechterhaltung und dem Ausbau der orthodoxen Judenheit. Jede freie Zeit ausnützend, sogar bis tief in die Nacht hinein, lernte er sowohl für sich, als auch mit anderen und seine mit großer Begeisterung vorgebrachten Erklärungen machten ihn zum beliebten Lehrer. Als lehre Ehre hierfür verlieh ihm das Rabbinat Fulda am Grab den Chawer-Titel. So paarte der Verblichene in seinem Leben Gottesfurcht und Achtung vor den Geboten mit der Liebe zur Gesundheit und stempelte sich so zum Schüler Ahrons; den Frieden lieben war sein Wahlspruch. 
Dieser Jünger Arons, noch in jungen Jahren stehend, schien seiner Vervollkommnung entgegenzugehen, als er vor 6 Jahren seine ebenfalls von Gottesfurcht und echt jüdischer Gesinnung durchdrungene Frau unter die Chuppa, d.i. der Hochzeitsbaldachin führte. In dieser in allen Dingen harmonischen Ehe, die stets nach dem Schalom-Prinzip seines großen Vorbildes, Aron des Hohenpriesters, geführt wurde, erklomm er immer höher und höher die Stufen der sittlich-religiösen Vollkommenheit, bis ihm, dem Sterblichen, da er scheinbar die höchste Stufe erreicht, die Leiter abgebrochen wurde, da die Grenzen des Irdischen zu enge wurden. – Wie sehr er als Lehrer seiner Schule bei der Behörde beliebt war, davon legten die tief empfundenen Worte des Herrn Schulrats am Grabe beredtes Zeugnis ab.
Die Familie verliert in ihm den Ratgeber und Helfer. Immer wandte sie sich sofort an ihn, denn sie wusste, von hier aus ist Hilfe zu erwarten, hier konnte man eine hingebungsvolle und durchschlagende Hilfeleistung finden.  
Seinen Freunden und Kollegen war er Seelenfreund und Helfer. Durch seinen heilig-religiösen Eifer, durch seine in jeder Richtung dem Recht und der Erkenntnis entsprechenden Lebensweise, durch sein geschicktes und sinnvolles Eingreifen und durch seine einzig dastehende Güte wirkte er auf alle, die ihn kannten. Und so ist es sein Verdient, einen suchenden Menschen dem orthodoxen Judentum zurückgebracht zu haben: wer die Seele eines aus Israel rettet, ist wie der der die ganze Welt errettet. Das zahlreiche Erscheinen der Kollegen von nah und fern zur Beerdigung bezeugte seine große Beliebtheit sowohl bei der jüdischen als auch der nichtjüdischen Lehrerwelt.
Ist auch der Baum gefällt, sein Saft vertrocknet nicht, Wir wollen diesen Saft in uns einsaugen, ihn in uns stark werden lassen und ihn einträufeln dem großen Kreis seiner Freunde und Bekannten, damit seine Lebensaufgabe nach seinem Tode noch weitergeführt wird. Wenn auch der Körper des Geliebten nicht mehr bei uns weilt, sein Geist lebt weiter in seiner Familie, bei seinen Freunden und Bekannten! Und das ist sein reines und heiliges Vermächtnis an uns, so zu sein zum Andenken an die Söhne Israels vor Gott.  
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 31. Juli 1931: "Burghaun. Herr Naftali Berlinger aus Berlichingen, Lehrer und Führer der Gemeinde Burghaun, starb, von der ganzen Gemeinde betrauert. An seinem Grabe wurde ihm vom Fuldaer Rabbinat der Chowertitel verliehen. Im Namen der Lehrerschaft und der Regierung sprach Herr Schubert Wendling Worte der höchsten Anerkennung."    
   
Berlichingen GemZeitung Wue 16091931.jpg (27260 Byte)Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. September 1931: "Berlichingen. Unlängst verstarb der aus Berlichingen stammende Lehrer und Führer der Israelitischen Gemeinde Burghaun, Naftali Berlinger, tief betrauert von allen, die den ausgezeichneten Mann und Pädagogen kannten. An seinem Grabe wurde ihm vom Fuldaer Rabbinat der Ehrentitel eines Chower verliehen. Schulrat Wendling widmete im Namen der Lehrerschaft und der Regierung dem verstorbenen Kollegen Worte der höchsten Anerkennung."       

    
Lehrer Berthold Katz wechselt von Breitenbach a.H. nach Burghaun (1931)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 18. Dezember 1931: "Burghaun. Die Regierung hat Herrn Lehrer Katz von Breitenbach a.H. zum 1. Dezember hierher versetzt. Die Gemeinde ist erfreut, dass unser unvergesslicher Lehrer Berlinger seligen Andenkens einen tüchtigen und frommen Nachfolger erhalten hat. Möge auch dem neuen Führer der Gemeinde ein ebenso segensvolles Wirken wie seinem Vorgänger beschieden sein."             

 
Mitteilung zu Lehrer Berthold Katz (1935)  

Burghaun Israelit 21031935.jpg (14242 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1935: "Wüstensachsen, 20. März (1935). Lehrer Berthold Katz, früher Burghaun, ist von der Regierung an die hiesige jüdische Volksschule versetzt worden."  

   
Errichtung einer privaten jüdischen Volksschule (1937!)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1937: "Burghaun, 9. August (1937). Dieser Tage ist die Errichtung einer privaten jüdischen Volksschule in unserer Gemeinde vom Ministerium unter Gewährung eines Staatszuschusses genehmigt worden. Die Schule soll am 1. September eröffnet und von den Kindern der Gemeinden Burghaun, Hünfeld und Eiterfeld besucht werden. Der Unterricht wird durch den Lehrer Hermann Adler aus Nürnberg erteilt werden."    

    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  

Aufruf zu Spenden für eine in Not geratene jüdische Familie (1875)   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juli 1873: "Wohltätige Glaubensbrüder und Schwestern
In unserer ohnehin nicht sehr starken Gemeinde ereignete sich der Trauerfall, dass am 3. Nissan dieses Jahres ein geringer Handelsmann in seinem 39. Lebensjahre durch den Tod den Seinen entrissen wurde. Er hinterlässt eine trauernde Witwe mit vier kleinen unmündigen Kindern in sehr dürftigen Verhältnissen. Zu dem kommt noch, dass gedachte Witwe, eine sehr tugendhafte fromme Frau, gegenwärtige eine ... ist. Da nun der verstorbene Mann auf seinem mehrwöchentlichen Krankenlager fast den letzten Rest seines kleinen Vermögens aufzehrte, - Haus- und Grundvermögen besaß derselbe nicht - wodurch der Witwe eine traurige Zukunft in Aussicht stünde, so erlaubt sich Unterzeichneter unsere edlen wohltätigen Glaubensbrüder und Schwestern dringend zu bitten, doch auch hier ihr Scherflein beizutragen, wo es gilt, die Not einer sehr betrübten Witwe lindern zu helfen. 'Um dieser Sache willen wird dich segnen der Ewige dein Gott' (5. Mose 15,10). 
Burghaun
, Kreis Hünfeld, Provinz Hessen-Nassau, den 28. Mai 1873.
H. Strauß, israelitischer Lehrer. 
Die verehrlichen Spender wollen ihre Gaben direkt an obige Adresse einsenden, und wird darüber öffentlich Rechenschaft abgegeben werden."     
 
 
Burghaun AZJ 18051875.jpg (110036 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1875: "Aufruf zur Hilfe! Wohltätige, edle Glaubensgenossen! Mit schwerem und bangem Herzen erfülle ich diesmal die Pflicht der Wohltätigkeit, vor Euch, meine edlen und teueren Glaubensgenossen schon wieder mit einem Notrufe zu erscheinen, um Eure wohltätigen und milden Herzen abermals in Anspruch nehmen zu müssen. Kaum ist jene Wunde vernarbt, welche der Allmächtige vor 2 Jahren gerade in dieser Zeit dahier schlug, als schon wieder unsere Gemeinde mit einem herben Verluste heimgesucht wurde. Es war am 8. April, dem 2. Nissan, als der in sehr gutem Rufe dahier gestandene, echt religiöse Handelsmann seiner Frau und seinen fünf unmündigen Kindern durch den Tod entrissen wurde. Da nun die Vermögensverhältnisse bei demselben der Art waren, dass die Witwe, von allen Mitteln gänzlich entblößt, einer traurigen Zukunft entgegensehen müsse, wenn nicht edle Menschen sich bald ihrer erbarmen, so erlaubt sich Unterzeichneter andurch alle edle und menschenfreundliche Herzen höflichst und dringend zu bitten: die Not dieser sehr betrübten armen Witwe mit ihren 5 Kindern lindern zu helfen und ihre gedrückte Lage durch recht bald zufließende Gaben allher, einigermaßen zu erleichtern!
Burghaun (Kreis Hünfels, Prov. Hessen), den 10. Nissan 5635. H. Strauß, Lehrer.
auch ich stimme diesem nur auf Wahrheit beruhendem Aufruf mit bei und erwarte besten Erfolg. Marum Speier."

    
Spendenaufruf für arme Braut (1884)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1884: "Dringende Bitte um eine Spende für eine Brautausstattung. Ein sehr würdiges, frommes Mädchen aus achtbarer, frommer Familie hiesiger Gegend ist längere Zeit Braut und können Eltern und Verwandte die versprochene Mitgabe kaum aufbringen. Da sich infolge dessen das Mädchen in sehr kummervoller Lage befindet, so erlaube mir andurch alle edle wohltätige Herzen anzusprechen, doch ihr Scherflein auch hier beizutragen, wo es sich um der großen Verpflichtung zur Brautausstattung handelt. Gefällige Gaben beliebe man an den Unterzeichneten oder an die Expedition dieses Blattes einzusenden. Burghaun, an Purim  H. Strauß, Lehrer." 

    
Bestrafung der jüdischen Gemeinde für eine Grabanlage an einem Sonntag (1893)  

Burghaun Israelit 27031893.jpg (62845 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1893: "Kassel. Eine bemerkenswerte Entscheidung wurde vom Schöffengericht zu Burghaun im Kreis Hünfeld kürzlich getroffen. Die Juden hatten auf ihrem Friedhof am Sonntag ein Grab gemacht und gegen die deshalb erhobene Anklage mit der Einrede sich zu schützen gesucht, dass es ihnen verboten sei, am Sabbat zu arbeiten, sowie ein Grab über Nacht offen zu lassen. Die Verwesung der Leiche sei bereits stark vorgeschritten und letztere nicht länger im Hause aufzubewahren gewesen; demnach müssten auch die Anfertiger des Grabes straflos bleiben. Das Gericht erkannt jedoch einen die Strafe ausschließenden Notstand (§ 54 Strafgesetzbuch) nicht an und bestrafte die Angeklagten."

  
25-jähriges Bestehen des Frauenvereins (1931)   

Burghaun Israelit 08011931.jpg (114105 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1931: "Burghaun (Kreis Hünfeld), 21. Dezember (1931). Am Rausch Chaudesch Tewes (1. Tewes = 11. Dezember 1931) konnte der hiesige Frauenverein auf ein 25jähriges Bestehen zurückblicken. Das Jubiläum wurde unter Teilnahme der ganzen Kehilloh (Gemeinde) und benachbarten Freunde festlich begangen. Bei der Feier am Ausgang des Schabbat (gemeint: am Abend des 12. Dezember 1931) begrüßte als Vorstandsdame Frau Louis Adler die Anwesenden sowie den eigens zu diesem Zwecke hierher geeilten Gründer des Vereins Herrn Lehrer Strauß Lohr am Main. Dann sprach der Initiator des Abends, Herr Lehrer Berlinger, ausgehend von dem Sidrawort: Keez Som Lachauschech, wieviel Dunkel der Verein schon gelichtet und wie viel Leid er schon beseitigt; wie groß die Fülle der Aufgaben eines jüdischen Frauenvereins sind, und wie weit verzweigt dessen Arbeitsfeld liegt. Theatralische Darbietungen der Jugend, zum Teil von Herrn Berlinger selbst verfasst, trugen zur Verschönerung des Abends bei. Auch an dieser Stelle sei den Mitwirkenden nochmals der Dank ausgedruckt. Gleichzeitig sei die bescheidene Bitte ausgesprochen, neben dem gesellschaftlichen Programm der Winterabende möchten sich die Vereine auf dem Lande etwas der geistigen Arbeit annehmen."  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod des aus Burghaun stammenden Dr. Samuel Speyer (1885)  

Burghaun Israelit 23071885.jpg (211706 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1885: "Frankfurt am Main, 17. Juli (1885). Heute Nachmittag hatte sich am Portale des Friedhofs der Israelitischen Religionsgesellschaft eine ansehnliche Versammlung zusammengefunden, um den irdischen Überresten des Dr. Samuel Speyer - er ruhe in Frieden – die letzte Ehre zu erweisen. Eins schweres Leiden hatte ihn heimgesucht, dem er dann in einem entfernten Badeort, wo er Heilung suchte, erlegen ist. Herr Dr. Speyer – er ruhe in Frieden – war in Burghaun geboren, besuchte das Gymnasium in Fulda, studierte alsdann in Würzburg und Berlin und besuchte auch einige Zeit die Jeschiwa in Eisenstadt. Seine erste Stelle fand er als Lehrer in der Talmud-Tora-Schule zu Hamburg, worauf er als Lehrer und Prediger nach Rendsburg berufen wurde. Wiederum nach Hamburg in seine frühere Stellung zurückgekehrt, folgte er alsdann einem Rufe als Lehrer und Prediger nach Eschwege, woselbst er mehrere Jahre gewirkt. Hierauf vernahm er hier eine Anstellung als Lehrer an der Realschule der israelitischen Religionsgesellschaft und bald nach seinem Hiersein auch die eines Waisenvaters an der neu gegründeten israelitischen Waisenanstalt. Weichherzig und mild wie der Verstorbene war, war er den ihm anvertrauten Waisenkindern ein liebevoller Vater, der für das Wohl jedes Einzelnen mit ängstlicher Sorgfalt bedacht war. Aufrichtig frommen Herzens, waltete er der beiden schwierigen Ämter, die ihm übertragen waren, mit gewissenhafter Treue, die imemr das Beste anstrebte und das Gute wollte. Die Kleinen in der Schule und die in seinem Hause liebten und schätzten ihn, und seine Kollegen waren seine Freunde. Die tückische Krankheit untergrub leider immer mehr und mehr seine Kräfte, sodass er schon gegen ende des vergangenen Winters erst teilweise, dann ganz seine Lehrtätigkeit zu seinem eigenen Schmerze und seinem größten Leidwesen auf ärztliche Anordnung einstellen musste. Er verließ mit Beginn des Frühlings sein Heim, um in der Landfrische neue Kräfte zu sammeln, es war ihm aber nicht beschieden, so oft er auch nach Hause drängte, sein Familienheim wieder zu sehen. – Mit Rücksicht auf den herannahenden Schabbat konnte Herr Direktor Dr. Hirsch, der im Namen der Schule an der Bahre sprach, nur wenige Worte des Nachrufs dem Verstorbenen widmen und sich nur auf kurze Andeutungen auf die Pflichttreue und die Güte des Verblichenen beschränken, die er als Lehrer und Waisenvater betätigte. Herr Dr. Werner zollte im Namen der Waisenhausverwaltung dem Verstorbenen die Anerkennung, die er sich um das Gedeihen und die Förderung der Zöglinge des Waisenhauses in reichem Maße verdient hatte. Möge Gott der vielgeprüften Witwe und den trauernden Kindern den Trost senden, dessen sie bedürfen, die schwere Prüfung, die ihnen auferlegt worden, zu ertragen." 

     
Ironisch-kritischer Bericht über den Gemeindevorsteher Isac Goldschmidt (1906)  

Burghaun FrfIsrFambl 09111906.jpg (108083 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 9. November 1906: "Burghaun. Aus einer kleinen Gemeinde. Die Art und Weise, wie der Parnes der hiesigen Gemeinde, Herr Isac Goldschmidt, sein Amt verwaltet, ist zu eigenartig, als dass sie der Öffentlichkeit vorenthalten bleiben dürfte. Herr Goldschmidt erließt jüngst einen Erlass, wonach Mädchen der Besuch des Gottesdienstes am Sabbat verboten ist. Motivierung: die Synagoge sei zu klein. Als trotz dieses Verbotes eine junge Dame den Gottesdienst besuchte, legte er ihr eine Geldstrafe von 3 Mark auf, deren Bezahlung natürlich prompt - verweigert wurde. Dagegen ging von Seiten der jungen Dame eine Beschwerde an das Kreis-Vorsteheramt ab. 
Nun kommt das Beste: Herr Goldschmidt untersagte es, Privatminjonim (Privatgebete/-gottesdienste) zu veranstalten. Da aber unglücklicherweise die Erlasse des Herrn Goldschmidt nur problematischen Wert haben und - wie oben ersichtlich - nicht sonderllich respektiert werden, fand auch dies Minjanverbot keine Beachtung, und ein Gemeindemitglied veranstaltete dieser Tage Minjan in seinem Hause, da es Jahrzeit hatte. 
Was tut Herr Goldschmidt? Er dringt in das betreffende Minjan ein und ruft: 'Im Namen des Gesetzes, ich werde Euch bestrafen, weil Ihr mein Verbot übertreten habt.'  
In Burghaun herrscht seitdem Heulen und Zäheklappern ob der in Aussicht gestellten Strafe." 

     
Über den aus Burghaun stammenden Lehrer und Prediger Levy Nußbaum (Artikel von 1921 und 1938)   

Burghaun AZJ 28101921.jpg (102056 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1921: "St. Bocholt, 21. Oktober (1921). Am 25. dieses Monats begeht Herr Lehrer und Prediger Levy Nußbaum sein 25jähriges Dienstjubiläum in der hiesigen Gemeinde. Geboren am 3. April 1868 zu Burghaun bei Fulda, bezog er, nachdem er sich auf einem Institut in Maßbach bei Kissingen genügend vorbereitet hatte, im Alter von 16 Jahren die Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg und legte nach deren Absolvierung im Jahr 1886 die Reifeprüfung am Königlichen Seminar in Würzburg ab. Nachdem er zunächst in Hegenheim im Elsass und in Merzig an der Saar gewirkt hatte, kam er im Jahre 1896 nach Bocholt. Durch die hohe Auffassung, mit der er von seinem Beruf durchdrungen war, und durch sein immerwährendes Pflichtgefühl, das ihn bei seiner Tätigkeit erfüllte, hat er sich in hohem Maße die Liebe und Dankbarkeit seiner Schüler zu erringen gewusst. Sein aufrechter Charakter und die stets hilfsbereite Hand haben ihm nicht nur die Achtung der jüdischen, sondern auch der christlichen Mitbürger eingebracht. Die ehemaligen Schüler haben es sich nicht nehmen lassen, den Jubiläumstag festlich zu begehen. Wir rufen ihm ein herzliches 'Ad multos annos' zu." 
Anmerkung: Nach 1886 war Levy Nußbaum auch kurze Zeit (vermutlich 1887 - 1889) in Laufersweiler als Lehrer tätig.
Merzig Israelit 07041938.jpg (88847 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1938: "Köln, 29. März (1938). Am 3. April vollendete Lehrer i.R., L. Nussbaum, sein 70. Lebensjahr. Der Jubilar war in Hegenheim im Elsass, in Merzig und seit 1896 in Bocholt i.W. als Lehrer und Prediger tätig. Während seiner Amtszeit hat er sich stets für die religiösen Belange eingesetzt und das Banner der Tora und der Gottesfurcht allezeit hochgehalten. Sein Erziehungsideal erblickte er darin, seine Schüler zu religiösen Juden zu erziehen. Von heiligem Eifer für das jüdische Schrifttum beseelt, widmete er sich täglich dem Talmudstudium. Bis zu seinem Wegzug nach Köln leitete er die Arbeitsgemeinschaft der jüdischen Lehrer des Niederrheins. In Verehrung und Dankbarkeit erinnern sich zahlreiche Lehrer und Schüler seiner segensreichen Tätigkeit. Möge es ihm noch lange vergönnt sein, in körperlicher und geistiger Frische für die Belange des konservativen Judentums zu wirken. (Alles Gutes) bis 120."  
Anmerkung: Leo Nußbaum war am 1. September 1937 von Bocholt nach Köln gezogen, Von hier aus besuchten er und seine Frau Ende August 1939 die in Basel verheiratete Tochter. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges kehrten sie nicht nach Deutschland zurück. Leo Nußbaum starb am 26. Januar 1940 in Basel, wo er auf dem dortigen israelitischen Friedhof beigesetzt wurde.    
Burghaun Nussbaum Leo 010.jpg (17778 Byte)Ergänzender Hinweis:  Dem Lehrer und Prediger Levy (bzw. Levy) Nussbaum wurde am 9. September 1995 in einem Neubaugebiet von Bocholt eine Strasse gewidmet (Leo-Nussbaum-Straße). Zur Namensnennung hielt seine Enkelin Rosemary Warschawski-Nussbaum aus Baltimore/MD/USA eine Rede (Hinweis und Foto von René Loeb, Zürich vom 20.1.2013). 
Link zu einer Seite "Jüdische Lebensgeschichten in Bocholt" mit Informationen zu Leo Nussbaum.  
Link zur Biographie von Leo Nussbaum in der Website der Stadt Bocholt.     

  
85. und 87. Geburtstag von Witwe Sara Levi (1928 / 1930)  

Burghaun Israelit 27091928.jpg (16271 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Burghaun, 19. September (1928). Ihren 85. Geburtstag beging gestern in voller Rüstigkeit und geistigen Frisch Frau Witwe Sara Levi dahier."    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 19. September 1930: "Burghaun. die älteste Einwohnerin unseres Ortes, Frau Witwe Sara Levi, beging am 17. September in voller geistiger und körperlicher Frische ihren 87. Geburtstag."      

            
Zum Tod von Marianne Stern geb. Emmrich (1929)  

Burghaun Israelit 18041929.jpg (85460 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929: "Burghaun, 2. April (1929). Frau Marianne Stern, dem echt jüdischen Haus Emmrich, Rhina, entstammend, hauchte im Alter von 63 Jahren ihre fromme Seele aus. Je mehr ihr Körper dahinsiechte, um so mehr wuchs ihre an sich schon überaus große Seele. Kein Wort der Klage kam aus ihrem Munde, so sehr ihr auch der Ausgang ihres Leidens vor Augen schwebte. Sie war im wahrsten Sinne des Wortes eine wackere Frau, deren segensreiches Leben sich auf der breiten Basis von Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit bewegte. Diese frommen Tugenden erleichterten ihr auch die Erziehung ihrer Kinder zu guten Jehudim. Vor dem Trauerhause zeichnete Herr Lehrer Berlinger ein treffendes Lebensbild der Dahingeschiedenen, während Herr Lehrer Katz, Gersfeld, namens der Verwandten, der tiefen Frömmigkeit und edlen Tugenden der Heimgegangenen gedachte. Möge der Verblichenen Verdienst den trauernden Hinterbliebenen beistehen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

    
Zum Tod von Emanuel Braunschweiger (1937)  

Burghaun Israelit 25021937.jpg (42383 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1937: "Burghaun, 19. Februar (1937). Hier verstarb der langjährige Synagogenälteste unserer Gemeinde, Emanuel Braunschweiger. Ein guter Jehudi, ein braver, rechtschaffener, pflichtgetreuer Mensch, von schlichtem und einfachem Wesen, in Einsicht und Frieden mit allen lebend, von Wohlwollen gegen jedermann erfüllt, ist mit ihm dahin gegangen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Verlobungsanzeige von Jenny Löb und Hermann Adler (1925)    

Burghaun Israelit 22101925.jpg (30613 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925: 
"Jenny Löb - Hermann Adler. 
Verlobte.  Frankfurt am Main, Bleichstraße 9 - Fulda / Burghaun.  
Zuhause: 31. Oktober 1925. 1. November 1925."    

   
Verlobungsanzeige von Kläre Nußbaum und Kallmann Müller (1928)      
Anmerkung: Kallmann Müller (nicht wie in der Anzeige: Miller) und Kläre geb. Nußbaum sind in der NS-Zeit nach der Deportation umgekommen.  

Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 27. Januar 1928: 
"Kläre Nußbaum - Kallmann Miller  
Verlobte  
Burghaun Kreis Hünfeld (zur Zeit Kassel, Mombachstr. 17) - Niedenstein."              


Verlobungsanzeige von Flora Adler und Julius Trepp (1929)   

Burghaun Israelit 23051929.jpg (30382 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1929: "Statt jeder besonderen Anzeige: 
Flora Adler - Julius Trepp. Verlobte. 
Burghaun Kreis Hünfeld - Frankfurt am Main, Windeckstr. 56. 
Empfang: Samstag 1. Juni und Sonntag 2. Juni."  

  
Verlobungsanzeige von Rosel Adler und Siegfried Königshöfer (1935)  

Burghaun Israelit 28021935.jpg (25706 Byte)Verlobungsanzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1935: 
"Rosel Adler - Siegfried Königshöfer - Verlobte. 
Burghaun
/ Halberstadt."   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge      
      
Eine ältere Fachwerksynagoge war Anfang des 20. Jahrhunderts für die bis dahin durch Zuzug aus Landgemeinden gewachsene jüdische Gemeinde in Burghaun zu klein. Sie war baufällig geworden, wodurch ein Neubau dringend benötigt wurde. 
Nach diesem Neubau - nachdem aus das neue Badehaus fertiggestellt war - wurde die alte Synagoge 1912 abgebrochen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde noch das an der Fachwerksynagoge angebaute alte Ritualbad benutzt.  
    
Beschluss zum Neubau einer Synagoge (1909)   

Burghaun Israelit 29041909.jpg (22532 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1909: "Wehrda (Kreis Hünfeld), 25. April. Die israelitische Gemeinde Burghaun beschloss den Neubau einer Synagoge. Es kommt ein von Gebrüder Schäfer, Hünfeld ausgearbeitetes Projekt zur Ausführung, für das etwa 22.000 Mark erforderlich sind."

Spende für den Synagogenbau des aus Burghaun stammenden Kaufmannes J. Nußbaum (1909)   

Burghaun Israelit 23121909.jpg (32997 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1909: "Burghaun (Hessen-Nassau), 4. Dezember (1909). Der von hier gebürtige verstorbene Kaufmann J. Nussbaum hat der israelitischen Gemeinde Burghaun 10.000 Mark zum Synagogenbau und 20.000 Mark für wohltätige Zwecke vermacht. Die Zinsen sollen alljährlich am Todestage des Spenders an die Ortsarmen verteilt werden."  
  
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember 1909: "Burghaun bei Fulda. Der von hier gebürtige und in Frankfurt am Main verstorbene Kaufmann J. Nußbaum hat der hiesigen jüdischen Gemeinde folgende Legate vermacht: 10.000 Mark zum Synagogenneubau und 20.000 Mark für wohltätige Zwecke."   

   
Auf Grund dieser großen Spende des Kaufmanns Nussbaum und weiterer Spenden von Gemeindegliedern und auswärtiger Personen konnte eine neue Synagoge 1910 erbaut und am 14. November 1910 feierlich eingeweiht werden. Sie verfügte über 98 Plätze für Männer und 52 für Frauen. Sie galt als die schönste Landsynagoge in der weiten Umgebung. Bei der Einweihung der neuen Synagoge fand ein Umzug von der alten in die neue Synagoge statt (die alte Synagoge wurde 1912 abgebrochen). 
   
Über die Einweihung der neuen Synagoge liegt folgender Bericht vor: 

Burghaun FrfIsrFambl 18111910.jpg (130022 Byte)Bericht im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. November 1910: "Burghaun. Der 14. November (1910) ist und bleibt für unsere Gemeinde ein denkwürdiger Tag. Dem lang empfundenen Bedürfnisse nach einem würdigen Gotteshause ist dank der Opferwilligkeit unserer Gemeinde und dem Vermächtnisse eines zu früh der Welt entrückten Jünglings, des vor Jahresfrist verstorbenen Selig Nußbaum in Frankfurt, dessen Wiege in unserem Ort stand, Genüge geschehen. Eine herrliche Synagoge, eine monumentale Zierde unseres Ortes, mit allem Komfort der Neuzeit, elektrischer Beleuchtung ausgestattet, ist erbaut und gestern in feierlichem Weiheakte ihrer Bestimmung übergeben worden
Nachmittags 2 Uhr hatte sich die Gemeinde in der alten Synagoge versammelt, um tiefbewegt von der heiligen Stätte Abschied zu nehmen. In manchem Auge sah man der Erinnerung geweihte Tränen glänzen. Um 1/2 4 Uhr fand der Weiheakt der neuen Synagoge statt. Ein Regierungsvertreter überreichte unter sinnigen Worten den Schlüssel und die Pforten öffneten sich. Mächtig erbrauste ein vierstimmiges 'Mah touwu', gesungen von dem neubegründeten, von Lehrer Sonn - Rhina geleiteten Synagogenchore, in dem heiligen Raume. Provinzialrabbiner Dr. Cahn - Fulda entzündete das 'Neir tomid' (ewiges Licht) und hielt dann die Weiherede, nachdem vorher mit den Torarollen, die in reichem Silberschmuck erstrahlten, die üblichen Umzüge gemacht wurden. Was der Feier besonderen Reiz verlieh, waren die künstlerisch vollendeten gesanglichen Leistungen des Lehrers Sonn, der durch seine wundervolle Stimme alle Zuhörer begeisterte." 

Nur 28 Jahre war die neue Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Burghaun. Aus dieser Zeit liegen in den jüdischen Periodika keine besonderen Berichte über die Synagoge in Burghaun vor. 1927 musste einmal über einen Einbruch berichtet werden:  
    
Einbruch in der Synagoge (1927)    

Burghaun Israelit 30061927.jpg (19241 Byte)Meldung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni 1927: "Burghaun, 26. Juni (1927). Nachts brachen Einbrecher in die hiesige Synagoge ein und stahlen den Almosenkasten. Die Täter konnten noch nicht ermittelt werden."    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 24. Juni 1927:  "Burghaun. Einbruch in die Synagoge. Die hiesige Synagoge wurde von Einbrechern heimgesucht. Es wurde der Almosenkasten gestohlen. Bisher fehlt von den Tätern jede Spur."          

Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge von Nationalsozialisten zerschlagen, mit Benzin begossen und angezündet. Am Vormittag des 10. November ist die Synagoge völlig ausgebrannt. Die Ruine wurde später abgebrochen.
      
      
Adresse/Standort der SynagogeRingstraße 12  
      
      
Fotos             
(Quelle der historischen Fotos: Dokumentation "Auf den Spuren jüdischen Lebens in Burghaun" von Elisabeth Sternberg-Siebert, zugänglich über www.ag-spurensuche.de/einzel.htm; Brief des Bürgermeisters von 1936 aus Arnsberg Bilder S. 31) 

Die 1910 eingeweihte Synagoge    
Burghaun Synagoge 123.jpg (51967 Byte) Burghaun Synagoge 121.jpg (81176 Byte) Burghaun Synagoge 120.jpg (72477 Byte)
Als "herrliche Synagoge, eine monumentale Zierde unseres Ortes, mit allem Komfort der Neuzeit, elektrischer Beleuchtung
 ausgestattet", wurde die Synagoge im November 1910 beschrieben.  
   
 
Die 1938 zerstörte Synagoge Burghaun Synagoge 122.jpg (92860 Byte)
   Am 10. November 1938 wurde die Synagoge durch Nationalsozialisten niedergebrannt
   
 Das jüdische Schulhaus Burghaun Schule 120.jpg (97418 Byte) Burghaun Dok01.jpg (88804 Byte)
     Das jüdische Schulhaus; im Hintergrund 
die Synagoge (mit Störchen 
auf dem Dach)
Brief des Bürgermeisters von Burghaun 
vom 27. Juli 1936 zur "Einrichtung einer
 jüdischen Bezirksschule" in Burghaun
     
   Burghaun Schule 121.jpg (91387 Byte)   
  Das Gebäude der ehemaligen jüdischen
 Schule in den 1950er-Jahren
 
     
     
Andernorts entdeckt  Augsburg Friedhof 0411024.jpg (104392 Byte)
   Grabstein im jüdischen Friedhof in Augsburg für Gitta Kleeblatt geb. Victor  
(geb. 1878 in Burghaun, gest. 1940 in Kempten im Allgäu). 
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November 2009: Gedenken zum 71. Jahrestag des Novemberpogroms 1938  
Artikel in der "Fuldaer Zeitung" vom 11. November 2009 (jo, Artikel): "Gedenkfeier zu Pogromnacht in Burghaun, 
BURGHAUN
Die Marktgemeinde Burghaun hat auch in diesem Jahr in einer Feierstunde am 10. November an den 71. Jahrestag der Reichspogromnacht erinnert..."    
  
Januar 2011: In Burghaun sollen "Stolpersteine" verlegt werden     
Artikel in der "Hünfelder Zeitung" vom 11. Januar 2011 (Artikel): "Stolpersteine ab September auch in Burghaun
Burghaun Nach Hünfeld werden in Burghaun als zweitem Ort im Altkreis Hünfeld Stolpersteine verlegt. Erster Termin ist der September. Das teilt die 2010 gegründete 'Initiative Stolpersteine in Burghaun' mit, die um Spenden bittet...".   
   
Hinweis: Spendenkonto eingerichtet. 
Unter dem Dach der "Bürgerstiftung" wurde das Sonderkonto "Stolpersteine Burghaun" eingerichtet, auf das Spenden zur Durchführung des Projektes erbeten werden. Die Bürgerstiftung stellt eine Spendenbescheinigung aus verbunden mit einer Bestätigung durch die "Initiative Stolpersteine in Burghaun". Überweisen Sie bitte Ihre Spende auf folgendes Konto: Sonderkonto "Stolpersteine Burghaun", Kontonummer 100016802, Raiffeisenbank Burghaun, BLZ 52069013. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.burghaun.de ("Aktuell" oder Icon "Spuren Jüdischen Lebens") und http://stolpersteine-burghaun.jimdo.com 
 
März 2011: Schüler auf den Spuren der jüdischen Geschichte in Burghaun    
Artikel von Sabine Burkardt in der "Hünfelder Zeitung" vom 3. März 2011 (Artikel): 
"Grundschüler auf Rundgang durch jüdische Geschichte
Burghaun Die Kinder der Klasse 4b der Ritter-von-Haune-Schule haben zusammen mit den Initiatoren der Burghauner Stolpersteine, Elisabeth Sternberg und Josef Staufer, einen Rundgang durch die jüdische Geschichte Burghauns unternommen...".   
 
März 2011: Im Zusammenhang mit der "Stolpersteine"-Verlegung in Kempten: Erinnerung an den aus Burghaun stammenden Käsegroßhändler Louis Victor
Artikel in der "Allgäuer Zeitung" vom 17. März 2011 (Artikel): "Nationalsozialisten schickten Käsegroßhändler Louis Victor ins KZ
'Sie sind unangenehm aufgefallen'
Die Initiative Stolpersteine für Kempten und Umgebung verlegte in der Stadt bislang 21 Gedenksteine für NS-Opfer. Diesmal stellen wir das Schicksal des jüdischen Kaufmanns Louis Victor vor. Die Familie stammte aus Burghaun im Kreis Fulda. 1905 lebten 163 Juden in dem kleinen Ort mit 1252 Einwohnern. Die Brüder Samuel und Louis Liebmann Victor entschlossen sich, ihr Glück im Allgäu zu suchen..."   S
  
April 2011: In Burghaun werden im September 2011 und im Mai 2012 "Stolpersteine" verlegt  
Artikel von "vic" in der "Fuldaer Zeitung" vom 13. April 2011 (Artikel): "Erste Stolpersteine werden im September verlegt
Burghaun
Die Mitglieder der 'Initiative Stolpersteine in Burghaun' sind mit dem Verlauf des Projektes bislang sehr zufrieden. Zahlreiche Menschen hätten Geld gespendet, einen Stolperstein gesponsert und eine Patenschaft in Erinnerung an einen bestimmten Menschen übernommen..."   
  
Juni 2011: Beitrag über Elisabeth Sternberg-Siebert   
Artikel von Victoria Bott in der "Fuldaer Zeitung" vom 3. Juni 2011 (Artikel): 
"Burghaunerin erforscht die jüdische Geschichte der Region.  
Burghaun Elisabeth Sternberg-Siebert fühlt sich wohl in Burghaun. 'Für mich ist es hier perfekt, es ist meine Wahlheimat', betont die 73-Jährige. Seit über 20 Jahren begibt sie sich auf Spurensuche der jüdischen Geschichte. Im September sollen nun Stolpersteine als Erinnerungen an die Opfer der NS-Zeit in Burghaun verlegt werden..."    
   
August / September 2011: "Stolpersteine" werden verlegt  
Artikel von "sam" in der "Fuldaer Zeitung" vom 24. August 2011: "Hünfeld. Erinnerung an Nazi-Opfer: Verlegung der Stolpersteine Ende September" (Link zum Artikel).   
 
September 2011: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen"    
Artikel in der "Fuldaer Zeitung" vom 23. September 2011: "Stolpersteine erinnern auch an die Geschwister Strauß.
Burghaun
. Mehr als 50 Juden aus Burghaun wurden zu Opfern des NS-Regimes. Damit diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten, werden am Dienstag, 27. September, die ersten von insgesamt rund 30 Stolpersteinen in der Marktgemeinde verlegt. Auch Marga und Manfred Strauß wird mit den Stolpersteinen gedacht. 
(Link zum Artikel).   
   
Artikel in der "Fuldaer Zeitung" vom 27. September 2011: "Die ersten Stolpersteine sind verlegt. 
Burghaun.
Die ersten 15 Stolpersteine sind am Dienstag in Burghaun verlegt worden. Auf Wunsch der Initiative 'Stolpersteine in Burghaun' sollte es keine Veranstaltung im festlich geschmückten Raum, abgeschirmt von störender Umgebung sein, sondern mitten im Alltag stattfinden..."  
(Link zum Artikel).     
 
März 2012: Die zweite Verlegung von "Stolpersteinen" wird vorbereitet  
Artikel in den "Osthessen-News" vom 8. März 2012: "Zweite Verlegung von Stolpersteinen mit Begleitprogramm wird vorbereitet. 
Burghaun.
Die zweite Verlegung von Stolpersteinen in Burghaun rückt näher. Am Dienst nach Pfingsten, am 29. Mai beginnt sie um 9 Uhr an der Ecke Ringstraße/Buchenweg. Der Künstler Gunter Demnig wird diesmal an zehn Stellen 25 Steine zum Gedenken an Nazi-Opfer aus Burghaun verlegen. 24 für jüdische Burghauner Mitbürgerinnen und Mitbürger, deren Leben im Alter von 1 bis 82 Jahren ausgelöscht worden ist..."   
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Artikel in der "Hünfelder Zeitung" vom 11. März 2012: "Neue Stolpersteine für Nazi-Opfer in Burghaun". 
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September 2012: Dritte Verlegung von "Stolpersteinen" in Burghaun    
Artikel von Sophia Steube in der "Fuldaer Zeitung" vom 6. September 2012: "Fünf Stolpersteine für Familie Stern verlegt.
Burghaun
Bereits zum dritten Mal sind am Mittwoch in Burghaun Stolpersteine verlegt worden. Damit soll an fünf weitere ehemalige jüdische Bürger aus Burghaun erinnert werden. Familie Stern fiel den Verbrechen während der NS-Zeit zum Opfer..."  
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Oktober 2013: Ein "Spendenkelch" kam zurück nach Burghaun    
Burghaun Kelch 010.jpg (237409 Byte)Artikel von Elisabeth Sternberg-Siebert in den Osthessen-News vom 30. Oktober 2013 (Link zum Artikel): 
"Nach Jahrzehnten wieder in Burghaun zurück ... 
BURGHAUN -
Etwa Mitte September entdeckte ich im Internet die Abbildung eines Gegenstandes, der bei einer Auktion in Jerusalem im Juni 2013 verkauft worden war, aber von dem Käufer, einem Kunsthändler, erneut angeboten wurde. Michael Ambinder in New York, Urenkel von David und Jenny Nußbaum, die mit ihrer Familie einst in der Ringstraße wohnten, hat mich dankenswerter Weise auf dieses außergewöhnliche Objekt aufmerksam gemacht. Die Rede ist von einem silbernen Spendengefäß aus der Burghauner Synagoge, welches am 13./14. November 1910 zur Einweihung des neuen Gotteshauses der jüdischen Gemeinde vom Festausschuss gestiftet wurde.
Der Anblick der Spendenschale mit seiner an die Synagogenweihe erinnernden Inschrift hat mich geradezu elektrisiert und total in Aufregung versetzt, und ich war der festen Überzeugung, dass man versuchen müsse, dieses Stück für Burghaun zu erwerben. Die Gelegenheit dazu schien einmalig zu sein. Vor meinem geistigen Auge sah ich den Kelch schon im "Museum Haus Hölzerkopf" alle Blicke auf sich ziehen, und ich informierte umgehend unseren Bürgermeister. Herr Hohmann war sofort Feuer und Flamme, und auch die zuständigen Gemeindegremien stimmten dem Ankauf des Spendengefäßes ohne langes Zögern zu und stellten dafür 2.000 Euro bereit.
Natürlich war es nicht sicher, ob wir den Zuschlag erhalten würden, da es noch weitere Interessenten gab. Ich selbst habe mit dem Auktionshaus via Internet auf Englisch verhandelt, und es ist mir nach einigem Hin und Her gelungen, den Leiter der Auktion davon zu überzeugen, dass die Almosenschale aus historischen Gründen in seinen Herkunftsort zurückkehren sollte. So erhielt die Marktgemeinde Burghaun letztendlich den Zuschlag!
Da der Bürgermeister gerade im Urlaub weilte, als das Päckchen aus Israel eintraf, musste die "charity box" zunächst noch ein paar Tage im Tresor verbringen. Doch am Dienstag, dem 29. Oktober war es dann soweit: Die Umstehenden schauten gespannt zu, wie Alexander Hohmann begann, den geheimnisvollen Gegenstand vorsichtig aus der Verpackung zu lösen. Würde die Beschreibung des Auktionshauses in Jerusalem zutreffen und das Gefäß die weite Reise unbeschadet überstanden haben? - Und wirklich: Ein prächtiges, reich verziertes und etwa 23 Zentimeter hohes Silbergefäß, mehr als 100 Jahre alt, kam zum Vorschein. Andächtiges Staunen und Schweigen herrschte für eine Weile in der Amtsstube angesichts dieses glänzenden Zeugnisses jüdischer Kulturgeschichte in Burghaun, ehe man wieder zur alltäglichen Routine zurückkehren konnte. Drei Inschriften zieren das Gefäß: Eine hebräische (Datum 1910 in hebräischen Großbuchstaben) und zwei deutsche. Letztere lauten: 'Zur Erinnerung an die Synagogen Einweihung Burghaun 13/14. XI. 1910 – gestiftet vom Festausschuss.'
Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei dem Spendenbehälter um den 1927 bei einem Einbruch in die Synagoge entwendeten "Almosenkasten" handelt (Der Israelit vom 30. Juni 1927, http://www.alemannia-judaica.de/burghaun). Offen ist auch, wie das gute Stück nach Israel kam. Diesen spannenden Fragen wird man auf jeden Fall nachgehen. Ob sie zu beantworten sind, ist allerdings ungewiss, vorerst kann nur spekuliert werden. Jedenfalls ist der Marktgemeinde Burghaun zum Ankauf des Silbergefäßes ausdrücklich zu gratulieren. Hat sie doch mit diesem Erinnerungsstück ein einmaliges und authentischen Exponat und einen eindrucksvollen Blickfang für ihre zukünftige Judaica-Abteilung im 'Museum Haus Hölzerkopf' in der Moorstraße erworben.
Einst hatte das kostbare Silbergefäß seinen Platz in der Synagoge in der Ringstraße, und die Gottesdienstbesucher legten - vermutlich bei besonderen Anlässen - ihre Opfergaben hinein. In Zukunft kann dieser geschichtsträchtige Kelch natürlich nur im Burghauner Museum stehen und an die Synagoge und die ausgelöschte jüdische Gemeinde erinnern. Denn deren gerade mal 28 Jahre altes Gotteshaus ging in den Flammen des Judenhasses unter und brannte vor 75 Jahren am Morgen des 10. November 1938 bis auf die Außenmauern nieder. Jenes Tages wird die Marktgemeinde Burghaun auch in diesem Jahr wieder mit einer Feierstunde im Schlosshof am Sonntag, dem 10. November um 11.30 Uhr gedenken. Bei dieser Gelegenheit wird auch die Almosenschale zu besichtigen sein (Elisabeth Sternberg-Siebert)." 
Hinweis: Link zum Artikel in der Website von Elisabeth Sternberg-Siebert (mit Fotos von Christiane Fuchs und Elisabeth Sternberg-Siebert)   
 
Januar 2020: Die "Stolpersteine" werden gereinigt 
Artikel in der "Fuldaer Zeitung" vom 29. Januar 2020: "Zum Holocaustgedenktag: 'Omas gegen Rechts' putzen Stolpersteine in Burghaun
Burghaun. Zum Holocaustgedenktag, 27. Januar, hatte 'Pulse of Europe' auf Facebook zum europaweiten Putzen von Stolpersteinen aufgerufen. Zahlreiche Menschen sind dem Aufruf gefolgt, so auch die Fuldaer 'Omas gegen Rechts', die in Burghaun geputzt haben. Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee befreit. Auf Facebook rief 'Pulse of Europe' deshalb mit folgenden Worten zum europaweiten Putzen von Stolpersteinen auf: 'Zu spät für zu viele Menschenleben. Heute können wir den Opfern des Holocaust nur noch gedenken, den Überlebenden Respekt entgegenbringen und versprechen, dass wir unser Möglichstes tun, dass es nie wieder so weit kommt. Demnigs Stolpersteine erhalten im Alltag das Andenken an ganz normale Menschen – Menschen wie du und ich. Toleranz, das Akzeptieren unserer Verschiedenheiten ohne Angst, Hass oder Missgunst sind die Voraussetzung für eine bessere Zukunft – in Europa und überall in der Welt.'
50 Stolpersteine glänzen wieder. Wie es in einer Pressemeldung heißt, seien zahlreiche Menschen dem Aufruf gefolgt, am 27. Januar, dem Holocaustgedenktag, die Namen der Holocaustopfer, die auf vielen der kleinen Gedenksteine im Straßenpflaster an zahlreichen Orte kaum noch gut lesbar sind, wieder sichtbar zu machen. Auch die 50 Stolpersteine in den Straßen von Burghaun glänzen nun wieder. Die Fuldaer 'Omas gegen Rechts' haben die Initiative ergriffen und eine Burghauner Putztruppe vor Ort mit Putzmitteln unterstützt und ebenfalls geputzt.
Erinnerungen sollen wach gehalten werden. Die Fuldaer Omas und Opas gegen Rechts hatten sich am Holocaustgedenktag zusammen mit einigen Burghaunern engagiert, da es in Fulda bisher keine Stolpersteine gibt. Ihr Wunsch war es, mitzuhelfen, dass die Erinnerung an die von den Nazis verfolgten und getöteten Bürger wach gehalten wird." 
Link zum Artikel   

       
        

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Burghaun  
bulletWebsite "Auf den Spuren jüdischen Lebens im Hünfelder Land" (Website von Elisabeth Sternberg-Siebert)    
bulletWebsite zu den Stolpersteinen in Burghaun  https://izi.travel/en/06be-stolpersteine-in-burghaun-zur-erinnerung-an-die-opfer-des-ns-terrors/de     
bulletPresseartikel "Auf den Spuren jüdischer Vorfahren in der Markgemeinde Burghaun" vom 19. März 2008 in "Fulda-Info-News" (externer Link)
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Burghaun  

Quellen:    

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Burghaun 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Burghaun sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):        
HHStAW 365,969   Geburts-, Trau- und Sterberegister der evangelisch-lutherischen und jüdischen Einwohner von Burghaun  1811-1811  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4878191       
HHStAW 365,120   Trauregister der Juden von Burghaun  1824 - 1860   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3553148      
HHStAW 365,122   Geburtsregister der Juden von Burghaun  1824 - 1861  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135962                       
HHStAW 365,123   Sterberegister der Juden von Burghaun  1824 - 1861  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4449170      
HHStAW 365,121   Geburtsregister der Juden von Burghaun  1861 - 1894  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250802     
HHStAW 365,119   Trauregister der Juden von Burghaun  1862 - 1891  https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v289744     
HHStAW 365,125   Sterberegister der Juden von Burghaun  1863 - 1893   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250803   
HHStAW 365,124   Sterberegister der Juden von Burghaun  1863 - 1900   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v825428      

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 104-105
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 31.
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 393-394. 
bulletElisabeth Sternberg-Siebert: Jüdisches Leben im Hünfelder Land  - Juden in Burghaun. Petersberg 2001. Auszüge online.  
bulletBurghaun Lit 01.jpg (13757 Byte)dies. (Neuauflage): Jüdisches Leben im Hünfelder Land: Juden in Burghaun.  Verlag Michael Imhof, Petersberg 2008. ISDN 978-3-932526-14-5 (2. erweitere Auflage). 320 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. 22.00 €  Weitere Informationen auf pdf-Datei.  
vgl. auch Website von Elisabeth Sternberg-Siebert mit Seiten zur jüdischen Geschichte in Burghaun. 
bulletdies.: Jüdisches Leben im Hünfelder Land - Die Familie Joseph Strauss in Hünfeld / Jewish Life in the County of Huenfeld - The Joseph Strauss Family in Huenfeld. Verlag Parzeller. Fulda 2006, zweisprachig mit zahlreichen Abbildungen. ISBN 978-3-7900-0387-1.  15.80 €  
vgl. auch Website von Elisabeth Sternberg-Siebert.  
bulletFulda Lit 140.jpg (118420 Byte) Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda
hrsg. von Michael Imhof.  Zukunft Bildung Region Fulda e. V. 
Erschienen im Michael Imhof Verlag Petersberg 2011.  
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2 
(D) 44,00 €   CHF 62,90  (A) 45,25 €.
Zu Burghaun Beitrag von Elisabeth Sternberg-Siebert S. 284-290. 
bulletLit 400 Jahre Juden Rhoen.jpg (135549 Byte)Michael Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90. 
Erschienen im Michael Imhof-Verlag. Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"   
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und Vernichtung.    

         
          


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Burghaun  Hesse-Nassau.  Established in the 17th century, the Jewish community ran an elementary school (167-1933), numbered 176 (15 % of the total) in 1885, and dedicated a new synagogue in 1910. By 1933 the community had dwindled to 112. Torah scrolls were removed from the synagogue before a mob burned it to the ground on Kristallnacht (9-10 November 1938). Most of the remaining Jews were deported (1941); at least 26 perished in the Holocaust. 
      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020