Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Cham (Oberpfalz)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

        

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)         
   
In der alten Salzhandelsstadt Cham bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Vermutlich waren bereits Ende des 13. Jahrhunderts Juden in der Stadt ansässig, was aus einer Quelle von 1298 geschlossen werden kann. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts werden mehrere Juden in der Stadt genannt, die vermutlich aus Regensburg zugezogen waren und vor allem vom Handel mit Geld lebten. Die Judenverfolgung von 1337/38, die ihren Ausgang von Deggendorf nahm, traf auch die Juden in Cham. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts werden jüdische Personen 1368 und 1371 genannt (u.a. Aron der Jude zu Cham). Im 15. Jahrhundert lassen sich zwischen 1468 und 1491 fünf jüdische Familien in der Stadt nachweisen. Auch sie lebten überwiegend vom Geld- und Pfandverleih. Ihre Wohnungen waren vermutlich alle in der bis heute bestehenden Judengasse (bzw. Judenstraße). Es kam zu mehreren Versuchen, die Juden aus der Stadt zu vertreiben. 1556 dürfte "endgültig" die Ausweisung erfolgt sein. 

An Erinnerungen an die mittelalterliche jüdische Geschichte ist an der westlichen Fassade des Rathauses in Cham ein jüdischer Grabstein von 1230 eingemauert, der jedoch von dem nach Ausweisung der Juden 1519 zerstörten jüdischen Friedhof in Regensburg stammt. 

Zur erneuten Ansiedlung jüdischer Personen und Familien kam es auf Grund der bis dahin bestehenden Niederlassungsverbote erst im 19. Jahrhundert. Unter den ersten war 1863 Isaak Lazarus Boscowitz aus Floß, der in Cham ein Tuchgeschäft eröffnete ("Tuch- & Bukskin-Lager" ). 1867 wurden 13 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt (0,5 % von 2.760 Einwohnern). In den Nachbarstädten Furth im Wald waren es damals vier, in Rötz eine Person.
 
In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1871 26 (0,9 % von insgesamt 2.920 Einwohnern), 1880 43 (1,2 % von 3.445), 1885 neun Familien, 1890 55 jüdische Einwohner (1,5 % von 3.686), 1900 68 ( (1,7 % von 4.074), 1910 80 (1,8 % von 4.558; im ganzen Landkreis Cham damals 120 Personen). Ein Teil der nach Cham zugezogenen jüdischen Personen war aus böhmischen Orten zugewandert. 1886 wurde auch ein Anschluss der jüdischen Familien Chams zur israelitischen Gemeinde im tschechischen Domazlice geprüft, allerdings von der Regierung nicht genehmigt.

Zur jüdischen Gemeinde Cham gehörten auch die verstreut in einer weiteren Umgebung (insbesondere im Kreis Cham) lebenden jüdischen Personen. 1924 waren es zusammen 42 Personen in Furth i.W., Kötzting, Neukirchen, Balbini, Neuburg, Roding, Tiefenbach und Waldmünchen. 1928 wurde das Gebiet der israelitischen Gemeinde Cham auf die Finanzamtsbezirke Cham, Neunburg v.d. Wald, Walderbach, Waldmünchen, Kötzting und Viechtach festgelegt (siehe Bekanntmachung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden unten).  

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal (Synagoge, s.u.), eine Religionsschule (im Betsaal) sowie (seit 1889) einen eigenen Friedhof. Zur Besorgung der religiösen Aufgaben der Gesamtgemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte. Von 1913 bis 1914 war Gustav Neustädter, von 1914/15 bis 1937 war Meier Godlewsky in dieser Stellung tätig. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Sulzbürg, nach dessen Auflösung zum Bezirksrabbinat Regensburg-Neumarkt beziehungsweise Regensburg.

Jüdischen Gewerbetreibenden gehörten zahlreiche Geschäfte und Firmen, die einen über mehrere Jahrzehnte bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Leben der Stadt leisteten (u.a. Schuhwarenhaus Benjamin Eisfeld, Kaufhaus Samuel Neuburger, Modehaus Gustav Bloch, Textilgeschäft Moritz Stern u.a.m.). Die jüdischen Einwohner waren im Leben der Stadt weitestgehend integriert, u.a. hatte die Freiwillige Feuerwehr in Cham fünf jüdische Mitglieder.

Um 1924, als 81 Personen zur jüdischen Gemeinde gehörten (1,8 % von insgesamt etwa 4.500 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Max Grünhut, Benno Eisfeld, Oskar Recht, Albert Neuburger und Max Schwarzer. Als Lehrer, Kantor und Schochet war Meyer Godlewsky tätig. Er erteilte an öffentlichen Schulen für 15 jüdische Kinder den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es einen Frauenverein (1924 Leitung Hedwig Joelsohn, 36 Mitglieder) sowie einen Wandererunterstützungsverein (1924 Leitung Max Grünhut, 18 Mitglieder, Ziel: Unterstützung jüdischer Durchreisender).

1933 wurden noch 66 jüdische Einwohner gezählt (1,3 % von 5.039). Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts ist ein Teil der jüdischen Einwohner in den folgenden Jahren ausgewandert beziehungsweise in andere Orte verzogen. Zu gewaltsamen Aktionen gegen jüdische Geschäfte (Schuhgeschäft Eisfeld) kam es bereits im Dezember 1936. Im Oktober 1938 wurden noch 24 jüdische Einwohner gezählt, am 1. Januar 1939 20. Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 verließen weitere der jüdischen Einwohner die Stadt. Am 1. Januar 1940 waren noch sechs, 1942 vor Beginn der Deportationen noch zwei jüdische Personen in der Stadt.


Von den in Cham geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Salomon Benda (1879), Sali (Sally) Birn (1890), Ludwig Bloch (1883), Elsa Cousin geb. Grünhut (1882), Adolf (Abraham) Eisfeld (1898), Gerhard Eisfeld (1910), Irma Fleischmann (1882), Karl Fleischmann (1898), Therese Forchheimer geb. Schön (1902), Adolph Grünhut (), Elsa Grünhut geb. Neuburger (), Gustav Grüngut (1872), Josef Grünhut (1880), Max Grünhut (1879),  Therese (Resi, Theres) Grünhut geb. Langschur (1877), Hermine Gunz geb. Schwager (1898), Anna Loewy geb. Schwarz (1877), Gisela Loewy geb. Bloch (1878), Joachim Loewy (1866), Rosa Mühlhauser geb. Grünhut (1891), Pauline Müller geb. Steindler (1885), Emma Neuhaus geb. Steinadler (1887), Berta Offenstadt geb. Grünhut (1870), Leopold Reinisch (1877), Pauline Reinisch geb. Hahn (1881), Emma Roederer geb. Neuburger (1885), Auguste Schnurmann geb. Schwager (1892), Berta Schwager geb. Holzinger (1887 oder 1888), Hilde Schwager (1927), Max Schwager (1880), Siegfried Schwager (1878), Emma Schwarz geb. Sadler (1870), Kamilla Schwarz geb. Berger (1878), Klara Schwarz geb. Loewy (1895), Emma Seliger geb. Schwager (1899), Max Steindler (1893). 
      
Nach 1945: 1945 wurde in Cham ein Lager für jüdische "Displaced Persons" (DPs) eröffnet. Eines davon war im Gebäude des ehemaligen Betsaales. 1945 wurden 311 jüdische Flüchtlinge in der Stadt gezählt, 1946 260. Nach Gründung des Staates Israel 1948 sind die meisten der Displaced Persons aus der Stadt gezogen. Eine kleine jüdische Gemeinde bestand in Cham auch in den folgenden Jahrzehnten (1973 16 Mitglieder).  
     
Persönlichkeiten: An den aus Cham stammenden Psychiater Dr. Karl Stern erinnert die "Dr.-Karl-Stern-Straße".
  
  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1892 / 1909 / 1933  

Cham Israelit 18021892.jpg (47022 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Konkurs. Die hiesige Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle, für welche ein fixer Gehalt von 750 Mark jährlich nebst circa 150 Mark Schlachtgebühr, freie Wohnung, Holzzuschuss ausgesetzt sind, ist am 1. Mai dieses Jahres zu besetzen. Nur qualifizierte Bewerber wollen ihre Zeugnisse bis 1. März dieses Jahres einsenden.  
Israelitische Kultusgemeinde. Cham (Bayern)."
  
Cham Israelit 28011909.jpg (71299 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1909: "Die hiesige Religionslehrer-, Kantor- und Schächterstelle ist ab 15. Februar 1909 eventuell später zu besetzen. Gehalt Mark 1.100, Wohnungszuschuss Mark 180, für Schullokal Mark 70 und Mark 650 Nebeneinkommen. Nur seminarisch gebildete Bewerber, die ihren eigenen Haushalt führen, wollen baldigst ihre Zeugnisse, Lebenslauf usw. an den unterfertigten Vorstand einsehen. 
Israelitische Kultusgemeinde Cham in Bayern, Bernhard Schwager, Vorstand."
 
Cham BayrGZ 15921933.jpg (60892 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1933: "Die mit Beginn des Schuljahres 1933/34 frei werdende Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächtbeamten in unserer Gemeinde ist zum 1. April 1933 zu besetzen. Es wird ein jüngerer, seminaristisch gebildeter Lehrer, möglichst mit mehrjähriger Schulpraxis gesucht, dessen Anstellung gemäß der Beamten- und Besoldungsordnung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden erfolgt. Bewerbungen sind an den unterfertigen Vorstand zu richten. Cham (Bayern), den 1. Februar 1933. Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Cham. Max Grünhut, 1. Vorstand." 

  
Über Gustav Neustädter (1913-1914 Religionslehrer in Cham)
Von 1913 bis 1914 war als Religionslehrer in Cham Gustav Neustädter; zu seiner Biographie https://www.bllv.de/projekte/geschichte-bewahren/erinnerungsarbeit/lehrerbiografien/gustav-neustaedter/ 
Gustav Neustädter ist in Sulzbürg geboren, lernte an der jüdischen Präparandenschule in Höchberg, 1913 Religionslehrerprüfung in Regensburg; 1913-14 Religionslehrer in Cham, 1914 bis 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg, wohnte danach in Adelsdorf; verheiratet seit 1920 mit Paula geb. Bacharach aus Rhina; 1920 bis 1924 Religionslehrer in Maßbach; ab 1924 bis 1938 Religionslehrer, Hilfskantor und Schochet in Bad Kissingen, zuletzt erster Kantor und Lehrer ebd.; 1942 wurden Gustav und Paula Neustädter mit Sohn Ernst nach Izbica deportiert und ermordet
.     
    
   
Zum 40jährigen Dienstjubiläum von Meyer (Meir) Godlewsky, seit 1915 als Lehrer in Cham (1929)
Anmerkung: Lehrer Meyer Godlewsky ist am 23. Januar 1867 in Schradeck im Kurland (heute Srednik, Bezirk Kaunas, Litauen) als Sohn des Lehrers Moses Godlewsky geboren (weitere Informationen zur Familie auf der Seite zu Gerolzhofen). Er war in erster Ehe verheiratet mit Luise geb. Kleinbauer (gest. 1909 in Neumarkt, siehe Artikel dort), in zweiter Ehe mit Sara geb. Kleinbauer. Meyer Godlewsky war in den 1890er-Jahren Religionslehrer und Vorbeter in Sulzbach, danach bis 1915 Religionslehrer und Vorbeter in Neumarkt, seitdem Religionslehrer und Kantor in Cham. 1938 verzog er nach Konstanz, wohin sein Sohn Arthur Godlewsky als Religionslehrer versetzt worden war. Am 27. September 1939 verstarb Meyer Godlewsky in Konstanz eines natürlichen Todes (beigesetzt im Israelitischen Friedhof Konstanz). Arthur wurde 1940 nach Gurs deportiert: er und seine Frau Elsa geb. Lemberger wurden später in Auschwitz ermordet.
Link: vgl. Seite zu Familie Arthur Godlewsky im Karlsruher Gedenkbuch
.    

Cham BayrGZ 15091929.jpg (209275 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1929: "Cham (Oberpfalz). Am 1. September konnte Herr Meyer Godlewsky auf eine 40jährige Tätigkeit in den drei oberpfälzischen Gemeinden Sulzbach, Neumarkt und Cham als Lehrer und Kultusbeamter zurückblicken. In bescheidener Weise ließ er diesen Zeitpunkt ohne jede Feier vorübergehen. Doch ziemt es sich, seine Wirksamkeit wenigstens in kurzen Strichen zu würdigen. Ein Sohn des durch seine Gelehrsamkeit rühmlichst bekannten Lehrers, Rabbi Moses Godlewsky seligen Andenkens aus Gerolzhofen, Unterfranken, selbst auf traditionellem Boden stehend, hat er es verstanden, überall durch sein konziliantes Wesen, durch sein ausgleichendes Wirken, durch seine Gewissenhaftigkeit, durch sein reiches Können, sich die Liebe, Anhänglichkeit und Verehrung seiner Gemeinden zu erwerben. Durch seine musikalische und gesangliche Befähigung, durch Einführung eines Synagogenchores hat er zur Belebung und Verschönerung des gemeindlichen Gottesdienstes beigetragen und dadurch auch die Frequenz am sabbatlichen Gottesdienste günstig beeinflusst. Unter schwierigen Verhältnissen übernahm er vor 15 Jahren die Lehrerstelle in Cham, einer exponierten Gemeinde an der äußersten Grenze der Oberpfalz mit ihren zahlreichen Forensen, und nur sein Verdienst ist es, wenn die Gemeinde heute als achtungsgebietend und auf hohem Niveau stehend, der Wertschätzung aller Kreise sich rühmen kann. Die jährlichen Prüfungen unter Beteiligung vieler Eltern aus Haupt- und Filialgemeinde sind wahre Feiertage und lassen das große Interesse erkennen, das die Gemeindemitglieder auch am Religionsunterrichte nehmen. Viele Andersgläubige besuchen bei besonderen Gelegenheiten die Synagoge, um seinen Gesang und seine Ansprache zu hören. Manche Schüler hat er in den Stand gesetzt, den Gottesdienst und die Toravorlesung übernehmen zu können. Durch seine Wertschätzung, die er in allen Gesellschaftskreisen der Stadt sich erworben, sei es als Religionslehrer an der Realschule, sei es als musikalische Kraft an den künstlerischen Aufführungen des Musik- oder Gesangvereins, im Kreise des Bezirks-Lehrervereins oder im Verkehr mit den Beamten der Stadt und der Ämter hat er für die Annäherung zwischen christlicher und jüdischer Bevölkerung sein gut Teil beigetragen, sodass der Antisemitismus sowohl in den kritischen Tagen wie auch jetzt noch keinen Nährboden erhielt und sich nicht ausbreiten konnte. Auch als geschickter Mohel (sc. Beschneider) hat sich der Jubilar einen Ruf erworben. Im früheren bayerischen Kantorenverband bekleidete er längere Jahre das Amt eines Kassiers und 2. Vorsitzenden bis zu dessen Fusion mit dem bayerischen Lehrerverband. Möge es unserem Jubilar noch vergönnt sein, ad multos annos seine Gemeinde im gleichen Sinne und in gleicher Rüstigkeit zu führen."   

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben     
Erweiterung des Gebietes der jüdischen Gemeinde Cham (1928)   

Cham BayrGZ 01021928.jpg (67928 Byte)Bekanntmachung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1928: "Bekanntmachung über die Erweiterung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinde Cham. 
Die Israelitische Kultusgemeinde Cham hat beschlossen, ihr Gebiet auf die Finanzamtsbezirke Cham, Neunburg v.d. Wald, Walderbach, Waldmünchen, Kötzting und Viechtach auszudehnen. Es ergeht hiermit die Aufforderung an alle Religionsgenossen, die in den von der Ausdehnung betroffenen Gebieten wohnen oder unabhängig vom Wohnsitz Steuerpflichtig sind, etwaige Einsprüche gegen die Gebietserweiterung bis spätestens 31. März 1928 bei dem Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Cham schriftlich oder mündlich einzulegen. 
München, den 25. Januar 1928. 
Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer."
    

   
Anschaffung eines Sarg-Senkapparates geplant (1930) 

Cham BayrGZ 01031930.jpg (26931 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. März 1930: "Die Israelitische Kultusgemeinde Cham beabsichtigt einen Sarg-Senkapparat zu erwerben und bittet ihr geeignete Bezugsquellen anzugeben. Es kommt auch der Erwerb eines gebrauchten Apparates in Frage. Mitteilungen bitten wir an den Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Cham zu richten."  

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
 
Zum Tod von Moritz Stern, Ehrenmitglied, Ehrenvorstand usw. der jüdischen Gemeinde (1931)   

Cham BayrGZ 01081931.jpg (56104 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1931: "Cham, Freitag, den 17. Juli, entschlief hier Herr Moritz Stern, Ehrenmitglied und Ehrenvorstand der hiesigen Kultusgemeinde, der er mehr als fünfzig Jahre als Mohel, Bal-Koreh, Bal Tokeah und Bal-Tefillah seine Dienste geliehen hat. Moritz Stein hat das 80. Lebensjahr weit überschritten, nahm aber noch am Leben der Gemeinde bis zu seinem Tode den aufmerksamsten Anteil. Der Entschlafene entstammt aus einer frommen Familie aus Ermershausen in Unterfranken und begründete vor mehr als 50 Jahren hier in Cham ein Manufakturwarengeschäft. An seinem Grab rief ihm Lehrer Godlewsky warme Worte der Treue und Liebe nach. Die Behörden, Freunde und Bekannte des allgemein geachteten und beliebten Mannes waren vollzählig zu seiner letzten Ehrung erschienen."  
    
Cham BayrGZ 01081931.jpg (51111 Byte)Anzeige in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. August 1931: "Am 17. Juli verschied unerwartet unser ehemaliger langjähriger Vorstand und Ehrenmitglied Herr Kaufmann Moritz Stern. Tief erschüttert stehen wir an der Bahre unseres allezeit eifrig um das Wohl der Kultusgemeinde besorgten, gerechten Führers, dessen Verlust uns schier unersetzlich ist. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Cham, 17. Juli 1931. Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde in Cham."  

     
80. Geburtstag von Elise Schwager geb. Steindler (1935)  

Cham BayrGZ 15011935.jpg (15713 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1935: "Cham (Oberpfalz). Frau Elise Schwager geb. Steindler, das älteste Mitglied unserer Gemeinde, feiert am 15. Januar 1935 im Kreise ihrer Kinder den 80. Geburtstag."  

     
     
Sonstiges  
Postkarte von Moritz Steindler (1887)   
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)     

 Cham Dok Moritz Steindler 010.jpg (199906 Byte)  Cham Dok Moritz Steindler 010a.jpg (88088 Byte)    
Die Postkarte von Moritz Steindler in Cham wurde versandt am 27. November 1887 von Cham nach Neustadt an der Donau mit Ankunftsstempel Neustadt a. D. am 28. November 1887.
Moritz (Moses) Steindler wurde am 10. Januar 1857 in Janovice nad Úhlavou (Janowitz an der Angel) geboren als Sohn des des Löbl (Leopold) Steindler und seiner Frau Theresa geb. Fleischer. Moritz Steindler betrieb mit großer Wahrscheinlichkeit eine Getreidehandlung in Cham; der Kartentext und der Telefonbuch-Eintrag lassen darauf schließen. Moritz Steindler war verheiratet mit Naomi (Nanny) geb. Rindsberg, die am 2. September 1854 in Uehlfeld geboren ist. Das Ehepaar hatte sechs Kinder: Pauline (später verheiratete Müller), geb. 29. Dezember 1885, am 14. Dezember 1942 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert und ermordet; Emma (später verheiratet mit Adolf Neuhaus), geb. 25. Mai 1887 in Cham, wohnte später in Eschwege und wurde von Kassel aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo Adolf am 17. Juli 1943 und Emma am 18. Mai 1944 umgekommen sind; Frieda (später verheiratete Schwab), geb. am 1. Mai 1888; Rosa, geb. 4. Juli 1889; Julius, geb. 11. Juli 1890; Leopold, geb. 27. Juli 1891, später verheiratet mit Alice geb. Oppenheimer.
Pauline Müller geb. Steindler wurde am 14. Dezember 1942 von Berlin aus nach Auschwitz deportiert und wurde dort umgebracht.
Moritz Steindler starb am 1. April 1929 und wurde im jüdischen Friedhof in Cham beigesetzt; auch seine Mutter Therese Steindler (gest. 17. März 1906) wurde hier begraben.
Text der Karte: rückseitig: "Herrn A ??al Neustadt a.d. Donau
Ich habe sofort H. Weigl geschrieben, dass ich bis zu ca. 100 ... pro Hect.. garantiere, den Hafer werde ....... wohl ..... als möglich zu putzen, doch geht es heuer schwer, a .......viel Unrath ( Trüll ) führt, welcher schwer hieraus zubringen ist. Es sollte mir angenehm sein falls es z. Geschäft führt und empfehle mich hochachtend Cham , 27. 11. 87 M. Steindler." 
 
Im Telefonbuch für das Deutsche Reich von 1907 findet sich zu Moritz Steindler in Cham folgender Eintrag: 34 Steindler, Moritz, Getreide, Fuhrmannstr.
Quellen: https://www.geni.com/people/Moritz-Moses-Steindler/6000000006274479716 
http://www.ahnenforschung-bildet.de/forum/viewtopic.php?f=619&t=11707 
http://www.herleshausen.de/Stolper/03_NeuhausB.pdf 


Postkarte an Ida und Bertha Grünhut in Cham (1899) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)   

   Cham Dok Ida Gruenhut 010.jpg (165713 Byte) Cham Dok Ida Gruenhut 011.jpg (180673 Byte)    
Die Postkarte an Frl. Ida Grünhut p. adr. Frau Bertha Grünhut in Cham wurde versandt von Smyrna - Kleinasien am 3. Juni 1899. Ida Grünhut ist am 22. März 1883 in Cham geboren als Tochter von Hermann Grünhut (geb. 25. Februar 1845 in Meclow/Metzling, Tschechien) und Bertha geb. Löwenthal (geb. 10. Februar 1853 in Kdyne/Neugedein, Tschechien). Ida Grünhut war verheiratet mit Moritz Guggenheim (geb. 24. September 1868 in Ichenhausen). Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Hermann (geb. 2. Dezember 1905 in München) und Sophie (geb. 11. Juli 1907 in München). Ida Guggenheimer geb. Grünhut starb 1945 in Israel. Moritz Guggenheimer war bereits am 6. November 1919 gestorben.
Im Telefonbuch-Adressbuch für das Deutsche Reich 1907 sind unter den Namen Grünhut folgende Einträge in Cham zu finden: H. Grünhut - Kolonial-Waren-Handlung in der Kastnerstraße 297 und H. Grünhut junior, Mehlhandlung in der Hafnergasse 320. 
Auf dem jüdischen Friedhof in Cham finden sich vier Gräber zur Familie Grünhut; Hermann Grünhut (gest. am 30. Juni 1890 in Cham), Bertha Grünhut geb. Löwenthal (gest. 22. Dezember 1930 in Cham), Fanny Grünhut geb. Neuburger (gest. am 8. Dezember 1895), Hermann Grünhut (gest. am 14. Dezember 1929) und Emma Grünhut geb. Lehrburger (gest. am 2. Februar 1939). Gleichfalls findet sich eine Gedenktafel für den im 1. Weltkrieg in Frankreich am 14. September 1914 gefallenen Adolf Grünhut.
Text der Karte: Smyrna - Kleinasien - 3. Juni 1899. Liebe Ida, Soferl und Rosa. "Aus dem fernen, sonnigen Osten begrüße ich Euch in Euerer Heimat". Herzlichen Dank für Euer liebes Bild und Eueren Briefe. Ihr seid gut getroffen und das Institutsleben hat Euch nichts abgezogen. Schreibt mir doch bald und viel, dann will auch ich Versäumtes nachholen. Grüßt mir recht herzlich die liebe Mutter, das liebe Fannerl und meinen lieben Schlingel Josef. Onkel Eduard Extragruß. Der liebe Adolf darf auch nicht vergessen sein. Euere Euch liebende Bertha Stopfer.
Die namentlich angesprochenen Ida, Soferl (Sophie), Rosa, Fannerl (Fanny), Josef und Adolf sind die Kinder von Hermann und Bertha Grünhut. Bei Onkel Eduard könnte es sich Edward Löwenthal, den Bruder von Bertha Grünhut geb. Löwenthal handeln. Über dem Bild - Pariser Aquarell. Unter dem Bild - Souvenir du bon vieux temps (Erinnere Dich an die guten alten Tage ) - Nandl, Nanny, Michl, Buchen, auch Grüße von uns.
Quellen: https://www.geni.com/people/Ida-Guggenheim/6000000010211864310   http://www.ahnenforschung-bildet.de/forum/viewtopic.php?f=619&t=11707   

  
Postkarte an die Teller & Klein GmbH in Chan (1926)     
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)  

 Cham Dok 29122017.jpg (170594 Byte)  Cham Dok 29122017a.jpg (102967 Byte) Cham Friedhof IMG_0984.jpg (285170 Byte)  

Links: Grabstein von Therese und Ignaz Klein
 im jüdischen Friedhof Cham 
 
Die Postkarte an die Fa. Teller & Klein GmbH in Cham wurde von Regensburg am 24. November 1926 verschickt. 
Die Firma Teller & Klein hatte 1908 in der Bahnhofstrasse in Cham eine Villa erbaut, die dem Firmengründer Ignaz Klein als Wohnhaus diente. Hinter der Villa befand sich eine Lagerhalle, die einen eigenen Gleisanschluss hatte. Ignatz Klein betrieb einen Großhandel mit Getreide und Kolonialwaren und hatte den Titel "Kommerzienrat" verliehen bekommen. Ignaz Klein starb 1933. Die Firma wurde 1938 zur Aufgabe gezwungen; dem Sohn Fritz Klein gelang es noch 1939 in die USA zu emigrieren.
Im Buch von Timo Bullemer "Die hiesigen Juden in Cham sind alteingesessen" findet sich eine Fotografie von Fritz Klein als Offizier im Ersten Weltkrieg. Zudem eine Abbildung eines Briefkopfes mit einer Ansicht vom "Wohn- und Lagerhaus der Fa. Teller & Klein". Im Telefon-Adressbuch für das Deutsche Reich Cham 1907 findet sich folgender Eintrag: 12 Teller & Klein, Mehl u. Getr., Schulstr. 238. Im Bayerischen Hauptstaatsarchiv findet sich ein Dokument unter folgendem Eintrag: 1915 – Klein Ignaz, Großkaufmann ( Getreide- und Kolonialwarengroßhandel ) und Inhaber der Fa. Teller & Klein in Cham. Enthält: Kommerzienrat - 19.12.1927 - AZ; KR 840 AS: MWi 4127
Auf dem jüdischen Friedhof in Cham findet sich der Grabstein von Therese und Ignaz Klein ebenso der Kinder-Grabstein von Rosa Teller
Quellen: http://www.mittelbayerische.de/region/cham-nachrichten/immobilie-in-cham-steht-fuer-32-millionen-euro-zum-verkauf-20909-art465154.html 
http://www.ahnenforschung-bildet.de/forum/viewtopic.php?f=619&t=11707 
http://doczz.net/doc/5900566/bayerisches-hauptstaatsarchiv---die-staatlichen-archive-b...    

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge                   
   
Im Mittelalter befand sich eine Synagoge mit der jüdischen Schule vermutlich am östlichen Eingang der Judengasse. Reste haben sich nicht erhalten. Sie dürften spätestens beim Stadtbrand von 1873 vernichtet worden sein.
   
Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugezogenen jüdischen Familien konnten 1895 einen Betsaal im ersten Stock eines Gasthauses einrichten. Der frühere Festsaal dieses Gasthauses eignete sich für den Umbau zu einer Synagoge. Bei diesem Betsaal blieb es in den folgenden Jahrzehnten, auch wenn immer wieder der Bau einer Synagoge diskutiert wurde, wofür sogar ein Grundstück gekauft wurde. Im Betsaal der Gemeinde wurde auch der Religionsunterricht für die jüdischen Kinder erteilt.
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde von Nationalsozialisten im Betsaal Feuer gelegt. Der Brand konnte jedoch von Nachbarn gelöscht werden. Ritualien und Akten der Gemeinde wurden beschlagnahmt; die Inneneinrichtung des Betsaales wurde ansonsten vom Eigentümer des Gasthauses bis Kriegsende aufbewahrt.
   
1945 wurde der Betsaal wieder eröffnet: für die jüdischen Displaced Persons der Stadt konnte im September 1945 ein erster Gottesdienst abgehalten werden. Bis um 1970 blieb der Betsaal erhalten und wurde von der kleinen jüdischen Gemeinde in Cham genutzt. Da die Zahl der jüdischen Einwohner für die regelmäßige Abhaltung von Gottesdiensten jedoch zu klein war, ist der Betsaal in den 1970er-Jahren geschlossen wurden und wird seit 1991 als Aula der benachbarten Gerhardinger Realschule benutzt. Im selben Jahr (1991) wurde im Eingangsbereich des Gebäudes eine Gedenktafel angebracht
.   
   
    
Adresse/Standort der Synagoge: Propsteistraße 4          
   
   
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.8.2007)  

Die mittelalterliche 
Judenstraße  
Cham Stadt 250.jpg (48639 Byte) Cham Stadt 251.jpg (65933 Byte)
   Straßenschild  An das Mittelalter erinnert in 
dieser Straße nichts mehr 
    
     
Der mittelalterliche Grabstein
 aus Regensburg am Rathaus 
Cham Rathaus 250.jpg (65054 Byte) Cham Rathaus 251.jpg (74184 Byte)
   Blick auf das Rathaus; der Grabstein
 befindet sich an dem Vorbau im 1. Stock  
Grabstein für die "Frau Mirjam, 
Tochter des R. Ephraim", gest. 1230. 
       
Gebäude Propsteistraße 4, in dem 
sich 1895 bis 1938 der Betsaal
 der jüdischen Gemeinde befand
Cham Synagoge 250.jpg (91190 Byte) Cham Synagoge 251.jpg (83982 Byte)
          

   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

September 2019: Ein Gedenkstein wird aufgestellt  
Anmerkung: der im Stadtpark aufgestellte Gedenkstein trägt die Inschrift: "Wir gedenken der im Nationalsozialismus verfolgten, vertriebenen und ermordeten jüdischen Mitbürger aus Cham".
Artikel von Michaela Sturm in der "Chamer Zeitung" vom 17. September 2019: "Cham Gedenkstein erinnert an ermordete Chamer Juden.
Vor 74 Jahren hatte das Grauen endlich ein Ende. Sechs Millionen Juden in Europa waren bis dahin von den Nationalsozialisten ermordet worden. Unter ihnen auch Menschen jüdischen Glaubens aus Cham. In der Stadt erinnert kaum noch etwas an ihr Schicksal. Sie nicht vollends in Vergessenheit geraten zu lassen, dazu mahnt seit dem gestrigen Montag ein Gedenkstein im Stadtpark.
Es dauert nur Sekunden, dann haben die beiden Mitarbeiter des Stadtbauhofs das metallene Schild am Stein befestigt, der oberhalb der Ludwigstraße gut sichtbar steht. "Da sind auch viele junge Leute", sagt Franz Aschenbrenner und ist zufrieden mit dem gefunden Platz. Im Park befinden sich zudem zwei weitere Gedenkorte: Einer erinnert an die Opfer von Flucht und Vertreibung, der andere an die Gefallenen der Weltkriege..."
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März 2020: Interview mit Rabbiner Elias Dray    
Artikel/Interview von Ernst Fischer in der "Mittelbayerischen.de" vom 5. März 2020: "Interview. 'Mehr tun für die Lebenden!'
Elias Dray ist Rabbiner in Amberg. Im Interview spricht er über neuen Antisemitismus, Sicherheit und Stolpersteine.

Der Amberger Rabbiner Elias Drey fühlt sich in einigen Teilen Deutschlands nicht mehr sicher. Im Interview betont er aber auch, dass er das Gefühl hat, dass die bayerische Staatsregierung das Thema Antisemitismus ernst nimmt.
Herr Dray, Sie sind Rabbiner der Israelitischen Gemeinde Amberg, zu der auch Cham gehört. Jüdisches Leben ist hier in Cham nicht sichtbar. Warum?
In Cham gibt es wohl keine Juden mehr. Wir haben auch höchstens ein, zwei Leute aus dieser Region, die zu unserer Gemeinde mit etwa 130 Mitgliedern gehören.
Nach dem Angriff auf die Synagoge in Halle: Müssen Juden heute Angst haben, ihren Glauben offen zu zeigen? In Bayern fühle ich mich noch einigermaßen sicher. Hier trage ich auch noch die Kippa, in den neuen Bundesländern oder in Berlin aber nicht mehr. In Berlin wollten mich Leute schon einmal schlagen, als ich mit Kippa auf der Straße unterwegs war. Ich musste davonlaufen.
Und wie werten Sie die neuen rechtsradikalen Strömungen in Deutschland? Wir sind sehr besorgt. Die kleinen Gruppen von Rechtsradikalen, die sind sehr gut vernetzt. Und es gibt auch mehr Akzeptanz in der Bevölkerung. Dadurch fühlen sich die Rechtsextremisten noch stärker.
Wie schützt sich die jüdische Gemeinde in Amberg vor Angriffen wie in Halle? Ich habe das Gefühl, Ministerpräsident Söder und Innenminister Hermann nehmen das Thema sehr ernst. Gerade erst war der Minister in Amberg. Synagoge und Gemeindehaus werden umgebaut, um die Sicherheit zu erhöhen.
Ein Chamer Lehrer hat gerade auf Eigeninitiative einen Gedenkstein für die ermordeten Chamer Juden im Stadtpark aufstellen lassen, weil er sonst ein Zeichen in der Stadt vermisste. Verdrängen wir gerne bewusst die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen? Das würde ich nicht sagen. Es gibt sehr viele Initiativen der Erinnerung, zum Beispiel die Stolpersteine. Aber. Wir Juden sagen: Es ist einfacher, etwas für einen toten Juden zu tun als für einen lebenden. Manchmal würde ich mir wünschen, wir würden mehr machen, um zu zeigen, wie lebendig das Judentum heute ist. In Amberg zum Beispiel gibt es einen Verein Den Anderen Kennenlernen, wir machen Workshops mit Schulklassen, und mit einem Gymnasium wurden 15 Stolpersteine in der Stadt gesetzt.
In Cham gibt es keinen einzigen Stolperstein... Ja, das ist schon schade. Dabei wäre das schon wichtig für Cham, so ein Signal. Und ich fände es toll, wenn sich auch hier in dieser Stadt eine Schule dafür interessieren würde."
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Cham  
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Cham (interner Link)  
bulletGerhardinger Realschule Cham mit Seite zur Schulgeschichte, auf der der Betsaal genannt wird (heute Foyer der Schule) 

Literatur:  

bulletGermania Judaica Bd. II,1 S. 149-150; III,1 S. 204-205.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 272-273.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 175-177.
bulletTimon Bullener: Daten aus der jüdischen Geschichte der Stadt Cham. Online einsehbar.  
bulletders.: Innenstadtplan von Cham mit Sehenswürdigkeiten zur jüdischen Geschichte. Online einsehbar.  
bulletders.: Der Friedhof der ehemaligen Israelitischen Kultusgemeinde Cham.  Online einsehbar. 
bulletders.: Buchvorstellung: 'Die hiesigen Juden sind in Cham alteingesessen...'. Online einsehbar 
Anmerkung: Die oben genannten Dateien (pdf-Dateien) sind am Bildschirm lesbar, sind aber leider so geschützt, dass sie nicht einmal ausgedruckt werden können.
bulletCham Lit01.jpg (5632 Byte)ders.: "Die hiesigen Juden sind in Cham alteingesessen..." - Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde von Mittelalter bis zur Gegenwart. Selbstverlag des Stadtarchivs Cham: Stadtarchiv, Spitalplatz 22, 93413 Cham.   Cham 2003.
bulletSynagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Cham S. 237-243 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden).

    
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Cham  Upper Palatinate. Jews are first mentioned in 1270 and apparently maintained a continous presence until the early 15th century, living in a special quarter (Judengasse) with a synagogue and engaged in trade and moneylending. They were temporarily expelled in 1410 and again in the early 16th century. The modern community was founded in the second half of the 19th century and numbered 80 in 1910 (total 4.558). In 1933, 66 remained. Most left in September 1938. In all, 43 emigrated, including 18 to Czechoslovakia and 11 to Palestine; 12 moved to other German cities.   
    
     

                   
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Stand: 15. Oktober 2013