Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zu den Synagogen in Baden-Württemberg  

  
Dünsbach (Stadt Gerabronn, Kreis Schwäbisch Hall) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Weitere Dokumente   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde            
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts den Herren von Crailsheim gehörenden Dünsbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1914. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1617 werden drei Juden in Dünsbach genannt (Moschel Jud, Schradel Jud und Michel Jud); um 1630 gab es fünf jüdische Haushaltungen. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges waren keine Juden im Ort. Nach 1720 waren wieder genügend Familien ansässig, dass es möglich war, zum Gottesdienst die Zehnzahl männlicher Beter zu erreichen. Die jüdischen Familien lebten nach einer Aufstellung von 1730 vom Handel mit Vieh, Kupfergeschirr, Tüchern oder Betten.
1733/34 wird auch ein jüdischer Einwohner im benachbarten Morstein genannt (Elias Levi).    

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 59 jüdische Einwohner, 1824 88, 1829 103 (13,7 % von insgesamt 754 Einwohnern in Dünsbach und Mostein), 1846 99
(16,5 % von insgesamt etwa 600 Einwohnern in Dünsbach), 1854 100, 1869 59, 1886 29, 1900 20 (2,6 % von insgesamt 759 Einwohnern, 1910 13. Auch die in Gerabronn im 19./20. Jahrhundert lebenden jüdischen Personen gehörten zur Gemeinde in Dünsbach beziehungsweise bildeten mit ihr eine gemeinsame Gemeinde.     
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zumindest zeitweise im 19. Jahrhundert ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Namentlich bekannt ist Simon Nördlinger, der seit 1815 am Ort wirkte (1830 bestand der die Staatsprüfung) und 1865 nach 50-jähriger Dienstzeit von König Karl die silberne Zivildienstmedaille erhielt (siehe Berichte unten). 
  
Bereits seit ca. 1830 war eine jüdische Konfessionsschule in einem eigenen Schulhaus vorhanden. 1849 befand sich das Schulgebäude in einem für den Unterricht nicht mehr brauchbaren Zustand. Es wurde für 750 Gulden verkauft. Ein neues jüdisches Schulhaus wurde für 3.300 Gulden erbaut, wofür 250 Gulden Staatsbeitrag gewährt wurde (siehe Bericht unten). Da die damals in Dünsbach lebenden 20 jüdischen Familien den Restbetrag nicht aufbringen konnten, war ein Darlehen von 2.000 Gulden aufzunehmen. Ein rituelles Bad war nach einem Bericht des Oberamtes Gerabronn vom 10. Oktober 1821 "schon von früheren Zeiten" in einem privaten Haus vorhanden, dessen Eigentümer es "aus gutem Willen zur Bedienung der Frauen hergab". Freilich war es nicht heizbar. Das Oberamt wies am 3.11.1821 darauf hin, dass die Gemeinde zu arm sei, um eine Neueinrichtung bezahlen zu können. Erst beim Neubau des israelitischen Schulhauses konnte 1849 ein neues Bad in diesem Gebäude eingerichtet werden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst vermutlich in Braunsbach, seit 1823 auf einem eigenen Friedhof östlich des Ortes beigesetzt. 
Ein Schächthaus war nach den Erinnerungen am Ort im heutigen Gebäude Lange Straße 7. 
 
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Otto Adler. Sein Name ist auf der Gefallenen-Ehrentafel des Ersten Weltkrieges eingetragen.    
    
Seit 1914 gehörten die in Dünsbach (mit Gerabronn) noch wohnhaften jüdischen Personen (1924: 15) zur jüdischen Gemeinde in Braunsbach.  
   
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handelsbetrieben sind bekannt: Gemischtwarengeschäft und Stoffhandel Rudolf Adler (Obersteinacher Straße 4), Gemischtwarengeschäft Felix Wassermann (Lange Straße 21; 1933 hier noch Witwe des Felix Wassermann mit Tochter Selma); Familie Badmann wohnte Lange Straße 18, Adolf Arnstein in der Judengasse 5.
    
1933 lebten noch neun jüdische Personen in Dünsbach: Familie Rudolf Adler (Großmutter Hannchen Adler geb. Strauß; Eltern Rudolf Adler und Klara geb. Bernheimer sowie die Kinder Otto, Siegbert und Gertrud), Adolf Arnstein sowie Clothilde Wassermann geb. Leininger, die mit ihrer Tochter Selma zusammenlebte. Rudolf Adler konnte seine Handlung noch bis 1937 weiter betreiben. Als Frontkämpfer und Bruder des Gefallenen Otto Adler fürchtete er für sich und seine Familie wohl keine Gefahr. Am 1. Dezember 1941 wurde er jedoch mit Frau und zwei seiner Kinder (Sohn Otto Adler konnte 1940 noch auswandern) nach Riga deportiert. Seine Mutter (Hannchen Adler geb. Strauss) kam im Ghetto Theresienstadt ums Leben.   
     
Von den in Dünsbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Clara (Klara) Adler geb. Bernheimer (1896), Gertrud Adler (1926), Hannchen Adler geb. Strauss (1864), Rudolf Adler (1889), Siegberg Adler (1924), Adolf Arnstein (1901), Mina Gradmann geb. Wassermann (1873), Jakob Steiner (1882), Gitta Strauß geb. Hermann (1859), Clothilde Wassermann geb. Leiniger (1870), Selma Wassermann (1899), Babette Würzburger geb. Wassermann (1869).       
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Simon Nördlinger (1865)    

Duensbach Israelit 19041865.JPG (100309 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1865: "Dünsbach, Oberamt Gerabronn. Vermöge höchster Entschließung vom 2. März dieses Jahres haben Seine Königliche Majestät dem israelitischen Vorsänger und Religionslehrer Nördlinger hier aus Anlass seines 50jährigen Dienstjubiläums die silberne Verdienstmedaille gnädigst zu verleihen geruht. - Seit 1828 ist dies der erste Fall, dass ein jüdischer Religionslehrer, der nicht zugleich Schullehrer ist, eine öffentliche Auszeichnung erhält. - Mit aufrichtigem Gefühl wurde deshalb auch der Geburtstag des Königs am 6. März dieses Jahres in allen Synagogen gefeiert und über den Text Psalm 23,1-4 gepredigt, den der König selbst dazu erwählt hatte. - Ebenso gern wird künftig nach Allerhöchster Anordnung auch der Geburtstag Ihrer Majestät der Königin als Festtag mit Gottesdienst behandelt werden, da die edle Frau mit Ihrem Gemahl in allem Schönen und Guten wetteifert, und so gewann sie Gunst in den Augen aller, die sie sahen (nach Esther 2,15). Aus Veranlassung des königlichen Geburtstages hat Sie auch der israelitischen Waisenanstalt 'Wilhelmspflege' in Stuttgart (sc. Esslingen, Trägerverein in Stuttgart) ein Gnadengeschenk von 40 Gulden zugewendet." 
 
Duensbach Israelit 03051865.jpg (59407 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1865: "Aus Württemberg. Dünsbach (Oberamt Gerabronn), den 27. März (1865). (Nachtrag). Die hiesige israelitische Gemeinde feierte am 18. dieses Monats das 50jährige Dienstjubiläum des würdigen Vorsängers und Religionslehrers Nördlinger. An dem Festzug vom Schulhause zur Synagoge nahmen auch der evangelische Ortsgeistliche und die bürgerlichen Kollegien Teil. (Warum nicht auch der Bezirksrabbiner?). Der Jubilar wurde von seiner Gemeinde mit einem silbernen Pokale sowie auch von christlichen Mitbürgern beschenkt." 

  
Die israelitische Gemeinde bekommt 250 Gulden für ihren Schulhausbau (1848/49, Bericht von 1911)  

Duensbach Israelit 30111911.jpg (116393 Byte)Aus einem Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1911: "Die israelitischen Konfessionsschulen (Elementarschulen) in Württemberg. Von Rabbiner Dr. Schweizer in Weikersheim (Schluss). 
Vergleicht man die Staatsbeiträge, die auf Grund dieses Artikels des Gesetzes von 1836 den israelitischen Gemeinden zu Schulhausneubauten damals gewährt wurden, mit den heute noch bewilligten Beiträgen zu Schulzwecken, so ergeben sich, besonders wenn man den höheren Wert der damaligen Geldwährung mitberücksichtigt, ungeheure Summen, die mit denen von heute stark kontrastieren. Dabei ist noch zu bemerken, dass die damalige Bevölkerungszahl der Israeliten keine höhere war, und was die Steuerkraft derselben betrifft, viel geringer als heute anzuschlagen ist. Nach den Regierungsblättern des betreffenden Jahrgangs wurden bewilligt: 
...
Im Etatjahr 1848/49 zu Schulhausbauten: der israelitischen Gemeinde Dünsbach (Schule ist nun aufgelöst) . . . 250 Gulden."

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Nationalsozialistische Hetze und Belästigungen jüdischer Einwohner (1930)  
            

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 1. März 1930: "Dünsbach. Nach einer in den letzten Tagen hier stattgefundenen Versammlung der Nationalsozialisten sind die wenigen hier wohnen jüdischen Mitbürger belästigt worden. So wurden an einem Hause eines Juden die Latten des Gartenzaunes in der Nacht entfernt. Der Redner dieser Nationalsozialisten ist ein Volksschullehrer aus dem Oberamt Gerabronn, der in vielen Gemeinden des Oberamtes Gerabronn Versammlungen abhält und die Landsleute gegen die Juden aufhetzt."      

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod von Felix Wassermann (1932)             

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. April 1932: "Dünsbach. Am 2. April verstarb, tiefbetrauert von allen, die ihn kannten, Felix Wassermann im 70. Lebensjahr. Am darauffolgenden Sonntag machte der Pfarrer von Dünsbach in der benachbarten Gemeinde Ruppertshofen nach dem von ihm abgehaltenen Gottesdienst das Ableben von Felix Wassermann bekannt, was auch eine große Beteiligung an der Beerdigung auch aus nichtjüdischen Kreisen zufolge hatte. Rabbiner Dr. Berlinger aus Hall sprach am Grabe tief empfundene Worte. Auch aus den benachbarten jüdischen Gemeinden Hall und Braunsbach waren zahlreiche Trauergäste erschienen (in Dünsbach wohnen nur mehr drei jüdische Familien). Das Verhalten des evangelischen Geistlichen wurde allgemein anerkannt."        

    
    
Weitere Dokumente 

Historische Ansichtskarte von Dünsbach mit 
dem Gemischtwarengeschäft von Rudolf Adler 
(Aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries)
Fotos sind in höherer Auflösung eingestellt.   
Duensbach Dok 140801.jpg (839321 Byte) Duensbach Dok 140801a.jpg (782449 Byte)

Die Mehrbild-Ansichtskarte mit vier Fotos aus Dünsbach, darunter die Handlung S. Adler Wwe.  wurde nach Stuttgart am 22. Dezember 1908 verschickt. Nachdem Salomon Adler (geb. 7. April 1853 als Sohn von Jontof Adler und Jeanette geb. Katz) 1904 gestorben war, führte seine verbliebene Frau Hannchen geb. Strauß (geb. 3. Juni 1864 als Tochter von Rufen Strauß und der Therese geb. Haußmann) und später der Sohn Rudolf Adler (geb. 1. Juni 1889) das Gemischtwarengeschäft mit einer Stoffhandlung weiter. Rudolf Adler musste 1937 sein Geschäft schließen, da die Boykottaufrufe der Nationalsozialisten auch in Dünsbach ihre Wirkung zeigten und der Geschäftsumsatz in den Jahren 1936/37 so rückläufig war, dass eine Weiterführung des Geschäftes nicht möglich war. Rudolf Adler, seine Frau Klara geb. Bernheimer ( aus Oberdorf) sowie die Tochter Gertrud Adler (Trudl, Therese, geb. 7. März 1926) wurden am 1. Dezember 1941 von Stuttgart nach Riga deportiert. Dort verliert sich ihre Spur. Sie wurden 1950 vom Amtsgericht Stuttgart für tot erklärt. Sohn Siegbert Adler (geb. 13. Dezember 1924) wurde nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Mechelen/Belgien aufgespürt und am 31. Oktober 1942 über das Lager Malines ins KZ Auschwitz deportiert, wo er vermutlich 1942/43 ermordet wurde. Lediglich Otto Adler (geb. 2. Februar 1921) gelang die Flucht in die USA unter dramatischen Umständen.
  
Der jüngere Bruder von Rudolf Adler, Otto Adler (geb. 18. März 1893) ist im Ersten Weltkrieg gefallen, nachdem er im 4. bayerischen Infanterie-Regiment 9 gedient hatte (gefallen am 7. Juni 1915).  
Hannchen Adler geb. Strauß, die oben schon genannte Frau von Salomon Adler wurde noch im Alter von 78 Jahren am 22. August 1942 von Stuttgart nach Theresienstadt deportiert, wo sie bereits am 13.September 1942 umgekommen ist.
Quellen: http://www.kirchenbezirk-blaufelden.de/fileadmin/mediapool/gemeinden/KB_blaufelden/Kirchengemeinden/Duensbach/duensbach_juden.pdf 
http://www.stolpersteine-stuttgart.de/index.php?docid=550&mid=30 

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge                
    
Die jüdischen Familien wohnten zunächst in der bis heute sogenannten "Judengasse". Die teilweise aneinandergebauten Judenhäuser (insbesondere die Häuser mit den früheren Nummern 57-60) waren durch Zugänge im oberen Stock untereinander verbunden. Nach mündlicher Überlieferung war vor dem Bau der Synagoge ein in einem der Häuser befindlicher Betsaal leicht von den anderen Häusern her erreichbar (eventuell der unten geschriebene Betsaal im Haus des Schmul Jakob).  
  
Im Herbst 1725 hatte die Ortsherrschaft den Juden in Dünsbach die Erlaubnis erteilt, Schule zu halten, das heißt einen Betsaal für Gottesdienste einzurichten. Die Erlaubnis musste mit einem Gulden "Schulgeld" pro Familie bezahlt werden. Als Gottesdienstort wählte man das kurz zuvor erworbene Haus Israels, in dem allerdings in einem Viertel der (nichtjüdische) Maurer Dorffmann wohnte. Dieser beschwerte sich nach wenigen Jahren vor allem über die landfremden und bettelnden Juden, die regelmäßig am Gottesdienst teilnahmen. Der Streit eskalierte, worauf die Ortsherrschaft zunächst das weitere Abhalten von Gottesdiensten untersagte. Einige Jahre später konnten wieder Gottesdienste in einem anderen Haus gefeiert werden. Vor dem Bau der Synagoge war der Betsaal im Haus des 1796 verstorbenen Schmul Jakob. Die Verhältnisse müssen hier sehr schlicht gewesen sein, da nach einem Bericht des Amtmannes von 1797 die Juden ihre Gottesdienste "in Mangel einer Synagoge in einem schlechten Winkel eines Judenhauses allda halten (müssen), der des erhabenen Gegenstandes ganz unwürdig ist. Weltlichen Amts wegen wünscht man selbst, dass diesem Übelstande abgeholfen werden möge". Als Bauplatz für eine Synagoge sah man den Garten der Witwe Weiß vor, doch diese wollte das Grundstück nicht verkaufen. Auch die Herrschaft sah sich nicht in der Lage, die Witwe zum Verkauf zu drängen. So konnte der Bau der Synagoge nicht sofort realisiert werden. Große Schwierigkeiten gab es mit der Finanzierung des Synagogenbaus, da die jüdischen Familien in Dünsbach in sehr einfachen Verhältnissen lebten. So wurde mit Genehmigung der zuständigen Behörde eine Kollekte mit einem Sammelbuch in umliegenden Gemeinden veranstaltet. Das Amt verpflichtete sich, dafür zu sorgen, dass jeder gesammelte Betrag dem erstrebten Zweck zugeführt wurde. 1799 konnte dann die Synagoge im Zentrum der Judengasse erbaut werden. Sie diente über 130 Jahren den Dünsbacher Juden als gottesdienstlicher Mittelpunkt.  
  
Um 1935 wurde die Synagoge nach Auflösung der jüdischen Gemeinde verkauft und wegen Baufälligkeit abgebrochen. Am Platz des Gebäudes sind noch die unteren Steine der Umfassungsmauer erhalten. Diese grenzen ein kleines Gartengrundstück ein, auf dem vor einigen Jahren ein Gedenkstein aufgestellt wurde. 
   
   
   
Fotos 
Historische Fotos: 
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe in Württemberg 1932. S. 71-72).   

Duensbach Synagoge 001.jpg (92289 Byte)  Duensbach Synagoge 002.jpg (89572 Byte) 
Die Synagoge von Dünsbach in der Judengasse um 1930   Innenansicht  

  
Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)  
Duensbach Judengasse 01.jpg (65984 Byte)  Duensbach Judengasse 02.jpg (73663 Byte) 
    Blick in die 
Judengasse  
Blick aus der 
entgegengesetzten Richtung
       
Duensbach Synagoge 020.jpg (88240 Byte) Duensbach Synagoge 022.jpg (90245 Byte)  Duensbach Synagoge 021.jpg (89247 Byte) 
Blick auf das 
Synagogengrundstück 
Die Grundmauern im Vordergrund 
stammen von der ehemaligen Synagoge 
Dass.; die Perspektive entspricht ungefähr
 derjenigen des Fotos von ca. 1930 (s.o.)  
     
Fotos 2003
(Foto: W von A. Winkler; die anderen Fotos
 von Hahn, Aufnahmedatum 5.9.2003) 
Duensbach1.jpg (56972 Byte)  Duensbach Judengasse 150.jpg (55389 Byte)
   Die Judengasse in Dünsbach
 (oberer Eingang, W) 
Ähnliche, etwas 
entferntere Perspektive
     
Duensbach Judengasse 155.jpg (61799 Byte) Duensbach Judengasse 153.jpg (40527 Byte) Duensbach Judengasse 152.jpg (71585 Byte)
Judengasse 
(unterer Eingang)
In der Mitte der Gasse das 
 Synagogengrundstück 
Das Synagogengrundstück 
mit Gedenkstein 
     
   Duensbach Judengasse 151.jpg (88525 Byte) Duensbach Judengasse 154.jpg (80051 Byte)
   Der Gedenkstein  Straßenschild 

       
       
       
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
Dekan i.R. Hansgeorg Kraft erforscht die jüdische Ortsgeschichte von Dünsbach (2008)  

Duensbach  EvGBl 19102008.jpg (171396 Byte) Artikel im "Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg" vom 19. Oktober 2008: "Nur ein Jude überlebte den Holocaust. Hansgeorg Kraft erforscht die jüdische Ortsgeschichte von Dünsbach.  
Dünsbach
(Dekanat Blaufelden) - 326 Jahre lang haben Juden in der kleinen Gemeinde Dünsbach gelebt - bis 1942/43. 1829 waren 103 der 754 Einwohner jüdischen Glaubens. 1933 wohnten noch zehn Juden in der Gemeinde, die heute zur Stadt Gerabronn gehört. Nur Otto Adler überlebte den Holocaust. Er konnte 1941 in die USA emigrieren. Die Geschichte der Juden hat Hansgeorg Kraft erforscht. 
Der 72-jährige Dekan im Ruhestand arbeitet seit Dezember 2006 ehrenamtlich als Vakaturvertreter in der Kirchengemeinde Dünsbach-Ruppertshofen. Seit einem Jahr widmet sich Kraft in seiner Freizeit der bislang noch wenig erforschten jüdischen Geschichte Dünsbach. 
In einer Ausgabe des Gemeindebriefs widmete er sich den Themen "60 Jahre Staat Israel' und '70 Jahre Reichspogromnacht - Längst vergessene Geschichte oder bestürzende Vergangenheit?'. In den Texten betrachtet Kraft die jüdische Geschichte starb aus dem regionalen Blickwinkel. Mit besonderen Veranstaltungen, etwa Gedenkgottesdiensten, will er an die Juden in Dünsbach erinnern. 
In der 1799 erbauten Synagoge wurden bis 1936 Gottesdienste abgehalten. Mitte der 30er-Jahre soll das Gebäude schon ziemlich baufällig gewesen sein. In der Reichspogromnacht 1938 wurde das Gotteshaus auch von einheimischen Bürgern beschädigt. Wenig später wurde es abgebrochen. Die Steine verwendete man für den Bau eine Schlosserwerkstatt. Ein Gedenkstein erinnert in der heutigen Judengasse an die Synagoge. 
Was motiviert Hansgeorg Kraft, der in Korntal wohnt, und von 1991 bis 2001 Dekan in Bernhausen auf den Fildern war, so viel Energie in die Erforschung der jüdischen Geschichte Dünsbachs zu investieren? 'Das Verhältnis von Christen und Juden bewegt mich schon mein ganzes theologisches Leben', sagt der 72-Jährige. 
Als Schüler hatte er sich überlegt, später einmal Geschichte zu studieren. Dann entschied er sich aber doch für Theologie. Die Stelle in Dünsbach ist seit 2002 schon seine fünfte Vakaturvertretung. 'Solang ich gesund bin, will ich das noch weiter machen', sagt er..."
  
30. Juli 2009: Vorstellung der Publikation von Hansgeorg Kraft zur Geschichte der Dünsbacher Juden 
und Anbringung einer Gedenktafel am Haus der Familie Adler  
Duensbach Haus Adler 156.jpg (86123 Byte) Duensbach Haus Adler 157.jpg (78103 Byte) Duensbach Haus Adler 155.jpg (82320 Byte) Duensbach Haus Adler 154.jpg (83223 Byte)
Blick auf das ehemals im Besitz der
 Familie Adler befindliche Haus
Begrüßung durch Bürgermeister
 Klaus-Dieter Schumm, Gerabronn
Einführende Worte 
von Hansgeorg Kraft
Enthüllung der 
Gedenktafel
          
Duensbach Haus Adler 153.jpg (75397 Byte) Duensbach Haus Adler 152.jpg (91438 Byte) Duensbach Haus Adler 151.jpg (81815 Byte) Duensbach Haus Adler 150.jpg (92036 Byte)
Ansprache von Hansgeorg Kraft 
nach der Enthüllung
Interessiertes 
Publikum
Der Posaunenchor Dünsbach
 umrahmte die Veranstaltung
  
        

Bericht über die Veranstaltung in www.hohenlohe-ungefiltert.de (Bericht): pdf-Datei (Download)  

     
      

Links und Literatur  

Links:    

Website der Stadt Gerabronn   
Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Dünsbach (interner Link) 

Quellen:    

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Dünsbach 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Dünsbach sind nur Geburts- und Eheregister vorhanden:    
J 386 Bü. 158 Dünsbach  Familienbuch ca. 1814-1860  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442481  
J 386 Bü. 159 Dünsbach  Familienbuch ca. 1852-1892  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442482    
J 386 Bü. 160 Dünsbach  Todesfälle 1899-1926   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442483  
J 386 Bü. 161 Dünsbach  Geburten 1897   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442484  
J 386 Bü. 162 Dünsbach Geburten 1868-1875 Eheschließungen 1868-1869  Todesfälle 1868-1875 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442485 

Literatur:  

Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 69.  
Hans Joachim König: Die Crailsheimer Juden (siehe unter Lit. Crailsheim), S. 24.  
Gerhard Taddey: Kein kleines Jerusalem. Geschichte der Juden im Landkreis Schwäbisch Hall. 1992.  
synagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
Duensbach Lit 010.jpg (58106 Byte)Hansgeorg Kraft: Auf den Spuren der Juden in Dünsbach. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte. Hrsg. Evangelische Kirchengemeinde Dünsbach. 2009. 
Dazu zwei pdf-Dateien von Hansgeorg Kraft
-   Nur ein Dünsbacher Jude entging dem Holocaust. Otto S. Adler erzählt seine dramatische Flucht. Download.  
-   326 Jahre - Juden in Dünsbach.  Download.  

  
    

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge 

                           

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 13. Februar 2016