Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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bulletDie Beisetzung am 14. Kislew 5766 / 15. Dezember 2005 im Gräberfeld an der US Airbase in Filderstadt  
bulletDie Grabsteinsetzung am 27. Nissan 5767 / 15. April 2007 auf dem Gräberfeld an der U.S. Airbase in Filderstadt   
bulletDie Einweihung der Gedenkstätte "Wege der Erinnerung" am 8. Juni 2010 an der U.S. Airbase in Filderstadt     

 
Leinfelden-Echterdingen / Filderstadt-Bernhausen  (Kreis Esslingen) 
KZ-Friedhof innerhalb des amerikanischen Flughafens / Stuttgart - US Air Base

Hinweis: es besteht eine Website der "Gedenkstätte Echterdingen-Bernhausen" unter
www.gedenkstaette-echterdingen-bernhausen.de 

  
Zur Geschichte des KZ-Außenkommandos Echterdingen-Bernhausen und des Friedhofes  

Flughafen Stgt 1945.jpg (74469 Byte) Airfield 01.jpg (84447 Byte) Natzweiler-Struthof-monument.jpg (61436 Byte)
Luftaufnahme des zerstörten Flughafens
 Stuttgart im März 1945; das Gelände 
ist übersät mit Bombenkratern
Flugzeughalle I im heutigen
 amerikanischen Flughafen. Hier 
waren die KZ-Häftlinge untergebracht
Monument auf dem Lagergelände 
des ehemaligen 
KZ Natzweiler-Struthof (Quelle)

Am Flughafen Stuttgart bestand seit September 1944 ein Außenkommando des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof /Elsass. Die zu schwerster Zwangsarbeit eingesetzten KZ-Häftlinge lebten und arbeiteten unter unmenschlichen Bedingungen im Bereich des Flughafens. Im September 1944 waren von der Esslinger Bauleitung der Organisation Todt über die Kommandantur des Konzentrationslagers Natzweiler beim SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt in Oranienburg bei Berlin 600 Häftlinge für Arbeiten auf dem Flughafen angefordert worden. Innerhalb weniger Wochen war das Echterdinger Lager - es lag an der Markungsgrenze zwischen Bernhausen und Echterdingen - für die Aufnahme der Häftlinge eingerichtet worden; Mitte November 1944 sind die angeforderten 600 Häftlinge in Echterdingen eingetroffen. Sie wurden in einem Hangar auf dem Gelände des späteren (nach 1945) amerikanischen Flughafens Stuttgart-Airfield einquartiert. Allein schon die Unterbringung war auf Grund der zahlreichen Luftangriffe lebensgefährlich; die Flugzeuge standen getarnt im Gelände verteilt unter freiem Himmel.
 
Nach dem Bericht eines Überlebenden haben die Häftlinge im Hangar in vier Meter Höhe eine Zwischendecke eingezogen. In der Halle waren zur notdürftigen Beheizung mehrere Kohleöfen aufgestellt. Tische, Bänke und Holzgestelle für zwei mit Strohsäcken ausgelegte Betten übereinander waren vorhanden, und je zwei Häftlinge mussten einen nicht verschließbaren Holzschrank miteinander teilen. Das Lager was von einem etwa 3 m hohen Stacheldrahtzaun und vier Wachtürmen umgeben. Die Bewachung wurde Angehörigen der Echterdinger Fliegerhorstkompanie übertragen und als Lagerführer ein SS-Mann eingesetzt. Das Verlassen des Lagers ohne Bewachung war den Häftlingen streng verboten.

Liste KZ LE.jpg (148242 Byte)Die Häftlinge, allesamt jüdische Männer (vgl. links eine Seite der Namensliste des Lagers), kamen aus dem KZ Stutthof bei Danzig. Bei der Ankunft waren einige auf Grund ihres KZ-Aufenthalts und infolge der langen Zugfahrt, auf der sie fast nichts zu essen bekommen hatten, bereits so krank und geschwächt, dass sie sich nur mit Hilfe ihrer Kameraden fortbewegen konnten oder auf Lastkraftwagen ins Lager transportiert werden mussten. Die Häftlinge hatten unterschiedliche Staatsangehörigkeit. Unter ihnen waren Russen, Polen, Holländer, Italiener, Litauer, Ungarn, Esten, Spanier, Belgier und Deutsche.

Die Behandlung der Häftlinge soll in Echterdingen besser als in manchen anderen Lagern gewesen sein. Dennoch wurden in relativ kurzer Zeit 110 Tote registriert, da die Lagerinsassen auf Grund ihres bereits bei der Ankunft sehr schlechten Gesundheitszustandes den harten Arbeitsbedingungen nicht gewachsen waren. Sie hatten unter anderem Verbindungswege zwischen der Autobahn und dem Flugplatz herzustellen, um den Kampfflugzeugen das Landen und Starten auf der für den Autoverkehr gesperrten Autobahn zu ermöglichen, und mussten die zum Straßenbau benötigten Steine in einem zwischen Bernhausen und Sielmingen gelegenen Steinbruch selbst brechen. Das Steinbrechen war zweifellos die schwerste Arbeit, die sie zu verrichten hatten. Außerdem musste nach jedem Fliegerangriff die Rollbahn von Splittern und dergleichen gesäubert werden. "In diesem Lager war Hunger, Kälte, schwere Arbeit. Die Menschen starben vor Schwäche, sie kamen abends von der Arbeit und am Morgen waren sie tot", berichtete der ehemalige Häftling Isaac Borenstein. Nach den Listen starben im November 1944 8, im Dezember 49 und im Januar 1945 54 Häftlinge. Die Leichen wurden auf Lastwagen des Fliegerhorstes zur Einäscherung in das Krematorium nach Esslingen gefahren und die Urnen im israelitischen Teil des Ebershaldenfriedhofes beigesetzt. 
Nur bis Mitte Dezember 1944 konnten Einäscherungen in Esslingen vorgenommen werden, da inzwischen großer Mangel an Brennmaterial herrschte. Wer danach starb, wurde im "Bernhäuser Forst" in zwei Massengräbern sowie direkt auf dem Lagergelände beigesetzt. Die im "Bernhäuser Forst" Beigesetzten wurden nach Kriegsende auf Anordnung der amerikanischen Militärregierung auf den israelitischen Teil des Ebershaldenfriedhofes in Esslingen umgebettet. Dabei wurde am 29. Oktober 1945 in Anwesenheit eines jüdischen Geistlichen eine gottesdienstliche Feier abgehalten.

Im Januar und Februar 1945 ist das Konzentrationslager Echterdingen evakuiert worden. 100 kranke Männer kamen am 9. und 10. Januar nach Vaihingen/Enz, einem weiteren Außenkommando von Natzweiler, in dem seit November 1944 ein "Krankenlager" eingerichtet worden war. Dort starben im Lauf der folgenden Wochen 75 von ihnen. Als im KZ Echterdingen eine Fleckfieberepidemie ausbrach, wurden die daran Erkrankten im Februar 1945 nach Bergen-Belsen transportiert. Alle anderen Häftlinge wurden nach Ohrdruf in Thüringen, einem Außerkommando von Buchenwald gebracht, wo die Arbeiten am neuen Führerhauptquartier gerade begonnen hatten. Es ist nicht bekannt, wie viele von ihnen dort gestorben sind.  
   
Eingestellt Dezember 2020: Rundbrief Nr. 12 der Geschichtswerkstatt Gedenkstätte Echterdingen-Bernhausen.
     
       

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Stadt Leinfelden-Echterdingen  
bulletWebsite der Stadt Filderstadt   
bulletInformationsseite zum KZ Natzweiler-Struthof  
bulletIsraelitischer Teil des Ebershaldenfriedhofes in Esslingen  
bulletArtikel zum KZ Echterdingen bei "wikipedia"  

Literatur:

bulletAlfred Dürr, Wolfgang Litz-Daumüller und Helmut Moser: Der Flughafen während des Zweiten Weltkriegs sowie Gudrun Silberzahn-Jandt: Fremdarbeiter auf dem Flughafen während des Zweiten Weltkrieges. Beide Beiträge in: Der Flughafen Stuttgart 1937-1993. Band 7 der Filderstädter Schriftenreihe zur Heimat- und Landeskunde. 1992. S. 33-59 und S. 59-67.
bulletJoachim Hahn: Jüdisches Leben in Esslingen. Geschichte, Quellen und Dokumentation.  Esslinger Studien. Schriftenreihe Bd. 14. (Hg. vom Stadtarchiv Esslingen am Neckar). Sigmaringen 1994 (Zum KU-Außenkommando Echterdingen-Bernhausen S. 191-194).
bulletManuel Werner: Macht und Ohnmacht jugendlicher Luftwaffenhelfer - Ein Beispiel vom Fliegerhorst und KZ Echterdingen/Filder, in: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg/Erzieherausschuss der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Stuttgart (Hrsg.): Durch Faszination zur Macht - die Faszination der Macht. Bausteine zum Verhältnis von Macht und Manipulation. Handreichungen für den Unterricht, Stuttgart 2003.
bulletGudrun Silberzahn-Jandt: Vom Pfarrberg zum Hitlerplatz. Fünf Dörfer während der Zeit des Nationalsozialismus. Eine Topographie. Dissertation. 1994. Band 9 der Filderstädter Schriftenreihe.
bulletThomas Faltin u.a.:  Im Angesicht des Todes. Das KZ-Außenlager Echterdingen 1944/1945 und der Leidensweg der 600 Häftlinge. Hg. von den Städten Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen. 2008. 14,00 €. ISBN 978-3-934650-10-4.   Buchvorstellung: Artikel in der "Stuttgarter Zeitung".  

      
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020