Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Feuchtwangen (Landkreis Ansbach) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

      
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter  
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

  
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
  
In Feuchtwangen bestand eine jüdische Gemeinde im Mittelalter und in der Neuzeit bis 1938. Bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lassen sich Juden in der Stadt nachweisen. Nach 1340 sind in der Stadt Wolflin von Bamberg und Selmlin von Eggolsheim als Geldverleiher tätig. Bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden auch Juden aus Feuchtwangen ermordet. In den folgenden Jahrhunderten gibt es zunächst nur wenige Belege: 1447 wird ein Feuchtwanger Jude in Nördlingen beerdigt. 1555 mussten die Feuchtwanger Juden die Stadt verlassen beziehungsweise erhielten keine Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis. Einige von ihnen ließen sich in Fürth (darunter vermutlich die Vorfahren des Schriftstellers Lion Feuchtwanger, s.u. bei "Erinnerungsarbeit vor Ort"), Schwabach und Pappenheim nieder. An die damalige jüdische Niederlassung in Feuchtwangen erinnert seit 1984 eine Hinweistafel in der ehemaligen "Judengasse", jetzt "Herrenstraße" mit der Aufschrift: "In dieser Straße wohnten bis 1555 die Vorfahren von Lion Feuchtwanger, geboren 7. Juli 1884, gestorben 21. Dezember 1958".      
     
1599 wohnte noch oder wieder ein Jude in der Stadt.   
   
Im Laufe des 17. Jahrhunderts entstand eine neue Gemeinde, die zeitweise einen eigenen Rabbiner hatte. 1656 drohte den Juden der Stadt Unheil wegen eines angeblich von Juden getöteten Christenkindes. Die Denunzianten wurden jedoch der Unwahrheit überführt und die Juden erhielten ein Unschuldszeugnis. 1714 werden 18 jüdische Familien in der Stadt gezählt.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 waren es 24 Familien mit zusammen 113 Personen, 1809/10 122 jüdische Einwohner (6,0 % von insgesamt 2.041 Einwohnern), 1837 160 (6,3 % von 2.550), 1867 170 (7,2 % von 2.345), 1880 120 (4,4 % von 2.711), 1889 82, 1895 82, 1897 76 (in 24 Familien), 1899 79 (in 23 Haushaltungen), 1900 83 (3,5 % von 2.711), 1903 82 (von 2385 Einwohnern, in 24 Haushaltungen), 1910 71 (2,9 % von 2.486). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der Juden in der Stadt zurück (1910: 71, 1925: 46). Nach Auflösung der jüdischen Gemeinden in Leutershausen und Colmberg (1931) gehörten die dort noch lebenden jüdischen Einwohner der Gemeinde in Feuchtwangen an. 

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde ein Synagoge (s.u.) mit einem Schulraum für den Religionsunterricht, ein Gemeindehaus und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Schopfloch beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung 1915 unten).  Unter den Lehrern der Gemeinde im 19. Jahrhundert sind u.a. bekannt: Salomon Reitlinger (bis 1849 in Feuchtwangen, später vor allem in Zweibrücken, Text), Lehrer Lissauer (vor 1864), Lehrer Joseph Lehmann (um 1870/1895), um 1896 Lehrer Levit (unterrichtete 1896 an der Religionsschule der Gemeinde acht Kinder, 1897 neun Kinder). 
 
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: um 1875 der Israelitische Wohltätigkeitsverein; um 1895/96: der Israelitische Wanderunterstützungsverein, der Israelitische Krankenunterstützungsverein, die Holzinger'sche Stiftung und verschiedene weitere Stiftungen.
 
Die jüdische Gemeinde Feuchtwangen war 1841-1879 dem Bezirksrabbinat in Schopfloch, danach dem Rabbinatsbezirk Ansbach zugeteilt.   
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1888/1889 S. Weihermann, um 1897 B. Gunzenhäuser und H. Bischofsheimer, um 1899 W. Weihermann, A. Eppstein, um 1903 W. Weihermann, A. Eppstein, H. Bischofsheimer, M. Ullmann und A. Gutmann. .    
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius Oppenheimer (geb. 10.2.1894 in Feuchtwangen, gef. 30.4.1915), Gefreiter Max Oppenheimer (geb. 10.6.1895 in Feuchtwangen, gef. 20.1.1915) und Leutnant Dr. Joseph Gutmann (geb. 15.1.1886 in Feuchtwangen, vor 1914 wohnhaft in Erlangen, gef. 5.9.1914).    
   
Bis zum Beginn der NS-Zeit spielten jüdische Gewerbetreibende für Handel und Gewerbe in der Stadt auch weiterhin eine wichtige Rolle. Von den 20 jüdischen Haushaltsvorständen Feuchtwangens waren 1926 zwölf im Handel tätig, zwei im Bankwesen, einer war Lehrer, einer Schneider. Die Gemeinde gehörte weiterhin dem Rabbinatsbezirk Ansbach an. Anfang der 1930er-Jahre war Gemeindevorsitzender David Gunzenhauser. Als Lehrer war Leo Neumann tätig (auch noch 1937, siehe Bericht zur Beisetzung von Adolf Eppstein; von München aus im März 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet; zum Besuch seiner Tochter in Feuchtwangen im Juni 2010 siehe Bericht unten). Zwei jüdische Vereine waren aktiv: Der Frauen-Verein unter Milli Gunzenhäuser und der Männer-Verein (Chewra Kadischa) unter Abraham Gutmann.
  
1933 lebten noch 39 jüdische Personen in Feuchtwangen (16 % von 2.370). Auf Grund der ständig zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verließen bis 1938 alle jüdische Einwohner die Stadt. Durch zahlreiche antijüdische Aktionen war jüdisches Leben in Feuchtwangen alsbald nicht mehr möglich. Der Gemeindevorsteher Bankier David Gunzenhauser war am 24. Oktober 1936 verhaftet (mit dem Vorwand eines "Vergehens gegen das Kreditgesetz"), seine Frau in "Schutzhaft" genommen worden. Zwar wurden sie nach einiger Zeit entlassen, aber aus Feuchtwangen ausgewiesen. Am 20. Dezember 1937 hatten die Nationalsozialisten eine Aktion organisiert, um Feuchtwangen "judenrein" zu machen. Auf den Straßen hatten sich in den Abendstunden etwa 400 Menschen, darunter zahlreiche Mitglieder der Hitlerjugend versammelt und forderten lautstark die Vertreibung der Juden aus Feuchtwangen. Die Polizei holte einzelne jüdische Personen aus ihren Häusern und brachte sie in "Schutzhaft" ins Gefängnis. Auf dem Wege dahin wurden diese jüdische Personen bespuckt, beschimpft und mit Steinen beworfen. Siegfried Epstein wurde in seinem Haus verprügelt, seine Wohnung demoliert. Die jüdischen Personen aus Feuchtwangen verzogen innerhalb von Deutschland (Frankfurt, München, Stuttgart, Nürnberg, Berlin, Erfurt), fünf konnten in die USA emigrieren, einer nach Italien.  
   
Von den in Feuchtwangen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945" und auf Grund weiterer Recherchen von A. Brosig, Schopfloch): Julie Abraham geb. Weihermann (1878), Fritz Bergmann (1888), Betty Bickhardt geb. Schwabacher (1863), Siegfried Eppstein (1895), Eduard Gunzenhäuser (1910), Gabriel Gutmann (1881), Justin Gutmann (1918), Selma Gutmann geb. Stern (1891), Alfred Heimann (1925), Dan Jacob Holzinger (1868), Ernestine Holzinger geb. Schuster (1867), Ottmar Holzinger (1873), Selma Holzinger geb. Oppenheimer (1878),  Hertha Lilie Kupfermann (1919), Amalie Levi geb. Gunzenhäuser (1867), Berta Neumann geb. Leppek (1895), Jost Joachim Neumann (1925), Leo Neumann (1895), Martha Rammler geb. Herrmann (1891), Hanna (Hannchen) Reutlinger geb. Gutmann (1901), Fanny Rosenfeld geb. Westheimer (1883), Sofie (Senftele) Rosenthal geb. Gunzenhäuser (1882), Anna Schwabacher geb. Holzinger (1872), Betty Steindecker geb. Oppenheimer (1889), Abraham Stern (1852), Rahel Stern geb. Strauß (1864), Julie Weihermann (1878), Louis Westheimer (1874), Moritz Westheimer (1890), Josef Wormser (1893).       
  
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter  
Ausschreibung der Stelle des Vorsängers und Schächters (1850)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. September 1850: "Mit dem 1. Oktober dieses Jahres wird die Vorsänger- und Schächterstelle bei der hiesigen israelitischen Gemeinde besetzt. Die Bezüge berechnen sich jährlich auf einen Geldwert von 350 Gulden. Befähigte Bewerber haben ihre mit Zeugnissen belegten Gesuche längstens bis zum 20. September dieses Jahres bei der unterfertigten Kultusverwaltung portofrei einzureichen. Diejenigen Bewerber, deren Zeugnisse der Gemeinde zusagen, werden sodann persönlich vorgeladen, und ihnen die näheren Bedingnisse bekannt gemacht. 
Feuchtwangen
in Mittelfranken (Königreich Bayern), den 11. August 1850. 
Die israelitische Kultusverwaltung. Meier J. Holzinger, Vorstand."   

      
Lob der Gemeinde Feuchtwangen für die Versorgung der Hinterbliebenen des Lehrers Lissauer (1864) 

Feuchtwangen Israelit 07121864.jpg (27464 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1864: "In Bezug auf unsere Nachbargemeinde Feuchtwangen ist namentlich ihre hochherzige Fürsorge um die Witwe und Familie des daselbst verstorbenen Lehrers Lissauer rühmlichst hervorzuheben."

  
Vorsängergehilfe zu den Hohen Feiertagen gesucht (1884)

Feuchtwangen Israelit 31071884.jpg (52028 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli 1884: "Die unterfertigte Kultusverwaltung sucht für die diesjährigen bevorstehenden Feiertage, als Neujahr und Versöhnungsfest, einen Vorsängergehilfen zu engagieren, und wollen sich Bewerber hierfür, welche guten Charakter besitzen, an den Vorstand daselbst melden.
Feuchtwangen, im Juli  1884. 
Simon Weihermann
, Vorstand der israelitischen Kultusverwaltung". 

 
Ausschreibung der Stelle des Schächters (1890)  

Feuchtwangen Israelit 27111890.jpg (65438 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1890: "Schächter-Gesuch
Die israelitische Kultus-Gemeinde Feuchtwangen (Mittelfranken) sucht zum sofortigen Antritt eine geeignete Persönlichkeit, die den Schächterdienst zu versehen hat. Bewerber, die die Qualifikation als Vorbeter und Religionslehrer besitzen, erhalten deshalb den Vorzug, weil solche in absehbarer Zeit Aussicht haben, auch diese beiden Ämter zu bekleiden.  
Die mit Zeugnissen und Angaben über Familienverhältnisse belegten Gesuche wolle man baldigst an den Unterfertigten richten.  
Vorläufiges jährliches Gesamt-Einkommen 800 Mark. 
Die israelitische Kultus-Verwaltung  Simon Weihermann, Vorstand." 

   
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers, Vorsängers und Schochet (Kriegsjahr 1915) 

Feuchtwangen Israelit 18021915.jpg (59331 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1915: "In der Kultusgemeinde Feuchtwangen ist die Stelle eines Religionslehrers, welcher auch die Aufgaben eines Vorsängers und Schochets zur erfüllen hat, nur aushilfsweise, solange der Krieg dauert, zu verwesen. Bewerber, welche gewillt sind, einen eigenen Haushalt zu führen, wollen ihre mit Zeugnissen belegte Bewerbungen nebst Gehaltsansprüchen alsbald bei dem unterzeichneten Kultusvorstand einreichen. 
Feuchtwangen
, Februar 1915. Isidor Stern, Kultusvorstand."  

     
     
Einzelne Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Beitrag jüdischer Handelsleute zur Stabilisierung der Weizenpreise (1851)

Feuchtwangen AZJ 15121851.jpg (55421 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" von 15. Dezember 1851: "Ein erfreuliches, seltenes Vorkommnis ist aus der jüdischen Handelswelt zu berichten. Die Herren Gutmann aus Feuchtwangen haben durch Befahren der Schrannen mit einer großen Quantität Weizen, den sie freiwillig zu ermäßigtem Preise erließen, sowie durch billigen Verkauf an Minderbemittelte in ihrer Umgebung, dem Wucher und der Verteuerung gesteuert und dadurch ein wahres Kiddusch HaSChem (Heiligung der Gottesnamens) veranlasst. Ehre diesen Männern."

  
Über die Ereignisse am 20. Dezember 1937 - Beitrag von Dietrich Weiß 
(Anmerkung: abgedruckt wurde in der "Fränkischen Landeszeitung" - Ausgabe Feuchtwangen vom 20. Dezember 2007 eine teilweise gekürzte Fassung des Beitrages von Dietrich Weiß. Ausgeschrieben ist unten - teils ergänzt durch Anmerkungen in Klammern - der ungekürzte Beitrag von Dietrich Weiß) 

Feuchtwangen PA 1207.jpg (213864 Byte)"Feuchtwangen (dw) – Vor genau 70 Jahren, einige Tage vor Weihnachten, kam es am 20. Dezember 1937 in Feuchtwangen zu schlimmen Übergriffen gegen die jüdischen Einwohner, an denen über ein Sechstel der Bevölkerung teilnahm. Dass es nicht zu Toten kam wie in Gunzenhausen, war vor allem den anwesenden Polizisten zu verdanken. 
Nach der Aussage von Marie Wirsching, der Witwe eines der Polizisten, bei der Gerichtsverhandlung 1948, sagte ihr Mann beim Nachhausekommen am selben Abend: 'Es war ein Saustall heute, wenn wir nicht da gewesen wären, hätten sie die Juden erschlagen.' Diese Ausschreitungen überzeugten die letzten Feuchtwanger Juden davon, dass in Feuchtwangen, das im März 1933 zu 77 % die Nationalsozialisten gewählt hatte, kein Platz mehr für sie war. NS-Gauleiter Julius Streicher in Nürnberg war einer der schlimmsten Judenhasser. Er gab die Wochenzeitung 'Der Stürmer' heraus, die übelste Hetzschrift gegen die Juden. 
Das Blatt war Privateigentum Streichers und erzielte hohe Gewinne, so dass er es zum Millionär brachte, was der Bevölkerung und auch seinen Anhängern nicht bekannt war. Er hatte im Dezember 1937 wieder einmal einen Aufruf zum Boykott jüdischer Geschäfte erlassen. 
Ein nationalsozialistisch gefärbtes Druckwerk [sc. die 'Feuchtwanger Zeitung', Lokalausgabe der nationalsozialistischen 'Fränkischen Tageszeitung', die den 'Bayerischen Grenzboten' abgelöst hatte] enthielt am 17. Dezember 1937 eine Boykottanzeige des den Aufruf weitergebenden, in Bechhofen residierenden NS-Kreisleiters Trommsdorff ab. Es kam zu einer Aktion, die das Ziel hatte, die letzten Juden aus Feuchtwangen zu vertreiben. Was geschah, stellte die Staatsanwaltschaft Ansbach im Jahr 1948 fest: 'In den Abendstunden des 20. Dezember 1937 - etwa gegen 20 Uhr – rottete sich auf den Straßen Feuchtwangens vor den Judenhäusern eine Menschenmenge zusammen und forderte unter Johlen und Drohrufen die Vertreibung der Juden, sodass schließlich die Polizei die Juden zum Schutze ihrer eigenen Person in Schutzhaft nehmen musste. War ein Jude von der Polizei in Schutzhaft abgeführt, so wälzte sich die Menge zum nächsten Judenhaus und tobte auch dort so lange, bis auch diese Juden in Schutzhaft genommen werden mussten. Die Menge bestand zunächst im wesentlichen aus Angehörigen der H.J. (Hitler-Jugend); später schlossen sich ihr auch Personen an, die nicht der H.J. angehörten, auch Erwachsene, sodass sie schließlich auf etwa 400 Menschen angeschwollen war". 
Die Menge sei dann zu dem Haus eines Juden auf dem Marktplatz [sc. des Herrn Eppstein, heute Marktplatz 10] gekommen und habe auch dort unter Toben und Schreien die Austreibung der Juden forderte. Schließlich sie die Polizei gekommen, um auch diesen [sc. Eppstein] zum Schutze seiner Person in Haft zu nehmen. Bei seiner Verhaftung seien von der Menschenmenge mit vereinten Kräften Gewalttätigkeiten gegen ihn und sein Eigentum begangen worden. "Während sich die Polizeibeamten noch in seinem Hause befanden, drängte die Menge gegen das Haus und drückte eine Türfüllung ein. Als er von den Polizeibeamten abgeführt wurde, wurde er von der Menge sehr bedrängt; er wurde mit Schnee beworfen und auch geschlagen, ohne dass die Polizeibeamten es verhindern konnten; denn sie konnten sich gegen die Übermacht der Menge nicht durchsetzen, sie kamen vielmehr selbst in Bedrängnis', so die Staatsanwaltschaft Ansbach 1948 weiter.
In Schutzhaft genommen worden waren weitere sechs Personen [sc. Ernst Holzinger, Gabriel Gutmann, Abraham Gutmann, Manfred Gutmann, Leo Neumann, Siegfried Eppstein]. Vom schrecklichen, durch die Verbrechen der Nationalsozialisten bestimmten Schicksal dieser Männer und ihrer Familien ist bekannt: Ernst Holzinger starb vier Monate, nachdem er noch im Dezember 1937 Feuchtwangen verlassen hatte, in Frankfurt am Main, seine Frau Selma kam im Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt in Böhmen ums Leben. Gabriel Gutmann, der für Deutschland als Soldat im 1. Weltkrieg gekämpft und Feuchtwangen im März 1938 verlassen hatte, verübte in Frankfurt vor dem Abtransport ins KZ Selbstmord. Seine Frau Selma kam in einem KZ ums Leben. Abraham Gutmann, seine Frau Amalie und ihr Sohn Manfred zogen noch im Dezember 1937 nach Erfurt um und sind danach verschollen. Leo Neumann, der israelitische Religionslehrer und seine Frau Berta hatten Feuchtwangen auch noch im Dezember 1937 verlassen, sie starben im KZ Auschwitz. Beider Sohn Jost Joachim kam im KZ Majdanek (Polen) ums Leben. Siegfried Eppstein, der das in Feuchtwangen führende Textilgeschäft 'Hirsch Holzinger' (heute Marktplatz 10) betrieben hatte, verzog im März 1938 nach München. Er starb ebenfalls im KZ Majdanek, seine Frau Henriette im Ghetto Piaski (Polen). 
Bei den nach dem Krieg eingeleiteten Ermittlungen konnten bezeichnenderweise weder Verantwortliche noch Beteiligte festgestellt werden. In der Gerichtsverhandlung des Jahres 1948 wurde ein Verfahren gegen nur drei Beschuldigte geführt. Da es sich dabei jedoch nur um Randfiguren handelte, konnten die Haupträdelsführer nicht festgestellt werden. 

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zum Tod des Kunstmalers Karl Altmann (geb. 1802 in Feuchtwangen, gest. 1861 in München)

Feuchtwangen AZJ 29011861.jpg (185730 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1861: "Nekrolog. Am 11. Januar dieses Jahres starb in München ein dem Judentume angehöriger Mann, der sowohl als Künstler wie als Mensch in allgemeiner Achtung stand.
Karl Altmann, bedeutend als Kunstmaler und Zeichner, war geboren 1802 zu Feuchtwangen in Mittelfranken, von wo er mit seiner Familie nach Ansbach übersiedelte. Da er schon in seiner Kindheit Vorliebe und Talent für die Kunst zeigte, so schickte ihn sein Vater Joseph Altmann, der ihn Anfangs für einen wissenschaftlichen Beruf bestimmt hatte, auf die Malerschule in München, von wo er nach Dresden ging und sich auf der dortigen Akademie zum Malerberufe weiter ausbildete. Nach dreijährigem akademischen Kursus daselbst besucht er Italien, das Vaterland der Kunst und ging dann nach München zurück, das fortan sein Wohnsitz blieb. Das frische, freie, fröhliche Leben der Bewohner des bayerischen Hochlandes übte einen solchen Zauber auf seinen Pinsel, dass er vorzugsweise Szenen des alpinischen Gebirgslebens zu mäßig großen Bildern in Öl wählte und dieselben häufig mit vielen Figuren oder Gruppen staffierte. Nach dem Urteile von Sachkundigen verstand sich Altmann auf das Stilleben und das Lyrische der Natur nicht minder als auf ihren epischen Humor und ihre drastischen Momente. Dabei war sein Kolorit angenehm, seine Komposition wohlgedacht, seine Ausführung fleißig. Die häufigsten Vorkommnisse seines für die Tinten der Geburtsluft so empfänglichen Pinsels waren Szenen mit Räubern, Wildschützen und Schmugglern, Volksfeste und Wirtshausszenen und besonders auch Jagdpartien. Viele seiner künstlerischen Schöpfungen finden sich in deutschen und fremden Kunsthallen als nicht geringe Zierde derselben. 
Auch als Israelit war Altmann ein Mann von Ehre und Charakter. Glänzende Anerbietungen von hoher Hand, die ihm unter der Bedingung des Religionswechsels gemacht wurden, wies er zu wiederholten Malen mit Entrüstung zurück; er verzichtete gern auf jede Auszeichnung oder Anstellung, von der er sich hätte sagen müssen, dass er dieselbe nicht einzig und allein seinen künstlerischen Leistungen, sondern teilweise auch dem Übertritt zu einer andern als der väterlichen Religion zu verdanken habe. Der Ehrenmann ruhe in Frieden!"
Feuchtwangen Altmann 01.jpg (43932 Byte)    
Karl Altmann: Oberbayerisches Wirtshaus (1827) 
Quelle: Kunstauktion artnet 
   

     
Zum 70. Geburtstag des Gemeindevorstehers Joel J. Weihermann (1887)  

Feuchtwangen Jeschurun AF Okt 1883 S708.jpg (64256 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" (Alte Folge) vom Oktober 1883 S. 708: "Feuchtwangen, 19. September (1883). Am 11. September feierte der Vorstand der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde Herr Joel H. Weihermann seinen 70. Geburtstag. Anlässlich dieser Feier wurde ihm von der Gemeinde ein prachtvoller Pokal überreicht. Herr Weihermann verdient aber auch dieses Zeichen der Anerkennung seitens der Gemeinde im vollsten Maße, indem er jederzeit die Interessen unserer Gemeinde energisch vertrat und die Verwaltung derselben mit Umsicht und Geschick leitete. Möge es uns vergönnt sein, unseren Herrn Vorstand noch recht lange in ungebrochener Kraft an der Spitze der Gemeinde zu sehen."  

   
Zum Tod von Adolf Eppstein (1937)   

Feuchtwangen Israelit 18031937.jpg (76573 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1937: "Mönchsroth, 15. März (1937). Auf unserem altehrwürdigen Bezirksfriedhof (sc. gemeint: Friedhof in Schopfloch) haben wir kürzlich Adolf Eppstein aus Feuchtwangen im Alter von 77 Jahren zur letzten Ruhe bestattet. Er stammte aus einer Familie, wo nicht nur Tora und Gebote gewissenhaft geübt werden, sondern in der sich die Glieder heute noch mit "´'Himmelarbeit' beschäftigen. Sein Vater übte in Mönchsroth den verantwortungsvollen Beruf eines Sofer (Toraschreibers) aus, wie es sein Bruder heute noch tut. In gleicher Weise betätigte sich der Dahingeschiedene im Zusammenwirken mit seiner gleichgesinnten Gattin, die ihm vor einigen Jahren im Tod vorausging, zum Segen. - Am Grabe schilderte Herr Lehrer Neumann aus Feuchtwangen die vorbildliche Lebensführung des Verblichenen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen  
Ein Schächter sucht eine neue Stelle (1875) 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875: "Stelle-Gesuch
Unterzeichneter, gelernter Schächter, welcher von der israelitischen Gemeinde Feuchtwangen, respektive von Herrn Rabbiner Dr. Grünbaum in Ansbach als religiös und vollkommen befähigt empfohlen werden kann, sucht eine Stelle als Schächter in einer israelitischen Gemeinde. 
Gefällige Offerten erbittet unter Adresse: Marcus Wachsmann, Feuchtwangen, Bayern, Mittelfranken."

   
Anzeige des Manufakturwaren- und Konfektionsgeschäftes N. Holzinger Nachf. (1901)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember 1901: 
"Lehrmädchen 
für mein Manufakturwaren- und Konfektions-Geschäft gesucht. Samstags und Feiertage geschlossen. 
N. Holzinger Nachf.,
 
Feuchtwangen (Bayern)."      

 
Lehrlingssuche des Manufaktur- und Bankgeschäftes Hirsch Holzinger (1903)  
Anmerkung: Zu Hirsch Holzinger weitere Angaben siehe unten (weitere Dokumente)  

Feuchtwangen Israelit 26011903.jpg (47067 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1903: 
"Für mein Manufaktur- und Bankgeschäft wird ein 
Lehrling

aus achtbarer Familie, mit guten Schulkenntnissen, per sofort gesucht. Kost und Logis im Hause. Samstags und Feiertage geschlossen. 
Hirsch Holzinger,
Feuchtwangen in Bayern."  

   
Verlobungsanzeige von Laura Bauer und Herbert Holzinger (1930)    

Arnstein Israelit 30011930.jpg (20439 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: "Gott sei gepriesen
Laura Bauer - Herbert Holzinger. Verlobte. 
Arnstein/Ufr. -  Nürnberg / Feuchtwangen."   

      
   
Weitere Dokumente 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /Ries; Untertexte gleichfalls von P. K. Müller)      

 Postkarte von Nathan Regensburg
 in Feuchtwangen nach Ansbach (1882)
  
Feuchtwangen Dok 12020.jpg (235491 Byte) Feuchtwangen Dok 12020a.jpg (40855 Byte) Feuchtwangen Dok 12020b.jpg (139599 Byte)

Absender der Karte war der Lederhändler in Feuchtwangen Nathan Regensburger; die Empfängerin war Herrn Friedr. Güllich's Wittwe, Gerberei in Ansbach. Die Karte wurde am 19. September 1882 von Feuchtwangen nach Ansbach versandt. Der Inhalt ist geschäftlicher Natur: es geht
um eine Anfrage bezüglich eines Pöstchens brauner Schaffelle. 
Nathan Regensburger (geb. 28. Februar 1822 in Feuchtwangen, gest. 1. Juli 1885 in Feuchtwangen) war verheiratet mit Clara geb. Kohn (Cohn), eine Tochter von Haenlein und Zierle Kohn von Feuchtwangen. Nathan Regensburger ist auf dem jüdischen Friedhof in Schopfloch begraben.
Eine Tochter von Nathan und Clara Regensburger, Rosa geb. Regensburger, (geb. 13. März 1851 in Feuchtwangen) heiratete 1874 den Weinhändler Max Glaser (geb. 4. April 1844 in Thüngen, gest. 3./4. Juli 1909 in Würzburg) und zog mit ihm nach Würzburg. Ein Kind (von insgesamt sechs Kindern) dieser Ehe war Julie Glaser (geb. 7. Oktober 1877 in Würzburg). Sie war später lange Jahre Oberin des Frankfurter Jüdischen Krankenhauses.
Am 19./20. Oktober 1941 wurde Julie Glaser zusammen mit ihren zwei jüngeren Schwestern Emma (geb. 10. September 1880 in Würzburg) und Cilly (geb. 11. Februar 1883) laut Transportliste der Gestapo Frankfurt nach Theresienstadt deportiert. Dort verlieren sich ihre Lebensspuren.
Quellen: Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden Gd. I S. 193;  www.juedische-pflegegeschichte.de/index.php?id=178022830858336

     
Postkarte von Hirsch Holzinger 
in Feuchtwangen nach Bad Cannstatt (1883)  
Feuchtwangen Dok 14010.jpg (158620 Byte) Feuchtwangen Dok 14010a.jpg (190886 Byte)

Die Postkarte von Hirsch Holzinger aus Feuchtwangen wurde am 8. Juni 1883 an die Fa. Elsas & Comp. in Cannstatt versandt. Der Text der Karte ist geschäftlich. 
Hirsch Holzinger (geb. 13. Dezember 1827, gest. 27. Juni 1896) war verheiratet mit Fanny geb. ?. Die beiden hatten eine Tochter Emma (geb. 7. Februar 1868, gest. 21. Oktober 1933). Emma war verheiratet mit Adolf Abraham Eppstein aus Mönchsroth. Dieser führte zusammen mit Max Holzinger die Fa. Hirsch Holzinger - Handel mit Schnittwaren, Konfektionswarenlager, Knopfwarenhandel.
Die Firma Elsas & Comp. in Bad Cannstatt wurde 1863 gegründet und war eine mechanische Weberei mit Fabrikation von Korsettstoffen.

Quellen: http://www.geschichte-feuchtwangen.de/Band3/Holzinge.htm   
vgl. das von Rolf Hofmann erstellte Familienblatt zu Familie Hirsch Holzinger (pdf-Datei; interner Link)   
Lit.: M. Zelzer: Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden. S. 33.  

      
      
      
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge      
   
Im Mittelalter war vermutlich keine Synagoge vorhanden, ein Betraum dürfte für die damals ansässigen jüdischen Familien ausreichend gewesen sein. 
   
Im 17. Jahrhundert erfahren wir dann von einer Synagoge in der Stadt. Um 1630 wurde eine erste Synagoge erbaut, die "von einer ledigen älternlosen Frauensperson" gestiftet war. Diese Synagoge wurde erbaut im östlichen Quartier des mittelalterlichen Stadtgrundrisses auf dem heutigen Grundstück Museumstraße 19. Das Gebäude war ca. 10,50 m lang und 10,00 m breit. Bereits in den 1670er-Jahren war das Gebäude in einem baufälligen Zustand und musste renoviert werden. Um 1800 war eine weitere Sanierung notwendig. 
  
1832/33
wurde auf dem Grundstück der abgebrochenen alten Synagoge eine neue Synagoge erbaut. Der örtliche Maurermeister sah zunächst eine Bau mit einer schmucklosen Fassade vor. Auf Grund von Veränderungsvorschlägen durch den königlichen Baukunstausschuss wurden Fenster und Portal mit schwach ausgeprägten Hufeisenbögen versehen ("maurischer Stil"). Das Gebäude erhielt ein für ein repräsentatives Synagogengebäude dieser Zeit charakteristisches Walmdach. Auffallend ist die zweisprachige Inschrift über dem Synagogeneingang (hebräisch und deutsch Psalm 118,20: "Dies ist das Tor zum Herrn, Gerechte gehen durch es hinein"). 
  
Die Synagoge, in der sich auch ein Schulraum für den Religionsunterricht der Kinder befand, wurde bis nach 1933 benutzt. Durch den Wegzug der Gemeindeglieder wurde sie spätestens Anfang 1938 geschlossen; im Juni dieses Jahres wurden die Kultgegenstände dem Gemeindelehrer von Marktbreit - Simon Brückheimer - übergeben. 

In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt, obwohl sie bereits zum Verkauf anstand. Die Ruine wurde einige Wochen später gesprengt. 1939 erwarb der örtliche Verein für Volkskunst und Volkskunde als Eigentümer des benachbarten Museums das Grundstück und erbaute auf ihm in den 1960er-Jahren einen Anbau an das Heimatmuseum. Eine Gedenktafel wurde 1984 angebracht (Standort: Museumstraße 19; frühere Adresse der Synagoge Museumstraße 67 1/2).    
    
   
Fotos 
Historische Fotos: 

Feuchtwangen Synagoge 001.jpg (79984 Byte) Feuchtwangen Schule 01.jpg (34575 Byte)
Die Synagoge von Feuchtwangen um 1936. 
Die Aufnahme entstand für einen Artikel in der 
NS-Hetzschrift "Der Stürmer".
Foto: Stadtarchiv Nürnberg E 9/33 St.A. 73/I
Der Schulraum in der Synagoge von Feuchtwangen. 
Unter den Lehrmitteln fällt die Landkarte 
von Erez Jisrael auf.
Foto: Stadtarchiv Nürnberg E 9 NW 33 Nr. 63
   
Feuchtwangen Synagoge 007.jpg (52803 Byte) Feuchtwangen Synagoge 008.jpg (69038 Byte) Feuchtwangen Synagoge 009.jpg (69235 Byte)
Toraschrein (Aron-ha-Kodesch, links) und Almemor der 
Synagoge Feuchtwangen, Aufnahmedatum 7.5.1929
Tora-Schild aus Feuchtwangen (jetzt im Jewish Museum New York, als Leihgabe der Congregation Beth Hillel, N.Y.C.)

 
Fotos nach 1945/Gegenwart:  
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 16.11.2003)

Feuchtwangen Synagoge 150.jpg (52047 Byte) Feuchtwangen Synagoge 151.jpg (56499 Byte) Feuchtwangen Synagoge 152.jpg (58249 Byte)
Gebäude des Fränkischen Museums 
in Feuchtwangen
Dieser Teil des Museums ist ein Anbau 
an Stelle der ehemaligen Synagoge. 
Die Perspektive ist dieselbe wie auf 
dem historischen Foto oben
Die Gedenktafel für die 
ehemalige Synagoge, 
angebracht 1984 
   
  

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
(Artikel erhalten von Angelika Brosig, Schopfloch)  

Februar 2009: Lesung zur Erinnerung an Lion Feuchtwangers Vorfahren in Feuchtwangen   
Feuchtwangen PA 122008.jpg (267594 Byte)Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 18. Dezember 2008: "Todestag des Schriftstellers jährt sich kommenden Sonntag zum 50. Mal. Lion Feuchtwanger hätte die Stadt der Vorfahren gern einmal besucht. Helga Deininger ist der Witwe 1969 in dem Ort begegnet - Lesung mit Wolf Rüdiger Eckhardt.   
Feuchtwangen (oh). - Den Namen des Heimatortes seiner Vorfahren trägt der Name des Autors noch immer in alle Erdteile. Am kommenden Sonntag, 21. Dezember, jährt sich der Todestag des Schriftstellers Lion Feuchtwanger zum 50. Mal. Wie der Interimssprecher der Feuchtwanger Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im Verein für Volkskunst und Volkskunde, Gerd-Volker Malessa, erinnert, stammte ein Vorfahr des jüdischen Literatur wohl aus der Stadt. 
'1555 verließen die Feuchtwanger Juden den Ort', sagt Malessa. Ob ein Pogrom der Grund dafür gewesen sei, wisse man nicht. Es könne zum Beispiel auch sein, dass die Aufenthaltsbewilligungen nicht verlängert worden seien. Jedenfalls gingen die Feuchtwanger Juden in verschiedene andere Orte, etwa nach Schwabach, Pappenheim und Fürth, wie Interimssprecher Malessa erzählt. 
Von drei Brüdern, die nach Fürth gewollt hätten, seien zwei gestorben, und zwar wohl gewaltsam. Einer sei angekommen 'und von ihm stammen wahrscheinlich die Feuchtwangers ab'. Den Nachnamen hätten diese aber lange nicht getragen. Alls ein Nachname für die jüdische Bevölkerung jedoch um 1800 Pflicht geworden sei, habe sich die Familie darauf besonnen, von wo der Vorfahr gekommen sei, und sich 'Feuchtwanger' genannt. 'Die Linie Lion Feuchtwangers lässt sich auch bis etwa 1800 zurückverfolgen.' Sein Vater, der Fabrikant Sigmund Feuchtwanger, sei noch in Fürth geboren, Lion Feuchtwanger 1884 in München. Der Autor selbst habe erklärt, dass er sich auf den Mann berufe, der einst von Feuchtwangen weggegangen sei. Eiche Gedenktafel in der Feuchtwanger Herrenstraße, der früheren Judengasse, ruft Passanten seit vielen Jahren ins Gedächtnis, dass die Vorfahren bis zum Jahr 1555 hier lebten...  (Zum Lesen des Zwischenabschnittes bitte Textabbildung anklicken)   
Ein verwandtschaftliches Verhältnis besteht nach den Worten des früheren EBW-Vorsitzenden übrigens auch zwischen Lion Feuchtwanger und dem renommierten Klavierpädagogen Professor Peter Feuchtwanger, der in der Kreuzgangstadt in jedem Jahr seine Meisterkurse veranstaltet. Lion Feuchtwangers Vater und der Großvater von Professor Dr. Moshe Feuchtwanger, ein Jerusalemer Kinderchirurg, seien Brüder gewesen. Peter Feuchtwanger wiederum sei Moshe Feuchtwangers Vetter. Am Dienstag, 3. Februar, findet in der Feuchtwanger Stadtbücherei eine Veranstaltung zum Gedenken an Lion Feuchtwanger statt. Diese initiierte die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte. Wie Malessa mitteilt, lesen der ehemalige Feuchtwanger Bürgermeister Wolf Rüdiger Eckhardt, die Leiterin der Bücherei, Kati Volz und er selbst aus dessen Werken. Malessa trägt auch biographische Angaben vor."  
       
Feuchtwangen PA 200909.jpg (283348 Byte)Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung - Februar 2009: "Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte und Stadtbücherei erinnerten an Leben und Werk des Schriftstellers. 
Feuchtwanger-Gedenken in der Stadt der Ahnen. Wolf Rüdiger Eckhardt las aus Roman 'Goya' - Helga Deiniger: 'Familie Feuchtwanger wäre an einem Treffen interessiert'.  

Feuchtwangen. Die Stadt, die ihm den Namen gegeben hat, hat er niemals sehen können. Aber weil der Todestag Lion Feuchtwangers 50 Jahre zurückliegt, erinnerten die Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im Verein für Volkskunst und Volkskunde Feuchtwangen sowie die Stadt an den Schriftsteller. Kati Voltz, Wolf Rüdiger Eckhardt und Gerd-Volker Malessa stellten bei einer Lesung in der Stadt seiner Vorfahren Leben und Werk in den Mittelpunkt..."  
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken  
    
November 2009: Gedenken zum 71. Jahrestag des Novemberpogrom 1938  
Feuchtwangen PA 112009.jpg (254498 Byte)Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 10. November 2009: "Menschen erinnerten an ein dunkler Kapitel der Geschichte. Feuchtwangen (oh) - An ein besonders dunkles Kapitel in der deutschen Geschichte haben Menschen in Feuchtwangen am Abend des gestrigen 9. Novembers in der Museumstrasse erinnert: an die so genannte Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938..." 
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.   
 
Juni 2010: Besuch von Lotte Lapion - Tochter des Lehrers Leo Neumann - in Feuchtwangen         
Feuchtwangen PA 08062010.jpg (368782 Byte)Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 8. Juni 2010: "Lotte Lapion zu Besuch in Feuchtwangen. Geburtstagsreise in die Vergangenheit. 90-jährige zeigte ihren Kindern Stadt ihrer Jugend.  
Feuchtwangen
(bi). - Was schenkt man der Mutter zum 90. Geburtstag? Diese Frage stellten sich vor einigen Monaten die Kinder von Lotte Lapion. Die Wahl fiel auf eine Reise, die allerdings nicht zu einem typischen Urlaubsziel führte, sondern in die Vergangenheit der Familie und deshalb gestern auch nach Feuchtwangen. Hier hatte Lotte Lapion den größten Teil ihrer Kindheit und Jugend verbracht. Ihr Vater Leo Neumann war in Feuchtwangen Lehrer gewesen, konnte diesen Beruf aber nur bis Ende 1937 ausüben, als die Nationalsozialisten auch die letzten noch dort verbliebenen Juden vertrieben. Die Eltern Lotte Lapions wurden 1943 in Auschwitz ermordet. Ihr jüngerer Bruder starb im Konzentrationslager Majdanek. Sie selber hatte überlebt, weil es ihr gelungen war, 1939 auf Umwegen nach England zu kommen. Gestern kehrte sie mit ihren beiden Töchtern und zwei Söhnen für ein paar Stunden an den Ort ihrer Kindheit zurück..." 
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken.  
 
August 2011: Erneuter Besuch von Lotte Lapion aus Israel in Feuchtwangen   
Feuchtwangen PA 092011.jpg (198344 Byte) Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 1. September 2011: "Besuch aus Israel"  
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.  
 
November 2011: Gedenken zum 73. Jahrestag des Novemberpogroms 1938   
Feuchtwangen PA 11112011.jpg (306954 Byte) Artikel in der "Fränkischen Landeszeitung" vom 11. November 2011: "Mahnende Erinnerung an dunkle Zeit"  
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken.    
    
 
Herbst 2016: Ausstellung "Der Duft von Schabbat" im Museum Feuchtwangen  
Vgl. Artikel von Ralf Stegmayer im "Hohenloher Tagblatt" vom 17. September 2016: "Der Duft von Schabbat..."  
Link zum Artikel    

    
   
Seit Februar 2022: Amy Gutmann (Vorfahren aus Feuchtwangen) ist US-Botschafterin in Berlin     

Amy Gutmann 2009 an der University of Pennsylvania (Foto: Wikimedia Commons).   
Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Amy_Gutmann    https://en.wikipedia.org/wiki/Amy_Gutmann    http://de.pluspedia.org/wiki/Kurt_Gutmann 

Presseartikel in der "Jüdischen Allgemeinen" Amy Gutmann wird neue Botschafterin..."  https://www.juedische-allgemeine.de/politik/rektorin-mit-deutsch-juedischen-wurzeln-wird-neue-us-botschafterin/  
Amy Gutmann ist seit Februar 2022 US-Botschafterin in Berlin. Ihr Vater Kurt Gutmann (1910-1964) stammte aus einer Kaufmannsfamilie in Feuchtwangen. Als Student emigrierte er 1934 nach Indien, wohin er später drei seiner Brüder und deren Frauen nachholen konnte. Bis 1948 lebte er in Bombay (heute Mumbai), wo er ein Metallwarengeschäft betrieb. 1948 lernte er in New York seine spätere Frau Beatrice geb. Brenner kennen, die er wenig später heiratete (vgl. Hochzeitsanzeige unten). Am 19. November 1949 kam als Tochter Amy in Brooklyn zur Welt. Sie machte später eine Karriere als Politologin. Von 1989 bis 2004 war sie Professorin an der Princeton University. Ab 2004 ist sie Professorin und Präsidentin der University of Pennsylvania. Weitere Informationen siehe die angegebenen Wikipedia-Artikel.  
Bericht über die Geschichte von Kurt Gutmann und Familie auch https://www.thedp.com/article/2013/01/gutmann-remembers-fathers-holocaust-experience
  
 
 

 Feuchtwangen Dok 330.jpg (303225 Byte)    Feuchtwangen Dok 330a.jpg (128771 Byte)

 Abbildungen oben (Quelle: Fränkisches Museum Feuchtwangen, Karte rechts: Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries):
- links Ausschnitte aus Stadtplan mit Eintragung des Wohn- und Geschäftshauses des Kaufmannes Abraham Gutmann (geb. 1870), dem Vater von Kurt Gutmann (geb. 1910) und Großvater von Amy Gutmann (geb. 1949). Das Haus ist auf dem historischen Plan mit der Nr. 269 eingetragen an der Ecke Ansbacher Straße / Judengasse, später und bis heute Hindenburgstraße 6 (Buchhaus Sommer; auf aktuellem Plan mit rotem Pfeil markiert).
- Die historische Karte daneben zeigt links das Geschäft "Nathan Holzinger's Nachfolger. Inhaber Abraham Gutmann", Blickrichtung Kirchplatz/Marktplatz mit den Kirchen der Stadt (links Stiftskirche, rechts Johanniskirche).
- Mitte zwei Geschäftsanzeigen von Abraham Gutmann im "Bayrischen Grenzboten - Feuchtwanger Tagblatt" vom 1920. Das Geschäft von Abraham Gutmann war 1896 als Schnittwarenhandel, 1897 als Handel mit fertigen Kleidern und Bettfedern eingetragen. In der Anzeige von 1904 unten "Manufakturwaren und Konfektion".
- Rechts eine dekorative Karte, geschrieben von der Frau Abraham Gutmanns - Amalie geb. Federlein. Die Karte ist adressiert an Frau Mina Schüll, Lehrersgattin in Herrieden und trägt das Jahresdatum von 1911. Vorderseitig zeigt sie das Taubenbrünnlein und eine Legende in Bezug auf Karl den Großen und die Gründung eines Klosters und einer Kirche und damit auch der Gründung der Stadt Feuchtwangen. Der Text der Karte auf der Rückseite: "Liebe Freundin. - Zu meinem Bedauern konnte ich dich in Schfld. (= Scheinfeld?) nicht mehr sprechen, da ich meine Reise wegen Krankheit meiner Schwiegermutter verschieben mußte. Hoffe Dich recht bald bei mir begrüßen zu dürfen. Vielleicht kommst Du zur Mooswiese mit Frl. Lucie. Mein Fremdenzimmer steht Dir zur Verfügung. Deinen Herrn Vater und Bruder sprach ich zu Hause."
Auf der Vorderseite: "Noch viele Grüße auch von meinem lieben Mann sendet Dir und deinen Lieben   Deine Amelie Gutmann".
Erklärung Mooswiese - Die Mooswiese ist ein seit Jahrhunderten alljährlich stattfindendes Volksfest in Feuchtwangen.  

          
Abbildungen oben (Quelle links: Stadtarchiv Feuchtwangen, Akte 1250): links Mitglieder des Turn- und Sportvereins Feuchtwangen Anfang der 1920er Jahre. Abraham Gutmann ist der erste Herr von links in der ersten Reihe (sitzend). Dazu Anzeigen des Manufakturwaren und Konfektionsgeschäftes A. Gutmann aus dem "Israelitischen Familienblatt" ("Detail-Reisender ... gesucht" in Ausgabe vom 29. Dezember 1904; "Lehrmädchen mit schöner Handschrift gesucht..." in Ausgabe vom 11. Februar 1909; Verlobungsanzeige von Adele Gutmann - der ältesten Tochter von Abraham und Amalie Gutmann - mit Julius Löwenstein in Erfurt in Ausgabe vom 10. Dezember 1925).  
  
Zur Familie (vgl. Informationen unter http://www.geschichte-feuchtwangen.de/Band3/Gutmann.htm): Abraham Gutmann ist am 6. Mai 1870 in Heidenheim am Hahnenkamm geboren. Er war verheiratet mit Amalie geb. Federlein (geb. 12. April 1872 in Scheinfeld). Die beiden hatten fünf Kinder, die alle in Feuchtwangen geboren sind: Adele (geb. 6. April 1898, 1926 verheiratet mit Julius Löwenstein in Erfurt), Max (geb. 15. September 1899, Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg, 1920 nach Frankfurt), Ernst (geb. 5. Juli 1902, 1927 nach Mannheim, nannte sich später Ernest), Manfred (geb. 15. Februar 1908, nannte sich später Fred), Kurt (geb. 9. Oktober 1910, ab 1927 in Nürnberg). Am 20. Dezember 1937, auf Grund eines von Julius Streicher im nationalsozialistischen "Stürmer" veröffentlichten Boykottaufrufes, der in der "Feuchtwanger Zeitung" am 17. Dezember 1937 seinen Widerhall fand und letztendlich zu der am 20. Dezember 1937 in Feuchtwangen stattfindenden Aktion führte (siehe unten), die das Ziel hatte, die letzten noch in Feuchtwangen lebenden Juden zu vertreiben, wurde Abraham Gutmann aufgrund der Bedrohung seiner Person und Familie in "Schutzhaft" genommen. Vier Tage später, am 24. Dezember 1937 meldeten sich Amalie Gutmann und ihr Mann mit Sohn Manfred nach Erfurt ab. Alle genannten Personen konnten emigrieren, zunächst nach Indien (Bombay), wo Amalie Gutmann am 24. März 1945, Abraham Gutmann am 28. März 1945 verstorben sind. Zu Kurt Gutmann und seiner Frau Beatrice sowie die Tochter Amy siehe oben.           
 Todesanzeige für Amalie und
 Abraham Gutmann
(Zeitschrift
"Der Aufbau" vom 11. Mai 1945)
   Hochzeitsanzeige von Kurt
Gutmann und Beatrice geb.
 Brenner
(Zeitschrift "Der Aufbau"
 vom  17. Dezember 1948) 
   
 
 
Juni 2022: Über den Besuch von Amy Gutmann in Feuchtwangen    
Siehe Bericht im Amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Feuchtwangen vom 24. Juni 2022 S.4-5: eingestellt als pdf-Datei  
Dazu Artikel in der "New York Times" von Katrin Bennhold vom 24. Juni 2022: "Her Father Fled the Nazis. She’s the New U.S. Ambassador to Germany.
For Amy Gutmann, a respected democracy scholar, her role as President Biden’s envoy to Germany is not a job, 'it’s a mission,' one both professional and personal.

Quelle: https://www.nytimes.com/2022/06/24/world/europe/germany-ambassador-amy-gutmann.html  
FEUCHTWANGEN, Germany — After Amy Gutmann’s father fled the Nazis in 1934, he swore never to set foot in Germany again. For the rest of his life, he boycotted German goods and only spoke English to his daughter. Germany, he impressed on her when she was growing up, was 'very bad.'  
Nearly a century later, Ms. Gutmann, a respected democracy scholar, has moved to Germany — as the new U.S. ambassador. With antisemitism and far-right ideology once again resurgent, and with Russia waging war on Ukraine close by, her new role is not a job, she says: 'It’s a mission.' That mission is personal as well as geopolitical. Earlier this month, Ms. Gutmann was striding up a cobbled alleyway in Feuchtwangen, the sleepy Bavarian town where generations of her German ancestors had dwelled before a Nazi mayor burned down the local synagogue and declared his town 'Jew-free.' When the current mayor came to greet her, Ms. Gutmann pulled out the small black-and-white photograph of her father that she always carries with her. 'You’ll forgive me for speaking not only as the U.S. ambassador to Germany, but as Amy Gutmann, the daughter of Kurt Gutmann,' Ms. Gutmann, 72, told a crowd of local dignitaries. 'I would not be here today were it not for my father’s farsightedness and courage.'  The timing of her official arrival as ambassador on Feb. 17, Ms. Gutmann said in an interview, felt particularly poignant, coming one week before the invasion of Ukraine by a revisionist Russian president who has been accused by her own boss of committing 'genocide' in his quest for empire. Seventy-seven years after America and its allies defeated Hitler’s Germany, the two countries are now united against Russian aggression. A big part of Ms. Gutmann’s job will be to keep it that way. 'Germany and the U.S. today are extremely strong allies and they’re allies in defense of human rights and in defense of the sovereignty of democratic societies,' she said. 'It closes a loop, while leading us forward into an era that my father never had the opportunity to witness.' When President Biden called her in April 2021, she was the longest-serving president of the University of Pennsylvania, a mathematics major turned political philosopher who had written more than a dozen books about democracy. 'Do you want to be my ambassador to Germany?' Mr. Biden asked her. Ms. Gutmann was sworn in on the Hebrew Bible her German grandmother Amalie, for whom she was named, had brought with her from Germany. Germany has welcomed Ms. Gutmann not just as a representative of a new administration but of the American ally of old — before it turned fickle and abrasive during the Trump years. Ms. Gutmann’s predecessor, Richard Grenell, threatened to stop sharing intelligence with Germany and posed for selfies with lawmakers of the far-right Alternative for Germany party. Repairing America’s alliances was one of President Biden’s main foreign policy objectives and Germany was central to this effort, making Ms. Gutmann a perfect candidate, said Julianne Smith, a longstanding Biden adviser and now the U.S. ambassador to NATO. 'The president believes that Germany is an indispensable partner for us and he wanted to send someone that he knew well,' Ms. Smith said. (Before Mr. Biden offered her the job, Ms. Gutmann had offered him one in 2017 as a lecturer at her university, an offer that came after he lost his son Beau and 'saved' him, as he once described it.)
'It was just obvious in his mind that she was the right person at the right time,' Ms. Smith said. 'She is a proven leader and she is an intellectual giant.' When her father died in 1966, Ms. Gutmann was only 16 and Germany was still filled with former Nazis. In the three decades since reunification, the country has worked hard to own up to its history — and apply the lessons of that history. But it took the arrival of over a million refugees from the Middle East under former Chancellor Angela Merkel, in 2015-16, for Ms. Gutmann to fully trust Germany’s transformation. 'I was deeply moved by Merkel’s welcoming of refugees,' she said. 'It made a strong, perhaps decisive difference in my sense of Germany’s commitment to human rights.' She added, 'Germany today is a model of acknowledging the past.' That acknowledgment was on display in Feuchtwangen, where the director of the local museum guided Ms. Gutmann through an exhibition on 800 years of Jewish life in the town that also described in unsparing detail the persecution of Jews under the Nazis. Among the exhibits were items from Ms. Gutmann’s own family. A photograph of her grandfather. A postcard written by her grandmother. As a gift, Ms. Gutmann was handed copies of her father’s report cards. 'German was not his strength it seems,' she said, laughing. 'Everybody gets report cards, but to see something in which there were semi-normal times for him was a high point,' she said later. 'I only knew my father after he was traumatized.' Her father, an Orthodox Jew who fled Germany as a teenager and later organized the escape of his parents and four siblings, barely spoke to Ms. Gutmann about his own past, but he taught her about the Holocaust. 'He clearly did not want me as a child to know — let alone to carry forward — his emotional trauma, but he definitely wanted me to carry the lessons of ‘never again’ forward,' Ms. Gutmann recalled. Raised in the small town of Monroe, N.Y., Ms. Gutmann said she felt like 'a strange kid,' as she put it, her Jewishness and intellectual curiosity making her a double outsider. Her mother urged her to do well in school. After winning a scholarship, she became the first in her family to go to college and earned a Ph.D. from Harvard before teaching at Princeton for nearly 30 years and becoming president of the University of Pennsylvania in 2004. Her book 'Democratic Education,' which shows why democracies need a robust public education system, is a standard in the field. 'One reason I wrote about democracy and education was that it is a path out of tyranny,' she said. 'The first thing the Nazis did was to close down the press and burn books.' The Gutmann house in Feuchtwangen, where her father grew up, has become a bookstore, which delighted her. 'Oh my God! If this were a Hollywood script, it would be a bookstore,' she said, before purchasing half a dozen books for her grandchildren. Her father had been an apprentice with a metallurgist in nearby Nuremberg, home to the biggest Nazi Party rallying ground, where he boarded with a Christian family that treated him well. But when he watched them flash the Hitler salute at a passing Nazi march, he knew it was time to leave. 'He fled when he could because he saw what was happening,' Ms. Gutmann said. 'One of my missions is that people need to know how important it is to speak up early.' For all Germany’s efforts to apply the lessons from its past, one great leap remains, she said: Long reluctant to spend on its military, let alone deploy it, Germans have to trust themselves to lead on military matters. 'Diplomacy is the first recourse — but it often does not work against brutal tyrannies,' Ms. Gutmann said. That, too, is a lesson from World War II, she said: 'Were it not for the military force of the allies, Hitler would have won.' 'And now we have Putin,' she added. 'Without military force, there is no way Ukraine can defend its sovereignty. At this moment, as in many other moments in the history of democracies, we have to have not only the military might, but the willingness to use it.' In Germany, that realization is still sinking in. The government has committed to a 100-billion euro rearmament program in what Chancellor Olaf Scholz dubbed a 'Zeitenwende' — or historic turning point — but Berlin has been criticized for dragging its feet on delivering heavy weapons to Kyiv. 'I believe the Zeitenwende is real,' Ms. Gutmann said. 'If there’s anybody who’s not disposed to be soft on Germany, it’s me. But I do think we have to recognize what a historic moment this is, and we will continue to urge Germany to do more.' Ms. Gutmann worried that both Germans and Americans 'overestimated how enduring democracies are — they’re not, unless you fight for them,' she said, adding, 'Everything we do makes a difference. And everything we don’t do makes a difference.'  For all her eagerness to visit Feuchtwangen, the night before she traveled there, Ms. Gutmann barely slept. 'I was worried sick that I would go there and feel they hadn’t really come to terms with the past,' she recalled, 'that I would be disappointed and I wouldn’t have been able to hide it — and it would have been just a terrible moment.' By the time she left the town, she was reassured. Addressing the small photograph of her father in her hands, she said, 'You would be so proud of not only your daughter, but of your country, the United States, which became your country, and the country that you had to leave — and what they have become: Two of the greatest allies still fighting what you would tell me is a fight that could never end.'"     
Weitere Berichte:  https://www.radio8.de/feuchtwangen-emotionaler-besuch-der-us-botschafterin-236325/ 
 
Juni 2023: Zur Verlegung von Stolpersteinen ist Botschafterin Amy Gutmann in Feuchtwangen  
Es wurden acht Stolpersteine verlegt vor dem Geburtshaus des Vaters von Botschafterin Amy Gutmann in der Hindenburgstraße 6.  Weitere fünf Stolpersteine wurden verlegt für die Angehörigen des letzten jüdischen Kantors und Religionslehrer Leo Neumann.
Dazu Bericht im Amtlichen Mitteilungsblatt der Stadt Feuchtwangen vom 9. Juni 2023: "Ein Gedenken mit wichtiger Symbolkraft: 13 Stolpersteine verlegt" (Bericht aus dem Mitteilungsblatt als pdf-Datei eingestellt). Weitere Presseberichte können im Internet recherchiert werden.  
Fotos von der Verlegung
(Fotos: Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) 
     
   Botschafterin Gutmann
spricht mit Gunter Demnig
 Während der Ansprache von Botschafterin Amy Gutmann 
  
 Ansprache von
Bürgermeister Patrick Ruh
         
     
 Botschafterin Gutmann
im Gespräch mit
Bürgermeister Ruh
 Musikalische Umrahmung
 
 
 Fotos von der Verlegung mit verschiedenen Redebeiträgen
 vor zahlreich erschienenen Gästen
   
         
       
 Die Stolpersteine
vor der Verlegung
 
 Stolpersteine für
Angehörige der Familie
 Gutmann - Löwenstein
 Stolpersteine für
Angehörige der Familie
 Neumann-Lapian
   
 
 

   

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Feuchtwangen  
bulletWebsite des Fränkischen Museums Feuchtwangen 
bulletWebsite der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte Feuchtwangen  

Literatur:

bulletSiegfried Haenle: Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach. Ansbach 1867.
bulletGermania Judaica II,1 S. 235; III,1 S. 340.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 176-177.  
bulletBeschreibung von Synagoge (und Schule) in: Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Ausstellung im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg 1989. Katalog S. 226. 359-360.
bulletDietrich Weiß: Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde Feuchtwangen 1274-1938. Reihe: Feuchtwanger Heimatgeschichte (Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft für Heimatgeschichte im Verein für Volkskunst und Volkskunde e.V. und des Stadtarchivs Feuchtwangen) Band 3. Feuchtwangen 1991.
Das Buch von Dietrich Weiß ist online zugänglich 
bulletBayern SynGedenkband II.jpg (63426 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II: Mittelfranken. Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010. 
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu

ISBN 978-3-89870-448-9.   Abschnitt zu Feuchtwangen S. 238-248. 
bullet
Reese Lit 020.jpg (145046 Byte) Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band 6. 
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN 978-3-9808482-2-0  
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der 'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum 'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg, Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart, Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von 12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de. 
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Feuchtwangen Lit 201601.jpg (78633 Byte) Susanne Klemm (Krsg.): Der Duft von Schabbat. Mit Beiträgen von Birgit Schübel, Verena Erbersdobler, Hans-Christof Haas und Ute Kissling. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung 16.09.-11.12.2016 im Fränkischen Museum Feuchtwangen. Schriftenreihe des Vereins für Volkskunst und Volkskunde Feuchtwangen e.V. Band 3. Feuchtwangen 2016. 
Darin ein Beitrag von Hans-Christof Haas: Geschichte und Baugestalt der Synagoge in Feuchtwangen. S. 72-89.   

   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Feuchtwangen (in Jewish sources, Vahtvank) Middle Franconia. Jews were present in the second half of the 13th century. The community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49 and reestablished soon after. In the early 17th century, Feuchtwangen was the temporary seat of the chief rabbinate of the Ansbach principality and the home of one of its most prosperous Jewish communities. A new synagogue was erected in 1833 and the Jewish population rose to 170 in 1867 (total 2,345). Thereafter it declined steadily to 39 in 1933. By May 1938 all had left the town, most to other German cities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned to the ground.  
    
     

                      
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Stand: 30. Juni 2020