Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre
  
Das jüdische Krankenhaus ("Israelitisches Hospital")
        
  

  
Übersicht:

Zur Geschichte des jüdischen Krankenhauses ("israelitisches Hospital") in Fürth  
Fotos / Pläne    
Berichte aus der Geschichte des jüdischen Krankenhauses    
-  Bericht aus der jüdischen Gemeinde, u.a. Eröffnung des neuen jüdischen Hospitals (1846)  
Eröffnung des israelitischen Kranken- und Armenversorgungshaus (1846)      
-  Spende einer christlichen Frau für das israelitische Hospital (1861)   
-  Ausschreibung der Stelle des Vorbeters in der Synagoge des jüdischen Hospitals (1900)    
-  Ausschreibung der Stelle des Verwalters des israelitischen Hospitals (1904)    
Lehrer Michael Neuberger wird Verwalter (Direktor) des israelitischen Hospitals (1904)  
Verabschiedung von Lehrer Michael Neuberger in Baden (1904)  
Zum Tod von Lehrer Michael Neuberger (1930, war 1904 bis 1907 in Fürth)   
-  Über das israelitische Hospital in Fürth (Bericht von 1934)  
Links und Literatur     
   
      

Zur Geschichte des jüdischen Krankenhauses ("israelitisches Hospital") in Fürth        
    
Die Geschichte des jüdischen Krankenhauses in Fürth geht in das 17. Jahrhundert zurück. Nach der Fürther Stadtchronik wurde bereits 1653 in Fürth ein jüdisches Spital ("Kranken- und Pfründnerhaus") neben dem jüdischen Friedhof errichtet. Damit gehörte es zu den ältesten jüdischen Krankenhäusern Deutschlands. In ihm wurden Kranke teils auf Kosten der jüdischen Gemeinde, teils auf Kosten der jüdischen Hausvorstände, z.B. wenn Dienstboten derselben erkrankten, verpflegt. Außer dem Pflegepersonal waren am Krankenhaus ein jüdischer Arzt, ein christlicher Wundarzt und eine jüdische Hebamme angestellt. Das Krankenhaus war in einem wiederaufgebauten Haus neben dem damaligen Friedhofstor in der heutigen Rosenstraße/Ecke Schlehenstraße (spätere Adresse Rednitzstraße 26) eingerichtet. Zum Krankenhaus gehörte eine Synagoge ("Spitalschul", "Hospitalsynagoge") auf dem Grundstück mit der späteren Adresse Rednitzstraße 28 (Adressen Rednitzstraße bestehen heute nicht mehr).  
 
Aus den erhaltenen Akten zur Geschichte des israelitischen Hospitals geht hervor, dass 1802 die Hospitalseinrichtung des Krankenhauses verbessert wurde und es seit 1828 intensive Bemühungen um den Bau eines neuen israelitischen Hospitals gegeben hat.      
     
Zur Errichtung des neuen Krankenhauses in der Theaterstraße erwarb die jüdische Gemeinde Fürth 1839 um 1.550 Gulden den Baumgarten eines Bäckermeisters und ließ den Bau in den folgenden Jahren aufführen. Am 1. November 1846 fand die feierliche Eröffnung des neuen Spitals statt, dessen Kosten größtenteils durch Stiftungen, durch Privatbeiträge von Gemeindemitgliedern, wobei sich die Familie Königswarter besonders hervortat, gedeckt wurden. Das Hospital war sowohl für die Aufnahme von Kranken bestimmt, als auch für die Unterbringung von "Pfründnern" der Gemeinde (verarmte Menschen, die nicht mehr für ihren Lebensunterhalt sorgen konnten; für sie bestand im Hospital die "Pfründneranstalt"). Mit der Einweihung des Krankenhauses wurde ein - nach den Plänen von 1841 im oberen Stockwerk vorgesehene - Betsaal eingeweiht, allerdings wurden zunächst erst das Erdgeschoss und das erste Stockwerk erstellt. Für die Durchführung der Gottesdienste wurde das Amt eines "Vorsängers in der Hospitalsynagoge" geschaffen; zeitweise war dieses Amt - wie auch das eines Schochet - mit der Hospitalverwalterstelle verbunden.       
    
Nachdem abzusehen war, dass die Erweiterung des Krankenhauses finanzierbar war, wurde diese 1864 mit einem Aufwand von 12.000 Gulden durchgeführt. Dabei wurde das Gebäude um das bereits in den Plänen von Konrad Jordan (1841) vorgesehene zweite Stockwerk vergrößert. Schon in den Kriegen 1866 und 1870/71 wurde eine große Zahl verwundeter Soldaten in Pflege genommen. 1881 wurde es als Reservelazarett für den Mobilmachungsfall zur Unterbringung von 20 Kranken in Aussicht genommen. 1910 wurde ein gut ausgestatteter Operationssaal eingerichtet. Im November 1913 sprach eine amtsärztliche Besichtigung ihre Anerkennung über die Einrichtung der Anstalt aus. 
 
Aus den Reihen des Personals werden bis Anfang des 20. Jahrhunderts - neben dem Pflege- und Sanitätspersonal, Krankenwärtern, Dienstboten und weiteren Angestellten - insbesondere genannt: die für den Krankenhausbetrieb verantwortlichen "Hospitalverwalter" (vgl. Ausschreibung der Stelle von 1904 s.u.): 1830 bis 1846 Joseph Ehrlich, 1846 bis 1863 Jacob Reis aus Hagenbach, 1863 bis 1866 Abraham Hartmann, 1866 bis 1904 Mathias Lichtenstädter, 1904 bis 1907 Michael Neuberger (siehe Berichte unten); die Ärzte: u.a. der Armenarzt Isaak Joseph Feust von 1824 bis 1842, der Armenarzt Dr. Moritz Weichselbaum von 1842 bis 1849, der Hospitalwundarzt G. M. Scheidig von 1847 bis 1870, der Chirurg Heerdegen von 1824 bis 1830; die Armen- und Hospitalbader: 1829 bis 1862 Lippmann Merzbach, um 1866 Sigmund Merzbacher, um 1878 Samuel Springer; die Vorsänger in der Hospitalsynagoge (vgl. Ausschreibung der Stelle 1900 s.u.): 1835 bis 1864 David Apoltstein, 1862 bis 1863 Jacob Krakauer, 1863 bis 1900 Moritz Kargau, 1904 bis 1907 war der Hospitalverwalter Michael Neuberger zugleich Vorbeter und Schochet im Haus.     
   
Sofort nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden weitere Betten und Wäsche für das Haus angeschafft, um dieses für Lazarettzwecke verwenden zu können. Bis Kriegsende wurden viele Hunderte von Verwundeten und Kranken im israelitischen Hospital zu Fürth zu Pflege und Heilung aufgenommen, wofür ihm nach Auflösung des Lazaretts 1919 der Dank und die Anerkennung der Behörden ausgesprochen wurde.
   
1928 fand eine durchgreifende Erneuerung des Hauses statt. Eine neue Heizung wurde eingebaut, die Operationssäle wurden nach modernen wissenschaftlichen Grundsätzen ausgestattet. Dabei sind neueste Apparate angeschafft worden, sodass sich die gesamten Einrichtungen Anfang der 1930er-Jahre mit jedem anderen Krankenhaus messen konnten. 
  
In die furchtbaren Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 war auch das Krankenhaus einbezogen. In einem Bericht über die Situation im Krankenhaus ist zu lesen: "Die Verletzten, aber auch solche, die Selbstmord versucht hatten, brachte man in das jüdische Krankenhaus in Fürth. In der Mehrheit handelte es sich um Kopfverletzungen durch Schläge, bei einigen Frauen, die ihre Männer schützen versucht hatte, waren die Handgelenke gebrochen. Das Gebäude war bald so überfüllt, dass die Patienten auf dem Boden und in den Fluren liegen mussten. SA-Leute ließen viele der Eingelieferten (selbst solche, die operiert werden mussten), Ärzte und Krankenschwestern, eine geschlagene Stunde stramm stehen". Im Anschluss daran blieb nur den Schwerverletzten der Marsch auf den "Schlageterplatz", die heutige Fürther Freiheit, und weitere Torturen erspart.  
  
Unter schwierigsten Bedingungen konnte das Krankenhaus noch in der Folgezeit weiterbetrieben werden. Dr. Leo Daniel, einer der Krankenhausärzte, beging nach einem gescheiterten Fluchtversuch vor der Deportation 1943 Selbstmord. Im November 1943 übernahm die Stadtverwaltung Fürth das von der Gestapo nach den Deportationen zwangsweise geschlossene Haus als Hilfslazarett. 
   
1945
wurde das Gebäude der Israelitischen Kultusgemeinde zurückgegeben. Es wurde unter anderem als Altenheim, Kindergarten, Religionsschule oder Mazzes-Backstube verwendet. Derzeit wird es als Wohnhaus und Altenheim genutzt.       
        
  
Adresse des ehemaligen jüdischen Krankenhauses: Theaterstraße 36.
  
    
   
Fotos / Pläne   

Das alte israelitische Hospital und
 Pfründnerhaus am jüdischen Friedhof
(um 1935)
(Quelle: Central Archives Jerusalem s.u.)
Fuerth Hospital 123.jpg (95965 Byte)   
  Blick auf das Gebäude vom Friedhof aus   
        
     
Baupläne für das 
neue israelitische Hospital
(gezeichnet von Konrad Jordan, 1841;
Quelle: Stadtarchiv Nürnberg Reg. v. Mfr.
 K.d.I., Abg. 1932, Tit. V Nr. 305 II)
Fuerth Hospital 124.jpg (103412 Byte)   
    Vorderansicht mit Eingang  
       
Fuerth Hospital 122.jpg (230210 Byte) Fuerth Hospital 121.jpg (219177 Byte) Fuerth Hospital 120.jpg (223151 Byte)
Erdgeschoss mit Wohnung des 
Verwalters, Küche, Speisekammer 
und Wirtschaftsräumen
Erster Stock mit 
Krankenzimmern 
Zweiter Stock mit Betsaal 
(Männer- und Frauenbereich) 
sowie Krankenzimmern
   
          
     
Fotos aus einem "Fotoalbum über das israelitische Hospital" von 1936
(aufbewahrt in den Central Archives Jerusalem, Bestand D/Fu 1, Nr. 899, 
s.u. Quellen - pdf-Datei S. 45)
Fuerth Hospital 125.jpg (85643 Byte) Fuerth Hospital 126.jpg (71114 Byte) Fuerth Hospital 127.jpg (52111 Byte)
Das israelitische Hospital um 1935  Die "Spitalsynagoge" um 1935  Das Verwaltungszimmer 
     
      
Dokument aus der Geschichte 
des Israelitischen Hospitals 

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim / Ries) 
Fuerth Dok 710.jpg (223679 Byte) Fuerth Dok 710a.jpg (184387 Byte)

Es handelt sich bei dem Schreiben um einen Vordruck, der dann nur mit den fehlenden Daten und Informationen vervollständigt werden musste. Die nachfolgend kursiv und fettgedruckten Wörter und Buchstaben sind der Vordruck  

Israelitisches Hospital Fürth.
Nachdem der
Herr Oberrabbiner Dr. Loewi dahier die von Herrn David Nördlinger in Pflaumloch
zum Hospitalfond legirten, von Herrn Rechtsconsulenten Nördlinger als Testamentsvollstrecker übersendeten zweihundert Gulden
einbezahlt hat, so wird demselben hiermit bezeugt, daß das Hospital die Verpflichtung übernommen hat, am Jahrzeittage des am 6.September 1870,
das ist : 10. Elul 5630 in Pflaumloch verstorbenen Herrn David Nördlinger
alljährlich in der Hospitalsynagoge die ritualmäßigen Gebete sagen zu laßen und eine Jahrzeitkerze zu brennen.
Die Kerze muß eine Wachskerze sein, die Person welche Mischna und Kadischvorträgt, erhält aus den Zinsen der Stiftung zwey Gulden.
Fürth, am 26. Maerz 1871
Vorstand der Isr. Kultus - Gemeinde.
Der zur Zeit Vorsitzende
- ??? 
Kassier - ???

Rückseite:  Das seit mehr als hundert Jahren bestehende, 1846 mit einem Aufwand von 30000 fl neu gebaute und 1864 mit einem Aufwand von 12000 fl bedeutend vergrößerte Israelitische Hospital Fürth besteht aus einer Pfründner - und einer Kranken - Anstalt.
In der Ersteren finden hülfsbedürftige gesunde Personen auf Lebensdauer vollständige Verpflegung, in der Letzteren werden Kranke entsprechend ärztlich behandelt und verpflegt.
Die Verwaltung des Hospitals wird vom Vorstand der Israelitischen Kultus-Gemeinde und der Israelit. Armenkommission geführt und mittels täglicher Besichtigung durch einen Krankenpfleger überwacht. Zur Handhabung der Hausordnung ist ein eigener Verwalter mit dem nöthigen Wärter - und Dienst - Personal angestellt.
Die ärztliche Behandlung der Kranken besorgt der Hospitalarzt und der Hospitalwundarzt.
Der Fond des Hospitals ist im Kapitalstock unangreifbar und als eine nur für jüdische Glaubensgenossen bestimmte Stiftung im Sinne des Tit. IV. §. 9. Abs. 4.
der Verfassungs - Urkunde anerkannt.
In der Haussynagoge wird täglich Gottesdienst gehalten, an welchem sämmtliche im Hospital befindliche Pfründner und Kranke -- soweit es ihre Gesundheit erlaubt -- unter Aufsicht eines Armenpflegers Theil nehmen.
In der Synagoge befinden sich Tafeln, auf denen die Namen der Wohlthäter des Hospitals verzeichnet sind.
Dort läßt auch das Hospital für das Selenheil seiner verstorbenen Wohlthäter die ritualmäßigen Gebete abhalten und die Jahrzeitlichter brennen. 
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Druck von J. Sommer in Fürth.

         
           
   
Berichte aus der Geschichte des jüdischen Krankenhauses    
Die nachstehend wiedergegebenen Texte wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
     
Bericht aus der jüdischen Gemeinde, u.a. Eröffnung des neuen jüdischen Hospitals (1846)    

Fuerth AZJ 16111846a.jpg (142985 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. November 1846: "Fürth, 1. November (1846). Sie erhalten sehr selten Berichte über die Zustände der hiesigen Gemeinde, wahrscheinlich weil man bei uns noch nicht gewohnt ist, Alles sogleich vor das öffentliche Forum zu bringen, besonders aber weil unsere Verhältnisse seit den letzten Ministerialreskripten einen ziemlich stabilen Charakter angenommen haben. Wenn auch die Gereiztheit zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Parteien (sc. liberale und orthodoxe Gruppen in der Gemeinde) nicht mehr in lichte Flammen auflodert, so gärt und glüht es doch beständig in den Herzen, und leider ist an keine aufrichtige Einigung zu denken, so lange es im Interesse oder im Hange einzelner Parteiführer liegt, die Spannung zu unterhalten. Wenn aber dadurch auch die Entwicklung manches Schönen und Zeitgemäßen gehemmt wird, so ist es doch erfreulich wahrzunehmen, dass die allgemeinen Angelegenheiten darunter weniger leiden. Die Gemeindeverwaltung kann wohl eine musterhafte genannt werden, und es ist dem hiesigen Vorstande gelungen, nicht nur die größte Ordnung hierin einzuführen, sondern auch - trotz der großen Belastung der Gemeinde - eine bedeutende Summe an früheren Schulden zurückzuzahlen. Besonders aber muss es den Menschenfreund freuen, wenn er den stets so regen und lebendigen Wohltätigkeitssinn in der hiesigen Gemeinde beobachtet. Dazu gab ihm unter anderem heute die Eröffnung einer Anstalt Gelegenheit, die davon das schönste und dauerndste Zeugnis ablegt. Es wurde nämlich das neue jüdische Hospital eingeweiht, das mit großen Opfern, großenteils durch Privatspenden, gegründet, nur durch die unglaubliche Hingebung und Menschenliebe der sich dafür interessierenden Männer,
Fuerth AZJ 16111846b.jpg (94520 Byte)insbesondere des ersten, rechtskundigen Herrn Bürgermeisters zustande gebracht werden konnte. Das neu aufgeführte und äußerst zweckmäßig eingerichtete Gebäude ist teils zur Aufnahme von Kranken, teils aber und besonders zur Versorgung verarmter Gemeindeglieder, sogenannte Pfründner bestimmt. Rührend war der heute erfolgte Umzug dieser Letzteren aus ihrem bisherigen engen und morschen Wohnsitze in die neuen, freundlichen Räume, die von nun an ihrem beständigen Aufenthalte gewidmet sind; erhebend und allen Anwesenden unvergesslich war der Akt der Einweihung in dem prächtigen darin befindlichen Betsaale; stolz und mit frohem Selbstbewusststein konnte jeder Beteiligte auf das nun vollendete Werk schauen. Wir aber können nicht umhin, dieselben rühmend in diesem vielgelesenen Blatte zu erwähnen und dabei an den Ausspruch des Weisen Königs zu erinnern: 'Wer gegen den Armen wohltätig ist, der leihet dem Ewigen; Er wird die Wohltat ihm vergelten' (Sprüche 19,17). B."   

   
Eröffnung des israelitischen Kranken- und Armenversorgungshaus (1846)   

Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 17. November 1846: "Fürth, den 2. November. Gestern wurde dahier das neue israelitische Kranken- und Armenversorgungshaus unter passenden Feierlichkeiten eröffnet und seiner Bestimmung übergeben. Dies Gebäude ist mit einem Kostenaufwand von 28.000 Gulden lediglich aus eigenen Mitteln der israelitischen Gemeinde hergestellt worden, indem ein Baufonds von 16.000 Gulden in einer verhältnismäßig geringen Zahl von Jahren durch milde Gaben einzelner Gemeindemitglieder aufgebracht, der Rest aber von der Kommunalkasse zugeschossen wurde. Ebenso wird die Existenz der neuen Anstalt, welche auf jährliche 5.500 Gulden festgesetzt ist, in Ermangelung namhaften Stammvermögens fast ausschließlich durch Konkurrenz der Kultusgemeinde gedeckt. (N. Corr.) 
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 22. Januar 1847:  

   
Spende einer christlichen Frau für das israelitische Hospital (1861)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1861:  "Fürth, im Januar (1861). Eine edle Dame christlicher Konfession hat dem hiesigen israelitischen Hospitale ein Legat von 150 fl. mit dem Bedeutung zugehen lassen, dass ihr Name verschwiegen bleiben müsse, was jedoch den israelitischen Vorstand bewog, den gebührenden Dank öffentlich auszusprechen. 
Zuverlässigen Nachrichten zufolge wird seitens unserer Staatsregierung den am 29. dieses Monats zusammentretenden Kammern ein Gesetz über die Verbesserung der Verhältnisse der Israeliten nicht zur Vorlage gebracht, und ist vielmehr die Initiative hierfür den Volksvertretern selbst überlassen. Der neugewählte Vorstand dahier ist auch wirklich entschlossen, eine Petition um völlige Gleichstellung den Kammern zu überreichen."       

  
Ausschreibung der Stelle des Vorbeters in der Synagoge des jüdischen Hospitals (1900)    

Fuerth Israelit 21061900.jpg (57525 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1900: "Bekanntmachung
Die Stelle eines Vorbeters in der Synagoge des jüdischen Hospitals, verbunden mit der eines Hilfsschächters, dahier mit einem festen Gehalte von 1.600 Mark jährlich wird zur Bewerbung innerhalb vier Wochen hiermit ausgeschrieben.
Bewerber, welche die Prüfung als Religionslehrer bestanden haben, werden bevorzugt.  
Fürth (Bayern), 10. Juni (1900). 
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde
."            

  
Ausschreibung der Stelle des Verwalters des israelitischen Hospitals (1904)    

Fuerth Istaelit 25021904.jpg (68525 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1904: "Bekanntmachung
Die durch den Rücktritt des bisherigen Inhabers zur Erledigung kommende Stelle eines Verwalters für das hiesige israelitische Hospital, womit bei gleicher Qualifikation für genannten Posten, später eventuell eine Schächterstelle verbunden werden soll, wird hiermit zur Wiederbesetzung ausgeschrieben. 
Geeignete Bewerber für die erstere oder beide Stelle, welche verheiratet sein müssen, wollen ihre desfallsigen Gesuche mit entsprechenden Zeugnissen bis zum 15. März dieses Jahres bei der unterzeichneten Stelle in Vorlage bringen. Der Stelleninhaber wird nach 3 Jahren pensionsberechtigt und ist verpflichtet, der Pensions-Anstalt beizutreten. 
Fürth, am 22. Februar 1904. 
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde
."           

   
Lehrer Michael Neuberger aus Baden (CH) wird Verwalter (Direktor) des israelitischen Hospitals (1904)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1904:  "Fürth in Bayern. Von 86 Bewerbern erhielt einstimmig Herr Lehrer Michael Neuberger, seit 22 Jahren Lehrer der israelitischen Gemeinde Baden (Schweiz), die Stelle des Direktors am hiesigen israelitischen Bürgerspital. Wir wünschen dem Spitale Glück zu dieser vorzüglichen Akquisition".        


Verabschiedung von Lehrer Michael Neuberger in Baden (1904)  

Baden CH Israelit 01081904.JPG (181108 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1904: "Baden, 26. Juli (1904). Eine kleine ernste Schar aus den verschiedensten Kreisen der hiesigen jüdischen Gemeinde fand sich am 12. dieses Monats am Bahnhofe zusammen, um Herrn Neuburger und Frau noch einmal die besten Wünsche auf ihrem Wege zur neuen Stelle in Fürth mitzugeben. Nur wenige wussten die Zeit ihrer Abfahrt, aber die es wussten, kamen. Still, einfach und bescheiden, wie das Wirken dieses trefflichen Ehepaares, so war auch sein Abschied. Nur die tränenfeuchten Blicke und die stummen Händedrücke sagten, wie innig das Verhältnis dieses Beamten zu seiner Gemeinde war und wie schwer die Trennung von beiden Seiten empfunden wurde. Herr M. Neuburger hat in Baden mehr als zwei Jahrzehnte gewirkt. Er hat da eine Generation heranwachsen sehen, die in Liebe und Ehrfurcht zu ihm hinaufblickt. Der Schwerpunkt seiner Tüchtigkeit lag aber darin, sich allezeit als das Ideal eines jüdischen Kultusbeamten zu bewähren, eines Beamten, der nach den Worten der Weisen ein Schüler Ahrons sein muss, der den Frieden sucht und ihm nachstrebt, der die Menschen liebt und sie der Lehre nahe bringt. Was Herr Neuburger seiner Gemeinde war, ist allgemein bekannt und letztere hat dieses auch durch eine Widmung bewiesen, über die wohl von anderer Seite berichtet wird. Aber auch wir Lehrer der Schweiz werden seinen Fortgang ungemein bedauern. Er verstand es wie kein zweiter, Kollegialität zu üben. Gar oft wandten wir uns, namentlich da, wo rasche Hilfe nötig war, an unseren Neuburger, wir konnten stets auf sein kräftiges Mitwirken rechnen. Mögen also auch die herzlichsten Glückwünsche seiner schweizerischen Kollegen ihn in seinem verantwortungsvollen Berufe begleiten. Möge auch seine neue Tätigkeit von Segen und Gelingen gekrönt sein! S.i.E."

    
Zum Tod von Lehrer Michael Neuberger (1930, war von 1904 bis 1907 in Fürth) 

Baden CH Israelit 17101930.jpg (190441 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1930: "Michel Neuberger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Lengnau (Schweiz), 16. Oktober. Mit der Versöhnung des Jomkippur und der Freude an Sukkah und Lulow in der Seele, schlummerte plötzlich unser Lehrer Michel Neuberger in die Ewigkeit hinüber. Am Hoschanorabbo kam er auf dem uralten Friedhof Endingen-Lengnau, für dessen Restaurierung er sich so ungeheure Verdienste erworben hatte, zur Bestattung. Wer Neuberger als Menschen geliebt, als gehämmerten Jehudi verehrt, als treuen Diener Gottes im Dienste der Gemeinde und der Jugend verehrt hat und es waren so viele, die es taten, - wird eine stille Träne dem stillen Manne nachweinen, der in einem Leben emsiger Arbeit wie ein Sämann manch Saatkorn in den dunklen Boden versenkte, das später zur vollen Blüte aufging.    
Zwanzig Jahre war Michel Neuberger Lehrer und Kantor der jüdischen Kultusgemeinde zu Baden in der Schweiz, Rechnungsführer und Verwalter der Gemeindefinanzen, eine in der Schweiz wohlbekannte und beliebte Persönlichkeit. Die Freuden an Nachkommenschaft blieben ihm versagt. Michel Neuberger und seine Frau, die ihm vor einigen Jahren in den Tod voranging, suchten und fanden ihr Seelenglück in stillen mannigfaltigen Wohltaten. Im Jahre 1905 verließ Neuberger freiwillig Amt und Gemeinde, um sich einer höheren Chesed-Aufgabe in Fürth zuzuwenden. Die Ehegatten sahen sich in ihren Erwartungen getäuscht, und nun begann für die Menschen, die ein Bild der Ruhe und Stabilität waren, ein Wanderleben, unruhig und unstet. Sie wohnten vorübergehend da und dort, eine längere Zeit in Halle, dann in Frankfurt, und überall betätigte sich Neuberger als Lehrer der Kleinen und der Großen mit hingebender Liebe und gutem Erfolg. Besonders in Frankfurt erwarb er sich ein großes Maß von Liebe und Achtung. In den schweren Jahren des Krieges und des Nachkrieges standen die feinbesaiteten Menschen den Kämpfen des Tages zu schwach gegenüber. Es zog sie wieder nach der Schweiz, wo Neuberger in der ach so klein gewordenen Muttergemeinde Lengnau die Kantor und Lehrerstelle annahm. Auch dort schuf er eine kleine Insel echter Jüdischkeit um sich, und die Herzen der alten Schweizerfreunde stürmten ihm zu. Vor einigen Jahren wurde ihm die treue Gattin und Wegebegleiterin seines Lebens genommen. Er baute den zweiten Tempel seines Glückes auf, aber leider nur für kurzen Zeitraum. Michel Neuberger ruht auf dem alten Friedhof, der er in den letzten Jahren mit der ganzen Liebe seines Herzens betreut hatte, als Maliz joscher (Fürsprecher) für seine Gemeinde und für die Gemeinschaft. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   
   
Baden CH BayrGZ 15111930.jpg (124055 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. November 1930: "Michael Neuberger seligen Andenkens -. Nur wenige unserer Mitglieder werden noch persönliche Erinnerungen an Michael Neuberger haben; aber unbekannt ist er uns allen nicht, dieser edle Mensch, dieser glaubensstarke Jude, dieser gottbegnadete Lehrer. Und weil er einer unserer Besten war, darum trauern auch wir um ihn, der am Rüsttage zum Sabbat Chaul Hamoed Sukkoth, kaum 68-jährig, seine unsterbliche Seele ausgehaucht hat.  
Michael Neuberger war von 1881 bis 1908 Mitglied unseres Vereins. Im Jahre 1920 bedachte er unseren Verein in treuer Anhänglichkeit mit einem Legat.   
Das 'Israelitische Wochenblatt für die Schweiz' widmet diesem seltenen Menschen sehr ehrende Worte der Liebe und Verehrung. Wir entnehmen diesem Nachruf, dass er 1862 in Mühlfeld in Unterfranken geboren wurde, in Höchberg und Würzburg seine Ausbildung erhielt, 25 Jahre in Baden in der Schweiz amtierte, dann die Leitung eines Altersheimes in Fürth übernahm und nach einigen schweren Wanderjahren, in denen er in den Gemeinden Ansbach, Schweinfurt, Halle und Frankfurt seines Amtes waltete, der Stimme seines Herzens folgend wieder in die Schweiz zurückkehrte. In Lengnau fand er als Lehrer und Leiter des Altersasyls endlich eine ihn voll befriedende Stellung.   
Die machtvolle Kundgebung an seinem Leichenbegängnis zeigte, wie die Schweiz diese vorbildliche Persönlichkeit ehrte; aber auch die jüdischen Lehrer in Bayern werden seiner nie vergessen! Sein Andenken sei zum Segen!"  


Über das Israelitische Hospital in Fürth (Bericht von 1934)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Januar 1934: "Vom israelitischen Hospital zu Fürth. Zu den ältesten jüdischen Krankenhäusern Deutschlands zählt jenes der Stadt Fürth, das auf das ehrwürdige Alter von 280 Jahren zurückblicken kann. Laut Fürther Stadtchronik errichtete man im Jahre 1653 in Fürth ein jüdisches Spital neben dem jüdischen Gottesacker. Dortselbst wurden Kranke teils auf Kosten der Gemeinde, teils auf Kosten der jüdischen Hausvorstände, z.B. wenn Dienstboten derselben erkrankten, verpflegt. An selbigem waren außer dem Pflegepersonal ein jüdischer Arzt, ein christlicher Wundarzt und eine jüdische Hebamme angestellt.      
Zur Errichtung des heutigen Krankenhauses in der Theaterstraße erwarb die jüdische Gemeinde Fürth 1839 um 1.550 Gulden den Baumgarten eines Bäckermeisters und ließ den Bau in den folgenden Jahren aufführen. Am 1. November 1846 fand die feierliche Eröffnung des neuen Spitals statt, dessen Kosten größtenteils durch Stiftungen, durch Privatbeiträge von Gemeindemitgliedern, wobei sich das Haus Königswarter besonders hervortat, gedeckt wurden. 
Das 1864 unter Aufwand von 12.000 Gulden bedeutend vergrößerte, um ein Stockwerk erhöhte Hospitalgebäude nahm im 66er und mehr noch im 70er Krieg eine beträchtliche Anzahl verwundeter Soldaten in Pflege. 1881 ward es als Reservelazarett für den Mobilmachungsfall zur Unterbringung von 20 Kranken in Aussicht genommen. Im November 1913 sprach eine amtsärztliche Besichtigung ihre Anerkennung über die Einrichtung der Anstalt aus. 
In den ersten Augusttagen 1914, nach Ausbruch des Weltkrieges, nahm man sogleich die Anschaffung vermehrter Betten und Wäsche vor, um das Krankenhaus für Lazarettzwecke weitgehend zu rüsten. Am 28. August wurde ihm der Besuch ihrer Königlichen Hoheiten Wiltrudis und Helmtrudis zuteil. Viele Hunderte von Verwundeten und Kranken fanden während des vierjährigen Völkerringens im israelitischen Hospital zu Fürth Pflege und Heilung, wofür ihm nach Kriegsende und Auflösung des Lazaretts 1919 Dank und Anerkennung der Behörden ausgesprochen wurde.
Vor fünf Jahren, 1928, fand eine durchgreifende Erneuerung des Hauses statt. So wurde Dampfheizung eingebaut, die Operationssäle wurden nach letztlichen wissenschaftlichen Grundsätzen ausgestattet, neueste Apparate angeschafft, sodass die gesamten Einrichtungen heute voll und ganz auf der Höhe der Zeit stehen und sich mit jedem modernen Krankenhaus messen können. Die Krankenzimmer sind hell und freundlich, die Verpflegung wird als vorzüglich gerühmt, die gewissenhafte Pflege ist allseits anerkannt. 
Es muss als große Wohltat betrachtet werden, dass in heutiger Zeit unsere Glaubensgenossen Nordbayerns im israelitischen Hospital zu Fürth eine mit letztlichen hygienischen Errungenschaften ausgestattete Heilstätte bereit willen, in der sich im Krankheitsfall jeder wohl geborgen und gerne gesehen weiß und wo ihn ein Arzt nach freier Wahl behandeln darf.  H."

   
  

 

Links und Literatur

Links:

Website der Stadt Fürth mit Informationsseite zur jüdischen Geschichte in der Stadt    
Website "1000 Jahre Fürth" mit zahlreichen Unterseiten, auf denen sich Bezüge zur jüdischen Geschichte finden - unter anderem: 
Seite zu Jakob Henle in der Website "1000 Jahre Fürth"
  
Informationsseite zum Friedhof des Vereins "Geschichte für Alle e.V."   
Seite zur jüdischen Geschichte in Fürth bei www.br-online.de 
Link zum Jüdischen Museum Franken in Fürth & Schnaittach    
Seiten des Altstadtvereins St. Michael in Fürth zu den Synagogen in Fürth und zu den Juden in Fürth 1792-1914 
Seite zur Synagoge in Fürth ("Tagebuch der Stadt Fürth")
Fotoseite zur Pogromnacht in Fürth im November 1938  
Wikipedia: Seite "Deportation und Flucht von Juden aus Fürth"    

Literatur:  

Fuerth Lit 0210.jpg (39539 Byte)Monika Berthold-Hilpert: Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2000. Zur Hospitalschul S. 13.   
Fuerth Lit 0211.jpg (39147 Byte)dies.: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2002. Zum "Jüdischen Krankenhaus" S. 13. 
Fuerth Lit 0213.jpg (33787 Byte)Katrin Bielefeldt: Geschichte der Juden in Fürth. Jahrhundertelang eine Heimat. Reihe: Historische Spaziergänge 3. Nürnberg 2005. S. 48-51.   
Nuernberg Lit 120.jpg (66897 Byte)"Mehr als Steine..." Synagogen-Gedenkbach Bayern Band II: Mittelfranken. Bearbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christoph Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. 
Herausgegeben von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.  
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Begründet und hrsg. von Meier Schwarz, Synagogue Memorial Jerusalem. 
Verlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu. 2010. 
Zu Fürth: S. 266-349 (mit zahlreichen Literaturangaben).      
  

 Quellen:   

Quellen zur jüdischen Geschichte in Fürth in den Central Archives in Jerusalem (Übersicht als pdf-Datei), 
darin auch umfangreiche Aktenbestände aus dem Israelitischen Hospital (Kap. X.2 S. 44ff: "Das Israelitische Hospital")  

        

   
      

                     

 

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Stand: 23. Juni 2013