Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gelsdorf mit Kalenborn, Lantershofen und Niederdorf 
(Gemeinde Grafschaft, Kreis Ahrweiler)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde

In den zur heutigen Gemeinde Grafschaft gehörigen Dörfern lebten Juden über längere Zeit in Gelsdorf, Kalenborn, Lantershofen und Nierendorf. 

bullet In Nierendorf werden Juden bereits im Mittelalter genannt: 1328 zahlten "Conrait Selichman" und sein Bruder "Jacob" eine Abgabe von 34 Pfennig an die Burg Landskron. Auch im 16. Jahrhundert werden Juden am Ort genannt, 1579/80 Jud Joseph, 1580/82 waren es drei Juden (beziehungsweise jüdische Familien). Im 18. Jahrhundert lebte jeweils nur eine jüdische Familie am Ort. An Einrichtungen war ein Friedhof vorhanden. Anfang des 20. Jahrhunderts betrieb die Familie Heinrich Jakob im Haus Franz-Ellerbrock-Straße 12 eine Gastwirtschaft, eine Kolonialwarenhandlung und einen Viehhandel. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Haus von auswärtigen Nationalsozialisten überfallen und demoliert. Die Mitglieder der Familie Jakob wurden nach der Deportation 1942 ermordet.
bullet In Lantershofen wird erstmals 1655 ein jüdische Einwohner genannt. Im 18. Jahrhundert gab es jeweils zwei Juden / jüdische Familien in Lantershofen
bulletAuch in Kalenborn lebten im 18. Jahrhundert zwei jüdische Familien.


In Gelsdorf wird erstmals 1585 Jud Hirtz genannt. Im 18. Jahrhundert werden jeweils bis zu drei jüdische Familien am Ort gezählt. Die 1723 genannten beiden Juden Hirtz und Levi waren Händler und Metzger. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 lebten in den vier Dörfern Gelsdorf, Kakenborn, Lantershofen und Nierendorf zusammen fünf jüdische Familien mit insgesamt 39 Personen (1,13 % der Gesamtbevölkerung dieser Orte). 1857 wurde mit 57 jüdischen Einwohnern ein Höchststand erreicht. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück. In Lantershofen verließ mit der Familie Metzger bereits 1883 die letzte jüdische Familie den Ort. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Ob zur Besorgung religiöser Aufgaben der jüdischen Gemeinde zeitweise ein Lehrer angestellt war, ist nicht bekannt. Vermutlich hat zu allen Zeit ein Lehrer einer Nachbargemeinde den Religionsunterricht der wenigen jüdischen Kinder übernommen. 
   
Um 1924 lebten noch 15 jüdische Personen in Gelsdorf. Im "Handbuch der jüdischen Gemeindeverwaltung" von 1924 ist Gelsdorf bereits als aufgelöste Gemeinde markiert.
      
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: ca. 12 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen
beziehungsweise ausgewandert.   
        
Von den in Gelsdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Thekla (Irene) Baer geb. Vos (1878), Friedrich (Fritz) Cremer (1894), Henriette Cremer (1895), Jeanette Cremer (1867), Jetta Gottschalk geb. Vos (1864), Albert Kremer (1903), Elsa (Else) Kremer geb. Marx (1909), Karolina Salomons geb. Cremer (1899), Seligman Salomon (1848), Isaak Vos (Voos, Voss, 1863), Carolina Wolff (1875)
Anmerkung: auffallend sind in den Listen (aber auch in den Presseartikeln unten) die unterschiedlichen Schreibweisen von Vos, Voos, Vohs und Voss sowie von Cremer und Kremer. Diesem konnte nicht weiter nachgegangen werden. 
  
Aus Nierendorf sind umgekommen: Emilie Jakob geb. Gottschalk (1891), Heinrich Jakob (1878), Leo Jakob (1927), Siegfried Jakob (1920), Walter Jakob (1923).    
      

   
   

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Zur Goldenen Hochzeit von Jacob Vos und Sara geb. Meier (1893)  
Anmerkung: unter den Opfern der NS-Zeit ist Jetta Gottschalk geb. Vos (s.o., geb. 1864), eine Tochter von Jakob Vos und Sara geb. Meier.

Gelsdorf Israelit 30101893.jpg (41915 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1893: "Am 9. November feiern die Eheleute Vos in Gelsdorf das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Da denselben vor einiger Zeit ihre einzige Stützte durch den Tod entrissen wurde und das Jubelpaar in sehr dürftigen Verhältnissen lebt, wäre wohltätigen Menschen die beste Gelegenheit geboten, durch Unterstützung der sehr getagten Eheleuten ihre letzten Lebensjahre der bitteren Not zu entheben. Sendungen nimmt entgegen der Vorsteher der israelitischen Gemeinde in Meckenheim". 
  
Gelsdorf Israelit 02111893.jpg (44677 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1893: "Gelsdorf (Rheinland). Am nächsten Donnerstag, 9. November feiern die hierselbst wohnenden Eheleute Jacob Vos und Frau Sarah geborene Meier das schöne und seltene Fest der goldenen Hochzeit. An demselben Tage begeht Herr Vos sein 50jähriger Jubiläum als Vorsteher der israelitischen Gemeinde, gewiss ein seltenes Ereignis, das nur wenigen Sterblichen vergönnt ist."

 
Zur diamantenen Hochzeit von Jacob Vos und Sara geb. Maier (1903)

Gelsdorf Israelit 02111903.jpg (30950 Byte) Gelsdorf Frf IsrFambl 06111903.jpg (34443 Byte)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1903 und im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1903: "Gelsdorf (Kreis Ahrweiler): Hierselbst feiern am 8. November dieses Jahres die Jacob Vos'schen Eheleute das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Die Jubilare sind noch recht rüstig, leben aber in dürftigen Verhältnissen und verloren noch vor einigen Jahren ihren einzigen Ernährer, die Stütze ihres Alters." 

     
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                       
    
Zunächst hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal in einem Privathaus; vor Einrichtung einer Synagoge im Schloss befand er sich im Haus der Witwe von Lazarus Vos. 
    
Im Frühjahr 1861 konnte die jüdische Gemeinde den mittleren Gebäudeteil der linksseitigen "Vorburg" des Schlosses in Gelsdorf erwerben und baute diesen zu einer Synagoge um. Damals gehörten zum Synagogenverband Gelsdorf 26 Juden als Gelsdorf und 14 aus Altendorf (heute: Stadt Meckenheim, Nordrhein-Westfalen).  Am 13. Juni 1862 konnte die Synagoge in der "Vorburg" mit einer großen Feier eingeweiht werden. Nachdem in den folgenden Jahrzehnten die Zahl der jüdischen Einwohner in Gelsdorf stark zurückging, konnten bereits in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg keine regelmäßigen Gottesdienst mehr abgehalten werden. Die Synagoge wurde nicht mehr genutzt und zerfiel. 
    
Beim Novemberpogrom 1938 blieb der nicht mehr genutzte Betraum im Schloss von der Zerstörung bewahrt. 1939 kaufte der Maurer Peter Riegel die ehemalige Synagoge und baute sie zu einer Wohnung um. Den Bereich des früheren Synagogenraumes erkennt man noch an den beiden zugemauerten spitzbogigen Fenstern auf der Hofseite. 
  
  
Adresse/Standort der SynagogeSchloss Gelsdorf   
  
  
Fotos  

Im mittleren Gebäudeteil der 
linksseitigen "Vorburg" wurde 1861 
eine Synagoge eingerichtet
Gelsdorf Schloss 180.jpg (96769 Byte) Gelsdorf Synagoge 120.jpg (103637 Byte)
    Blick auf die "Vorburg" 
des Schlosses Gelsdorf
(Foto: Hahn, Aufnahmedatum:
 30.8.2007) 
Spuren von zugemauerten spitzbogige Fenstern an der Stelle des früheren Synagogenraumes
Foto: aus AW-Wiki siehe unter Links 

    
    

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Grafschaft  
bulletWebsite der Gemeinde Gelsdorf  mit Seite zur Geschichte des Schlosses, darunter auch der Synagoge   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Gelsdorf (interner Link)  
bulletPortal "Jüdisches Leben im Kreis Ahrweiler" mit Seite zur Synagoge Gelsdorf:  http://www.aw-wiki.de/index.php/Synagoge_Gelsdorf 

Quellen/Dokumente           

Hinweis auf Dokumente der Kreisverwaltung Ahrweiler von 1987. Am 27. Juli 1987 gab die Kreisverwaltung Ahrweiler dem Internationalen Suchdienst in Arolsen Auskünfte über das Schicksal der jüdischen Opfer der NS-Zeit. Die Dokumente sind eingestellt (pdf-Dateien). Es empfiehlt sich, diese Angaben zu vergleichen mit den gegebenenfalls aktuelleren Angaben in den Listen des Bundesarchives Berlin.       
- Schreiben der Kreisverwaltung mit Nennung von drei Personen aus Sinzig, je einer Person aus Heimersheim und Remagen sowie zwei Personen aus Dernau, über deren weiteres Schicksal der Kreisverwaltung keine schriftlichen Informationen vorlagen; weiteres Schreiben betreffs dem früheren Schüler am Gymnasium in Ahrweiler Erich Hertz (Anmerkung: die genannten Personen werden außer den beiden Personen aus Dernau im Gedenkbuch des Bundesarchives genannt).  
- Anlage von Anfang 1942: "Aufstellung über die noch hier karteimäßig genannten Juden im Kreise Ahrweiler". Genannt werden 160 Personen (mit Geburtsdatum, Geburtsort und derzeitiger Adresse), die damals in Adenau, Ahrweiler, Bad Neuenahr, Dernau, Gelsdorf, Heimersheim, Königsfeld, Niederbreisig, Niedermendig, Niederzissen, Nierendorf, Oberzissen, Remagen, Sinzig wohnten.
- Eine vom Kreisarchiv Ahrweiler 1987 zusammengestellte Liste "Opfer des Holocaust" mit Nennung von Personen aus Adenau, Ahrweiler, Bodendorf, Brohl, Burgbrohl, Dedenbach, Dernau, Galenberg (sc. falsch für Hallenberg), Gelsdorf, Heimersheim, Kempenich, Königsfeld, Löhndorf, Neuenahr, Niederbreisig, Niederzissen, Oberzissen, Oberbreisig, Oberwinter, Remagen, Sinzig, Wehr, Westum (Namen jeweils aufgeteilt auf Geburtsort und Wohnort). Zusätzlich eine Liste über die auf dem jüdischen Friedhof in Niederzissen genannten "Opfer des Holocaust",    

Literatur:  

bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 69-72 (mit weiteren Literaturangaben).
bulletOskar Prothmann: Schloss Gelsdorf. Mittelpunkt der Gelsdorfer Ortsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.  Online zugänglich.  
bulletKreis Ahrweiler Bu01.jpg (30887 Byte)Hans Warnecke (Hg.): Zeugnisse jüdischen Lebens im Kreis Ahrweiler. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1998.
  
 
 

     


  

            n.e.

 

                   
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Stand: 15. Oktober 2013