Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gensingen mit Horrweiler (VG Sprendlingen-Gensingen, Kreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur    

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
    
In Gensingen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1900 / 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Eine offizielle Gründung der Gemeinde war 1804. Im benachbarten Horrweiler gab es bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine kleine Gemeinde, die dann aufgelöst wurde. Die hier noch lebenden jüdischen Einwohner wurden der Gemeinde Gensingen angeschlossen.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808/10 drei jüdische Familien mit zusammen 15 Personen, 1824 26 jüdische Einwohner, 1828 32, 1856 54, 1857 61, 1871 44, 1895 55, 1900 38 (3,5 % von insgesamt 1.083 Einwohnern), 1910 27 (2,6 % von 1.052).

An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zumindest in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und als Schochet tätig war (vgl. unten Ausschreibungstexte von 1863, 1869 und 1900). Unter den Lehrern werden genannt: um 1865 Julius Lippmann und dann nach ihm Baruch Strauß: er war von 1867 bis zum Jahr der offiziellen Auflösung 1900 der letzte Lehrer der jüdischen Gemeinde. Er übernahm auch den Religionsunterricht in Ockenheim (1898 genannt). Die Gemeinde war dem Bezirksrabbinat in Bingen zugeteilt. 
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1901 Ferdinand Simon und Moritz Simon.
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Alfred Simon (1891-1914; gefallen als erster Gensinger Kriegsteilnehmer). Jacob Simon (eventuell noch weitere Kriegsteilnehmer) wurde 1916 mit dem EK II ausgezeichnet.
 
Um 1924, als noch 21 jüdische Personen der Gemeinde angehörten (1,8 % von insgesamt 1.145), waren die Vorsteher der Gemeinde Albert Simon und Moritz Simon III. Auch 1932 waren die Vorsteher Albert Simon (1. Vors.) und Moritz Simon III, dazu wird als Schriftführer und Schatzmeister Johann Becker (nichtjüdisch; war in der politischen Gemeinde Gensingen von 1864 bis 1940 als Gemeinderechner und Untererheber tätig) genannt. Den Religionsunterricht der jüdischen Kinder in Gensingen übernahm Lehrer Baier aus Bingen.
 
Folgende ehemalige jüdische Familien - aus der Zeit nach 1900 -  sind bekannt (nach der "Gensinger Chronik" s.u.):  
    
Familie Sigmund Simon (1840-1892), war verh. mit Antonia geb. Kahn. Kinder waren: Isidor (geb. 1871), Rosa (geb. 1782, gest. 1884), Edmund (geb. 1877), Methilde (geb, 1881, gest. 1890). Wohnhaus und Kellerei/Weinhandlung der Familie standen an der Verbindungsstraße von der Alzeyer Straße zur Langgasse (später hier Raiffeisenkasse Gensingen). Die beiden Söhne waren im Ersten Weltkrieg: Isidor beim Infanterieregiment 118 in Worms; Edmund war als Offiziersstellvertreter bei der Feldartillerie. Edmund Simon und Frau wurden nach der Deportation ermordet; Isidor Simon und seine Frau konnten zu ihrem Sohn in die USA emigrieren.  
Familie Moritz Simon I (geb. 1855), war verh. mit Elisabeth geb. Hirsch aus Osthofen. Kinder waren: Richard (geb. 1889, Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg, kam in englische Kriegsgefangenschaft; seit 1921 in Frankfurt, später in Brasilien), Alfred Wilhelm (geb. 1891, gefallen 1914 als Angehöriger des Infanterieregiments 117), Emmy (geb. 1892; später verh. mit Sally Seelig aus Hechtsheim; die beiden wohnten später in Offenbach/Main, von wo aus die nach Brasilien emigrierten), Robert (geb. 1897; 1937 mit den Eltern und der Großmutter mütterlicherseits - Klara Hirsch geb. 1856 - nach Frankfurt gezogen und später in die USA emigriert). Wohnhaus und Geschäft der Familie Moritz Simon (Frucht- und Weinhandel, Weinkommissionsgeschäft) waren im Haus Alzeyer Straße 8 (Ecke Bahnhofstraße).   
- Familie Moritz Simon II, war verh. mit Helene geb. Haas. Kinder waren: Olga (geb. 1881), Martha (geb. 1884, nach Deportation in der NS-Zeit umgekommen), Arthur (geb. 1885, nach Deportation in der NS-Zeit umgekommen), Ernst (geb. 1894, gefallen 1915 in Frankfurt). Die Familie hat bereits um 1900 Gensingen verlassen.  
Familie Albert Simon (geb. 1862 in Gensingen), verheiratet mit Fanny geb. Schuster aus Oberseemen. Kinder waren: Jakob (1894, starb an einem Autounfall), Joseph (geb. 1897, verließ 1912 Gensingen), Sara (geb. 1895, früh verstorben). Ehepaar Simon ist mit dem Sohn Joseph nach 1933 in die USA emigriert. Familie Albert Simon hatte einen Viehhandel und Metzgerei im Haus Ernst-Ludwig-Straße 7.     
Familie Sigmund Lahm (geb. 1859, aus Stein-Bockenheim), verheiratet mit einer Schwester von Albert Simon - Johanna geb. Simon (geb. 1863). Kinder waren: Frieda (geb. 1889, in die USA emigriert), Recha (geb. 1890, später verh. Mayer, in der NS-Zeit nach Deportation umgekommen), Bertha (geb. 1896, später verheiratet mit Max Weiß aus Langenlonsheim; weitere Geschichte s.u.), Dorothea (geb. 1901, in die USA emigriert), Markus (geb. 1904, früh verstorben). Sigmund Lahm war zusammen mit seinem Schwager Albert Simon als Viehhändler und Metzger tätig.. Er war Sänger und Vorstandsmitglied der Männergesangvereins sowie langjähriger Gemeindevorsteher. Frau Johanna Lahm starb 1913. Die Familie wohnte Langgasse 6.      
Familie Max Weiß (geb. 1887 in Langenlonsheim), war verheiratet mit Bertha geb. Lahm (s.o.). Kinder waren: Manfred (geb. 1924), Richard (geb. 1925), Hannelore (geb. 1930, früh verstorben), Ernst (geb. 1931, vgl. Kennkarte unten), Erich (geb. 1933). Die gesamte Familie ist in der NS-Zeit umgekommen.  
Familie Max Simon (geb. 1863 in Gensingen), war verh. mit Rosa (geb. 1887 in Mühlheim/Koblenz). Rosa Simon war in Ersten Weltkrieg Leiterin des Lazarettes in Gensingen, später bei Roten Kreuz und in der Krankenpflege tätig. Max Simon war als Metzger, Viehhändler und Kohlenhändler tätig; die Familie lebte in der Römerstraße 20. Das Ehepaar zog am 1. April 1939 nach Mainz; später in das KZ Theresienstadt deportiert, wo Max Simon starb. Rosa Simon hat Theresienstadt überlebt.   
Familie Ferdinand Simon, war in 1. Ehe verh. mit Henriette geb. Wolf aus Ockenheim. Kinder waren: Amalie (geb. 1876), Bernhard (geb. 1877), Anna (geb. 1878), Julius (geb. 1882), Klara (geb. 1883, siehe Kennkarte unten), Johanna (geb. 1885, verh. nach Mayen), Alfred (geb. 1886). In 2. Ehe verh. mit Betty Simon geb. Rothensis aus Bensheim. Kinder waren: Adolf (geb. 1887, früh verstorben), Wilhelm (geb. 1889), Ludwig (geb. 1891), Karl (geb. 1892; im 1. Weltkrieg als Sanitäter tätig, gest. 1920 in Gensingen), Elise (geb. 1893, früh verstorben). Ferdinand Simon war als Weinhändler und Kommissär tätig. Fast alle der Kinder sind - teilweise bereits um 1900, teilweise nach 1933 - in die USA ausgewandert beziehungsweise emigriert.    
-  Familie August Simon, war in 1. Ehe verh. mit Pauline geb. Wachter. Kinder waren. Adolf, Markus und Emil. In 2. Ehe verh. mit Barbara geb. Mayer. Kinder waren Martha (geb. 1883), Julius (geb. 1886, früh verstorben), Ferdinand (geb. 1889, früh verstorben), Rosa (geb. 1890), Flora (geb. 1891), Paul (geb. 1894, früh verstorben), Elisabeth (geb. 1898, verh. mit Otto Gres, nach der Deportation umgekommen). Die Töchter Martha und Rosa sind nach der Deportation im Ghetto Theresienstadt umgekommen.  
-  Familie Julius Kahn (aus Stein-Bockenheim), war verh. mit Amalie geb. Kahn - einer Schwester des 1863 geborenen Max Simon (s.o.).Kinder waren: Ernst (Weltkriegsteilnehmer, starb nach dem Krieg in den USA an den Folgen einer Kriegsverletzung), Hilde (geb. 1893, verh. 1926 nach Köln; in der NS-Zeit nach Deportation umgekommen), Emilie (geb. 1895), Alfred (geb. 1896), Friedrich (geb. 1899). Julius Kahn war Makler in Textilien sowie Getreide und Wein; er starb 1924 in Gensingen. Die Familie lebte Bahnhofstraße 19. Zwei Söhne und Mutter Amalie Simon sind bereits vor 1993 in die USA ausgewandert.    
      
Nach 1933 sind fast alle der noch am Ort lebenden jüdischen Gemeindeglieder (1933: 17 Personen = 1,4 % von 1.166 Einwohnern) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Sechs Personen verzogen 1933/37 nach Frankfurt, drei Personen 1935/38 nach Wiesbaden, zwei verstarben noch in Gensingen (1933 und 1938). Flora Simon (geb. 1891) konnte in die USA auswandern. Die übrigen verzogen nach Darmstadt, Bad Nauheim und Biebelsheim. 
  
Von den in Gensingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Julie Bernhard (1868), Elisabeth Gres geb. Simon (1898), Julie Landsberg geb. Simon (1864), Hilde Marx geb. Kahn (1893), Recha Mayer geb. Lahm (Tochter des langjährigen Gemeindevorstehers Sigmund Lahm, geb. 1890), Arthur Simon (1885), Eduard Edmund Simon (1877, siehe Informationen zu "Stolperstein" in Bingen), Ferdinand Simon (1868), Klara Simon (1883), Martha Simon (1884), Max Simon (1863), Rosa Simon (1890), Siegfried Simon (1864), Amalie Strauß geb. Simon (1869), Berthold Strauß (Sohn des Lehrers Baruch Strauß, geb. 1885), Berta Weiß geb. Lahm (1896), Erich Weiß (1933), Ernst Weiß (1931), Manfred Weiß (1924), Max Weiß (1887), Richard Weiß (1925), Mina Wolff geb. Spier (1883).   
   
   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters (Chasan) / Schochet 1863 / 1869 / 1900 

Gensingen AZJ 31031863.jpg (37023 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1863: "Die israelitische Religions-Gemeinde zu Gensingen beabsichtigt einen Lehrer und Vorbeter aufzunehmen mit einem jährlichen Gehalt von 250 Gulden nebst freier Wohnung und kann ein solcher sogleich eintreten. Bewerber wollen sich an den Vorstand daselbst wenden."
 
Gensingen Israelit 24021869.jpg (38497 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1869: "Lehrer gesucht. In der israelitischen Gemeinde zu Gensingen bei Bingen ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochet, am liebsten sofort, zu besetzen. Einkommen 350 Gulden nebst freier Kost und freier Wohnung. Bewerber wollen sich wenden an den Vorsteher Marcus Simon."    
   
Gensingen Israelit 05021900.jpg (33763 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1900: "die Religions-Lehrer- Chasen- und Schochetstelle in hiesiger Religionsgemeinde ist bis 1. April dieses Jahres zu besetzen. Bewerber sollen sich bei dem Vorstand der israelitischen Gemeinde Herrn Siegmund Lahm, Gensingen, Rheinhessen melden."  
Anmerkung: Die Stelle wurde nach 1900 vermutlich nicht mehr besetzt, da die Gemeinde in diesem Jahr - nach dem Bericht zum Tod von Lehrer Baruch Strauß - aufgelöst wurde.   

       
Zum Tod von Lehrer Baruch Strauß (gest. 1931 in Mannheim, von 1867 bis 1900 letzter Lehrer in Gensingen)    
Anmerkung: die Datierungen enthalten einen Fehler: statt 14. und 15. Nissan muss es 14. und 15. Kislew heißen.   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1931: "Mannheim, 7. Dezember (1931). Am Heiligen Schabbat Paraschat Wajeze (= 21. November 1931) sagten die Klausbesucher zueinander: Es ist doch eine besondere Gnade von Gott, wenn ein 88-jähriger, wie Herr Baruch Strauß, mit solcher Kraft, mit solcher Wärme, die Haftara (Lesung des Prophetentextes) sagen kann. Sie rühmten die Energie des jugendlichen Greises, der im Winter wie im Sommer morgens und abends, den Weg zum Gotteshaus fand... Bis zwei Tage nach dem Schabbat (23. November 1931) die Kräfte versagten. Noch einmal konnte er am 14. Nissan (gemeint 14. Kislew = 24. November 1931) zu Mincha gehen, aber schon am 15. Nissan (gemeint 15. Kislew = 25. November) war es nur mehr ein Flüstern, als er die letzte Mincha-Tefilloh verrichtete... Am Erew Schabbat (27. November 1931) geleiteten ihn viele, viele Menschen auf den Friedhof in Frankfurt, an der Seite der Gattin, die ihm nach 53-jähriger Ehe vor einigen Jahren im Tode vorausgegangen war, zu Grabe, wo Herr Rabbiner Dr. Hoffmann das Bild des Greises an den Trauernden vorüberziehen ließ und den Dank sagte an den echten Jehudi alten Schlages, dem wo er immer wirkte, Ehrerbietung zuteil ward bei den Menschen. Fast nur aus sich selbst heraus hatte Baruch Strauß sich jüdisches Wissen angeeignet und es weitergegeben, als er, der aus Hochstadt am Main stammte, in Sprendlingen, in Darmstadt und, von 1867 an, in Gensingen bei Bingen als Lehrer tätig war. Im Jahre 1900 musste er die Auflösung der kleinen Gemeinde erleben; er verlegte seinen Wohnsitz nach Frankfurt, wo er als Haschkomo-Chasen an der Börneschul bald bekannt, beliebt und geehrt wurde, geehrt besonders, als ihm Rabbiner Nobel seligen Andenkens 1918 zum 75. Geburtstage den Chawer-Titel (Ehrenrabbiner) verlieh. Als die Gattin, die mit ihm in vorbildlichster Weise die Kinder zu echten jüdischen Menschen erzogen hatte, ihm entrissen wurde, bereiteten ihm die Kinder in Liebe und Verehrung ein neues Heim, und als er vor wenigen Jahren im Hause des Sohnes und der Schwiegertochter in Mannheim das Heim des Lebensabends fand, da fand er zugleich auch die Klausgemeinde als neue Heimat, und hier wurde er nochmals dem Alter und der Jugend Vorbild des Jehudi, dem keine Stunde zu früh und zu spät, kein Wetter zu stürmisch war, wenn es galt, eine Mizwa (religiöse Weisung) zu erfüllen. Und so war es auch ein Ausdruck größter Verehrung, wenn Herr Rabbiner Dr. Unna im Namen der Mannheimer Freunde Baruch Strauß das Geleite gab zum Grab und ihm dort herzliche Worte des Gedenkens widmete, Worte, wie sie auch während der Trauerwoche im Trauer-Hause von einem der Söhne in kindlicher Liebe, von Freunden des Heimgegangenen in bewegtem Erinnern gesprochen wurden."        

      
      
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Spendenaufruf für eine arme jüdische Familie durch Lehrer Baruch Strauß (1877)  
Anmerkung: Lehrer Baruch Strauß war mit Minna Strauß geb. Goldschmidt verheiratet. Die beiden hatten folgende Kinder: Hermann (geb. 1875, im Alter von 8 Jahren gestorben), Lina (geb. 1877), Siegmund (geb. 1879), Rosa (geb. 1881), Sali (geb. 1883), Berthold (geb. 1885, umgekommen in der NS-Zeit). Lehrer Strauß genoss hohes Ansehen am Ort, auch durch sein Engagement außerhalb der jüdischen Gemeinde. U.a. war er im Vorstand des Turnvereins in Gensingen tätig. Familie Strauß wohnt in der Langgasse 18 (Vordergebäude zur Synagoge).

Gensingen Israelit 21081878.jpg (93634 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1878: "Wohltätige Glaubensgenossen! In der Nähe Hanaus lebt eine jüdische Familie mit sieben unmündigen Kindern in sehr dürftigen Verhältnissen. In dieser üblichen Lage befindet sich dieselbe schon Jahre lang und hielt sie ihr Ehrgefühl zurück, sich zu offenbaren. Nun aber kommt der Schuldherr und will wegen 600 Mark das Obdach, das einzig übrige gebliebene Vermögen, verkaufen lassen. 
In dieser Bedrängnis nun wagt es der ergebenst Unterzeichnete, trotz der schlechten Zeitverhältnisse und der so oft in Anspruch genommenen Mildtätigkeit, wohltätige Glaubensgenossen für die achtbare, mit von Jugend an bekannten Familie um Unterstützung zu bitten. Der Geber alles Guten wird Sie dafür belohnen. Gaben werden von der verehrlichen Redaktion dieses Blattes, von Lehrer Krauß in Hochstadt, sowie von dem Unterfertigten dankbar entgegen genommen und wird in diesen Blättern seinerzeit darüber quittiert. Gensingen (Rheinhessen), 15. August 1877, B. Strauß, Lehrer."

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Kriegsauszeichnung für Jakob Simon (1916)  

Gensingen FrfIsrFambl 28071916.jpg (9744 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1916: "Gensingen an der Nahe. Jakob Simon erhielt das Eiserne Kreuz."   

  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen 
Anzeige von Ferdinand Simon (1900)   

Gensingen Israelit 18061900.jpg (32620 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1900: "Suche für meinen Sohn von 14 Jahren eine Stelle in einem Manufakturwarengeschäft, wo Kost und Logis im Hause per sofort. 
Ferdinand Simon, Gensingen (Rheinhessen)."  

       

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Gensingen geboren sind
 
 Gensingen KK MZ Simon Klara.jpg (86765 Byte)  Gensingen KK MZ Weiss Ernst.jpg (87438 Byte)  
  Kennkarte (Mainz 1939) für Klara Simon (geb. 14. Juli 1883 in 
Gensingen), Hausangestellte, später wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942
 deportiert ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen    
 Kennkarte (Mainz 1941) für Ernst Weiß (geb. 9. August 1931 in 
Gensingen), wohnhaft in Bingen und Mainz, am 25. März 1942 deportiert 
ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski, umgekommen   
 

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                         
     
Zunächst war ein Betsaal vorhanden. Eine Synagoge wurde 1862 erbaut. Nach einer Überlieferung wurde sie aus Horrweiler hierher umgesetzt. Das Bethaus wurde im rückwärtigen Teil des Grundstückes in der heutigen Langgasse errichtet. Es handelt sich um einen eingeschossigen Fachwerkbau. Im vorderen Grundstücksteil stand das Wohnhaus des Lehrers. 

Wie lange die Synagoge Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Gensingen war, ist nicht bekannt. Auf Grund der klein gewordenen Zahl der jüdischen Einwohner könnte das Gebäude bereits vor 1933 oder wenig später verkauft worden sein. Längere Zeit wurde das Gebäude als Lagerhaus genutzt. Nachdem in den 1990er-Jahren Gebäudeteile einstürzten, wurde hier ein Wohnhaus erbaut, in das nach Angaben des Synagogenbuches des Landesamtes für Denkmalpflege "offensichtlich Teile der ehemaligen Synagoge einbezogen wurden". 
   
   
Adresse/Standort der Synagoge: Langgasse 18 - Synagoge im Hintergebäude (alte Anschrift Hundsgasse 89)  
  

  
Fotos    

Fotos sind noch nicht vorhanden; über Hinweise oder Zusendungen freut sich 
der Webmaster von "Alemannia Judaica", Adresse siehe Eingangsseite.
 
     

    
     

Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Gensingen  
bullet Website der VG Sprendlingen-Gensingen  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 249. 
bulletGensinger Chronik - Beiträge aus Kultur und Geschichte der Gemeinde 768-1968. Darin ein Abschnitt von Carl Schertel und Hermann Hofmann: Die einstige jüdische Gemeinde.  S. 72-76  (Online als pdf-Datei zugänglich; freundlicherweise im August 2009 erhalten von Michael Simons in Tucson, AZ/USA - Nachkomme von Bernhard Simon)   
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 131-132.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 165  (mit weiteren Literaturangaben). 

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Gensingen  Hesse. Established in 1804, the community numbered 38 (3 % of the total) in 1900. All the Jews left by October 1939.   
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020