Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Gersheim (Saar-Pfalz-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
   
In Gersheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis 1914. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Vermutlich waren es die Grafen von der Leyen, die in dieser Zeit die ersten Juden aufgenommen haben. Eine jüdische Gemeinde soll bereits 1766 gegründet wurden sein, was jedoch unsicher ist. 1782 lebten fünf jüdische Familien am Ort. 
   
Im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner leicht zu, doch waren vermutlich zu keiner Zeit mehr als 32 jüdische Einwohner (1900) am Ort. Bis 1885 gehörten die in Gersheim lebenden jüdischen Familie zur Gemeinde in Blieskastel. 1885 erhielten sie den Status einer eigenen Kultusgemeinde. 
  
An Einrichtungen war eine Synagoge (s.u.) sowie eine Religionsschule vorhanden. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Blieskastel beigesetzt. Zeitweise war zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde ein Lehrer und Vorbeter angestellt (vgl. Ausschreibungen von 1893 und 1894).  Nach 1900 ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Ab- und Auswanderung schnell zurück. 1914 wurde die Gemeinde aufgelöst (siehe Presseartikel unten). 1935 wurden noch sechs jüdische Einwohner gezählt.
   
Von den in Gersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Löb (1883), Simon Löb (1874), Jules Weill (1887).
     
     
     
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1893 / 1894   

Gersheim Israelit 20071893.jpg (37878 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1893: "In der Kultus-Gemeinde Gersheim (Pfalz) ist die Stelle eines Religionslehrers und Vorbeters mit einem jährlichen Gehalt von Mark 300 und Nebenverdienst, nebst freier Station und Wohnung vakant. 
Nur unverheiratete Bewerber wollen Zeugnisse einsenden an 
Joseph Löb
, Vorstand."
Gersheim Israelit 02081894.jpg (52894 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1894:
"Wir suchen zum sofortigen Eintritt einen Kantor, Schächter und Religionslehrer, der unverheiratet. Der Gehalt beträgt 360 Mark nebst 50 Mark Nebenverdienst bei freier Station und Wohnung. Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnissen an den Vorstand der Gemeinde sofort einsenden.
Der Vorstand 
Joseph Löb

Gersheim (Pfalz)."

     
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Überlegungen, durch Ansiedlung russischer Juden das Weiterbestehen der Gemeinde zu sichern (1891)  

Gersheim Israelit 01061891.jpg (85116 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1891: "München, im Mai (1891). Als Beitrag zur Beantwortung der in Nr. 39 und 40 dieses Blattes gestellten Frage: 'Was können wir für unsere unglücklichen Brüder und Schwestern (in Russland) tun?' wollen Sie Folgendes veröffentlichen: 
In Bayern und wohl auch in den übrigen Ländern des deutschen Reiches existieren bekanntlich viele kleine jüdische Gemeinden, welche nicht mehr oder kaum noch die notwendige Minjan-Zahl an Mitgliedern umfassen; z.B. in der Pfalz: Rodalben, Gersheim und andere. Ferner gibt es an manchen Orten Synagogen, zu denen leider keine Gemeinde mehr vorhanden ist; z.B. Pfersee bei Augsburg.   
Es sollte sich ein Komitee bilden, das nach erlangter behördlicher Erlaubnis eine entsprechende Anzahl russischer Familien daselbst unterbringt; damit würde nach zwei Seiten hin Gutes gestiftet werden."  

      
Auflösung der jüdischen Gemeinde Gersheim (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. April 1914:  "Die israelitische Kultusgemeinde Gersheim hat sich aufgelöst. Über die künftige Verwendung der Synagoge ist noch keine Entschließung gefasst".           

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Über die Diamantenschleiferei des Herrn Dreifuß (1890)   

Gersheim Israelit 18091890.jpg (63977 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. September 1890: "Gersheim, 31. August (1890). An der alten Glan-Strauße, in der nahegelegenen, ehemaligen Neumühle befindet sich eine ganz interessante, eigenartige Industrie, meines Wissens einzig in ihrer Art in ganz Bayern. Herr Dreifuß aus Steinbach am Glan hat in derselben eine Diamantschleiferei eingerichtet, die jetzt schon etwa dreißig Arbeitern lohnende Beschäftigung bietet. Hier kann man den Diamanten, d.h. im rohen Zustande sehen, sowie auch in seiner Pracht und Herrlichkeit, nachdem er den nötigen 'Schliff' erhalten. Dieser erfolgt auf kreisenden, mit Diamantenstaub bestreuten Scheiben, deren Drehung um sich selbst eine so rasche (etwa 3000 Mal in der Minute!) ist, dass sie stille zu stehen scheinen!" 

         
         
         
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge         
   
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dürfte ein Betsaal vorhanden gewesen sein. Auch im 19. Jahrhundert gab es bis zum Bau der Synagoge einen Betsaal, wenngleich die Einrichtungen in Blieskastel mitbenutzt wurden. 1889/90 wurde unter großem finanziellen Engagement der wenigen jüdischen Familien am Ort, unterstützt durch Spenden von außerhalb, eine Synagoge erbaut. Am 13./14. Juni 1890 konnte sie eingeweiht werden. 
  
Über die Einweihung der Synagoge berichteten die Zeitschriften "Der Israelit" und die "Allgemeine Zeitung des Judentums".  in ihrer Ausgabe vom 23. Juni 1890:   

Gersheim Israelit 23061890.jpg (47034 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1890: "Gersheim (Rheinpfalz), im Ijar. Vorigen Freitag (13.) und Schabbat (14. Juni) fand hier die feierliche Einweihung der neuerbauten Synagoge statt. Der Bau selbst, eine Zierde des ganzen Ortes und nach unseren religiösen Vorschriften ausgeführt und eingerichtet, macht einen überaus freundlichen Eindruck. Durch viele Mühe, große Opfer und reichliche Spenden eines jeden einzelnen Mitglieds der hiesigen kleinen Kultusgemeinde und deren Freunde, sowie durch die gütige Förderung unseres allverehrten königlichen Bezirksamts wurde es möglich, das Werk zu vollenden, das ein neues Denkmal echter, jüdischer Werktätigkeit ist." 
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Juli 1890: "In Gersheim (Rheinpfalz) fand am 13. und 14. Juni die feierliche Einweihung der neu erbauten Synagoge statt. Der Bau, eine Zierde des ganzen Ortes und nach religiösen Vorschriften ausgeführ und eingerichtet, macht einen überaus freundlichen Eindruck."   

Nur 18 Jahre wurde die Synagoge als Gebets- und Gottesdiensthaus der jüdischen Gemeinde in Gersheim genutzt. Da durch den Wegzug einiger Familien die Zehnzahl der jüdischen Männer nicht mehr zustande kam, wurde die Synagoge 1908 geschlossen und nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1917 verkauft: 1919 übernahm sie ein Maurermeister, der das Gebäude zu einem Wohnhaus umbaute. Auf Grund älterer Fotos (vor 1965) ist das ursprüngliche Aussehen des Gebäudes noch vorstellbar. Durch den Umbau 1965 wurden jedoch derart starke bauliche Veränderungen vorgenommen, dass heute nur noch schwer das ursprüngliche Aussehen nachvollziehbar ist. Dennoch steht das Gebäude seit 2003 in der Denkmalliste des Saarlandes.
    
    
Standort der SynagogeLudwigstraße 8   
   
   
Fotos

 Historische Fotos  Historische Fotos aus der Zeit der Nutzung 
als Synagoge sind nicht bekannt
 
          
Das Gebäude vor dem Umbau 1965
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 441)
Gersheim Synagoge 100.jpg (76194 Byte) Gersheim Synagoge 101.jpg (82748 Byte)
  Bereits 1919 wurde die Synagoge zum Wohnhaus umgebaut
       
  Neue Fotos werden noch ergänzt; über Zusendungen 
freut sich der Webmaster, Adresse siehe Eingangsseite
 

   
     

Links und Literatur 

Links: 

Website der Gemeinde Gersheim  
Website der Synagogengemeinde Saar 

Literatur:    

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 441-442 (mit weiteren Literaturangaben).  

  
   n.e.

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. August 2017