Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

   
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Schweiz"

       
    

Grindelwald (Kanton Bern, CH)
 Jüdische Geschichte 

Übersicht:

bulletZur jüdischen Geschichte in Grindelwald 
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte in Grindelwald   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Grindelwald           
     
In Grindelwald bestand zu keiner Zeit eine selbständige jüdische Gemeinde. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts sind einige jüdische Familien / Personen am Ort zugezogen. Ihre Zahl blieb jedoch gering
  

Für die jüdischen Kurgäste in Grindelwald bestand seit 1926 bis zu seiner Schließung 1996 das Hotel Silberhorn, in dem ein Betraum (Haussynagoge) und ein rituelles Bad (Mikwe) eingerichtet waren. Das Hotel wurde betrieben von der Hoteliersfamilie Kahn (Gründer Fernand Kahn), die in Basel in der Hutgasse 1 (um 1920/24), dann in der Freien Str. 29 (um 1926/27) eine Pension/Restauration hatte (ab 1928 Wallstraße 9, ab 1933/36 Blumenrain 1). Von 1909 bis 1917 betrieb Familie Kahn zunächst eine Pension in Triberg, von 1917 bis 1926 ein Hotel im Waldhaus Flims, danach in Grindelwald
 
Das Gebäude des Hotels in Grindelwald wurde 1904 im Chalet-Stil durch die Brüder Christian und Fritz Kaufmann erbaut. Im Juni 1926 kaufte Rosette Kahn geb. Oppenheimer aus Basel, die sich - nach ihrem verstorbenen Ehemann Fernand -  "Frau F. Kahn" bzw. "F. Kahn Witwe" nannte, das Hotel der Brüder Kaufmann in Grindelwald.
Leon Fernand Kahn (1870 in Colmar - 1921 in Basel): vgl. https://www.geni.com/people/Leon-Kahn/319223265020003727  
Rosette Kahn geb. Oppenheimer (1881 - 1949): vgl. https://www.geni.com/people/private/319222799720003706    
  
Seit 1928 betrieb Rosette Kahn ("Frau F. Kahn") neben dem Hotel in Grindelwald auch die Pension Villa Montana in Locarno (Via del Sole 33). Alle Pensionen der Familie Kahn wurden streng rituell geführt. Das Hotel in Grindelwald hatte vor der Erweiterung 1949 30 Betten. Die Pension in Locarno wurde zunächst vor allem durch Paul Kahn (Sohn von Rosette Kahn) betrieben, seine Schwester Martha war für die Pension in Basel zuständig, Mutter Rosette Kahn für das Hotel in Grindelwald. Seit Ende der 1930er-/1940er-Jahre übernahm die Hotelleitung in Grindelwald immer mehr Paul Kahn. Dieser war seit 1940 verheiratet mit Irma geb. Goldschmidt. Unter Paul und Irma Kahn wurde das Hotel Silberhorn eines der bekanntesten koscher geführten Hotels. 1949, 1958 und 1960 wurde das Hotel erweitert. Den finanziellen Erfolg teilte der Hotelbesitzer mit vielen Wohltätigkeitsorganisationen wie Shaarei Zedek in Jerusalem (Krankenhaus) oder der Jüdischen Schule in Zürich.
  
Seit den 1950er-Jahren trafen sich im Hotel unterschiedliche jüdische Gruppen, darunter religiös-säkulare Zionisten aus Israel wie auch Chassidim aus Crown Heights/N.Y.
  
Ab 1970 wurde das Hotel von Meier Wagner-Kahn und seiner Frau Ruth geb. Kahn (Tochter von Paul Kahn, der 1974 verstarb) in der dritten Generation geführt. Ruth Wagner-Kahn hatte das Hoteldiplom 1973 erworben. Ihr Mann Meier Wagner stammte aus Rumänien. Er erweiterte das Hotel 1984 durch einen modernen Anbau mit Suiten und Junior Seiten. Hotel Silberhorn war nun eines der luxuriösesten koscheren Hotels der Welt außerhalb Israels. 1991 war der israelische Ministerpräsident Jitzchak Shamir zu Gast im Silberhorn; auch der britische Oberrabbiner Lord Immanuel Jacobovits und andere prominente jüdische Gäste suchten hier Erholung. Auf Grund seiner vielen Kontakte ins Ausland wurde der Hotelbesitzer Meier Wagner-Kahn in Grindelwald auch "Außenminister von Grindelwald" genannt.   
 
Hinweis: englische Seite mit zahlreichen Fotos "The Wagner-Kahn Family - Hoteliers since 1896" http://starguest.com/kosher-hotel/kosher-catering-company/history/        
    
    
    
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Grindelwald     
  
     
Reisebericht eines orthodoxen Juden im Bereich Grindelwald (1875)    
Anmerkung: bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken. 

Artikel in "Der Israelit" vom 6. Oktober 1875: "Grindelwald, 5. September 1875..."    

    
Mitteilungen und Beschreibungen des Hotels "Silberhorn" in Grindelwald in jüdischen Periodika (1926 - 1934)        

Beschreibung in "Der Israelit" vom 1. Juli 1926: "Es ist sehr erfreulich, dass zu Beginn der Sommersaison in Grindelwald, also im schönsten Teil des Berner Oberlandes, ein Hotel mit streng ritueller Küche eröffnet wurde. Es ist bekannt, dass Grindelwald infolge der windgeschützten, sonnigen Lage trotz der Höhe von 1050 m ein mildes, von Ärzten allgemein empfohlenes Klima hat. Dieser Höhenluftkurort eignet sich nicht nur zum längeren Aufenthalt für Blutarme, Nervenleidende, Ruhe- und Erholungsbedürftige, sondern auch als Quartier für Wanderer und Bergfreunde. Grindelwald zeichnet sich durch gut gepflegte Wege und schattige Promenaden aus. Es liegt unmittelbar am Fuße von Scheideck, Faulhorn, Eiger, Wetterhorn und Jungfrau. Grindelwald ist von Basel aus in 5 Stunden zu erreichen."       
 
Beschreibung in "Der Israelit" vom 2. Juni 1927: "Grindelwald, der weltbekannte Sommer- und Winterkurort, der meistbesuchte Platz des Berner Oberlandes bietet inmitten der großartigsten Alpennatur Erholungs- und Ruhebedürftigen einen angenehmen und nervenstärkenden Aufenthalt.
Das Alpenklima von Grindelwald, inmitten der Berg-Riesen Wetterhorn, Eiger am Fuße des oberen und unteren Grindelwaldgletschers wird für Nervöse und Rekonvaleszenten wohltuend wirken. Die Höhenlage 1050 m überm Meer, die Waldungen mit Tannen und Erlen werden von Ärztin als heilbringend empfohlen.
Das Hotel Silberhorn, Besitzerin Frau F. Kahn aus Basel gewährt im Sommer und Winter beste Pension bei mäßigen Preisen. Basel, Telefon Safran 3022."  
 
Beschreibung in "Der Israelit" vom 22. November 1928: "Im Grindelwald, Schweiz, 1050 Meter, Berner Oberland, Winterkur und Sportplatz 1. Ranges, wird das bestberühmte Hotel Silberhorn Mitte Dezember eröffnet. Bestellungen und Anfragen sind zu richten an Pension Kahn, Basel, jetzt Wallstraße 9."    
  
Beschreibung in "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934: "Die Pension Kahn in Basel, Blumenrain 1, empfiehlt zur bevorstehenden Winterkursaison ihr Hotel Silberhorn auf Grindelwald. Das Hotel befindet sich in schönster Lage und hat fließendes warmes Wasser in allen Zimmern wie auch sonst jeden Komfort. Einen herrlichen Frühjahrs- und Herbstaufenthalt bietet Familie Kahn mit der Pension Villa Montana in Locarno. Das erstklassige Haus steht inmitten eines großen Parkes zwischen See und Gebirge. Alle diese Häuser sind sehr streng rituell geführt und stehen unter Rabbinatsaufsicht."  

    
Anzeigen des Hotels Silberhorn in Grindelwald (1926 - 1937)     

Anzeige in "Der Israelit" vom 1. Juli 1926: "Neu-Eröffnung!
Im Berner Oberland Grindelwald Tel. 79
1057 m an der Wengeralpbahn
unvergleichliche Alpenlandschaft
Hervorragender Waldkurort Hotel Silberhorn
Modern eingerichtet - vorzügliche Verpflegung
Besitzerin: F. Kahn Witwe, Basel (früher Waldhaus Flims)."     
   
Anzeige in "Der Israelit" vom 15. Juli 1926: " Grindelwald
im herrlichen Berner Oberland   1000 m
koscher Hotel Silberhorn
Tel. 79
Modern eingerichtet - vorzügliche Verpflegung
Besitzerin: F. Kahn Witwe, Basel (früher Waldhaus Flims). "     
  
Anzeige in "Der Israelit" vom 11. November 1926:
"Winter in der Schweiz Grindelwald Berner Oberland
Winterkurort und Sportplatz I. Ranges
Hotel Silberhorn Tel. 79
Modern eingerichtet - Zentralheizung
Vorzügliche Verpflegung zivile Preise
Eröffnung 20. Dezember - Auf Wunsch früher
Besitzer Frau F. Kahn, Basel
Pension Freiestr. 29, Telefon Safran 3022."        
       
Anzeige in "Der Israelit" vom 7. Juli 1927:
"Grindelwald Berner Oberland, 1150 m
Hotel Silberhorn Tel. 79
koscher
modern eingerichtet - Beste Verpflegung - Zivile Preise Juni bis September, bei guter Witterung schon ab Mai geöffnet vor und nach der Saison bedeutend ermäßigte Preise - Es empfiehlt sich Frau F. Kahn, Basel
Pension Freie Straße 29, Telefon Safran 3022."     
  

Anzeige in "Der Israelit" vom 9. August 1928: "Locarno (Tessin Südschweiz) koscher
Pension Villa Montana
Via del Sole 33    Telefon Nr. 766
Haus I. Ranges in großem Park gelegen
Idealer Herbstaufenthalt

Eröffnung zu den Feiertagen vorzügliche Verpflegung
Anfragen bis dahin Hotel Silberhorn Grindelwald Frau F. Kahn."     

  
Anzeige in "Der Israelit" vom 8. Juni 1933:
"Grindelwald Das Alpenparadies der Schweiz
Hotel Silberhorn Tel. 79
Komfortables Familien Hotel, großer Garten mit Liegewiese. Mäßige Preise koscher
Gleiches Haus: Basel, Pension Kahn, Blumenrain 1. Besitzerin: Frau F. Kahn "          
  
Anzeige in "Die Jüdische Presse" vom 14. Juli 1933:
"Schweiz Grindelwald Hotel Silberhorn
Komfortables Familienhotel, großer Garten mit Liegewiese.
Mäßige Preise. Besitzerin Frau F. Kahn. "      
   
Anzeige in "Der Israelit" vom 3. Januar 1935: "Sonne und Schnee in Grindelwald
Hotel Silberhorn koscher
Vollständig renoviert, alle Zimmer mit fließend kaltem und warmen Wasser.
Zimmer mit Bad. Zentralheizung. Mäßige Preise. Besitzerin Frau F. Kahn. "      
  
Anzeige in "Der Israelit" vom 16. September 1936:
"Unseren werten Gästen, Freunden und Bekannten wünschen herzlichst
eine gute Einschreibung (ins Buch des Lebens)! 

Familie Kahn Hotel Silberhorn, Grindelwald
Pension Villa Montana, Locarno Pension F. Kahn, Basel,    Blumenrain 1."     
    
Anzeige in "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main" Nr. 4 Jahrgang 1937 S. 32: "Grindelwald (Berner Oberland)
In Sonne und Schnee zum Wintersport!
Hotel Silberhorn (Tel. 79)
Modernster Komfort,
jede Bequemlichkeit. Ia Verpflegung, sehr mäßige Preise
Pauschalarrangements.
Kreditbriefe bis 400 Mark pro Monat"     

    
    
Aus den 1990er-Jahren 
Hinweis auf "die einzige Synagoge im Berner Oberland" in Grindelwald (1996)  

Anmerkung: im Artikel wird das "Hotel Silberhorn" fälschlich als "Hotel Silberstein" bezeichnet. 

Artikel im "Thuner Tagblatt" vom 5. Juni 1996: "Nur wenige Juden leben in Thun.
In der Region Thun leben heute nur rund zwei Dutzend Personen jüdischen Glaubens. Die genaue Zahl lässt sich nicht eruieren, da die Juden in der Stadt Thun in keiner Statistik auftauchen. In der Stadt Bern leben heute 403 Menschen, die bei ihrer Anmeldung die jüdische Religionszugehörigkeit angaben. Im Jahr 1949 waren es noch fast doppelt so viele. Die meisten Berner Juden sind aus dem Elsass in die Schweiz eingewandert. Die einzige Synagoge im Berner Oberland ist im Hotel Silberstein in Grindelwald..."          

     
Der tschechische Kulturminister schenkt der Synagoge in Grindelwald eine Torarolle (1999)  
Anmerkung: es ist unklar, für welche Synagoge in Grindelwald die Thorarolle geschenkt wurde, da die Synagoge im Hotel Silberstein bereits 1996 geschlossen wurde. Vielleicht war dies dem tschechischen Kulturminister nicht bekannt.  
 

Artikel im "Thuner Tagblatt" vom 19. März 1999: "Der tschechische Kulturminister Professor Milan Lukes hat gestern einen viertägigen Besuch in der Schweiz abgeschlossen. Er war am Donnerstag von Bundesrat Flavio Cotti zu einem Höflichkeitsbesuch empfangen worden. Am Sonntag überreichte die tschechische Delegation der jüdischen Synagoge in Grindelwald eine wertvolle Thorarolle aus echtem Pergament."          

     
    

Fotos    

Siehe http://starguest.com/kosher-hotel/kosher-catering-company/history/     

   
    
Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Grindelwald   

Literatur:  

bulletHans Heimann: Artikel: Wo sind die jüdischen Gäste? In: "Berner Oberländer" vom 4. Juli 2013: eingestellt als pdf-Datei (mit freundlicher Genehmigung des Verfassers).
bulletArtikel "Koschere Bergluft" von Miryam Gümbel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 10. Januar 2011: 
https://www.juedische-allgemeine.de/gemeinden/koschere-bergluft/ 

   
    

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

           

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020