Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hermeskeil (Kreis Trier-Saarburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletEinzelne Presseberichte     
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Hermeskeil bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Sie entstand seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als aus Dörfern der Umgebung einige jüdische Familien zugezogen sind. 1840 zog die erste Familie aus Thalfang zu. 1843 waren - vermutlich zu dieser Familie gehörend - drei jüdische Personen am Ort. 1871 waren es 17 jüdische Einwohner, 1886 "acht Familien mit neun schulpflichtigen Kindern" (siehe Anzeige unten), 1895 34. Inzwischen war eine selbständige "Israelitische Religionsgesellschaft" gegründet worden. Ein erster Lehrer namens Friedmann, der möglicherweise schon pensioniert war, übernahm die Aufgabe eines Vorbeters und Lehrers. Er soll als erster auf dem 1880 angelegten jüdischen Friedhof beigesetzt worden sein. 
   
An Einrichtungen waren seit Ende des 19. Jahrhunderts eine Synagoge (s.u.) sowie eine Religionsschule mit Lehrerwohnung in einem kleinen jüdischen Gemeindezentrum eingerichtet. Auch ein Friedhof konnte 1880 angelegt werden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Bei anstehenden Neubesetzungen wurde die Stelle immer wieder neu ausgeschrieben (siehe Anzeigen unten). In den diesbezüglichen Anzeigen werden auch die jeweiligen Vorsteher der Gemeinde genannt: 1886 Samson Ackermann, 1889 Heinrich Heimann (genannt in der Suchanzeige für die Torarolle), 1891 G. Lieser, 1898 Isack Ackermann.  
 
In den Jahrzehnten bis um 1930 konnte das jüdische Gemeindeleben weiter aufblühen. Bis 1925 wuchs die Zahl der Gemeindeglieder auf die vermutliche Höchstzahl von 45 (bei einer Gesamteinwohnerschaft von 2.795 Personen). Am jüdischen Vereinen bestand ein Israelitischer Frauenverein (Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger). 1932 war Vorsteher der Gemeinde Isaak Ackermann. Offenbar war damals kein eigener Vorsänger und Lehrer mehr am Ort. Die Gemeinde wurde von Rabbiner Dr. Altmann aus Trier betreut. Als Lehrer kam Lehrer Nandor Fruchter aus Schweich regelmäßig nach Hermeskeil und unterrichtete die damals noch drei schulpflichtigen jüdischen Kinder. 
  
Bereits Ende der 1920-Jahre kam es zu antisemitischen Vorfällen. 1929 wurde der Friedhof geschändet. 1936 wurden die Fenster von fünf jüdischen Häusern / Geschäften eingeworfen. Beim Novemberpogrom 1938 wurden jüdische Wohnungen demoliert und die Bewohner misshandelt. Nach diesen Ereignissen waren nur noch elf jüdische Personen in der Stadt. Die anderen waren bereits aus Hermeskeil verzogen oder ausgewandert. 
  
Von den in Hermeskeil geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frida Ackermann geb. Loeb (1883), Otto Ackermann (1873), Klara Bach geb. Ackermann (1874), Ottilie (Otilia) Bonem, geb. Isaak (1865), Adele Heimann (1920), Siegmund Heimann (1880), Trudel Heimann (1922), Elise Kahn geb. Gamiel (1891), Gertrud Kahn (1923), Moritz Kahn (1890), Sara Mendel geb. Schloss (1870), Helena Samuel (1874), Ida Scholem geb. Isaac (1889), Alfred Süsskind (1931). 
  
Für Moritz, Elise und Gertrud Kahn wurden am 30. Oktober 2006 vor dem Haus Trierer Straße 55 "Stolpersteine" verlegt.    
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet 1886 / 1890 / 1891 / 1892 / 1898 / 1901

Hermeskeil Israelit 11111886.jpg (66003 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. November 1886: "Die israelitische Gemeinde in Hermeskeil bei Trier, bestehend aus acht Familien mit neun schulpflichtigen Kindern, sucht für sofort oder später einen unverheirateten Religionslehrer, welcher auch als Schächter und Vorbeter zu fungieren hat.
Der Gehalt beträgt pro Jahr 500 Mark, freie Wohnung und mindestens 100 Mark Nebeneinkommen. Qualifizierte Bewerber wollen sich schriftlich an den Unterzeichneten wenden, unter Beifügung ihrer Zeugnisse und Angabe über ihre bisherige Tätigkeit. Seminaristisch gebildete Lehrer erhalten den Vorzug. Samson Ackermann, Vorsteher."
  
Hermeskeil Israelit 20111890.jpg (60100 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1890: "Die hiesige israelitische Religions-Gesellschaft sucht für sofort einen unverheirateten Religionslehrer, Vorbeter und Schochet. Seminaristisch gebildete Lehrer werden bevorzugt. Ausländer bleiben ausgeschlossen. Das Gehalt beträgt jährlich 500 Mark, sodann ungefähr 100 Mark. Nebenverdienst, sowie freie Wohnung und Heizung. Geeignete Bewerber wollen sich sogleich an den Unterzeichneten wenden unter Zusendung ihrer Zeugnisse. Hermeskeil, den 16. November 1890. Jakob Heimann."    
Hermeskeil Israelit 16071891.jpg (41387 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1891: "Die Stelle als Religionslehrer, Vorbeter und Schochet in hiesiger Gemeinde ist baldigst zu besetzen. Jährliches Einkommen 600 Mark, ungefähr 100 Mark Nebenverdienste und freie Wohnung. Nähere Auskunft erteilt der Unterzeichnete. Hermeskeil. G. Lieser."
 
Hermeskeil Israelit 11041892.jpg (51734 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1892: "Die israelitische Gemeinde zu Hermeskeil (Regierungsbezirk Trier) sucht bis 1. Mai einen Religionslehrer, Kantor und Schochet. Gehalt bei freier Wohnung 600 Mark nebst ca. 200 Mark Nebenverdiensten. Nur deutsche Bewerber wollen sich gefälligst sofort an Lehrer Schloß wenden. Unverheiratete werden bevorzugt."
 
Hermeskeil Israelit 02061898.jpg (71899 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1898: "Die Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schächters der hiesigen israelitischen Religionsgesellschaft, welche aus 11 Mitgliedern besteht und 8 schulpflichtigen Kinder zu unterrichten hat, ist neu zu besetzen. Gehalt pro Jahr 600 Mark, Nebenverdienste ungefähr 100 Mark und freue Wohnung. Seminaristisch gebildete, unverheiratete Lehrer werden bevorzugt. Bewerbungen, denen Zeugnisse beizufügen sind, von hierzu Befähigten nimmt der Unterzeichnete entgegen. Nur dem Gewählten wird Reiseentschädigung bewilligt. 
Hermeskeil, 1. Juni 1898. Isaak Ackermann, Vorsteher."
  
Hermeskeil Israelit 18071901.jpg (49794 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1901: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle als Kantor, Schochet und Religionslehrer sofort zu besetzen. An Fixum werden 600 Mark bewilligt, bei freier Wohnung; die Nebenverdienste belaufen sich auf ca. 200 Mark. Bewerber wollen sich gefälligst bei dem Unterzeichneten melden. Heinrich Heinemann. Vorstand der israelitischen Gemeinde Hermeskeil, Regierungsbezirk Trier."

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Die jüdische Gemeinde sucht eine spezielle Torarolle (1889)  

Hermeskeil Israelit 24121889.jpg (45607 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1889: "Die unterzeichnete Gemeinde beabsichtigt eine Sefer Tora (Torarolle) zu kaufen und zwar nur von sechs Handbreit möglichst auch auf Säulen (?). Die Herren Toraschreiber, welche eine solche Torarolle zu verkaufen haben, möglich sich wenden bei Angabe des Preises an Herrn Heinrich Heimann, Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Hermeskeil bei Trier." 

         
Die Gemeinde möchte ihre Torarollen ausbessern lassen (1904) 

Hermeskeil Israelit 30051904.jpg (68199 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1904: "Die israelitische Religionsgesellschaft zu Hermeskeil, Bezirk Trier, will an ihren Torarollen eine größere Ausbesserung vornehmen lassen, und ersucht hierzu nachweislich Befähigte sich dieserhalb sogleich schriftlich unter Mitteilung ihrer Forderung pro Tag, bei freier Station, an den unterzeichneten Vorsteher zu wenden. Isaak Ackermann."  

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge         
   
Es ist nicht bekannt, wann ein erster Betsaal eingerichtet wurde, der vermutlich vor der Synagoge in einem Privathaus bestanden hat. 
  
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (eventuell wie der Friedhof um 1880?) wurde eine Synagoge an der Martinusstraße erbaut. Es handelte sich um ein kleines Gemeindezentrum. Im Erdgeschoss war eine Wohnung, wahrscheinlich die Lehrer- und Vorsängerwohnung eingerichtet, im Obergeschoss der Betsaal. Auch ein Raum für den Unterricht der Kinder dürfte vorhanden gewesen sein. Die jüdische Gemeinde sorgte im Laufe der Jahre für die weitere Innenausstattung, unter anderem durch die Anschaffung von Ritualien wie Torarollen u.a.m. 1889 findet sich eine Suchanzeige für eine Torarolle, die möglichst nur sechs Handbreit groß sein sollte und die vermutlich für die Innenausstattung des Betsaales benötigt wurde (siehe Anzeige oben). 
   
Bis 1938 war die Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Hermeskeil. Beim Novemberpogrom 1938 wurde sie geschändet, die Inneneinrichtung zerstört. Eine Brandstiftung wurde durch einen Nachbarn verhindert, da die Nachbargebäude von einem Brand vermutlich mitbetroffen worden wären. Danach wurde das Gebäude zweckentfremdet. Am 15. März 1945 wurde das Gebäude wie die ganze Häuserzeile durch Kriegsereignisse völlig zerstört. Das Grundstück wurde teilweise neu bebaut. 
  
Am Synagogenstandort erinnert seit dem 18. November 1978 (Volkstrauertag) eine Gedenktafel mit der Inschrift: "Zum Gedenken an die vertriebenen und ermordeten jüdischen Mitbürger und die im Jahre 1938 zerstörte Synagoge. Stadt Hermeskeil 1978".   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge
:    Martinusstraße unweit der katholischen St.-Martinskirche (alte Adresse 1932: Damfloser Weg 119). 
    

    
Fotos
(Foto der kriegszerstörten Synagoge in Landesamt s.Lit. S. 182; Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum: April 2006)

Hermeskeil Synagoge 010.jpg (83614 Byte) Hermeskeil Synagoge 011.jpg (56879 Byte)     
Die kriegszerstörte Synagoge (Aufnahme nach März 1945); rechts Ausschnitt aus dem Foto links.
 Deutlich zu sehen sind noch die hohen Rundbogenfenster des Betsaales.
    
       
Hermeskeil Synagoge 101.jpg (94848 Byte) Hermeskeil Synagoge 100.jpg (73950 Byte)     
Die Gedenktafel befindet sich an der hellen
 Betonmauer links der parkenden Autos
Die Gedenktafel für 
 die Synagoge 
    
       

    
    
Einzelne Presseberichte  

Mai 2012: Zum 90. Geburtstag von Dr. Heinz Kahn (geboren 1922 in Hermeskeil, langjähriger Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz)   
Pressemitteilung der Landesregierung Rheinland-Pfalz vom 13. Mai 2012: "90. Geburtstag von Dr. Heinz Kahn. Lebensweg ist geprägt durch Bekenntnis zur Menschlichkeit..." 
Link zum Artikel - Auch eingestellt als pdf-Datei      
 
November 2012: Gedenkveranstaltung aus Anlass des Novemberpogroms 1938  
Artikel von Ursula Schmieder im "Trierischen Volksfreund" vom 11. November 2012: "Zeitzeuge erinnert an jüdisches Leben
Rund 40 Interessierte haben im Hochwaldmuseum Hermeskeil den Vortrag von Georg Marx, eines Zeitzeugen des Nazi-Regimes, verfolgt. Am 74. Jahrestag der Pogromnacht von 1938 erinnerte er an die früheren jüdischen Mitbürger. 

Hermeskeil. Nach den Greueltaten des Nationalsozialismus ist die Geschichte vieler jüdischer Gemeinden beinahe in Vergessenheit geraten, doch egal ob in Städten oder auf dem Land, fast überall sind Spuren jüdischen Lebens auch heute noch zu finden. Alte Fotografien von Häusern und Zeitungsanzeigen zeichnen auch in Hermeskeil ein Bild von einer Stadt, in der jüdische Familien im sozialen Leben fest verankert waren.
Opfern ein Gesicht geben. So bot beispielsweise der Kaufmann Isaak Ackermann in seinem Geschäft 'Jaquettes' für Damen, Kragen für Kinderkleidung und Herren-Überzieher an. Auch 'Buxkins und Kuseler Tirteys', Arbeitskleidungsstoffe, gab es bei ihm. Isaak sei immer gut, sprich 'sonntags', gekleidet gewesen, erzählt Referent Georg Marx (89) in einem Vortrag zum 74. Jahrestag der Pogromnacht im Hermeskeiler Museum. Anders als sein Bruder Samson, ein Bauer. Daher seien sie der 'sonndachs' und der 'werkdachs' genannt worden.
Anmerkungen wie diese lassen den Anlass des Vortrags fast vergessen. Marx versteht es, den Opfern des Naziregimes Gesichter und ihre Würde zurückzugeben. In Vernichtungslagern wie Theresienstadt oder Auschwitz seien vor allem die Älteren umgekommen, deren Kinder teils Jahre zuvor ausgewandert waren. So wie Yehudi Ackermann, den Marx wieder sah, als die Synagogen-Gedenktafel angebracht wurde (siehe Extra). Der aus Neuhütten stammende Hauptschullehrer und Regierungsschuldirektor lebt zwar erst seit 1948 in Hermeskeil. Doch er hatte einige der Jüngeren von seiner Schulzeit am Gymnasium gekannt. Ihre Familien lebten nahe der Synagoge, in Trierer-, Donatus- oder Gartenfeldstraße und am Bahnhof, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts pulsierte. Jüdische Eigentümer hatten das Modehaus Astor, die Schuhhäuser Dietz und Fuchs und Haus Hellgrewe mit dem noch heute stehenden Kastanienbaum.
Friedliches Zusammenleben. Auch neben der Donatusapotheke und hinter dem Malergeschäft Ballus wohnten jüdische Familien. Marx nannte zu allen Häusern die Namen der früheren Bewohner und deren Berufe wie Metzger, Vieh- oder Lebensmittelhändler. Sie hätten friedlich mit den anderen zusammengelebt und gute nachbarschaftliche Beziehungen gepflegt: 'Das sind Erinnerungen, die sie jeden Tag ansprechen könnten - aber viele wissen ja gar nicht, was damals in Hermeskeil passiert ist.'
Die jüngeren rund 40 Besucher wissen meist nur vom Hörensagen von Namen, Häusern und vom 9. November 1938. "Ich hab das von meiner Mutter gehört, wie das war an dem Abend", erzählt Ilse Götz, Jahrgang 1935. Jeanna Bakal, stellvertretende Vorsitzende der jüdischen Kultusgemeinde Trier, bedankte sich bei Marx. Seinen Vortrag verband er mit der Bitte, die Menschen nicht zu vergessen. Es gehe nicht darum, das Wissen ständig 'vor sich her zu tragen'. Doch man sollte zumindest 'ab und zu mal ihrer gedenken:.
Museumsleiterin Agnes Weiß freute sich über die große Besucherzahl. 'Da sieht man, dass das Interesse an dem wichtigen Thema in der Bevölkerung da ist.' Die Resonanz sei aber auch der Person des Referenten zu danken." 
Extra. Schon 1840 gab es in Hermeskeil jüdische Bürger. Bis 1880 bestatten sie in Thalfang, danach auf ihrem Friedhof neben dem evangelischen (Züscher Straße/Ringgraben). Auf diese Zeit datiert auch die Einrichtung der bei einem Bombenangriff 1945 zerstörten Synagoge. An sie erinnert eine Gedenktafel am Awo-Haus in der Martinusstraße. Wegen der engen Bebauung wurden SA-Männer in der Pogromnacht, 9. November 1938, gehindert, sie niederzubrennen, nicht aber sie wie Geschäfte und Wohnungen zu verwüsten. Der Friedhof, auf dem während des Krieges Häftlinge des KZ Hinzert bestattet wurden, war bereits 1929 geschändet, die Grabsteine zerstört worden. Denn im "Gau-Musterdorf" grassierte der Antisemitismus früh. Gustav Simon, schon 1925 Mitglied der NSDAP und Gauleiter Koblenz-Trier (1931 bis 1945), gründete 1927 im Heimatort eine Ortsgruppe. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in Hermeskeil etwa 45 jüdische Bürger, 1938 noch elf. Nachweislich in Konzentrationslagern ermordet wurden 14 Hermeskeiler Juden." 
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Februar 2014: Zum Tod von Dr. Heinz Kahn (geb. 1922 in Hermeskeil, langjähriger Vorsitzender der jüdischen Kultusgemeinde Koblenz)     
Artikel von Reinhard Kallenbach in der "Rhein-Zeitung" vom 10. Februar 2014: "Holocaust-Zeitzeuge Heinz Kahn ist tot: Jüdische Kultusgemeinde trauert
Koblenz/Polch
- Die Jüdische Kultusgemeinde trauert um Dr. Heinz Kahn. Der langjährige Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Koblenz starb am Sonntag, 9. Februar, im Alter von 91 Jahren. Wie die Christlich-Jüdische Gesellschaft mitteilte, wird er am Mittwoch, 11. Februar, um 11.30 Uhr auf dem Friedhof in der Schwerzstraße beigesetzt..."   
Link zum Artikel      
 
Mai 2019: Vortrag zur jüdischen Geschichte in Hermeskeil   
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 22. Mai 2019: "Pädagogik : 'Ein Thema, das nie vergessen werden darf'.
Hermeskeil Heinz Ganz-Ohlig hat am Gymnasium Hermeskeil einen Vortrag über die Geschichte der Juden in der Hochwaldstadt gehalten.

(red) Heinz Ganz-Ohlig ist einst selbst Schüler des Gymnasiums Hermeskeil gewesen. Jetzt hat er seine ehemalige Schule besucht, um dort einen Vortrag zum Thema 'Juden im Gaumusterdorf – Auf den Spuren ehemaliger jüdischer Nachbarn in Hermeskeil' zu halten. Darin gewährte der Autor Einblicke in sein gleichnamiges Buch. Zunächst beleuchtete er die vergleichsweise späte Entstehung der jüdischen Gemeinde vor Ort, welche sich vermutlich erst um 1840 bildete, als die ersten Juden von Thalfang nach Hermeskeil zogen. Durch den Bau der Hochwaldbahn 1889 ergab sich ein wirtschaftlicher Aufschwung. Die jüdische Gemeinde wuchs auf 45 Mitglieder an, insgesamt lebten 2795 Menschen im Ort. Die meisten ansässigen Juden waren Viehhändler, wie etwa Emmanuel Mendel, Landwirte, wie Isaak Ackermann oder Einzelhändler, wie Erich Süsskind, der ein Schuhhaus besaß. Außerdem lebte in Hermeskeil der jüdische Tierarzt Dr. Moritz Kahn mit seiner Ehefrau Elise und seinen Kindern Heinz und Gertrud. Durch die sogenannte Machtergreifung Hitlers 1933 und die darauf folgende antisemitische Politik änderte sich für die Juden in Hermeskeil einiges. Es gab bereits 1926 eine Ortsgruppe der NSDAP, außerdem kam es schon 1929 zur Schändung des jüdischen Friedhofs. Autor Ganz-Ohlig erzählte von Heinz Kahn, der 1933 als Elfjähriger die Höhere Schule in Hermeskeil, das damalige Gymnasium, besuchte. Dieser schilderte später die Veränderungen, die er seit der Machtübernahme Hitlers erlebte: Kurz danach distanzierten sich alle nicht-jüdischen Mitbürger von ihm, auch seine Freunde. Nicht-jüdische Kinder versuchten ihn oft zu verprügeln. Zudem wurde er in der Schule ignoriert oder gehänselt. Zuletzt musste er 1935 aufgrund der Nürnberger Gesetze die Schule verlassen. Sein Vater Dr. Moritz Kahn musste 1935 seine amtlichen Tätigkeiten niederlegen und durfte ab 1938 nicht mehr praktizieren. Die antijüdische Politik wurde verschärft. Des Weiteren beschrieb der Autor die Pogromnacht und deren Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung von Hermeskeil. Es kam zur Schändung des jüdischen Bethauses sowie des jüdischen Friedhofs. In mehreren jüdischen Betrieben wurde randaliert, etwa im Schuhhaus Liser. Ernst Samuel und Dr. Moritz Kahn wurden vom Bürgermeister in 'Schutzhaft' genommen. Einige Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Hermeskeil konnten Deutschland rechtzeitig verlassen. Andere gingen nach Amerika oder Israel. Die übrigen jüdischen Familien zogen weg. Am 17. Mai 1939 war Hermeskeil 'judenfrei'. Ganz-Ohlig erzählte, dass die Hermeskeiler Familien Süsskind und Kahn, die in Deutschland blieben, 1943 nach Auschwitz deportiert wurden. Insgesamt wurden 21 der 45 Hermeskeiler Juden ermordet. Die einzigen Überlebenden der deportierten Hermeskeiler Juden waren Heinz Kahn und Erich Süsskind.
Die Schule dankte Heinz Ganz-Ohlig für den Einblick in die Geschichte: Er habe Schülern und Lehrern mit seinem Vortrag ein Thema nahegebracht, das nie vergessen werden dürfe. Das Buch 'Juden im Gaumusterdorf – Auf den Spuren ehemaliger jüdischer Nachbarn in Hermeskeil' von Heinz Ganz-Ohlig hat 288 Seiten und ist für 29,90 Euro im Handel erhältlich." 
Link zum Artikel 
 

  
    

Links und Literatur  

Links:

bulletWebsite der VG Hermeskeil  
bulletPrivate Website zu Hermeskeil (unter Bilder / Gebäude - Plätze auch ein Foto des jüdischen Friedhofes)
bulletInformationsseite der Kulturdatenbank Region Trier zur Synagoge Hermeskeil  
bulletZur Seite über den Friedhof in Hermeskeil (interner Link)  
bulletDie Website www.stolpersteine-trier.de informiert auch über die in Hermeskeil verlegten "Stolpersteine"   

Literatur:  

bulletRobert Reichard / Thomas Heidenblut: Synagogen im Landkreis Trier-Saarburg. Trier 2000. 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 182-183 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletAxel Redmer: Staatenlos und vogelfrei. Widerstand, Verweigerung und Verfolgung von Menschen aus dem Bereich der oberen Nahe 1933 bis 1945. 1. Teil. Die Ausgebürgerten. 132 S. Birkenfeld 1993.  
bulletGeorg Marx: Juden in Hermeskeil. Versuch einer Dokumentation. 64 S. Kell am 1999. 
Anmerkung: Georg Marx verstarb 2015.  
bulletThomas Müller: Kleine Gedenksteine am Straßenrand. Stolpersteine erinnern auch im Landkreis an Opfer des Nationalsozialismus. In: Jahrbuch des Kreises Trier Saarburg 2008 S. 234-239.    
Zur Verlegung von Stolpersteinen im November 2006 und Februar 2007 in Hermeskeil, Waldrach und Wiltingen.  Online zugänglich.    
bulletWilli Körtels: Die jüdische Schule in der Region Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online zugänglich (pdf-Datei).  
bullet Heinz Ganz-Ohlig: Juden im Gaumusterdorf.  Auf den Spuren ehemaliger jüdischer Nachbarn in Hermeskeil. 2018. 288 Seiten, ISBN 978-3-7902-1947-0, 29,90 €. Veröffentlichung des Emil-Frank-Institutes Schriftenreihe Band 20. Erhältlich bei der Paulinus Verlag GmbH (Tel.: 0651/4608-121, E-Mail: media@paulinus.de) und über Buchhandlungen.
Zu diesem Buch: 1925 hatte Hermeskeil 2795 Bewohner, davon waren 45 Personen Juden. Man kann davon ausgehen, dass sie bis 1933 gut inkludiert waren. Bereits 1926 entstand in Hermeskeil eine Ortsgruppe der NSDAP, deren Aktivitäten sich besonders gegen die ortsansässigen Juden richteten. Mit der Machtübernahme konnten die Nationalsozialisten dann staatlich legitimiert gegen die Juden vorgehen, mit dem Ziel, Hermeskeil – wie ganz Deutschland – 'judenfrei' zu machen. So kam es zu den Juden im Gaumusterdorf. In der 1970 erschienenen Chronik 'Hermeskeil – Stadt im Hochwald' schreiben die Autoren: 'Bedrückt durch diese Ausschreitungen [Reichspogromnacht] und Zwangsmaßnahmen wanderten die jüdischen Familien von Hermeskeil nach Amerika aus, so dass der Amtsbürgermeister 1942 ‚voll Stolz‘ melden konnte: ‚Hermeskeil ist judenfrei‘.' Diese Worte jedoch, blenden die ermordeten Hermeskeiler Juden komplett aus. Einige Juden waren zwar ausgewandert, die anderen Hermeskeiler Juden lebten ab 1939 in Köln oder Trier. Von dort wurden sie in die Ghettos und Konzentrationslager deportiert. 21 Juden, die in Hermeskeil geboren wurden oder in Hermeskeil gelebt haben, wurden ermordet.

      
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hermeskeil.  Jews settled in the 19th century. They engaged in trade; sold locally produced nails in nearby cities; dealt in cattle; and served as sources of credit. A community of 17 Jews existed by 1871; growing to 45 (total 2.795) in 1925. A synagogue and cemetery were opened in the late 19th century and a religious school was in operation in 1890. The local population was generally hostile to the Jews. Antisemitic incidents continued into the Nazi period. In 1936, windows were smashed in five Jewish homes and stores. On Kristallnacht (9-10 November 1938), ten Jewish-owned buildings were wrecked, Jews were beaten, and the synagogue was set on fire. Most Jews left the city, with 11 remaining in 1938. After Kristallnacht those who did not succeed in leaving for Palestine or the United States via Trier were deported to the camps. 
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013