Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

   
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"  
Zur Übersicht "Synagogen im Kreis Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis"  
    

Heßheim (VG Heßheim, Rhein-Pfalz-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
    
In Heßheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde im 18./19. Jahrhundert bis zu ihrer Auflösung 1911. Ihre Entstehung geht in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. 1690 lebten in Heßheim insgesamt 13 Familien mit 42 Personen, davon waren zehn Familien evangelisch-reformiert, zwei Familien katholisch und eine Familie jüdisch.   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1804 17 jüdische Einwohner (4,5 % der Einwohnerschaft), 1806 32, 1808 25 (6,2 % der Einwohnerschaft), 1823/25 42 (6,6 % der Einwohnerschaft), 1848 72 in 11 Familien, 1875 50, 1900 25 jüdische Einwohner. Um 1810 werden folgende jüdischen Haushaltsvorstände genannt: Hertz Hirschler, Jacques Hirschler, Leopold Hirschler, Maurice Hirschler und David Mayer. Um 1850 werden unter den jüdischen Familien neben den Hirschlers u.a. genannt: Familien Dornberger und Kahn. 
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, möglicherweise auch ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden im Heuchelheim bei Frankenthal beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein jüdischer Lehrer angestellt, der zugleich auch als Vorbeter und Schochet tätig war.  
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde: Wilhelm Lamm (geb. 5.7.1884 in Heßheim, gefallen am 19. Juni 1918).  
 
Um 1924 wurden noch zehn jüdische Einwohner gezählt, die inzwischen zur jüdischen Gemeinde in Frankenthal gehörten und die dortige Synagoge besuchten. 

1933 lebten noch vier jüdische Personen in Heßheim, darunter die Schwestern Auguste, Susanna und Johanna Dornberger, die in der Lambsheimer Straße eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben. Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Laden und die Wohnung der Schwestern zertrümmert. 
  
Von den in Heßheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Auguste Dornberger (1860), Susanna Dornberger (1864), Edmund Kahn (1877), Emil Kahn (1905), Hermine Kahn (1869), Flora Koch geb. Hirschler (188), Elisabeth Spies geb. Hirschler (1851).    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Heßheim gefunden.   

  
  
Zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
   
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940 - Foto des Grabsteines für Auguste Dornberger in Gurs      
Zur Person und Familie: Abraham Dornberger war verheiratet mit Karolina geb. Marschall aus Geinsheim; die beiden hatten drei in Geinsheim geborene Töchter: Auguste (geb. 1. August 1860), Susanna (geb. 25. Februar 1863) und Johanna (geb. 1. Juni 1865, gest. Januar 1934). Möglicherweise hatten sie noch weitere Kinder. Nach 1865 verzog die Familie nach Heßheim, wo Abraham und Karoline Dornberger eine kleine Kolonialwarenhandlung betrieben ( in der Lambsheimer Straße, wo auch die Familie wohnte). Nach dem Tode der Eltern übernahmen die drei Töchter, die alle ledig waren, die Kolonialwarenhandlung. Als die Schwester Johanna im Januar 1934 verstorben war, führten die beiden anderen Schwestern das Geschäft weiter. Am 10. November 1938 wurde der Laden und die Wohnung der beiden Schwestern Dornberger zertrümmert. Ein Geschäftsbetrieb war damit nicht mehr möglich. Am 22. Oktober 1940 wurden Auguste und Susanna Dornberg in das "Camp de Gurs" verschleppt. Susanna Dornberger starb an den dortigen unmenschlichen Zuständen am 30.12.1941 (Grabstein-Nr. 942), ihre Schwester Auguste am 4. Januar 1942 (Grabstein-Nr. 951)        

Geinsheim Gurs BK 021.jpg (191427 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für  
Auguste Dornberger
geb. am 1. August 1860 in Geinsheim, später wohnhaft in Heßheim
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo sie am 4. Januar 1942 umgekommen ist.   
(Foto: Bernhard Kukatzki)      

 
Erinnerung an den aus Heßheim stammenden Edmund Kahn und seine Familie  

 Paul Theobald: "Dann hörten wir, wie Glas splitterte". Zum 9. November: Zu den Opfern der Nationalsozialisten in Frankenthal gehörte die jüdische Familie Edmund Kahn....". Artikel in der "Rheinpfalz" (Lokalausgabe) vom 9. November 2019. 
Anmerkung: Edmund Kahn (geb. 14. November 1877 in Heßheim) war seit 1904 verheiratet mit Johanna genannt Jenny geb. Loeb. Die beiden hatten einen Sohn Emil Elias (geb. 1905). Edmund Kahn betrieb zunächst in Heßheim, ab 1910 in Frankenthal eine Landesprodukte-Großhandlung. Am 10. November 1938 wurde das Anwesen der Firma in der Kanalstraße 2 in Frankenthal durch Nationalsozialisten demoliert; es wurde danach "arisiert". Edmund und Jeanette Kahn wurden 1940 nach Gurs deportiert und sind 1941 beziehungsweise 1943 umgekommen. Sohn Emil Elias und seine Frau Jeanette geb. Cohen de Lara wurden 1943 nach Auschwitz deportiert. Er wurde ermordet. Sie überlebte schlimmste Zeiten und starb 1986 in Amsterdam.  
     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                 
     
1830 erwarb der jüdische Einwohner Moritz Hirschler für 80 Gulden ein Wohnhaus an der Hauptstraße, in dem wenig später die jüdische Schule und die Synagoge eingerichtet wurden. 1835 wird die Heßheimer Synagoge genannt. Sie wurde auch von den in Beindersheim und Heuchelheim lebenden jüdischen Personen besucht. 
1846/47 ging das Haus mit dem Grundstück in den Besitz der jüdischen Gemeinde über. 
 
Auf Grund der zurückgehenden Zahlen der jüdischen Einwohner, konnte um 1895 nur noch an den hohen Festtagen Gottesdienst abgehalten werden. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1911 wurde das Synagogengebäude abgebrochen. 
 
Das Grundstück wurde neu bebaut. 
  
Vgl. auch Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Synagoge_(Heßheim)         
    
    
Adresse/Standort der Synagoge     Hauptstraße        
     
     
Fotos   

Andernorts entdeckt:
auf dem jüdischen Friedhof in Wachenheim  
 
   Grabsteine für Henriette Löw geb. Hirschler
(1846 Heßheim - 1920) und Jakob Löw
(1844 Herxheim* - 1903 Bad Dürkheim
 
   *Herxheim am Berg, nicht Herxheim bei Landau   

       

    
Links und Literatur  

Links:   

bulletWebsite der VG Heßheim 
bulletWebsite der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz mit Seite zu den Synagogen in der Pfalz (darunter Heßheim)   

Literatur:  

bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 153 (Hinweise im Abschnitt "Frankenthal").   
bulletHermann Arnold: Juden in der Pfalz. Vom Leben pfälzischer Juden. 1988² S. 182 (Einwohnerzahlen 1806/1822).   
bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. S. 61 (Familienvorstände um 1810). 
bulletJürgen Keddigkeit: Zur Geschichte der Auswanderung aus Heßheim seit dem 18. Jahrhundert. In: Heimat-Jahrbuch (Ludwigshafen) Bed. 8 1992 S. 47-52.
bulletHannes Ziegler: Judenverfolgung in Heßheim. Heimat-Jahrbuch (Ludwigshafen) Bd. 8 1992 S. 57-63.  
bulletBerthold Schnabel: Zur Geschichte der Heßheimer Juden vor 1933. In: Heßheim. Hrsg. von Erwin Schnell und Gerhard Nestler. Heßheim 1993 Bd. 1. S. 363-404.  
bulletRudolf H. Böttcher: Auf der Suche nach der jüdischen Schule. In: Die Rheinpfalz. Frankenthaler Zeitung Nr. 258 vom 5. November 2008.        

   
n.e.      

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

      

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020