Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Karlsruhe (Stadtkreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt im 19./20. Jahrhundert 
  
Hier: Berichte zu einzelnen Personen der jüdischen Gemeinden (auch der Israelitischen Religionsgesellschaft)  

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Karlsruhe wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.        
   
Das Abschreiben der Texte und das Ergänzen der Anmerkungen hat dankenswerterweise Susanne Reber (Mannheim) übernommen.    
     
   
  
Übersicht:   

bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde      
Der Messerschmied Isaak Hirsch in Karlsruhe wird ausgezeichnet (1837)  
-  Abraham Ettlinger aus Karlsruhe steht im türkischen Kriegsdienst und scheint zum Islam übergetreten zu sein (1837)  
-  Zum Tod von Kaufmann Wormser (1861)  
-  Ministerialrat Moritz Ellstädter wird badischer Finanzminister (1868)  
Postkarte von Oberrat Raphael Wormser nach Leutershausen (1874)   
Zum Tod des Oberrates Joseph Altmann (1874)  
Unangemessenes Auftreten des orthodoxen Rabbiners Dr. Lehmann (Mainz) bei der Beisetzung des Oberrates Joseph Altmann (1874)   
-  Erinnerung an den 100. Geburtstag von Naphtali Epstein (1882) 
-  Zum Tod von Medizinalrat Dr. Homburger (1883)   
-  Zum Tod von Kreisgerichtsrat a.D. Meir Heimerdinger (1883) 
70. Geburtstag von Oberrat Benjamin Willstätter (1884)   
Schreiben des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts aus Anlass der goldenen Hochzeit von Stadtrat Adolf Bielefeld (1890)   
Oberprimaner Heinsheimer erhielt die goldene Medaille des Fichte-Preises des Großherzogs (1890)   
Bankier Fritz Homburger wurde als Nachfolger von Oberrat Adolf Bielefeld in den Stadtrat gewählt (1890) 
Die Kaufleute Rudolf Herrmann und Leopold Ettlinger werden zu Handelsrichtern ernannt (1890)  
50-jähriges Dienstjubiläum von Oberrat Benjamin Willstätter (1892)    
-  Beisetzung der Hofgoldstickerin Hannchen Heimerdinger (1893)  
-  Hinweis auf das rituell geführte jüdische Hotel von K. Strauß "Europäischer Hof" (1893)  
Alt-Synagogenratsvorsteher Bar. Bernheim wird ausgezeichnet (1894)      
Zum Tod von Baronin Julie von Haber (1896)   
-  Anzeige der Gumbel Mosbacher'schen Stiftung (1900)   
-  Zum Tod von Raphael Wormser, Sohn des Gründers der Israelitischen Religionsgesellschaft Baruch Wormser (1901, IRG)  
-  Zum Tod von Bella Homburger, Witwe von Bankier Veit L. Homburger (1901)   
-  David Rudolf Homburger, Inhaber einer Weingroßhandlung wird Großherzoglich Badischer Hoflieferant (1902)  
-  Goldene Hochzeit von Meier Strauß und Frau (1902)  
-  Zum Tod von Auguste Willstätter (1903)  
Gedächtnisfeier für Samuel Strauß (Karlsruhe) in Fulda (1904)    
-  Zum Tod von Fabrikant Max Würzburger (1905)  
-  Zum Tod von Finanzminister a.D, Moritz Ellstädter (1905)  
-  Trauerfeier für Finanzminister a.D. Moritz Ellstädter (1905)  
-  Erinnerungen an Dr. Moritz Ellstädter (Artikel von 1905)  
-  Zum Tod von Rechtsanwalt Dr. Max Friedberg (1907) 
Auszeichnung für Chefredakteur Julius Katz (1907)    
-  Zum Tod von Baurat Prof. Ludwig Levy (1907)   
-  Zum Tod von Therese Thalmann (1908)  
-  Zum Tod des Chemikers Dr. Reinherz (1909)  
Über den Reichstagsabgeordneten Dr. Ludwig Haas (Artikel von 1912 und 1914) 
Stadtrabbiner Dr. Meier Appel, Bertha Friedberg und Sara Meier (alle aus Karlsruhe) werden mit der Friedrich-Louisen-Medaille ausgezeichnet (1912)  
Über die Sängerin und Gesangspädagogin Emilie Kaula geb. Ettlinger (geb. 1833 in Karlsruhe, gest. 1912 in München; Artikel von 1920)  
Zum Tod von Firmenchef Leopold Ettlinger und von Chefredakteur Julius Katz (1912)     
-  Zum Tod von Ehrenrabbiner Dr. Alexander Stein (früher in Worms, gest. in Karlsruhe, 1914)    
Rechtsanwalt Ludwig Marum folgt dem gefallenen Rechtsanwalt Dr. Frank im Landtag nach (1914)  
Dr. Max Meyer lehnt eine Berufung an die TH Karlsruhe auf Grund der antisemitisch geprägten Studentenschaft ab (1920) 
-  Im November 1918 wurde die großherzogliche Familie durch den jüdischen Innenminister Dr. Ludwig Haas mit 40 Soldaten beschützt (1921)  
-  Antisemitischer Angriff des Studentenausschusses der Technischen Hochschule gegen Direktor Dr. Max Mayer (1920)   
-  Mord an der 22-jährigen Frau Fuchs im Trödlerladen Fuchs (1923)  
-  Zum Tod von Moses Goldberg (1923)  
70. Geburtstag von Dr. David Mayer (1924)   
-  Zum Tod von Liebmann Strauß (1927)  
-  60. Geburtstag von Isak Thalmann (1928)  
Artikel zum Tod von Ludwig Haas (geb. 1875 in Freiburg, gest. 1930 in Karlsruhe)    
-  Zum Tod von Kaufmann Saly Rothschild (1934)  
-  70. Geburtstag von Dr. Eduard Biberfeld (1934)  
-  Zum Tod von Minna Kaufmann geb. Ascher, Gattin von Emil Kaufmann (1934)  
-  Ergänzung zum Nachruf für Minna Kaufmann geb. Ascher (1934)  
-  Zum Tod von Rabbi Josef Heller (1935)  
Zum Tod von Aron Hanauer (1936)    
Über einen Briefwechsel zwischen Dr. Richard Fuchs (Karlsruhe) und Karl Wolfskehl (1937)   
Wegzug von Max Heinemann (1937)  
-  Zum Tod von Gertrude Heinemann (1938)  
Zum Tod von Nathan Bär (1938)  
Zum Tod von Isak Ettlinger (1938)  
Todesanzeige für den nach der Deportation umgekommenen Adolf Heimberger (1942)    
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes S. Guggenheim (1872)  
Anzeige des Mehl-, Produkten- und Kolonialwaren-Engros-Geschäftes N. J. Homburger (1914)   
Anzeige der Ledergroßhandlung Haber & Klein (1920)   
-  Hochzeitsanzeige für Jakob Altmann und Ruth Falk (1930) 
bulletSonstiges zu jüdischen Personen / Persönlichkeiten aus Karlsruhe     
Literaturhinweis und Straßenbenennung zu Julius Hirsch   
Literaturhinweis zu Gustav Landauer   
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für Emilie Bruno geb. Hochstädter aus Karlsruhe (1834-1889)   
Dokument zur Geschichte der Familie Model in Karlsruhe    

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  

Der Messerschmied Isaak Hirsch in Karlsruhe wird ausgezeichnet (1837)  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1837 S. 330 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): 
"Bekanntmachung
Die Verteilung von Prämien an israelitische Ackerbauer, Handwerker und Taglöhner. 
In Bezug auf das Ausschreiben vom 18. Juli vorigen Jahres wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, dass durch Beschluss der hierzu besonders gewählten Kommission vom 13. vorigen Monats 
1) die für einen Ackerbauer bestimmte Prämie dem Bürger und Bauer Wolf Moses Wolf in Königsbach, Amts Durlach,  
2) die für einen Handwerker bestimmte Prämie dem Bürger und Messerschmied Isaak Hirsch dahier, und 
3) die für einen Taglöhner bestimmte Prämie dem Bürger Jakob Reiß in Nußloch, Amts Wiesloch, zuerkannt wurde. 
Das Ausschreiben der Prämien für 1837 wird seinerzeit erfolgen. 
Karlsruhe, den 27. März 1837. 
Der Verein zur Verbesserung der bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Baden."   

 
Abraham Ettlinger aus Karlsruhe steht im türkischen Kriegsdienst und scheint zum Islam übergetreten zu sein (1837)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitschrift des Judentums" vom 16. September 1837: "Die türkische Artillerie hat sich in neuester Zeit mit einem jungen Karlsruher, und zwar einem Israeliten, bereichert. Er ist der Sohn eines dortigen Handelsmannes, Abraham Ettlinger, und hatte sich vor einiger Zeit, von kriegerischer Tatenlust getrieben, in griechische Dienste anwerben lassen. Aus Griechenland desertierte er, kam nach mancherlei Abenteuern auf türkischem Gebiete nach Larissa, und wurde dort bei der reitenden Artillerie eingereiht. Als seine Verwandten davon Kunde erhielten, wandte sich der Vater an die Regierung mit der Bitte, auf diplomatischem Wege dessen Losgebung zu erwirken. Die badische Regierung wandte sich zu diesem Zwecke an die österreichische, welche sofort die geeigneten Schritte in Konstantinopel tun ließ. Die Antwort des türkischen Kabinetts ist nunmehr eingetroffen. Der requirierte Artillerist scheint vom mosaischen Glauben zum Islam übergegangen zu sein, und sich so gut im türkischen Kriegsdienst zu gefallen, dass er gar nicht mehr wegverlangt. Er soll versprochen haben, wenn er einmal Pascha von drei Rossschweifen sei, auf Urlaub einen Besuch dort abzustatten."       

   
Zum Tod von Kaufmann Wormser (1861)  
Hinweis: bei "Kaufmann" handelt es sich um einen Vornamen.    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1861: "Karlsruhe. Herr Kaufmann Wormser dahier starb am Ausgang des Heiligen Schabbat eine leichten und sanften Todes in dem seltenen Alter von 87 ½ Jahren. Mit ihm hat die Familie Wormser ihr teures Oberhaupt, ihre Krone, die hiesige Gemeinde mindestens eines ihrer ehrwürdigsten und achtbarsten Mitglieder, unzählig viele aber sowohl im In- als im Auslande ihren Freund und Wohltäter verloren. Hat auch der Selige in seinem Testament sich jeden Hesped - Trauerrede, sowie jede Leichenrede verboten, so können wir es doch dem Drange unseres Herzens nicht versagen, wenigstens auf diesem Wege, ihm einen Nachruf zu widmen, den uns der Verewigte um so eher vergeben wird, als er auch bei der ausführlichsten Darstellung immer nur ein sehr schwaches Schattenbild dessen sein wird, was Herr Wormser in Wahrheit war und wirkte.
Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit zu üben, hatte sich der Verewigte im vollsten Sinne des Wortes zur Lebensaufgabe gemacht. Schon von früher Jugend an war er gewöhnt, täglich einige Stunden im Gesetze zu studieren und selbst in der langen Reihe von Jahren seines Geschäftslebens einige Zeit abzugewinnen, die er dem Studium der Tora widmete. Seitdem er sich aber von seinen Geschäften zurückgezogen, bildete dieses Studium fast seine ausschließliche Beschäftigung.
Winter wie Sommer konnte man ihn bis zu seinen letztem Tage schon eine Stunde vor dem Morgengottesdienste antreffen, Mischnajoth lernend und den bedauernden Bemerkungen seiner Kinder gegenüber, ihn oft alleine lassen zu müssen, hatte er immer die rührende und erhebende Antwort: 'Ich bin nicht      
Karlsruhe Israelit 09011861b.jpg (294991 Byte)allein, wenn ich mein Sefer vor mir habe.' Wie viel und wie großartig aber hat er das Torastudium unterstützt! Gar manche, die jetzt als Rabbiner fungieren, sind durch die Freigebigkeit des Herrn Wormser in den Stand gesetzt worden, ihre Studien zu vollenden und später noch sorgenfrei Tora zu lernen. Viele Talmudgelehrte von nah und fern hatten sich seiner steten, unausgesetzten Unterstützung zu erfreuen. 
Hat er so viel für die Verbreitung der Kenntnisse der göttlichen Lehre getan, so war sein Streben nicht minder glanzvoll bezüglich des Gottesdienstes. Ja, wir dürfen es sagen, sein ganzes Leben war ein fortgesetzter, ununterbrochener Gottesdienst. Gegen dreißig Jahre hat er als Vorsteher der israelitischen Gemeinde in segenbringender Weise gewirkt und sein redlicher Wille, seine strenge Rechtlichkeit, gepaart mit Milde und gewinnender Freundlichkeit haben ihm die allgemeinste Achtung und Anerkennung erworben. Aber auch in den Tagen des Kummers, von welchem er selbst in seinen letzten Jahren leider nicht befreit blieb, bewahrte er jene seltene Ruhe und Ergebung, die nur das unbedingteste, über alles erhabene Gottvertrauen zu geben vermag. Sein Leben und Verhalten war eine lebendige Darstellung des Spruches unserer Weisen: Alles, was Gott tut, ist zum Guten.
Wir wenden uns nun zum Glanzpunkte seines Wirkens (hebräisch und deutsch:) Üben von Wohltaten. Wir sagen absichtlich Üben von Wohltaten, denn her hat persönlich wie auch mit finanziellen Mitteln große und wesentliche Dinge geleistet. Viele Hunderte wissen es zu erzählen, wie er ihnen in den Tagen der Not beigestanden und von vielen Hunderten glaubt jeder Einzelne, gerade ihm habe Herr Wormser besonders hilfreiche Hand geleistet. Einer augenblicklichen Verlegenheit abzuhelfen, war der Verewigte nicht selten zu sehr beträchtlichen Darlehen bereit. Unterstützungsbedürftige fanden bei ihm stets offene Hand, welcher reichliche Gaben entflossen. Witwen war er ein treuer Fürsorger, unendlich viele Waisen haben in ihm einen edlen, schützenden Vater verloren. Sein Haus war der Gastfreundschaft weit geöffnet und sicher hat er seit vielen Jahren kaum mehr eine Mahlzeit genossen, an der nicht Arme teilgenommen. In seinem Hause wurde der Hungrige gesättigt, der Ermattete erquickt, und wie viele, die es mit Tränen des Kummers betreten, haben es mit Tränen der Dankbarkeit verlassen.
Was aber dieser glänzenden und seltenen Freigebigkeit die Krone aufsetzte, war die Heiterkeit, die liebevolle Freundlichkeit, mit der er seine Gaben begleitete. Er ward des Gebens nicht müde, er gab viel und gab immer mit Freuden. Darum ist der Schmerz ob dieses Verlustes auch ein allgemeiner, der weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus empfunden wird. Viele Tränen werden ihm nachgeweint, aber sie sind seltener einem Gerechteren geflossen.
Er hinterlässt einen Sohn und drei Töchter, zahlreiche Enkel und Urenkel, deren unbegrenzte Verehrung ihm des Lebens Abend erheiterten. Eine Tochter, welche mit Oberrabbiner Ettlinger in Altona verheiratet war, ist ihm bereits seit 18 Jahren zum ewigen Leben vorangegangen. Zu erwähnen dürfte noch sein, dass es ihm in erfreulicher Weise vergönnt war, seinen seltenen Tugenden bis zu den letzten Tagen seines Lebens einer fast ungeschwächten Gesundheit erfreute, bis ein schneller, aber sanfter Tod diesem segensreichen Wirken ein Ende setzte. Seine Seele schwang sich rein nach oben, wo sie jetzt die Früchte ihres Wirkens genießt. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens!" 
Anmerkungen: - Hesped https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hesped/  
- Mischna: https://de.wikipedia.org/wiki/Mischna
- ..eine Tochter, welche mit Oberrabbiner Ettlinger...: https://www.geni.com/people/Nanette-Ettlinger/6000000007507591448
-  Oberrabbiner Ettlinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger   https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611  
-  Zu Familie Wormser: https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/gedenkbuch/kontakt/wormser.de
  

  
Ministerialrat Moritz Ellstädter wird badischer Finanzminister (1868)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1868: "Karlsruhe. Unser Glaubensgenosse, Herr Ministerialrat Ellstädter von Karlsruhe, wurde zum badischen Finanzminister ernannt."      
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1868: "Deutschland
Karlsruhe, den 13. Februar. Eine Neuigkeit durchläuft unsere Stadt und bildet ausschließlich das Tagesgespräch. Ein Israelite ist zum Präsidenten des Finanzministeriums ernannt worden.
Moritz Ellstädter, der Sohn eines hiesigen Möbelhändlers und Schwager des Rabbiners Willstätter, ist in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre geboren, studierte Rechtswissenschaft und wurde 1850 als Rechtspraktikant rezipiert. Da es ihm unter dem Ministerium Wechmar schwer geworden war, eine Advokatur zu erlangen, so ging er nach Berlin und arbeitete dort gemeinschaftlich mit dem als badischem Abgeordneten Mathy in einem der größten Kreditinstitute unter den Augen von Hansemann. Nach mehreren Jahren, da sich indessen die Verhältnisse in Baden für die Israeliten günstiger gestaltet hatten, kehrte er zurück, übernahm eine Advokatur in Durlach und bald darauf in Karlsruhe. Im Jahre 1863 wurde er in den Staatsdienst berufen und als Assessor bei dem Hof- und Kreisgerichte Mannheim verwendet. Als jedoch im Juli 1866 bei der neuen Wendung der Dinge Mathy zur Präsidentschaft des Staatsministeriums gelangte, was es eines seiner ersten Geschäfte, den ihm wohl befreundeten und als tüchtig erprobten Ellstädter als juristisches Mitglied in das Finanzministerium zu berufen. Er ist also kaum zwei Jahre als Ministerialrat im Finanzministerium tätig (er ist jedenfalls an Dienst- vielleicht aber auch an Lebensjahren der jüngste Rat im Kollegium) und schon hat ihn das Vertrauen seines Fürsten an die Spitze des Finanzministeriums gestellt. Sie werden begreiflich finden, dass diese Ernennung nach allen Seiten überraschte, namentlich seine Glaubensgenossen und zahlreichen Freunde des Ernannten in freudige Aufregung versetzte. Seine juristische Tüchtigkeit und bewährte politische Gesinnung sollen ihm diesen wichtigen Posten eingebracht haben. Möge es ihm gelingen, das Wohlwollen unseres Fürsten und das in ihn gesetzte Vertrauen sich dauernd zu erhalten."
Anmerkungen: - zu Moritz Ellstätter:  https://www.geni.com/people/Moritz-Ellst%C3%A4tter/6000000056105813821
- Mathy: Karl Mathy https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mathy 
- Hansemann: David Hansemann https://de.wikipedia.org/wiki/David_Hansemann     

   
Postkarte von Oberrat Raphael Wormser nach Leutershausen (1874)     
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; zusätzliche Angaben gleichfalls von Peter K. Müller)   

An "den löblichen Synagogenrat" 
in Leutershausen..."  
Leutershausen Dok 1304.jpg (264072 Byte) Leutershausen Dok 1304a.jpg (251766 Byte)

Die Zwei-Kreuzer-Postkarte (Ganzsache) mit Poststempel Carlsruhe - Bahnhof, 25.5.74 wurde "An den löblichen Synagogenrath" in Leutershausen bei Ladenburg von Raphael Wormser aus Karlsruhe verschickt. Der Text der Karte: 
Hiermit beehre ich mich einem löblichen 
Synagogenrath den Empfang der an 
Herrn Oberrath Altmann gesandten 
16,47 Gulden als Ergebnis einer Collecte in der 
dortigen isr. Gemeinde für die Nothleidenden in 
Palästina anzuzeigen.
Carlsruhe 24 May 1874 Ergebenst
Raphael Wormser. 

Raphael Wormser und Oberrat Altmann waren beide Mitglieder der Israelitischen Religionsgesellschaft Karlsruhe. Josef Altmann (1818 - 1874; Bericht zu seinem Tod siehe unten) war Stiftsrabbiner und Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe von 1849 bis 1874 und Mitglied des Oberrats der Israeliten Badens. Raphael Wormser (ca. 1839 - 1901; Bericht zu seinem Tod siehe unten) war Gemeindevorsteher (Parnass) und Mohel der Israelitischen Religionsgesellschaft Karlsruhe.  
Genealogische Informationen zu Oberrat Raphael Wormser vgl. https://www.geni.com/people/Rafael-Wormser/6000000021702012411          


Zum Tod des Oberrates Joseph Altmann (1874)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November 1874: "Aus dem Badischen, 10. November (Privatmitteilung). Der Oberrat Joseph Altmann in Karlsruhe ist den 31. vorigen Monats aus dem Leben geschieden; er war fast das einzige Mitglied in der jüdisch-kirchlichen Behörde, das der Orthodoxie huldigte. - Geigers Tod hat auch in hiesiger Gegend bei allen Bessergesinnten Bestürzung hervorgerufen; sie wissen, was das Judentum an ihm verloren hat. Auch bei diesem Verluste zeigen sich die Orthodoxen in der ganzen Niedrigkeit ihrer Gesinnung; sie können ihre Freude über das Hinscheiden dieses tatkräftigen Mannes kaum unterdrücken. So lässt sich Herr Lehmann in Mainz ein Verdammungsurteil über Geiger aus Berlin schicken, auf dieses Gewäsch näher einzugehen, hieße denn doch dieser Clique zu viel Ehre erweisen. Welchen Grad von Wissen und Bildung dieser Kritiker hat, ergibt sich am deutlichsten aus folgender Stilprobe: 'Er gehörte jener älteren Richtung der Neologie an, welche, irregeleitet durch die damaligen Verhältnisse, wo den Völkern ein schwaches Dämmerlicht aufging, dass die Juden noch etwelche Rechte auf Menschlichkeit zu beanspruchen hätten, doch dabei von ihnen verlangte, dass sie diese Rechte erst durch Annäherung an die christliche Welt, durch Lossagen von ihren strengen Sondergesetzen selbst zu verschaffen suchen müssten, wähnte, man könne die…' So schreibt nun ein Hildesheimer, der sich freilich Rektor einer Rabbinerschule nennt, sich aber weniger durch talmudische oder andersweitige Gelehrsamkeit, als durch sein abstruses Wesen und seinen verworrenen schülerhaften Stil auszeichnet. Ein solcher Mensch wagt es, über Geiger ein Urteil zu fällen! Dass dieser Expektoration eine vollständige Unwahrheit einwohnt, brauchte ich wohl kaum zu bemerken. In Deutschland hatten sich zahllose Juden längst schon vor den mittelalterlichen Formen des Judentums entfernt, bevor der Kampf um die bürgerliche Gleichstellung begann und niemals haben die sogenannten 'Neologen' eine Bedingung angenommen, die darauf hinausgelaufen wäre, die bürgerlichen Rechte nicht für die gesamte Judenheit, 'sondern nur für die aufgeklärten Juden zu erzielen.' Nicht irgendein Vorteil hat die Juden diesen mittelalterlichen Formen entsagen lassen, sondern die Erkenntnis und das Leben, die Überzeugungen und die gesellschaftlichen Verhältnisse und Pflichten, welche mit jenen sich nicht mehr vereinbaren ließen.
Anmerkungen: - Jüdisch-kirchliche Behörde: Oberrat der Israeliten https://de.wikipedia.org/wiki/Oberrat_der_Israeliten_Badens  
- Joseph Altmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Altmann_(Rabbiner)  http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/53.html  https://www.wikiwand.com/de/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
- Geiger: Rabbiner Abraham Geiger: https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Geiger   https://www.deutsche-biographie.de/pnd11933304X.html   https://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_hauptsynagoge.htm
- Herr Lehmann: Rabbiner  
- Neologie: https://de.wikipedia.org/wiki/Neologie  gemeint hier: Reformjudentum: https://de.wikipedia.org/wiki/Liberales_Judentum  
- Hildesheimer: Rabbiner Esriel Hildesheimer
https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer  
- Expektoration: https://www.duden.de/rechtschreibung/Expektoration               

    
Unangemessenes Auftreten des orthodoxen Rabbiners Dr. Lehmann (Mainz) bei der Beisetzung des Oberrates Joseph Altmann (1874)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Dezember 1874: "Karlsruhe, 15. November. Hier ist jüngst ein Skandal vor sich gegangen, über welchen wir der Unparteilichkeit wegen den Bericht der 'Karlsruher Nachrichten' vom 13. Nov. wiedergeben: 'Am 2. dieses Monats fand hier das Leichenbegräbnis des Herrn Joseph Altmann, geistlichen Mitglieds der israelitischen Oberrats, der höchsten israelitischen Religionsbehörde in Baden, unter außerordentlich starker Beteiligung statt. Drei Rabbinen hielten Leichenreden. Es ist nicht unsere Absicht über dieselben en detail zu referieren und bemerken wir nur, 'dass dem 'de mortuis nihil nisi bene' von den Rednern gebührend Rechnung getragen wurde. Die schneidenden Gegensätze in religiöser Anschauung und in der Art und Weise, derselben Ausdruck zu geben, welche bei dieser Gelegenheit hervortraten, sollen und dürfen jedoch nicht unerörtert bleiben. Herr Rabbiner Willstätter hielt sich lediglich an die Personalien des Verblichenen und vermied es in seinem Takte, wie er es in seiner Stellung als hiesiger Rabbiner für angemessen hielt, jede Berührung der hiesigen Gemeindezustände. Herr Rabbiner Friedmann von Mannheim  gedachte der Verdienste des Verewigten, seines intimen Freundes, in warmen Worten, mit der ihm eigenen Beredsamkeit. Er rühmte seine religiöse Toleranz und wie der Verewigte die goldene, aber auch dornenvolle Mittelstraße zwischen den Zeloten und Gleichgültigen eingehalten habe. Er nahm davon Veranlassung, die verschiedenen Parteien, die sich hier bezüglich religiöser Anschauung bildeten, zum Frieden zu ermahnen, da doch der Frieden in allen jüdischen Gebeten als das höchste Gut bezeichnet, und von den berühmten Religionslehrern dessen eifrigstes Festhalten und Erstreben jedem Israeliten zur Pflicht gemacht worden sei. Ganz anders aber behandelt dieses Thema Herr Dr. Lehmann, der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde in Mainz. Ihm ist der Friede nur ein Gefäß, das erst durch seinen Inhalt Wert erhalte, und dieser Inhalt dürfe kein anderer sein, als der starre, orthodoxe Glaube, das zähe, rücksichtslose Festhalten, auch an dem unbedeutenden, veralteten Ritual. Wenn dieser köstliche Inhalt fehle, habe das Gefäß keinen Wert. So gibt Redner, gegen die Forderungen der Humanität sowohl, wie gegen die Satzungen der jüdischen Religion, stets seine Friedensliebe beteuernd, doch dem Unfrieden den Vorzug, falls der Friede nur durch Konzessionen an die Forderungen der Zeit und der Vernunft erhalten werden könne und den starren Wortglauben beeinträchtige. Und mit welchem Tone, mit welchen Gestikulationen wurden diese Auslassungen der Trauerversammlung ins Gesicht geschleudert. Man wurde durch dieselben unwiderstehlich an Goethes 'Ich hab' öfters rühmen hören, Ein Komödiant könnt' einen Pfarrer lehren', erinnert. Wir enthalten uns einer jeden weiteren Bezeichnung eine solchen Auftretens in einer Gemeinde, in welcher der Sprecher sich als Gast zu betrachten hätte, dem man auch nur als solchem das Reden gestattete, und überlassen es dem Publikum sich selbst ein Urteil über das Gebaren zu bilden, durch welches eine Leichenfeier gewiss die ergreifendste Veranlassung Frieden und Einigkeit zu predigen, zum Tummelplatze religiös-fanatischer Leidenschaften herabgewürdigt wurde.
(Man sieht diese neuorthodoxen Heißsporne sind ein völliger Abklatsch der Ultramontanen, ohne alle Originalität. Derselbe Mangel an wahrhaft religiösem und sittlichem Sinn die gänzliche Rücksichtslosigkeit gegen die heiligsten Gefühle, die unbedingte Herrschlust , welche jede andere Meinung mit Gewalt, mit Benutzung jedes Moments, wo der Gebildete sie nicht hinauswerfen kann unterbrechen will, dabei dasselbe starre Verharren in den engsten Fesseln des Geistes und Gewissens. Nun, ihre Tage sind doch nur gezählt!  Redaktion.)
Anmerkungen:  - Joseph Altmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Altmann_(Rabbiner)  
- De mortuis nihil nise bene – über die Toten rede man nur gut
- Rabbiner Willstätter: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0652  
- Rabbiner Friedmann = Rabbiner Dr. phil. Bernhard Friedmann vgl. Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Friedmann    
- Rabbiner Dr. Lehmann: https://de.wikipedia.org/wiki/Marcus_Lehmann
https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/heute-jahren-verstarb-april-1890-verden-aufgewachsene-marcus-lehmann-rabbiner-zeitungsherausgeber-4903778.html
Ultramontane: https://de.wikipedia.org/wiki/Ultramontanismus                  


Erinnerung an den 100. Geburtstag von Naphtali Epstein (1882)    

Karlsruhe AZJ 05091882.jpg (133596 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. September 1882: "Karlsruhe, 13. August (1882). Am 11. dieses Monats war ein Jahrhundert umlaufen, seitdem Napthali Epstein in Karlsruhe geboren wurde. Dieses Ereignis feierte Bezirks- und Konferenzrabbiner Dr. Schwarz in der Predigt, welche er gestern bei dem Gottesdienste in der hiesigen größeren Synagoge hielt. Von der siegreichen Macht der Wissenschaft und Bildung, welche sich die Juden von jeher anzueignen suchten, ging er auf das segensreiche Wirken Epsteins über, welcher mit einer vielseitigen, allgemeinen Bildung und mit den gründlichsten talmudischen und juristischen Kenntnissen ausgestattet, 40 Jahre hindurch im großherzoglichen Oberrat der Israeliten die jüdischen Angelegenheiten besorgte und sich die höchsten Verdienste um die Regelung des jüdischen Kirchen- und Gemeindewesens, sowie um die Gründung und Hebung der jüdischen Schulen erworben hat. Auch vergaß Rabbiner Schwarz nicht die außeramtliche Tätigkeit des verewigten Epstein, namentlich in den Zeiten, in welchen er sich um die Verteidigung der Rechte seiner Glaubensgenossen, sowie um die Gewinnung der allgemeinen Rechtsgleichheit handelte und die fortwährend nachwachsenden Früchte dieser umfassenden Wirksamkeit, in der anerkennendsten Weise zu würdigen.
Anmerkungen:   - Rabbiner Napthali Epstein: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248774
- Rabbiner Dr. Schwarz: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0340    https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Schwarz_(Rabbiner)"         

     
Zum Tod von Medizinalrat Dr. Homburger (1883)       

Karlsruhe AZJ 19061883.jpg (172546 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Juni 1883: "Bonn, 10. Juni. (Notizen). Die 'Badische Landeszeitung' schrieb aus Karlsruhe vom 25. Mai: Verflossenen Sonntag wurde die irdische Hülle des für seine Familie, seine Freunde und seine Vaterstadt zu früh verstorbenen Medizinalrats Dr. Homburger zu Grabe getragen. Ein unabsehbarer Leichenzug bewegte sich durch die Kaiserstraße, nach dem israelitischen Friedhofe. Außer den Mitgliedern des großherzoglichen Oberrats der Israeliten, den beiden Bürgermeistern, Vertretern des Stadtrats und der Stadtverordneten, waren beinahe sämtliche Kollegen des Verblichenen anwesend und von allen Schichten der Einwohner von Karlsruhe und Umgebung wurde durch die ehrenvolle Begleitung die allgemeine Hochachtung, welche derselbe genossen, kundgegeben. Medizinalrat Dr. Homburger, im Jahre 1818 hier geboren, bezog, nachdem er eine sorgfältige Erziehung erhalten und das hiesige Lyzeum absolviert hatte, die Universität Heidelberg und nach längerer Tätigkeit in den großen Spitälern von Berlin, Wien, Paris und London ließ er sich hier als praktischer Arzt nieder. Bei Gründung der freiwilligen Feuerwehr trat er als Arzt in dieselbe ein und blieb bis zu seinem Tode Mitglied dieses Corps. Die für die zwanzig- bzw. fünfundzwanzigjährige Tätigkeit für die Feuerwehr gestifteten Medaillen sind ihm zuteil geworden. Nach dem Kriege von 1870/71 wurde er von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog durch das Ritterkreuz 1. Klasse des Zähringer Löwenordens ausgezeichnet und ihm zugleich das für geleistete Dienste während des Krieges gestiftete Ehrenzeichen verliehen. Später wurde er von Seiner Königlichen Hoheit in Anerkennung seiner ersprießlichen Tätigkeit zum Medizinalrat ernannt. Medizinalrat Dr. Homburger war viele Jahre tätiges Mitglied des großherzoglichen Oberrats der Israeliten, des Bürgerausschusses und des Ortsgesundheitsrats und hatte stets sein umfangreiches Wissen allen wohltätigen und humanitären Anstalten und Einrichtungen in uneigennütziger Weise gewidmet; er war neben seiner ausgedehnten ärztlichen Praxis nicht allein Arzt und Berater der Armen, sondern auch deren steter Wohltäter. Sein Andenken wird bei seinen Mitbürgern stets ein ehrenvolles sein und bleiben, denn er hat sich durch sein menschenfreundliches Wirken ein Denkmal in deren Herzen errichtet. Möge er in Frieden ruhen!" 
Anmerkungen:  -  Bürgermeister in Karlsruhe: Wilhelm Florentin Lauter, 1821 – 1892 und Karl Schnetzler, 1846 -1906
-  Lyzeum: https://de.wikipedia.org/wiki/Bismarck-Gymnasium_Karlsruhe
-  Großherzog: Friedrich I. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog) )
-  Zähringer Löwenorden: https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen
.      

 
Zum Tod von Kreisgerichtsrat a.D. Meir Heimerdinger (1883)      

Karlsruhe AZJ 17071883.jpg (299222 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Juli 1883: "Bonn, 8. Juli. (Notizen) Die 'Karlsruher Zeitung' schreibt unterm 23. Juni: Am 19. Juni hat sich das Grab über einem treuen Sohne der Stadt Karlsruhe, einem in langjähriger Wirksamkeit als Rechtsanwalt und Richter hochverdienten und geehrten Rechtsgelehrten, einem wackern Vaterlandsfreunde, einem warmherzigen, für alles Gute begeisterten Biedermann geschlossen.
Kreisgerichtsrat a. D. Meir Heimerdinger wurde am 12. November 1813 zu Karlsruhe geboren. Er hatte sich der liebevollen Unterweisung und Förderung seitens seines Onkels mütterlicher Seite, des Oberrats Napthali Epstein, zu erfreuen, der sich um die Ordnung und Leitung der Religions- und Schulangelegenheiten der badischen Israeliten in mehr als vierzigjähriger Tätigkeit wohlverdient gemacht hat. 1819 in die Vorschule des Lyzeums eingetreten, bezog er 1831 die Universität Heidelberg. Im Herbste 1835 unterzog er sich der juristischen Staatsprüfung und wurde am 12. Januar 1836 mit dem Prädikate 'gut' unter die Zahl der Rechtspraktikanten aufgenommen.
Seine ganze Anlage und Richtung wies ihn auf den Richterberuf hin, allein diese Laufbahn war damals noch seinen Glaubensgenossen verschlossen, und er war darauf angewiesen, seine juristischen Kenntnisse dem Anwaltsberufe zu widmen. Auf sein Ansuchen wurde ihm am 18. Januar 1838 das Schriftverfassungsrecht in Administrativsachen, am 23. Februar 1838 das gleiche Recht in gerichtlichen Angelegenheiten verliehen. Er blieb als Schriftverfasser in seiner Vaterstadt, genoss in seiner Tätigkeit großes Vertrauen bei den Rechtssuchenden, hohe Anerkennung bei den Gerichten und in den Kreisen seiner Kollegen. Das Ministerium der Justiz verlieh ihm am 7. Oktober 1843 den Titel eines Advokaten, jedoch ohne die Rechte der Prokuratur, da er sich nicht entschließen konnte, zur Ausübung der letzteren an das damals in Rastatt befindlichen Hofgericht überzusiedeln.
Als im Jahre 1864 die neue Gerichtsorganisation ins Leben trat, sollte der Wunsch seiner jungen Jahre in Erfüllung gehen. Wiederholten maßgebenden Aufforderungen mit Freude Folge leistend, meldete er sich zur Übernahme einer Richterstelle und wurde durch die Gnade Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs auf 1. Oktober 1864 zum Kreisgerichtsrate bei dem Großherzoglichen Kreis- und Hofgerichte Karlsruhe ernannt. In der neuen Stellung entfaltete er eine so segensreiche hervorragende Tätigkeit, dass er bei der im Jahre 1867 erfolgten Einrichtung der Handelsgerichte zum Vorsitzenden des Handelsgerichts Karlsruhe - Pforzheim befördert wurde. Fünfzehn Jahre hindurch war es ihm vergönnt, den Richterberuf auszuüben, während welcher Zeit er auch wiederholt den Vorsitz in der Strafkammer und im Schwurgerichte zu versehen hatte. Für den Beruf des Anwalts wie des Richters durch Scharfsinn, Rechtskenntnis und umfassende allgemeine Bildung vorzüglich befähigt, zeichnete er sich durch eine seltene Gewissenhaftigkeit aus, welche ihm jede Arbeit zur ernsten Aufgabe machte.
Seiner Wirksamkeit wurde auch höchsten Ortes die wohlverdiente Anerkennung gezollt. Im Jahre 1875 wurde ihm vom Großherzog das Ritterkreuz 1. Klasse des Zähringer Löwenordens verliehen. Im Februar 1877 geruhte der Kaiser, ihn mit Gemäßheit der vom Bundesrate vollzogenen Wahl zum Mitglied der Kaiserlichen Disziplinarkammer Karlsruhe für die Dauer des von ihm bekleideten Staatsamtes zu ernennen. Anlässlich der Einführung der Reichsgerichtsverfassung wurde der Heimgegangene im Mai 1879 mit Wirksamkeit vom 1. Oktober 1879 zum Landgerichtsrat und Vorsitzenden der Kammer für Handelssachen bei dem Landgerichte Karlsruhe ernannt. Allein seine schon längere Zeit aufgetretene Kränklichkeit steigerte sich gerade in jenen Tagen so, dass er sich genötigt sah, um seine Zurruhesetzung zu bitten. Unterm 12. Juni 1879 versetzte der Großherzog den Kreisgerichtsrat Heimerdinger unter Anerkennung seiner geleisteten Dienste auf 30. September 1879 in den Ruhestand.
Nur kurze Zeit sollte dieser Ruhestand währen und zugleich wurde diese Zeit von schweren körperlichen Leiden erfüllt. Kreisgerichtsrat Heimerdinger war nicht verheiratet; an der Stelle von Weib und Kind umstanden aber seine treuen Schwestern mit hingebender Sorgfalt sein Schmerzenslager und machten ihm den Abschied vom Leben leicht. Nachdem er in philosophischer Ruhe sein Haus bestellt hatte, starb er am 17. Juni 1883, ein 'voller und ganzen Mann' wie der Redner am Grabe hervorhob."  
Anmerkungen: -  Prokuratur: https://de.wikipedia.org/wiki/Prokurator
-  Zähringer Löwenorden: https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen         

      
70. Geburtstag von Oberrat Benjamin Willstätter (1884)  
Anmerkung: Benjamin Willstätter (1813-1895) war ein Bruder des Rabbiners Elias Willstätter.      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Januar 1884: "Oberrat Willstätter, der in Karlsruhe geboren ist und nun schon eine 48-jährige Tätigkeit als Lehrer, Rabbiner und Mitglied der Badischen obersten israelitischen Religionsbehörde seiner Vaterstadt und seinem engeren Vaterlande gewidmet hat, feierte am 23. Dezember vorigen Jahres seinen 70. Geburtstag. Trotzdem der Jubilar in seiner Bescheidenheit jede öffentliche Feier gern vermieten hätte, so ließen es sich seine Freunde doch nicht nehmen, diesen Tag festlich zu begehen. Am vorhergehenden Sabbat hielt Herr Rabbiner Dr. Schwarz in der Synagoge die Festrede und sprach für den Gefeierten ein inniges Gebet. Abgesehen von zahlreichen Privatkundgebungen der Teilnahme von Nah und Fern überbrachten am Jubeltage Deputationen die Glückwünsche und Geschenke der Gemeinden, der Rabbiner und Lehrer Badens. Mögen dem seiner amtlichen und gesellschaftlichen Stellung wegen hochangesehenen und als Mensch vielverehrten Jubilar noch viele Jahre frischen Schaffens und ungetrübten Glückes beschieden sein."   
Anmerkungen: - Rabbiner Dr. Schwarz: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0340 und https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Schwarz_(Rabbiner) .      
            

 
Schreiben des Großherzoglichen Geheimen Kabinetts aus Anlass der goldenen Hochzeit von Stadtrat Adolf Bielefeld (1890)   
Anmerkung: zu Adolf Bielefeld (1812-1895) siehe den Artikel im Stadtwiki Karlsruhe "Adolf Bielefeld"      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Juni 1890: "Aus Baden, 6. Juni. Besonders jetzt ist das Anschreiben, welches Stadtrat Bielefeld in Karlsruhe, Mitglied des Oberrates der Israeliten, bei Gelegenheit seiner goldenen Hochzeit aus dem Großherzoglichen Geheimen Kabinett erhalten hat, für weitere Kreise bemerkenswert. Es lautet:
Hochgeehrter Herr Oberrat!  
Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog ist es bekannt geworden, dass Euer Hochwohlgeboren morgen, den 4. Mai dieses Jahres mit Ihrer Frau Gemahlin die Feier der goldenen Hochzeit begehen.
Seine Königliche Hoheit nehmen an diesem seltenen Familienfeste den herzlichsten Anteil; zugleich gedenken Höchstdieselben bei diesem Anlass Ihrer langjährigen erfolgreichen Tätigkeit im Dienste Ihrer Glaubensgenossen als Mitglieder des Synagogenratskollegiums und dessen Vorsteher, Ihrer Wirksamkeit für das Gedeihen der hiesigen Gemeinde als Stadtrat, sowie für die Interessen des Bezirks und Kreises Karlsruhe als Bezirksrat und Mitglied des Kreisausschusses. Es ist deshalb Seiner Königlichen Hoheit ein wertes Anliegen, im Hinblick auf die bevorstehende Feier der Anerkennung erneuten Ausdruck zu geben, welche der Großherzog Ihrer während einer Reihe von 48 Jahren auf den verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens geübten segensreichen Wirksamkeit widmen in dieser Gesinnung haben Sich Seine Königliche Hoheit bewogen gefunden, Euer Hochwohlgeboren das Kommandeurkreuz Höchstihres Ordens vom Zähringer Löwen zu verleihen.
Im Vollzug dieser höchsten Entschließung beehre ich mich, Euer Hochwohlgeboren die Insignien und Statuten des Ordens sowie die Verleihungsurkunde im Anschluss zu überreichen, und bitte Sie, die Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung zu genehmigen.
Karlsruhe, den 3. Mai 1891.   Freiherr von Ungern-Sternberg.
Anmerkungen:  -  Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)  
-  Orden vom Zähringer Löwen: https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen  
-  Ungern-Sternberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Ungern-Sternberg.       
              

     
Oberprimaner Heinsheimer erhielt die goldene Medaille des Fichte-Preises des Großherzogs (1890)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Juni 1890: "Karlsruhe, 24. Juni. Vor 27 Jahren hat der Großherzog zur Erinnerung an den Philosophen J.G. Fichte und zur Pflege vaterländischen Sinnes unter der studierenden Jugend eine Stiftung gemacht, deren Erträgnis alljährlich hiesigen Gymnasiasten für die besten Bearbeitungen eines gegebenen Themas zuteil werden soll. In diesem Jahre lautete das Thema 'Platäa und Leipzig, eine geschichtliche Parallele.' Den ersten Preis, eine goldene Medaille nebst Reden Fichtes an die deutsche Nation, erhielt ein jugendlicher Glaubensgenosse, Oberprimaner Heinsheimer, während fünf andere Bewerber silberne Medaillen erhielten. Wenn man sich erinnert, dass gerade Fichte dem Juden den nationalen Idealismus und den geschichtlichen Sinn abgesprochen hat, so wird man in dieser mitgeteilten Tatsache auch sicher etwas vom Humor der Weltgeschichte erblicken." 
Anmerkungen:  - Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)  
J.G. Fichte: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottlieb_Fichte
Platäa: https://de.wikipedia.org/wiki/Plataiai
Leipzig: https://de.wikipedia.org/wiki/Völkerschlacht_bei_Leipzig.
                   

 
Bankier Fritz Homburger wurde als Nachfolger von Oberrat Adolf Bielefeld in den Stadtrat gewählt (1890)    
Anmerkung: Bankier Fritz Homburger (1850-1920). war zeitweise (1918-1920) Vorsitzender des Synagogenrats der jüdischen Gemeinde Karlsruhe und Mitglied des Oberrats der Israeliten sowie - wie hier berichtet - ab 1890 Karlsruher Stadtrat. Foto auf einer Seite von schule-bw.de.   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Juli 1890: "Bei der vor kurzer Zeit in Karlsruhe stattgehabten Neuwahl in den Stadtrat wurde Herr Bankier Fritz Homburger, unser Glaubensgenosse, an Stelle des wegen vorgerückten Alters ausgeschiedenen Herrn Oberrats Adolf Bielefeld, gewählt."                    

       
Die Kaufleute Rudolf Herrmann und Leopold Ettlinger werden zu Handelsrichtern ernannt (1890)   
Anmerkung: zu Leopold Ettlinger (1844-1912) siehe den Wikipedia-Artikel Leopold Ettlinger (Kaufmann).      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Dezember 1890: "In Baden hat der Großherzog folgende Glaubensgenossen zu Handelsrichtern ernannt; die Kaufleute Rudolf Herrmann und Leopold Ettlinger in Karlsruhe; Viktor Lenel und Louis Hirsch in Mannheim."                 

    
Die Leiche von Oberlandesgerichtsrat Max Heinsheimer wird gefunden (1892)      
Anmerkung: zu Oberlandesgerichtsrat Heinsheimer siehe Wikipedia-Artikel "Max Heinsheimer"       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai 1892:  "Die Leiche des seit Ende vorigen Jahres verschwundenen Oberlandesgerichtsrat Heinsheimer - Karlsruhe wurde im Rhein bei Speyer gelandet."                   

 
50-jähriges Dienstjubiläum von Oberrat Benjamin Willstätter (1892)  
Anmerkung: Oberrat Benjamin Willstätter (1813-1895) war ein Bruder des Rabbiners Elias Willstätter     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom  16. Dezember 1892: "Am 9. Dezember beging in Karlsruhe in aller Stille Herr Oberrat Willstätter sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Bei dieser Gelegenheit verlieh der Großherzog dem Jubilar das Kommandeurkreuz des Zähringer Löwenordens."                 

 
Beisetzung der Hofgoldstickerin Hannchen Heimerdinger (1893)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juni 1893: "Karlsruhe. Ein stattlicher Leichenzug geleitete die irdischen Überreste der Hofgoldstickerin Fräulein Hannchen Heimerdinger zur letzten Ruhestätte. In der Verstorbenen verliert Karlsruhe eine edle, mit Tugenden des Geistes und des Herzens aufs Reichste begabte Mitbürgerin, die Armen stets eine hilfsbereite Fürsorgerin war. Aber auch die Kunst beklagt in ihr den Verlust einer Genossin, die in ihrem Gebiete das Höchste leistete und sich dadurch nicht nur in ihrer Vaterstadt, sondern sogar weit über die Grenzen unseres Vaterlandes hinaus einen geachteten und ehrenvollen Namen erwarb.
Den jüdischen Gemeinden war sie besonders bekannt, durch Anfertigen von kunstvollen Schulchan- und Parochet- Decken und Mäntelchen." 
Anmerkung: -  Decken: Decke für die Bima (Vorlesetisch = Schulchan) https://de.wikipedia.org/wiki/Bima
-  Mäntelchen: Toramäntel https://de.wikipedia.org/wiki/Toramantel - Parochet ist der Vorhang vor dem Toraschrein.      

   
Hinweis auf das rituell geführte jüdische Hotel von K. Strauß "Europäischer Hof" (1893)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1893: "Aus dem Großherzogtum Baden wird uns geschrieben: Die Haupt- und Residenzstadt unseres Landes 'Karlsruhe' besaß bisher trotz ihrer großen Umgebung leider kein jüdisches Hotel feineren Stiles, in dem größere Festlichkeiten abgehalten werden können. Diesem Bedürfnis wird jetzt durch den Neubau des Herrn L. Strauß abgeholfen.
Derselbe errichtet ein Hotel in einer Weise, die allen gerechten Anforderungen entspricht. Verschiedene größere komfortable Säle zur Abhaltung von Hochzeiten usw., elegante und einfache Zimmer zum Logieren, lassen bei streng koscher Küche hoffen, dass dieses Hotel, welches den Namen 'Europäischer Hof' führen wird, sich alsbald die Gunst des Publikums erobern wird und wünschen wir dem Unternehmer Segen und Glück."        

    
Alt-Synagogenratsvorsteher Bar. Bernheim wird ausgezeichnet (1894)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1894: "Aus Baden, 22. Mai (1894). Zum 29. April, dem Jahrestage des Regierungsantrittes unseres Großherzogs, erfolgten vielfache Auszeichnungen. Von Glaubensgenossen erhielten solche u.a. Bankdirektor Hofrat Dr. Felix Hecht in Mannheim und Bezirksrabbiner Dr. Jos. Eschelbacher in Bruchsal das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen, Alt-Synagogenratsvorsteher Bar. Bernheim in Karlsruhe und Kaufmann E. J. Löwe in London das Ritterkreuz II. Klasse; Gerichtsschreiber G. Oppenheimer in Buchen das Verdienstkreuz dieses Ordens."    
Anmerkungen:  -  Baruch Bernheim: https://www.geni.com/people/Baruch-Bernheim/6000000006338968473  
-  Dr. Felix Hecht: https://de.wikipedia.org/wiki/Felix_Hecht_(Wirtschaftswissenschaftler) )
-  Bezirksrabbiner Dr. Jos. Eschelbacher: https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Eschelbacher   http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2130
         

 
Zum Tod von Baronin Julie von Haber (1896)    

Karlsruhe AZJ 19021897.jpg (153324 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Februar 1897: "Karlsruhe, 5. Februar (1897). Eine sehr interessante Frau, die letzte ihres Stammes, ist hier im hohen Alter gestorben, nämlich die Baronin Julie von Haber. Sie war, wie gesagt, die letzte dieses adeligen Namens, welche auf dem israelitischen Friedhofe beerdigt wurde. Die zahlreichen Teilnehmer bei dem Leichenbegängnisse waren, mit Ausnahme des Herrn Stadtrabbiners Dr. Appel und einiger anderen Funktionäre, fast alle Christen, meist Adelige. Die Verstorbene war allein dem Judentum treu geblieben. Sie hatte testamentarisch angeordnet, dass nach ihrem Ableben 2.000 Mark an jüdische Arme verteilt werden sollen. In ihrem Hause fand man hebräische Gebetbücher mit deutscher Übersetzung, die von einem öfteren Gebrauche zeugten. Sicher ist es nur ihrem Einflusse zu verdanken, dass ihr im Tod vorangegangener Gemahl Max von Haber und ihr einziger Sohn, der als Offizier den Krieg von 1870/71 mitgemacht hatte und einige Jahre später ebenfalls verstorben ist, dem Judentum treu geblieben sind. Der Schwiegervater der Verstorbenen, Salomon von Haber, im Jahre 1760 in Breslau geboren, war der Sohn armer Eltern; er hatte sich durch seinen Unternehmungsgeist eingroßes Vermögen erworben und ließ sich Ende des Jahrhunderts in Karlsruhe häuslich nieder. Habers Unternehmungsgeist verdankt Baden seine bedeutendsten Fabriken. Großherzog Karl ernannte ihn zum Hofbankier, und Großherzog Ludwig verlieh ihm 1829 den erblichen Adel. Er starb im Jahre 1840. Als ein Sohn desselben, Moritz von Haber, sich mit einem Offizier, Freiherrn von Göler, duellierte und dieser fiel, erregte dies in Karlsruhe großen Unwillen, und Haber musste fliehen. Ein anderer Sohn, Louis von Haber, hatte nach dem Tode seines Schwiegervaters eine Zuckerfabrik in Böhmen übernommen. Er war Begründer großer industrieller Institute in Österreich. In Anerkennung seiner Verdiente hat ihn der Kaiser von Österreich in den erblichen Freiherrenstand erhoben und zum Mitglied des Herrenhauses berufen"
Anmerkungen:  Julie von Haber war eine Schwiegertochter von Salomon von Haber: https://www.geni.com/people/Julie-von-Haber/6000000002803056731  https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_von_Haber#Geschichte  und https://digital.blb-karlsruhe.de/blbihd/periodical/pageview/248869.    


Anzeige der Gumbel Mosbacher'schen Stiftung (1900)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juli 1900: "Israelitische Religionsgesellschaft Karlsruhe. 
Aus der Gumbel Mosbacher’schen Schenkung ist eine Brautaussteuer von Mk. 500,- zu vergeben. Bewerberinnen müssen Kinder unbescholtener, religiös lebender Israeliten und ebenso selbst unbescholtene, religiös lebende Israelitinnen sein, welche das 17. Lebensjahr erreicht und das 40. noch nicht überschritten haben. Anverwandte der Familie Mosbacher wollen ihre Gesuche unter Anschluss eines Verwandtschaftsnachweises sowie eines Geburts- , Führungs- oder Verwandtschaftsnachweises sowie eines Geburts-, Führungs- und Vermögenszeugnisses von Seiten des betreffenden Rabbiners binnen 3 Wochen an den Unterzeichneten richten.
Karlsruhe, 15. Juli 1900
Der Vorstand. I. V. Raphael Wormser."     
    

 
Zum Tod von Raphael Wormser, Sohn des Gründers der Israelitischen Religionsgesellschaft Baruch Wormser (1901, IRG)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1901: "Leitender Artikel. Raphael Wormser. Seine Ruhe sei Wonne.
Mainz, 1. Mai. Einen großen Verlust hat die mit jugendlicher Frische stets aufstrebende, rastlos um den weiteren Ausbau ihrer Institutionen bemühte Religionsgesellschaft in Karlsruhe erlitten. Einer der besten Männer, einer der hingebungsvollsten Arbeiter ist nach Gottes unerforschlichem Ratschlusses jäh aus ihrer Mitte herausgerissen worden. Als man am Sabbat den immer wieder aufs Neue ergreifenden Einleitungsvers las: 'Und Gott sprach zu Moscheh nach dem Tode der beiden Söhne Arons, als sie hintraten zu Gott und starben', als die Karlsruher altjüdische Gemeinde in ihrer herrlichen Synagoge andachtsvoll der Vertiefung dieses ernsten Anfangs der Sidra? lauschte, stand Raphael Wormser in der Mitte seiner Brüder, die stolz und freudig in zu den Ihrigen rechneten. Und vierundzwanzig Stunden waren kaum vorübergegangen, da erfüllte Wehgeschrei die Stadt, Raphael Wormser war hingetreten vor Gott, um priestergleich eine Mitzwah zu erfüllen und kaum war er hingetreten die Mitzwah war eben ausgeführt, da hatte der Allgütige sich geheiligt durch Einen der Ihm nahe stand, hat Er - Gott sei gepriesen - einen Brand entzündet, den ganz Israel beweinen soll. Die Freude in der Erfüllung göttlicher Gebote war das höchste Lebensglück des Mannes, um den wir heute klagen; und die Mitzwah, auf die der Schriftvers (Psalm 119,162 'Froh bin ich über Deine Verheißung...') besonders Anwendung findet, die Mitzwah Miloh, fand in ihm einen reinen, edlen Priester. Festlich hergerichtet war am Samstag Raphael Wormsers Wohnung: Ein fremdes Kind wollte der Hausherr einführen in den Bund Abrahams. Laut und kräftig sprach er die Brachah mit gewohnter Meisterschaft vollzog er die Miloh, die Mitzwah war eben vollendet, da stürzte er zusammen. Gott hatte ihn zu sich genommen. An seinen drei letzten Lebenstagen Freitag, Schabbos und Sonntag durfte er noch an drei Knaben den Bund der Beschneidung ausführen, besonders viele Gemeindeangelegenheiten, wie von einer Ahnung getrieben, mit seinen treuen Freunde und Genossen den Gott uns noch lange erhalten möge, besprechen und ordnen; und als am ersten Wochentage die Sonne ihren Hochstand noch nicht erreicht hatte, da wurde er zu Denen gezählt, von denen stolz verkündet werden kann (hebräisch und deutsch aus 3. Mose 16,1) sie traten zu Gott hin und her – starben. Was unser dahingeschiedener Bruder seiner Familie war, was die Armen und Kranken an ihm verloren, seine emsige Tätigkeit, seine unbestechliche Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe, all das zu schildern, ist überflüssig; bei einem Manne mit dem jüdischen Pflichtgefühl, mit der jüdischen Menschenfreundlichkeit, bei einem Jehudi, wie Raphael Wormser es war, spricht man davon nicht. Wir wollen nur von den Pflichten sprechen, die er freiwillig auf sich genommen durch die er seinen Pflichtkreis nach eigener Wahl erweitert hatte und die er beispielgebend mit Umsicht, Ausdauer und Opferfreudigkeit lange Jahre hindurch mit stets regem Eifer erfüllte. Da war vor allem die Religionsgesellschaft, die sein Vater, der unvergessliche Baruch Wormser s. A. unter schweren Kämpfen und unglaublichen Schwierigkeiten vor drei Jahrzehnten hat gründen helfen. Es ist keine Übertreibung, wenn wir sagen, nächst seiner Familie war die Religionsgesellschaft der Gegenstand seiner größten Sorge und seiner immerwährenden Hingebung. Wenn ein Freund und Gesinnungsgenosse bei ihm zu Besuch weilte, so verlief die Zeit in anregendem, belehrendem Gespräch. Mit besonderem Stolze wies er dann auf die Fortschritte    
Karlsruhe Israelit 02051901a.jpg (365446 Byte)und neuen Errungenschaften der Religionsgesellschaft hin, und gar oft konnte er erzählen von großen Dingen, die da verbessert und verschönert oder neugeschaffen waren. Ihn gerade musste die aufsteigende Geschichte seiner Gemeinde mit besonderer Genugtuung erfüllen, denn ein Verein mit treuen, gleichstrebenden Genossen führte er die Angelegenheiten der gesetzestreuen Juden in Badens Hauptstadt von Erfolg zu Erfolg zu neuen, unverhofften Siegen. Als gestern die zahlreichen Freunde und Verehrer des uns zu früh Entrissenen hinausgeeilt waren zum Friedhof der Religionsgesellschaft, um, was sterblich war an ihm, der Erbe zu übergeben, da wurden an der Stätte der Wehmut viele Worte der Anerkennung den musterhaften Einrichtungen der Karlsruher Religionsgesellschaft gewidmet, man war erstaunt, auch an der Art der Gebäulichkeiten und der Anlage des Friedhofs zu erkennen, in welch vollkommener Weise eine kleine Schar überzeugungstreuer, opferbereiter Männer all das ins Leben zu rufen verstanden hat, was unser heiliges Gesetzt von einer Gemeinde verlangt. O Lobesworte für seine Religionsgesellschaft, wie freute es Raphael Wormser, wenn er bei Lebzeiten solche von aufrichtigen Freunden hören durfte! Gestern hörten wir aus dem Lobe der Karlsruher Religionsgesellschaft das Lob des Mannes heraus, der unermüdlich daran gearbeitet hatte, die Erfolge der Religionsgesellschaft möglich zu machen und dessen entseelte Hülle man jetzt dem heiligen Baden übergab, den er sich zur Grabesstätte ausersehen.
In Karlsruhe wird viel Tora gelernt; viele Geschäftsleute dort glauben mit Recht die Stunden der Muße nichts Besserem widmen zu können als dem Studium unseres heiligen Gesetzes. Unter die Ersten, die dort mit Begeisterung und angestrengtem Denken Tora lernten und lehrten, wird Raphael Wormser gezählt. In der Religionsschule der Religionsgesellschaft wirken neben dem hochverehrten Rabbiner Dr. Schiffer - sein Licht leuchte - eine Reihe tüchtiger Lehrkräfte, die es verstehen, in die Herzen der Kinder die Saat reichsten Segens zu legen. Auch an diesen Erfolgen hat unser teurer Freund, als umsichtig sorgender Schulvorsteher, unablässig mitgearbeitet. Die zahlreichen Wohltätigkeitsvereine, die ihm ihre Verwaltung anvertrauten die Chevra Kadischa, deren Vorsteher er war, die Lernvereine und Klausstiftungen, die Gemeindebibliothek, die Kaschruseinrichtungen, die seiner Fürsorge unterstanden. Alles hat er wohlgeordnet in blühendem Zustand seinem Nachfolger hinterlassen. Ein Parnes und ein Manhig ist mit ihm dahingegangen, den man den Großen aus Israels Vergangenheit zur Seite stellen darf. Wie nicht anders zu erwarten, war die Beteiligung an dem Leichenbegräbnis eine außergewöhnlich große, nicht nur die Zahl der Teilnehmer, sondern mehr noch die aufrichtige Teilnahme, der lebhafte Schmerz, der sich auf dem Gesichte der zahlreichen Leidtragenden, besonders bei allen Karlsruher zeigte, verkündete laut und eindringlich, da hier eine ganze Gemeinschaft einmütig einen herben Verlust beklagt. Die ergreifenden Reden, die an der Bahre gesprochen wurden, gaben diesen Gefühlen lauten Ausdruck. Zuerst sprach tiefbewegt und alle Herzen bewegend, Herr Rabbiner Dr. Schiffer. Er vor allem war berufen, auf die Lücke hinzuweisen, die durch den Verlust eines solchen Mitgliedes in seiner Gemeinde klafft. Der Schwager des Dahingeschiedenen, Herr Rabbiner Wagenaar aus Arnheim in Holland, folgte als Redner; kein Auge blieb bei den beredten Worten dieses liebevollen Verwandten tränenleer. Ein weiterer Schwager, Herr Benjamin Hirsch aus Halberstadt, sowie ein Freund und Kollege in der Gemeindeverwaltung, Herr Samuel Straus aus Karlsruhe, verstanden es, in meisterhaften Reden den großen Verdiensten des Vielbetrauerten gerecht zu werden. Viele Nachbargemeinden hatten Vertretungen zum Leichenbegräbnisse geschickt, besonders nennen wir die Religionsgesellschaften von Frankfurt, Darmstadt und Mainz. Außer den genannten Herren Rabbinern waren noch zugegen die Herren Rabbiner Appel und Posner – Karlsruhe, Bamberger -Schildberg. Bondi Mainz, Buttenwieser - Straßburg, Löwenstein - Mosbach, Marx Darmstadt, Unna - Mannheim. Anwesend waren auch der Geheime Regierungsrat Meyer und der Synagogenrat Fritz Meyer. Im Trauerhause widmete Herr Stiftsrabbiner Dr. Blumengrund dem treuen Freunde einen tiefempfundenen Nachruf. Einer der Trauerredner hatte mit Hinweis auf den Schlüssel des Heiligtums, den der Hohepriester bei der Zerstörung des Tempels zum Himmel reichte, ausgeführt, dass mit dem letzten Hauche Raphael Wormser der ihm anvertraute Schlüssel des Heiligtums zu Boden fiel. Dem Wunsche des Redners, dass treue Hände diesen Schlüssel aufheben und führen mögen, schließen wir uns mit der sicheren Überzeugung an, dass man dort wetteifern wird, dahin zu arbeiten, dass der große Riss möglichst wenig fühlbar werde. Der Allgütige möge Kraft senden der schwergeprüften Familie, Segen der ganzen wackeren Karlsruher Religionsgesellschaft.  Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. 
Anmerkungen:  - Moscheh: https://de.wikipedia.org/wiki/Mose
-  Mitzwah: https://de.wikipedia.org/wiki/Mitzwa
-  Milah: https://de.wikipedia.org/wiki/Brit_Mila
-  Schabbos: (jiddisch für) Sabbat
-  Brachah: Segen https://de.wikipedia.org/wiki/Bracha
-  Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
-  Rabbiner Dr. Schiffer: https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer
-  Chevra Kadischa: Beerdigungsbruderschaft  https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa  
-  Kaschruseinrichtungen: https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdische_Speisegesetze
-  Parnes. Gemeindevorsteher https://de.wikipedia.org/wiki/Parnas_(Judentum)  
-  Manhig: Gemeindevorsteher 
-  Israel: hier gemeint: jüdische Gemeinschaft  
-  Rabbiner Wagenaar: Rabbiner Lion Wagenaar https://www.encyclopedia.com/religion/encyclopedias-almanacs-transcripts-and-maps/wagenaar-lion  
-  Rabbiner Appel:Rabbiner Dr. phil. Meier Appel  https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel  
-  Rabbiner Posner: Rabbiner Dr. phil. Salomon Posner http://www.steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=2491 
-  Rabbiner Bamberger: Rabbiner Dr. phil. Moses Bamberger http://steinheim-institut.de:50580/cgi-bin/bhr?id=1986 
-  Rabbiner Bondi: Rabbiner Dr. phil. Jonas Marcus Bondi (1862-1929) 
-  Tempel: https://de.wikipedia.org/wiki/Salomonischer_Tempel.     

   
Zum Tod von Bella Homburger, Witwe von Bankier Veit L. Homburger (1901)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1901: "Karlsruhe, 12. März. Auch hier hat der unerbittliche Tod ein teures Opfer gefordert. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich Donnerstag, den 7. des Monats die traurige Nachricht vom Hinscheiden der Frau Bankier Bella Homburger, Witwe des Begründers der hiesigen Bankfirma Veit L. Homburger.
Vermöge ihrer seltenen Tugenden, besonders wegen ihrer Gottesfurcht und Wohltätigkeit, war sie eine der hervorragenden Zierden der ganzen Stadt. Von der Verblichenen kann man mit Recht sagen (hebräisch und deutsch:). Heil dem, der sich seinem edlen Herzenstrieb folgend, des Armen annimmt, denn ohne Rücksicht auf ihr großes Ansehen und hohes Alter suchte sie Arme und Kranke in ihren Wohnungen auf, um deren Schmerzen durch reichliche Gaben und Trostesworte zu lindern, wodurch sei sich als langjähriges Vorstandsmitglied des 'Israelitischen) Frauenvereins'.
Die ungewöhnlich zahlreiche Trauerversammlung, die zu Ehren der verewigten Frau Bella Homburger in der Leichenhalle des alten israelitischen Friedhofes anwesend war, ist der untrügliche Beweis, welche aufrichtige Verehrung dieselbe in allen Kreisen genossen hat. Die Leichenrede hielt Herr Stadt- und Konferenzrabbiner Dr. Appel."
Anmerkung: zu Rabbiner Dr. phil. Meier Appel vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel  
     

 
David Rudolf Homburger, Inhaber einer Weingroßhandlung wird Großherzoglich Badischer Hoflieferant (1902)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Karlsruhe i. B., 22. Juli. Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden hat den Inhaber der Weingroßhandlung D.R. Homburger dahier dem Herrn David Rudolf Homburger, das Prädikat eines Großherzoglichen Badischen Hoflieferanten verliehen."
Anmerkung: zum Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)         

   
Goldene Hochzeit von Meier Strauß und Frau (1902)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902: "Karlsruhe, Ende Juli. Vorige Woche feierte Herr Meier Strauß mit seiner Ehefrau im engen Familienkreise das Fest der goldenen Hochzeit. Welche Achtung das Ehepaar genießt, erfuhr man durch die herzliche Teilnahme, die ihm von allen Kreisen der hiesigen Gemeinde erwiesen wurde. Auch Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden ließ ihnen die in Lebensgröße ausgeführten Portraits des großherzoglichen Paares huldvoll überreichen. Möge es Herrn M. Strauß und seiner Gemahlin noch eine lange Zeit von Jahren beschieden sein, ihre gottesfürchtige und rechtschaffene Lebensweise im ungestörten Glücke fortzuführen und durch das Wohlergehen ihrer Kinder und Enkel jederzeit erfreut zu werden."    

 
Zum Tod von Auguste Willstätter (1902, Bericht von Januar 1903)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1903: "Karlsruhe, im Dezember (1902) Unter überaus großer Beteiligung wurde am Freitag, 19. dieses Monats Frau Auguste Willstätter, Witwe des Herrn Oberrats Benjamin Willstätter und Schwester des Herrn Finanzminister a. D. Dr. Moritz Ellstätter, im hiesigen alten israelitischen Friedhofe beerdigt. In der Leichenhalle hielt deren Schwiegersohn, Herr Stadt- und Konferenzrabbiner Dr. Appel, eine tiefgreifende Rede, in welcher er das musterhafte Leben und Wirken der Verblichenen schilderte. Auch ein Vorsteher des hiesigen israelitischen Frauenvereins, Herr Rudolf Hermann, widmete Frau Oberrat Willstätter einen Nachruf und dankte für die segensreichen Erfolge, die sie während mehrerer Dezennien als Vereinsvorsteherin erzielt hat." 
Anmerkungen: - zu Benjamin Willstätter: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0652
- zu Moritz Ellstätter: https://ka.stadtwiki.net/Moritz_Ellstätter
- zu Rabbiner Dr. phil. Meier Appel: https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel       

   
Gedächtnisfeier für Samuel Strauß (Karlsruhe) in Fulda (1904)    

Fulda FrfIsrFambl 26021904.jpg (72343 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Februar 1904: "Fulda, den 22. Februar (1904). Im Anschluss an den Minchah-Gottesdienst hielt unser allverehrter Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn eine Gedächtnisfeier für den der Erdenwelt so früh entrückten Herrn Samuel Strauß, Karlsruhe, ab, die auf die zahlreichen Anwesenden einen überwältigenden Eindruck hervorbrachte. Ausgehend von dem Worte unserer Weisen, dass der Mensch verpflichtet sei, auch Gott zu danken, wenn ein schweres Geschick ihn niederbeuge, zeichnete der Herr Redner unter Zugrundelegung der Bibelstelle: 'Und der Knabe Samuel wurde immer größer und wohlgefälliger sowohl bei Gott, wie bei den Menschen,' ein Lebensbild des Entschlafenen so klar und wahr, dass auch derjenige, der den großen Toten nicht kannte, schmerzbewegt ausrufen musste: 'Wehe, dass dieser Fromme von uns genommen, wehe, dass der Tod eine solche Lücke gerissen.'  
Wir hoffen und wünschen aufrichtig, dass die herrliche Rede dem Drucke übergeben werde."     

  
Zum Tod von Fabrikant Max Würzburger (1905)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. März 1905: "Karlsruhe in Baden. Die hiesige israelitische Religionsgesellschaft erlitt verflossene Woche einen schweren Verlust durch das Hinscheiden ihres langjährigen, eifrigen Mitglieds, des Herrn Fabrikanten Max Würzburger s. A. In Heidelberg, wo er Heilung von einem schweren Leiden suchte, verschied er am 27. vorigen Monats (= Februar 1905). Zu der am 1. dieses Monats hier stattgehabten Beerdigung waren Freunde und Bekannte aus Nah und Fern, besonders aber auch sehr zahlreiche Nichtjuden mit denen er im Verkehr gestanden, erschienen.
Sein Ehrwürden, Herr Rabbiner Dr. Schiffer verlieh in seiner nach Form und Inhalt meisterhaften Leichenrede dem Schmerz der Religionsgesellschaft über den herben Verlust dieses edlen Mannes Ausdruck, hervorhebend seine innige Frömmigkeit und insbesondere seine vielseitige, reichliche Wohltätigkeit, strenge Rechtlichkeit in Handel und Wandel, gepaart mit rastloser Tätigkeit, ferner noch mit besonderem Nachdruck sein gewissenhaftes und eifriges Wirken als 20jähriges Mitglied der Chewra Gemisuß Chesed (= Wohltätigkeitsverein). In dem Verblichenen betrauert die Gemeinde ein wahrhaft frommes, edles Mitglied, die Armen und Bedürftigen einen warmen Freund und Unterstützer. Nach dem Herr Rabbiner sprachen zwei Verwandte in Namen der Familie. Von der Liebe und Verehrung für den Entschlafenen zeugt auch, dass außer seinen Verwandten und Freunden, viele hervorragenden Geschäftsfreunden, die Angestellten und Arbeiter seiner im benachbarten Eggenstein befindlichen Fabrik und der vollzählige Gemeinderat dieses Ortes, der Bürgermeister an der Spitze ihm die letzte Ehre erwiesen. Möge unsere in letzter Zeit so schwer heimgesuchte Gemeinde viele solch brave, edle Männer zählen."
Zu Max Würzburger: http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/4845.html   

   
Zum Tod von Finanzminister a.D. Moritz Ellstädter (1905)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Juni 1905: "Karlsruhe, 14. Juni. Finanzminister a. D. Moritz Ellstädter ist heute im Alter von 78 Jahren gestorben.
Ellstädter, geboren 1827 in Karlsruhe, studierte die Rechte, lernte bei der Discontobank in Berlin das Bankgeschäft, ließ sich in Durlach, dann in Karlsruhe als Rechtsanwalt nieder, wurde 1864 Assessor am Kreis- und Hofgericht in Mannheim, 1865 Kreisgerichtsrat. 1866 von Matthy als Rat in das Finanzministerium berufen, wurde er 1868 dessen Nachfolger als Chef des Finanzministeriums und 1871 Mitglied des Bundesrats, in dem er als Referent über die Münzgesetze auftrat. Im März 1893 trat er in den Ruhestand."       
 
Karlsruhe AZJ 23061905.jpg (277363 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni 1905: "Die Woche
Berlin, 20. Juni. Der Tod des ehemaligen badischen Finanzministers Dr. Moritz Ellstädter könnte allen unseren Freunden wie unseren Gegnern in diesen Tagen willkommene Veranlassung bieten, darüber nachzudenken, wie herrlich weit wir es in Deutschland gebracht haben. Wäre es heute wohl nur denkbar, dass ein Jude selbst im kleinsten Duodezstaate zum Minister ernannt wurde und 25 Jahre lang in dieser Stellung sich behaupten könnte? Eine Antwort auf diese Frage mag sich jeder selbst geben. Dass aber ein Jude zu dieser Stellung nicht geeignet sei, wird selbst die Kreuzzeitung nicht behaupten können, wenn sie das Leben des Verstorbenen an sich vorüberziehen lässt. Wir geben in Kurzem die wichtigsten Daten wieder:
Dr. Moritz Ellstädter, der am 14. dieses Monats in Karlsruhe gestorben ist, wurde am 11. März 1827 daselbst geboren, hat also ein Alter von 78 Jahren erreicht. Er trat 1850 in den badischen Justizdienst und kam 1856 nach Berlin, um hier eine Stelle bei der Diskontogesellschaft zu übernehmen, aus der er die Jahre später nach Baden zurückkehrte. Er ließ sich als Anwalt in Durlach nieder, siedelte von dort 1863 nach Karlsruhe über und wurde im folgenden Jahre als Assessor bei dem Kreis- und Hofgericht in Mannheim, wo er 1865 zum Rat befördert wurde. 1866 wurde Ellstätter als Ministerrat in das Finanzministerium berufen und im Februar 1868 bereits zum Präsidenten dieses Ministeriums als Nachfolger Karl Mathys ernannt. Von da ab hatte er das badische Finanzwesen ein Vierteljahrhundert lang geleitet und die organisatorischen Umgestaltungen, die der Eintritt Badens in das Deutsche Reich, sowie die neuen Finanz- und Steuergesetze mit sich brachten, in umsichtiger und verdienstlicher Weise durchgeführt. Seit 1881 war auch das gesamte Eisenbahnwesen ihm unterstellt. Dem Bundesrat gehörte er seit 1871 als Bevollmächtigter an und ist in diesem mehrfach, besonders als Referent in Fragen der Münzverfassung hervorgetreten. Im März 1893 war Ellstätter in den Ruhestand getreten.
Wie der edle Fürst, der ihn zu dieser Stellung berufen, über Ellstätters Wirken dachte, beweist das nachstehende Handschreiben, das der Großherzog von Baden anlässlich seines 20jährigen Amtsjubiläums an ihn richtete:
Mein lieber Geheimer Rat Ellstätter!
Mit dem heutigen Tage sind 20 Jahre verflossen, während welcher Sie als Präsident meines Finanzministeriums den Staatshaushalt geleitet haben. In dieser langen Zeit und unter recht schwierigen Verhältnissen haben Sie das Vertrauen, mit welchem Ich Sie auf diese verantwortungsvolle Stelle berufen habe, durch Ihre ebenso geschickte wie umsichtige als gewissenhafte und treue Amtsführung in vollem Maße gerechtfertigt und dem Staat durch die sorgsame Pflege und Ausbildung seines Finanzwesens die ersprießlichsten Dienste geleistet. Der heutige Rückblick auf diese lange bewährte Tätigkeit legt es mir nahe, Ihnen einen neuen Beweis Meiner Wertschätzung und Dankbarkeit zuteil werden zu lassen. Ich habe mich deshalb bewogen gefunden, Ihnen den Charakter als Finanzminister zu verleihen und erteile gleichzeitig dem Staatsministerium den Auftrag, das zur Ausführung dieser Entschließung Erforderliche vorzukehren.
Karlsruhe, den 11. Februar 1888 Ihr wohlgeneigter Friedrich

Als Ellstätter 1893 seine Entlassung nahm, geschah dieses unter den ehrenvollsten Kundgebungen seitens seines Herrn und des Landes. Moritz Ellstätter, der ein Schwager des früheren Rabbiners und späteren Oberrates Ephraim Willstätter war, ist als Jude gestorben. Er war der erste jüdische Minister in Deutschland! Wann wird er einen Nachfolger finden?"
Anmerkungen: -  Discontobank: https://de.wikipedia.org/wiki/Disconto-Gesellschaft
-  Matthy: Karl https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mathy   https://www.deutsche-biographie.de/sfz59002.html   https://www.mannheim.de/de/tourismus-entdecken/stadtgeschichte/stadtpunkte/demokratie-arbeiterbewegung-widerstand/wohnhaus-von-karl-mathy
-  Duodezstaat: https://de.wikipedia.org/wiki/Zwergstaat
-  Kreuzzeitung:  https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Preußische_Zeitung_(Kreuzzeitung)  
-  Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog) 
-  ...seines Herrn: Großherzog Friedrich von Baden https://ka.stadtwiki.net/Friedrich_I._von_Baden  
-  Rabbiner Ephraim Willstätter: Vgl. Artikel in einer Seite zu Gailingen zum Tod von Rabbiner Ephraim Willstätter von 1862; Eigentlich war Minister Willstätter Schwager von Rabbiner Benjamin Willstätter: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0652; es könnte aber auch Rabbiner Elias Willstätter: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0867
Oberrat: https://de.wikipedia.org/wiki/Oberrat_der_Israeliten_Badens     
   

   
Trauerfeier für Finanzminister a.D. Dr. Moritz Ellstätter (1905)      

Karlsruhe AZJ 23061905a.jpg (235425 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Juni 1905: "Karlsruhe, 16. Juni. In der Halle des neuen israelitischen Friedhofes hatte sich Vormittag um 11 Uhr eine zahlreiche Trauerversammlung eingefunden, um dem nach reich gesegnetem Leben hochbetagt dahingeschiedenen Staatsmann Dr. Moritz Ellstätter, dem man in seinem badischen Vaterlande dauernd ein dankbares Gedenken bewahren wird, die letzte Ehre zu erweisen. Den anwesenden Angehörigen wurde von allen Seiten herzliches Beileid ausgesprochen. Der Großherzog war durch Oberschlosshauptmann Kammerherrn von Offensandt-Berckholtz, die Großherzogin durch Oberstleutnant a.D. Schlosshauptmann von Stabel, Prinz Karl durch Rittmeister von Frisching. Außerdem waren anwesend sämtliche Staatsminister und Honoratioren der Verwaltung der Stadt und des öffentlichen Lebens, sowie Mitglieder des Landtages, des Bürgerausschusses und viele Vertreter von Handel und Industrie. In der Halle hielt Stadtrabbiner Dr. Appel die Trauerrede, in der er das schöne Bild des reich gesegneten Lebens des Verstorbenen in warm empfundenen Worten vorführte. Wir bedauern lebhaft, dass der karg zugemessene Raum dieses Blattes es uns nicht gestattet, diese würdige und ausgezeichnete Rede ganz abzudrucken, aber wenigstens einen Passus wollen wir doch den Lesern mitteilen, der für sie besonders interessant ist. Herr Dr. Appel sagte unter anderem: 'Danken wollen wir auch, die Glaubensgenossen des Dahingeschiedenen, der göttlichen Vorsehung dafür, dass wir ihn den unseren nennen durften. Denn, wenn auch Moritz Ellstätter nicht direkt an dem kirchlichen Leben seiner Glaubensgemeinschaft teilgenommen hat, so hat er doch nie aufgehört, sich als Jude zu fühlen und sein Interesse für seine leidenden Glaubensbrüder an den Tag zu legen. Und wenn auch die Interessen seiner Glaubensgemeinschaft durch seinen Einfluss in hoher amtlicher Stellung niemals eine unmittelbare Förderung erhalten haben, so war doch schon der Umstand, dass ein Jude, der nie aufgehört hat ein Jude zu sein, von unserem Landesfürsten mit einem der höchsten Staatsämter betraut wurde, für uns von erhebender Wirkung. Hat er doch nicht bloß durch seine Leistungen, sondern auch durch seine Charaktereigenschaften und sein ganzes Auftreten so manche Vorurteile gebannt, unter denen seine Glaubensgenossen zu leiden hatten. Gott allein wollen wir danken. Denn dem Dahingeschiedenen Worte des Dankes zu weihen, wäre dem bescheidenen Sinne zuwider, den er im Leben an den Tag gelegt und der alles, was er tat, nur als Pflichterfüllung betrachtete.'
Die Rede machte auf die große Trauerveranstaltung einen tiefen Eindruck." 
Anmerkungen: Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)    
Kammerherr Offensandt-Berckholtz: Wilhelm von Offensandt-Berckholtz:  https://www.berckholtz-ka.de/geschichte.html 
Großherzogin: https://de.wikipedia.org/wiki/Luise_Marie_Elisabeth_von_Preußen
Oberstleutnant von Stabel: Wahrscheinlich ein Nachkomme von Anton von Stabel  https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_von_Stabel  
Prinz Karl: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Baden_(General)  
Rabbiner Appel: https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel  sowie https://www.geni.com/people/%D7%9E%D7%90%D7%99%D7%A8-%D7%90%D7%A4%D7%A2%D7%9C/6000000022863309548  


Erinnerungen an Dr. Moritz Ellstätter (Artikel von 1905)     

Karlsruhe AZJ 07071905a.jpg (491967 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1905: "Erinnerungen an Finanzminister Ellstätter
Von S. Rothschild – Worms.
Die Ernennung Moritz Ellstätters fällt in die Zeit, in welcher ich in Karlsruhe das evangelische Lehrerseminar besuchte. Seminardirektor Stern, ein Schüler Pestalozzis, war in seinem 80. Lebensjahre in den Ruhestand getreten und an seiner Stelle 1866 der seit zwei Jahren ebenfalls pensionierte Geh. Hofrat Lentz berufen worden. Für die jüdischen Seminaristen bedeutete der Direktionswechsel den Beginn einer neuen Ära, denn Direktor Stern hatte, wie ein älterer Lehrer damals öfters erzählte, nicht selten sich bemüht, jüdische Seminaristen, besonders, wenn sie in Geldverlegenheiten waren, dem Judentum zu entfremden und dem Christentum zuzuführen. Sein Nachfolger Lentz dachte über diesen Punkt ganz anders, und wenn jetzt im Allgemeinen, ein freierer Geist einzog, so empfanden die jüdischen Seminaristen besonders angenehm, dass ihr Direktor einen Unterschied zwischen christlichen und jüdischen Seminaristen nicht kannte. Diesen wohltuenden Umstand hatte ich es zu verdanken, dass Hofrat Lentz mich als Privatlehrer einer christlichen Familie empfahl, die zu den ersten Familien Karlsruhes zählte. Ein früherer Minister, hohe Offiziere, bedeutende Professoren waren die nächsten Verwandten dieser Familie, die aus Mutter und Sohn bestand, das ich zu unterrichten hatte. Einschalten möchte ich hier noch, dass dieser frühere Schüler, der heute in hoher Staatsstellung sich befindet, die Beziehungen zu dem früheren Seminaristen immer noch aufrecht erhält.
In damaliger Zeit war Karl Mathy Staatsminister. Er musste zur Zeit des politischen Druckes Deutschland verlassen, wirkte als Volksschullehrer in der Schweiz, war dann eine Zeit lang Buchhändler, in welcher Eigenschaft er Berthold Auerbach (vgl. Seite zu Nordstetten) den Weg zur Herausgabe seiner 'Schwarzwälder Dorfgeschichten' ebnete und trat später in die Diskontobank ein, wo er, wenn ich nicht irre, Ellstätter, der ebenfalls dort beschäftigt war, kennenlernte. Seinem Einflusse war es jedenfalls zuzuschreiben, dass dieser an die Spitze des Finanzministeriums gestellt, sehr bald veranlasste, dass Ellstätter als Ministerialrat in sein Ministerium berufen wurde. Man war über diese Berufung in jüdischen Kreisen sehr erfreut, denn die Anstellung von Juden in damaliger Zeit war selten und die Berufung an eine hervorragende Stellung schien fast unmöglich.
Im Jahre 1868 erkrankte Mathy sehr gefährlich, sein Ende stand bevor. Als ich eines Tages meinem Schüler Unterricht erteilte, sagt mir die Mutter: 'Heute weiß ich Ihnen eine sehr wichtige Mitteilung zu machen, die gewiss großes Interesse für Sie hat, aber Sie müssen diese Mitteilung für sich behalten. Ein Glaubensgenosse von Ihnen wird Minister werden. Meinem Schwager ist das Portefeuille angeboten worden, aber er ist sehr augenleidend und hat es deshalb abgelehnt. Mathy hat auf dem Todesbette Ellstätter warm empfohlen, aber man soll ob seiner Konfession Bedenken tragen. Der Großherzog und Prinz Wilhelm (der Bruder des Großherzogs) bestehen aber darauf, und so wird Ellstätter Minister werden. Dass der Großherzog von der Konfession Ellstätters keinen Anstoß nahm, hatte man erst kurz vorher erfahren. Der spätere Generalmusikdirektor Levi aus Gießen war zum Kapellmeister ernannt worden. Man hatte damals in Karlsruher Kreisen davon gesprochen, dass, als die Ernennung Levis offiziell bekannt wurde, Kapellmeister K. Den Großherzog darauf aufmerksam machte, dass Levi Jude sei, der Großherzog habe aber geantwortet: ‚Ich habe nicht den Juden, sondern den tüchtigen Musiker angestellt.‘ '
Ich weiß nicht mehr, wie viele Wochen vergangen waren, seitdem die Mutter meines Schülers mir jene vertraulichen Mitteilungen gemacht hatte. Im Seminar fand eine 'Orgelstunde' statt. Die Seminaristen, welche in dieser Stunde nicht an die Reihe kamen, durften sich mit anderen Arbeiten beschäftigen. Da kommt der Musiklehrer, ein sehr braver, aber sehr pietistisch gesinnter Herr auf mich zu, mit der Frage: 'Kennen Sie Ellstätter?' 'Nein.' 'Haben Sie schon ihn schon gesehen?'
'Einmal hat ein mir fremder Herr das Seelengebet für verstorbene Eltern (Maskir) neben mir verrichtet. Man hat mir später gesagt, dass dies der Ministerialrat Ellstätter gewesen sei.' 'Geht er öfters zur Synagoge?' 'Das weiß ich nicht, weil ich sonntags zur Zeit des Gottesdienstes im Seminar und an den Feiertagen nicht hier bin.' 'Ist er im Ministerium des Innern oder im Finanzministerium?' 'Auch das weiß ich nicht.' 'Wissen Sie, warum ich Sie frage? Man spricht in der Stadt viel davon, dass Ellstätter Finanzminister werden soll.'
Es dauerte nicht lange und die 'Karlsruher Zeitung' brachte die offizielle Ernennung Ellstätters zum Präsidenten des Finanzministeriums. Manche Kreise haben sich ob dieses Fortschrittes gefreut, aber in vielen anderen herrschte tiefe Verstimmung, die in manchem 'offenen Brief', wie ich mich noch dunkel erinnere, zum Ausdrucke kam, am deutlichsten in einer in Offenburg http://www.alemannia-judaica.de/offenburg_synagoge.htm tagenden Versammlung der nationalliberalen Partei, die damals wirklich liberal war und gar manches offene Wort an die Regierung richtete, besonders wegen der damaligen Kaltstellung des liberalen Ministerialrates Kiefer. Man hat natürlich in jener Versammlung die Konfession Ellstätters nicht berührt, wohl aber den Umstand, warum man den Finanzminister nicht aus dem Kreise der Kameralisten, wie dies sonst zu geschehen pflegt, sondern aus dem Kreise der Juristen. Ob bei manchem Teilnehmern jener Versammlung dies der Hauptgrund der            
Karlsruhe AZJ 07071905b.jpg (146755 Byte)Interpellation gewesen, wer vermochte dies zu entscheiden? Im Übrigen hat – und auch das war nur eine Ironie der Geschichte – Ellstätters Ernennung zum Minister auf Jollys Vorschlag Lamey, den badischen Judenemanzipator, derart verblüfft und verdrossen, dass er, wie in einem bayerischen Blatte erzählt wird, abends in den 'Darmstädter Hof' zu Karlsruhe gestürmt kam und dem Wirt wütend zurief: 'Herr Cerf, nennen Sie sich Hirsch, dann werden Sie Minister.' In unverfälschtem Karlsruher Dialekt wurde ihm aber aus der Tafelrunde zugerufen: 'Deß hasch jetzt dervon mit Deine Judde. Da hasch ja kain Ruh g’habbt, bis d’emanzibiert g’habbt hasch!' Tatsache ist, dass den edlen Landesfürsten in seinem Entschlusse nichts beirren konnte, dass Ellstätter, wie man hörte, sich sehr bald die Wertschätzung der Beamten seines Ministeriums erworben hatte.
So lange ich im Seminar war, hatte ich keine Gelegenheit, den Minister Ellstätter zu sehen, so sehr ich mich auch darum bemüht hatte. Da stand eines Tages in der zweiten Kammer der Landstände ein interessanter Gegenstand auf der Tagesordnung und dieser, sowie der Umstand, dass ich noch nie einer Kammerverhandlung angewohnt hatte, führten mich aus einem Karlsruhe benachbarten Dorfe, wo ich als Lehrer angestellt war, nach dieser Stadt. Auf der Galerie hatte ich lange vor dem Beginn der Verhandlungen Platz genommen. Die Abgeordneten unterhalten sich sehr lebhaft miteinander. Da tritt ein Mann ein, den alle freundlich begrüßten. Ich frage einen neben mir Sitzenden: 'Wer ist der Herr, dem man von allen Seiten so freundlich entgegenkommt?' 'Das ist Minister Ellstätter.'
Anmerkungen-  S. Rothschild: Samson Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Rothschild   http://www.warmaisa.de/stolpersteine/rothschild-samson-1848-1939/
http://alemannia-judaica.de/worms_texte.htm
-  Lehrerseminar: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-1557 http://www.alemannia-judaica.de/karlsruhe_texte.htm#Das%20israelitische%20Landesstift
-  Seminardirektor Stern: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Stern_(P%C3%A4dagoge)
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0988
-  Pestalozzi: https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Pestalozzi
-  Karl Mathy:https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Mathy
https://www.deutsche-biographie.de/sfz59002.html
-  Berthold Auerbach: https://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Auerbach  
-  Diskontobank: https://de.wikipedia.org/wiki/Disconto-Gesellschaft   
-  Portefeuille: Ressort https://de.wikipedia.org/wiki/Ministerium#Portefeuille   
-  Großherzog: https://www.wikiwand.com/de/Friedrich_I._(Baden,_Großherzog)  https://ka.stadtwiki.net/Friedrich_I._von_Baden    
-  Generalmusikdirektor Levi: Hermann Levi, 1839 -1900:  https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Levi   https://www.deutsche-biographie.de/pnd118865900.html   https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0329  Auf der Seite zum Rabbinat Gießen die Artikel über Die Vorfahren des Generaldirektors Hermann Levi... (1933), den Artikel über Hofkapellmeister Hermann Levi, Sohn des Rabbiners Dr. Levi erhält den Titel eines General-Direktors der Königlichen Hofkapelle (1889). 
-  Kapellmeister K.: wahrscheinlich Wilhelm Kalliwoda: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kalliwoda 
-  Maskir: https://de.wikipedia.org/wiki/Jiskor 
-  Karlsruher Zeitung: https://digital.blb-karlsruhe.de/blbz/zeitungen/periodical/titleinfo/1790223  
-  Ministerialrat Kiefer:Friedrich Kiefer https://dewiki.de/Lexikon/Friedrich_Kiefer_(Politiker)   
-  Kameralisten: https://de.wikipedia.org/wiki/Kameralismus 
-  Interpellation: https://de.wikipedia.org/wiki/Interpellation 
-  Jolly: Isaak Jolly https://de.wikipedia.org/wiki/Isaak_Jolly 
-  Lamey: August Lamey https://de.wikipedia.org/wiki/August_Lamey 
-  Darmstädter Hof: Kreuzstraße 2, Karlsruhe 
-  Cerf: Französisch für 'Hirsch'
'-  Deß hasch…': Das hast du jetzt von deiner Zuneigung zu den Juden. Du hast ja keine Ruhe gegeben, bis du sie emanzipiert hattest.'
-  Landstände: https://de.wikipedia.org/wiki/Landstände .
  

  
Zum Tod von Rechtsanwalt Dr. Max Friedberg (1907)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1907: "Karlsruhe, 13. Februar. In der Nacht zum vergangenen Schabbat leSidra Mischpatim (= Nacht zum 9. Februar 1907) verschied hier ganz unerwartet in Folge Herzschlags Herr Dr. Max Friedberg. Der Verstorbene, der neben der Pflege seiner ausgedehnten Rechtsanwaltspraxis eine rege Tätigkeit auf verschiedensten Gebieten des öffentlichen Lebens entfaltete, gehörte zu den bekanntesten Persönlichkeiten Karlsruhes. Im Stadtverordnetenkollegium, dem er lange Jahre angehört hatte und wo selbst eine Reihe wichtiger Referate, seiner Sachkenntnis anvertraut war, ebenso in der Anwaltskammer, die in ihm ihren langjährigen Vorsitzenden verliert und im Anwaltsverein hinterlässt der Verstorbene empfindliche Lücken. In der israelitischen Landessynode, die ihm bei der letzten Tagung zum Präsidenten gewählt hatte, war Herr Dr. Friedberg, obwohl nicht streng orthodox, alle Zeit bemüht, mit dem ganzen Gewichte seines Ansehens für die konservativen Bestrebungen einzutreten und sein Abgang wird in den Kreisen des gesetzestreuen Judentums Badens noch lange schmerzlich empfunden werden. Die Wertschätzung, der sich der Verstorbene bei seinen Mitbürgern und zunächst bei seinen Glaubensgenossen erfreut hatte, kam in einer imposanten, alle Kreise umfassenden Beteiligung der am letzten Montag stattgefundenen Beerdigung zum Ausdruck. In der Leichenhalle der israelitischen Religionsgesellschaft, auf deren Friedhof der Verstorbene seine letzte Ruhe gefunden hat, hielt Rabbiner Dr. Schiffer dem ihm freundschaftlich nahe gestandenen Gemeindemitglied einen tiefempfundenen Hesped (Trauerrede). Nach ihm sprachen die Rechtsanwälte Dr. Binz und Kusel namens der Anwaltskammer und des Anwaltsvereins, Herr Bezirksrabbiner Dr. LöwensteinMosbach namens des Kuratoriums der Baron von Rothschild’chen Lungenheilstätte Nordrach, Herr Stadtrabbiner Dr. Appel – Karlsruhe für die Vereinigung badischer Israeliten und Geheimer Oberregierungsrat Herr Dr. Mayer für die israelitische Synode. Ihnen schloss sich noch eine Anzahl von Rednern an, welche namens mehrerer gemeinnütziger Institutionen und philanthropischer Vereine Worte des Dankes und Abschieds sprachen. Der Verstorbene hat ein Alter von 59 Jahren erreicht. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des ewigen Lebens
Anmerkungen: - Dr. Friedberg: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0667 und (vor allem zum Sohn Dr. Hans Friedberg) http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1049.html
- Schabbat leSidra Mischpatim: Schabbat mit dem Tora-Abschnitt Mischpatim, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Mischpatim, das war 1907: Samstag, 9. Februar 1907 = 25. Schwat 5667, der letzte Schabbat im Monat Schwat.  
- Hoftheater: https://ka.stadtwiki.net/Hoftheater_Karlsruhe
- Israelitische Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
- Rabbiner Dr. Schiffer: https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer
- Dr. Binz: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0916
- Rechtsanwalt Kusel: Wahrscheinlich ein Nachfahre von Rudolf Kusel: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0641
- Rabbiner Dr. Löwenstein: https://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Löwenstein 
- Lungenheilstätte Nordrach:  https://www.stadtanzeiger-ortenau.de/nordrach/c-panorama/mekka-fuer-tuberkulosekranke_a16446  
- Stadtrabbiner Dr. Appel: https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel 
- Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer: Dr. David Mayer
      
- Vgl. auch genealogische Informationen https://www.geni.com/people/Max-Friedberg/6000000174902141869 und http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1049.html
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Februar 1907: "Karlsruhe. Rechtsanwalt und Stadtverordneter Dr. Friedberg, der unerwartet an einem Herzschlag verschied, nahm im öffentlichen Leben eine sehr geachtete Stellung ein. Seine Tochter, die sich durch mehrere literarische Arbeiten bekannt gemacht hat, ist mit dem dramatischen Sekretär des Hoftheaters Dr. Wolff verheiratet."    

  
Auszeichnung für Chefredakteur Julius Katz (1907)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Mai 1907: "Karlsruhe. Julius Katz, Chefredakteur der Karlsruher Zeitung, erhielt das Ritterkreuz 1. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen." 
Anmerkungen: - Julius Katz: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0721 
- Karlsruher Zeitung: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-1181 
- Orden vom Zähringer Löwen: https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen 
     

 
Zum Tod von Baurat Prof. Ludwig Levy (1907)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1907: "Karlsruhe, 6. Dezember. Am 30. dieses Monats ist der bekannte Baurat Professor Ludwig Levy auf einer Dienstreise von Freiburg hierher im Coupée auf der Station Offenburg tot aufgefunden worden. Ein Herzschlag hatte dem Leben des 53jährigen ein jähes Ende bereitet. Mit ihm ist einer der hervorragendensten Architekten des Landes dahingegangen. Er wurde am 14. März 1852 in Landau geboren. Seine Spezialität war der Bau von Synagogen. Die nach seinen Plänen gebauten Synagogen in Straßburg, Kaiserslautern, Baden-Baden, Pforzheim, Luxemburg, St. Johann (Entwurf) und Rostock, ferner viele andere Bauten, darunter das prächtige Ministerialgebäude in Straßburg, bilden unvergängliche Denkmäler der schöpferischen Künstlernatur des Verewigten. In mehr als 20jähriger Tätigkeit als Professor der hiesigen Baugewerbeschule hat er ein segensreiches Wirken entfaltet Außerdem war er im Ministerium des Innern tätig. Sein Andenken sei gesegnet.
Anmerkungen: - Ludwig Levy: http://www.alemannia-judaica.de/synagoge_pforzheim.htm  http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2019/14199/pdf/MOHG_77_1992_S33_46.pdf   https://www.pfalzgeschichte.de/ludwig-levy/   https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0668.        

 
Zum Tod von Therese Thalmann (1908)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1908: "Karlsruhe, 29. Sept. Eine echte Repräsentantin der guten alten Zeit wurde am 16. Elul (= 12. September 1908) auf dem Friedhofe der hiesigen israelitischen Religionsgesellschaft zur Ruhe geleitet. Frau Therese Thalmann, die ihren Lebensabend in Frankfurt a. M. im Kreise ihrer Kinder und Enkel verbrachte, wurde ihrer letztwilligen Verfügung entsprechend hier in Karlsruhe bestattet, wo sie an der Seite ihres ausgezeichneten Gatten, des Herrn Stiftsrabbiners Ephraim Thalmann, genannt R. Gumpel - das Gedenken an den Gerechten sei zum Segen - und nach seinem vor 28 Jahren erfolgten Hinscheiden, in seinem Geiste selbständig eine segensreiche Wirksamkeit entfaltet hat. Die zahlreiche Beteiligung an dem letzten Geleite legt ein Zeugnis ab für die allgemeine Hochachtung und Liebe, die man trotz jahrzehntelanger Abwesenheit für sie bewahrt hatte und die meisterhaften Reden, die an ihrer Bahre von dem ehrwürdigen Rabbiner Dr. Schiffer, von ihrem Schwiegersohne, Herr Prof. Dr. Fink und von einem Freunde des Hauses, Herrn Jeidel, gehalten wurden, gaben ein lebenswahres Bild der Verstorbenen. Wir sollen sie als wahre Eschet Chajil (= tüchtige Frau im biblischen Sinn, vgl. Sprüche 31) im Hause schalten und wirken. Glaubensgenossen vom Lande, die ihre Kinder zur Fortbildung in die Hauptstadt brachten, suchten gerne das Thalmann’sche Haus auf - und nicht ohne Nutzen. Von den Pfleglingen dieses Hauses hat der eine oder andere die höchsten der den Juden zugänglichen Stellungen in der Beamten- und Gelehrtenlaufbahn erreicht. Dass ihnen ihre Religion das Höchste blieb, dass sie zu Führern der deutschen Judenheit wurden, daran hat die kluge, tüchtige Frau auch ihren bescheidenen Anteil. Der Tod ihres Gatten zwang sie, ihr Können und Wissen zu entfalten. So konnte man sie sehen, 'Jüdisch' unterrichten. Ihre Söhne zur Bar Mitzwah vorbereiten, das Bild einer Mutter, die ihrem Sohn Kriegswaffen anlegend, ins Jüdische übertragen! - Wir konnten sie beobachten bei der Erfüllung ihrer schweren Pflichten und sie bei ihrer Erholung und Zerstreuung belauschen. Ihre Unterhaltung war geistreich – Bilder, Vergleiche, Anekdoten, tiefe Weisheitssprüche standen ihr für jede Gelegenheit zur Verfügung. Der ganze Inhalt von Deutsch-Chumasch (= Tora; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Chumasch), Ze'enah U-Re'enah (vgl.  https://de.wikipedia.org/wiki/Ze'enah_u-Re'enah) und Menorat haMeor (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_I._Aboab) war ihr zum geistigen Eigentum geworden, die Psalmen, 'ihr Tehilim', konnte sie wortwörtlich auswendig, sie sprach immer in Toraworten, ohne es zu betonen, meistens ohne, dass sie es selber merkte. Bewusst tat sie es nur bei Tisch. Bei keiner Mahlzeit durften Toraworte fehlen. Man sollte wirklich bei Zeiten das getreue Lebensbild dieser edlen Frau festhalten, zum Muster und Vorbild der kommenden Generationen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Anmerkungen: - Rabbiner Ephraim Thalmann: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0864 
- Rabbiner Dr. Schiffer: Rabbiner Dr. phil Sinai Schiffer https://de.wikipedia.org/wiki/Sinai_Schiffer
- Bar Mitzwah: https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa   
   

 
Zum Tod des Chemikers Dr. Reinherz (1909)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1909: "Karlsruhe, 3. Januar. Eine Trauerkunde hat vorige Woche unsere Gemüter erschüttert. Der Chemiker Dr. Reinherz ist ganz plötzlich – infolge eines Herzschlages – im 63. Lebensjahre verschieden. Seit mehr als dreißig Jahren als Assistent an der hiesigen Großherzoglichen Chemischen Untersuchungsanstalt tätig, hat er sich als ein Gottesfürchtiger, Friedliebender und als ein um das Wort Gottes Zitternder (vgl. Esra 9,4) im wahrsten Sinne des Wortes bewährt.
Aus Russland stammend, kam er seinerzeit als armer, bescheidener Student in unsre Stadt und dank seinem Fleiße brachte er es bis zu einer staatlichen Anstellung, in der er bis zur letzten Stunde beharrte. Nur seiner außerordentlichen Bescheidenheit und einer beispiellosen Anspruchslosigkeit ist es zuzuschreiben, dass der Mann außerhalb des Kreises unserer Gemeinde fast unbekannt geblieben ist. Leute, die ihm näherstanden, wissen, dass nur die peinliche Rücksicht mit den Satzungen unserer Tora nicht in Konflikt zu geraten, ihm den Ehrgeiz zum Avancement abstumpfte. Trotz aller großer Opfer, die sein staatlicher Beruf ihm auferlegte, blieb seine peinliche Pünktlichkeit in Bezug auf den Schabbat und Teilnahme an dem Gottesdienst eine unveränderliche, sodass Herr Rabbiner Dr. Kramer in seiner ergreifenden Trauerrede, die Psalmsätze 'Wer geht hinauf auf den Berg des Ewigen...' (Psalm 24,3) im buchstäblichen Sinne auf ihn anwenden konnte.
Welch hohe Anerkennung dieser fromme, schlichte Jehudi bei seinen hohen staatlichen Vorgesetzten trotz seiner strengen Beobachtung des Sabbats stets gefunden hat, konnte die ihm im Leben Fernstehenden erst an seinem Leichenbegräbnis ersehen. Die höchsten Vertreter der staatlichen Anstalt, deren Mitglied er war, ließen es sich, trotz der frühen Morgenstunde und der grimmigen Kälte, sowie trotz des Neujahrsfestes - nicht nehmen, ihrem Kollegen die letzte Ehre zu erweisen.
An der Bahre widmete ihm Herr Geheimer Hofrat Prof. Bunde, Mitglied der Ersten Kammer, einen sehr warmen Nachruf, in dem er die edle Gesinnung, sowie das unerschütterliche Pflichtbewusstsein des Verblichenen rühmte und hervorhob. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Avancement: (hier) Karriere, berufliches Fortkommen
- ...peinlich: Gemeint ist hier 'mit Akribie, Genauigkeit'
- Rabbiner Dr. Kramer: Rabbiner Dr. phil. Jakob Kramer vgl. Artikel "Zum Tod des Stiftsrabbiners Dr. Jakob Kramer (1921) 
- Jehudi: hebräisch für 'Jude', gebraucht meist für "frommer Jude" 
- Neujahrsfestes: Gemeint ist hier das Neujahrsfest des gregorianischen Kalenders, nicht des jüdischen Kalenders.       

    
Stadtrabbiner Dr. Appel, Bertha Friedberg und Sara Meier (alle aus Karlsruhe) werden mit der Friedrich-Louisen-Medaille ausgezeichnet (1912)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Oktober 1912: "Aus Karlsruhe in Baden wird uns geschrieben: Seine KönigIiche Hoheit der Großherzog hat folgenden Mitgliedern der hiesigen israelitischen Gemeinde die Friedrich-Louisen-Medaille verliehen: Dem Stadtrabbiner Dr. Appel, der Frau Bertha Friedberg Witwe und der Frau Sara Meier."
Anmerkungen: - Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Baden,_Großherzog)  
- Friedrich-Louisen-Medaille: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich-Luisen-Medaille
- Stadtrabbiner Dr. Appel: https://de.wikipedia.org/wiki/Meier_Appel
- Bertha Friedberg geb. Marx: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0667       
  

   
Über den Reichstagsabgeordneten Dr. Ludwig Haas (Artikel von 1912 und 1914)   
Anmerkung: zu Ludwig Haas vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Haas_(Politiker)   
neuere Literatur: Ewald Grothe /Aubrey Pomerance / Andreas Schulz (Hrsg.): Ludwig Haas, Ein deutscher Jude und Kämpfer für die Demokratie. Droste, Düsseldorf 2017 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 174)
.     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. April 1912: "Die jüdischen Reichstagsabgeordneten  -  Erste Serie
In Nr. 12 brachte ich ein, wie ich glaubte, ein authentisches Verzeichnis der jüdischen Mitglieder des gegenwärtigen deutschen Reichstags. Da ich glaubte, dass es meinen Lesern von Interesse sein dürfte, die jüdischen Vertreter des Reichstags im Bilde vor sich zu sehen, so wandte ich mich an die sieben dort genannten Herren zugleich mit der Bitte, mir kurze Nachrichten über ihren Lebensgang und womöglich auch über ihre Stellung zum Judentum zu machen. Bisher hatten dieser nur vier der Angegangenen entsprochen. Einzelne haben gar nicht geantwortet, von einer Seite ist mir nahegelegt worden, zu erwägen, 'ob es wirklich dem Judentum nützlich sei, die jüdischen Reichstagsabgeordneten sozusagen korporativ zu behandeln.' Darauf möchte ich antworten, dass aus dem zufälligen Umstande, dass die Mehrzahl der dem Judentum entstammenden oder dem Judentum treugebliebenen Reichstagsabgeordneten der Sozialdemokratie angehören, durchaus kein Schluss auf die Stellung des Judentums zur Politik gezogen werden kann und soll. Jeder politisch gebildete Leser weiß, dass die jüdischen Sozialdemokraten weder ausschließlich von Juden gewählt noch deswegen der Ehre ihres Mandats teilhaftig geworden sind, weil sie Juden sind; sondern, dass die Partei bestimmte Kandidaten aufstellt, und dass die Wähler im Allgemeinen gewohnt sind, der Parteileitung zu folgen. Es kann daher lehrreich sein, dass die dem Judentum angehörigen Sozialdemokraten in solchen Wahlkreisen durchgedrungen sind, in denen sie vielleicht nicht eine jüdische Stimme auf sich vereinigt haben. Aber immerhin ist es ein Zeichen der Zeit, dass die sozialdemokratische Parteileitung keinen Unterschied im Glauben macht. Dass nur zwei unserer Reichstagsabgeordneten der Volkspartei, kein einziger der nationalliberalen angehört, soll nicht der Leitung dieser Parteien Schuld gegeben werden. Es standen namentlich in der Volkspartei manche jüdischen Kandidaten zur Wahl; der Zufall oder widrige Umstände haben gegen sie entschieden. Jedenfalls wollen wir hoffen und wünschen, dass die jüdischen Abgeordneten, welcher Partei sie auch angehören, wo es Not tut, ihre Stimmen für die Juden erheben werden.
L. G. 
1. Vertreter der Volkspartei  -  Dr. Ludwig Haas, Rechtsanwalt und Stadtrat in Karlsruhe in Baden.               
Karlsruhe AZJ 05041912a.jpg (181658 Byte)'Ich bin am 16. August 1875 in Freiburg im Breisgau geboren. Ich besuchte die Volksschule in Freiburg und Landau (Pfalz) und Bruchsal. Während meines Universitätsstudiums war ich Mitglied der Verbindungen K. C. Badenia in Heidelberg, Licaria in München und der Freiburgia in Freiburg i. Brg. Ich hatte mich diesen Verbindungen angeschlossen und für sie gearbeitet, weil ich schon als Student der Auffassung war, dass der Kampf gegen den Antisemitismus Pflicht eines selbstbewussten deutschen Studenten jüdischer Konfession sein müsste. Ich habe auch die in den Verbindungen im K. C. geleistete Erziehungsarbeit als wertvoll erkannt. Nach beendigtem Staatsexamen promovierte ich in Freiburg in Baden und war dann badischer Rechtspraktikant. Seit 1901 bin ich Rechtsanwalt in Karlsruhe und seit dem Jahre 1909 ehrenamtlicher Stadtrat. Ich bin Expräsident der Carl-Friedrich Loge U.O.B.B. (= Unabhängiger Orden Bne Beriss, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/B'nai_B'rith) und im Vorstand des badischen Landesverbandes des Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Unter Ablehnung zionistischer Anschauungen erblicke ich im deutschen Judentum eine historisch gewordene Gemeinschaft, die dem deutschen Volksganzen wertvolle Dienste geleistet hat und wertvolle Dienste leistet. Das deutsche Judentum darf nicht aus Gründen des Rechts und der Gerechtigkeit, sondern aufgrund seiner wertvollen wirtschaftlichen Leistungen die endliche Durchführung der Gleichberechtigung in der Praxis erlangen.
Ehrenpflicht eines jeden deutschen Juden ist es, gerade im Hinblick auf die mannigfachen Kränkungen und Zurücksetzungen nicht nur die Zugehörigkeit zum Judentum zu bewahren, sondern für seine Gleichberechtigung und soziale Hebung zu arbeiten.'"
Anmerkungen:  - Nationalliberale Partei: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalliberale_Partei
K.C. Badenia: Benannte sich 1902 in K.C. Bavaria um: https://de.wikipedia.org/wiki/Bavaria_Heidelberg  
K.C.: https://de.wikipedia.org/wiki/Kartell-Convent  
Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens: vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Central-Verein_deutscher_Staatsbürger_jüdischen_Glaubens
   
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Dezember 1914: "Wie sein badischer Landsmann und Kollege Ludwig Frank hat sich auch Dr. Ludwig Haas, der bekannte demokratische Politiker und fortschrittliche Reichstagsabgeordnete für Karlsruhe, gleich nach Kriegsbeginn als Kriegsfreiwilliger gemeldet.  
Der 'Unteroffizier des Landsturms' wollte nicht nur zur Bahnbewachung dienen, sondern er, der in Bern und Basel mitgearbeitet hatte, um das Verhältnis zu Frankreich freundschaftlicher zu gestalten, wollte nun, da das Vaterland angegriffen war, an die Front vor den Feind.   
Mit dem neugebildeten Regiment 'Karlsruhe 109' kam er auch sehr bald in die schweren Kämpfen um Ypern, wo er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde. Schon nach wenigen Tagen hatte die Kompanie keine Offiziere mehr, und so bekam er, der indessen Vizefeldwebel geworden war, als Offizierstellvertreter die Führung der Kompanie.  
Wir haben schon früher einmal das Bild des verehrten Mannes gebracht, stellen aber gern unseren Lesern den wackeren Kämpfer für Recht und Freiheit noch in Uniform vor.  J.G."     

           
Über die Sängerin und Gesangspädagogin Emilie Kaula geb. Ettlinger (geb. 1833 in Karlsruhe, gest. 1912 in München; Artikel von 1920)   

Karlsruhe AZJ 01101920.jpg (485202 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober 1920: "Emilie Kaula. Am 29. September 1912 schied Emilie Kaula, eine der hervorragendsten Gesangsmeisterinnen des neunzehnten Jahrhunderts, die auf das Münchener Musikleben Jahrzehnte hindurch den weitesttragenden Einfluss ausgeübt hat, fast achtzigjährig von dieser Erde. Das Lebensbild dieser Glaubensschwester, über die bisher nur sehr wenig bekannt war, dem geschätzten Leserkreise dieses Blattes nahe zu bringen, soll die Aufgabe dieser kleinen Skizze sein. Emilie Kaula wurde am 9. Juli 1833 als die Tochter des Karlsruher Hofgerichtsadvokaten Veit Ettlinger und seiner Gattin Sarah Sophie Kaula aus Augsburg geboren. Inmitten einer zahlreichen Geschwisterschar wuchs sie im Sonnenschein zärtlichster Elternliebe und Fürsorge heran und genoss eine vorzügliche Erziehung. Frühzeitig zeigte sich bei ihr ausgesprochene musikalische Begabung und namentlich eine auffallend schöne Stimme. Der Gedanke an eine künstlerische Ausbildung lag in jener Zeit den höheren jüdischen bürgerlichen Familienkreisen noch fast gänzlich fern. Der Cäcilien-Verein ihrer Vaterstadt, in dem Händel'sche und Mendelssohn'sche Oratorien und Schumann'sche Chorkompositionen aufgeführt wurden, gab dem jungen Mädchen häufig Gelegenheit zum Solosingen und in Schumanns 'Paradies und Peri' hatte sie einen großen Erfolg. Der Dirigent des Vereins war auch Emiliens Gesanglehrer, verstand jedoch wenig von Stimmbildung und nur die glücklichen Anlagen seiner Schülerin bewahrten diese vor Gefährdung ihrer Stimmmittel. Ein Solo aus Mozarts 'Idomeneo', das Emilie singen sollte, gab ihrer Mutter Veranlassung, diese dem ehemals berühmten, in Karlsruhe lebenden Tenor Haizinger zuzuführen, der mit lebhaftem Interesse die Partie mit der jungen Kunstnovize studierte. Schon früher hatte Liszt sie in Karlsruhe gehört; bei einem ihm zu Ehren veranstalteten Konzert, in dem sie mitwirkte, wurde ihr die Auszeichnung zuteil, dem berühmten Gast einen Lorbeerkranz überreichen zu dürfen, wofür sie Liszt mit schmeichelhaften Worten auf die Stirn küsste. 
Von außerordentlicher Bedeutung für Emiliens musikalische Ausbildung war ein längerer Aufenthalt in Paris, im Hause ihres dort verheirateten älteren Bruders. Sie blieb von 1858 bis 1861 dort und kam namentlich durch ihren Vetter, den Komponisten Friedrich Gernsheim, der seinen Studien eine Reihe von Jahren in der französischen Metropole oblag, mit vielen musikalischen Größen in Berührung, u.a. auch mit dem berühmten Gesangsmeister Julius Stockhausen. Dieser hatte in Paris einen vorzugsweise aus Deutschen bestehenden kleinen Gesangverein gegründet, den er leitete; Emilie sang in diesem Chor und Stockhausen erklärte, er höre stets sofort ihre schöne Stimme heraus. Durch diesen Verein lernte sie auch Frau Pauline Viardot-Garcia kennen, die ihre Stimme sehr schön fand und sie einlud, bei ihr zu singen und ihren Unterrichtsstunden zuhörend beizuwohnen. Fraglos haben diese beiden Gesangsgrößen bedeutenden Einfluss auf Emilie gehabt. Bei Gernsheim traf sie u.a. auch Saint-Saëns, Colonne, die Milanollo und viele andere Musiker und Sänger von Ruf. Unter den deutschen Musikern, die ihr schon damals näher traten, war vor allem der spätere Hofkapellmeister in Karlsruhe und Generalmusikdirektor Hermann Levi und dessen Bruder, der unter dem Namen Lindeck in Paris wirkte. In den Pariser Aufenthalt Emiliens fiel auch die berüchtigte erste Tannhäuser-Aufführung, der auch Emilie mit ihrem Bruder beiwohnte. 
Heimgekehrt vermählte sich Emilie noch in demselben Jahre 1861 mit einem Verwandten ihrer Mutter, dem damaligen Bankdirektor Hermann Kaula aus Harburg. Kurze Zeit darauf übersiedelten jedoch die Gatten nach München, der Vaterstadt Kaulas, wo dieser ein Bankgeschäft gründete. Die junge Frau setzte hier eifrig ihre musikalischen Studien fort, nahm noch längere Zeit Gesangunterricht, gründete ein Gesangquartett und in ihrem Hause fanden oft musikalische Aufführungen statt, die sich später zu einem glänzenden musikalischen Salon erweitern sollten. Im Jahre 1872 kam Hermann Levi von Karlsruhe nach München und durch ihn wurde sie mit Brahms bekannt, dem sie mit ihren Quartettmitgliedern seine 'Liebeswalzer' vorsang, die dieser und Levi begleiteten.  
Nachdem 1876 Emiliens Gatte nach längerer Krankheit gestorben war, begann sie ihre Kunst als Beruf auszuüben. Ihr Gesangsquartett entfaltete sich zu einem Gesangverein, für den sie junge Dirigenten von musikalischer Bedeutung zu gewinnen wusste, unter anderem auch Joseph Rubinstein. Emilie Kaula gebührt das Verdienst, in einer Zeit in München für Brahms eingetreten zu sein, als dieser noch unbeachtet war; viele seiner Kompositionen erfuhren in ihrem Hause ihre erste Aufführung, ebenso später die Blumenmädchenszene aus dem 'Parsifal', wie die ersten Kompositionen des jungen Richard Strauß. Als Hermann Levi die glänzenden gesangspädagogischen Erfolge seiner Freundin wahrgenommen hatte, empfahl er sie warm jungen Gesangstudierenden. Ihre erste Schülerin war die spätere Konzertsängerin Pia von Sicherer, zahllose andere folgten, die überall in deutschen Landen auf der Bühne und im Konzertsaal den Ruhm der Kaulaschen Gesangschule verkündeten. In den achtziger Jahren veranstaltete Frau Kaula mit ihrem Schülerkreise und ihrem Gesangverein auch einige Opernaufführungen; später fanden nur öffentliche und private Konzerte statt und schließlich löste sie ihren Gesangverein auf. Bis kurz vor ihrem Tode bildete ihr Salon nicht nur den Mittelpunkt der musikalischen Welt Münchens - die Komponisten Ludwig Thuille, Max von Schillings und andere mehr verkehrten oft und gern in ihrem Hause -, auch viele Persönlichkeiten, die in den literarischen, wissenschaftlichen und künstlerischen Kreisen Münchens Ruf und Ansehen genossen, scharten sich um die hochgebildete, geist-, gemüht- und taktvolle Frau, von der sie reiche Anregungen empfingen und die es in einzigartiger Weise verstand, ihr Heim zu einer Stätte edelster Geselligkeit zu gestalten. Bis in die späteste Zeit konnte Frau Kaula ihren Schülern alles selbst vorsingen, was ja bei jedem Gesangunterricht besonders wichtig ist. Als Gesanglehrerin war sie überhaupt nicht hoch genug zu schätzen; niemals hat sie Talentlosigkeit beschönigt. Max Zenger, der Komponist des 'Kain', sagte von ihr kurz vor seinem Tode:  'sie ist die gewissenhafteste Lehrerin, die ich kenne, sie hat noch nie eine Stimme verdorben und hat noch nie versprochen, was sie nicht gehalten'. Niemals hat sie wenig behabten Schülern trügerische Hoffnungen auf dereinstige reiche künstlerische Erfolge vorgespielt. So ist es ihr natürlich nicht erspart geblieben, auch vielfach Undank zu ernten, jedoch bei weitem mehr Dank und Anhänglichkeit ist ihr zuteil geworden. Sie war ihrem großen Schülerkreise nicht nur die ernste strenge, rastlose Lehrerin, sondern auch eine wahrhaft mütterliche Freundin und Beraterin, und wo sie nicht selbst mit Geldmitteln helfen konnte, suchte sie ihre einflussreichen Verbindungen für die ihrer musikalischen Erziehung anvertrauten jungen Talente                  
Karlsruhe AZJ 01101920a.jpg (126350 Byte)nutzbar zu machen. Bis zum letzten Hauche ging ihr die Kunst über alles. Sie hatte die Freude, ihre musikalische Begabung auf ihre beiden Kinder verehrt zu sehen. Ihr Sohn Friedrich Kaula, Direktor der München-Dachauer Papierfabrik, ist ein bekannter Mäzen der Münchener Gesellschaft. Ihre Tochter Magdalene Muncker geb. Kaula (sc. geb. 1861 in München), die Gattin des bedeutenden Literaturhistorikers der Münchener Universität Professor Franz Muncker, hatte sich schon als junges Mädchen als Pianistin Ruf erworben und die pianistische Begleitung bei den Gesangstunden wie bei den öffentlichen Aufführungen der Kaulaschen Schülerinnen übernommen. Nach dem Tode ihrer Mutter hat sie deren verwaister Schülerinnenschar die liebevollste mütterliche Fürsorge angedeihen lassen. In ihrem letzten Lebensjahrzehnt hatte Frau Kaula noch die Genugtuung, dass ihre verwitwete Schwester, Frau Helene Wertheimer, die ihr an Geist und Güte, Bildung und echter Weiblichkeit ebenbürtig war, von Wien nach München übersiedelte und in ihrem Hause eine neue Heimat fand. Geistig und körperlich frisch und rege bis zu ihrem Ende hat sich Frau Kaula in allen Schichten einer ungewöhnlichen Verehrung erfreuen dürfen und ihr Heimgang bedeutete nicht nur für das musikalische München einen schmerzlichen Verlust. Ihr segensreiches Wirken als Gesangspädagogin wie ihre edle Persönlichkeit leben im Andenken aller derer, die sie gekannt und geschätzt, unvergessen fort. Ihrer Schwester Anna Ettlinger in Karlsruhe danken wir wertvolle Nekrologe auf Hermann Levi und den der Familie ebenfalls eng befreundeten Felix Mottl. Sie genießt in ihrer Vaterstadt hohes Ansehen durch ihre literarischen Vorträge wie als Schriftstellerin, und ihr Übersetzungen aus dem Englischen und Polnischen gelten als vorbildlich.
Breslau  -  Regina Reißer."  
Anmerkungen:  - 1878 wohnte Emilie Kaula in der Fürstenstraße 1. Emilie Kaula betrieb 1891 in der Münchner Theatinerstraße 18 III eine Gesangsschule. Siehe Information über den Link.  
- Franz Muncker war ihr Schwiegersohn:  siehe Information über den Link; 1891 wohnhaft in der Amalienstraße 92.
- Tenor Haizinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Haizinger     https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0348    https://www.swr.de/swr2/programm/article-swr-14220.html
- Julius Stockhausen:  https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_Stockhausen_(Musiker)   https://frankfurter-personenlexikon.de/node/1351
- Tannhäuser: Gemeint ist der Theaterskandal im März 1861.
- Joseph Rubinstein: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Rubinstein  https://www.wagner200.com/biografie/biografie-joseph-rubinstein.html   
- Hermann Hirsch Kaula (1821 -1876), Münchner Bankier, siehe: https://dewiki.de/Lexikon/Kaulla_(Unternehmerfamilie): Hermann Kaula eröffnete im April 1862 in München ein Bank- und
Wechselgeschäft in der Residenzstraße 231. 
- München-Dachauer Papierfabrik: https://de.wikipedia.org/wiki/München-Dachauer_Papierfabriken.   
Siehe auch Beitrag von Susanne Reber (Mannheim): Emilie Kaula geb. Ettlinger (1833-1912). Eingestellt als pdf-Datei (2023)   

   
Zum Tod von Firmenchef Leopold Ettlinger und von Chefredakteur Julius Katz (1912)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Dezember 1912: "Karlsruhe: Leopold Ettlinger, Seniorchef der angesehenen Eisenfirma L. J. Ettlinger, seit fast 50 Jahren Mitglied des Bürgerausschusses, Vorstandsmitglied der israelitischen Gemeinde und zahlreicher jüdischer Wohlfahrts-Institutionen und Vereine, ist im 68. Lebensjahre und Julius Katz, Chefredakteur der amtlichen 'Karlsruher Zeitung' und der 'Süddeutschen Reichskorrespondenz', im 56. Lebensjahr verschieden. Katz war eine zeitlang Privatsekretär Miquels. Er besaß den Zähringer Löwenorden 1. Klasse und den preußischen Kronenorden 3. Klasse."  
Anmerkungen: - Leopold Ettlinger: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0672, dazu Hinweis von S. Reber: der Firmengründer Lazarus Ettlinger war ein Halbbruder des Karlsruher Rechtsanwalts und Oberrats Veit Ettlinger, https://de.wikipedia.org/wiki/Veit_Ettlinger. Dessen Tochter war die Schriftstellerin Anna Ettlinger, https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0256
https://www.ka-news.de/region/karlsruhe/karlsruher-beruehmtheiten-von-nebenan-anna-ettlinger-ein-leben-im-kampf-fuer-die-rechte-der-frauen-art-2630459.
Leopold Ettlinger war damit Cousin der Schriftstellerin Anna Ettlinger.
- Julius Katz: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0721
- Karlsruher Zeitung: https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:ins-1181
- Miquel: https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_von_Miquel
- Zähringer Löwenorden: https://de.wikipedia.org/wiki/Orden_vom_Zähringer_Löwen  
- Preußischer Kronenorden: https://de.wikipedia.org/wiki/Königlicher_Kronen-Orden_(Preußen)             

   
Zum Tod von Ehrenrabbiner Dr. Alexander Stein (früher in Worms, gest. in Karlsruhe (1914)     

Karlsruhe AZJ 13021914.jpg (35349 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Februar 1914: "Im Alter von 71 Jahren starb in Karlsruhe der Ehrenrabbiner Dr. Alexander Stein, der 40 Jahre Rabbiner in Worms war, wo er sich allgemeiner Verehrung erfreute. Bei seinem Rücktritt wurde er zum Ehrenrabbiner ernannt. Seit seiner Pensionierung lebte Dr. Stein in Karlsruhe."  
Anmerkung: - vgl. Artikel zum Tod von Rabbiner Dr. Alexander Stein, eingestellt in der Wormser Seite.

   
Rechtsanwalt Ludwig Marum folgt dem gefallenen Rechtsanwalt Dr. Frank im Landtag nach (1914)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Oktober 1914: "Bei der Landtagsersatzwahl in Karlsruhe für den im Kriege gefallenen Rechtsanwalt Dr. Frank wurde Rechtsanwalt Ludwig Marum - Karlsruhe ohne Gegenkandidat gewählt."     
Anmerkungen: - Ludwig Marum: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Marum   https://ka.stadtwiki.net/Ludwig_Marum  https://www.landesarchiv-bw.de/de/themen/praesentationen---themenzugaenge/43714   
- Dr. Frank: Dr. jur. Ludwig Frank https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Frank_(SPD)   Verschiedene Artikel in einer Seite zu Mannheim: Über Dr. Ludwig Frank (Artikel von 1912), Schändung des Denkmals für Ludwig Frank (1925) und Das Denkmal für Ludwig Frank wurde von der Stadtverwaltung entfernt (1933).
            

   
Dr. Max Meyer lehnt eine Berufung an die TH Karlsruhe auf Grund der antisemitisch geprägten Studentenschaft ab (1920)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Februar 1920: "Karlsruhe. Dr. Max Meyer – Berlin hat die Berufung an die hiesige technische Hochschule abgelehnt, trotzdem die antisemitische Studentenschaft ihren Protest gegen seine Berufung zurückgezogen hat."               

   
Im November 1918 wurde die großherzogliche Familie durch den jüdischen Innenminister Dr. Ludwig Haas mit 40 Soldaten beschützt (1921)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. September 1921: "Karlsruhe. Staatspräsident Trunk sagte im Landtag in einer großen politischen Rede: 'Als in der Nacht vom 9. auf den 10. November die großherzogliche Familie im Karlsruher Schlosse bedroht war, hat sich nicht einer von den vielen hunderten in Karlsruhe wohnenden Offizieren zum Schutze des Großherzogs eingefunden. Nur der damalige Minister des Innern, Dr. Ludwig Haas, ein Jude, hat an der Spitze von 40 Soldaten den Großherzog geschützt.'"  
Anmerkungen: - Staatspräsident Trunk: https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Trunk   
- Großherzog: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Baden,_Großherzog)      
         

    
Antisemitischer Angriff des Studentenausschusses der Technischen Hochschule gegen Direktor Dr. Max Mayer (1920)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1920: "Karlsruhe, 3. März. Bekanntlich hat der Studentenausschuss an der Technischen Hochschule in Karlsruhe an den Direktor Dr. Max Mayer ein Schreiben gerichtet, in dem es heißt, dass sein Erscheinen an der Hochschule als Semit unerwünscht sei und dass, falls er die Berufung noch annehme, er die Konsequenzen tragen müsse. Der Rektor hat sich scharf gegen das Auftreten der Studenten gewendet und verlangt, dass dieser Brief zurückgenommen werde, da er einen unerlaubten Eingriff in das Berufsrecht von Rektor und Senat bedeute und gegen die studentischen Sitten verstoße. Eine jüngst abgehaltene Studentenversammlung kam zu dem Ergebnis, dass der Brief nicht zurückgenommen werden würde, da er keinen Eingriff in das Berufsrecht des Rektors bedeute, sondern nur die Überzeugung der Studentenschaft zum Ausdruck bringe."  
Anmerkung:  - Technische Hochschule: https://de.wikipedia.org/wiki/Hochschule_Karlsruhe 
      

   
Mord an der 22-jährigen Frau Fuchs im Trödlerladen Fuchs (1923)       
Anmerkung: nach der "Karlsruher Zeitung" vom 5. Juli 1923 handelte es sich um um die 24-jährige Ehefrau des in der Durlacherstraße 93 wohnenden Händlers Hermann Fuchs, die von dem 22jährigen Tagelöhne Fritz Reiher ermordet wurde. Hermann Fuchs (geb. 1. Dezember 1897 in Będzin, heute Polen) wurde 1938 nach Polen abgeschoben und wurde 1943 vermutlich in Auschwitz ermordet.  Weiteres zur Familie siehe im Karlsruher Gedenkbuch: http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1113/seite/3/suche/F.html    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1923: "Karlsruhe in Baden, 9. Juli. Mittwoch, den 4. Juli, nachmittags 5 Uhr, hat sich hier ein erschütterndes Verbrechen zugetragen. Der hier geborene und hier wohnhafte Tagelöhner Fritz Reither ging in den Trödlerladen der Eheleute Fuchs, um dort angeblich ein Paar Schuhe zu kaufen.
Die junge Frau Fuchs war allein im Laden. Reither durchschnitt ihr den Hals und eilte davon. Nach wenigen Minuten verstarb Frau Fuchs in den Armen ihrer Mutter mit den Worten: 'Mutter, man hat mich abgeschlachtet, ich will nicht sterben, nimm das Kind.' Der Mörder wurde als der oben erwähnte Tagelöhner erkannt. Es gelang jedoch bis jetzt nicht, ihn festzunehmen. Man nimmt an, dass er ins besetzte Gebiet geflohen sei. Eine große Erregung herrscht in der hiesigen gesamten, sowohl jüdischen als auch nichtjüdischen Bevölkerung, über diese grauenhafte Mordtat. Bei der Beerdigung dieser so jählings und meuchlings aus dem Leben gerissenen, kaum 22 Jahre alten jungen Frau, sah man eine enorme Menschenmenge, sowohl Juden als auch Nichtjuden, die tief ergriffen dem Sarge folgte. Da der Mörder flüchtig gewesen ist konnte man bis jetzt noch nicht feststellen, ob es sich um einen Raubmörder handelt, oder ob der Mörder ein Geheimsendling der Hitlerbande ist, die auch hierher ihre Verbrecherhorden zu verbreiten gedenkt."          
Hinweis: ergänzender Bericht in der "Karlsruher Zeitung" vom 11. Juli 1923: "Verhaftet. Der Taglöhner Fr. Reither aus Karlsruhe-Beiertheim, der am 4. Juli die Frau Fuchs in der Durlacher Straße ermordet hat und dann flüchtig gegangen ist, konnte gestern in Hanau verhaftet werden. Er wurde ins hiesige Amtsgefängnis eingeliefert."  

   
Zum Tod von Moses Goldberg (1923)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1923: "Karlsruhe, 27. September. Dicht vor der Schwelle des neuen Jahren schied mit Moses Goldberg eine der markantesten Persönlichkeiten der Religionsgesellschaft und einer der bestgeachtetsten Männer der badischen Hauptstadt im Alter von 66 Jahren aus diesem irdischen Leben. Aber nicht nur den Seinen, auch für einen weiten Kreis von Menschen, sank mit ihm der Freund, Berater und tatenfrohe Förderer allzu früh in die Gruft. Durch mehr als 50 Jahre hatte er dem bekannten Bankhause Strauß u. Co., in das er als Lehrling eingetreten war, die Treue gewahrt und zu der stolzen Entwicklung dieses angesehenen Unternehmens an leitender Stelle wesentlich beigetragen. An den materiellen Erfolgen, die ihm berufliche Tätigkeit und vorbildliche wirtschaftliche Gesinnung eintrugen, hatte auch die Allgemeinheit, voran seine Gemeinde, doch auch die an irdischen Gütern Armen in allen Teilen Deutschlands und der Welt einen die Vorschriften unserer heiligen Religion weit übersteigenden Anteil. Die Wenigsten wussten, wie reich dieser in der Stille und frei von Ehrgeiz wirkende, gütige Mensch schenkte, viele wussten, wie froh er es tat, wie es ihm Herzenssache war, und dass er die Freude des Schenkens auf andere zu übertragen wusste. Die zwingendste Wirkung, die von ihm ausging, war nicht zum wenigsten auf die Harmonie seines Wesens zu beziehen. Allem Extremen widerstrebte er nicht minder, wie dem Lauten und Grellen, dem Neid und der Lieblosigkeit.
Dieser Adel zog vor allem auch viele junge jüdische Menschen in seine Nähe denen er aus reichem jüdischen Wissen, froher Gottinnigkeit und tiefer Weltkenntnis beglückend und beglückte spendete. Mancher Chaluz wird dem Heimgang dieses Chasid (frommer Jude) drüben im Lande der Väter eine Träne weihen. Denn in vielen stärkte er die Liebe zu Erez Israel, für das er sich als Vertrauensmann von 'Lema’an Zijon' so manchesmal werbend einsetzte. Die Jungen in seiner Gemeinde aber werden noch gar oft in den erhabenen Tagen des jüdischen Jahres seiner in Wehmut gedenken, als eines würdigen Schaliach Zibur (= 'Abgesandter der Gemeinde', der beim Gottesdienst bestimmte Gebete spricht), der ihnen mit wohllautenden Sange, die frommen Weisen im Ohr und Seele sang, und der ihnen zumal an Simchat Tora (= Torafreudenfest) unermüdliche, immer wieder die segnenden Worte des scheidenden Moses vortrug und danach den Segen des Ewigen auf ihre eigenen jugendliche Häupter herabflehte. So mancher Zug, den unser Buch der Bücher der erhabenen Gestalt des 'Vaters der Propheten' nachrühmt, vornehmlich das Anu Meod wird sich in der Erinnerung seiner jungen und alten Freunde mit dem Bilde des entschlafenen Moscheh Goldberg verbinden und es in ihrer Brust frisch erhalten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen:  - '..vor der Schwelle des neuen Jahres': Gemeint ist das jüdische Neujahrsfest im Frühherbst. vgl. 'Hohe Feiertage' (Rosch Haschana-Neujahr und Jom Kippur- Versöhnungstag)  https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana  https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur  
- Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)
- Vorschriften unserer heiligen Religion: Hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Zedaka
- Chaluz: Pionier, gemeint sind die frühen Siedler im damaligen Palästina
- Erez Israel: Das Gelobte Land, das damalige Palästina
- Lema’an Zijon: 'Um Zions Willen' 
- ...in den erhabenen Tagen: die Hohen Feiertage, siehe oben
- "Vater der Propheten" = Mose      

  
70. Geburtstag von Dr. David Mayer (1924)      

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. Juli 1924: "Dr. David Mayer, Geheimer Oberregierungsrat in Karlsruhe, vollendet am 25. Juli sein 70. Lebensjahr. Sein Name wird nicht nur in Baden mit stolzer Verehrung genannt, sondern seine unermüdliche, rastlose Tätigkeit auf allen Gebieten öffentlich jüdischen Lebens hat ihm die Wertschätzung weitester Kreise verschafft. Ein leuchtendes Denkmal seiner umsichtigen Fürsorge ist das 1912 gegründete Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, eines der schönsten jüdischen Heime unseres Vaterlandes. Allezeit ist ihm seine Gattin eine verständnisvolle Mitarbeiterin bei seinem segensreichen Schaffen gewesen. Wir gratulieren herzlichst!"        
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 28. August 1924: "Für die zum 70. Geburtstage mir gewidmeten Zuschriften und sonstigen Liebesbeweise sage ich, auch namens meiner Gattin, allerherzlichsten Dank.
Karlsruhe, 15. August 1924. 
Geh. Oberregierungsrat Dr. D. Mayer
."        

   
Zum Tod von Liebmann Strauß (1927)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1927: "Karlsruhe, 30. Okt. In der Stunde, in welcher der Jom HaKippurim (Jom Kippur = Versöhnungstag) bereits die Strahlen seiner Heiligkeit über die Welt sandte, trug man in Karlsruhe einen Mann zur ewigen Ruhe, welcher, geliebt von den Seinen, betrauert von einer Gemeinde, eine große Lücke in dem Kreise der gesetzestreue Judenheit in Karlsruhe hinterlassen hat. Liebmann Strauß, dessen Name weit über die Grenzen dieser Stadt als eines wahrhaften Gottesfürchtigen bekannt war, wurde im hohen Alter von 85 Jahren aus dieser Welt abberufen. Gebürtig aus Külsheim, einem kleinen, aber heute noch gut jüdischen Städtchen in Baden, gelang es ihm, die hier erworbenen jüdischen Kenntnisse im Frankfurt – in dem Frankfurt Samson Raphael Hirschs  – zu erweitern und zu vertiefen. So war er wie kein anderer dazu geeignet, bei der Gründung der Israelitischen Religionsgesellschaft in Karlsruhe, wohin er seinen Wohnsitz verlegt hatte, in die Reihe der Männer zu treten, welche es unternahmen, den Nivellierungsbestrebungen des damaligen Oberrats der Israeliten und des Synagogenrats Karlsruhe mit dieser Gründung ein Paroli zu bieten. Mit ihm hat die Adass Jeschurun (= Israelitische Religionsgesellschaft) ihren letzten Gründer verloren. So war Liebmann Strauß zu allen Zeiten seines gesegneten Lebens ein Mann der Tat, ein Mann der treuen Pflicht und dieses hohe Pflichtbewusstsein zeichnete ihn nicht nur in seinem Berufe aus, welcher ihm die Sorge für die Erfüllung eines heiligen Gebetes (Hebräisch) für viele Tausende in jedem Jahr aufs Neue auferlegte, sondern auch sonst im Leben war die Weisung Gottes ihm alleiniger Wegweiser zu allen seinen Handlungen. Wir erinnern uns an den Brand, welcher im Juni 1871 die Karlsruher Synagoge bis auf den Grund zerstörte und aus welchem Liebmann Strauß unter Lebensgefahr sämtliche Torarollen (Sifrei Tora) rettete, ohne zu beachten, dass sein neben dem brennenden Gotteshause liegendes Anwesen, welches sein gesamtes Eigentum beherbergte, ebenfalls in hellen Flammen stand. Der 'Israelit', welcher damals ausführlich über diesen Brand berichtete, würdigte die hohe Tat dieses edlen Mannes in geziemender Weise. Liebmann Strauß war ein Mann der Tat, so leitete er Jahrzehnte hindurch im Vorstand und auch als ihr Präses, die Chewrah Kadischa (Heilige Bruderschaft) in Karlsruhe, die Chewra Dawar tow ('Gesellschaft Gute Sache'), welche sich die heiligen Pflichten der Nächstenliebe zur hohen Aufgabe gestellt hat. Jahrzehnte hindurch war er 1. Vorsitzender der 'Frühsynagoge' und hat in dieser Zeit unermüdlich bis in die letzten Jahre seines Lebens als Baal Tokea (Schofarbläser) und ehrenamtlicher Vorbeter gewirkt. Gewiss war Liebmann Strauß durch die Bescheidenheit seines Charakters nie der Mann der hohen Worte, aber durch sein Leben und Wissen, durch seinen klugen und lebenserfahrenen Rat, welcher sich auf tiefes jüdisches Wissen gründete, war er eine Persönlichkeit, welche in Karlsruhe eine Stütze all derer bedeutete, welche treu zu der Fahne des überlieferten Judentums hielten. Das Leben dieses seltenen Mannes liegt heute abgeschlossen vor uns, möge es allen denen, welche in seinem Sinne, in dem einzig richtigen Sinne, das Judentum verstehen, als ein Beispiel fortwirken. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen: - Liebmann Strauß: https://de.wikipedia.org/wiki/Matzenfabrik_Strauss
- Samson Raphael Hirsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Samson_Raphael_Hirsch
- Israelitische Religionsgesellschaft = Adass Jeschurun:  https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)      
- Synagogenbrand 1871: Siehe https://www.alemannia-judaica.de/karlsruhe_synagoge_a.htm über den Brand in der Weinbrennner-Synagoge, Kronenstraße. 
     

    
60. Geburtstag von Isak Thalmann (1928)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1928: "Karlsruhe, 17. Dezember. Herr Isak Thalmann, ein Sohn des unvergessenen R. Gumpel Thalmann, - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, ein verdientes Mitglied der hiesigen Religionsgesellschaft, feiert am Heiligen Schabbat Paraschat Wajigasch seinen 60. Geburtstag. Bemerkenswert ist, dass er als erster Barmizwoh jetzt vor nahezu 50 Jahren (im Jahre 1880) in der damals neuen Synagoge Karl Friedrichstraße sein Sidroh vortrug. Unter anderem war er stets eifriges Mitglied des Chores, an dem er sich durch unermüdliche Mitarbeit verdient gemacht hat und dem er seit über 40 Jahren angehört.
Seine vielen Bekannten in Nah und Fern dürfte es interessieren, dass Herr Thalmann seit etwa 50 Jahren ununterbrochen Teilnehmer des noch bestehenden historischen (Hebräisch) der Familie Ettlinger, Herrenstraße, ist. Auch dort ist er beispielgebend und pünktlich.      
Möge der Jubilar in gleicher Rüstigkeit und Frische diesen schönen jüdischen Pflichten nachkommen (Alles Gute) bis 120 Jahre."  
Anmerkungen: - R. Gumpel Thalmann: eigentlich Gabriel Thalmann 
- Religionsgesellschaft https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
- Paraschat Wajigasch  https://de.wikipedia.org/wiki/Wajigasch 
- Barmizwoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa
- Sidroh: Wochenabschnitt aus der Tora = Parascha  https://de.wikipedia.org/wiki/Parascha
- Ettlinger: Gemeint ist wohl die Familie von Rabbiner Jakob Ettlinger https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611
         

   
Artikel zum Tod von Ludwig Haas (geb. 1875 in Freiburg, gest. 1930 in Karlsruhe)   
Anmerkung: zu Ludwig Haas vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Haas_(Politiker)   
neuere Literatur: Ewald Grothe /Aubrey Pomerance / Andreas Schulz (Hrsg.): Ludwig Haas, Ein deutscher Jude und Kämpfer für die Demokratie. Droste, Düsseldorf. 2017 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 174).  

Freiburg JuedWZKassel 08081930.jpg (292842 Byte) Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 8. August 1930: "Die Trauer um Ludwig Haas. Das am Sonnabend, den 2. August, nachmittags in Karlsruhe erfolgte Ableben des deutschen demokratischen Führers Ludwig Haas, Mitglied des Reichstages, hat die republikanischen Kreise Deutschlands in Trauer versetzt. Seit der Jahreswende lag Ludwig Haas schwerkrank darnieder. Seine politische Tätigkeit als Reichstagsabgeordneter und Vorsitzender der demokratischen Fraktion des Reichstags hatte seitdem geruht. Doch stand er bis zuletzt mit der Leitung der Deutschen Demokratischen Partei brieflich in Fühlung. Er hatte dem Parteivorsitzenden Koch-Weser mitgeteilt, dass sein Gesundheitszustand ihm eine ernste Spitzenkandidatur in seinem Wahlkreise Thüringen nicht gestatte, er hatte sich aber bereiterklärt, auf der Reichsliste zu kandidieren.
Dr. Ludwig Haas wurde am 16. April 1875 in Freiburg geboren, hat also ein Alter von 55 Jahren erreicht. Er war einer der angesehendsten Rechtsanwälte in Karlsruhe, seit 1912 gehörte er dem Reichstags an. Bei Kriegsausbruch ging er als Freiwilliger ins Feld und erwarb an der Front sehr bald das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klasse. In den letzten Kriegsjahren war er eine Zeit lang Leiter des jüdischen Dezernats bei der deutschen Zivilverwaltung in Polen. 1918 war er in der badischen 'vorläufigen Volksregierung' Minister des Innern und Staatsrat. 1919 wurde er in die Verfassungsgebende Deutsche Nationalversammlung, später in den Reichstag gewählt. Er wurde einer der aktivsten Führer des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Er gehörte dem Hauptvorstand des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens an und stritt bei jeder sich bietenden Gelegenheit für jüdische Ehre und jüdische Bürgerrechte.
Nachrufe der führenden deutschen Presse: Die führende deutsche Presse widmet Ludwig Haas ehrende Nachrufe.
Die 'Frankfurter Zeitung' schreibt: Allen demokratischen Menschen Deutschlands über die Parteigrenzen hinaus, allen überzeugten Gesinnungsdemokraten wird das Scheiden von Ludwig Haas in diesem Augenblick schmerzlich sein und bangere Sorge erwecken als das zu anderer Zeit der Fall wäre. Vielen deutschen Menschen wird er in seiner selbstlosen Hingabe, in seinem leidenschaftlichen Bekenner- und Kämpfer- und Wirkungswillen für den deutschen Volksstaat, für sein und unser Vaterland ein lebendiges Vorbild bleibe. Ludwig Haas war Jude, liberaler Jude, stark seines Judentums sich bewusst. Für sein Bewusstsein war es keine gewaltsam hergeholte historische Konstruktion, wenn er immer wieder daran erinnerte, dass ein Großteil der deutschen Juden seit tausend Jahren mit diesem Boden, vornehmlich dem Boden der deutschen Rheinlande im weitesten Sinne, verbunden und verwachsen ist, und dass selbst die im Mittelalter aus Deutschland vertriebenen Ostjuden an ihrer damaligen deutschen Sprache (eben an der mittelalterlichen Form des Jiddisch) treuer festgehalten haben als viele nichtjüdische deutsche Auswanderer, es fertigbrachten.
Im 'Berliner Tageblatt' schreibt Ernst Feder; 'Mit Ludwig Haas scheidet einer der besten aufrechten Männer, einer der reinsten und vornehmsten Persönlichkeiten der republikanischen Demokratie. Für diesen Mann, dem die Demokratie nicht nur Sache des Gedankens, sondern des lebendigen Mitfühlens und des Miterlebens war, stand die Idee des Rechts und der sozialen Gerechtigkeit im Mittelpunkt jeder politischen Arbeit. Von dieser Zentralidee kämpfte er für die Gleichberechtigung aller Staatsbürger, aller Klassen und Schichten, trat er in Deutschland und im Ausland für die Annäherung und Verständigung der Nationen ein. Auch im Reichsbund jüdischer Frontsoldaten stand dieser Hauptmann in der vordersten Front. Für den demokratischen Gedanken, für die Entwicklung der parlamentarischen Republik, für die deutsche Nation, ist sein Tod ein herber Verlust.
Wie aus Karlsruhe telegrafiert wird, ist in Baden die Trauer um Ludwig Haas allgemein. Als Mensch wie als Politiker genoss er in ganz Baden außerordentlich hohes Ansehen. Auch seine politischen Gegner schätzten seine von Idealismus getragene Selbstlosigkeit. Die gesamte Presse Badens bis zu den Blättern, die ausgesprochen rechts stehen, gedenkt in ausführlichen Nachrufen des Wirkens des Verstorbenen und erinnern daran, dass Haas es war, der in den Revolutionstagen 1918 mit Einlass des eigenen Lebens für Leib und Leben der damaligen großherzoglichen Familie eintrat. Bei Ausbruch der Revolution wurde Haas vorläufiger Volkskommissar, Minister des Innern und damit zugleich Polizeiminister. Als am 11. November 1918 eine Matrosengruppe Schüsse auf die Schlossfassade abgab, eilte Haas persönlich in die Eingangshalle des Schlosses und wehrte mit einer Abteilung Soldaten den Angriff ab. Zugleich sorgte er für die unbehelligte Abreise des Großherzogspaars."  
Anmerkungen:  - Dr. Ludwig Haas: https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick115/haas.de  https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Haas_(Politiker,_1875)
- Koch-Weser: https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Koch-Weser
- Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold
- Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens: https://de.wikipedia.org/wiki/Central-Verein_deutscher_Staatsbürger_jüdischen_Glaubens
- Ernst Feder: https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Feder
- Revolution: https://www.leo-bw.de/themen/landesgeschichte/baden-im-19./20.-jahrhundert/baden-und-wurttemberg-in-der-novemberrevolution-1918
- Großherzogspaar: Großherzog Friedrich II. und Großherzogin Hilda von Baden https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(Baden,_Großherzog)           

   
Zum Tod von Kaufmann Saly Rothschild (1934)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Mai 1934: "Karlsruhe, 6. Mai. Wehmut und Träne bei vielen löste der Tod des schlichten und doch so innig frommen Kaufmann Saly Rothschild aus. Seine Bescheidenheit, seine freundlich zuvorkommende Liebenswürdigkeit erwarben ihm die Zuneigung vieler, die des Verlustes sich bewusst geworden. Die Israelitische Religionsgesellschaft verliert in ihm ein treues Mitglied, auf das sie, wann immer es war, bei der Lösung ihrer Aufgaben zählen konnte. Die Chewra Kadischa (Heilige Bruderschaft) wusste, dass sie zu jeder Zeit bei der Erfüllung ihrer Ehrenpflichten auf seine Mitarbeit rechnen durfte. Die Armen von nah und fern, die zu ihm kamen, verlieren einen stillen Wohltäter, der in geheimer Verborgenheit Liebestätigkeit geübt.
Im Elternhaus hatte er es vor sich gesehen, gestützt und gefördert wurde er hierin durch seine gleichgesinnte Gattin, die schlichte Frömmigkeit als Familientradition ihm zugeleitet hat. (Nach Micha 6,8 'demütig wandeln vor Gott' = ). Ein keusches Wandeln mit G'tt (= Gott) war sein Leben, dem ein kurzes, schweres Leiden eine Grenze gesetzt hat. - Eine große Beteiligung bei der Beerdigung legte Zeugnis ab von dem Ansehen, dass er genoss. In ergreifenden Worten gab der Rabbiner der Israelitischen Religionsgesellschaft Ausdruck dem Schmerz und der Trauer um den edlen Mann. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
Anmerkungen: - Zur Familie von Saly Rothschild: http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3652.html
Israelitische Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe) 
    

   
70. Geburtstag von Dr. Eduard Biberfeld (1934)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1934: "Personalien. Dr. phil. et med. Eduard Biberfeld, ein Siebzigjähriger
Frankfurt a. M.
, 9. Oktober
Es ist sonst nicht unsere Gewohnheit, Geburtstagsfeiern einen besonderen Artikel zu weihen. Wenn aber der 70. Geburtstag einem Manne gegönnt ist, der mehr als irgend einer unserer Zeitgenossen, mit der Geschichte der Orthodoxie in Deutschland verknüpft ist, dann ist es journalistische Ehrenpflicht dieses Tages zu gedenken. Dies gilt doppelt von unserem Organ, welches der Jubilar in früheren Zeiten so stark geistig befruchtet hat.
Breslau - Karlsruhe - Berlin, in diesen drei Brennpunkten des jüdischen Lebens wurde und lehrte und wirkte Dr. Eduard Biberfeld.
Das alte Beshamedrasch (= Beth HaMidrasch) in Breslau! Wir wissen nicht, ob noch ein Schatten von ihm vorhanden ist, aber in dem Jubilar lebt es. Dort war stetige Einkehr der Toragrößen aus dem alten Litauen, und der unerbittliche Wahrheitsgeist des Lernens dieser Männer, das auch die Forschungsmethode des Siebzigjährigen kennzeichnet, ward dort dem Kinde schon und dem Knaben eingeflößt. Zu den Füßen seines unvergesslichen Vaters - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, betreut von einer Mutter altjüdischen, großen Formates, lernte er in Breslau bis zum anbrechenden Jünglingsalter unermüdlich und kam, des Wissens und der Ehrfurcht vor den Toragelehrten voll, nach Berlin. Es war die Blütezeit von Rabbi Esriel Hildesheimer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, die Maienblüte des Rabbinerseminars, dessen Gründer den Jüngling alsbald liebte und liebend beeinflusste. Was dem Beshamedrasch in Breslau fern geblieben war, in der Adaß Jisroel Berlin pulste und flutete es damals mächtig das gemeindepolitische Kämpfen um die Geltung der Toratreue. Die innige Freundschaft, welche dem Jubilar stets mit dem gütigen Dr. Hirsch Hildesheimer - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - verband, machte alsbald aus dem Lernenden eine Lehrenden; Dr. Biberfeld wurde Journalist, wozu er kraft seines literarischen Feingefühls und Ahnungsvermögens besonders begabt ist. Da zeigte es sich, dass die Luft des alten Beshamedrasch eine ganz vorzügliche Vorschule für die öffentliche Vertretung der orthodoxen Interessen ist und bleibt.
Man sagt in der Welt, dass Dr. Biberfeld eine schwer zugängliche, ja manchmal schroffe Natur sei. Das entspricht den Tatsachen nicht. Wie hätte er sonst überall die Besten an seinem jeweiligen Wirkungsort zu ehrlichen, hingebenden Freunden gewinnen können. So in Karlsruhe, um nur einige zu nennen: Die verewigten Vorkämpfer der Orthodoxie, einen Samuel Strauß, einen Rafael Wormser. Dort hat der Jubilar mit dem prunklosen, aber um so ehrlicheren Ausdruck seiner von Lebensbejahung durchglühten Überzeugungstreue, lehrend Jung und Alt beglücken, kämpfend die Achtung der Gegner erworben.
Bald ward ihm Gelegenheit geboten, zu beweisen, dass er auch zur technischen Führung einer großen toratreuen Gemeinschaft die trefflichste Eignung besitzt. Es nahte der Lebensabend seines großen Lehrers und die Adass Jisroel berief den Jubilar zu Wardein der religiösen Betreuung der Gemeinde. Da wurde Mustergültiges vorbereitet und geschaffen und von diesem Tage verkörpert Dr. Biberfeld die Geschichte der Adass Jisroel.
Um Berlin, um der Sache der Orthodoxie in Deutschland sich ganz frei von persönlichen Interessen widmen zu können, entschloss sich Dr. Biberfeld ganz in den Spuren von Rabbi Akiba Eger, einen Beruf zu ergreifen, der ihn befähigte, helfend und heilend in unabhängiger Weise zu schaffen. Doch ist die medizinische Tätigkeit auch heute seine Nebentätigkeit. Seine Haupttätigkeit gilt dem Leben der Tora. Ob er in den altehrwürdigen Räumen der Berliner Beshamedrasch lehrt und forscht und schreibt, ob er hinaustritt in die Arena des Kampfes für die unerschütterliche Grundlage der Reinheit des Gemeindelebens, ob er mannhaft für die Größe und Wahrheit des religiösen Lebens eintritt (vgl. Xanten und den Tierschutzkongress in Kopenhagen), ob er die Gemeinde Adass Jisroel unermüdlich und allen Schwierigkeiten trotzend mit einem mustergültigen Schulwerk begabt, ob er (vergl. Insbesondere seine Tätigkeit bei der Reorganisation der Freien Vereinigung im Jahre 1907) den ehrlichen Ruf nach gemeinsamer Interessenvertretung aller wahrhaft Toratreuen erhebt, es ist immer dasselbe: Eine autark heroische Emunas Chachamim (Vertrauen in die Weisen), ein tiefes Eindringen in deren Geist und Leben.
Der Jubilar hat es stets abgelehnt, in den äußeren Formen an der Führung der Orthodoxie teilzunehmen. Aber in seiner ungebrochenen Jugend ist und bleibt er einer unserer besten Führer. (Alles Gute) bis 120 Jahre. P.K.
Anmerkungen: - Beshamedrasch = Beth HaMidrasch = Lehrhaus: zur Einrichtung in Breslau siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdisch-Theologisches_Seminar_in_Breslau 
- "seines unvergesslichen Vaters": gemeint Abraham Biberfeld
- Zum Enkel Rabbiner Pinchas Paul Biberfeld vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Pinchas_Paul_Biberfeld
- Rabbi Esriel Hildesheimer: https://de.wikipedia.org/wiki/Esriel_Hildesheimer
- Adaß Jisroel: https://adassjisroel.de/gestern/schulwerk-der-adass-jisroel/   https://adassjisroel.de/
- Dr. Hirsch Hildesheimer: https://de.wikipedia.org/wiki/Hirsch_Hildesheimer
- Raphael Wormser: vgl. Artikel "Zum Tod von Raphael Wormser" (1901) 
- Samuel Strauß: vgl. Artikel "Gedächtnisfeier für Samuel Strauß (Karlsruhe) in Fulda (1904)" 
- Wardein: https://de.wikipedia.org/wiki/Wardein
- Rabbi Akiba Eger: https://de.wikipedia.org/wiki/Akiba_Eger   https://www.ojm.at/blog/2018/09/20/akiba-eger-der-geburtstag/

  
Zum Tod von Minna Kaufmann, Gattin von Emil Kaufmann (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Karlsruhe, 1. Nov. Eine der rechtschaffenen Frauen hat das gesetzestreue Judentum, hat insbesondere die Israelitische Religionsgesellschaft in Minna Kaufmann, geb. Ascher, der Gattin ihres Vorstandsmitglieds Emil Kaufmann, verloren. Ihr inhaltsreiches Leben, ganz ausgefüllt von (Gottes-)furcht und Liebe hat durch einen plötzlichen Tod einen unerwarteten Abschluss gefunden. In einem regelmäßigen Schiur bei dem Lehrer der Religionsgesellschaft bemühte sie sich, in die Gebote der Tora, in den Sinn der Gebete einzudringen. Mit einer aufopfernden Hingebung und Genauigkeit hielt sie die Weisungen (der Tora), mit der ganzen Inbrunst ihres frommen Herzens flehte sie zu ihrem Schöpfer im Gebet, mit vollendeter Hochherzigkeit übte sie Wohltätigkeit. Haus und Hand öffnete sie Armen und Leidenden aus Nah und Fern, mitfühlend linderte sie mit Rat und Tat Not und Schmerz. Jeder, der sie gekannt, vermochte das Weh des Gatten und der Kinder nachzuempfinden und mitzuempfinden. Die Halle vermochte das gewaltige Trauergefolge nicht zu fassen. An der Bahre ließ Rabbiner Dr. Michalski, anknüpfend an die Tage und Jahre des Lebens der Sarah die Tage und Jahre ihres Lebens mit ihrem köstlichen Inhalt noch einmal vorüber gleiten. Herr Lehrer Rabinovitz gab dem Schmerze der Familie, Herr Max Mayer dem der in dem Geschäfte Tätigen in beredten Worten Ausdruck. Das Andenken an diese seltene Frau lebt in ihrer Gemeinde fort. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
Anmerkungen: - Israelitische Religionsgesellschaft. https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
- Rabbiner Dr. Michalski: https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski
- Sarah: https://de.wikipedia.org/wiki/Sara_(Erzmutter) 
- Lehrer Rabinovitz: Isaak Rabinovitz:  http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3450.html        
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1934: "Unerwartet und plötzlich verschied heute Nacht ½ 3 Uhr nach einem segensreichen, rastlosen Wirken meine innigstgeliebte Frau, unsere herzensgute, treubesorgte Mutter, Großmutter, Schwester und Tante
Frau Mina Kaufmann, geb. Ascher
im Alter von 57 Jahren. Wer die allzufrüh Verblichene kannte, weiß unseren Verlust zu ermessen. 
Karlsruhe, den 28. Oktober 1934
Nowackanlage 13 Der tieftrauernde Gatte Emil Kaufmann nebst Kindern und Geschwistern."    

   
Ergänzung zum Nachruf für Frau Minna Kaufmann geb. Ascher (1934)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1934: "Karlsruhe, 12. Nov. Zu dem Nachruf auf Frau Minna Kaufmann geb. Ascher sei noch ergänzend nachgetragen, dass am Grabe auch Herr Jakob Altmann im Namen der Verwaltung der Israelitischen Religionsgesellschaft tiefempfundene Worte der Trauer gesprochen hat."  
Anmerkung: - Jakob Altmann: http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/51.html        

   
Zum Tod von Rabbi Josef Heller (1935)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1935: "Karlsruhe, 29. Jan. Am letzten Sonntag wurde hier Rabbi Josef Heller zu Grabe getragen. Der Heimgegangene war, ein Nachkomme von Rabbi Jomtow Lipmann Heller, Verfasser des Tossefot Jom tow und hatte sich als Toragelehrter und Mann der Tat sehr verdient in seinem Kreise gemacht. Am Grabe rühmt Herr Rabbinner Dr. Michalski die Eigenschaft des Heimgegangenen, worauf Rabbi Herz Steinmetz in einer tief zu Herzen gehenden Hespedrede ein umfassendes Bild Rabbi Hellers entwarf und den gewaltigen Verlust besonders für die östliche Kolonie der badischen Hauptstadt schilderte. War er doch einer der ersten Gründer, der hier segensreich wirkenden Talmud Tora-Schule und ging doch sein höchstes Streben dahin, im Rahmen dieser Schule die Jugend zur Tora und zur Gottesfurcht zu erziehen. Von seiner chassischen Begeisterung übertrug er auf seine Umgebung, und kann ohne Übertreibung festgestellt werden, dass es seinem Verdienste zuzuschreiben ist, wenn, im Gegensatz zu anderen Städten, die östliche Jugend in Karlsruhe im Ganzen noch treu zur Thora hält. Rabbi Josef Heller wird bei uns in gesegnetem Andenken bleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." 
Anmerkungen:   - Rabbi J.L. Heller: Rabbiner Jomtow Lipmann Heller https://de.wikipedia.org/wiki/Jomtow_Lipmann_Heller
-  Hespedrede: Trauerrede:   https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/hesped/
-  Rabb. Dr. Michalski: Rabbiner Dr. phil. Abraham Michalski: https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski
-  Rabbi Herz Steinmetz: Rabbiner Naftali Herzel Steinmetz:  http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/4152.html
 

  
Zum Tod von Aron Hanauer (1936)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1936:  "Karlsruhe, 6. Aug. In ungeminderter Stärke wird in den religiösen Kreisen unserer Stadt der Verlust eines wahren treuen und lieben Jehudi beklagt: Aron Hanauer, in die Familie des Rabbi Jakow Ettlinger hineinreichend, ist, von Frankfurt, wo er im Krankenhause Hilfe von einem schmerzhaften Leiden suchte, nicht lebend zurückgekehrt. Wie sein Vater war auch er ein gesuchter Mohel. Neben seiner Berufstätigkeit fand er stets Zeit, in die Chewroh Dowor tauw und in der Chewroh Kadischoh tätiges, eifriges Mitglied zu sein, nichts vermochte ihn zurückzuhalten, seinen Pflichten als Jehudi Genüge zu leisten. An seiner Gattin hatte er die gleichgesinnte Lebensgefährtin, in seinen Kindern die Freude und den Stolz seines Lebens gefunden. In der Israelitischen Religionsgesellschaft, in der Frühschul und in dem Ettlinger’schen Minjan wusste man, dass man beim Lernen und beim Beten auf ihn als einen der Pünktlichsten und Regelmäßigsten zählen konnte, dessen Andenken erhalten bleibt bei all denen, die ihn gekannt. Seine Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens."
Anmerkungen:   -  Jehudi: frommer Jude
-  Rabbi Jakow Ettlinger:https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger    https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611  
-  Minjan:  https://de.wikipedia.org/wiki/Minjan
-  Mohel: https://de.wikipedia.org/wiki/Mohel
-  Chewro Kadischoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa 
-  Israelitische Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
      

 
Über einen Briefwechsel zwischen Dr. Richard Fuchs (Karlsruhe) und Karl Wolfskehl (1937)      

Karlsruhe CV-Ztg 27051937.jpg (442685 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 27. Mai 1937: "Dichter und Komponist
Ein Briefwechsel zwischen Richard Fuchs und Karl Wolfskehl

Dr. Richard Fuchs (Karlsruhe) hat, wie wir in Nr. 19 vom 13. Mai mitteilten, für sein Opus 'Vom jüdischen Schicksal' den Preis des Reichsverbandes der jüdischen Kulturbünde in Deutschland für ein Chorwerk mit Orchesterbegleitung erhalten. Diesem Werk liegen Texte von Karl Wolfskehl und Süsskind von Trimberg zugrunde. Zwischen dem Komponisten und dem Dichter Wolfskehl fand vor Einreichung der Partitur und nach Bekanntgabe des Preisausschreibens ein Briefwechsel statt, den wir nachstehend auszugsweise wiedergeben.
Die Schriftleitung
Karlsruhe, 2. Januar 1937. Herrn Karl Wolfskehl. Recco b. Genua
Sehr verehrter Herr,
Sie müssen diese trockene Anrede entschuldigen, Titel kenne ich von Ihnen keine, und 'verehrter Herr Dichter' kann ich doch nicht schreiben, obwohl ich das gerne tun würde…
Ich habe einen Teil ihrer Gedichte in Musik gesetzt, zusammen mit einem alten Gesang des Süsskind von Trimberg. In der Reihenfolge, wie es auf beiliegendem Durchschlag zu sehen ist.
Die Worte des Süsskind überbrücken geistig einige Jahrhunderte und bringen sie mit dem gewaltigen Klang Ihres Gedichtes zusammen, wobei gewisse Zitate in der Musik einen inneren Sinn aufdecken, den kein Mensch hat ahnen können…
Süsskinds Worte wirken textlich und in der Musik wie eine Beschwörung eines Geistes aus dem Mittelalter und es hat für mich, vielleicht auch für Sie? - einen wehmütigen Reiz, einem Ur- vor Alten geistig gewissermaßen die Hand reichen zu dürfen….   Dr. Richard Fuchs.

'Recco (Genua), 6. Januar 1937
Sehr verehrter Herr Komponist,
Sie sehen, ich tue das, was Sie sich nicht verstatten und damit mir vorenthielten. Wie könnten zwei Künstler sich besser, richtiger, ehrender anreden als mit dem Werknamen, der und nur der macht doch ihren Charakter aus. Dies soll beileibe kein Einwand sein oder gar eine Zurechtrückung, sondern bloß unmittelbarer Ausdruck meiner Sinnesart. Und freilich darüber hinaus noch etwas anderes: Der Ausdruck meiner Freude über, den Spannung auf Ihr Werk. Nach der dichterischen Seite ist die Gruppierung Ihres Chorwerkes ganz vortrefflich. Der starke Auftakt, das elegische Fluten und endlich der beides vereinende, in sich fassende und dabei doch ferngewiss verdrängende Schlusschor, das ist als Struktur sehr schön. Ein ganz besonders lieblich-wehmütiger und rein ästhetisch als Fermate wirksamer Einfall ist es, gleich hinter dem Auftakt die melancholischen Zeiten des Trimbergers zu bringen; Ebenklang und Gleichgeschehen, das durch sieben Jahrhunderte herübertönt!…
Ihr sehr ergebener Karl Wolfskehl.'

'Karlsruhe, 12. Januar 1937
Sehr verehrter Dichter,
diese Anrede gibt einem doch einen Schock, einfach deshalb, weil zu jedem anderen Künstlerberuf eine gewisse Art von Handwerk gelernt werden muss, während jedes Kind glaubt, die Sprache als solche zu können.
Ihr Antwortbrief hat mich zu meinem freudigen Schreck empfinden lassen, dass Sie die künstlerische Idee der gewählten Reihenfolge der Gedichte, schon ohne die Musik zu kennen, intuitiv erfasst haben. Aus Ihren weiteren Worten entnehme ich, wie groß Ihre Aufnahmefähigkeit für Musik überhaupt ist, und da inzwischen die Photokopien angekommen sind, überlege ich nicht lange, sondern sende Ihnen anbei eine Partitur und einen Klavierauszug….   Am liebsten würde ich selbst einmal zu Ihnen nach Recco kommen, vielleicht kann ich es in diesem Winter ermöglichen. Ich habe das Werk, wie ich schon schrieb, zu einem Preisausschreiben eingesandt und kann natürlich jetzt meinen Namen nicht öffentlich nennen. Davon abgesehen, jedoch wird eine Aufführung nicht nur materielle Schwierigkeiten haben… Und nun empfehle ich mein Werk Ihrer Kritik.
In ausgezeichneter Hochachtung  Ihr sehr ergebener Dr. Richard Fuchs'

Am 19. Januar bestätigt Wolfskehl den Empfang der Noten. Am 10. Mai teilt Richard Fuchs dem Dichter Wolfskehl die Tatsache mit, dass das Chorwerk preisgekrönt worden sei und fügt hinzu: 'Es drängt mich, Ihnen zu danken, für die anregende Kraft Ihrer gewaltigen Dichterworte und ich glaube, dass in der gefundenen Vertonung uns beiden ein Werk gelungen ist das einmal dereinst kein schlechtes Zeugnis geben wird für den heroischen Geist, mit dem wir unser ungeheures Schicksal zu erleiden befähigt waren…
Und nun bitte ich Sie herzlichst, mir bald zu sagen, ob und wie Sie selbst schon Gelegenheit hatten, das Werk am Klavier zu hören.'

Der Dichter erwidert am 12. Mai:
'Ihr Brief heischt und erhält sofortige Antwort! Antwort? Mehr: Widerhall und freudigen Glückwunsch! Wie schön, dass der Spruch der Wissenden so einhellig, so stark für Sie zeugt und für Ihr Werk! Ich habe Ihnen von Herzen zu danken, dass, was ich gesprochen, in Ihnen schöpferisch gewaltet hat. 'Muss nicht der Schenkende danken, dass der Empfangende nahm?' Und welche Wechselwirkung bei solchem Zusammenspiel! Jeder gibt, jeder empfängt. Noch brennender ist nun mein Verlangen, Ihr Werk kennen zu lernen. Noch brennender und doch immer noch in Entfernung gerückt seine Erfüllung. Keinen Menschen habe ich finden können, trotz vielfachen Bemühens, der Sie mir hätte interpretieren mögen…
Nur so viel für heute. Halten Sie mich bitte auf dem Laufenden oder machen Sie mich zum Mitlaufenden auf dem Geburtsweg und Werdegang Ihres Werkes. Ich folge mit größter Spannung und Sympathie.'
Anmerkungen: - Über Dr. Richard Fuchs: https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Fuchs_(Komponist)  https://ka.stadtwiki.net/Richard_Fuchs   https://www.geni.com/people/Richard-Fuchs/6000000000387830078
Dr. Richard Fuchs war der Bruder des bekannten Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs: https://de.wikipedia.org/wiki/Gottfried_Fuchs  
http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/landeskunde-landesgeschichte/module/bp_2016/der_industrialisierte_nationalstaat/beitraege_karlsruher_juden_zur_modernisierung_ihrer_stadt/ab4b.pdfadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0503   https://www.youtube.com/watch?v=o3wQCTVAXpA   https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Fuchs_(Komponist)   https://ka.stadtwiki.net/Richard_Fuchs
https://www.geni.com/people/Richard-Fuchs/6000000000387830078  
-  Über Familie Fuchs: http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/1124.html
-  zu Karl Wolfskehl:  https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Wolfskehl   https://www.p-stadtkultur.de/der-verbannte-dichter-karl-wolfskehl-1869-1948/
https://www.darmstadt-stadtlexikon.de/w/wolfskehl-karl.html   https://www.lagis-hessen.de/pnd/118634976 

- Süsskind von Trimberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Süßkind_von_Trimberg   http://www.alemannia-judaica.de/trimberg_juedgeschichte.htm   http://www.minnesang.com/Saenger/suesskind.html   https://www.hss.de/news/detail/portraits-juedischer-persoenlichkeiten-news7908/    

   
Wegzug von Max Heinemann (1937)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1937: "Karlsruhe, 19. Juli. Durch den Wegzug des Herrn Max Heinemann verliert die hiesige Chewrah Kadischa ihren zweiten Gabbe, der in den 40 Jahren seiner Mitgliedschaft und in den 7 Jahren seiner Vorstandschaft rastlos geweiht hat. Auch die Schiurim der Chewrah hat er in Vertretung der Dozenten geleitet. In der Israelitischen Religionsgesellschaft war er und seine ganze Familie durch eine unübertreffliche Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft bekannt. Jeder, der bei ihm lernen wollte, fand in ihm einen allzeit bereiten Lehrer. Alle Verehrung und Dankbarkeit seiner Freunde kam bei einem von der Chewrah Kadischa veranstalteten Abschiedsabend zum Ausdruck, an dem die Redner in Worte kleideten, was alle Anwesenden empfanden. In die besten Wünsche für die Zukunft klang dies aus."
Anmerkungen:  - Chewrah Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Gabbe: https://de.wikipedia.org/wiki/Gabbai_(Synagoge) 
- Schiurim: Plural von Schiur, https://de.wikipedia.org/wiki/Schi'ur
- Israelitische Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)   

  
Zum Tod von Gertrude Heinemann (1938)         

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1938: "Karlsruhe, 3. März. Am 27. Adar I (= 28. Februar 1938) hauchte Frau Gertrude Heinemann geb. Altmann, im Alter von 66 Jahren in Marienbad, wohin sie vor einem Jahre mit Gatten und Tochter übergesiedelt war, ihre reine Seele aus. Die Verstorbene, Tochter des altbekannten Leopold Altmann, Kattowitz, sah ihren Stolz darin, in der Tradition dieses Patrizierhauses weiterzuleben und in ihrer zweiten Heimat Karlsruhe, als würdige Tochter dieses frommen Vaterhauses, weiter zum Segen aller zu wirken, das echte Gemilas Chesed, die Zedoko in der Karlsruher Kehilla zu fördern. In diesem Sinne erzog sie ihre Kinder an der Seite ihres gleichgesinnten Gatten zu wahren Jehudim und übertrug diese edlen Charaktereigenschaften auch auf Fernstehende. Ungebeugt von des Geschickes rauher Hand stand sie aufrecht, gestärkt durch seitens G’ttvertrauen, immer vorwärts schauend. So spornte sie ihre Kinder an und wirkte charakterstärkend auf so viele Menschen, die ihre Gottesfurcht und Gastfreundschaft bewunderten und ihrem hingebungsvollen Wirken ein unvergängliches Denkmal setzten. Wir alle, die ihre Freundschaft, ihre Uneigennützigkeit, ihre Aufopferung zu erproben, mehr als einmal Gelegenheit gehabt haben, wollen ihr Andenken hochhalten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. S. Th.
Anmerkungen: - Gemilas Chesed: Die uneigennützige, liebevolle Zuwendung zu einem Menschen in Not; Hilfsbereitschaft, Wohltätigkeit. Vgl. https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/chesed/
- Zedoko: Zedaka, Gerechtigkeit, die nicht konfessionell gebunden ist  https://de.wikipedia.org/wiki/Zedaka  
Kehilla: Gemeinde 
Jehudim: Fromme und wohltätige Juden, die jedermann helfen, der in Not ist.
      

  
Zum Tod von Nathan Bär (1938)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1938: "Karlsruhe, 23. März. In dem plötzlich verstorbenen Nathan Bär - er ruhe in Frieden - verliert die Israelitische Religionsgesellschaft ein treues, allezeit einsatzbereites Mitglied. Unterstützt von seiner Gattin, die ihn in vielen Krankheitstagen mit aufopfernder Hingebung gepflegt hat, hat er stets für die Interessen der Religionsgesellschaft weitgehendstes Interesse gezeigt. Kurz vor seinem Tode kamen seine Tochter und deren Gatte, in deren Haus er seinen Lebensabend verbrachte, vom Grabe seines an der Somme gefallenen jüngsten Sohnes, der Leutnant in der Maschinengewehrabteilung gewesen, zurück. Unmittelbar danach setzte ein Herzschlag seinem Leben ein Ende. Am Heldengedenktag vereinte sich die Trauer um ihn, der Rabbiner Dr. Michalski bewegten Ausdruck gab, mit dem Gedanken um diesen Helden. G’ttergeben wie sein ganzes Leiden hat N. Bär den Verlust des Sohnes getragen. Möge die innere Anteilnahme weiter Kreise der Gattin und den Kindern zum Trost gereichen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Anmerkung: -  Israelitische Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
-  Rabbiner Dr. Michalski: Rabbiner Dr. Abraham Michalski https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski 
    

  
Zum Tod von Isak Ettlinger (1938)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1938: "Karlsruhe, 25. Juli. Durch den Heimgang des Herrn Isak Ettlinger - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen - hat die Israelitische Religionsgesellschaft einen schmerzlichen Verlust erlitten. Einer der Treuesten wurde ihr nach kurzem Krankenlager durch seinen Tod entrissen. Traditionen frommer Ahnen, insbesondere seines Großvaters, des Altonaer Rabbiners Rebbe Jokew Ettlinger - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, waren im Hause seiner edlen Eltern ihm zugeleitet worden. In dem Verklärten waren sie unerschütterlich verankert und verwurzelt. Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit bildeten die Krönung seines Lebens, dessen arbeitsreicher Inhalt der Sorge für die Seinen und für seine Mitmenschen galt. Er war ein regelmäßiger Besucher der Schiurim (Toralehrstunden) und der Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft. In dieser, wie auch in der Frühschule, besonders aber in dem von seinen Eltern übernommenen und mit Aufopferung aufrecht erhaltenen Ettlinger’schen Minjan, war er ein mit großem Engagement erfüllter ehrenamtlicher Vorbeter. Man wusste, er verstand den Sinn der Gebete und sein Herz war dabei. Die Demut und die Innigkeit, mit der er betete, war ergreifend. Unvergesslich aber bleibt allen Karlsruher Juden sein rastloses Liebeswerken in der Chewra Kadischa. Jahrzehntelang gehörte er ihr als tätiges Mitglied an, die letzten Jahre hindurch war er ihr Gabbai, der durch hingebungsvolles, bis zur Selbstaufopferung gegebenes Beispiel den Mitgliedern unerreichtes Vorbild war. Mit Rat und Tat stand er jedem willig und gern zur Seite. Er hielt die Erinnerungen an die vergangenen Geschlechter wach. Ein Stück der jüdischen Geschichte Altkarlsruhes sank mit ihm, dessen Eltern zu den Gründern der Israelitischen Religionsgesellschaft gehörten, ins Grab. Bei der Beerdigung, die unter der Beteiligung weitester Kreise erfolgte, gab Herr Rabb. Dr. Michalski dem Schmerz und der Wehmut Ausdruck, die alle erfüllte, die ihn gekannt. Herr Lehrer J. Rabinowitz kleidete den Dank der Chewra Kadischa in Worte, die ein getreues Bild seines Lebens widergaben. Möge sein Verdienst der Gattin und den Kindern beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen:  -  Frühschule: Frühgottesdienst
-  Israelitische Religionsgesellschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Israelitische_Religionsgesellschaft_(Karlsruhe)  
-  Rebbe Jokew Ettlinger: https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Ettlinger und  https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php/De:Lexikon:bio-0611
-  Chewra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
-  Gabbai: https://de.wikipedia.org/wiki/Gabbai_(Synagoge)  
-  Rabbiner Dr. Michalski: Rabbiner Dr. Abraham Michalski https://de.wikipedia.org/wiki/Abraham_Michalski 
-  Lehrer J. Rabinowitz: Isaak Rabinowitz http://gedenkbuch.informedia.de/index.php/PID/12/name/3450.html 
       

   
Todesanzeige für den nach der Deportation umgekommenen Adolf Heimberger (1942)   
Anmerkung: Adolf Heimberger ist am 26. Mai 1866 in Sindolsheim als Sohn von Aron Heimberger und Rebekka geb. Friedberger geboren. Er ist in Sindolsheim aufgewachsen. Nach Abschluss seiner Ausbildung war er kurze Zeit (wann?) in Kuppenheim als Religionslehrer tätig. Danach übernahm er die Stelle des Kastellans ("Kirchendiener") in der Karlsruhe Synagoge. Adolf Heimberger wurde am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert und starb im Lager Noé am 14. Januar 1942 an Hunger. Seine Frau Wilhelmine hat die Lagerzeit überlebt und starb 1952 in Baltimore/USA.    
Weiteres siehe im Gedenkbuch für die Karlsruhe Juden zu Adolf Heimberger   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1942: 
"Mein geliebter Mann, unser geliebter Vater und Großvater 
Adolf Heimberger
 
ist unerwartet im Camp Noé gestorben. 
Wilhelmine Heimberger Camp Noé  
Familie Niedermann  Rivesaltes  
Familie Straus  
Emil Heimberger  1724 Ruxton Ave., Baltimore, Md."  

  
  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes S. Guggenheim (1872)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. April 1872: "In mein Manufakturwaren-Geschäft en détail, Samstag und Feiertag geschlossen, wird gleich nach Ostern zum Eintritt ein Ladenmädchen (Israelitin) aus guter Familie gesucht. Vorzug erhalten solche, die schon in derartigen Geschäften konditioniert haben.
Karlsruhe, 1. April 1872. S. Guggenheim."      

   
Anzeige des Mehl-, Produkten- und Kolonialwaren-Engros-Geschäftes N. J. Homburger (1914)        

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. März 1914: "Lehrling gesucht
in mein Mehl-, Produkten- u. Kolonialwaren-Engrosgeschäft. Samstag und Feiertage geschlossen. 
N. J. Homburger    Karlsruhe in Baden." 

  
Anzeige der Ledergroßhandlung Haber & Klein (1920)       

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juli 1920: "Lehrlings-Gesuch
Wir suchen zum baldigen Eintritt einen Lehrling aus achtbarer Familie.
Haber & Klein. 
Ledergroßhandlung.  Karlsruhe i. B."      "              

 
Hochzeitsanzeige für Jakob Altmann und Ruth Falk (1930)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juni 1930: "Zu der am Montag, 9. Juni/ - so Gott will - stattfindenden TRAUUNG unserer Kinder
JAKOB und RUTH
beehren wir uns, Verwandte, Freunde und Bekannte höflich einzuladen
Maier ALTMANN und Frau, Karlsruhe-Pforzheim
Frau Rektor B. FALK, Frankfurt a. M.
Trauung und Empfang: Frankfurt a. M., 1 ½ Uhr
Israelitische Volksschule, Röderbergweg 29."        

    
    
     
Sonstiges zu jüdischen Personen / Persönlichkeiten aus Karlsruhe   

März 2012 / Mai 2013: Literaturhinweis und Straßenbenennung zu Julius Hirsch   
Julius Hirsch Lit 010.jpg (59323 Byte) Werner Skrentny: Julius Hirsch. Nationalspieler. Ermordet. Biografie eines jüdischen Fußballers. Verlag "Die Werkstatt" Göttingen 2012. 
Julius Hirsch (1892-1943, für tot erklärt 1945) wurde in Achern, Heilanstalt Illenau, geboren, und gehörte dem Karlsruher Fußball-Verein an. Als erster deutscher Fußballspieler wurde er mit zwei unterschiedlichen Vereinen Deutscher Meister (1910 Karlsruher FV, 1914 SpVgg Fürth), er war Olympiateilnehmer 1912 in Stockholm. Bis auf die Fürther Jahre und den 1. Weltkrieg hat Julius Hirsch zeitlebens in Karlsruhe gelebt.  
Der Deutsche Fußball-Bund vergibt seit 2005 alljährlich den "Julius-Hirsch-Preis" für das Engagement gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. 
Das Buch berücksichtigt auch das Schicksal von Gottfried Fuchs, Glaubensgenosse von Hirsch und bis heute erfolgreichster deutscher Torschütze in einem Länderspiel (1912 Olympische Spiele, zehn Tore gegen Russland). Gottfried Fuchs war ebenfalls Karlsruher, er siedelte 1929 nach Berlin über, emigrierte 1938 in die Schweiz, von dort nach Frankreich und 1940 nach Kanada, wo er als Godfrey E. Fochs 1972 in Montreal verstarb.
  
Buchvorstellung ("Buch der Woche") auf der Website des Deutschlandfunks:  
Artikel von Herbert Fischer-Solms vom 3. Juni 2012: "Der jüdische Fußballer Julius Hirsch...."  
Link zum Artikel    
 
Mitte Mai 2013: Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat einstimmig beschlossen, dass am früheren KFV-Stadion ein Stück des Karlsruher Wegs künftig Julius -Hirsch-Straße heißt und der KFV-Gedenkplatz an der Ecke der Berliner Straße Gottfried-Fuchs-Platz.   
Vgl. die Informationen zu Julius Hirsch und Gottfried Fuchs auf der Website des Karlsruher Fußballvereins     
 
April 2017: Literaturhinweis zu Gustav Landauer   
Karlsruhe Landauer Lit 2017.jpg (229610 Byte) Gustav Landauer ist am 7. April 1870 in Karlsruhe als zweites Kind des jüdischen Schuhwarenhändlers Hermann Landauer und seiner Frau Rose geb. Neuburger geboren. Er besuchte in Karlsruhe das Bismarck-Gymnasium. 
Zu seiner weiteren Biographie siehe Wikipedia-Artikel "Gustav Landauer": https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Landauer   
Informationen über das Buch siehe pdf-Datei zum Buch (Verlagsinformationen).   

   
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für Julius Bruno aus Mannheim (1827-1886) und Emilie Bruno geb. Hochstädter aus Karlsruhe (1834-1889)    
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

   Grabstein für "Julius Bruno  
Born in Mannheim Sept. 6, 1927 
Died May 14. 1886" und 
"Emilie Bruno née Hochstaedter 
Born at Karlsruhe Nov. 8, 1834. 
Died Nov. 19, 1889".   

   
   
 Dokument zur Geschichte der Familie Model in Karlsruhe    

Aus alten Tagebüchern und Erinnerungen der Familien Hirsch, Strupp, Eisenberg  
Familienchronik von 1924 - aufgezeichnet von Betty Schunk geb. Hirsch
     
Aus dem Leben meiner Eltern und Großeltern sind mir wohl Erinnerungen geblieben, jedoch kann ich mich nicht für die Richtigkeit der Zeitangaben verbürgen, denn es liegen Jahrzehnt dazwischen und ich selbst bin, nebenbei bemerkt, bereits 74 Jahr. Die Eltern meiner Mutter, Alphonse Worms und Brunette geb. Model, lebten bis zum Jahre 1813-14 in Paris, mussten dann die Stadt verlassen und gelangten über Straßburg, wo sich meine Mutter noch erinnert, nachts durch das Heerlager getragen worden zu sein, durch Kehl nach Karlsruhe. Mein Großvater, der unter der Regierung Louis XIV. Steueroberkontrolleur in Paris gewesen, betrieb nun ein Ex- und Importgeschäft von und nach Frankreich. Die Großmutter besaß eine, an den Baron von Haber in Karlsruhe verheiratete Schwester, deren Sohn, Moritz von Haber, der allbekannte Geliebte der damaligen Großherzogin von Baden war. Diesem intimen Verhältnis ist eine Tochter, Prinzess Cäcilie, später Großfürstin Michael Michaelowitsch von Russland entsprossen. Man nannte sie im ganzen badischen Ländchen nicht anders als das 'Judenprinzeßel'. Sie wurde die Großmutter unserer Kronprinzeß Cäcilie.
Meine Großmutter war eine solche Schönheit, dass es die Markgräfinnen, um sie sehen zu können, nicht verschmähten, ihre Aufträge persönlich dem Großvater zu übermitteln.
Aus der Ehe der Großeltern sind vier Kinder, zwei Söhne, Maurice und Henry, sowie zwei Töchter, Caroline (sc. Caroline Worms, 1809-1885, später verheiratet mit Bernhard Hirsch) und Thekla hervorgegangen. Der älteste Sohn, Maurice, betrieb eine Buchhandlung in Karlsruhe, der zweite war Künstler und ein sehr talentvoller Kupfer- und Stahlstichanfertiger. Die Tochter Thekla heiratete einen entfernten Verwandten, den Bankier Mathieu Goudchaux in Metz, doch starb sie schon im ersten Wochenbett und hinterließ einen Sohn namens Gustave
Meine Mutter (sc. Caroline Worms, 1809-1885) lebte zu ihrer weiteren Ausbildung bei ihrer verwitweten kinderlosen Tante Goudchaux in Metz, einer Schwester Großvaters. Derselbe besaß noch einen Bruder, der in Paris geblieben und später von Louis Philippe geadelt wurde und sich Worms de Komilly nannte. Außerdem hatte er noch eine Schwester, welche an einen Bankier Lassar In Saarlouis verheiratet gelesen ist. 
Auf Wunsch ihrer Tante Goudchaux sollte meine Mutter deren Neffen, den damaligen königlichen Finanzminister Goudchaux in Paris heiraten und reiste, um ihn kennen zu lernen nach Paris. Sie besuchte dort in seiner Begleitung einen Hofball und hatte das Missgeschick, dass sich ihr während des Tanzes ihre schweren, langen Zöpfe lösten, die bis zum Saumende ihres Kleides reichten. Sie erzählte, dass im selben Augenblick sämtliche Anwesende, sogar der König, sich um sie geschart und ihr prachtvolles Haar angestaunt hätten.  Aus der Heirat wurde allerdings nichts, da sie sich nicht entschließen konnte, die dritte Gemahlin des Ministers zu werden, dessen beide Frauen im ersten Wochenbett gestorben waren. Sie lernte in Metz meinen Vater, der dort Theologie studierte kennen und lieben und so wurde statt Paris Cochem ihre zweite Heimat. Meine Mutter war ebenfalls schön: welches mir der Stadtbaurat Becker in Leipzig, ein Cochemer Junge, bestätigte. Er erzählte mir, dass er, als die Mutter als Neuvermählte in Cochem aus dem Schiffe gestiegen sei, sie für die leibhaftige Jungfrau Maria gehalten habe.
Auch die Schwester meiner Mutter zeichnete sich durch große Schönheit aus (Thekla Worms). Der Großherzog von Baden ließ sie sogar in italienischer Tracht für seine Schönheitsgalerie im Karlsruher Schloss malen, wo mir die Cousine meiner Mutter, Frau Oberleutnant von Klock geb. von Haber ihr Bild gezeigt. Frau von Klock hatte zwei sehr schöne Töchter, die älteste Amelie blieb unvermählt und studierte Kunstgeschichte, die zweite Elise (sc. Elisabeth / Elise von Klockh) heiratete den Oberregierungsrat Behrend (sc. Bernhard Ludwig Behrend / Berend) in Koblenz und wurde die intimste Freundin der Königin Elisabeth von Preußen, Gemahlin Friedrich Wilhelm IV.  
Sie hatte eine Tochter Mathilde (sc. Mathilde Behrend / Berend, 1846-1897), nachherige Frau des Regierungspräsidenten von Pommer Esche (sc. Albert von Pommer Esche, 1837-1903) und einen Sohn Louis, der trotz vollständiger Taubheit Professor in Kiel wurde.
Von den übrigen Verwandten meiner Mutter lernte ich nur noch ihren Vetter Louis von Haber kennen. Die Tochter desselben war mit dem Sohn des Feldmarschall Herwarth von Bittenfeld vermählt. Ein anderer Vetter meiner Mutter Carl Model besaß das erste und größte Konfektions- und Modehaus in Karlsruhe und war Hoflieferant. Sein Sohn kaufte nach dem Aussterben der Familie von Haber das Stammhaus, ein hochherrschaftliches großes Gebäude und verlegte sein Geschäft in dasselbe.
Von den Eltern meines Vaters (sc. Wolfgang Hirsch, 1766-1844, und Rosina Hirsch geb. Kahn) weiß ich folgendes zu berichten: Mein Großvater soll nicht nur ein sehr schöner, stattlicher Mann gewesen sein, sondern auch einen vornehmen Charakter besessen haben. Von ihm wusste mir mein Vater folgende Episode zu erzählen. Zur Zeit der großen Hungersnot in den Rheinlanden entschloss sich König Friedrich Wilhelm von Preußen zu einer Reise dorthin, um sich persönlich von dem Stand der Dinge zu überzeugen. Mein Großvater hatte, als die Not am größten war, seine sämtlichen Getreidevorräte unter die Stadtarmen verteilen lassen. Als nun der König auch Cochem auf seiner Reise berühren sollte, wurde den Bürgern vom Landrat eingeschärft, Seine Majestät recht lebhaft hochleben zu lassen, besonders da jeder einen Thaler erhalten sollte. Beim Herannahen des königlichen Wagens ertönte zum Entsetzen der Behörden jedoch nicht das Hoch auf den König, sondern statt dessen ein lautes Hurrah auf den Wohltäter Wolfgang Hirsch
Die Großmutter, welche mir nur als eine alte, zierliche, kleine Frau im Gedächtnis geblieben ist, soll indes eine äußerst jähzornige Frau gewesen sein, die sich gar nicht zu beherrschen vermochte. Von ihr wusste mein Vater folgendes lustige Geschichtchen. Eines Tages, als die ganze, sehr zahlreiche Familie um den Esstisch versammelt war und das Mädchen gerade die Suppe hingestellt hatte, ereiferte sich die Großmutter über eine Bemerkung so sehr, dass sie die volle Suppenschüssel ergriff und zum offenstehenden Fenster in den Hof hinauswarf. Alle waren entsetzt, nur der Großvater verhielt sich vollständig ruhig. Nachdem die folgenden Speisen aufgetragen waren, erfasste der Großvater plötzlich die vier Zipfel des Tischtuches und beförderte es mit dem sämtlichen Inhalte gleichfalls zum Fenster hinaus. Auf den Schreckensruf der Großmutter, was fällt dir denn ein, Wolf, erwiderte er seelenruhig: ich nahm an, dass wir zur Abwechslung im Hof speisen sollten. 
Von meinem Vater existiert auch eine nette Anekdote. Als ungefähr achtjähriger Knabe nahm ihn sein Vater in eine Nonnenkloster, mit dessen Äbtissin er geschäftlich zu tun hatte. Beim Verlassen des Klosters läutete gerade die Abendglocke und veranlasste den Knaben zu der Frage, was das Läuten zu bedeuten habe. Die Äbtissin erklärte es ihm mit den Worten: Jetzt schreitet die heilige Jungfrau durch die Lande und die Glocken begrüßen sie. Nachdenklich meinte der Kleine, meine Mutter sagt aber, dass abends kein anständiges Mädchen mehr allein ausgeht.  
Meine Großmutter muss, wie folgende Erzählung, die ich nicht von ihr selbst hörte, beweist, nicht allein jähzornig gewesen sein, sondern auch einen sehr energischen Charakter besessen haben. Sie lebte als Waise bei einem alten, kränklichen, unerheirateten Onkel auf dem Westerwalde. Zu dieser Zeit machte der berüchtigte 'Schinderhannes' die dortige Gegend unsicher und überfiel hauptsächlich alleinstehende Häuser und Gehöfte. Außer der Großmutter, die damals keine 17 Jahre alt war, befand sich nur eine gleichaltrige Magd im Hause und da der alte Mann bettlägerig war, das Haus schutzlos.   
Eines Nachts, es war mitten im Winter und lag tiefer Schnee, erwachte die Großmutter plötzlich durch ein Geräusch. Sie eilte ans Fenster und erblickte eine Schar bewaffneter Männer, die sich an der Haustür zu schaffen machten. Es wurde ihr sofort klar, dass es nur die Bande des Schinderhannes sein konnte, und ebenso, dass die schwache Tür nicht lange standhalten würde. Ohne sich lange zu besinnen, sprang sie, nur mit dem Hemd bekleidet, zum Hinterfenster hinaus. Sie fiel dicht am Rande des Ziehbrunnens in den tiefen Schnee, und hatte die Geistesgegenwart, schnell das Hemd über den Kopf zu ziehen. Währenddessen plünderten die Räuber das Haus, fesselten und knebelten die Magd und den armen Kranken und suchten darauf nach der Großmutter. Sie hörte, wie der Anführer befahl, alles gründlich zu durchsuchen, weil das junge Mädchen sonst zum Verräter werden könne. Die Männer liefen mit Laternen dicht an ihr vorbei und verließen, nachdem ihr langes Suchen ergebnislos geblieben, unter Drohungen und Verwünschungen endlich Hof und Haus. Die Großmutter musste noch eine Zeit lang in ihrem Schneebette ausharren, bevor sie sich herauswagen könnte, um dann schleunigst die Gefesselten zu befreien. Die Großmutter wurde bei der Verurteilung des Schinderhannes als eine der Hauptzeugen vorgeladen und ihre Aussage trug wesentlich zum Todesurteil bei. 
Zum Schluss noch eine interessante Mitteilung aus dem Leben des Urahnen Hirsch, die mir mein Vater machte.
Der Urgroßvater lebte in einem kleinen Residenzstädtchen, dessen Namen mir leider entfallen ist, eines der damals zahlreichen Fürstentümchen. Eines Tages erließ der Fürst, nachdem er die arme kleine Gemeinde bis aufs Blut gebrandschatzt hatte, den Befehl, dass sämtliche Juden die Stadt binnen drei Tagen zu verlassen hätten. Voller Verzweiflung begab sich der Urgroßvater als Vorstand der Gemeinde mit den Ältesten zum Fürsten, um Gnade zu erflehen. Der Fürst erklärte auf die Bitten hohnlächelnd, er wolle sie wohnen lassen, wenn sie ihm den Namen der Mutter Abrahams nennen könnten und ließ ihnen dazu 12 Stunden Bedenkzeit. Nun herrschte noch größere Not und Verzweiflung, da die Bibel den Namen der Mutter überhaupt nicht erwähnt. Nur der Urgroßvater behielt kaltes Blut und auf seine Anordnung mussten die Gemeindeglieder alles Geld und Wertgegenstände, die sie noch erübrigen konnten, bei ihm abgeben, worauf er sich den folgenden Tag zur Audienz zum Fürsten begab. Derselbe richtete sofort die Frage nach dem Namen der Mutter Abrahams an die Gemeindevertreter. Der Urgroßvater verneigte sich tief, indem er bemerkte, der gewünschte Name sei 'Geldchen' und überreichte gleichzeitig den großen, vollgespickten Beutel. Der Fürst geruhte herzlich zu lachen und gab die Richtigkeit der Deutung zu. Er ließ alsdann den ergangenen Befehl für lebenslänglich zurückziehen. 
Der dies nach den Aufzeichnungen seiner Großtante Betty Schunk im Dezember 1925 niederschrieb und die Porträts zeichnete, heißt Alexander Eisenberg, geb. den 28. November 1888 in Leipzig, Graphiker und Photograph. Er befand sich zwischen zwei Anstellungen in Meiningen in der Wohnung seiner Großmutter Thekla Strupp geb. Hirsch, die in ihrem 93. Jahr von ihren drei Töchtern gepflegt wird: Bertha Sax-Strupp, 69 Jahre, Anna Eisenberg - des Schreibens Mutter - 66 Jahre und Selma Eisenberg, 64 Jahre. Im alten Strupp'schen Haus in der Bernhardstr. 4 befand sich die Bank für Thüringen, begründet von Bernhard Meier Strupp."  
Informationen zur Familie Hirsch Cochem - mit Nachkommenliste von Wolfgang Hirsch im Buch von Angelika Schleindl: Spuren der Vergangenheit. Jüdisches Leben im Landkreis Cochem-Zell. 1996. 
Online eingestellt. Ab S. 198  http://mosella-judaica.de/Gemeinden/Spuren198.html bis Seite 202.   

     

     

     

     

     

     

 

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Stand: 30. Juni 2020