Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kaufering (Kreis Landsberg am Lech) 
Jüdische Friedhöfe (KZ-Friedhöfe)  

   
Übersicht: 

Zur Geschichte des Lagers Kaufering  
Lage der Friedhöfe   
Fotos / Darstellungen   
Gedenkstätte im ehemaligen Lagergelände  
Friedhof Kaufering Süd  
Friedhof Kaufering Nord   
Links und Literatur   

      

Juli 2014: Schändung des Friedhofes Kaufering Süd - Polizei sucht Täter   
Artikel von Thomas Wunder in der "Augsburger Allgemeinen" vom 31. Juli 2014: 
"Unbekannte schänden KZ-Friedhof. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Die Polizei hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung. 
Unbekannte haben den KZ-Friedhof 'Kaufering Süd' nahe der Lechstaustufe 18 geschändet. Mit blauem Spraylack wurden mehrere Grabsteine, Mauern und Sitzbänke beschmiert – mit antisemitischen Sprüchen und Symbolen der Nationalsozialisten. Die Landsberger Polizei geht davon aus, dass der oder die Täter zwischen Freitag und Samstagvormittag vor Ort waren. Der angerichtete Schaden wird auf rund 1000 Euro geschätzt. 
Am Montag waren Kauferings Bürgermeister Erich Püttner und Ulrich Fritz von der Stiftung Bayerische Gedenkstätten auf dem Friedhof. 'Solche massiven Beschädigungen habe ich in diesem Umfang schon lange nicht mehr gesehen', sagt Fritz. Die Stiftung hat seit vergangenem Jahr nicht nur die Verantwortung für die KZ-Friedhöfe in Bayern, sondern auch für die beiden KZ-Gedenkstätten in Dachau und Flossenbürg.
Über die Gründe der Tat mag Fritz nur spekulieren. Eine Verbindung zur aktuellen Lage in Nahost sei vorerst nicht von der Hand zu weisen. Die Landsberger Polizei hat Anzeige gegen Unbekannt gestellt und die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck verständigt, weil verfassungswidrige Symbole und Äußerungen verwendet worden seien. Einig waren sich Polizei, Bürgermeister und Stiftung, dass die letzten Schändungen dieser Art weit zurückliegen. 'In den 1980er- und 1990er-Jahren hatten wir regelmäßig damit zu kämpfen', sagt Ulrich Fritz. Gerade die abgelegenen Friedhöfe, wie jener nördlich von Kaufering, seien seinerzeit Ziele solcher Anschläge gewesen. Die Schmierereien sollen schnell entfernt werden. Kauferings Bürgermeister Erich Püttner hat der Stiftung Bayerische Gedenkstätten angeboten, eine Firma mit der Beseitigung der Farbe zu beauftragen. Die Schmierereien sollen laut Fritz so schnell wie möglich entfernt werden, da Mitte August eine Familie aus New York auf der Anlage einen Gedenkstein für einen verstorbenen Häftling setzen will.
Hinweise auf die Täter an die Polizei in Landsberg unter Telefon 08191/932-0."   
Link zum Artikel  
Weiterer Artikel in der Zeitschrift "Die Welt" vom 1. August 2014: "Hakenkreuze auf dem KZ-Friedhof in Kaufering..." 
Link zum Artikel   

   
   
Zur Geschichte des Lagers Kaufering
 
 
Text der Informationstafel 

Kaufering Friedhof 205.jpg (95972 Byte)"Der Holocaust im Raum Landsberg. Im Raum Landsberg sollten im letzten Kriegsjahr nach schweren alliierten Luftangriffen auf deutsche Rüstungsfabriken unter dem Decknamen 'Ringeltaube' drei riesige Bunker für die unterirdische Produktion von Kampfflugzeugen (Me 262) entstehen. Nach den Überlegungen der Nazi-Machthaber sollte das gigantische Rüstungsprojekt durch rücksichtslose Ausbeutung der Arbeitskraft von KZ-Häftlingen verwirklicht werden (Vernichtung durch Arbeit). Am 18. Juni 1944 traf der erste Transport mit 1.000 Häftlingen aus dem KZ Auschwitz in Kaufering ein. Bis zum 9. März 1945 registrierte der luxemburgische KZ-Häftling und Priester Jules Jost 28.838 Zugänge in Kaufering. Die meist jüdischen Häftlinge wurden unter erbärmlichsten Bedingungen in 11 Lagern des KZ-Außenkommandos Kaufering untergebracht. Alle Lager - auch soweit sie in anderen Gemeinden errichtet wurden - erhielten die Bezeichnung 'Lager Kaufering'; drei von ihnen können nicht mehr genau bezeichnet werden. Nach amtlichen Schätzungen wurden ca. 14.500 Häftlinge in diesen 'kalten Krematorien' Opfer von Hunger, Kälte, Entkräftung und Seuchen. Die Toten wurden in Massengräbern in der Umgebung der Lager vergraben ('KZ-Friedhöfe'). In den letzten Kriegstagen räumte die SS die Lager vor den anrückenden alliierten Streitkräften. Auf diesen Evakuierungsmärschen kamen wiederum zahlreiche KZ-Häftlinge ums Leben. Die wenigen in den Lagern Verbliebenen wurden am 27. April 1945 durch die amerikanische Armee befreit." 
Kaufering Friedhof 208.jpg (98713 Byte) 
Links: Karte zum KZ-Außenkommando Kaufering 
Kaufering Friedhof 206.jpg (71399 Byte)"Das KZ-Lager Kaufering III. An dieser Stelle wurde im Juni 1944 das erste Lager errichtet und mit jüdischen Häftlingen belegt (Lager 'Kaufering I'; spätere Bezeichnung 'Kaufering III'). Bis zur Befreiung wurden 3.555 männliche und 339 weibliche Häftlinge im Lagerbuch registriert. Der jüngste Häftling war 11 Jahre, der älteste 70 Jahre alt. Die Häftlinge wurden zu 50 bis 60 Personen in den Erdhütten des Lagers zusammengepfercht. Die Hütten bestanden aus Brettern, die dachförmig gegeneinander gestellt und mit Erde und Kies bedeckt waren. Sie boten nur wenig Schutz gegen Regen, Schnee und Kälte. Die zusätzlich durch Hunger und Krankheiten geschwächten Häftlinge wurden von den Wachmannschaften zu den Bunkerbaustellen getrieben, wo sie bis zur völligen Erschöpfung arbeiten mussten. Obwohl vielen in der Umgebung das Geschehen um die Lager bekannt war, wagten es nur wenige zu helfen. Eine dieser Mutigen war der Kaminkehrermeister Alois Elsner aus Landsberg."

  
  
Lage der Friedhöfe 
(Wegbeschreibungen erstellt von Wolf Albes)  

Der Friedhof Kaufering Nord liegt an der Lechstaustufe 18 zwischen Kaufering und der Kolonie Hurlach. Auf der Bundesstraße 17 biegt man ca. 1,5 km nach dem Ortsausgang von Kaufering (in Richtung Augsburg fahrend) nach rechts zur Lechstaustufe ab (Hinweisschilder direkt an der BN 17: "KZ-Friedhof" und "Lechstaustufe"), stellt sein Fahrzeug auf dem Parkplatz der Staustufe ab und folgt den Hinweisschildern. 
Im Friedhof stehen mehrere Gedenktafeln, ein großer Gedenkstein mit hebräischer Inschrift und ein kleinerer mit dem deutschen Text: 'Hier ruhen 48 unbekannte, großenteils wohl jüdische KZ-Tote, die 1973 in der Umgebung geborgen werden konnten'. Diese Toten wurden beim Bau einer Leitung für die Staustufe 18 gefunden und exhumiert. 
Unmittelbar daneben befinden sich der Friedhof Kaufering Süd, eine parkähnliche Anlage, in der an die über 500 Umgekommenen ein einfacher Gedenkstein erinnert mit dem Text: "Durch Nacht und Grauen - Davids Stern hat Euch geführt zu Gott dem Herrn. Hier ruhen ungezählte Opfer des KZ-Lagers Kaufering".
Zu einem dritten KZ-Friedhof gelangt man, wenn an kurz nach dem Ortsausgang Kaufering auf der Bundesstraße 17 (Richtung Augsburg) bei einem Hinweisschild direkt vor einer Kiesgrube links in einen Feldweg abbiegt. Der Friedhof liegt nach ca. 500 m sehr versteckt südlich dieses Feldweges. Auf diesem Friedhof des Außenlagers Kaufering IV sind 360 KZ-Häftlinge begraben, die beim Heranrücken der Alliierten wenige Tage vor Kriegsende von einem SS-Arzt in ihren Hütten lebendig verbrannt wurden. Die benachbarte Kiesgrube ist mit dem Gelände des ehemaligen KZ-Lagers Kaufering IV identisch (siehe KZ-Friedhof Hurlach; genaue Lage sowie Photos siehe http://www.panoramio.com/photo/7931361). 

    
    
Fotos      

Gedenkstätte im ehemaligen Lagergelände  

Die Fotos zeigen die Gedenkstätte im ehemaligen Lagergelände von 'Kaufering III' in einer heutigen Kleingartenanlage in Kaufering (links hinter der Eisenbahnunterführung von Kaufering nach Landsberg). Die Gedenksteine stehen auf dem Boden der früheren Lagerküche des KZ-Außenkommandos 'Kaufering III'.
(Fotos: erhalten von Hubert Joachim, Mitarbeiter von www.kriegsopfer.org und www.kriegstote.org, Oktober 2007)  

Kaufering Friedhof 200.jpg (147161 Byte) Kaufering Friedhof 201.jpg (142673 Byte) Kaufering Friedhof 202.jpg (152645 Byte)
Blick über die Gedenkstätte am Lagergelände des KZ Kaufering III Gedenkstein für Josef Bresler, 
aufgestellt von seinem Bruder Jacob
   
   
Kaufering Friedhof 203.jpg (141760 Byte) Kaufering Friedhof 204.jpg (83632 Byte) Kaufering Friedhof 207.jpg (105659 Byte)
Inschrift des ersten Gedenksteines von 1984: "Geschändete und Geopferte mahnen
 Euch - Menschen lasst nicht ab vom Streben nach Freiheit, Frieden und Recht." Der
 Stein geht auf eine Anregung des kritischen Heimatforschers Anton Posset zurück.
Hinweistafel zur Geschichte 
des Lagers Kaufering 
(Texte siehe oben)
   
   

Friedhof Kaufering Süd 
(Fotos: Wolf Albes, Aufnahmen vom 3.7.2011)   

 
Kaufering Friedhof 805.jpg (138188 Byte) Kaufering Friedhof 807.jpg (131699 Byte) Kaufering Friedhof 800.jpg (154845 Byte)
Blick über die parkähnliche Anlage des Friedhofes Kaufering-Süd, in der an die über 500 Umgekommenen ein einfacher Gedenkstein erinnert mit dem Text: "Durch Nacht und Grauen. Davids Stern hat Euch geführt zu Gott dem Herrn. Hier ruhen ungezählte Opfer des KZ-Lagers Kaufering" (auf Gedenktafel falsch: Kaufring).
     
Kaufering Friedhof 803.jpg (121479 Byte) Kaufering Friedhof 804.jpg (134944 Byte) Kaufering Friedhof 802.jpg (126903 Byte)
Grabstein links für Mordechai ben Benjamin HaLewi (mit Levitenkanne) Grabstein links für Elza Gutmann
     
Kaufering Friedhof 801.jpg (140341 Byte) Kaufering Friedhof 806.jpg (141416 Byte)  
Grabstein links für Mose Margolin 
aus Kowno (gest. 1.2.1934)
Grabstein für Pinchas 
Ben Eliahu Sodek
 
     
     

Friedhof Kaufering Nord 
(Fotos sind noch nicht vorhanden)  

  

   
    

Links und Literatur  

Links: 

Website der Stadt Kaufering; unter "Geschichte" eine Seite zum "KZ-Gedenken am 22. Juni 2004" und verschiedenen Ansprachen  
Bürgervereinigung Landsberg - Die Europäische Holocaust-Gedenkstätte  

Literatur:  

Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. 1988 S. 319-320. 
Bundeszentrale für politische Bildung (Hg. von Ulrike Puvogel/Martin Stankowski): Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. 1995 S. 153-154. 

   
    

                   
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Stand: 01. August 2014