Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lahr/ Schwarzwald mit Stadtteil Dinglingen (Ortenaukreis)  
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Persönlichkeiten und auf sie bezogene Erinnerungsmale   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)  
   
In Lahr bestand bereits im Mittelalter eine jüdische Gemeinde, die bei der Judenverfolgung während der Pestzeit 1349 vernichtet wurde (vgl. Angaben unten beim Abschnitt zur Synagoge).  
   
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts war in Lahr wiederum die Niederlassung von Juden möglich. Nach 1862 zogen vermehrt Juden in die aufblühende Industriestadt. Unter den ersten waren: Isak Herbst aus Rappenau, der 1863 ein Schuhgeschäft eröffnete; Lazarus Maier aus Eichstetten, der 1865 eine Eisenhandlung am Bärenplatz gründete; Samuel Rosenstiel aus Schmieheim mit einer Altwarenhandlung in der Stadt (1870), Karl Haberer aus Friesenheim mit einem Schuhgeschäft am Urteilsplatz (1876). 1875 wurden 48 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Von den 17 männlichen Gemeindegliedern im Jahr 1888 (Gründungsjahr der Gemeinde) stammten neun aus Schmieheim, drei aus Nonnenweier, je einer aus Friesenheim, Gailingen, Eichstetten, Feudenheim und Rappenau
 
Am 22. Juni 1888 wurde die jüdische Gemeinde begründet. An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (Betsaal, s.u.) und eine Religionsschule. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Schmieheim beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war seit 1888 ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungstexte unten). Als Aushilfskantor war nach 1896 in Lahr Bernhard Kahn tätig (verheiratet mit Thekla geb. Rohrbacher), der aber später ertaubte und seinen Dienst nicht mehr ausüben konnte. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Schmieheim, nach Verlegung des Rabbinatssitzes 1893 zum Rabbinatsbezirk Offenburg
 
1900 lebten 141 jüdische Personen in der Stadt (1,1 % von insgesamt 13.577 Einwohnern); die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1905 mit 143 Personen erreicht, um danach langsam zurückzugehen: 1925 118 (0,8 % von insgesamt 14.075 Einwohnern), 1933 96 jüdische Einwohner. Seit 1891 gehörten auch die in Dinglingen lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Lahr (1875 7, 1900 17, 1925 1 jüdischer Einwohner). 
   
Auf dem Gefallenendenkmal des jüdischen Friedhofs Schmieheim sind die Namen der vier jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Lahr verzeichnet: Friedrich [Fritz] Kahn (geb. 10.8.1897 in Lahr, gef. 25.7.1917), Robert Kahn (geb. 3.6.1884 in Kehl, gestorben im Lazarett Triberg 9.10.1918), Philipp Schnurmann (geb. 9.9.1891 in Lahr, gef. 4.7.1918), Herbert Wertheimer (geb. 21.12.1891 in Kippenheim, gef. 25.3.1918). 
 
Um 1924 waren die Gemeindevorsteher Karl Maier und Ludwig Kaufmann. Der Religionsunterricht der damals sieben schulpflichtigen jüdischen Kinder wurde durch Hauptlehrer Salomon Bergheimer (in Lahr als Lehrer und Kantor seit 1906, siehe Bericht unten) erteilt. 1932 waren die Gemeindevorsteher Berthold Ullmann (1. Vors.) und Dr. Ernst Hoffmann (2. Vors.). Weitere vier Gemeindemitglieder gehörten dem Vorstand an. Lehrer Bergheimer hatte damals 12 Kindern Religionsunterricht zu erteilen. Als Schochet kam Herr Schwab aus Schmieheim regelmäßig nach Lahr. 
 
Von den bis nach 1933 bestehenden, jüdischen Familien gehörenden Handels- und Gewerbebetrieben sind vor allem zu nennen: Zigarrenfabrik Isak Bloch (Voelckerstraße 1/11), Kurzwarenhandlung Nathan und Simon Dreyfuß (Marktplatz 5), Herrenbekleidungshaus Adolf Friedmann (Kaiserstraße 27), Metzgerei und Weinstube Karl Haberer (Zollamtsstraße 5), Schuhgeschäft Leo und Eugen Haberer (Friedrichstraße 6), Eisenwarenhandlung Lazarus (später Carl) Maier (Kirchstraße 28), Ledergroßhandlung Berthold Ullmann (Alte Bahnhofstraße 3), Metallwerk Hugo Weil, Fa. Oscar Weil (Tramplerstraße 27-31), Kaufhaus Wohlwerth (Marktstraße 52). Zu den jüdischen Kaufleuten und Händler kamen einige Lehrer (Bergheimer, Kahn), Ärzte (Dr. Selma Wertheimer, Dr. Ernst Hofmann, Praxis Bismarckstraße 2) und Juristen (Hauser, Weinberg).  
  
Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 setzten auch in Lahr die Repressalien gegen die jüdischen Bewohner ein. Von Jahr zu Jahr wurden diese wie in ganz Deutschland immer mehr entrechtet und diffamiert, ihre Geschäfte boykottiert. Ein Teil der jüdischen Einwohner konnte in der Folgezeit emigrieren. Der Novemberpogrom 1938 wurde in Lahr vor allem von Mitgliedern der Gebietsführerschule der Hitlerjugend durchgeführt. Die Schaufensterscheiben der noch bestehenden jüdischen Geschäfte wurden zerschlagen, die Fenster der jüdischen Häuser und Wohnungen eingeworfen, Möbel auf die Straße geworfen. Auch der Betsaal wurde völlig demoliert (s.u.). 1939 mussten die hier noch lebenden jüdischen Einwohner in sogenannten "Judenhäusern" zusammenziehen (z.B. im Haus Schlosserstraße 5/7). Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 21 jüdischen Bewohner der Stadt nach Gurs deportiert.     
  
Von den in Lahr geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945") sowie bei H. Kattermann s.Lit. unten): Alfred Auerbacher (1938), Jakob Auerbacher (1880), Martha Auerbacher geb. Seligmann (1903), Betty Baum geb. Meyer (1900), Leo Baum (1889), Margot Baum (1927), Hilde Bergheimer geb. Zivi (1897), Lehrer Salomon Bergheimer (1887), Hilde Bernthal (1893), Josef Bloch (1886), Tony Bloch geb. Baum (1889), Klara David geb. Kahn (1879), Emma Dreyfuss geb. Wartensleben (1892), Ernst Dreyfuss (1884), Klara Dreyfuss geb. Dessauer (1865), Ernst Fetterer (1906), Clara Frank geb. Meier (1885), Max Frank (1880), Adolf Friedmann (1872), Bertha Friedmann geb. Weinberger (1876), Ludwig Grünbaum (1904), Max Günzburger (1874), Anna Haberer geb. Neuhaus (1883), Fanny Haberer geb. Baum (1887, Hilde Haberer geb. Wurmser (1886), Julie Haberer (1892), Marie Haberer (1866), Toni Heimann verh. Lindheimer (1904), Bella Isenberg geb. Kahn (1901), Jeanette Kahn (1864), Thekla Kahn geb. Rohrbacher (1868), Thekla Kahn verh. Schweitzer (1877), Martin Krause (1892), Mina Krause geb. Wertheimer (1892), Hans Herbert Lederer (1921), Jenny Lederer geb. Wertheimer (1895), Leopold Lederer  (1889), Walter Lederer (1924), Auguste Löb geb. Hannover (1871), Karoline Löwenstein (1895), Rudolf Löwenthal (1908), Berthold Maier (1877), Charlotte Maier geb. Dreyfuß (1885), Johanna Marx verwitwete Oppenheimer geb. Dreyfuß (1887), Irma Neumann geb. Ullmann (1880), Frieda Schnurmann verh. Fried (1877), Johanna Schnurmann (1864), Hermine Helene Stern geb. Kahn (1874), Martin Stern (1879), Berthold (Bernhard) Ullmann (1884), Elsa Ullmann geb. Heilbronner (1889), Johanna Ullmann geb. Scheich (1891), Oskar Ullmann (1879), Bertha Weil geb. Schnurmann (1873), David Theo Weil (1900), Moritz Weil (1873), Siegfried (Fritz) Weil (1882), Fanny Weinberg geb. Model (1897), Max Weinberg (1884), Tilly Weißbart (1883), Kurt Wertheimer (1905).  
    
Auf dem Friedrich-Ebert-Platz erinnert ein Mahnmal zur Erinnerung der jüdischen Einwohner Lahrs in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich (siehe Fotos unten). Ein identisches Mahnmal aus Lahrs steht in der zentralen Gedenkstätte in Neckarzimmern.      
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1887 / 1893 / 1900 / 1901 / 1903 beziehungsweise eines Aushilfskantors 1924

Lahr Israelit 24101887.jpg (53027 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1887
"In Lahr (Baden) soll zum ersten Male ein israelitischer Kantor, Religionslehrer und Schächter angestellt werden. 
Das Fixum beträgt 800 Mark. Nebeneinkünfte ca. 150 Mark. 
Wenn derselbe eine gute Handschrift hat und Geschäftsbücher führen kann, findet er in den größeren Geschäftshäusern Lahr's erheblichen Nebenverdienst. 
Da in Lahr noch kein Gemeinde-Vorstand existiert, so sind Meldungen und Anfragen wegen der Stelle bis Mitte November ausschließlich an den Unterzeichneten zu richten. 
Schmieheim (Baden), im Oktober 1887: Großherzogliche Bezirks-Synagoge. Dr. M. Ravicz."
     
Lahr AZJ 20101893.jpg (60714 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Oktober 1893
"In der israelitischen Gemeinde Lahr ist die Stelle eines 
Vorsängers, Schächters und Religionslehrers
sofort zu besetzen. 
Gehalt 850, Schechitagebühren 300, sonstige Nebeneinkünfte ca. 150 Mark. 
Ledige Kandidaten, welche im Besitz guter Zeugnisse sind, wollen sich bis längstens 15. November dieses Jahres bei dem Unterzeichneten melden. 
Offenburg (Baden) im Oktober 1893. Die Bezirks-Synagoge. Dr. M. Ravicz."
    
Lahr Israelit 25101900.jpg (73920 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1900
"In der israelitischen Gemeinde Lahr (Baden) ist die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters sofort zu besetzen. Das jährliche Einkommen inklusive Schechita beträgt ca. 1.400 Mark und falls die Befähigung zur Erteilung des Religionsunterrichts am Gymnasium nachgewiesen wird, kommen weitere 180 Mark hinzu. Außerdem ist Gelegenheit zu sonstigen Nebenverdiensten vorhanden. Berücksichtigt werden nur unverheiratete Bewerber und sind Meldungen mit abschriftlichen Zeugnissen bis zum 15. November dieses Jahres an den Unterzeichneten zu richten. 
Offenburg (Baden), im Oktober. 
Die Bezirks-Synagoge: Dr. M. Rawicz."
   
Lahr Israelit 11031901.jpg (73681 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1901
"Die Stelle eines Religionslehrers, Schächters und Vorsängers in Lahr (Baden) wird von Neuem zur Bewerbung ausgeschrieben. Das jährliche Einkommen beträgt ca. 1.400 Mark und bei Übernahme des Religionsunterrichts am Gymnasium kommen weitere 180 Mark hinzu. Nur staatlich geprüfte Lehrer, die auch im Kantorate etwas leisten, können berücksichtigt werden. Meldungen mit Zeugnisabschriften sind bis 1. April dieses Jahres an den Unterzeichneten zu richten. 
Offenburg (Baden). 
Die Bezirkssynagoge

Dr. M. Rawicz."
   
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1903
"Durch die Berufung des bisherigen Lehrers nach Heilbronn, ist die 
Vorsänger-, Schächter- und Religionslehrerstelle
 
in Lahr (Baden), neu zu besetzen. Das Fixum beträgt 850 Mark, Einkünfte aus der Schechita 300 Mark, sonstige Gefälle ca. 100 Mark. Für Übernahme des Rechner- und Ratschreiberdienstes bei der israelitischen Gemeinde sind 90 Mark und für Erteilung des Religionsunterrichts an der Realschule 80 Mark ausgeworfen, sodass mit der Stelle ein Einkommen von 1420 Mark verbunden ist. Außerdem ist Gelegenheit zu Nebenverdiensten in Lahr vorhanden. Berücksichtigt werden nur unverheiratete Bewerber und wollen solche ihre Meldungen mit Zeugnisabschriften bis 1. August dieses Jahres bei dem Unterzeichneten einreichen.  
Offenburg (Baden), im Juli 1903. Die Bezirks-Synagoge: Dr. M. Rawicz."         
 
Lahr Israelit 17071924.jpg (27873 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1924
"Aushilfskantor für die Spätjahrsfeiertage gesucht
Israelitische Kultusgemeinde Lahr." 

        
Lehrer Salomon Bergheimer kommt nach Lahr (1906)  

Lahr usw FrfIsrFambl 16111906.jpg (21999 Byte)Aus einem Bericht über Entscheidungen des Oberrates in Baden im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. November 1906: "Besetzt wurden folgende Religionslehrerstellen: Lahr durch Lehrer S. Bergheimer von Diersburg..."
Anmerkung: Lehrer Salomon Bergheimer war bis in die NS-Zeit Lehrer und Kantor der Gemeinde. Er ist 1936 nach Mannheim verzogen und wurde von dort 1940 nach Gurs verschleppt, später nach Auschwitz, wo er ermordet wurde.  

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Prozess vor dem Schöffengericht Lahr 1908 

Lahr Israelit 08101908.jpg (122167 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1908: "Lahr, 2. Oktober 1908. Ein interessanter Beleidigungsprozess spielte sich gestern vor dem hiesigen Schöffengericht ab. Angeklagt war der Rentier Joseph Kaufmann aus Lahr wegen Beleidigung des Hauptmanns von Denicke vom Infanterie-Regiment Nr. 169. Der Angeklagte hatte behauptet, der Hauptmann habe einen Einjährigen Dreyfuß seines israelitischen Glaubens wegen bei seiner Beförderung übergangen. Die Anklage wurde auf Antragt des Regiments erhoben. Die Verteidigung des Angeklagten lag in den Händen des Rechtsanwalts Dr. Frank - Mannheim. In der Beweisaufnahme gab der als Zeuge einvernommene Oberst von Randow auf Befragen des Verteidigers zu, dass im Laufe des letzten Jahres eine kaiserliche Kabinettsorder durch den Kriegsminister den Regimentern zur Kenntnis gebracht worden sei, in der bestimmt wird, dass bei militärischen Beförderungen keinerlei Unterschiede zwischen den Angehörigen der verschiedenen Konfessionen gemacht werden dürfe. Er - der Oberst - fasse diese Kabinettsorder so auf, dass sich diese Ordner nicht nur auf die Beförderung von Katholiken und Protestanten, sondern auch auf die Beförderung von Juden beziehe, und er fühle sich schwer beleidigt, wenn ihm jemand den Vorwurf mache, dass er einer Allerhöchsten Kabinettsorder zuwiderhandle. Das Urteil des Gerichts lautete auf 50 Mark Geldstrafe. Der Prozess ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil in ihm zum ersten Male authentisch die Existenz der Kaiserlichen Kabinettsorder betreffs die gleichmäßige Berücksichtigung aller Konfessionen bei militärischen Beförderungen festgestellt worden ist."

    
    
Persönlichkeiten und auf sie bezogene Erinnerungsmale 
    

Ludwig Frank. Der aus Nonnenweier stammende spätere Rechtsanwalt wohnte 1885 bis 1897 in Lahr (1893 Abitur am Gymnasium Lahr); an ihn erinnern in Lahr die Ludwig-Frank-Straße und das Seniorenzentrum "Ludwig-Frank-Haus" (Marie-Juchacz-Straße 8). 
   
Das Hedwig-Wachenheim-Haus (Am Schützenplatz 15) ist nach der aus Mannheim stammenden jüdischen Sozialpolitikerin und Publizistin benannt.  
     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen    
Zum Tod von Robert Kahn aus Lahr im Lazarett in Triberg (1918)        

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 17. Oktober 1918: "Todesanzeige.
Unser hervorragend seelenguter, treusorgender lieber Sohn, Bruder, Onkel, Neffe und Vetter
Kanonier Robert Kahn
Inhaber der württembergischen Tapferkeitsmedaille
ist uns im vollendeten 34. Lebensjahr ganz unerwartet rasch in einem Lazarett in Triberg durch den Tod entrissen worden.
Schmerzerfüllt und tiefbewegt machen wir hiervon Mitteilung.
In schwerstem Leide: Familie Leopold Kahn Witwe. Lahr in Baden. "     

  
Hochzeitsanzeige von Willy Hirsch und Ruth geb. Ottenheimer (1935)  
Anmerkung: Willy Jakob Hirsch (geb. 29. März 1898 in Karlsruhe) war als Kaufmann und Vertreter tätig, wohnte 1931 in Lahr, Luisenstraße 14. Er heiratete am 22. August 1935 Ruth geb. Ottenheimer (geb. 15. Februar 1908 in Ludwigsburg als Tochter von Adolf Ottenheimer und Henriette geb. Eichengrün, die beide nach der Deportation in Maly Trostinec ermordet worden), als Kontoristin tätig, angestellt in der Kanzlei von Rechtsanwalt Dr. Julius Schmal in Ludwigsburg (1933 geschlossen), dann beim jüdischen Oberrat in Stuttgart und schließlich in Feuerbach. Nach der Eheschließung wohnte das Paar in Lahr; beide waren beim Einheitspreisgeschäft tätig; beide sind 1937 in die USA emigriert. 1939 ist Sohn Ernest geboren. Um 1964 lebte das Ehepaar Hirsch in Brooklyn, seit 1968 in Kalifornien (noch um 1980 in Albany, CA.). Sohn Ernest hat den Grad eines Ph.D. in physikalischer Chemie erworben (verheiratet in Kalifornien, drei Töchter). Quelle: Hahn, Jüdisches Leben in Ludwigsburg S. 493-494. 
Ruth Hirsch geb. Ottenheimer starb am 22. Januar 1989 in Alameda Ca.  http://www.geni.com/people/Ruth-Hirsch/6000000027649880019 
Willy (William) Hirsch starb am 4. Januar 1985 in Contra Costa County, Ca  http://www.geni.com/people/William-Willy-Hirsch/6000000027649938215   

Artikel in der "Gemeindezeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. August 1935: 
"Ihr Vermählung geben bekannt  
Willy Hirsch - Ruth Hirsch geb. Ottenheimer  
Lahr i. Baden  Amtmann-Stein-Str. 12  - Ludwigsburg. 
Trauung: 25.8., 1 Uhr, Synagoge Ludwigsburg. 
Hochzeit: Restaurant Bloch, Stuttgart".        

      
      
      
Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge                
      
Mittelalterliche Gemeinde. Das mittelalterliche Wohngebiet lag in der "Judengasse" (heute südlicher Bereich des Marktplatzes - ehem. Vorderer Meierhof - und Metzgerstraße zwischen Marktstraße und Schillerstraße), wo sich im Bereich Ecke Metzgerstraße/Schillerstraße die Synagoge und ein "Judenbrunnen" befanden. Der Judenbrunnen, die Judengasse und ein Jude namens Michel werden im Lahrer Bürgerbuch von 1356 genannt.
  
Die "Judengaß" hatte nach dem Plan der Stadt Lahr von 1723 einen direkten Zugang zur Marktstraße durch einen bis heute erhaltenen "Gotischen Torbogen" aus dem 15. Jahrhundert unmittelbar neben der mittelalterlichen "Metzig" (Fleischverkaufsstelle der Stadt; über dem Durchgang - vom Marktplatz gesehen - noch Rest eines spätgotischen Fensters).
 
Auf einem Plan von 1791 (Plan der mittelalterlichen Stadt Lahr nach der ersten Vermessung von Deißinger aus dem Jahre 1791) sind "Judengasse" und der Brunnen gegenüber dem Plan von 1723 nur noch in einem Teilbereich - zwischen dem ersten und zweiten Mauerring gelegen - eingetragen: die Judengasse links der Mitte des Planes; in der Mitte der Gasse ein Punkt, der den Judenbrunnen markiert.   
 
Wann - vermutlich zur Vergrößerung des Marktplatzes - ein Teil der Judengasse abgebrochen wurde, ist nicht bekannt. Auch die heute erhaltenen Gebäude im Bereich der früheren "Judengasse" gehen nicht auf mittelalterliche Zeiten zurück.  

     
 Eintragung der "Judengasse" im Plan der Stadt Lahr von 1723. Die "Judengaß" hatte direkten Zugang über ein Tor zur Marktstraße; dieses Tor gegenüber der "Kirchgaß" (Kirchstraße) ist bis heute erhalten. Am Ende der "Judengaß" ist im Plan von 1723 der Standort der "Judenschul" (Synagoge) eingetragen.    Im Plan von 1791 ist nur noch ein Teil der ursprünglichen "Judengasse" eingetragen. Der Durchgang von der Marktstraße (bei der "Metzig" Nr. 27) ist erkennbar.  
  
         
         
 Durchgang von der Marktstraße zur früheren Judengasse mit Hinweis auf den "Gotischen Torbogen" und die Reste des gotischen Fensters.   
   
Ehemalige "Judengasse" im südlichen
 Bereich des Marktplatzes

     
Die Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts konnte 1888 einen Betsaal im Obergeschoss des Hauses Bismarckstraße 12 einrichten. Am 27. September war die Einweihung des Saales, verbunden mit der Einweihung einer neuen Torarolle, die David Weill aus Kippenheim gestiftet hatte. Bezirksrabbiner Dr. Victor Meyer Rawisz aus Schmieheim hielt die Weiherede. Der Lahrer Gemeinderat wurde zu diesem Fest eingeladen, einige Mitglieder waren auch erschienen. Nach der religiösen Feier folgte ein Festessen mit Tanz im Gasthaus zur Sonne.  
   
Der Betsaal war sehr schlicht eingerichtet, ohne farbigen Wandschmuck. Männer und Frauen saßen in voneinander getrennten Bankreihen. In der Mitte vor der Gemeinde war auf einem Tisch ein einfacher Toraschrein aufgestellt, daneben eine Menora. Davor hatte, etwas erhöht, der Vorbeter seinen Platz. Links vorne stand ein Harmonium. Ein Sängerchor – bestehend aus einigen Kindern und mehreren der jüdischen Frauen – fand seinen Platz neben dem Harmonium.  

Aus der Broschüre von H. Kattermann S. 11-12 über "Kulträume und Gottesdienst" in Lahr:  "Die Kulträume waren sehr schlicht eingerichtet, ohne farbigen Wandschmuck. Männer und Frauen saßen getrennt in zwei Bankreihen, wie das in Synagogen üblich ist. In der Mitte vor der Gemeinde war aufn einem Tisch die Torarolle aufgestellt und daneben der siebenarmige Leuchter. Davor stand, etwas erhöht, der Vorleser, um aus der Tora ... den jeweiligen Text vorzulesen. Über der Kanzel hing das ewige Licht.
Links vor der Gemeinde standen Harmonium und Sängerchor. Herr Götz Samuel Hauser (geb. 1924) ... berichtet in einem Brief: "Herr Salomon Bergheimer war Kantor und war auch wie ein Rabbiner tätig. Er war auch gleichzeitig Lehrer für Religion. 
Gottesdienst war jeden Freitag abend und Samstag morgen und natürlich an allen Festtagen. Frau Hofmann (Frau von Dr. Hofmann) spielte Harmonium, während der Sängerchor (wir Kinder und ein paar der Frauen) sang. An Festtagen sang Frau Hofmann solo (bei der Seelenfeier am Versöhnungstag immer Schuberts Lied: 'Allerseelen').
An hohen Feiertagen wurde auch das Schofarhorn geblasen, eine schwere Kunst, anfangs des Jahrhunderts blies es Viehhändler Leopold Wertheimer.
Der Religionsunterricht war in einem Zimmer neben dem Betsaal und später auch in einer der Wohnungen. Ruth Hofmann und ich hatten (nach 1933) unseren Unterricht in unserer Wohnung.
http://www.badische-zeitung.de/lahr/wenn-das-haus-geschichte-atmet--85229310.html In den Jahren 1934/36 wanderten verschiedene Familien schon aus, und es war dann am Samstag morgen schon schwieriger 'Minien' zu bekommen... Die Festtage waren immer sehr festlich und der Betsaal war ziemlich voll".    
                     

Beim Novemberpogrom 1938 wurde der Betsaal von Mitgliedern der Gebietsführerschule der Hitlerjugend in Lahr demoliert. Sie warfen die Kultgegenstände aus dem Betsaal auf die Straße. Nach 1938 war noch ein Betsaal im Haus der jüdischen Familie Schnurmann vorhanden (Schlosserstraße 7). In dieses Haus wurden 1939/40 auch einige Familien, die noch in Lahr geblieben waren, zwangsweise einquartiert ("Judenhaus").  
    
Das Haus des Betsaales Bismarckstraße 12 ist als Wohnhaus erhalten. Eine Gedenktafel ist angebracht.  
     
     
     

Fotos 
Historisches Foto: 

Lahr Synagoge 01.jpg (45972 Byte)

Links: Im Betsaal der jüdischen Gemeinde Lahr um 1930 mit Lehrer/Kantor Salomon Bergheimer. 
Die Frau neben ihm spielt am Harmonium; die Kinder bildeten einen Chor (vgl. Text Kattermann). 
Die beiden Mädchen mit demselben Hut im Hintergrund sind die Zwillinge Edith Ullmann und
Ruth Ullmann (später: Renate Ucko) (geb. 26. Mai 1921 in Lahr)
 

Vgl. Artikel: Wenn das Haus Geschichte atmet (veröffentlicht am Fr, 23. Mai 2014 auf badische-zeitung.de) 

   
Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)

Lahr Synagoge 011.jpg (58064 Byte) Lahr Synagoge 010.jpg (88992 Byte)
   Das Haus Bismarckstraße 12 in Lahr, wo sich im oberen Stock der 
Betsaal der Gemeinde befand 
   

Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.9.2003)

Lahr Betsaal 165.jpg (63347 Byte) Lahr Betsaal 167.jpg (53237 Byte)
   Das Haus Bismarckstraße 12 
   
Lahr Betsaal 168.jpg (58518 Byte) Lahr Betsaal 169.jpg (68685 Byte) Lahr Betsaal 166.jpg (74007 Byte)
Ansicht vom Hinterhof  Eingang mit Gedenktafel  Gedenktafel 
     

Fotos 2021
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.6.2021)   

   
   Das Haus Bismarckstraße 12 mit der Gedenktafel   
     
      Lahr Betsaal 160.jpg (57125 Byte) Lahr Betsaal 161.jpg (55048 Byte)
      Das Gebäude Schlosserstraße 7 (Familie Schnurmann), in dem nach 1938 
(vermutlich bis 1940) Gottesdienste gefeiert wurden  
     
Gedenkstein zur Erinnerung 
an die Deportation nach Gurs
 
 
  Der Gedenkstein am Friedrich-Ebert-Platz wurde am 24. Oktober 2015 aufgestellt; ein Zwillingsstein steht in der Gedenkstätte Neckarzimmern   
Auf der Granitstele ist auf der einen Seite ein "Davidstern" zu sehen, auf zwei weiteren Seiten zwei Inschriften: 'Deportation der Juden aus Lahr nach Gurs 22.10.1940' und ein Zitat des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker: 'Wer vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart'. Umschlungen wird der Stein von einem Stahlseil, das Gewalt und Verletzung symbolisieren soll.    
     
 Älterer Gedenkstein am Friedrich-Ebert-Platz    
   Text: Allen Opfern der Gewaltherrschaft - in besonderem Gedenken der Leiden unserer jüdischen Mitbürger"  
     

Ehemalige jüdische Wohn- und Geschäftshäuser  mit "Stolpersteinen" (Auswahl)   
weitere "Stolpersteine"in Informationen siehe https://stolpersteine-guide.de/map/staedte/199/lahrschwarzwald  

 
 Alte Bahnhofstr. 3 - Familie Ullmann       
    https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2861/familie-berthold-ullmann-alte-bahnhofstr.-3 
 https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/877/johanna-ullmann 
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/download-swr-3752.pdf  
     
Lotzbeckstraße 13 - Familien Kahn und Isenberg  
Lotzbeckstraße 15 - Familie Leopold Lederer
(mit Annaliese Pollak geb. Lederer) 
 
  https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2882/familie-lederer-leopold-lotzbeckstr.-15  
 https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2858/familien-isenberg-und-kahn-lotzbeckstr.-13  
     
 Lotzbeckstraße 11 - Familie Jakob Schwarz     
    https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2868/familie-jakob-schwarz-lotzbeckstr.-11   
     
 Kirchstraße 28 - Caroline und Carl Maier   
     https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2879/eheleute-maier-caroline-und-carl-kirchstr.-28  
     
 Marktplatz 5 - Familie Ernst Dreyfuß    
   https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2859/familie-ernst-dreyfuss-marktplatz-5    
     
 Friedrichstraße 6 - Familie Leo Haberer   
   https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2862/familie-leo-haberer-friedrichstr.-6    
     
 Marktstraße 15 - Familie Berthold Maier      
   https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2860/familie-berthold-maier-marktstr.-15   

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November 2011: Putzaktion für die "Stolpersteine" in der Stadt   
Artikel von "zena" in der "Badischen Zeitung" vom 19. November 2011: "Glänzende Stolpersteine, weiße Rosen und Kerzen
Lahr
. Fünf Stolpersteine sind in den Boden in der Lotzbeckstraße 15 eingelassen. Dort hat die jüdische Familie Lederer gewohnt, die am 22. Oktober 1940 ins südfranzösische Gurs deportiert wurde. Vergangenen Donnerstag hat die Regionalgruppe Geroldsecker Land des Historischen Vereins für Mittelbaden in ihrer jährlichen Stolperstein-Aktion den Lahrer Juden gedacht..."
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.    
 
März/Mai 2014: 2014 werden weitere "Stolpersteine" verlegt 
Ende 2013 hat die Regionalgruppe Geroldsecker Land des Historischen Vereins für Mittelbaden die organisatorische Betreuung der Verlegung der Stolpersteine in Lahr übernommen. 2014 sollen insgesamt 19 Gedenksteine für Opfer des Nationalsozialismus verlegt werden. 
Link zu einer Pressemitteilung bei bo.de    
 
19 Stolpersteine werden diesmal verlegt (veröffentlicht am Mo, 19. Mai 2014 auf badische-zeitung.de) 
19 weitere Stolpersteine werden in Lahr verlegt (veröffentlicht am Mi, 21. Mai 2014 18:24 Uhr auf badische-zeitung.de) 
Wenn das Haus Geschichte atmet (veröffentlicht am Fr, 23. Mai 2014 auf badische-zeitung.de) 
Hinweis: "Stolpersteine" wurden verlegt für folgende jüdische Personen: Adolf Friedmann, Bertha Friedmann, Erich Friedmann, Leo Haberer, Anna Haberer, Hilda Haberer, Hilda Haberer geb. Wurmser, Marie Haberer, Eugen Haberer, Hede Haberer, Karoline Groß, Delphine Kassewitz geb. Haberer, Bernhard Berthold Ullmann, Johanna Ullmann geb. Schweich, Hans Siegbert Ullmann, Edith Ullmann, Ruth Ullmann.   vgl. Informationen bei   https://stolpersteine-guide.de/map/staedte/199/lahrschwarzwald      
"Erinnerung an das Schicksal Johanna Ullmanns" (Artikel in der Lahrer Zeitung vom 3. September 2014)  
 
Oktober 2014: Über die Recherchen von Norbert Klein zur Reichspogromnacht in Lahr 1938  
Es gab kein Interesse an der Wahrheit (veröffentlicht am Do, 16. Oktober 2014 18:48 Uhr auf badische-zeitung.de)   
 
November 2014: Buch über Stolperstein-Opfer erschienen - fünf weitere "Stolpersteine" wurden verlegt     
Schüler haben ein Buch über Stolperstein-Opfer zusammengestellt (veröffentlicht am Fr, 28. November 2014 16:32 Uhr auf badische-zeitung.de)   
Artikel von Endrik Baublies in der "Lahrer Zeitung" vom 28. November 2014: "Lahr. Das Vergessen verhindern
Lahr. Stolpersteine gibt es in der Stadt seit dem Jahr 2004. Schüler der Klasse 10a, Jahrgang 2013/14 der Friedrichschule, haben jetzt ein Buch 'Stolpersteine in Lahr' veröffentlicht.
Derzeit gibt es in der Stadt mehr als 20 Stolpersteine, die Orte markieren, wo Mitbürger lebten, die Opfer der Verfolgungen im Dritten Reich geworden sind. Das Buch erzählt aber mehr. Hildegard Katterman engagierte sich als Lehrerin in der Stadt in den 50er- und 60er-Jahren für eine offensive Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus. Damals eckte sie damit an. Im Buch 'Stolpersteine in Lahr' wird auch an diese Frau und ihr Engagement erinnert."
Link zum Artikel   
Artikel von Burkhard Ritter in "baden-online" bo.de vom 27. November 2014: "Lahr. Fünf neue Stolpersteine
Lahr.
Der Kölner Kunstschaffende Gunter Demnig hat gestern Nachmittag vor dem Haus Lotzbeckstraße 13 fünf Stolpersteine verlegt. Die Gedenksteine sind den jüdischen Familien Isenberg und Kahn gewidmet, die von 1922 bis 1939 in dem Haus des ehemaligen Café Bauer gewohnt hatten.
An das Leben und Schicksal der beiden verwandten Familien  erinnerte beim gestrigen Zeremoniell Norbert Klein von der Regionalgruppe Geroldsecker Land des Historischen Vereins Mittelbaden. Fred Isenberg war mit drei Jahren einst der jüngste jüdische Lahrer, der 1940 von den Nazis nach Gurs deportiert wurde. Dass er heute noch lebt, hat er einer amerikanischen Hilfsorganisation zu verdanken, die den Jungen einst aus dem Deportationslager geschmuggelt hat. Die ehrenamtlich recherchierende Lahrerin Doris Gerteis hat dies vor einem Jahr ausfindig gemacht und Briefkontakt mit Fred Isenberg (77) aufgenommen, der in der Nähe von Phoenix/Arizona lebt.
Einen Vortrag über seine Stolperstein-Verlegungen hielt Gunter Demnig gestern Abend im früheren Haus der jüdischen Familie Ullmann in der Alten Bahnhofstraße 3. Zum gleichen Thematik wird heute, Donnerstag, um 17 Uhr in der Friedrichschule das neue Buch 'Stolpersteine in Lahr' vorgestellt – ein gemeinsames Projekt von Schülern der Friedrichschule und dem Historischen Verein Mittelbaden." 
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Mai 2015: Weitere "Stolpersteine" verlegt        vgl. Fotos oben
Artikel von Endrik Baublies in der "Lahrer Zeitung" vom 21. Mai 2015: "Erinnerung an das Schicksal der Familie Dreyfuß
Lahr
. Vier neue Stolpersteine auf dem Lahrer Marktplatz erinnern an das Schicksal der jüdischen Familie Dreyfuß, die im Haus Marktstraße 5 lebte. Karen und Geoffrey Elson, Nachfahren der Lore Dreyfuß, Vertreter der Stadtverwaltung, des Historischen Vereins und rund 50 Gäste gedachten gestern mit der Verlegung der Stolpersteine der Lahrer Familie. Norbert Klein vom Historischen Verein erzählte das Schicksal der Familie: Ernst, Klara und Emma Dreyfuß starben durch die Verbrechen der Nazis in Konzentrationslagern. Klara unmittelbar nach der Deportation nach Gurs, die anderen wurden in Au­schwitz ermordet. Lore, die von den Elten als 15-Jährige im Jahre 1936 nach England in Sicherheit gebracht wurde, überlebte und emigrierte später in die USA, wo sie heiratete. Karen, die Tochter, die dann den Rabbi Geoffrey Elson heiratete, lebt heute in Ohio. Lore starb 2008. Das Ehepaar Elson war bei der Verlegung der Stolpersteine anwesend. Der Rabbi mahnte, dass es keine Zukunft gebe, ohne das Wissen um die Vergangenheit. Es gelte, Schrecken, Verlust und Trauer zu bewahren. Stefan Zimmermann hat Kontakt zu Erna Backowies, ebenfalls eine Lahrerin, die Lore in den USA wiedergefunden hatte. Sie habe, erklärte Zimmermann, die Idee der Stolpersteine aus den Staaten beharrlich verfolgt. Ihre Botschaft war als Zeitzeugin der Verbrechen daher besonders eindringlich: 'Die Geschichte hat Furchtbares hinterlassen.' Aufgrund ihrer 97 Jahre sei es ihr aber nicht vergönnt, bei der Zeremonie anwesend zu sein.
Das Gedenken an die Opfer der Nazis sei heute eine Selbstverständlichkeit. Damit hatte Walter Caroli, ehrenamtlicher Stellvertreter des Oberbürgermeisters, die Zeremonie eröffnet. Er bezeichnete das Gedenken als eine moralische Aufgabe. Dieser Auftrag sorge für Schutz und bewahre Mitmenschlichkeit. Thorsten Mietzner, Vorsitzender des Historischen Vereins in Lahr, sprach von einem 'Moment der Hoffnung'. Die Steine würden nicht nur die Gegenwart oder die Vergangenheit darstellen, sondern auch an eine Zukunft mahnen. Mietzner sagte das, angesichts brennender Asylbewerberheime oder – ein Lahrer Thema – einer Debatte um den Bau einer Moschee. Es gehe um ein Recht auf Leben und um das der Freiheit. Die Zeremonie sei ein Signal einer solchen Wunschvorstellung. Der Historiker hatte zuletzt einen versöhnlichen Gedanken. Ein Prozess wie der dieser Stolpersteine sei heute auf eine breite Basis und ein entsprechendes zivilgesellschaftliches Engagements gestellt. Einen kurzen Dank sprach Mietzner Doris Gerteis aus. Sie ist in Lahr maßgeblich an den Stolpersteinen beteiligt. Bettina Hakuis begleitete die Zeremonie auf der Querflöte. Joachim Geiger vom Bau- und Gartenbetrieb zementierte die Steine in das Pflaster. Er vertrat den Künstler Gunter Demnig, der die Idee der Stolpersteine gehabt hat." 
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September 2015: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Lahr           
Vgl. zu Familie Maier Fotos oben, zu Selma Wetheimer https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2869/selma-wertheimer-friedrichstr.-7    
Artikel von Endrik Baublies in der "Lahrer Zeitung" vom 10. September 2015: "Lahr Jetzt 52 Stolpersteine in Lahr
Lahr. Vier neue Stolpersteine in Lahr erinnern an das Schicksal der jüdischen Familie Maier und der Ärztin Selma Wertheimer. Gunter Demnig verlegte drei der Steine am Eingang des heutigen Tabakhauses in der oberen Marktstraße und einen vor dem Eingang zum Stiftsschaffneigebäude. Doris Gerteis, die Organisatorin der Aktion in Lahr, und Juliana Bauer, die Stadtführungen zum jüdischen Leben in der Stadt macht, erinnerten zuerst in der Marktstraße 15 an das Schicksal der Familie Maier. Berthold Maier, der aus Hilsbach bei Sinzheim stammte, eröffnete dort sein Schuhgeschäft im Jahre 1902. Der Laden dürfte älteren Einwohnern noch unter dem Namen 'Schlappen Maier' bekannt sein. 1910 heiratete er Charlotte Dreyfuß. Im Jahre 1929 schloss er das Geschäft, wahrscheinlich aufgrund der Weltwirtschaftskrise, wie Gerteis und Bauer vermuteten. Die Ächtung begann mit der Machtübernahme durch die Nazis. 1937 musste er sein Gewerbe als Textilvertreter aufgeben. Mit der Reichspogromnacht im November 1938 wurde Berthold Maier, wie alle männlichen Juden aus Baden, aus der Pfalz und dem Saarland, in Dachau das erste Mal eingesperrt. 1940 erfolgte die Deportation nach Gurs. Am 10. August 1942 ist das Ehepaar in Auschwitz ermordet worden.
Der dritte Stolperstein in der Marktstraße erinnert an den Sohn Otto Maier, geboren 1915. Er emigrierte 1935 nach Palästina und kämpfte auf der Seite der Alliierten gegen die Nazis. Er wurde 1944 in Italien verwundet. 1948 fiel Otto Maier im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Bei den Lahrer Stolpersteinen fehlt das Gedenken an den älteren Sohn, Walter Maier. Er verließ Lahr 1932 zum Studium in Heidelberg. Da die Lahrer Stolpersteine an Verfolgte und Opfer der Jahre 1933 bis 1945 erinnern sollen, gehört sein Stolperstein nicht hierher.
Im Gebäude Friedrichstraße 7, dem heutigen Stiftsschaffneigebäude, hatte die Ärztin Selma Wertheimer ab dem Jahr 1931 ihre Praxis. Hier verlegte Demnig den vierten Stolperstein (wir haben darüber bereits berichtet). Damit gibt es in Lahr inzwischen 52 Stolpersteine an 25 Orten. Thorsten Mietzner, Stadthistoriker und Vorsitzender des der Sektion 'Geroldsecker Land' des Historischen Vereins Mittelbaden, erinnerte daran, dass die Stolpersteine nicht als Gedenksteine gedacht seien. 'Sie erinnern an konkrete Menschen, denen Unrecht angetan wurde.' Es gehe dabei um Unrecht, dass nicht wieder gut gemacht werden könne. Der Historiker nannte diese Art der Erinnerung einen 'Stachel in der Gesellschaft'. Damit spannte Mietzner den Bogen von der braunen Diktatur zur Gegenwart. Es gelte, jeder Form des Rechtsextremismus oder einem menschenverachtenden Populismus klar entgegenzutreten." 
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Oktober 2015: Neues Mahnmal zur Erinnerung an die Deportation nach Gurs erstellt.  
Am 24. Oktober wurde zum 75. Jahrestag der Deportation nach Gurs ein Mahnmal aufgestellt (siehe Foto oben)   
 
Oktober 2015: Führung über "Jüdisches Leben in Lahr"
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 29. Oktober 2015: "Eine Führung zu verschiedenen Stationen in der Stadt. Jüdisches Leben in Lahr.
Lahr.  Eine Führung zum Thema "Das jüdische Lahr" gibt es am Samstag, 14. November. Treffpunkt ist um 14.30 Uhr der Friedrich-Ebert-Platz.
LAHR (BZ). Die Führung übernimmt die Kunst- und Kulturhistorikerin Juliana Bauer, Veranstalter ist der Historische Verein Mittelbaden, Ortsgruppe Geroldsecker Land. Der Friedrich-Ebert-Platz als Ausgangspunkt der Führung ist ganz bewusst gewählt worden. Denn dort ist am vergangenen Samstag ein Gedenkstein aus Anlass des 75. Jahrestages der Deportation badischer Juden nach Gurs am 22. Oktober 1940 enthüllt worden. Dabei handelte es sich um ein Projekt von Schülerinnen und Schülern des Max-Planck-Gymnasiums. Juliana Bauer nimmt die Teilnehmer der Führung von dort aus mit zu den Stationen, wo die jüdischen Bürger und Bürgerinnen einst lebten und arbeiteten. Mit dem Erlass des Freizügigkeitsgesetzes 1862 zogen vor allem bis Ende des 19. Jahrhunderts jüdische Familien, meist aus den umliegenden Dörfern, nach Lahr, erläutert Juliana Bauer. Sie prägten die in Handel und Industrie aufstrebende Stadt insbesondere als Kaufleute, aber auch als engagierte Mitbürger. Viele Geschäftshäuser zeugen von ihren früheren Besitzern, die die Nationalsozialisten – nach Jahren von Boykott und Schikanen – am Abend des 9. November 1938 ihrer Existenzgrundlage völlig beraubten. So führt der Weg zu dem ehemaligen Lederwarengeschäft Ullmann, dem einstigen Schuhhaus Haberer, der ehemaligen Kurzwarenhandlung Dreyfuß und dem früheren Weinlokal von Karl Haberer, der auch eine koschere Metzgerei führte. Bedeutende Stationen des Rundgangs sind das Haus in der Bismarckstraße, in dem sich der 1888 eingerichtete Betsaal beziehungsweise die Synagoge der jüdischen Kultusgemeinde befand und das so genannte Judenhaus in der Schlosserstraße, wohin jüdische Bürger nach dem 9. November verwiesen wurden. Dorthin wurde – nach der Schändung der Synagoge – auch der Gebetsraum verlegt. An diesen Orten werden auch religiöse Riten und Objekte wie die Thorarolle oder die Menora vorgestellt. Der Rundgang endet einer Rückkehr ins mittelalterliche Lahr. In der Lamm- und in der Metzgerstraße war bis 1349 das jüdische Viertel. Für die Teilnahme an der Führung werden zwei Euro erhoben."  
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September 2016: Auf den Spuren der jüdischen Kultur am Europäischen Tag der Jüdischen Kultur mit Juliana Bauer   
Artikel von Stephan Tissot in der "Mittelbadischen Presse" (baden online.de) am 5. September 2016: "Lahr/Schwarzwald. Einblicke ins jüdische Leben. Am Tag der jüdischen Kultur macht Juliana Bauer Führung zum ehemaligen jüdischen Leben in Lahr
Die Geschichte der Juden in Lahr ist viel älter, als die Gräuel des Dritten Reiches. Auf Einladung des Historischen Vereins Mittelbaden hat die Kulturhistorikerin Juliana Bauer gestern rund 50 Interessierte durch die Stadt geführt. Der Rundgang begann gestern am Gurs-Mahnmal zur Erinnerung an die deportierten Juden, das sich auf dem Friedrich-Ebert-Platz befindet. Am Ende der Führung, bei der es viele Stolpersteine zu sehen gab, erzählte die Kunst- und Kulturhistorikerin Juliana Bauer, was man über die Juden des Mittelalters in Lahr wisse. Die Westseite des heutigen Marktplatzes war bis 1876 als Judengasse bekannt. Nachdem die Juden im Jahr 1862 Freizügigkeit bezüglich ihres Wohnortes erhielten und per Gesetz gleichgestellt wurden, zogen viele Juden der Umlandgemeinden in die Stadt. Aber Juden müsse es bereits ab dem frühen 14. Jahrhundert in Lahr gegeben haben. Bauer bemühte dazu das berühmte Bürgerbuch aus dem Jahr 1356, das im Rückblick Juden als 'Bürger von Lahr' erwähnte. Warum im Rückblick? Man sei sich heute sicher, dass sich Juden in Lahr zwischen 1330 und 1349 angesiedelt haben. So erwähnt das Bürgerbuch einen Judenbrunnen und eine Judengasse. Die Gasse sei nur so genannt worden, wenn hier mehrere Familien gewohnt hätten..."  
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Mai und September 2015, Juni 2016 und Mai 2017: Weitere Stolpersteine werden verlegt  
Im Mai 2015 wurden am Lahrer Marktplatz Stolpersteine zur Erinnerung an die jüdische Familie Dreyfuß verlegt: für Klara Dreyfuss geb. Dessauer (1865), Ernst Dreyfuß (1884), Emma Dreyfuß geb. Wartensleben (1892), Lore Dreyfuß (1921). Ernst Dreyfuß betrieb im Eckhaus am Marktplatz (heute Geschäft Fielmann) einen Warenhandel. Ernst und Emma Dreyfuß wurden 1942 im KZ Auschwitz ermordet. Die angeheiratete Tante Klara starb 1941 im Lager Gurs. Tochter Lore konnte 1937 nach England emigrieren.  
Im September 2015 wurden drei Stolpersteine in der Marktstraße 15 verlegt für Mitglieder der jüdischen Familie Maier: Berthold Maier (aus Hilsbach bei Sinsheim) hatte hier 1902 ein Schuhgeschäft eröffnet. Seit 1910 war er verheiratete mit Charlotte geb. Dreyfuß. Die beiden wurden 1940 nach Gurs deportiert, 1942 nach Auschwitz, wo sie ermordet wurden. Der Sohn Otto Maier (geb. 1915) konnte 1935 nach Palästina emigrieren. Er fiel 1948 im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Ein weiterer Stolperstein wurde verlegt für die Ärztin Selma Wertheimer, die im Gebäude Friedrichstraße 7, dem heutigen Stiftsschaffneigebäude ab 1931 ihre Praxis hatte. 
Seit der Verlegung im September 2015 gibt es in Lahr insgesamt 52 Stolpersteine an 25 Orten.
Presse-Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 3. September 2015: "Am 9. September wird ein Stolperstein für die Ärztin Selma Wertheimer verlegt..." 
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Presse-Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 10. September 2015: "Jetzt 52 Stolpersteine in Lahr..."   
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Im Juni 2016 wurden an der Ecke Lotzbeckstraße/Schubertstraße vier Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Jakob und Cilly Schwarz (Inhaber eines Elektrogeschäftes in der Lotzbeckstraße 11) und ihre Kinder Ruth und Hans; die Familie emigrierte 1937 aus Deutschland in die USA. Zwei weitere an der Feuerwehrstraße 40 für das Ehepaar Jakob und Fanny Possenheimer. Sie waren die Eltern von Cilly Schwarz und konnten ebenfalls noch in die USA emigrieren, ein Jahr nach der Familie Schwarz.   
Presseartikel: Sechs neue Stolpersteine in Lahr (veröffentlicht am Sa, 18. Juni 2016 auf badische-zeitung.de)  
Artikel von Stephan Tissot in "bo-online.de" vom 18. Juni 2016: "Lahr. Neue Stolpersteine zur Erinnerung an Lahrer Juden verlegt
Seit gestern Nachmittag erinnern in der Lotzbeckstraße und der Feuerwehrstraße sechs neue Stolpersteine an die jüdischen Familien Schwarz und Possenheimer..."   
Link zum Artikel  
   
Am 2. Mai 2017 wurde ein Stolperstein verlegt für Johanna Schnurmann (siehe Fotos unten). Sie wohnte Schlosserstraße 7, wo ab November 1938 auch der Gebetsraum der jüdischen Familien der Stadt eingerichtet worden war (später das sogenannte "Judenhaus"). Da Frau Schnurmann jedoch die letzten Lahrer Monate im Altersheim Spital verbrachte (gegenüber dem Haus Bismarckstraße 12, worin sich 50 Jahre lang die Synagoge befand) und von wo aus sie nach Gurs deportiert wurde, wird der Stein dort verlegt.      
Presseartikel (Lahrer Anzeiger, Baden Online) vom 20. April 2017 zur Verlegung des Stolpersteines für Johanna Schnurmann: "Für Johanna Schnurmann: Weiterer Stolperstein in Lahr..." (als pdf-Datei eingestellt)    

  

Mai 2017: Fotos von der Stolperstein-Verlegung für Johanna Schnurmann 
(Fotos von Gernot Bauer)    
Anmerkung: mit diesem Stolperstein liegen in Lahr insgesamt 59 dieser Gedenksteine     
  Lahr Stolperstein Schnurmann 02.jpg (144734 Byte)  Lahr Stolperstein Schnurmann 03.jpg (226907 Byte)  Lahr Stolperstein Schnurmann 05.jpg (188671 Byte)  Lahr Stolperstein Schnurmann 04.jpg (132147 Byte)  Lahr Stolperstein Schnurmann 01.jpg (171773 Byte)
Gunter Demnig
bei der Verlegung 
    Musikalische Begleitung  
 
 Niederlegen einer
 weißen Rose  
 Der Stolperstein für
Johanna Schnurmann 
Zur Verlegung siehe Bericht in der "Lahrer Zeitung" am 3. Mai 2017: "Erinnerung an das Schicksal von Johanna Schnurmann..."        
 
Februar 2018: Verlegung von Stolpersteinen für Familie Friedmann 
Anmerkung: Vor dem Haus Kaiserstraße 27 wurden drei Stolpersteine für Familie Friedmann verlegt; vgl. https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2865/familie-adolf-friedmann-kaiserstr.-27  
Artikel von Juliana Eiland-Jung in der "Badischen Zeitung" vom 20. Februar 2018: "Lahr. Drei Stolpersteine für Familie Friedmann verlegt
Lahr
. Eine zugige Ecke in der Lahrer Innenstadt an einem trüben Wintertag. Nach der halben Stunde, die die Stolpersteinverlegung in Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Besitzer des markanten Jugendstilgebäudes in der Kaiserstraße 27 dauert, kriecht die Kälte die Beine hoch. Doch dann berichtet Norbert Klein vom Historischen Verein Mittelbaden davon, dass Adolf und Bertha Friedmann im November 1942 und im Februar 1943 mit dem Zug von ihrem Exilort Paris nach Auschwitz deportiert wurden, auf dem direkten Weg in die Gaskammern der Nazis. Und es erscheint einem gerade angemessen, dass die Erinnerung an diese schweren Verbrechen nicht im geheizten Saal stattfindet. Der Künstler Gunter Demnig hat die Symbolkraft des Auf die Knie-Gehens, des Sich-Verbeugens vor dem Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus in sein Stolperstein-Projekt eingeschrieben. In 22 Ländern sind seit 1992 rund 63000 Steine verlegt worden, 59 davon in Lahr. Angesichts der 6 Millionen europäischen Juden und weiterer Opfer unter Sinti und Roma, psychisch Kranken und Behinderten, politisch Verfolgten und Homosexuellen sei das nur ein 'kleiner Beitrag', so Gunter Demnig. Dass seine Idee allerdings so große Kreise zieht, begrüßte er bei seinem Besuch in Lahr. Doris Gerteis, die sich um die Recherche der Biografien der Lahrer Juden und um die Organisation und Finanzierung der Stolpersteine kümmert, schilderte die Lebenswege der Familie Friedmann.
Beide Töchter überlebten den Holocaust. Die beiden Töchter Gertrud und Betty überlebten den Holocaust. Ihre Eltern Adolf und Bertha Friedmann waren 1899 nach Lahr gekommen und hatten auf der gegenüberliegenden Seite der Kaiserstraße ein Bekleidungsgeschäft eröffnet. Das Jugendstilgebäude, in Lahr weithin als 'Menzer-Gebäude' bekannt, wurde 1906 erbaut, berichtete Norbert Klein. Schon am 1. April 1933 wurden Kunden daran gehindert, dort einzukaufen. Sohn Erich Friedmann wanderte noch im gleichen Jahr nach Paris aus und verübte 1934 aus unbekannten Gründen dort Selbstmord. Seine Eltern verkauften ihr Geschäft und zogen 1934 zunächst nach Frankfurt und 1939 nach Paris. Durch die Kollaboration der französischen Vichy-Regierung wurden sie dort 1942 festgenommen, nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht.
Seit 2014 liegen die Stolpersteine für die Familie Friedmann schon im Stadtarchiv. Stadthistoriker Thorsten Mietzner erläuterte, dass zunächst abgewartet werden sollte, bis die Dauerbaustelle abgeschlossen ist. Auch wenn das immer noch nicht der Fall sei, habe man sich entschlossen, die Steine nun zu verlegen, da zumindest der Außenbereich nun wiederhergestellt sei. Mietzner wünschte sich, dass man sich an die ehemaligen jüdischen Mitbürger nicht nur als Opfer erinnert und verwies auf die Eröffnung des Stadtmuseums am kommenden Wochenende. Ob der Name des Hauses im Alltagssprachgebrauch wieder zu 'Haus Friedmann' werden wird, muss abgewartet werden. Auf jeden Fall wird am Haus demnächst auch eine Gedenktafel an die ursprünglichen Besitzer und Erbauer erinnern. " 
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September 2018: Europäischer Tag der jüdischen Kultur 
Dazu Bericht von Endrik Baublies in Baden-online.de vom 3. September 2018: "Europäischer Tag der jüdischen Kultur. Führung durch die Innenstadt: Wo Juden in Lahr lebten..."
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weiterer Bericht von Endrik Baublies in der Lahrer Zeitung vom 3. September 2018: "Lahr. Auf den Spuren jüdischen Lebens in Lahr..."
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Januar 2019: Putzaktion der "Stolpersteine"  
Artikel von Daniela Santo im "Stadtanzeiger Ortenau" vom Januar 2019: "Schüler reinigen die Lahrer Stolpersteine
Lahr. Mit Politur und Scheuerlappen machten sich am Dienstag 21 Schüler der Klasse 9a des Scheffel-Gymnasiums an den Lahrer "Stolpersteinen" zu schaffen. 59 dieser Kleindenkmale, die an die Opfer des Nationalsozialismus in Lahr erinnern sollen, wurden von ihnen gereinigt und poliert. Unter der Begleitung ihres Lehrers Philipp Freykowski, des Lahrer Stadthistorikers Thorsten Mietzner und von Mitgliedern des Historischen Vereins für Mittelbaden aus Lahr wurde an den Steinen von den Schülern an die Biographie der verfolgten Menschen erinnert und eine gelbe Rose niedergelegt." 
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März 2019: Verlegung des 59. "Stolpersteines" in Lahr       vgl. https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2864/sofie-bermann-obertorstr.-6  
Artikel von Endrik Baublies in "Baden online.de" vom 31. März 2019: "Lahr. Stolperstein in der Obertorstraße erinnert an Juden in Lahr
Zur Erinnerung an die aus Lahr stammenden Juden, die von Nationalsozialisten ermordet oder vertrieben worden sind, gibt es vor vielen Häusern in der Stadt 'Stolpersteine' im Pflaster. Vergangene Woche wurde der vorletzte der vorgesehenen Steine vom Initiator der bundesweiten Aktion verlegt. Das Mahnmal, der Stolperstein Nummer 59, in der Obertorstraße, erinnert an Sofie Bermann. Die Lahrerin, die 1863 in Nonnenweier geboren wurde, ist eine der wenigen Mitglieder der jüdischen Gemeinde, die die Deportation nach Gurs im Sommer 1940 durch die Nationalsozialisten überlebt hat. Am Donnerstag hat Gunter Demnig persönlich den vorletzten Lahrer Stolperstein verlegt. Demnig sagte vor den etwa zehn Anwesenden, dass das Interesse gerade wegen der großen Anzahl der Aktionen sogar noch steigen würde. So gibt es in Russland die Idee, etwas Ähnliches für die Opfer Josef Stalins zu initiieren. Er selbst habe mittlerweile diese Mahnmale mit den Namen der Opfer in der Ukraine, Lettland, Polen. Finnland und – ganz neu – in Schweden verlegt. Stadtarchivar Thorsten Mietzner fügt dem hinzu, dass die Stolpersteine bei Führungen durch die Stadt Lahr oder im Schulunterricht Berücksichtigung finden. 'Die Stolpersteine sind inzwischen ein Teil der Stadt', sagte er.
Deportation nach Gurs. Das Haus an der Obertorstraße 6 hatte Sofie Bermann, geborene Weil, im Jahr 1921 gemeinsam mit ihrem Ehemann gekauft. 1940 zwangen die Nazis die – schon betagte – Frau, das Haus zu verlassen. Am 22. Oktober wurde Sofie Bermann zusammen mit 20 anderen Menschen aus Lahr nach Gurs deportiert. Einen Tag vor ihrem 77. Geburtstag erreichten die Opfer das Lager am Rand der Pyrenäen. Sie überlebte zwei Jahre dort, eine 'Hölle, wo Kälte, Feuchtigkeit, Schlamm, Ungeziefer, und Krankheiten' herrschten. Doris Gerteis, die seit Jahren die Aktion der Stolpersteine in Lahr betreut, stellte die Vita vor, nachdem das Denkmal im Pflaster vor der Haustür seinen Platz gefunden hat. Bermann hatte Glück und wurde nicht in die Vernichtungslager in Polen deportiert. Nach drei weiteren Stationen in Frankreich wurde sie im Sommer 1944 durch den Vormarsch der Alliierten befreit. Mit 82 Jahren wurde sie von Verwandten abgeholt und beschloss ihren Lebensabend in einem Seniorenheim in der Schweiz. Das neue Mahnmal in der Obertorstraße, unweit des Alten Rathauses, ist nun der Stolperstein Nummer 59 in Lahr. 48 der verlegten Steine erinnern an jüdische Opfer. Die Verlegung eines letzten Stolpersteins ist im kommenden Jahr geplant. Der soll im Neuwerkhof dann an das Schicksal der Familie Weil erinnern."  
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Juli 2019: Spenden für Stolpersteine gesucht 
Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 10. Juli 2019: "Sponsoren für Stolpersteine gesucht. In Lahr ist eine weitere Verlegung im Frühjahr 2020 für die jüdische Familie Weil geplant.
LAHR (BZ). Die Lahrer Stolperstein-Initiative sucht Sponsoren für drei weitere Stolpersteine, die im Frühjahr 2020 verlegt werden sollen. Stolpersteine finanzieren sich über Spenden, ein Stein kostet 120 Euro. Das Geld geht vollständig an Gunter Demnig und sein Team. Mit den Stolpersteinen soll der jüdischen Familie Weil gedacht werden, die im Neuwerkhof 8 wohnte. Moritz Weil wurde 1873 in Emmendingen geboren, seine gleichaltrige Frau Bertha (geborene Schnurmann) in Schmieheim. Hochzeit war am 1. August 1899 in Lahr. Bertha brachte den Sohn Philip (geboren 1891) mit in die Ehe, der im Ersten Weltkrieg starb. Der gemeinsame Sohn David Theo wurde 1900 in Lahr geboren. Moritz und David Theo Weil handelten mit Rohprodukten und Alteisen in einem Schuppen auf dem Lahrer Bahngelände, heißt es in dem Bericht von Doris Gerteis, Mitinitiatorin der Stolperstein-Aktion in Lahr. David Theo wohnte bei seinen Eltern. Moritz war im Fußballverein, aus dem er nach der Machtergreifung Hitlers ausgeschlossen wurde. Vater und Sohn wurden nach der Reichspogromnacht am 11. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Nach ein paar Wochen Inhaftierung konnten sie nach Lahr zurückkehren, wo sie bald aus ihrer Wohnung im Neuwerkhof vertrieben wurden und zwangsweise in das sogenannte Judenhaus in der Schlosserstraße umziehen mussten. Am 22. Oktober 1940 wurden Moritz, Bertha und David Theo Weil mit 21 Lahrer Juden in das Internierungslager Gurs deportiert. 'Man nannte Gurs den 'Vorhof der Hölle', wo Hunger, Kälte, Feuchtigkeit, Schlamm, Ungeziefer und Krankheiten herrschten', heißt es in dem Bericht. Von dort ging der Leidensweg von David Theo Weil und seinen Eltern weiter. Im August und September 1942 wurden sie in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und am Tag der Ankunft ermordet.
Spendenkonto: Historischer Verein Mittelbaden, Regionalgruppe Geroldseckerland, Sparkasse Offenburg/Ortenau DE60 6645 0050 0004 8881 71, SOLADES10FG." 
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September 2019: Europäischer Tag der jüdischen Kultur
Artikel von Endrik Baublies in Baden-online.de vom 3. September 2019: "Auf den Spuren jüdischen Lebens in Lahr.
Die Geschichte der jüdischen Kultur in Lahr beginnt im Spätmittelalter. Am Sonntag erzählte die Historikerin Juliana Bauer zum Gedenktag der jüdischen Kultur etwas über die 60 Stolpersteine in der Innenstadt, über eine Judengasse, einen Judenbrunnen und die Zusammenhänge mit der Pest und dem Lahrer Bürgerbuch. Sicher ist, vor dem systematischen Pogrom Mitte des 14. Jahrhunderts an Juden, hat es eine – wohl nur kleine – jüdische Gemeinde in Lahr gegeben. Am Ende der Führung stellte Bauer vor, was man darüber heute weiß. Am Westende des Marktplatzes, zwischen Lammstraße und Metzgerstraße, war bis 1876 eine Judengasse bekannt. Über diese Gemeinde nach der Gründung der Stadt bis zum Pogrom weiß man aber kaum etwas. Amtmann Stein, der erste Lahrer Chronist, berichtet von der Judengasse Anfang des 19. Jahrhunderts. Ein recht genauer Plan der Stadt von 1791 zeigt ebenfalls die Judengasse und einen Judenbrunnen. Bauer ergänzte, dass es eine Synagoge im 13. Jahrhundert sicher nicht gegeben habe. Dazu sei die Gemeinde zu klein gewesen. Da eine Gasse und der Brunnen so benannt wurden, bedeute, dass es aber mehrere jüdische Familien gegeben haben muss.
Pestwelle. Einen – allerdings nur noch indirekten – Hinweis auf Juden in Lahr liefert das Bürgerbuch aus dem Jahr 1356. Ein 'Michel, der Jude' wird mehrfach aufgeführt. Das sei aber im Rückblick geschehen. Juden konnten kein Bürgerrecht erwerben. Der genannte Michel, Einwohner mosaischen Glaubens, wird aber, das taucht in der Quelle mehrfach auf, ein Haus und Stallungen in der Judengasse gehabt haben. Er muss also zumindest recht vermögend gewesen sein. Der Pogrom 1349 am gesamten Oberrhein bedeutete sicher auch das Ende der Juden in Lahr. Darüber berichtet das Bürgerbuch allerdings nichts. Bauer verwendet eine zweite Quelle, die berichtet, dass alle Lahrer Juden das Pogrom nicht überlebt hatten. Das 'Nürnberger Memorbuch' zählt alle jüdischen Märtyrer vom Ende des 11. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts auf. Die Lahrer Juden sollen der Quelle zufolge alle Opfer gewesen sein. Namen oder Details sind hier nicht aufgeführt. Warum aber wurden die Juden damals verfolgt? Ein – vorgeblicher – Grund war die Pestwelle Mitte des 13. Jahrhunderts, die über Marseille eingeschleppt wurde. Die Begründung, die Juden hätten Brunnen vergiftet, daher der Ausbruch der Pest, ist für ein Pogrom in Lahr oder in Baden aber mehr als fraglich. Die Pogrome in Basel, Freiburg oder Straßburg fanden vor dem Ausbruch der Pest statt. Also kann Lahr da auch nicht betroffen gewesen sein. Eine andere Erklärung für die Verfolgung präsentierte Bauer mit einem dokumentierten Treffen in Benfeld (Elsass). Darunter Walter III. 'von Geroltzecke und Tubinga' sowie andere christliche, adelige Gläubiger. Amtmann Stein als Quelle zählt die Geroldsecker zu den Teilnehmern des Landtags, in dem das Pogrom beschlossen wurde. Da bleiben nur Schulden als Motiv übrig, die Christen zu den Verfolgungen bewegt hatten.
Stolpersteine. Nach dem Pogrom im 13. Jahrhunderts ist über Juden in Lahr in den folgenden Jahrhunderten nichts mehr bekannt. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand wieder eine kleine jüdische Gemeinde in Lahr. Um 1900 waren etwa 140 Juden in Lahr. Die Zahl sank rapide nach dem 30. Januar 1933. Am 20. Oktober 1940 wurden die letzten 21 Juden, die in Lahr geblieben waren, zuerst nach Gurs in den Pyrenäen gebracht. Wer da nicht irgendwie entkam, wurde nach der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942 nach Auschwitz deportiert. Die 60 Stolpersteine bezeichnen die Stellen, an denen Juden in der Stadt Lahr lebten und starben." 
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November 2019: Im März 2020 werden weitere "Stolpersteine" in Lahr verlegt  
Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 15. Juli 2019: "Lahr Spenden gesucht, um Andenken zu bewahren
Lahr
(red/fg). Im Frühjahr 2020 sollen in Lahr wieder Stolpersteine durch deren Erfinder Gunter Demnig verlegt werden. Die Lahrer Initiative sucht dazu nun Sponsoren für drei weitere Stolpersteine. Stolpersteine finanzieren sich über Spenden, ein Stein kostet 120 Euro, so eine Mitteilung der Lahrer Initiative. Das Geld geht vollständig an Gunter Demnig und sein Team.
Mit den drei weiteren Steinen soll der jüdischen Familie Weil gedacht werden, die im Neuwerkhof 8 wohnte. Moritz Weil wurde 1873 in Emmendingen geboren, seine gleichaltrige Frau Bertha – geborene Schnurmann – in Schmieheim. Hochzeit war am 1. August 1899 in Lahr. Bertha brachte den Sohn Philip (geboren 1891) mit in die Ehe, der im Ersten Weltkrieg starb. Der gemeinsame Sohn David Theo wurde 1900 in Lahr geboren. Moritz und David Theo Weil handelten mit Rohprodukten und Alteisen in einem Schuppen auf dem Lahrer Bahngelände. David Theo wohnte bei seinen Eltern. Moritz war im Fußballverein, aus dem er nach der Machtergreifung Hitlers ausgeschlossen wurde. Vater und Sohn wurden nach der Reichspogromnacht am 11. November 1938 in das Konzentrationslager Dachau deportiert. Nach ein paar Wochen Inhaftierung konnten sie nach Lahr zurückkehren, wo sie bald aus ihrer Wohnung im Neuwerkhof vertrieben wurden und zwangsweise in das sogenannte Judenhaus in der Schlosserstraße umziehen mussten. Am 22. Oktober 1940 wurden Moritz, Bertha und David Theo Weil mit insgesamt 21 Lahrer Juden in das Internierungslager Gurs deportiert, am Nordrand der Pyrenäen. Man nannte Gurs den 'Vorhof der Hölle', wo Hunger, Kälte, Feuchtigkeit, Schlamm, Ungeziefer und Krankheiten herrschten. Von dort ging David Theos’ Leidensweg im August 1942 und der Leidensweg seiner Eltern im September 1942 weiter in das Konzentrationslager Auschwitz, wo sie am Tag ihrer Ankunft ermordet wurden. Die Initiative bittet für die Steine um Spenden".
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Artikel in der "Lahrer Zeitung" vom 15. November 2019: "Stolperstein-Aktion geht weiter.
Lahr
(red/sm). In Lahr wird es weitere 'Stolpersteine' für Opfer des Nationalsozalismus geben. Der Erfinder der 'Stolpersteine', Gunter Demnig, kommt am 5. März wieder nach Lahr, um Kleindenkmale für Hans Kroel (sc. nichtjüdisch, NS-"Euthanasie"-Programm) und für Familie Moritz Weil zu legen...  
Doris Gerteis, Thorsten Mietzner und Norbert Klein von der Stolperstein-Initiative freuen sich über weitere Spenden für zukünftige Stolpersteine. Überweisungen sind möglich auf das Konto des Historischen Vereins, Regionalgruppe Geroldseckerland, Sparkasse Offenburg/Ortenau DE60 6645 0050 0004 8881 71. SOLADES1OFG." 
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Januar 2020: Die "Stolpersteine" werden von Schülern geputzt 
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 28. Januar 2020: "Gedenken. Schüler reinigen Lahrer Stolpersteine
Lahr
. Wer am Montag aufmerksam durch die Innenstadt gegangen ist, hat sie vielleicht gesehen: gelbe Rosen, die Stolpersteine schmücken. Anlass war der 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. Die Lahrer Mitgliedergruppe des Historischen Vereins für Mittelbaden hatte zusammen mit dem Stadtarchiv das jährliche Reinigen der Stolpersteine organisiert und hierzu die Klasse 9d des Scheffel-Gymnasiums gewinnen können. Das teilt die Stadtverwaltung mit. Zusammen mit ihrer Lehrerin Gudrun Pischinger zogen 19 Schülerinnen und Schüler durch die Stadt und säuberten und polierten die 60 Steine. Dabei lasen sie Kurzbiografien der dort erinnerten Menschen vor und informierten sich so über ihre Schicksale. Begleitet wurden sie von der Lahrer Stadthistorikerin Elise Voerkel, dem Lahrer Stadtarchivar Thorsten Mietzner, der Initiatorin der Lahrer Stolpersteine, Doris Gerteis, sowie Norbert Klein, dem Vorsitzenden des Historischen Vereins. In der Woche zuvor waren Thorsten Mietzner und Doris Gerteis in der Klasse zu Besuch gewesen. Sie hatten über das Stolpersteinprojekt informiert und die Hintergründe des nationalsozialistischen Terrors in Lahr erläutert. Die Stolpersteine in Lahr werden einmal im Jahr gereinigt. Sie sind ermordeten oder vertriebenen Lahrer Jüdinnen und Juden, getöteten Kranken und aus anderen Gründen im nationalsozialistischen Deutschland verfolgten Menschen gewidmet. Die Jugendgruppen, die an der Reinigung teilnehmen, kommen jedes Jahr von einer anderen Schule." 
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März 2020: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Lahr 
Artikel in der "Badischen Zeitung" vom 27. Februar 2020: "Stolpersteine werden verlegt.
LAHR. Am Donnerstag, 5. März, verlegt Gunter Demnig vier weitere Stolpersteine in Lahr. Um 9 Uhr verlegt er den Stolperstein für Hans Kroel in der Mühlgasse 12. Kroel wurde 1940 in der Euthanasie-Anstalt Grafeneck ermordet. Oberbürgermeister Markus Ibert wird ein Grußwort sprechen. Angehörige und Mitarbeiter der Johannes-Diakonie Mosbach werden anwesend sein. Danach werden drei Stolpersteine im Neuwerkhof 8 verlegt für die jüdische Familie Moritz Weil, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Mehr als 75 000 Stolpersteine hat Gunter Demnig laut der Pressemeldung in Deutschland und 24 europäischen Ländern bisher verlegt. Weitere Informationen gibt es bei der Stolperstein-Initiative Lahr unter Tel. 0176/38536337." 
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Artikel von Endrik Baublies in "badenonline.de" vom 5. März 2020: "Lahr. Vier neue Stolpersteine erinnern in Lahr an Schreckenszeit
Vier neue Stolpersteine erinnern in Lahr ab sofort an vier weitere jüdische Schicksale und an die Verbrechen der Nationalsozialisten. Oberbürgermeister Ibert findet klare Worte zur aktuellen Situation in Deutschland.

In der Stadt Lahr erinnern vier neue Stolpersteine an die Schicksale jüdischer Mitbürger. In der Mühlgasse verlegte Gunter Demnig den 61. Stolperstein zur Erinnerung an Hans Kroel. Drei weitere neue Stolpersteine mahnen an die Familie Weil im Neuwerkhof. Eine Besonderheit ist die Erinnerung an Kroel, der als Zwölfjähriger in Grafeneck ein Opfer der Euthanasie im Dritten Reich wurde...
'Fester Bestandteil'. Oberbürgermeister Markus Ibert fand deutliche Worte, gerade angesichts antisemitischer Verbrechen und nicht weniger gefährlichen Gedanken der Gegenwart. Diese Stolpersteine seien ein 'fester Bestandteil der Erinnerungskultur in Lahr'. Der OB warnte aktuell vor einer verbalen Ablehnung von Menschengruppen und Taten, die er als 'handfeste Anschläge' bezeichnete. Gerade angesichts der Tatsache, dass ein Politiker derzeit in einem deutschen Landesparlament 'Faschist' genannt werden darf, zeige, dass diese Erinnerungen notwendig sind. Es gelte auch, so Ibert, klare Grenzen zu ziehen. 'Bis hierher und nicht weiter.'...
Im Krieg gefallen. Warum das Ehepaar Moritz und Bertha Weil (geborene Schnurmann) 1899 nach Lahr gezogen sind, ist nicht mehr bekannt. Norbert Klein vom historischen Verein Mittelbaden stellte an der letzten Adresse der Familie Weil im Neuwerkhof 8 die Geschichte der Familie über den Stolpersteinen 62, 63 und 64 in Lahr kurz vor. Der erste Sohn der Familie stirbt als Soldat für das deutsche Vaterland im Ersten Weltkrieg. Die Familie zieht mehrfach um, bevor sie, wie rund 6500 Juden in Baden und der Pfalz, am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Vichy-Frankreich deportiert werden. Das Ehepaar und Sohn David (Jahrgang 1900) werden Anfang September 1942 nach Auschwitz-Birkenau verlegt, wo sie fast unmittelbar nach der Ankunft vergast werden. Klein ergänzte, dass man die Getöteten in Erdgräben verbrannte und die Asche wohl in die Weichsel schüttete. Es gebe an diese Menschen keine einzige Erinnerung. Daher war sein Hinweis sicher wichtig, dass gerade diese Schicksale den Initiator der Stolpersteine, Gunter Demnig, zu dieser Aktion gebracht haben..." 
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Juli/Oktober 2021: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Lahr   
Artikel von Daniela Santo im "Stadtanzeiger" (Lahr) vom 14. Juli 2021: "Opfer des Nationalsozialismus. Stolpersteine für Hedwig und Marlene Herbert.
Lahr (st).
In Lahr erinnern 70 Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus. Im Herbst kommt der Künstler Gunter Demnig nach Lahr, um weitere sieben Stolpersteine zu verlegen. Sie erinnern an den SPD-Mann Kamill Delfosse, die jüdische Familie Krause, Erich Rothmann, der zwangssterilisiert wurde, und an Hedwig und Marlene Herbert. Gunter Demnig erinnert seit 1996 an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen in 1.265 Kommunen Deutschlands und in 21 Ländern Europas Stolpersteine.
Für Hedwig und Marlene Herbert werden vor dem Haus in der Obertorstraße 19 Stolpersteine verlegt. Hedwig Herbert geb. Segall, und ihre Tochter Marlene Herbert haben die Zeit des Nationalsozialismus überlebt. Dennoch waren sie als (Halb-)Jüdinnen diskriminierenden Verordnungen und Maßnahmen ausgesetzt und wurden zu Verfolgte des Nationalsozialismus.
Verfolgung. Hedwig Segall wurde 1891 in Burkowitz, Kreis Schwetz, im heutigen Polen geboren. Im August 1923 heiratete sie in Berlin den Ingenieur Kurt Herbert. Die Beziehung des Ehepaars Herbert-Segall war in doppelter Hinsicht bemerkenswert: Kurt Herbert war sechs Jahre jünger als seine Braut. Sie war Mitglied der jüdischen Kultusgemeinde, er evangelisch. Fünf Jahre nach der Hochzeit ließ sich das Ehepaar Herbert-Segall in Lahr nieder, wo am 2. Juli 1929 die Tochter Marlene Melitta zur Welt kam. Die Meldekarte der Familie Herbert im Stadtarchiv Lahr belegt mehrere Umzüge innerhalb der Stadt. Und sie trägt einen kleinen metallenen Reiter, mit dem die Meldebehörden alle Karten jüdischer Bürger markierten. Bis Ende 1938 waren Juden und Jüdinnen, die mit 'nicht-jüdischen' Personen verheiratet waren, im gleichen Maße von der Verfolgung betroffen wie alle anderen als jüdisch geltenden Menschen im Reich.
Privilegiert und nichtprivilegiert. Nach dem Pogrom im November 1938 setzte sich im Zuge der verschärften antijüdischen Bestimmungen die Unterscheidung zwischen 'privilegierten' und 'nichtprivilegierten Mischehen' durch. Die NS-Behörden wollten damit Protesten von 'arischen' Verwandten der Betroffenen vorbeugen. Die Einstufung einer Ehe hing davon ab, ob die Frau oder der Mann jüdisch war und ob die Kinder nicht-jüdisch erzogen wurden. Diese Vermischung von Konfession, 'Rasse' und Geschlecht unterstreicht die Absurdität der nationalsozialistischen Ideologie und stieß schon damals auf Unverständnis. Kritik kam sowohl von Seiten überzeugter Nazis, die es ablehnten, Juden aus strategischen Überlegungen zu schonen, aber (vereinzelt) auch von 'arischen' Ehefrauen, deren jüdische Männer nicht den gleichen Schutz genossen wie jüdische Frauen nicht-jüdischer Männer. Da im Falle der Herberts der Mann nicht-jüdisch war, wurde ihre Beziehung als 'privilegierte Mischehe' eingestuft, umso mehr, da auch die Tochter Marlene evangelisch erzogen wurde. Ihre Ehe mit einem christlichen Mann, und nicht etwa ihr 1937 vollzogener Austritt aus der israelitischen Religionsgemeinschaft, schützte Hedwig Herbert davor, im Oktober 1940 nach Gurs deportiert zu werden. Sie gehörte damit zu den ganz wenigen jüdischen Menschen, die in Lahr bleiben konnten. Da ihre Ehe 'privilegiert' war, konnten die Herberts auch in den folgenden Jahren in einer eigenen Wohnung bleiben. Trotzdem war ein 'normales' Leben für die Familie kaum möglich. Das ab Sommer 1942 für 'Mischlinge' geltende Verbot, eine höhere Schule zu besuchen, traf auch Marlene Herbert. Niemand wusste damals, wie lange die Privilegierung wirklich Schutz vor Deportation und Ermordung bietet. Es ist davon auszugehen, dass die Herberts so gut wie möglich über das Schicksal der europäischen Jüdinnen und Juden informiert waren. Die Familie versuchte mit Verwandten und Freunden in Kontakt zu bleiben und schaffte es, Lebensmittel nach Theresienstadt zu schicken. Während sie diese Pakete packte, wird sich Hedwig Herbert besorgt gefragt haben, wann sie selbst abgeholt werden würde.
Lebendige Erinnerung. Hedwig und Marlene Herbert hatten letztlich Glück. Beide wurden nicht abgeholt, haben überlebt und blieben auch nach dem Ende des Krieges in Lahr. Kurt Herbert führte eine Firma für Apparate- und Maschinenbau in der Schwarzwaldstraße. 1961 starb Hedwig Herbert in Lahr. Ihre Tochter Marlene wurde Chemikerin und blieb ebenfalls in Lahr, wo sie 1999 verstarb.
Damit waren sie für ihre Mitbürger eine lebendige Erinnerung an die Vergangenheit und ein stummer Vorwurf. Ob sie auch nach 1945 noch unter Ausgrenzung und Beleidigungen zu leiden hatten, ist nicht bekannt. Das Schicksal der beiden Frauen macht deutlich, dass Ausgrenzung und Abwertung von Menschen nicht erst dann zum Unrecht wird, wenn sie in tödlicher Gewalt endet - das ist die Botschaft der Stolpersteine heute."  
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April 2023: Beitrag zur Erinnerung an den Raub von jüdischem Kleinbesitz in Lahr  
Beitrag von Thorsten Mietzner in der "Lahrer Zeitung" (Badische Zeitung) vom 18. April 2023: "Zum Gedenktag für die Opfer der Shoah - Der Raub von jüdischem Kleinbesitz in Lahr. An die Opfer der Shoah wird am israelischen Gedenktag Yom HaShoah an diesem 18. April erinnert. Die BZ beschreibt aus diesem Anlass die Entrechtung, Beraubung und Ausplünderung der jüdischen Bewohner von Lahr..."  Artikel eingestellt (pdf-Datei) 

     
       

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Lahr  
bulletRückblick (interner Link): Presseartikel (Badische Zeitung vom 31.8.2005) mit Hinweisen auf Veranstaltungen zum "Tag der Europäischen Jüdischen Kultur" am 4.9.2005: hier anklicken  
bulletZu den Stolpersteinen in Lahrhttps://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Lahr/Schwarzwald     

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Lahr 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv Freiburg) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Lahr ist vorhanden:      
L 10 Nr. 2472 Lahr im Schwarzwald: Israelitische Gemeinde: Standesbuch 1856 - 1870   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-483959            

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 176-177. 
bulletGermania Judaica II,1 S. 463-464. 
bulletHildegard Kattermann: Geschichte und Schicksale der Lahrer Juden (Hg. Stadtverwaltung Lahr), 1979². 
bulletJürgen Stude: Die Lahrer Juden, in: Geschichte der Stadt Lahr. Band 3. 1993. 
bulletUwe Schellinger: Der Tod des Kantors: Salomon Bergheimer (1887-1942) aus Lehr. In: "Storchenturm" - Infobroschüre für Lahr. Jg. 20. Januar 2010. S. 3-7. 
bulletStolpersteine in Lahr. Ein Geschichtsprojekt mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 10a der Friedrichschule in Lahr. Hrsg. vom Historischen Verein Mittelbaden. Regionalgruppe Geroldsecker Land. 96 S. 9,90 €.  

     
      


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Lahr  (in Jewish sources, Lara)  Baden. The small 14th century community, inhabiting a special quarter with a synagogue, was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49 and only renewed in the late 19th century, after emancipation. The Jewish population grew to 141 by 1900 (of a total 13,557). Jews operated large wholesale establishments (shoes, clothing, metal products) and factories, including one of the largest steel plants in Europe. In 1933 the Jewish population stood at 96. Community life expanded, including Zionist activity, with the Habonim youth movement operating from 1935. By 1938, 58 Jews had left, 31 emigrating from Germany (including 14 to the United States). Another eight emigrated in 1939-40 after Kristallnacht (9-10 November 1938), when Jewish homes and businesses were vandalized and Jewish men detained at the Dachau concentration camp. Twenty Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940; another four were deported to the camps from Holland and seven from other German cities after leaving Lahr. Of all these, only four survived the Holocaust.  
       
        

                   
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Stand: 30. Juni 2020