Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Liestal und Umgebung (Kanton Basel-Land, Schweiz) 
Jüdische Geschichte  /  Synagogue / Synagoge 
      

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bullet Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Gemeindevorstellungen 1916 / 1921   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen       
bulletZur Geschichte der Synagoge   
Presseartikel zur Geschichte des Betsaales 
Weitere Presseartikel zur jüdischen Geschichte in Liestal und dem Kanton Basel-Land 
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
In Liestal ist der Aufenthalt von Juden - als einzigem Ort im heutigen Kanton Baselland - bereits im 14. Jahrhundert belegt (Germania Judaica II,1 S. 483).
  
Vom 15. bis zum 19. Jahrhundert lebte eine größere Anzahl jüdischer Familien im Fürstentum Basel nur in Allschwil und im Amt Zwingen. In den anderen Orten konnten Juden - ohne Niederlassungsrecht - nur als Händler Geschäfte machen. Noch im 18. Jahrhundert (Verordnung von 1768) war Juden der Handel mit Vieh und Pferden auf den Jahrmärkten nur sehr eingeschränkt genehmigt.
  
Im 19./20. Jahrhundert bestand eine jüdische Gemeinde erst seit 1871. Noch 1833 wurde im neu gegründeten Kanton Baselland bestimmt, dass Juden weiterhin kein Niederlassungsrecht und keine Handelsfreiheit haben sollten. Damals lebte eine jüdische Familie Maus in Liestal. Sie hatte vorübergehendes Wohnrecht im Kanton Baselland. Mitte des 19. Jahrhunderts wehrten sich immer noch nichtjüdische Krämer, Kaufleute und Handwerker mit allen Mitteln gegen eine mögliche unliebsame Konkurrenz durch jüdische Kaufleute/Händler. 1850 lebten gerade 15 Juden im Kanton (Gelterkinden 6, Ormalingen 2, Rümlingen 1, Sissach 1, Pratteln 3, Bretzwil 2 Personen). Mit einem "Judengesetz" von 1851 wurde Juden vom Landrat die Niederlassung sowie die Betreibung eines Gewerbes mit Ausnahme des Besuchs von Jahrmärkten weiterhin untersagt.
   
1866
erhielten durch eine Zustimmung zur Teilrevision der Bundesverfassung die Juden im Kanton Baselland wenigstens die Niederlassungsfreiheit. Nun eröffneten die bis dahin herumziehenden Händler in einigen Orten des Basellandes Geschäfte. Aus dem Aargau (Endingen und Lengnau) sowie aus Frankreich ließen sich einige jüdische Familien nieder, die bereits Geschäftspartner oder Kunden im Baselbiet hatten (u.a. als Viehhändler wie der aus Hegenheim stammende Nathan Bloch, der damals größte Schlachtviehhändler, der Schweizer Vieh nach Frankreich exportierte; Nathan Bloch hatte sieben Töchter und drei Söhne; die Töchter heirateten alle Viehhändler).
  
1870 wurden 131 jüdische Einwohner im Kanton Basel-Land gezählt. Davon wohnten im Bezirk Arlesheim 33, Im Bezirk Liestal 60 (30 davon in Liestal selbst), im Bezirk Sissach 24, im Bezirk Waldenburg 3. 1880 betrug die Zahl der landschaftlichen Juden 223 (Bezirk Arlesheim 61, Bezirk Liestal 103, Stadt Liestal 100, Bezirk Sissach 52, Bezirk Waldenbuch 7). Bis 1888 ging die Zahl der jüdischen Einwohner im Kanton schon wieder zurück, es wurden noch 165 jüdische Einwohner gezählt (Bezirk Arlesheim 43, Liestal 92, Sissach 30, Waldenburg 0). 1900 waren es im Bezirk noch 135 jüdische Einwohner (Bezirk Arlesheim 48, Liestal 58, Sissach 27, Waldenburg 2). 1910 waren es im Kanton wieder 232 jüdische Einwohner, die unter anderem auf die Zuwanderung von russisch-jüdischen Familien zurückging. 
  
1871
beschlossen die jüdischen Familien in Liestal, künftig gemeinsam Gottesdienst abzuhalten (Gründung der Gemeinde). Für den Religionsunterricht der Kinder wurde vor Ort gesorgt, ein Wohltätigkeitsverein gegründet.    
 
Die Zahl der jüdischen Einwohner in Liestal entwickelte sich wie folgt: zwischen 1880 und 1910 Höchstzahl von etwa 100 jüdischen Personen am Ort; 1910 62 jüdische Personen, 1916 18 Gemeindemitglieder (Familien) mit zusammen 75 Personen, 1921 15 Gemeindemitglieder (Familien) mit zusammen 58 Personen.  
 
An Einrichtungen bestanden um 1912/1916 weiterhin ein Betsaal (s.u.), eine Religionsschule und eine Armenkasse. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Endingen/Lengnau oder im Elsass (Hegenheim) und ab 1902 im jüdischen Friedhof in Basel beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war: um 1895/1901 B. Sée, 1908 bis 1912 war als solcher Rabbiner Dr. Chaim Lauer in Liestal tätig (siehe unten), um 1916/17 war M. Schwarz Lehrer und Kantor der Gemeinde, von 1919 bis 1921 Eugène Adler. Weitere Namen jüdischer Vorbeter, die meist aus Basel anreisten, um über Schabbat in Liestal zu bleiben, waren ein Herr Donath, Moritz Nordmann oder Bruno Cohn.    
  
An Vereinen gab es in der Gemeinde um 1912/16 eine Männerkrankenkasse sowie eine Frauenkrankenkasse. Dazu gab es zwei Wohltätigkeitsvereine: den Männerkrankenverein (gegründet 1880) und die Frauenchevroh (gegründet 1912); beide Vereine halfen bei schweren Krankheits- und bei Sterbefällen. 
 
In den 1890er-Jahren war Gemeindevorsteher H. Nordmann.  
   
Unter den jüdischen Gewerbebetrieben am Ort ist u.a. der Textilladen von Bernard Nordmann (Sohn von Achille Nordmann) zu nennen. Er befand sich unmittelbar neben dem ehemaligen Kaufhaus zum Tor (heute Manor; vgl. Foto unten).   
    
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg ging die Zahl der jüdischen Einwohner weiter zurück, da ländliche Orte wie Liestal wegen des Wandels der Einkaufsgewohnheiten und auf Grund der Berufsstruktur der jüdischen Gewerbetreibenden für die jüdischen Familien an Attraktivität verloren.
   
1930
lebten nur noch 33 jüdische Personen in Liestal. In den 1930er-Jahren kam es auch im Baselbiet - wie im Fall der antisemitisch belästigten Sängerin Rose Nordmann - zu antisemitischen Vorfällen. Im Zweiten Weltkrieg wurden 1941 noch 30 Personen jüdischer Religionszugehörigkeit gezählt. Im ganzen Kanton Baselland waren es damals 217 Personen. Während des Krieges nahmen auch jüdische Flüchtlinge, die im Lager Schauenburg unterbracht waren, an den Gottesdiensten der Gemeinde teil. Dr. Harry Levi aus dem Lager Schauenburg amtierte vom Oktober 1943 bis März 1944 als Vorbeter und Religionslehrer in Liestal. In den nicht ausdrücklich "rituellen" Flüchtlingslagern Bienenberg und Arisdorf erhielten die Flüchtlinge samstags keine Freistellung, jedoch für den Gottesdienstbesuch an den wichtigen Feiertagen.
 
In den 1950er-Jahren konnte in Liestal nur noch zu Pessach, Rosch Haschana und Jom Kippur die für den Gottesdienst erforderliche Zahl von zehn jüdischen Männern (Minjan) erreicht werden. 1956/57 wurde die jüdische Gemeinde Liestal aufgelöst. 
    
Von den in Liestal geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lehrer Eugène Adler mit Frau und Kindern (siehe unten), David Silbermann (geb. 4. Mai 1912 in Liestal, später wohnhaft in Britz, 1942 von Berlin nach Auschwitz deportiert und ermordet).    
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
     
Allgemeine Gemeindebeschreibungen 1916 / 1921  

Liestal JuedJbSchw 1916 200.jpg (46164 Byte)Gemeindevorstellung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1916 S. 200: "Liestal
Die jüdische Gemeinde Liestal wurde im Jahre 1871 gegründet und zählt heute mit 18 Gemeindemitgliedern 75 jüdische Seelen. Vorstand: Henry  Nordmann, Präsident: Dr. Max Bollag, Aktuar; Achille Nordmann, Kassier. Beamter: Herr M. Schwarz, Kantor und Religionslehrer. 
Institutionen: Betsaal im Restaurant zur 'Eintracht', Religionsschule, Armenkasse. 
Vereine: Männerkrankenkasse, Frauenkrankenkasse."   
 
Liestal JuedJbSchw 1921 181.jpg (60317 Byte)Gemeindevorstellung im "Jüdischen Jahrbuch für die Schweiz" 1921 S. 181: "Liestal
Die jüdische Gemeinde Liestal wurde im Jahre 1871 gegründet und zählt heute mit 15 Gemeindemitgliedern 58 Seelen. Vorstand: Henry Nordmann, Präsident; Moritz Levy Aktuar; J. Guggenheim-Cahn, Kassier. Beamter: vakant.  
Institutionen: Betsaal im Restaurant 'Eintracht'. Religionsschule. - Armenkasse.  
Vereine: Männerkrankenkasse. - Männerkrankenverein, Unterstützung bei schweren Krankheiten und Sterbefällen etc. , gegründet 1880 (Präsident: Henry Nordmann - Frauenchevroh, selbe Zweckerfüllung, gegründet 1912, Präsidentin Frau Dr. Bollag. - Frauenkrankenkasse."   

   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1907    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Oktober 1907: "Bei der Israelitischen Kultusgemeinde Liestal (Schweiz) ist auf 1. Januar 1908 die Stelle eines 
Kantors und Vorsingers 
zu besetzen

Bisheriger Jahresgehalt Frcs. 1000.-  Diese Stelle bietet Gelegenheit zu Nebenverdienst. Bewerber dafür wollen sich an den Präsidenten Emanuel Nordmann wenden unter Beifügung von Zeugnissen und Referenzen sub 
L.Z. 11150 am Haasenstein & Vogler, A.-G., 
Frankfurt am Main
".  

    
Über den Rabbiner und Lehrer Dr. Chaim Lauer (1908 bis 1912 Rabbiner, Lehrer, Vorbeter und Schächter in Liestal)    
Anmerkung: nachstehender Bericht erschien anlässlich seines Wechsels von Biel nach Mannheim im Jahr 1925.   
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1925: "Biel, 9. Februar (1925). Der Synagogenrat in Mannheim hat Herrn Rabbiner Dr. Ch. Lauer in Biel als Direktor der hebräischen Schule der Lemle Moses-Klaus-Stiftung berufen. Herr Dr. Lauer hat den Ruf angenommen und gedenkt schon am 1. Mai sein neues Amt anzutreten. Herr Dr. Lauer lernte lange Jahre auf der Jeschiwa des weit über die Grenzen seines Landes berühmte Gaon R. Elieser Deutsch seligen Andenkens in Bonyhad (Ungarn), dessen Lieblingsschüler er stets war (siehe R.G.A. Peri-ha-Sode, Bd. 1-3). Später kam er mit reichen talmudischen Kenntnissen nach Deutschland und war mehrere Jahre Rabbinatsassistent bei Herrn Provinzialrabbiner Dr. M. Cahn seligen Andenkens in Fulda. In Basel war er anfangs einige Jahre lang Lehrer des 'Schomre-Thora'-Vereins, und dann mehrere Jahre geistiger Leiter der Gemeinde Liestal bei Basel. Nachdem er in Basel die Maturitätsprüfung bestanden hatte, studierte er an der dortigen Universität Orientalia, Philosophie und Naturwissenschaften. Nach seiner Promotion in Basel besuchte er das Rabbinerseminar in Berlin, das er mit großem Erfolg absolvierte. Im Sommer 1914 hat ihn der Verwaltung der 'Ica' zum Oberrabbiner ihrer Kolonien in Argentinien ernannt. Infolge des Weltkrieges konnte Herr Dr. Lauer sein Amt in Argentinien nicht antreten. Ungern sehen seine zahlreichen Freunde in der Schweiz, seine Schüler - and last not least - seine Gemeinde ihn in das Ausland scheiden; wir hätten ihn gerne zurückgehalten mit den Worten des R. Josua: so viele geistige Schätze besitzest du und du willst uns verlassen. Wir sind überzeugt, dass er durch sein charakterfestes und taktvolles Wesen, durch seine großen Kenntnisse auf religiösem und profanem Gebiete, durch seine aufrichtige, ungeheuchelte Religiosität sich auch in seinem neuen Amte bald die Sympathie und Wertschätzung aller erringen wird. Wir wünschen ihm, dass sein Streben, die ihm anvertraute Jugend zu edlen Menschen und aufrichtigen Juden zu erziehen, von reichem Erfolge gekrönt werde."    
   
Biel Rab Lauer 010.jpg (43163 Byte)Rabbiner Dr. Chaim Lauer (Quelle für das Foto: Volker Keller: Bilder vom jüdischen Leben in Mannheim 1988 Foto Nr. 137) - ergänzende Informationen zum obigen Artikel: Lauer ist als Sohn des Gerson Lauer und der Rahel geb. Seelengut am 25.8.1876 im galizischen Bobowa (heute polnisches Karpatenvorland, Kreis Gorlice) geboren. Über seine Ausbildung siehe oben. 
Rabbiner Chaim Lauer war von 1916 bis 1925 Rabbiner in Biel. Nach einer erfolgreichen Tätigkeit als Rabbiner in Mannheim war er zum Verlassen Deutschlands 1939 gezwungen. Er konnte nochmals bis zu seinem Tod am 11. August 1945 in Biel als Rabbiner tätig. sein. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Biel beigesetzt.   

   
Buchbesprechung von Dr. Chaim Lauer über die Publikation von Dr. Achilles Nordmann über "Die Juden in Kanton Basel-Land" (1914)  
Hinweis: die Publikation ist online zugänglich, Link siehe unten Literaturverzeichnis.      

Buchbesprechung in "Das jüdische Blatt" vom 30. Januar 1914: "Bücherbesprechung.
Dr. med. A. Nordmann, Die Juden im Kanton Basel-Land, Separat-Abdruck aus dem Basler Jahrbuch 1914.
Nordmann hat seiner Abhandlung über die Geschichte der Juden in Basel (1397 bis 1875) sogleich eine weitere über die Juden im Kanton Basel-Land folgen lassen. Auch diese Arbeit zeichnet sich wie die vorhergehenden Schriften des Verfassers durch eine peinliche Genauigkeit und gewissenhafte Behandlung aller Quellen aus; sie ist interessant für den Laien und bietet dem Forscher reiches Material. Verfasser beschreibt einen Zeitraum von ungefähr 40 Jahren und beweist, dass der Kanton Basel-Land einer der rückständigsten Kantone war, der den Juden alle möglichen Beschränkungen auferlegte. 'Dasselbe Basel-Land, dass schon in seiner ersten Verfassung die Menschenrechte verkündet und um seine Freiheit schwere Kämpfe bestanden hatte, versagte beider Genuss den Juden, die doch seit mehr als zwei Jahrhunderten unter seiner Bauernschaft verkehrt hatten' (S. 248). Nach und nach erst gelingt es, den Juden mit Hilfe der französischen Regierung die Gleichberechtigung den Behörden abzuzwingen. Am interessantesten in der Abhandlung ist die genaue Beschreibung des sogenannten 'Wahlschen Handels', der Angelegenheit der Gebrüder Alexander und Baruch Wahl von Mülhausen, die zu ernsten Differenzen zwischen der französischen Regierung und dem Kanton Basel Land geführt hatte und erst ihr Ende fand, nachdem der Kanton den Gebrüdern Wahl eine Entschädigung Summe von 25.000 Fr. gezahlt hatte. Die jüdische Bevölkerung war übrigens in diesem Kanton nie sehr stark; es existiert eine einzige kleine Gemeinde in Liestal, der Hauptstadt des Kantons. Wir werden noch Gelegenheit haben, in einem besonderen Artikel auf den lehrreichen Inhalt der vorliegenden, interessanten Schrift zurückzukommen.    Dr. Chaim Lauer."     


Über den Kantor und Lehrer Eugène Adler (1919 bis 1921 Lehrer und Kantor in Liestal) 
Anmerkung: Foto und Informationen aus der Website des Musikwissenschaftlichen Institutes der Universität Hamburg: Seite zu Eugène Adler      

Liestal E Adler 010.jpg (9781 Byte)Eugène (Eugen) Adler (geb. 1890 in Antwerpen als Sohn des Lehrers und Kantors Simon Adler und seiner Frau Emma geb. Dahl; 1942 ermordet im KZ Auschwitz): war als Kantor und Religionslehrer tätig in Bremgarten, St. Gallen (Jüdische Gemeinde Adass Jisroel), Liestal, Rexingen, Luxemburg und Sarreguemines. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges nach Jarnac (Charente) evakuiert; 1942 inhaftiert und über Drancy in das KZ Auschwitz deportiert. 
Kinder: Simon Siegfried Adler (geb./gest. Oktober 1919 in Liestal), Simone (Judith) Adler (geb. 1920 in Liestal, ermordet im KZ Auschwitz), Arthur Ignatz Adler (geb. 1922 in Rexingen, ermordet im KZ Auschwitz) 
Quelle für das Foto: Aaron Photo Archive mit Seite zu Familie Adler und Musikwissenschaftliches Institut HH s.o.     

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Moritz Levy wird Chef des Telegraphen- und Telephonbüros in Liestal (1905)   

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 24. November 1905: "Basel. Der eidgenössische Bundesrat wählte als Chef des Telegrafen- und Telefonbüros in Liestal (Kanton Basel-Land) Herrn Moritz Levy, einen der Führer des schweizerischen Zionistenverbandes."  

  
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anzeige des koscheren Gasthofes "Zum Falken" (1879)  
Anmerkung: der Gasthof/Hotel "Zum Falken" war in der Rheinstraße. Durch das vornehme Solbad (Kurhotel!) war es die erste Adresse in der Stadt. Die Kochkunst des Hauses genoss um 1900 einen international ausgezeichneten Ruf. Der christliche Hotelier bot für jüdische Gesellschaften auch koschere Küche an. Bekannt ist etwa, dass der Liestaler Achille Nordmann 1905 hier seine Hochzeit mit Clémence Nordmann feierte.  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Auf vielseitigen Wunsch habe ich in meinem schönen Gasthof und Solbad 'Zum Falken'  
Koscher
in Liestal (Schweiz) Koscher 
eine besondere Küche für israelitische Hochzeiten eingerichtet und empfehle mich zugleich für Aufnahme von Kurgästen. 
Achtungsvoll Buser-Rosenmund, propriètarie. Der Inspektor Sée, Kantor."          

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge           
    
Eine eigentliche Synagoge im Sinne eines selbständigen Gebäudes war nicht vorhanden. Ein Betsaal war nach 1871 und noch 1916 / 1921 im Restaurant "Eintracht" ("Intracht") in der Rheinstraße eingerichtet. Das Gebäude dieser Gaststätte wurde im 18. Jahrhundert erbaut und war zunächst ein Wohnhaus. Im Zusammengang mit dem 1853/54 erstellten Bahnhof wurde im Erdgeschoss eine Gaststätte eingerichtet. Der Betsaal war im oberen Stockwerk. Bunte Innenfenster mit jüdischen Motiven gaben dem Raum eine festliche Atmosphäre und ließen auch von außen den Betsaal erkennen.  
  
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1956 wurden im Beisein von Rabbiner Dr. Adler (Basel) durch Bernhard Nordmann-Bloch diverse Kultgegenstände in die Charmille in Riehen BS (jüdisches Altersheim, heute Holbeinhof in Basel) überführt.  
  
  
Adresse/Standort des Betsaales:  Der Betsaal befand sich bis zur Auflösung 1956 im oberen Stockwerk des Gasthauses Eintracht in der Rheinstraße 12. Das Gebäude wurde 1990 abgebrochen. An seiner Stelle entstand der Neubau der UBS. 
  
  
Presseartikel zur Geschichte des Betsaales 

Dezember 2012: Erinnerung an das Gasthaus Eintracht in der Rheinstraße 
(Artikel wurde freundlicherweise übersandt von Monique und Louis Bloch-Nordmann)  
Liestal PA 12122012.jpg (289328 Byte) Artikel in der "bz Basellandschaftlichen Zeitung" vom 12. Dezember 2012:  
"Vom Gasthaus, wo die Juden beteten. Heute öffnet die bz das Türchen Nummer 12 an der Rheinstrasse. 
Die 'Eintracht' wurde im 18. Jahrhundert in Liestals Vorstadt erbaut und war zuerst ein Wohnhaus. Im Zusammenhang mit dem 1853/54 erstellten Bahnhof wurde das Erdgeschoss zum Gasthaus umfunktioniert. Alte Fotos zeigen, dass Fuhrleute dort gerne haltmachten. Die 'Eintracht' war Bestandteil der heute fast umgebauten Kantonalbank-Kreuzung mit dem alten Bankbau, der Schmitte Heinzelmann und der Eisenhandlung Barth sowie dem ehemaligen Café Graber. 
Das Gasthaus Eintracht musste 1990 gegen Bedenken aus Heimschutzkreisen dem Neubau der UBS weichen. Es wurde in den letzten Jahrzehnten vor dem Abriss von der aus dem Südtirol stammenden Familie Pichler geführt und war eine Arbeiterbeiz, in der Fabrikarbeiter und 'Pfründer' - Bewohner des kantonalen Altersheims Pfrund - verkehrten. Speziell war, dass die bis 1956 in Liestal bestehende jüdische Gemeinde einen Betraum in der 'Eintracht' hatte. Deswegen kamen die Wirtsleute im Zeiten Weltkrieg unter Druck blieben aber standhaft." 
Erzählt von Dominik Wunderlin, aufgeschrieben von Andreas Hirsbrunner. 
Foto: Das ehemalige Gasthaus Eintracht an der Rheinstrasse (undatiert).  

   
Weitere Presseartikel zur jüdischen Geschichte in Liestal und dem Kanton Baselland     
Presseartikel, die im Zusammenhang mit einer Ausstellung im Juni/Juli 1999 im Kantonsmuseum Liestal über "Schweizer Juden" erschienen sind
(Artikel aus der Sammlung von Louis Bloch; bei drei der Artikel ist nicht mehr bekannt, in welchen Presseorganen sie erschienen sind)     

 
 Artikel von Peter Schmid in der
"Basler Zeitung"
vom 3. Juni 1999  
 Weiterer Artikel in der
"Basler Zeitung"
vom 3. Juni 1999    
 Artikel vom
2. Juni 1999
 
 Artikel vom 4. Juni
1999 in der "Basler Zeitung"
 Artikel von Susanne Bennewitz
vom 1. Juli 1999    

   
   
   
Fotos    

Der ehemalige Textilladen 
von Bernhard Nordmann 
in den 1950er-Jahren   
(Quelle: Monique und 
Louis Bloch-Nordmann)
 Liestal 190.jpg (122828 Byte)  Liestal 190a.jpg (60269 Byte)
    Rechts Ausschnittvergrößerung des Fotos links mit dem Textilladen von Bernard Nordmann
 (auf dem Firmenschild steht der Name seines Vaters "Achille Nordmann")  
     

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der politischen Gemeinde Liestal    
bulletWebsite über die Geschichte des Kantons Basel-Landschaft mit Seite zu Juden im Kanton Basel-Landschaft         

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 483. 
bulletAchilles Nordmann: Die Juden im Kanton Basel-Land, Separat-Abdruck aus dem Basler Jahrbuch 1914. 70 S. (Buchbesprechung von Chaim Lauer siehe oben). Online zugänglich  https://www.baslerstadtbuch.ch/stadtbuch/1914/1914_0388.html    

     
       

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020