Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Lindenfels (Kreis Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:   

bulletZur jüdischen Geschichte in Lindenfels  
bulletBerichte zur jüdischen Geschichte in Lindenfels   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Lindenfels  
   
In Lindenfels bestand zu keiner Zeit eine jüdische Gemeinde. 
  
Im Mittelalter kam es erstmals zur Niederlassung jüdischer Personen. 1380 wird die Besteuerung der Juden in der Stadt geregelt.  
  
Im 19./20. Jahrhundert ließen sich nur wenige jüdische Personen in der Stadt nieder.  
  

Von den in Lindenfels geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): es werden keine Personen aus Lindenfels genannt.   
 
Nach 1945: In einem Kinderlager in Lindenfels wurden von 1946 bis 1948 jüdische Kinder, die ihre Eltern verloren hatten, untergebracht. Das Lager war von der UNRRA (Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen) in einigen beschlagnahmten Hotels eingerichtet worden. Jüdische Lehrer und Erzieher, die meistens ebenfalls Überlebende des Holocausts waren, kümmerten sich um die verängstigten und verstörten Juden und Mädchen. Der Aufenthalt verlief nicht ohne Spannungen mit der deutschen Bevölkerung. 1947 befanden sich auf dem Schiff Exodus unter den 4.500 Passagieren auch 200 Kinder aus dem Lager Lindenfels. Sie durften auf Grund der Weigerung der britischen Behörden nicht in Haifa an Land gehen und wurden nach Deutschland zurückgeschickt.   
Vgl. http://www.hstad-online.de/ausstellungen/online/juedisches_leben_in_suedhessen/Lindenfels/Exodus/Tabelle3.htm    
   
   
   
Berichte zur jüdischen Geschichte in Lindenfels            
   
Antisemitismus in Lindenfels (1891)    

Lindenfels Israelit 25051891.jpg (84208 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1891: "Worms. Vor einiger Zeit hat ein in Lindenfels (Odenwald) erscheinendes obskures Blättchen dem Böckel'schen 'Reichsherold' einen Schmähartikel entnommen, welcher gegen den israelitischen Präsidenten des hiesigen Kriegervereins, den Hauptmann a.D. z.L. Herr Joseph Gernsheim gerichtet war. Sowohl die Redaktion der 'Wormser Zeitung', sowie eine Erklärung des Vorstandes des Kriegervereins nahmen gegen dieses elende Machwerk Stellung. Herr Gernsheim trat jedoch als Kläger gegen die Redaktion des 'Lindenfelser' Blättchens, sowie gegen den 'Reichsherold' auf. Die Klage war jedoch kaum bei Amtsgerichte Fürth im Odenwalde anhängig gemacht, als Herrn G. von Darmstadt die Mitteilung wurde, dass der Staatsanwalt als Kläger aufgetreten und die Sache dadurch aus der Sphäre der Privatanklage herausgerückt sei. Am 6. dieses Monats fand nun die Verhandlung in Fürth statt und wurde der Redakteur zu einer Geldstrafe, Publikation des Urteils und Tragung der Kosten verurteilt. Die Verhandlung in Marburg gegen den 'Reichsherold' steht noch aus."    

Antisemitismus in Lindenfels (1920) 

Lindenfels Israelit 06051920.jpg (103168 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1920: "Lindenfels im Odenwald, 20. April (1920). Man schreibt uns: 'Es ist bekannt, welch' ein beliebter Ausflugsort unser Städtchen ist und es war bislang erfreulich festzustellen, dass die antisemitische Woge den Frieden des idyllischen Platzes nicht zu stören vermöchte. Viele, die dies wissen, wird es daher peinlich berühren, dass hier vor einiger Zeit im Hotel Odenwald, das bislang allen Gästen unterschiedslos gute Aufnahme gewährte, eine Wandlung eingetreten ist. Am Hoteleingang war kürzlich ein Schild angebracht: 'Juden haben keinen Zutritt'. 
Indem wir einerseits die antisemitische 'Tat' feststellen, sind wir andererseits überzeugt, dass die anderen Gasthausbesitzer, gleichwie die friedliebende Bevölkerung, das Verhalten jenes Wirtes durchaus missbilligen'.   
   
Lindenfels Israelit 03061920.jpg (52527 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni 1920: "Reinheim, 20. Mai (1920). Man schreibt uns: Ihre Notiz von Lindenfels in Nr. 18 entspricht nicht den Tatsachen. Der betreffende Wirt ist nichts weniger als Antisemit. Eine antisemitische Gesellschaft wollte das Schild 'Juden Eintritt verboten', am Eingang des Hotels anbringen, dem trat der Wirt mit den Worten entgegen: den Saal habe ich Ihnen ermietet, da können sie in demselben das Schild anbringen, aber nicht an meinem Hotel. Dieses zur Richtigstellung."   

     
Über die Geschichte des "Lagers der vergessenen Kinder" hat die Frankfurter Autorin Yvonne Menne einen Film gedreht.  
Informationen zum Film.   
    
    
    
Fotos  

Fotos aus dem UNRRA -
Kinderflüchtlingslager in Lindenfels 
(Quelle: United States Holocaust Memorial Museum,
 www.ushmm.org)  
Weitere Fotos siehe die Website des USHMM - Archiv  
 https://www.ushmm.org/search/results/?q=Lindenfels  
 Lindenfels USHMM 010.jpg (307045 Byte)  Lindenfels USHMM 013.jpg (323359 Byte)
     
     
  Lindenfels USHMM 011.jpg (259234 Byte) Lindenfels USHMM 012.jpg (281583 Byte)
     

    
   
 
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte       

Februar 2020: Auf den Spuren der Familiengeschichte in der Lindenfelser Kinderkolonie        
Artikel im "Bergsträßer Anzeiger" vom 12. Februar 2020: " Persönlich. Das Ehepaar Hagai und Miki Rom aus Israel ging in Lindenfels ihrer Familiengeschichte nach / Camps dienten nach dem Krieg der Vorbereitung auf die Ausreise nach Palästina. Auf den Spuren der Kinderkolonie
Lindenfels. Hagai und Miki Rom aus Israel gingen in Lindenfels auf die Spuren ihrer Familiengeschichte. Die Eltern von Hagai Rom – der Vater aus Polen und die Mutter aus Weißrussland stammend – lebten nach dem Zweiten Weltkrieg in der Zeit von 1945 bis 1948 in Lindenfels. Sie waren beide Lehrer in Camps, die jüdische Kinder in der sogenannten Lindenfelser Kinderkolonie auf ihre Ausreise nach Palästina vorbereiteten. Das geschah beispielsweise durch Sprachunterricht und den Unterricht in jüdischer Geschichte und Traditionen. In den Camps der Stadt befanden sich zeitweise über 400 Kinder. Die beiden Lehrer verliebten sich, und so kam Hagais Großmutter aus Bad Reichenhall angereist, um dem 'Leben in Sünde' ein Ende zu bereiten: Die beiden wurden in Bad Reichenhall jüdisch getraut und setzten danach ihre Arbeit in Lindenfels fort. Den Kontakt zu Petra Thaidigsmann und Otto Schneider in Lindenfels, die die beiden Besucher bei ihrem Aufenthalt begleiteten, hatte der Tel Aviver Verleger Zvi Morik hergestellt, der in Lindenfels geboren wurde und hier einige Jahre gelebt hat. Auch Morik war schon mehrfach zu Besuch in der Stadt. Die Roms leben im Großraum von Tel Aviv und waren wegen der Spielzeugmesse in Nürnberg in Deutschland. Hagai Rom ist Inhaber eines Spieleverlages. Er erzählte, dass seine Eltern die Jahre in Lindenfels oft als die glücklichsten ihres Lebens beschrieben hätten. Dies sei für ihn ein Beweggrund gewesen, um einmal selbst in die Stadt zu kommen. Er habe gerne an Plätzen und Orten in Lindenfels nachempfinden wollen, wo seine Eltern so glücklich waren.
Emotionale Momente. Otto Schneider und Petra Thaidigsmann suchten mit den Roms die Plätze auf, die auf den alten Fotos zu erkennen waren. Extra dafür hatten die Besucher ein Fotoalbum der Eltern mitgebracht. Zu sehen war das Hotel Odenwald am Eingang zur Burgstraße, dort wohnten die Eltern. Im Hotel Hessisches Haus war die Schule untergebracht, an der sie unterrichteten. Für die Familie Rom bedeutete der Aufenthalt in Lindenfels sehr emotionale und tief-berührende Momente. Auch ein Bruder seines Vaters lebte nach dem Krieg in Lindenfels. Heute ist er 90 Jahre alt, erfreut sich aber immer noch bester Gesundheit. Hagai Rom informierte ihn mit seinem Smartphone über die Visite in Lindenfels und schickte ihm Bilder. Dies löste große Rührung bei dem Onkel aus. Auch er erinnere sich an glückliche Zeiten in Lindenfels, berichteten die Besucher. Bevor das Ehepaar Hagai abreiste, wurde es von Bürgermeister Michael Helbig im Rathaus empfangen. Die Roms zeigten sich sehr interessiert nicht nur an der Geschichte von Lindenfels, sondern auch an den kommunalpolitischen Aufgaben und Herausforderungen. Miki Rom, die in ihrer Freizeit töpfert und Keramiken herstellt, freute sich sehr, dass sich unter den Gastgeschenken auch Odenwälder Steingut befand. Vor ihrer Abreise sprachen die Roms eine Einladung nach Israel aus."  
Link zum Artikel  

    
   

 


Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Gemeinde Lindenfels  
bulletWebsite zur Ausstellung im Haus der Geschichte, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt vom 20.10.1998-18.12.1998:: "...wohnen auf der verfluchten deutschen Erde" - Jüdisches Leben in Südhessen nach 1945: Die DP-Lager in Lampertheim, Lindenfels, Bensheim, Dieburg und Babenhausen sowie die Anfänge der Jüdischen Gemeinde Darmstadt
bulletSeite des "Arbeitskreises Zwingenberger Synagoge" zum "Lager der vergessenen Kinder" in Lindenfels 1946-1948   

Literatur:  

    

    

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013