Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Marktsteft (VG Marktbreit, Kreis Kitzingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer 
Berichte zu einzelnen Personen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
   
In Marktsteft (Stadt seit 1819) bestand eine jüdische Gemeinde bis 1862. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1668 wird mit Falck Jud einer erster "Schutzjude" in Steft aufgenommen (Markt seit 1729). 1729 gab es drei jüdische Familien in der Stadt. Nach Ausweisung der Juden aus Kitzingen 1763 ziehen mehrere Familien nach Marktsteft; die jüdische Gemeinde vergrößert sich auf insgesamt 14 Familien.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1813 56 jüdische Einwohner, 1840 75, 1910 3.  
   
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Marktsteft auf insgesamt 12 Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Elias Lazarus Lindheim(er) (Ellenwaren und Weinhandel), Samuel Lazarus Suhler (Viehhandel), Jacob Joel Berg (Viehhandel), David Isaac Ikelheimer (Schmusen und Viehschlachten), Elias Meier Farrenbach (Viehhandel), Fradel, Witwe von Hayum Bennheim (Viehhandel), David Samuel Friedenheim (Schmusen), Lemlein Joseph Lemberger (Ellenwarenhandel), Moses Isaac Furchtheimer (Schmusen und Schächten), Sara Eisig Hollenbach (Handel mit kurzen Waren), Heja Vogel Willmers (weibliche Handarbeit), Salomon Meyer Farrenbach (Viehhandel und Schächten), Eduard Steinert (Weinhandel, seit 1818 auf der Matrikelstelle, die bisher seine Schwiegermutter Fradel Bennheim innehatte). 
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule) und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als nach 1840 das große unterfränkische Rabbinat (Würzburg-Heidingsfeld) aufgelöst und in sechs kleinere Distrikte aufgeteilt wurde, erhielt unter Rabbiner Faust Löb Thalheimer (1806-1867) Marktsteft für einige Jahre den Sitz eines Rabbinatsdistriktes, bis dieser nach Mainbernheim und 1871 nach Kitzingen verlegt wurde. Von den Lehrern werden genannt: bis zu seiner Berufung nach Giebelstadt 1844 Samuel Samfeld (vgl. zu seinem Sohn Max unten); um 1862/1889 J. Kirsch (als "Religionslehrer in Marktsteft" u.a. in "Der Israelit" vom 24.4.1862 S. 133; Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes 1887 S. 22).
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1869 Herr Suhler; um 1893/1899 Herr Rosenstein.     
  
Nachdem jüdischen Familien der Zuzug nach Kitzingen und anderen Städten wieder möglich war, haben sie Marktsteft nach der Mitte des 19. Jahrhunderts sehr schnell verlassen. Die jüdische Gemeinde wurde 1862 aufgelöst. Ein Gemeinderegister der Jahre 1812 bis 1862 wurde danach in der Synagoge in Rödelsee aufbewahrt und im Juli 1933 dem Verband der Bayerischen Israelitischen Gemeinden übergeben.   
    
Nach 1900 war nur noch eine jüdische Familie am Ort (Familie Mayer), die zur jüdischen Gemeinde in Marktbreit gehörte. 
  
1933 wurden drei jüdische Einwohner in Marktsteft gezählt, wobei es sich um Hermann Mayer und seine Frau Frieda mit dem Sohn Herbert handelte. Von Ende 1936 bis zu ihrem Tod 1939 beziehungsweise 1940 lebten auch die Eltern von Frieda Mayer geb. Lind in Marktsteft (siehe unten).  
  
In den beiden Nächten, die auf den Novemberpogrom 1938 folgten, legten Unbekannte auf die Schwelle des Hauses von Familie Mayer jeweils eine Torarolle, die aus der Synagoge von Marktbreit beziehungsweise von Rödelsee geraubt worden war. Im Juni 1942 wurden die Angehörigen der Familie Mayer nach Würzburg (Bibrastraße 6) gebracht und von dort am 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschickt. Der zwölfjährige Sohn Herbert Mayer starb am 2. April 1943 in Theresienstadt, seine Eltern Hermann und Frieda Mayer wurden am 18. Mai 1944 in das KZ Auschwitz verbracht und ermordet. 
       
Von den in Marktsteft geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Bertha Katz geb. Mayer (1869, vgl. Seite zu Saalfeld), Frieda Mayer geb. Lind (1891), Herbert Mayer (1931), Hermann Mayer (1872), Max Mayer (1866).     
       
       
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
  
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Marktsteft in der Liste der "nicht mehr bestehenden jüdischen Gemeinden" (1903)   

 Aus einem Artikel in "Blätter für jüdische Geschichte und Litteratur" Nr.1 1903 S. 12: "Unterfranken:
Altenstein (k. Bezirksamt Ebern), Kraisdorf (k. Bezirksamt Ebern), Pfarrweisach (k. Bezirksamt Ebern),
Mechenried (k. Bezirksamt Hassfurt), Marktsteft (k. Bezirksamt Ochsenfurt), Segnitz (k. Bezirksamt Ochsenfurt)."    

   
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer  
Kollekte zum Bau einer Schule (1856)  
Anmerkung: ob die Schule tatsächlich gebaut wurde, ist nicht bekannt.   

Marktsteft Koenbayr Amtsblatt 05121856.jpg (89655 Byte) Anzeige im Königlich Bayerischen Amtsblatt vom 5. Dezember 1856: "Das Gesuch der israelitischen Kultusgemeinde zu Marktsteft um Bewilligung einer Kollekte zur Deckung der für ihren Schulhausneubau erwachsenen Auslagen betreffen). 
Im Namen Seiner Majestät des Königs. 
An sämtliche Königlichen Landkommissariate. 
Nachdem inhaltlich höchster Entschließung des Königlichen Staatsministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten vom 19. laufenden Monats Seine Majestät der König zu Gunsten der israelitischen Kultusgemeinde Marktsteft behufs der Deckung der für ihren Schulhausbau erwachsenen Kosten die Vornahme einer Sammlung in allen Synagogen des Königreiches Allergnädigst zu bewilligen geruht haben, so erhalten die Königlichen Landkommissariate den Auftrag, solche im Regierungsbezirke der Pfalz zu vollziehen und die eingegangenen Sammelgelder an die unterfertigte Stelle einzusenden. 
Speyer, den 26. November 1856. 
Königlich Bayerische Regierung der Pfalz, Kammer des Innern. Hohe.  Schwenk."    

  
  
Berichte zu einzelnen Personen   
Über Max Samfeld (geb. 1844 in Marktsteft als Sohn des Lehrers Samuel Samfeld)  

Sohn des Lehrers Samuel Samfeld (bis 1844 in Marktsteft, dann in Giebelstadt) und seiner Frau Rosa war Max Samfeld, der in Marktsteft am 23. Januar 1844 geboren ist und dort nach dem Standesregister von seinem Vater beschnitten wurde: StA Würzburg Jüdische Standesregister 74, S. 14. Max Samfeld ließ sich an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg als Lehrer ausbilden, war um 1861 Lehrer in Estenfeld ("Der Israelit" vom 14.8.1861 S. 400). Max Samfeld wanderte 1867 nach Amerika aus, wo er später Führer der Reformrabbiner wurde (als Max Samfield), vgl. https://memphislibrary.contentdm.oclc.org/digital/collection/p13039coll1/id/339. Er starb am 28. September 1915: Grab und weitere biographische Angaben siehe  https://de.findagrave.com/memorial/126332402/max-samfield sowie https://www.jewishvirtuallibrary.org/samfield-max 
Fotos links aus Wikimedia Commons, Artikel   https://en.m.wikipedia.org/wiki/Temple_Israel_(Memphis,_Tennessee)  
   
   

   
Über die Familie Mayer - Lind in Marktsteft 
Hinweis: über die Bermuthshainer Familie Lind findet sich eine Darstellung der Familiengeschichte in der "Chronik Bermuthshain" von Carsten Eigner M.A. in der Website www.chronik-bermuthshain.de mit Seite zur Familiengeschichte Lind; von hier die Informationen und das Foto.     

Marktsteft ALind 010.jpg (30011 Byte)Links: Alexander Lind und seine Ehefrau Sophie geb. Heß an seinem 80. Geburtstag am 30. Dezember 1936. Das Foto wurde in Marktsteft aufgenommen, wohin das Paar aufgrund der zunehmenden Repressalien gegen die Juden im Vogelsberg gezogen war.
Ihre 1891 geborene Tochter Frieda Lind (geb. 28.4.1891 in Bermuthshain) hatte 1930 Hermann Mayer in Marktsteft geheiratet, mit dem sie einen Sohn hatte: Herbert (geb. 3. Mai 1931 in Marktsteft). Nachdem es für ihre Eltern in Bermuthshain auf Grund der Repressalien durch die örtlichen Nationalsozialisten nicht mehr möglich war, dort zu leben, zogen sie zu ihrer Tochter nach Marktsteft. Sie starben 1939 beziehungsweise 1940 und wurden im Friedhof in Rödelsee beigesetzt. Über das Schicksal von Hermann, Frieda und Herbert Mayer siehe oben.           

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge             
   
1753 wird eine "Judenschule" = Synagoge gebaut bzw. eingerichtet. Ob es dasselbe Gebäude war, in dem auch bis zur Auflösung der Gemeinde 1862 die Gottesdienste abgehalten wurden, ist nicht bekannt. 
  
Um 1900 wurde das Synagogengebäude verkauft, die Mikwe (rituelles Bad) zugeschüttet. 1956 wurde das Synagogengebäude abgebrochen. Auf dem Grundstück, auf dem sich Synagoge, Schule und das rituelle Bad befanden, wurden Garagen erstellte, die zum Haus Güntherstraße 11 gehören.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:   Güntherstraße 11 (Garagen)   
   
   
Fotos   

Fotos zur jüdischen Geschichte in Marktsteft sind - außer dem oben abgebildeten 
- noch nicht vorhanden.
 
     

    
      

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Marktsteft   

Literatur:  

bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 359.  
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 87; 1992² S. 97.  
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13. Würzburg 2008. S. 197.     

   
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Stand: 30. Juni 2020