Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neuwied am Rhein (Kreisstadt, Rheinland-Pfalz) mit den ehemals selbständigen 
Stadtteilen Heddesdorf, Irlich, Fahr, Hüllenberg, Rodenbach, Rockenfeld und Wollendorf

Jüdische Geschichte / Synagoge   

  
Hinweise: die Jüdische Gemeinde Neuwied Mittelrhein e.V. hat einen eigenen Internetauftritt unter www.netiwothaschalom.de  
die Website des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied findet sich über www.dif-neuwied.de 
   die Website des Stolperstein-Projektes Neuwied unter www.stolpersteine-neuwied.de 

Übersicht:   

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Artikel zu einem Ereignis 1689   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schulen  
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Kennkarte aus der NS-Zeit   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur    

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
        
In Neuwied bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Seit der Gründung der Residenzstadt der Fürsten zu Wied-Neuwied konnten jüdische Familien relativ großzügig zuziehen. 1699 waren bereits zehn jüdische Familien in der Stadt, 1734 19 Familien. Unter der Regierung des Grafen Johann Friedrich Alexander (1737-1791) erwarb Neuwied den Ruf einer freien und religiös toleranten Stadt. Neben Juden, die teils aus der Dörfern der Umgebung zugezogen waren, kamen auch einige Familien aus Osteuropa nach Neuwied. Außer Juden konnten auch christliche Gruppen wie Hugenotten, Mennoniten, Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeinde und vieler kleinerer christlicher Sekten zuziehen. 
  
In Neuwied gab es vom 17. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rabbiner, teils bedeutende Persönlichkeiten, die in einer weiten Region Anerkennung fanden. Zur Zeit des Baus der Synagoge war Rabbiner Lazarus Salomon aus Ober-Ungarn in der Gemeinde tätig (1739/69). 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1822 210 jüdische Einwohner, 1858 etwa 400, 1895 367, 1910 410.
  
Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in einigen umliegenden Orten lebenden jüdischen Einwohner. Bereits 1740 hatten sich die in Neuwied und im damals noch selbständigen Heddesdorf lebenden jüdischen Familien zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. 1864 gehörte zum Synagogenbezirk neben Neuwied und Heddesdorf auch Irlich. 1894 kamen die in Fahr, Hüllenberg, Rodenbach und Rockenfeld lebenden jüdischen Personen zur Neuwieder Gemeinde hinzu, seit 1905 auch die in Wollendorf lebenden jüdischen Personen. 1924 gehörten aus Irlich 6 Personen, aus Fahr 3 Personen zur Gemeinde in Neuwied. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Volksschule, ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren meist mehrere Personen angestellt. Im 19. Jahrhundert gab es neben dem Rabbiner vor allem noch einen Kantor und Lehrer beziehungsweise Kantor und Prediger. Von den Kantoren zwischen 1882 und 1938 sind drei Personen zu nennen: Daniel Einstein (war zugleich als Rabbiner tätig; 1882-1888), Julius Ransenberg (1889-1927), Berthold Sender (1927-1938).
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Heinrich Blumenthal (geb. 16.3.1889 in Neuwied, gef. 19.9.1914), Alfred Meyer (geb. 5.12.1897 in Irlich, gef. 2.11.1918), Adolf Sander (geb. 3.6.1896 in Heddesdorf, gef. 7.11.1914), Siegfried Sander (geb. 5.5.1897 in Heddesdorf, gef. 2.5.1917), Salli Aron (), Max Minkel (aus Mayen), Leopold Hermann (), Alfons Nathan (geb. 5.7.1887 in Neuwied, gef. 9.6.1915), Konstantin Levy (geb. 25.2.1886 in Urbach, gef. 26.9.1916), Paul Rosenberg, Ernst Langstadt (geb. 10.5.1884 in Neuwied, gef. 11.7.1915), Leo Langstadt (geb. 27.3.1886 in Neuwied, gef. 27.8.1914). Außerdem sind gefallen: Gefreiter Sally Aron (geb. 17.1.1890 in Neuwied, vor 1914 in Duisburg wohnhaft, gef. 19.3.1915), Unteroffizier Richard Lichtenstein (geb. 19.5.1898 in Neuwied, vor 1914 in Bonn wohnhaft, gef. 24.9.1916) und Salomon Jonas (geb. 25.7.1874 in Neuwied, vor 1914 in Bendorf wohnhaft, gef. 1.3.1917). An die Gefallenen erinnert eine Gedenktafel im jüdischen Friedhof Niederbieber.    
  
An jüdischen Vereinen bestanden unter anderem: der Männer-Verein Chewras Gemilus Chassodim (gegründet 1784 zum Zweck der Unterstützung Hilfsbedürftiger und Bestattungswesen, 1924 unter Leitung von L. Loeb, 1932 unter Leitung von Berthold Sender, 75 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein (gegründet 1784 zum Zweck der Unterstützung Hilfsbedürftiger, 1924/32 unter Leitung von S. Danzig), ein Verein zur Abwehr des Antisemitismus (gegründet 1893), der Jüdische Jugendverein (1924 Leitung Dr. Hirsch), die Ortsgruppe des Centralvereins (1924 Leitung Wilhelm Kallmann), der Bund der jüdischen Frontsoldaten (1924 Leitung Max Stern).
   
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 340 Personen gehörten (1,74 % von etwa 19.500 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: Adolf Salomon, Jakob Loeb, Leo Stern, Siegmund Scheier und Josef Geisel. Als Kantor und Prediger war weiterhin Julius Ransenberg tätig; Kultusbeamter der höheren Schulen und Hilfskantor war Josef Goldschmidt; Musiklehrer Söhn, Synagogendiener Friedrich Katz. Die jüdische Volksschule wurde von 14 Kindern gesucht; Lehrer an ihr war David Jena. Den Religionsunterricht an den höheren Schulen erteilte Lehrer Ransenberg. 1932 waren die Gemeindevorsteher Jakob Loeb (1. Vors.), Leo Stern (2. Vors.), Jakob Kahn (3. Vors.); der Repräsentanz unter dem Vorsitz von Jos. Geisel gehörten neun Mitglieder an. Als Lehrer und Kantor wirkte seit der Zurruhesetzung von Lehrer Ransenberg Berthold Sender, als Lehrer an der Israelitischen Schule weiterhin David Jena. Er unterrichtete im Schuljahr 1931/32 18 Kinder. Weitere elf jüdische Kinder erhielten damals Religionsunterricht. 
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1930 etwa 300 jüdische Einwohner) auf Grund der Folgen der wirtschaftlichen Boykotts und der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 kam es zu schweren Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger durch Nationalsozialisten. Die Inneneinrichtung der Synagoge wurde zerstört. Der Metzgermeister Ferdinand Levy wurde vor seinem Geschäft so schwer misshandelt, dass er zwei Tage später seinen Verletzungen erlag (seit November 1998 erinnert an ihn eine Gedenktafel am Standort seines früheren Geschäftes in der Erseer Straße). Viele andere jüdische Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt und monatelang festgehalten. 1939 zählte die jüdische Einwohnerschaft noch etwa 100 Personen. 1942 wurden die letzten verblieben jüdischen Einwohner deportiert - wenige der jüdischen Einwohner überlebten die NS-Zeit in Verstecken.      
        
Von den in Neuwied geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch die Listen von Regnery s. Lit. S. 335-340): Sofia (Sophie) Abraham geb. Aron (1886), Alfred Alexander (1900), Denny Alexander (1942), Samuel Alexander (1939), Selma Alexander geb. Jonas (1907), Leo Lazarus Allmayer (1888), Martha Ascher (1889), Hannchen Baruch geb. Herzberg (1862), Paula Beifus geb. Jonas (1888), Hildegard Berger (1921), Johanna (Hanna) Bermann (1902), Karoline Bermann geb. Jonas (1879), Rosalie Bernheim geb. Katzenstein (1872), Robert van Bienen (1869), Salomon (Sally) Bodenheimer (1891), Paula Bromberg geb. Rosenfeld (1874), Albert Cahn (1881), Alfred Cahn (1893), Julius Cahn (1885), Siegfried Cahn (1886), Ida Clarenz geb. Lichtenstein (1875), Anna Cohen geb. Eschelbacher (), Irma Cohen geb. Katz (1899), Sally Cohen (1886), Friedrich (Fritz) Cremer (1894), Philipp Walter Cremer (1923), Bertha Dahl (1871), Emilie Dahl (1869), Emma Erna Dahl (1876), Henriette Dahl (1866), Moritz Dahl (1878), Rosa Dahl geb. Igstädler (1843), Alexander Daniel (1864), Ernst Simon Danzig (1885), Walter Danzig (1883), David David (1885), Hermine Eberstadt geb. Masbach (1853), Erna Eisenhardt geb. Langstadt (1887), Lina Eschelbacher (), Elisabeth Fenig geb. Moses (1921), Markus Fenig (1905), Jenny Auguste Floersheim geb. Salomon (1860), Ida Freudenberger geb. Löwenbaum (1895), Marta Fröhlich geb. Moses (1912), Juliana Geib geb. Emanuel (1869), Max Glass (1914), Karl Hecht (1896), Max Hecht (1894), Sally Hecht (1892), Julia Heck geb. Loevenbaum (1899), Gertrud Heidelberg geb. Ransenberg (1897), Arthur Hellwitz (1885), Käte Hergershausen (1876), Julius Hermann (1891), Hedwig Heymann geb. Hellwitz (1866), Elvira Hirsch geb. Rubens (1877), Karoline Hirsch geb. Lichtenstein (1861), Otto Hirsch (1891), Benno Jonas (1883), Bertha Jonas geb. Michel (1895), Isidor Jonas (1876), Josefine Jonas geb. Egener (1876), Leonore Jonas (1912), Johanna Jülich geb. Berger (1891), Dagobert Kahn (1888), Ida Kahn geb. Cahn (1890), Erna Kallmann geb. Steindorf (1897), Hans Kallmann (1930), Heinrich Kallmann (1870), Wilhelm Kallmann (1890), Elsbeth Katz geb. Salomon (1887), Peter Krämer (1904), Elfriede Krieger geb. Geissel (1895), Berthold Langstadt (1893), Ernest Langstadt (1924), Henriette Lazarus geb. Kronenthal (1878), Selma Levi geb. Behr (1878), Hugo Levita (1890), Irma Levita geb. Geisel (1893), Frieda Levy (1924), Margot Levy (), Rosa Levy geb. Levy (1890), Selma Levy geb. Schönenberg (1896), Selma Levy geb. Sternfeld (1886), Thea Levy (1918), Abraham Loeb (1898), Alfred Loeb (1869), Frieda Loeb geb. Ascher (1888), Leonie Loeb (1895), Martha Loeb (1894), Max Loeb (1900), Otto Loeb (1905), Alfred Löwenbaum (1894), Ida Löwenstein geb. Cahn (1882), Rosa Löwenstein geb. Lissner (1903), Rudolf Löwenstein (1871), Moritz Mandel (1870), Emma Marquis geb. Joseph (1856), Alice May geb. Eschelbacher (1904), Amalie Mayer (1857), Berta Mayer geb. Salomon (1869), Walter Mayer (1894), Wolf Mayer (1871), Julia Mehrgut geb. Löwenbaum (1899), Erna Meyer geb. Flatow (1896), Jakob Meyer (1904), Mathilde Meyer geb. Mayer (1873), Nathan Meyer (1874), Johanette Moll geb. Meyer (1906), Max Moser (1886), Leonore Moser (1910), Walter Moses (1916), Otto Nathan (1908), Wilhelm Nathan (1891), Martha Neckarsulmer geb. Hellwitz (1892), Hedwig Neuberger geb. Levison (1895), Hans Nussbaum (1908), Jessy Nussbaum geb. Samuel (1890), Karl Kuno Nussbaum (1876), Paul Nussbaum (1910), Helene Patz geb. Nathan (1862), Leo Platz (1913), Irmgard Quitzow geb. Wasser (1902), Ewald Reinhold Ransenberg (1898), Irma Rahel Ransenberg (1893), Margarete (Grete) Ransenberg (1891), Paula Ransenberg (1888), Samuel Rosenberg (1871), August Rosenfeld (1875), Anna Rosenheim geb. Rubens (1876), Erich Salomon (1889), Hermine Salomon geb. Gerolstein (1866), Mathilde Salomon (1876), Johanette Sander geb. Klee (1888), Jakobine Schwarz geb. Meyer (1872), Theo Sonn (1913), Edith Strauss geb. Marcus (1899), Martha Strauss geb. Kahn (1906), Ilse Sztycer geb. Rosenberg (1914), Robert van Bienen (1869), Adele Voss geb. Moses (1910), Pauline Wälder geb. Lahn (1887), Hilde Weinberg geb. Eschelbacher (1902), Frieda Wilp geb. Meyer (1905), Helene Wolf geb. Ransenberg (1889), Selma Wolf geb. Benjamin (1886), Dolly Wunderlich geb. Fass (1894).  
 
Von den in Heddesdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karoline (Lina) Bermann geb. Jonas (1879), Kätchen Hergershausen geb. Baehr (1876), Walter Mayer (1894), Lina Wagner geb. Hermann (1883).  Anmerkung: Nach 1904 in Heddesdorf geborene Personen gaben auf Grund der Eingemeindung nach Neuwied als Geburtsort "Neuwied" an
    
Aus Irlich sind umgekommen: Max Loeb (1900), Karoline Meyer geb. Kaufmann (1891). 
Aus Fahr sind umgekommen: Thekla (Thea) Grünewald geb. Mendel (1877), Dina Kallmann geb. Baehr (1871), Robert Kallmann (1906), Berta Lieser geb. Levy (1881), Ludwig Lieser (1876).   
Aus Rodenbach sind umgekommen: Rosalie (Röschen) Ascher geb. Löb (1863), Libbetta Schönbaum geb. Veit (1865), Adolf Veit (1890), Michael Veit (1862). 
Aus Rockenfeld ist umgekommen: Emma Levy geb. Blumenthal (1886). 
Aus Wollendorf sind umgekommen: Leopold Kallmann (1864), Wilhelm Kallmann (1890), Emma Markus geb. Kallmann (1862), Paula Wiesengrund geb. Kallmann (1878).     
   
Nach 1945 kehrten einzelne Überlebende in die Stadt zurück. Die jüdische Kultusgemeinde wurde neu begründet, allerdings nur für wenige Jahre. 1950 wurden sechs jüdische Einwohner gezählt, 1952 acht. Die jüdische Gemeinde Neuwied löste sich wieder auf. In der Folgezeit gehörten die in der Stadt um Umgebung lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Koblenz. 2006 wurde eine "Jüdische Gemeinde Neuwied - Mittelrhein e.V." gegründet, die der "European Union for Progressive Judaism" angehört. Mittelpunkt des Gemeindelebens ist bis auf Weiteres die Synagoge in Safig. Nähere Informationen hierzu auf der Seite zur jüdischen Gemeinde / Synagoge in Saffig (interner Link).   
  
Zur Erinnerung u.a. an umgekommene jüdische Einwohner werden seit 2003 immer wieder Stolpersteine in Neuwied verlegt.  
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
     
Erinnerung an ein länger zurückliegendes Ereignis:

Die jüdische Gemeinde Neuwied unterstützt die Wormser Gemeinde nach dem Brand der Synagoge 1689  

Neuwied Israelit 31081891.jpg (106722 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August 1891: "Worms. Herr Dr. Mayer in Zweibrücken, welcher kürzlich unter dem Bücherschatze des Herrn Moses Mannheimer dahier ein altes Pentateuch-Exemplar entdeckte, gibt in einer Veröffentlichung in der Wormser Zeitung über den ‚Brand der Wormser Synagoge im Jahre 1689’ Kunde von einem anderen interessanten Buche, welches er unter den Büchern desselben Herrn Mannheimer gefunden hat. Es ist dies ein altes Kollektenbüchlein aus dem Jahre 1698. Es finden sich darin die Spenden verzeichnet, welche die von der hiesigen jüdischen Gemeinde ausgeschickten Sendboten bei den benachbarten und entfernteren jüdischen Gemeinden eingezogen haben. Die spenden waren bestimmt für den Wiederaufbau der durch den Brand 1689 teilweise zerstörten Synagoge und für die übrigen Gemeindegebäude, sowie auch für die niedergebrannte Judengasse überhaupt. An der Spitze der spendenden Gemeinden befindet sich die auch damals schon durch großartige Wohltätigkeit sich auszeichnende jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main. Dieselbe zeichnete nämlich den für damalige Zeiten beträchtlichen Zuschuss von 1.600 Gulden. Von anderen Gemeinden seien erwähnt: Grünstadt, Eisenberg, Kerzenheim, Göllheim, Homburg, Metz, Neuwied und eine Reihe anderer Gemeinden an der Mosel und am Rheine.  An der Spitze der spendenden bayerischen Gemeinden steht Fürth mit einem Beitrage von 300 Gulden in einem Wechsel auf Frankfurt."

   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer / Vorbeter und der Schulen
Ausschreibungen der Stelle des Elementarlehrers / Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1856 /  1865 / 1882 / 1888 
sowie Stelle eines Hilfsvorbeters / Synagogendieners / Schächters  1900 / 1901 / 1902 / 1904

Neuwied AZJ 09061856.jpg (52962 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1856: "Die Stelle eines Kantors und Lehrers, womit ein jährliches Einkommen von Talern 350 verbunden i9st, wird hierorts am 1. September dieses Jahres vakant. Qualifizierte Bewerber wollen baldigst ihre Atteste franco dem Unterzeichneten zugehen lassen. Neuwied, 23. Mai 1856. Der Vorstand der Israeliten-Gemeinde." 
  
Neuwied Israelit 04011865.jpg (54856 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Januar 1865: "Kantor-Stelle. Ein musikalisch gebildeter Kantor, welcher auch an der hier bestehenden öffentlichen Elementar- und Religionsschule in den seinen Lehrfähigkeiten entsprechenden Fächern oder Klassen mit zu unterrichten hat, soll hierorts entweder gleich oder zum nächsten Frühjahr angestellt werden. Außer den Nebeneinkünften ist eine fixe Jahres-Besoldung von Talern 300 Preuß. Cour. für diese Stelle ausgesetzt. Qualifizierte Bewerber willen sich in Franko-Briefen bei Unterzeichnetem melden. Neuwied am Rhein, den 12. Dezember 1864. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Adolph Reinach."
 
Neuwied AZJ 23011882.jpg (79087 Byte)Neuwied Israelit 18011882.jpg (58782 Byte)Charakteristisch für die offene Prägung der jüdischen Gemeinde in Neuwied: Lehrsuche über eine Anzeige sowohl in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums" am 23. Januar 1882 wie auch in der Zeitschrift "Der Israelit" am 18. Januar 1882: "Vakanz. Die Lehrer- und Kantorstelle in unserer Gemeinde soll zum 1. April laufenden Jahres durch eine bewährte Kraft neu besetzt werden. Das fixe Jahresgehalt beträgt Mark 1.800, wozu ein weiterer Betrag von Mark 300 als Renumeration für die Erteilung des Religionsunterrichts an den beiden städtischen höheren Lehranstalten hinzutritt. Bewerber, welche die Berechtigung zur Erteilung des Elementarunterrichts und die musikalische Befähigung zur Leitung des Synagogen-Chores besitzen, belieben ihre Zeugnisse unter Anführung eines Lebenslaufes an Unterzeichneten einzuschicken. 
Neuwied, 6. Januar 1882. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde Adolph Reinach."
   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1888: "Die Lehrerstelle 
an der jüdischen Schule zu Neuwied im Kreise Neuwied, ist zu besetzen. - Das Einkommen derselben beträgt einschließlich der Besoldung für den Vorbeterdienst jährlich 1.500 Mark neben einer Mietsentschädigung von 300 Mark. Bewerbungen um die Stelle sind unter Beifügung der Zeugnisse binnen 3 Wochen an den Herrn Kreis-Schulinspektor Raßmann zu Neuwied, Kreis Neuwied, zu richten. 
Koblenz
, den 19. Juli 1888.  
Königliche Regierung.  
Die Anstalt ist eine öffentliche Elementar- und Religions-Schule. Der Anzustellende bezieht ferner noch Mark 300 für Erteilung des jüdischen Religionsunterrichts an dem hiesigen Königlichen Gymnasium und an der städtischen höheren Mädchenschule. 
Neuwied, 27. Juli 1888. 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Neuwied. Adolph Reinach."    
 
Neuwied Israelit 09081900.jpg (47165 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1900: "Vorbeter
Wir haben einen Hilfsvorbeter angenommen und bitten, diese Mitteilung statt besonderer Antwort auf die eingegangenen Bewerbungen anzusehen. 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde
Neuwied am Rhein."    
    
Neuwied Israelilt 07031901.jpg (80640 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1901: "Unsere Gemeinde beabsichtigt baldigst einen Hilfsvorbeter anzustellen, welchem zugleich die Funktionen des Gemeindedieners und gegebenenfalls auch diejenige des Schächters übertragen werden sollen. Das durch die Gemeinde gewährleistete jährliche Stelleneinkommen beträgt 1.200 Mark. Geeignete Bewerber wollen ihre Anerbietungen mit beglaubigten Zeugnisabschriften dem unterzeichneten Vorstande einreichen. 
Neuwied, 6. März. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde."  
     
Neuwied Israelit 14081901.jpg (48825 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1901: "Zur Aushilfe im Kantorat für die bevorstehenden hohen Festtage, Rosch Haschana und Jom Kippur, suchen wir einen musikalisch gebildeten Vorbeter. Meldungen mit Zeugnissen und Angabe des beanspruchten Honorars baldigst an den 
Vorstand der Synagogengemeinde Neuwied.
"     
  
Neuwied Israelit 04091902.jpg (41629 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1902: "Zur Aushilfe im Kantorat an den bevorstehenden hohen Feiertagen Rosch Haschana und Jom Kippur suchen wir einen musikalisch gebildeten Vorbeter
Meldungen mit Zeugnisse und Angabe des beanspruchten Honorars baldigst an den 
Vorstand der Synagogen-Gemeinde Neuwied."
 
Neuwied Israelit 22081904.jpg (40345 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1904: "Hilfsvorbeter
Zu den bevorstehenden hohen Festtagen Rosch Haschonoh und Jom Kippur suchen wir einen gutgeschulten stimmbegabten Hilfsvorbeter. Unsere Gebetordnung ist die herkömmliche, jedoch haben wir Chorgesang mit Harmoniumbegleitung. Vergütung Alles in Allem 150 Mark. 
Neuwied a. Rhein. 
Der Vorstand der Synagogengemeinde."

 
Lehrer Anselm Rosenfeld richtet ein Pensionat für Schüler ein (1879)  

Neuwied Israelit 02011879.jpg (54491 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1879: "Den langjährigen Aufforderungen meiner Freunde und Bekannten zur Aufnahme von Zöglingen habe ich durch Erwerbung eines geräumigen Hauses entsprochen. Knaben, welche das hiesige Gymnasium (mit Realklassen) besuchen sollen, erhalten bei mir gute Pflege, religiöse Erziehung und gründlichen Unterricht im Hebräischen. Anmeldungen nehme bis Ende Februar entgegen. A. Rosenfeld, Elementarlehrer an der Gemeindeschule und Religionslehrer am Gymnasium. Neuwied am Rhein, im Dezember 1878."

 
 Ernennung von Julius Ransenberg zum Lehrer und Kantor in Neuwied (1889)  

Neuwied AZJ 07021889.jpg (57572 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Februar 1889: "Nachstehende Bekanntmachung der Königlichen Regierung zu Koblenz. 'Zu Lehrern sind definitiv ernannt worden: Julius Rausenberg aus Schoenebeck Kreis Kalbe, an der israelitischen Schule zu Neuwied, sowie zum Kantor der Synagogen-Gemeinde daselbst' bringen wir den übrigen Bewerbern hiermit zu gefälligen Kenntnisnahme. Neuwied, 30. Januar 1889. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Neuwied. Adolph Reinach." 

 
Lehrer und Prediger Ransenberg wird beim Fürstenpaar eingeladen (1896)  

Neuwied Israelit 13081896.jpg (58142 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1896: "Koblenz. Auf die Gefahr hin, unseren Gönnern und Freunden, den ehrenwerten Herren Antisemitenhäuptlingen eine unangenehme Stunde zu bereiten, fühle ich mich doch veranlasst, Ihrem geschätzten Leserkreise von einem Akte echter Toleranz Kenntnis zu geben, der umso bemerkenswerter ist, als er von hoher Stelle geübt wurde. Bei Gelegenheit der silbernen Hochzeit des erlauchten Fürstenpaares zu Neuwied und der in Folge dessen ergangenen Einladungen an die Notabeln dieser Stadt, wurde Herr Lehrer und Prediger Ransenberg gleich den christlichen Geistlichen zu einem ‚Café dansant’ bei dem Fürstenpaare und zu einem ‚Café’ bei Ihrer Durchlaucht der Fürstin Mutter huldvollst eingeladen."

 
Regelungen für den jüdischen Religionsunterricht an den höheren Schulen (1871)  

Neuwied AZJ 28111871.jpg (203214 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. November 1871: "Neuwied am Rhein, 16. November (1871). Die in der Verfassung ausgesprochene Rechtsgleichheit verwirklicht sich doch nach und nach im Leben, wenn auch nur schrittweise. Die bürgerliche Gesellschaft, welche die in ihrer Mitte sich bildenden Rechtsverhältnisse zu ordnen zunächst das Bedürfnis hat, ist es zumeist, welche die Ausführung dieses Teils der Verfassung veranlasst. Das Leben fordert, und die am Ruder sitzenden noch widerstrebenden Herren müssen schließlich diesen Forderungen gerecht werden, mögen sie sich auch noch so lange dagegen sträuben. Folgendes als Beweis. 
Der Vorstand unserer Synagogengemeinde hatte dem Kuratorium der hiesigen höheren Bürgerschule, welche gegenwärtig von 23 Schülern jüdischer Konfession besucht wird, ein Gesuch um Erteilung des Religionsunterrichtes auch an die jüdischen Schüler dieser Anstalt eingereicht. Das Kuratorium erklärte sich sofort für die Gewährung des Gesuchs, und die Stadtverordnetenversammlung bewilligte hierauf einstimmig dem Lehrer unserer Gemeinde, welcher zur Erteilung des Religionsunterrichts sich bereit erklärt hatte, das entsprechende Gehalt. Die Königliche Regierung zu Koblenz genehmigte die von dem Kuratorium und der Stadtverordnetenversammlung gefassten Beschlüsse, jedoch mit der Beschränkung, dass erwähnter Religionsunterricht nicht in dem Stundenplane verzeichnet und das Gehalt des Lehrers nicht in dem Schuletat aufgeführt werden sollte. Letztere Beschränkung ist insoweit bedeutungslos, als überhaupt die Stadtkasse alljährlich starke Zuschüsse dieser städtischen Unterrichtsanstalt zu machen hat, und der Regierungsbescheid dadurch paralysiert wird, dass die Stadtkasse das Gehalt des Lehrers direkt an letzteren auszahlt. Trotz alledem wird der Vorstand unserer Gemeinde wegen dieser Rechtsungleichheit im Prinzip an geeigneter Stelle Beschwerde führen, obgleich tatsächlich in liberalster Weise seinem gestellten Gesuche durch die vorgenannten städtischen Kollegien Genüge geschehen ist. Vorigen Dienst hat der Lehrer unserer Gemeinde, Herr Rosenfeld, in Gegenwart des Vorstandes der Synagogengemeinde mit einer feierlichen Ansprache an die Schüler den Religionsunterricht in der gedachten Anstalt eröffnet."

 
Über die Einbindung des jüdischen Lehrers als Religionslehrer in den höheren Schulanstalten (1878)  

Neuwied AZJ 01011878.jpg (91014 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1878: "Wir erhalten aus Neuwied folgende Zuschrift: Im Anschluss an den Bericht des Herrn Rosenfeld in Nr. 48 dieser Zeitung über den jüdischen Religionsunterricht in den hiesigen höheren Schulanstalten bleibt nachzutragen, dass Herr Rosenfeld wie beim Gymnasium so auch bei der städtischen höheren Töchterschule berufenes respektive angestelltes Mitglied des Gesamtlehrkörpers ist und dass seine Bezüge gleich den Gehältern des übrigen Lehrpersonals etatmäßig festgestellt und von der Stadt getragen werden. 
Es kann hier wohl noch Erwähnung finden, dass in den Kuratorien des Gymnasiums und der höheren Töchterschule je ein Mitglied jüdischen Glaubens durch einstimmigen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Sitz und Stimme erlangt haben; auch dass denjenigen Eltern, welche in der Lage sind, ihre Söhne oder Töchter auswärtigen höheren Bildungsanstalten anvertrauen zu müssen, beide Institute, des in denselben herrschenden toleranten Geistes und der Tüchtigkeit der Lehrkräfte halber, aufs gewissenhafteste empfohlen werden können. - Für solche Zöglinge bietet sich bei einer Anzahl anständiger jüdischer Familien hiesiger Stadt gute Unterkunft und Beaufsichtigung."

  
Lehrer Ransenberg gibt sein Amt als Vorsitzender der Ortsgruppe des "Central-Vereins" auf (1924)  

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift der "Central-Vereins") vom 3. April 1924: "Bei der letzten Mitgliederversammlung musste zu allseitigem Bedauern Herr Lehrer Ransenberg sein Amt als Vorsitzender der Ortsgruppe Neuwied eines schweren Augenleidens wegen neiderlegen. Die Ortsgruppe überreichte ihm als Dank für sein selbstloses Wirken im Dienste für Deutschtum und Judentum ein Geschenk. - Den Vorsitz hat jetzt Herr Wilhelm Kallmann dort übernommen."     

  
Hauptversammlung des Vereins israelitischer Lehrer der Rheinprovinz und Westfalen in Neuwied (1929)     

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 14. Juni 1929: "Lehrertagung in Neuwied
Der Verein israelitischer Lehrer der Rheinprovinz und Westfalen hielt am 21. und 22. Mai in Neuwied seine Hauptversammlung ab, die von dem stellvertretenden Vorsitzenden Herrn Lehrer Katzenstein (Steele) geleitet wurde. Als Ehrengäste waren anwesend: Der Vertreter der Stadt Neuwied Herr Syndikus Dr. Voß, der Vertreter der Schulbehörde Herr Schulrat Weiß und als Vertreter des Vorstandes und der Repräsentanten der Synagogengemeinde Neuwied die Herren Stern und Kahn. Nach den üblichen Begrüßungsreden gab der stellvertretende Vorsitzende einen Bericht über die Vereinstätigkeit des letzten Jahres und ging insbesondere auf die Einwirkung der wirtschaftlichen Umwälzung in Gemeinden und Schulen der beiden Provinzen ein. In ehrenden Worten beklagte er das im letzten Vereinsjahr erfolgte Ableben der Mitglieder Ostwald (Witten), Baum (Rheine), Ostermann (Bochum), Lehmann (Simmern) und Oppenheim (Goch). Er gedachte ferner zweier für das jüdische Schulleben so bedeutender Toter wie Jakob Löwenberg (Hamburg) und Seminardirektor Dr. Michael Holzmann (Berlin). Längere Ausführungen waren der Kleinarbeit gewidmet, die durch Vorstandsbeschlüsse und Bezirkskonferenzen erledigt wurden, die sich sowohl auf das innere Schullehen als auch auf die äußere Gestaltung der Schulverhältnisse bezogen. Im Mittelpunkte der zweitägigen Verhaltungen standen die Vorträge: 1. Über apologetische Fragen im Religionsunterricht durch Lehrer Buchheim (Essen), und 2. über 'Der Lehrer in der Wohlfahrtspflege der jüdischen Gemeinde' durch Lehrer Frohsinn (Essen). 
Wiederholt wurde es lebhaft bedauert, dass mit Rücksicht auf Arbeitsüberlastung der langjährige geschätzte Vorsitzende, Herr Rektor Abraham (Essen), sein Amt niederlegen musste. Um aber seine wertvolle Mitarbeit nicht entbehren zu müssen, übertrug ihm die Versammlung einstimmig den Ehrenvorsitz und sandte ihm telegraphisch Dank und Gruß. Die Leitung des Vereins liegt nunmehr in den Händen des bisherigen 2. Vorsitzenden, des Herrn Katzenstein (Steele). Als Tagungsort der nächstjährigen Versammlung wurde Duisburg gewählt, um so zugleich das Interesse des Vereins an der aufblühenden dortigen jüdischen Volksschule zu bekunden."     

   
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Erstmals wurde ein Israelit als Stadtverordneter gewählt (1846) 

Neuwied AZJ 05101846.jpg (32876 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Oktober 1846: "Neuwied, 19. September (1846). Allhier ist bei der nach der neuen Gemeindeordnung dort vorgenommenen Wahl neuer Stadtverordneten, in welcher fünf Konfessionen vertreten waren, zum ersten Mal ein Israelit mit großer Stimmenmehrheit (45) gewählt worden, während den Israeliten selbst nur vier Stimmen zu Gebote standen."

  
Richtigstellung bezüglich einer Mitteilung betr. katholischer Dienstboten (1860)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1860:  "Aus Neuwied (Rheinpreußen) wird der 'Köln. Zeit.' gegenüber der auch in diesem Blättern gegebenen Notiz geschrieben: 
'Wenn mit der Notiz in Nr. 123 dieses Blattes gesagt sein soll, die hiesigen katholischen Geistlichen wirkten dahin, dass katholische Dienstboten überhaupt nicht mehr bei Juden dienen sollten, so ist das eine Unwahrheit. Die katholischen Geistlichen werden dieses hier, wie überall anderswo, nur dann tun, wenn die Dienstboten von den Herrschaften hartnäckig abgehalten werden, ihren religiösen Pflichten nachzukommen, und wenn in dem Dienstverhältnisse ihre Sittlichkeit gefährdet ist.'  
Wir geben uns der Hoffnung hin, dass diese Erklärung genau der Wahrheit entspricht..."            

 
Aufforderung der Bewerbungen für die Bewerbung um eine Brautausstattung durch die Samuel Jacob'sche Stiftung (1878)  

Neuwied Israelit 13031878.jpg (99086 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1878: "Aufforderung. Aus dem Braut-Ausstattungs-Legat des seligen Herrn Samuel Jacob von hier wird bis spätestens Ende des laufenden Monats März die erste Zinsen-Quote von Mark 600 zur Vergebung gelangen. Es können nunmehr, da auf unsere Aufforderung vom 15. November vorigen Jahres, sich keine Verwandten des Stifters bisher bei uns gemeldet haben, die nächsten Verwandten der verstorbenen Ehefrau des Stifters Caroline Löb Moses, als Bewerberinnen zugelassen werden.
Diejenigen Jungfrauen respektive Bräute, welche sich um diese Ausstattungs-Summe bewerben wollen, haben sich in portofreien Briefen unter Einsendung von amtlich beglaubigten Dokumenten über ihre Verwandtschaft mit der oben bezeichneten Ehefrau des Stifters, ihre Dürftigkeit und ihre sittliche Führung vor Ablauf des Monats März dieses Jahres bei uns zu melden. Neuwied, 11. März 1878. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde als Kuratorium der Samuel Jacob’schen Stiftungen: Adolph Reinach. Gustav Götzel. H.M. Hellwitz."

   
"Wie Lehrer antisemitisch werden..." (Bericht von 1886)   

Neuwied AZJ 09031886.jpg (178288 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. März 1886: "Frankfurt, 26. Februar (1886). (Schöffengericht). Wie Lehrer antisemitisch werden, zeigt folgendes Beispiel. Der Privatier Heinemann Lennhoff dahier klagt gegen den Lehrer Louis Kratz von Neuwied an der hiesigen Musterschule wegen grober Injurien. Der Lehrer schenkte dem sehr wohlhabenden Privatier das 'Vertrauen', von ihm dritthalbhundert Mark leihen zu wollen, die Jener aber nicht hergeben wollte. Der in seinem Vertrauen getäuschte Pädagoge schrieb nun nachstehenden Brief an den Privatier, der Israelit ist: '...Ich hielt Sie bisher für einen Mann, der sich auf eigener Kraft emporgearbeitet hat - auf wessen Kosten, will ich für diesmal nicht weiter untersuchen - für einen Mann, der auf Grund reicher Lebenserfahrungen über dem Niveau eines 'Durchschnitts-Juden' stünde und deshalb beehrte ich Sie mit meinem Vertrauen. Heute muss ich hören, dass ich mich in Ihnen gewaltig täuschte, dass sie die Allüren des schmierigen Kuh-Juden bis zur Stunde trotz der vorgehängten Biedermanns-Maske nicht zu verleugnen vermögen. Sonst würden Sie mit Dingen ebenso delikater wie diskreter Art am Biertisch sich aufzuspielen nicht die unerhörte Taktlosigkeit und Frechheit bewiesen haben' usf. Auch in der Beantwortung der von Dr. Epstein verfassten Klageschrift fallen die injuriösen Brocken wie die Sternschnuppen in der bekannten Augustepoche. Da findet sich z.B. folgender Passus: 'Damit wird seine Dezennien lange Kuh-Judenwirtschaft nicht ausgelöscht.' Der Angeklagte ist persönlich vor Gericht erschienen und ersucht um Abweisung des Klägers, der nicht als Biedermann zu Werke gegangen sei. Dass 'Dinge ebenso delikater als diskreter Art' 'am Biertisch' erzählt wurden, bestreitet man klägischerseits und beantragt 4 Wochen Gefängnis, falls man nicht zur Prüfung der Zurechnungsfähigkeit des Beklagten den Termin vertagen wolle. Das Schöffengericht verurteilt den Lehrer zu 100 Mark oder 10 Tagen Gefängnis nebst Kosten."   

   
Schreiben des Oberbürgermeisters Dr. Miquel (Frankfurt) an ein jüdisches Gemeindemitglied in Neuwied (1887)  
Anmerkung: In diesem Schreiben verdeutlich Oberbürgermeister Dr. Miquel, dass die nationalliberale Partei nicht antijüdisch eingestellt ist.

Neuwied AZJ 17021887.jpg (127941 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Februar 1887: "Neuwied, 7. Februar (1887). Die 'Neuwieder Zeitung' enthält Folgendes: Nachstehendes Schreiben des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Miquel in Frankfurt am Main, eines der hervorragendsten Führer der nationalliberalen Partei, an einen unserer israelitischen Mitbürger, welches uns freundlichst zur Verfügung gestellt wird, verdient umso mehr in den weitesten Kreisen bekannt zu werden, als es geeignet ist, gehegte Befürchtungen zu beseitigen. Das Schreiben lautet in seinem Wortlaute wie folgt:   
Sehr geehrter Herr! In ergebener Erwiderung auf das gefällige Schreiben vom 2. dieses Monats bestätige ich gern Ihre Auffassung, dass meine Versicherung in Neustadt, dass ich und alle meine politischen Freunde, wie zu allen Zeiten, so auch in der Zukunft selbstverständlich für die volle Gleichberechtigung aller Konfessionen eintreten würden, natürlich sich auch auf die israelitischen deutschen Staatsbürger bezog. Gerade mit Rücksicht auf die antisemitischen Agitationen hielt ich es für notwendig, noch ausdrücklich einen Satz auszusprechen, den ich sonst für ein längst erworbenes Gemeingut aller Deutschen halten und für außerhalb alles Streites liegend hätte ansehen müssen.  
Ich stehe nicht an, mich dafür zu verbürgen, dass alle Mitglieder der nationalliberalen Partei genau so denken und jedenfalls nur unter dieser Voraussetzung auf dem Boden derselben stehen können. 
Ich ermächtige Sie Ihrem Wunsche gemäß, von diesem Briefe jeden Ihnen gut scheinenden Gebrauch zu machen. 
Hochachtungsvoll und ergebenst. J. Miquel. Frankfurt, den 3. Februar 1886."  

    
Von nationaler Gesinnung geprägtes Gesicht von J. Loewenberg aus Neuwied (1890)   

Neuwied Israelit 04121890.jpg (70706 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1890: 
"Die schwörenden Soldaten in der Synagoge.   
Was schallen aus Israels Gotteshaus  
Gewaltige Feierklänge heraus?!  
Kameraden seht, o seht!  
Soldaten im Gebet, 
Und drüber die Fahne weht.    

Des Kaisers Fahne?! 
das kann nicht sein!   
Wer brachte die deutsche Fahne hinein?   
Des Kaisers eignes Wort.  
Sie weht am heiligen Ort - 
Gegrüßt, Du unser Hirt!   

O, horch! sie schwören der Treue Eid,  - 
Die Herzen voll Glut, die Seelen weit - 
Sie schwören nach heimischer Art,  
Wer fromm um die Sitte sich schaart,  
Bei dem ist auch Treue gewahrt.    

'O Hüter Jisroels, o neige Dein Ohr!  
Zu Dir wallt unser Schwur empor,  
Dein Auge auf uns ruht:  
Dem Kaiser Leben und Blut!  
Dem Kaiser, fromm und gut!'  
J. Loewenberg aus Neuwied."   


Aufruf des Arztes Dr. Lichtenstein aus Neuwied gegen Antisemitismus in der Ärzteschaft (1900)  

Neuwied AZJ 23031900.jpg (152814 Byte) Neuwied AZJ 23031900a.jpg (365035 Byte) Neuwied AZJ 23031900b.jpg (29468 Byte)  
Artikel (nur die linke Spalte ist wiedergegeben!) in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. März 1900: "Ein Ruf an die deutschen Ärzte jüdischen Glaubens. Von Dr. med. Lichtenstein in Neuwied am Rhein. Da uns der Weg verschlossen ist, in Fachblättern über Berufssachen zu sprechen, welche den jüdischen Arzt als solchen seines Glaubens wegen tangieren, so wählen wir diese Stelle, um an unsere jüdischen Kollegen zu appellieren und unserer Entrüstung darüber Ausdruck zu verleihen, dass man immer mehr in unserem Stande, - der sich ganz in den Dienst der ‚Humanität’ stellt, und mit diesem schönen Worte fast ebenso paradiert, wie anderwärts mit der ‚christlichen Nächstenliebe’ hässlichen, auf Grund konfessioneller Unterschiede hervortretenden Auswüchsen begegnet, die wir mit allen Entschiedenheit bekämpfen sollen und müssen.
Nicht ganz ohne Grund war von jeher der ‚jüdische’ Arzt gesucht wegen seiner Tüchtigkeit und seiner Gewissenhaftigkeit. Die Tatsache, dass Päpste und Könige sich ihrer als Leibärzte bedienten, ist hinlänglich bekannt und braucht nicht näher besprochen zu werden. Der gute Ruf des Juden als Arzt hat sich Gottlob erhalten.
Es liegt in unserer Religion begründet, dass wir uns dem Berufe, dem wir uns widmen, mit ganzem Herzen hingeben, speziell einem solchen, der soviel Nächstenliebe und Selbstverleugnung erfordert wie der des Arztes.
Die Eigenschaft der persönlichen Tauglichkeit für den Ärztestand hat sich nun bei den Juden vererbt. Die Ausübung des ärztlichen Berufes ist eine Kunst und der Künstler wird geboren. Wer den Beruf als Arzt nicht in sich fühlt, wer nicht mit Leib und Seele dabei ist, kann vielleicht ein tüchtiger Forscher in der exakten Wissenschaft, niemals aber ein ganzer Arzt des Leibes und der Seele seiner Mitmenschen werden.  
Der Jude hat ein Herz voll Liebe und Milde; von Israel ging aus die Liebe in die Welt und auch die Lehre. Denn die Gotteslehre und die Liebe sind eins.
Darum aber weil der ärztliche Beruf gerade Selbstlosigkeit, Aufopferung, Liebe erfordert, darum ist der wahre Jude schon von Haus aus für den Beruf des Arztes vorgebildet. Das jüdische Familienleben, da wo es in seiner alten ureigenen Form besteht, ist eine Quelle des Lebens und der Liebe. Auch wir Ärzte wollen es an dieser Stelle laute bekennen, dass wir keiner anderen Religion die Priorität zugestehen, die Liebe der Welt offenbart zu haben..." (zum Lesen des weiteren Berichtes bitte Artikel anklicken)  

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Goldene Hochzeit der Eheleute Jacob Löb  (1863)  

Neuwied AZJ 21071863.jpg (125818 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Juli 1863 (Anmerkung: Obgleich der beschränkte Raum und die Ähnlichkeit jeder derartigen Feier längst Berichte über goldene Hochzeiten beiseite legen lässt, so schien uns in der obigen doch ein Moment zu liegen, das uns die Aufnahme des uns zugesandten Berichtes der Neuwieder Zeitung befürwortete): "Neuwied, 29. Juni (1863). Am 24. dieses Monats feierten die israelitischen Eheleute Jacob Löb von hier, beide noch ungewöhnlich rüstig, ihre goldene Hochzeit. Diese seltene Feier ging in würdigster Weise vonstatten. In der dem Festtage vorhergehenden Nacht wurde von liebender Hand das Wohnhaus des Jubel-Paares mit Maien und Kränzen geschmückt. - Die religiöse Feier in den einfach und freundlich gezierten Räumen der Synagoge, Vormittags halb 11 Uhr, versammelte eine dicht gedrängte, den verschiedensten Konfessionen angehörige Menge Teilnehmender und wurde von dem Religionslehrer Herrn Steinweg durch ein ergreifendes Gebet eingeleitet. Hierauf rezitierte derselbe des Psalm 91 im Urtexte und in deutscher Übertragung, an dessen Ende sich die Motette: 'Lobe den Herrn meine Seele' in vierstimmigem Chore anschloss. Es folgte nun die eigentlicher Feierrede. Wenig Augen sag man während derselben tränenleer. Sie betonte nicht nur die Gnade Gottes, die sich dem Jubelpaare sichtlich erwiesen, sondern auch die Liebe der Menschen, und steigerte sich zum höchsten Pathos bei der Entrollung dieses Bildes wahrer, allgemeiner Menschenliebe. 
Nachdem der hierauf folgende Männer-Chor verklungen, überreichte der Königliche Bürgermeister Herr v.d. Beeck im Namen Ihrer Majestät der Königin Elisabeth dem Jubelpaare mit einer längeren, dem Akte angemessenen ernsten Ansprache das 'den 
Neuwied AZJ 21071863a.jpg (165903 Byte)den christlichen und israelitischen Mitbürgern gemeinsam heilige Buch', die Psalmen David's, mit einer eigenhängig unterschriebenen Widmung Ihrer Majestät versehen. Das Durchlauchtigste Fürsten-Paar zu Wied hatte dem Jubelpaare die heilige Schrift Alten Testaments mit eigenhändig eingezeichneten Widmungen zugedacht und solche, anreihend an die Königliche Gabe, durch den Fürstlichen Kammerdirektor Freiherrn von Bibra, übergeben lassen. Herzliche und erhebende Worte begleiteten auch diese Übergabe. - Es trat nun der israelitische Gemeindevorstand vor das Jubelpaar hin, überreichte demselben mit einer kurzen, ergreifenden Anrede einen prachtvollen mit Wein gefüllten Kelch, 'einer Liebesgabe der Gemeinde, an welcher der Reiche, wie der Arme gleichen Anteil habe', und forderte den Jubilar auf, 'diesem Symbole eines heiteren und glücklichen Lebensabends durch den rituellen Segensspruch über die Frucht des Weinstocks die Weihe der Religion zu erteilen.' Nachdem dieser Aufforderung entsprochen, erklang von der Sänger-Tribüne herab, als Schluss der kirchlichen Feier, der herrliche Psalm: 'Herr, unser Gott! wie groß bist Du!'  
Nach und aus dem Gotteshause wurde das Löb'sche Ehepaar vom israelitischen Gemeindevorstande und von weißgekleideten Mädchen, welche Kränze trugen und den Weg mit Blumen bestreuten, geleitet. Die vierstimmigen Gesänge waren eine meisterhafte Ehrenleistung der Mitglieder der hiesigen Liedertafel.  
Auch im weiteren Verlaufe des Tages wurden den Jubilaren von Privaten und Vereinen, so von dem älteren und jüngeren israelitischen Frauen-Verein, vom Israelitischen Jünglings-Verein etc. etc. entsprechende Angebinde überbracht. Ein Diner, welchem der Herr Bürgermeister v.d. Beeck und der Dirigent der Liedertafel, Herr Löcher, beiwohnten, und während dessen der Königlichen und Fürstlichen Huld-Geschenke durch sinnige Trinksprüche auf das Wohl der Hohen Geber gedacht wurde, sowie eine abendliche Reunion in den brillant erleuchteten Räumen des 'alten Riesen', letztere den Typus eines wahren, ungetrübten Volksfestes an sich tragend, schlossen diesen seltenen Jubeltag. 
Der Eindruck aber, wie an diesem Feste sich Christ wie Israelit beteiligte, wie sie gemeinsam in Andacht beteten, in Rührung weinten, in Liebe Glückwünsche aussprachen und in Frohsinn sich freuten, er wird fortleben; er ist und bleibt die schönste Frucht des Tages!".

   
Rabbiner Benjamin Hirsch Auerbach (geb. Neuwied 1808, gest. Halberstadt 1872).
In Neuwied gab es vom 17. bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Rabbiner, teils bedeutende Persönlichkeiten, die in einer weiten Region Anerkennung fanden. Auch stammten aus Neuwied mehrere Rabbiner, darunter der bekannte Rabbiner Benjamin Hirsch Auerbach, einer der angesehensten Rabbiner der Orthodoxie in Deutschland im 2. Drittel des 19. Jahrhunderts. Er war unter den orthodoxen Rabbinern einer der ersten, die in hochdeutscher Sprache predigten.

Neuwied Israelit 22091887.jpg (154019 Byte)Neuwied Israelit 30101872.jpg (272618 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1887: "Rabbiner Dr. B. H. Auerbach seligen Andenkens. Wir führen heute unseren geehrten Lesern das Bildnis unseres unvergesslichen Freundes und Lehrers, den die Überschrift nennt, vor. Das Bild sowohl als auch die biographischen Notizen, die wir in Folgendem geben werden, sind uns gütigst von der H. Mayer’schen Druckerei und Verlagshandlung zu Halberstadt überlassen worden, die beides im fünften Jahrgang ihres ‚Illustrierten Familienkalenders’ veröffentlicht haben. 
Dr. B. H. Auerbach wurde 1808 in Neuwied geboren, wo sein Vater als Rabbiner fungierte; von da ging er mit seinem Vater nach Bonn, wohin dieser als Konsistorialrabbiner berufen war, lernte dann 5 Jahre in Krefeld bei dem Rabbiner R. Löb Karlburg seligen Andenkens, sodann mehrere Jahre bei Rabbiner K. Bamberger seligen Andenkens in Worms und konditionierte einige Jahre als Privatlehrer, um die die Mittel zum Universitätsstudium zu verschaffen. 1831-34 studierte er unter den größten Entbehrungen in Marburg und suchte die Stunden, die er durch profanes Studium der Tora entziehen musste, durch nächtliches Arbeiten nachzuholen. Er erzählte selbst, dass er während einer Winters bei einem armen Schuhmacher, der auch die Nacht zu Hilfe nehmen musste, bei dem Lichte einer Schuhmacherglocke gelernt habe, und zwar lernte er in diesem Winter in ungeheizter Stube den Traktat Ketubot durch.
Nach Vollendung der Studien wollte er das Rabbinat Hanau übernehmen…. usw. 
Der Artikel in der Ausgabe der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September geht noch über mehrere Seiten. Der oben rechts daneben eingefügte Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1872, der hier nicht wiedergegeben wird, beschäftigt sich mit dem Lebenswerk von Rabbiner Benjamin Hirsch.

   
Zum Tod des Gemeindevorstehers Aron Lichtenstein (1905)    

Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1905: "In Neuwied ist am 18. dieses Monats (Februar 1905) der Vorsitzende des Gemeindevorstandes Aron Lichtenstein gestorben. derselbe gehörte seit 1864 dem Vorstande an, war unermüdlich tätig im Interesse der Gemeinde und allgemein beliebt und geachtet."   

 
Die beiden Söhne des Sanitätsrates Dr. Aron werden mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1916)  

Neuwied FrfIsrFambl 08091916.jpg (16839 Byte)Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. September 1916: "Neuwied. Leutnant Karl Aron und Unterarzt Rudolf Aron, Söhne des Sanitätsrats Dr. Aron, erhielten das Eiserne Kreuz."   

   
90. Geburtstag von Nathan Mendel (1922)      

Mitteilung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Mai 1922: "Neuwied. Nathan Mendel beging den 90. Geburtstag."    


   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeigen der Zichorien-Fabrik von Christoph Reusch 1869
Anmerkung: der Fabrikinhaber war sicher nicht jüdisch - auf Grund seines Vornamens. Dennoch stellt er unter Aufsicht des Mainzer Rabbiners eine koschere Zochorie her.  

Neuwied Israelit 24021869.jpg (85099 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Februar 1869: "Koscher Cichorie. Cichorie zum Pessaschfest. Aus der Fabrik von Christoph Reusch in Neuwied. 
Auf vielfaches Verlangen lasse ich Koscher-Cichorie sowie Chichorie zum Pessachfest fabrizieren, und war Herr Rabbiner Dr. Lehmann in Mainz so freundlich, mir zu diesem Zwecke einen religiös durchaus zuverlässigen Mann, den Herrn Herz Cahn aus Mainz, zu senden, welcher in meiner Fabrik die Aufsicht bei der Herstellung des vorgenannten Cichoriens führt. Dass hiermit den rigorosesten Anforderungen Genüge geschehen, bedarf wohl nicht erst der Versicherung. 
Die vorzügliche Qualität der von mir fabrizierten Ware ist bekannt, und ich empfehle solche unter Bezugnahme auf unten stehendes Attest des Herrn Dr. Lehmann zur gefälligen Abnahme.  Neuwied, im Februar 1869. Christoph Reusch."   
  
Neuwied Israelit 13101869.jpg (27192 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1869: "Koscher - Cichorie, 
versehen mit Siegel und Attest des Rabbiners Herrn Dr. Lehmann in Mainz empfiehlt die Cichorien-Fabrik von 
Christoph Reusch
in Neuwied. V
orstehende Empfehlung bestätigt Dr. Lehmann, Rabbiner der israelitischen Religionsgesellschaft in Mainz."

     
Anzeige der Witwe A. Jacoby (1871) 

Neuwied AZJ 11041871.jpg (24970 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juli 1871: "Zum baldigen Eintritt suche einen jungen Mann, der seine Lehre in einem Manufaktur- oder Kurzwarengeschäft bestanden und auch auf dem Comptoir gearbeitet hat. Neuwied. A. Jacoby Witwe."   

   
Anzeige von Lehrer Rosenfeld (1873)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai 1873: "In einer schönen Stadt am Mittelrhein wird für ein Manufaktur- und Kurzwarengeschäft ein in dieser Branche tätig gewesenes Mädchen (Israelitin) - am liebsten gesetzten Alters - auf gleich gesucht. Sabbat und Festtage geschlossen. Reflektantinnen, ruhigen und häuslichen Sinnes, welche Wert darauf legen, in einem kleinen religiösen Familienkreise liebevolle Aufnahme zu finden, belieben ihre Offerten mit gef. Angabe ihrer Referenzen an Herrn Lehrer Rosenfeld in Neuwied am Rhein franco einzusenden."   

 
Anzeige der Mehl- und Fruchthandlung H. Bermann (Neuwied-Weißenturm) (1890)     

Neuwied Israelit 16041890.jpg (27008 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. April 1890: "Suche für meinen Sohn in einem Detail-Geschäft, gleichviel welcher Branche, eine Lehrlingsstelle.   
H. Bermann,
Mehl- und Fruchthandlung, Neuwied-Weißenturm".     

     
Lehrlings-Gesuch des Leinen- und Wäsche-Geschäftes von R. Hermann (1890)       

Neuwied Israelit 08091890.jpg (44155 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1890: "Lehrlings-Gesuch. Für mein Leinen- und Wäsche-Geschäft suche per sofort oder 1. Oktober einen mit den nötigen Schulkenntnissen versehenen jungen Mann aus achtbarer Familie als Lehrling. 
Mein Geschäft ist samstags und feiertags geschlossen. 
R. Hermann, Neuwied."    

   
Anzeige von S. Mannsbach - Hausmädchen gesucht (1890)  

Neuwied Israelit 27111890.jpg (58850 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1890: "Zur Pflege und Beaufsichtigung von 2 Kindern, Mädchen von 8 Jahren und Knabe von 3 Jahren, wird ein nicht zu junges, gebildetes Mädchen aus achtbarer Familie gesucht. Dasselbe müsste befähigt sein, dem älteren Kinde Nachhilfe der Schularbeiten geben zu können, sowie auch im Haushalte mit tätig einzugreifen. Solche, welche schon ähnliche Stellen bekleidet, bevorzugt. Eintritt 1. Januar 1891. 
S. Mannsbach, Neuwied am Rhein."    

          
Anzeige von Samuel Jonas in Heddesdorf (1891)  

Heddesdorf Israelit 28051891.jpg (29579 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1891: "Eine tüchtige Haushälterin, die Liebe zu Kindern hat, zur selbstständigen Führung des Haushaltes gesucht. Daselbst ein zuverlässiger Metzgerbursche gesucht. 
Samuel Jonas, Heddesdorf bei Neuwied."   

 
Anzeige der Frau von Carl Daniel (1898)
   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898: 
"Per Oktober suche für Küche und Haushalt ein älteres fleißiges Mädchen
Frau Carl Daniel, Neuwied am Rhein".     

   
Anzeige von Adolf Baruch (1901
)   

Neuwied Israelit 27061901.jpg (35295 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1901: 
"Tüchtiges, fleißiges 
Mädchen
 
für Küche und Hausarbeit zum baldigen oder sofortigen Eintritt gesucht. Offerten mit Zeugnisabschriften und Gehaltsansprüchen zu richten an 
Adolf Baruch in Neuwied".   

  
Hochzeitsanzeige von Fritz und Jenny Stern (1924)    

Anzeige in der "CV-Zeitung" vom 17. Juli 1924: 
"Fritz Stern - Jenny Stern. Vermählte. 
Neuwied am Rhein - Gilserberg (Bezirk Kassel)
Trauung: Mittwoch, 16. Juli, Adlers Kurhotel, Bad Nauheim."     

      

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte des in Neuwied
 geborenen Karl Masbach
 
 Neuwied KK MZ Masbach Karl.jpg (87228 Byte)   
   Kennkarte (Mainz 1939) für Karl Masbach (geb. 27. März 1850 in Neuwied), Privatmann        

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge  
        
Vor dem Bau einer Synagoge war eine kleine Betstube in der unteren Schlossstraße vorhanden. Dorthin kam in unregelmäßigen Abständen der Koblenzer Rabbiner, um Gottesdienste zu halten. Als die Gemeinde größer wurde, plante man ab 1739 den Bau einer Synagoge. Graf Alexander stellte ein Grundstück sowie einiges an Baumaterial zur Verfügung. Die Synagoge wurde in den folgenden Jahren am Ende der Engerser Strasse (heute Synagogengasse), in unmittelbarer Nähe des fürstlichen Schlosses erbaut. Zur Finanzierung des Baus wurden Kollekten in anderen jüdischen Gemeinden durchgeführt, die vom Grafen genehmigt waren. Auch die in Heddesdorf lebenden Juden mussten zum Bau der Synagoge beitragen, da sie die Synagoge mitbenutzen sollten. Der Bau der Synagoge zog sich über mehrere Jahre hin, wobei häufig der Graf selbst eingreifen musste, um den Bau voranzubringen. Zahlreiche Schwierigkeiten waren zu überwinden, einmal fehlte auf Grund von Verzögerungen das Bauholz, das der Zimmermeister inzwischen anderweitig verwendet hatte, ein andermal war durch einen Diebstahl das gesamte Synagoge-Silber (Ritualien) abhanden gekommen.  
     
Im Frühjahr 1748 war der Bau weitgehend fertig, sodass man an die Sitzverteilung gehen konnte (es gab 42 Plätze für Männer und eine entsprechende Anzahl für Frauen), die freilich für einige Wochen Streitigkeiten in der Gemeinde sorgten. Der Graf entschied schließlich auch über die Verteilung der Sitze. Am 13. August 1748 konnte die Synagoge eingeweiht werden, was vermutlich - wie üblich - mit einer feierlichen Prozession von der alten Betstube zur neuen Synagoge und der Einbringung der Torarollen unter dem Baldachin geschehen ist. 

Neuwied Synagoge 050.jpg (236452 Byte)Ansprache (Segensspruch) des Rabbiners Lazarus Salomon zur Einweihung der Synagoge in hebräischer Sprache mit deutscher Übersetzung: "Untertänigste und aufrichtige Seufzer, womit vor dem großen GOTT des Hochgeborenenen Reichsgrafen zu Wied Friedrich-Alexanders, und Hoch-deroselben Hoch-Gräflichen Hauses Wohlfahrt auf das untertänigste verlanget Hoch-deroselben untertänigster Knecht Lazarus Salomon, Rabbiner in Neuwied. 
Der allmächtige GOTT, welcher durch sein Wort Himmel und Erde geschaffen hat, welcher uns sein Gesetz gegeben, und unsere Väter Abraham, Isac und Jakob, Mosen, Aron, David und Salomon gesegnet hat, der lasse seinen reichen Segen auf den Hochgeborenen und Hochgepriesenen Reichs-Grafen zu Wied, Friedrich Alexander, unsern gnädigsten Herrn, der da ist von großer Gnade und Barmherzigkeit, und uns mit Seiner Güte immerdar erfreuet, in allem Überfluss herabtriefen! Er erhebe Seine Herrlichkeit, wie die Herrlichkeit eines Olivenbaums! Er erhöhe Seine Herrschaft zum höchsten Gipfel über alles! Er lasse Ihn groß und Sein Horn hoch erhöhet sein über alles, was hoch und erhaben ist. Er sei Seine Hilfe und Sein Schild, beschirm ihn benebst Seiner Frau Gemahlin, der Hochgeborenen und Hochgelobten Reichs-Gräfin Carolina, vor allem Übel. Hochderselben und des Hoch-Gräflichen Hauses benebst dessen Hohen Nachkömmlingen Wohlstand lasse Er je länger je mehr in Dero Leben blühen. Die feurige Engel breiten Ihr Lob aus! Der König aller Könige mache diese Grossen der Erde durch seine Wohltaten größer in Gnade und Barmherzigkeit! Er erweitere Ihre Tage und setze Ihren Jahren immerhin zu! Auf dass endlich Ihre Jahren in dero Regierung hochdenselben mögen Freude und Vergnügen sein von Geschlecht zu Geschlechte! Es müssen Ihre Feinde zu Ihren Füssen fallen, wie die Feinde dem großen Alexander vor seinem Angesicht niederfielen! Alle Ihre Tage müssen glückselig sein, dass keine Klage nicht gehöret noch Verlust und Schade auf Ihren Gassen, sondern nur alle Glückseligkeit in ihren Palästen und Wohnungen seie! Der allmächtige Schüpfer bewahre Hoch-Dieselben vor aller Not, Angst und bösem Verderben, vor Herzeleid und traurigem Unglück! Deroselben Wohnungen erfülle nur das angenehme Gegenteil: Vergnügen und Freunde und Fröhlichkeit, nach demjenigen vollkommenen Maß, nach welchem Hoch-Dieselben sich dieses haben würdig gemacht. Dann hochderselbe, welcher über uns herrschet, ist von Gnade und Barmherzigkeit, und beweiset uns immerdar Gnade, uns Juden, die wir unsere Zuflucht unter Hoch-Desselben Schatten, nämlich Hoch-Desselben Herrschaft und Regierung nehmen. Denn wie ein Adler über seinem Neste wachet, über seinen Jungen schwebet, und darüber seine Flügel ausbreitet; so widerfahret in Seinen und unsern Tagen Juda Heil und Israel wird darinnen, wie in des Friedensfürsten Salomons Tagen, sicher wohnen als unter ihrem Weinstock, und ruhig sitzen als unter ihrem Feigenbaum. Und dieser Friede, gleichwie er ist, bleibe zu allen Zeiten bis in Ewigkeit! Hierauf sage ein jeder: Amen. Diese vier Kapitel der Psalmen, nämlich das 21. 37, 45, und 72, explizieren wir auf das Lob und Regierung Ihre Hoch-Gräfliche Gnaden, bei der Einweihung der Synagoge." 
  
Neuwied Menorah 1929 278.jpg (257824 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Menorah" von 1929 S. 278: "Eine Synagoge am Rhein (1748-1928). Versteckt und eingeengt durch alte Häuschen liegt in einer der entlegensten Ecken des rheinischen Städtchens Neuwied eine kleine Synagoge - 'Judenschul', wie es in den Gründungsurkunden heißt. Vor 180 Jahren im August 1748 wurde sie feierlich eingeweiht, nachdem nach Überwindung aller möglichen Schwierigkeiten in acht Jahren der Bau vollendet wurde. 
Das Gebäude unterscheidet sich mit seinem Vorgärtchen von außen kaum von irgend einem weltlichen in der Gegend gewohnten Landhausbau. Es verrät deutlich die Tendenz der Bauherren, den Charakter und Zweck des Baues möglichst zu verbergen, um die religiöse Toleranz des Landesherrn und der Mitbürger nicht allzu sehr auf die Probe zu stellen. Dieser Tendenz entspricht auch der Inhalt der Einweihungspredigt, die in schwungvoller Danksagung an den beschützenden Reichsgrafen von Neu-Wied gipfelt." 

1844 wurde die Synagoge in wesentlichen Teilen umgebaut. Dabei wurde der Betraum völlig neu hergerichtet. Auch eine große Anzahl von Christen "aller Sekten und Konfessionen" war anwesend:  

Neuwied AZJ 16091844.jpg (93216 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. September 1844: "Neuwied, 25. August. (Fr.F.). Nicht minder wird die öffentliche Aufmerksamkeit durch die gegenwärtig stattfindende feierliche Einweihung der israelitischen Synagoge in Anspruch genommen. Der gestrige und vorgestrige Tag waren ausschließlich religiösen Feierlichkeiten gewidmet, während mit dem heutigen eine Reihe von Festlichkeiten aller Art beginnen, woran dem gesamten Publikum die Teilnahme gestattet ist. Erfreulich war es, wahrzunehmen, dass bei dem veranstalteten öffentlichen Umzuge nicht allein eine große Anzahl Christen aller Sekten und Konfessionen, die sich hier repräsentiert finden, sondern sogar viele der zur Synagoge anwesenden Deputierten teilnahmen, und in dieser Weise nicht nur einen Akt echt christlicher Toleranz, sondern wahrhaft religiöser Gesinnung betätigten. Möge Neuwied in beider Hinsicht einer größeren Nachbarstadt als Vorbild dienen!"

Ein umfassende Renovierung der Synagoge wurde 1883 vorgenommen, nachdem im Winter 1882/83 mehrfach die Synagogen bei Überschwemmungen verwüstet und beschädigt wurde. Am 17. August 1883 war die nun dritte Einweihung der Synagoge

Neuwied AZJ 09101883.jpg (90790 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1883: "Die verhängnisvolle Überschwemmung, die der Rhein wiederholt im Winter 1882/83 verursachte, hatte auch die Synagoge zu Neuwied arg verwüstet; sie musste von Grund aus restauriert werden, was die opferwillig Gemeinde unter Führung ihres energischen Vorstehers Reinach in würdigster Weise ausführte, sodass am 17. August die Wiedereinweihung der Synagoge stattfand. Die von dem Prediger und Lehrer der Gemeinde, Herrn Daniel Einstein, bei dieser Feier gehaltene Predigt samt Gebeten (Neuwied, Strüder 1883) ist im Druck erschienen. Sie geht vom Psalm 93 aus und, nachdem sie des traurigen Ereignisses, aber auch der Gottes- und Menschemhilfe gedacht, die sich in reichem Maße bewährt hat, beantwortet er in echt religiösem Sinne die Frage: Was haben wir zu tun, damit die Heiligkeit dieser Stätte bewahrt werde?"

   
180-jähriges Bestehen der Synagoge (1928)   

Neuwied Israelit 09101928.jpg (193491 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1928: "(Die Synagoge zu Neuwied). In diesen Tagen jährte sich zum 180. Mal der Tag, an dem die Synagoge der israelitischen Gemeinde zu Neuwied eingeweiht wurde. Der alte Bau am Ende der Engerserstraße liegt, versteckt und eingeengt durch alte Häuschen, in einer der abgelegensten Ecken unserer Stadt. 
Durch die rühmlichst bekannte religiöse Toleranz des Gründers der Stadt, des Reichsgrafen Friedrich, fanden viele Religionsgemeinschaften, die anderwärts wegen ihres Bekenntnisses Verfolgungen ausgesetzt waren, eine Heimstätte in Neuwied.  
Zur Zeit der Gründung der Stadt waren aber nur einzelne Juden hier vorhanden. Erst im Jahre 1699, also 46 Jahre nach Gründung der Stadt, sind nach einem noch vorhandenen Einwohnerverzeichnis die Namen von zehn Juden aufgeführt, und in dem Verzeichnis von 1734, 81 Jahre nach der Stadtgründung, waren es 19. Namen. 
Am 19. Juni 1740 dekretierte der damals regierende Reichsgraf Friedrich Alexander, dass er zum Bau eines 'Juden-Schul', wie damals die Synagoge genannt wurde, in die dazu zu veranstaltende Kollekte einzuzeichnen wünsche: 10 Stämme Holz, 200 Karren Steine, 100 Karren Sand und 2 Marx d'or bar. Als Bauplatz wies er ihnen den 'Zweiffelshof' an. Außerdem verfügte der Reichsgraf: 'und sollen 2.000 Reichsthaler, welche dazu schießen will, mit 10 pro 100 verinteressieren'. 
Bevor jedoch der Bau begonnen werden konnte, mussten die Juden von Neuwied und des Dorfes Heddesdorf zu einer Gemeinde zusammengeschlossen werden, was durch das Edikt des Grafen Friedrich Alexander vom 8. Februar 1744 geschah. Als die Synagoge im Rohbau soweit fertiggestellt war, stellte es sich heraus, dass das vom Grafen gestiftete Bauholz nicht mehr vorhanden war. Der Zimmermeister Härig hatte es anderweitig verwendet (für die Herzog Arenbergsche Verwaltung). 
 Erst im Jahre 1748 konnte der Bau unter dem Druck des Grafen durch wiederholte Androhung von hohen Geldstrafen fertiggestellt werden, und die Einweihung erfolgte am 13. August 1748.  
Die Einweihungsrede des aus Ungarn stammenden Rabbiners Lazarus Salomon ist in der hochgräflich Wiedischen Hofbuchdruckerei des Balthasar Haupt in sehr exakter Ausführung in zwei Sprachen, hebräisch und deutsch, gedruckt worden. Zwei Exemplare dieses Druckes befinden sich noch in dem Fürstlich Wiedischen Archiv. diese Predigt gipfelt hauptsächlich in den Ausdrücken höchsten Danke an das edle Grafenhaus für die Wohltaten und die Fürsorge, die es den Juden gezeigt habe. Joseph Geisel, Neuwied."    

  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge am Morgen des 10. November 1939 geplündert, die Einrichtung zertrümmert und die Marmortafel mit den Namen der im Ersten Weltkrieg gefallenen Gemeindeglieder beseitigt. Das Gebäude sollte gesprengt werden, was jedoch durch den Sprengmeister verhindert wurde. Er verwendete zu wenig Sprengstoff. Dennoch wurde das Synagogengebäude wenig später abgebrochen. 
  
 
Nach 1945:  
 
Unklar ist dem Webmaster, wie sich der Abriss der Synagoge zu der Meldung vom Dezember 1947 verhält, wonach "das wiederhergestellte Bethaus" am 11. Dezember 1947 wieder eröffnet wurde:        

Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt" Jg. 1947: "Neuwied. Am 11. Dezember wurde das wieder hergestellte Bethaus feierlich eröffnet."   

1960 wurde an der ehemaligen jüdische Volksschule eine Gedenktafel zur Erinnerung an die jüdische Schule und die Synagoge angebracht. Nach dem Abbruch des Schulhauses 1980 wurde die Gedenktafel an die hier neu errichtete Halle eines Geschäftshauses angebracht (Enthüllung am 30. Juni 1983). Mit Beschluss des Gemeinderates der Stadt vom 30. Juni 1983 wurde die Engerser Straße zwischen Schlossstraße und Theaterplatz in "Synagogengasse" umgenannt.  
  
Ein 1871 gestifteter Toravorhang (Parochet) aus der Neuwieder Synagoge befindet sich seit Mai 2001 in der Synagoge in Koblenz. 
  
  
Adresse/Standort der SynagogeSynagogengasse   
  
  
Fotos   

Die Synagoge in Neuwied 
(Quelle: Landesamt s. Lit. S. 286-287)
Neuwied Synagoge 256.jpg (78989 Byte) Neuwied Synagoge 257.jpg (113657 Byte)
   Das jüdische Schul- und Gemeindehaus
 und die Synagoge
Die Synagoge (Ausschnittvergrößerung 
des linken Fotos)
     
Innenaufnahme
(Quelle: Landesamt und 
Zeitschrift Menorah)
Neuwied Synagoge 255.jpg (54748 Byte) Neuwied Menorah 1929 278a.jpg (108810 Byte)    Neuwied Menorah 1929 278b.jpg (96152 Byte)
    Blick zum Toraschrein Ansichten aus der Zeitschrift 
"Menorah" 1929
   
      
Die Gedenkstätte für die Synagoge 2009
(Fotos: Hahn, April 2006) 
Neuwied Synagoge 251.jpg (54702 Byte) Neuwied Synagoge 250.jpg (54034 Byte)
  Blick auf die Gedenkstätte  Synagogengasse als zusätzliche Erinnerung 
     
  Neuwied Synagoge 252.jpg (98067 Byte) Neuwied Synagoge 253.jpg (74367 Byte)
  Abbildung von Schule und Synagoge 
auf Gedenkstein 
 
     
 Die Gedenkstätte für die Synagoge 2020
(Fotos: Klara Strompf, Aufnahmedatum 24.6.2020)
   
  Das hinter der Gedenkstätte stehende Gebäude (siehe Fotos oben) wurde vor einigen Jahren abgebrochen. Das Denkmal ist dadurch freistehend vor einer derzeit unbebauten Fläche,
vgl. die Fotos von Hans-Peter Groschupf, eingestellt bei Google-Maps  https://goo.gl/maps/f9nQk8C6ZNoAqGD27.   
     

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte      

März 2018: Vortrag über das jüdische Leben in Neuwied    
Artikel im nr-kurier vom 25. März 2018: "Zeugnisse jüdischen Lebens und Leidens in Neuwied.  
Rolf Wüst, verantwortlich für das Projekt 'Stolpersteine' im Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied, hielt im voll besetzten 'Café Auszeit' der Marktkirchengemeinde einen Vortrag über 'Zeugnisse jüdischen Lebens und Leidens in Neuwied'. In einer ausführlichen Einleitung untersuchte er das Verhältnis der Gesellschaft zum Judentum früher wie heute, das oftmals zwischen den Extremen Ablehnung und Hass einerseits und Idealisierung und übersteigerten Erwartungen andererseits oszilliert.
Neuwied.
Diesem Spannungsverhältnis setzte das Judentum bei allen Emanzipationsbemühungen das Bedürfnis nach Integration entgegen. Wüst äußerte Bewunderung für den unbeugsamen Überlebenswillen in der Zeit des Holocaust und die Bereitschaft Vieler, sich trotz allem später zur Versöhnung durchzuringen. Und er stellt fest: Das Böse ist allgegenwärtig, alltäglich, bereit in jeder Gesellschaft, in jedem Menschen unter bestimmten Umständen hervorzubrechen. Es müsse ständig und willentlich von jedem einzelnen in Schach gehalten werden. Gestützt auf exemplarische Quellen spannte Wüst den Bogen von den Anfängen der jüdischen Gemeinde bis zur Nachkriegszeit 1948. Aus seiner ersten Quelle, einem Bericht von Julius Geisel 1928 wird deutlich, dass Graf Johann Friedrich Alexander zu Wied nicht nur hehre Ziele mit der Stadtgründung verfolgte, sondern dass die jüdische Gemeinde gute Gründe hatte, sich dem Einfluss und finanziellen Zugriff des Grafen so lange wie irgend möglich zu entziehen. So erklärt sich die lange 'Bauzeit' von acht Jahren, die mit der Ergebenheitsadresse des Rabbiners Lazarus Salomon zur Einweihung 1748 ihren versöhnlichen Abschluss fand. In der Predigt des Rabbiners Daniel Einstein zur Wiedereinweihung der Synagoge nach dem verheerenden Hochwasser des Winters 1883 wird dessen Genugtuung deutlich, dass die ganze Stadt in der schweren Zeit zusammenstand, aber auch seine Sorge, es könne den Juden eine Zeit der Intoleranz und Verfolgung bevorstehen. Aus einer liebevollen Beschreibung der Synagoge in einem Brief von Günter Ransenberg, des einzigen Überlebenden der Familie des letzten Rabbiners, wird das Selbstverständnis der damaligen Gemeinde deutlich, aber auch der Schmerz über den tiefen Verlust durch die Shoa.
Als erste Opferfamilie behandelt Wüst die Kaufmannsfamilie Fritz Cremer, seiner Frau Caroline Thea und der beiden Kinder Philipp Walter und Rosemarie Susanna. Nachdem Geschäft und Wohnung in der Pogromnacht demoliert und der Vater nach einer Haft in Dachau freigekauft worden war, gelang der Familie nach und nach die Flucht in die Niederlande. 1942 wurden sie für zwei Jahre im Durchgangslager Westerbork interniert und von dort nach Theresienstadt, beziehungsweise Dachau deportiert. Vater und Sohn starben in Dachau, Mutter und Tochter wurden von den Russen befreit und konnten nach großen Schwierigkeiten in die USA auswandern. Auf Grund eines Briefes von Julius Meyer an den Schriftsteller Friedrich Wolf sind wir über das Schicksal der Schaustellerfamilie Meyer hervorragend informiert. Unter größten Entbehrungen und ständig auf der Flucht gelang es ihnen zunächst, dem Unheil zu entkommen. Julius Meyer schildert ausführlich das schreckliche Leben der Familie in den 30er Jahren. Die Eltern wurden im Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo die Mutter bald starb; der Vater wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Von der ganzen Familie überlebte nur Julius, der nach dem Krieg erfolglos versuchte, eine neue jüdische Gemeinde in Neuwied zu gründen. Bei Gedenkveranstaltungen auf dem jüdischen Friedhof in Niederbieber 1947 und 1948 blickt er zunächst voller Wehmut, dann in tiefer Verbitterung auf die schwere Zeit und in eine traurige Zukunft. Er beklagt, dass Deutschland nichts gelernt habe. Mit dieser Mahnung, für eine mitmenschliche, tolerante Zukunft einzutreten, endete der Vortrag".  
Link zum Artikel      
 
November 2018: Projekt zur Erinnerungsarbeit am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Neuwied 
Artikel in "Blick-aktuell" vom 5. November 2018: "Projekt am Werner-Heisenberg-Gymnasium. 'Unsere jüdischen Nachbarn'
Neuwied.
Zur Vorbereitung der Gedenkstunde am 'Jüdischen Mahnmal' in der Synagogengasse in Neuwied am Freitag, 9. November, haben sich die evangelischen Religionsgruppen der Klassenstufe zehn in den letzten Wochen mit jüdischen Mitbürgern in unserer Straße beschäftigt – unsere Nachbarn in der Engerser Landstraße 61. Die Lehrer Johannes Meigen und Jörg Eckert begleiteten das Unterrichtsprojekt. Die Datenbank www.stolpersteine-neuwied.de  half bei der Recherche. Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums werden im Rahmen der Gedenkstunde zur Reichspogromnacht ihre Ergebnisse vortragen, die hier abgedruckt werden. Die Familien Strauss und Weinberg lebten in Sichtweite der Werner-Heisenberg-Gymnasiums. An ihrem Haus finden sich heute fünf Stolpersteine. Von diesen Familien und den Überlebenden wird berichtet:
Nachbar Oskar Strauss lebte in der Engerser Landstraße. Er wurde am 6. Januar 1895 in Rödingen bei Jülich geboren. Edith und Oskar heirateten und bekamen dann im Jahre 1924 ihren gemeinsamen Sohn Jürgen. Nachdem sie nach Neuwied gezogen waren, wurde er als Geschäftsführer des Kaufhauses ERWEGE eingestellt. Als dieses 1938 verkauft wurde, zogen sie am 2. November nach Rheindahlen bei Mönchengladbach. Schon zu dieser Zeit plante Oskar auszuwandern und beantragte deswegen Reisepässe. Auf Grund seiner Verdienste im Krieg fühlte er sich aber als anerkannter Deutscher und beschloss doch in Deutschland zu bleiben. Aber er und seine Frau wurden am 22. April 1942 in das KZ Izbica deportiert und wahrscheinlich dort getötet.
In direkter Nachbarschaft der Schule lebte Edith Strauss. Edith Strauss, mit Geburtsnamen Marcus, wurde am 28. Juni1899 in Wohnheim bei Dortmund geboren. Edith arbeitete als Näherin. Sie heiratete Oskar Strauss, mit dem Sie später ein Kind bekam. Am 22. April 1942 wurde sie und Oskar ins Konzentrationslager Izbica deportiert, wo auch sie höchstwahrscheinlich grausam ermordet wurden. Jürgen Strauss wurde am 25. August 1924 als Sohn von Edith und Oskar Strauss in Euskirchen geboren. Er ging in Köln auf eine jüdische Schule, da reguläre Schulen keine Juden mehr aufnahmen. Er zog mit 15 Jahren zu seinen Großeltern nach Dortmund. Doch er blieb nicht lange und reiste auf Rat des Onkels mit einem Schülervisum nach Großbritannien. Dort lebte er in Belfast bei der Familie Couts, die eine Farm besaßen. Er lernte seine zukünftige Frau Phyllis Hunter kennen. 1948 zog er in die USA, wo er während des Koreakriegs der US-Armee diente.
Moritz Weinberg wurde am 29. September 1888 in Westfalen geboren. Ab 1907 studierte er Jura, promovierte, und wurde Rechtsanwalt und nach dem 1. Weltkrieg Richter in Essen. Während des 1. Weltkrieges war er Oberleutnant und erhielt nach Kriegsende einen bayerischen Militär-Verdienstorden. 1924 heiratete Dr. Weinberg seine Frau Mathilde und zog in die Engerser Landstraße 61. Das Paar hatte zwei Kinder, Rolf, geboren 1925, und Maria, geboren 1929. Am 18.Juni 1943 wurden Moritz Weinberg, seine Frau und seine Tochter nach Theresienstadt deportiert und von dort ein Jahr später nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Mit Moritz Weinberg war Mathilde Weinberg, geboren am 14. August 1902, verheiratet. Sie wohnte hier in Neuwied im gleichen Haus wie Familie Strauss. Mit gerade 42 Jahren wurde sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter ins KZ Theresienstadt deportiert. Über ein Jahr später wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo sie schließlich ermordet wurden. Nur ihr Sohn Rolf überlebte die Schoah. Maria Luise Weinberg wurde im September 1929 in Köln geboren und war die Tochter von Mathilde und Moritz Weinberg. Im Alter von neun Jahren schickten ihre Eltern sie zu ihrem Schutz in die Niederlande, was der Anfang einer fast zwei Jahre langen Odyssee war. Weil sie Heimweh hatte, kehrte sie zwei Jahre später in das für Juden schon sehr unsichere Neuwied zu ihren Eltern zurück. Mit 13 Jahren wurde sie mit ihrer Familie in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie erneut von ihren Eltern getrennt wurde. Dort erkrankte Maria Luise und wurde in die Krankenstation eingeliefert. Ihr Vater nutzte seinen Einfluss, damit sie dort länger bleiben konnte, da es dort eine bessere Versorgung gab. Unglücklicherweise gab es in dieser Zeit einen Befehl, alle Patienten nach Auschwitz zu deportieren. So wurde Maria Luise Weinberg 1944 zusammen mit ihren Eltern ins KZ Auschwitz gebracht, wo sie kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurde.
Gedenken am Jüdischen Mahnmal in der Synagogengasse, Freitag, 9. November, um 11 Uhr; Mitwirkende: Jan Einig, Oberbürgermeister der Stadt Neuwied; Kantor Dr. Jürgen Ries, Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein e. V.; Werner Zupp, Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied e. V. und Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Neuwied."
Link zum Artikel  

     
      

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Stadt Neuwied  
bulletWebsite des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied 
bulletWebsite des Stolperstein-Projektes Neuwied    
bulletÜbersicht zu den in Neuwied und Umgebung verlegten "Stolpersteinen":  http://wiki-de.genealogy.net/Neuwied/Synagoge_und_Stolpersteine  
bulletWebsite der Jüdischen Gemeinde Neuwied Mittelrhein e.V.  
bulletWebsite (Blog) von Dennis Aron mit Dokumenten und Informationen zur jüdischen Geschichte Neuwied:   http://dennisaron.blogspot.de/2015/07/documents-from-jewish-community-of.html  
(in englischer Sprache: Documents from the Jewish Community of Neuwied, Germany)   
bulletWebsite Kultur.Landschaft.Digital zur Synagoge Neuwied:  https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245651      

Literatur:  

bulletNeuwied Synagoge 254.jpg (58777 Byte)Franz Regnery: Jüdische Gemeinde Neuwied. Geschichte in Bildern und Dokumenten. Zeichen und Zeugen von damals und heute. Hg. vom Deutsch-Israelitischen Freundeskreis Neuwied. 1988 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 287-288 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletToni Dasbach: Auch ich war ein Kind dieser Zeit. Kindheits- und Jugenderinnerungen eines Neuwieders. Bearbeitet von Rolf Wüst. 2005. 
bulletGerd Anhäuser: Orte und Spuren: Jüdisches Neuwied. Hrsg.: Deutsch-Israelischer Freundeskreis Neuwied e.V. Verlag Medien und Dialog Klaus Schubert. Haigerloch 2003. 
Eingestellt als pdf-Datei siehe http://www.stolpersteine-neuwied.de/index.php/literatur    
bulletDeutsch-Israelitischer Freundeskreis Neuwied e.V. Stolpersteine in Neuwied. Broschüre zur Ausstellung. Eingestellt als pdf-Datei siehe http://www.stolpersteine-neuwied.de/index.php/literatur  
Direkt auch hier downloadbar: Stolpersteine in Neuwied - Erinnern für die Zukunft. Neuwied - Heddesdorf - Irlich - Feldkirchen - Segendorf - Niederbieber - Oberbieber - Gladbach - Heimbach-Weiss - Engers.  Erschien 2014.    

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Neuwied  Rhineland. Jews arrived in 1661. From 1691 to 1748, Moses Abraham Wolf served the local count as a Court Jew. Under the count, Jews were accorded freedom of trade and worship. A synagogue was consecrated in 1748 and the private Jewish school opened in 1818 moved to the enlarged and renovated synagogue in 1844. Liberal tendencies were seen in the community already about 1810 when most women ceased to use the mikve. Later in the century, a mixed choir and organ were introduced into the synagogue. The Jewish population grew to 210 in 1817 and 400 in 1843, remaining at around that level until Worldwar I though dropping from 5 % to 2 % of the total. In 1864, Neuwied became the seat of a regional congregation, which included the communities of Heddesdorf, Irlich, Oberbieber and Dierdorf. Most Jews engaged in trade, and in the Weimar period, over half the textile businesses and butcher shops in the city belonged to Jews. The livestock trade was entirely in Jewish hands and Jews also ran four insurance agencies, an x-ray institute, and a lottery. In 1933, the Jewish population was 281. Under the Nuremberg Laws of 1935, about 50 more who had converted were defined as Jews. In Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was blown up, its contents being burned outside; Jewish homes and stores were destroyed; and Jews were brutally beaten. By May 1939, 111 Jews were registered in Neuwied. In all, 194 Jews perished in the camps, including 45 in Auschwitz, 27 in Theresienstadt ghetto, 21 in Izbica and 16 in the Minsk ghetto.  
         
          

                   
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Stand: 18. Mai 2020