Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Niederkirchen (Westpfalz) (VG Otterberg, Kreis Kaiserslautern) 
mit Relsberg (VG Wolfstein, Kreis Kusel)
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                   
   
In Niederkirchen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück, doch werden bereits in einer Einwohnerliste von 1696 zwei Juden am Ort genannt. 1769 gab es fünf jüdische Familien in Niederkirchen. 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 48 jüdische Einwohner (15,6 % der Gesamteinwohnerschaft), 1808 64 (in 13 Familien), 1825 79 (15,9 %), 1848 112 (in 22 Familien), 1859 22 Familien, 1875 80 jüdische Einwohner, 1900 58.   
    
1809/10 werden die folgenden jüdischen Haushaltsvorstände in Niederkirchen genannt: Abraham Dalsheimer (Händler), David Heymann (Händler), Marx Heymann (Händler), Joseph Neu I (Händler), Joseph Neu II, Gabriel Weltz (Kleinhändler), Michel Weltz (Kleinhändler).  

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (im Synagogengebäude s.u.; die Schule wurde vor 1907 aufgelöst), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - bis 1918 - ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Ab 1837 war als einer der ersten jüdischen Lehrer am Ort M. Salomon. Unter den letzten Lehrern war Salomon Waldbott. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Kaiserslautern.   
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 25 Personen gehörten (3,2 % von insgesamt etwa 800 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Elias Herz, Emanuel Berg und Sylvain Levy.   

1933 lebten noch 19 jüdische Personen in Niederkirchen.
In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1936 wurden jedoch noch 21 jüdische Bewohner festgestellt, 1937 18 und 1938 13. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Im Oktober 1940 wurde ein jüdischer Einwohner (Samuel Forst) in das KZ Gurs in Südfrankreich deportiert; 1942 ist die letzte jüdische Einwohnerin deportiert worden. 
 
I
m Anhang eine Übersicht über die jüdische Bevölkerungsentwicklung von 1930 bis 1945 im Landkreis Kusel mit Nennung von vier Personen aus Helfersweiler/Relsberg: Karl Herz (geb. 1889) und Henriette Herz geb. Felsenthal (geb. 1892) sowie Lieselotte Herz (1921) und Ilse Herz (1924) (Mitteilung von 1962 an den Internationalen Suchdienst in Arolsen; pdf-Datei)
  
Von den in Niederkirchen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Gustav Erich Felsenthal (1874), Samuel Forst (1871), Ida Fränkel geb. Dalsheimer (1865), Karoline Fränkel (1870), Ernst Heimann (1897), Berta Herz geb. Rosenberg (1866), Karl Herz (1889), Melanie Loeser geb. Waldbott (1876), Antonie Therese Neuberger geb. Mayer (1891), Josef Ney (1863), Ludwig Strauß (1855), Leo Waldbott (1875).   
  
Aus Relsberg sind umgekommen: Henriette Herz geb. Felsenthal (1892), Karl Herz (geb. 1889 in Niederkirchen, wohnte später in Relsberg).  
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule    
Nennung von Lehrer M. Salomon in Niederkirchen (1841)
     

Artikel in "Israelitische Annalen" vom 15. Januar 1841: "Rabbinatsbezirk Kaiserslautern
1) Winnweiler, J. Strauss 7. März 1830.
2) Alsenz, B. Weinschenk, 28. August 1830.
3) Odenbach, Is. C. Kampe, 16. Februar 1831.
4) Otterberg, J. Lehmann, 11. Juni 1831 (Nach dessen Versetzung J. Asser, jetzt gestorben, und an dessen Stelle jetzt Mandel.) 
5) Steinbach, S. Frenkel, 11. August 1831.
6) Münchweiler, J. Strauß, 15. Januar 1832.
7) Kirchheimbolanden, Adler, 28. Juli 1832 (an dessen Stelle später der ebenfalls wackere Jakob Sulzbacher).
8) Kaiserslautern, A. Kahn, 23. Mai 1833 (später Walz).
9) Hochspeyer, H. Rothschild, 4. August 1833 (später in Niederhochstadt und jene Stelle ist noch unbesetzt).
10) Gauersheim, B. Feistmann, 30. Dezember 1834 (gestorben)
11) Börrstadt, Jos. Abr. Blum, 20. Februar 1836 (versetzt nach Hagenbach, und hier B. Alexander).
12) Rockenhausen, M. Eigner, 28. Oktober 1837.
13) Niederkirchen, M. Salomon, 11. Oktober 1837. 
14) Marienthal, Isaac Lob, 18. März 1838 (später J. Frank, pensioniert unterm 23. August 1838, für ihn S. Wolff)."   

    
Die Schulstelle in Niederkirchen wurde aufgelöst (Bericht 1907)    

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 13. Juni 1907:  "Bericht über die 9. Jahresversammlung der Freien Vereinigung israelitischer Lehrer und Kantoren der Pfalz. Die diesjährige Versammlung, welche am 9. Mai in Landau stattfand, war sehr gut besucht. Von 42 Mitgliedern waren 31 anwesend. Diese erfreuliche, rege Anteilnahme darf wohl zurückgeführt werden auf die reichhaltige Tagesordnung, welche diesmal lediglich pfälzische Schul- und Anstellungsverhältnisse, sowie Verbandsangelegenheiten zur Beratung stellte... 
Zu Punkt 2A der Tagesordnung: 'Über pfälzische Schul- und Anstellungsverhältnisse', hatte an Stelle des erkrankten Kollegen Nakler - Kaiserslautern der stets hilfsbereite Kollege Rosenwald - Steinbach das Referat übernommen. Referent ist der Meinung, dass für die Erhaltung von Stellen nicht in dem Maße gearbeitet wurde, wie man hätte erwarten sollen. Die Stelle in Niederkirchen ist aufgelöst worden, jene in Haßloch und Venningen müssen erhalten werden. Die Gemeinde in Venningen beabsichtigt nämlich die Auflösung der Schulstelle, wenn deren Inhaber zum Militär einberufen wird. Betreffs des Falles 'Kaiserslautern' verwies Referent auf seine Ausführungen im Verbandsorgan. Das Ministerium muss unbedingt von der Notlage der jüdischen Lehrer der Pfalz Kenntnis bekommen. Die Fachpresse muss diese Angelegenheit zur Erörterung bringen und der Bayerische Lehrerverein muss hierzu Stellung nehmen..."     

   
    
    
Zur Geschichte der Synagoge  
              
     
Zunächst war ein Betraum vorhanden. 1842/43 konnte die jüdische Gemeinde eine 1833 von Michael Göttel erbaute Scheune erwerben. Diese wurde zwischen 1852 und 1858 zu einer Synagoge mit Schule und Lehrerwohnung umgebaut. Bis 1918 wohnte der jeweilige Lehrer in der Wohnung. Danach konnte die Gemeinde keinen eigenen Lehrer mehr anstellen, sodass die Wohnung im Synagogengebäude an andere Gemeindeglieder vermietet werden konnte. Bei der Synagoge handelte es sich um ein 13,20 m x 10 m großes repräsentatives Gebäude. Charakteristisch waren die Hufeisenbögen an Fenstern und Eingangsportal. Im Giebel über dem Eingang war ein Zwillingsfenster. Im Betsaal hatte es 90 Plätze für Männer; auf der Empore 50 für Frauen. 
      
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Beim Brand wurde auch das Reisegepäck von Bella Mayer zerstört, die vorübergehend in der Synagoge wohnte, während sie sich an diesem Tag auf dem amerikanischen Konsulat in Stuttgart aufhielt, um die Ausreisepapiere abzuholen. Die Brandruine wurde wenig später abgebrochen. Das Grundstück der Synagoge wurde 1949 an die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz rückübertragen und von diese 1961 an einen Landwirt verkauft. Diese erstellte auf dem Grundstück einen großen Stall.  
  
  
Adresse/Standort der Synagoge            Talstraße 15 (früher: Haus Nr. 38)   
  
  
Fotos
(Quelle: obere Reihe links Weber s.Lit. S. 129; andere Abbildungen: Landesamt s.Lit. S. 290-291)

Historische Ansichten Niederkirchen Synagoge 120.jpg (58859 Byte) Niederkirchen Synagoge 123.jpg (53276 Byte)
Die Synagoge links im 
Vordergrund vor 1938
Die Synagoge um 1930 
(Ausschnitt aus einer Ortsansicht)
     
Rekonstruktionen   Niederkirchen Synagoge 121.jpg (24081 Byte) Niederkirchen Synagoge 122.jpg (32786 Byte)
  Seitenansicht Synagoge von Westen 
mit Eingangsbereich
 
      

   
    
Links und Literatur

Links:  

bullet

Website der VG Otterberg   

Literatur:  

bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletKarl Bäcker: Die Juden in Niederkirchen. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern. 1991. S. 36-39. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 146-147.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 291-292 (mit weiteren Literaturangaben).  

       
  n.e.        

                   
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Stand: 30. Juni 2020