Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz" 
Zur Übersicht "Synagogen im Kreis Alzey-Worms"       
   
 

Nieder-Saulheim mit Ober-Saulheim (Gemeinde Saulheim, Kreis Alzey-Worms) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Anzeigen von Gewerbebetrieben und zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)             
   
In Nieder-Saulheim bestand eine jüdische Gemeinde von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis um 1920. Bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (erste Erwähnung 1555) lebten jüdische Personen am Ort.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1804 lebten 42 jüdische Personen in Nieder-Saulheim 1824 58, 1830 53; 1848 wurden 14 jüdische Familien gezählt, 1855 zusammen 70 Personen, 1861 71. Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück, sodass 1892 noch 55 (in 13 Familien), 1897 53 (in 13 Familien) und 1905 nur noch 41 jüdische Einwohner am Ort waren. Auch in Ober-Saulheim lebten jüdische Personen, die zur Gemeinde in Nieder-Saulheim gehörten: 1824 7, 1861 18, 1900 sechs. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Im 19. Jahrhundert war zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde vermutlich zeitweise ein eigener Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Als die Zahl der jüdischen Einwohner zurückging, wurden die jüdischen Kinder durch auswärtige Lehrer unterrichtet. 1892/93 gab es zehn schulpflichtige Kinder in der Gemeinde, die durch Lehrer Jacob aus Schornsheim unterrichtet wurden. 1895 gab es neun schulpflichtige Kinder, die nun durch Lehrer Levin aus Schornsheim unterrichtet wurden und 1897 vier Kinder, nun unterrichtet durch Lehrer D. Freytag aus Schornsheim. 1928 wurden die Kinder in Niedersaulheim (wie auch diejenigen aus Wallertheim mit Vendersheim, Wörrstadt, Sprendlingen, Bodenheim, Essenheim, Hahnheim, Nieder- und Ober-Olm, Weisenau, Gonsenheim und Mombach) durch Lehrer Rosenberg aus Mainz unterrichtet (Angabe im Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens 5.1928 S. 6).
  
Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Alzey.   
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892 G. Mayer, M. Herzog und H. Vogel; um 1895/1897 G. Mayer, H. Vogel und M. Nachmann    
      
Um 1924, als zur Gemeinde noch etwa 40 Personen gehörten (1,9 % von insgesamt etwa 2.200 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Leopold Herzog und L. Schwarz. Weiterhin gehörten die in Ober-Saulheim lebenden (1924 10, 1932 drei) jüdische Personen zur Gemeinde in Nieder-Saulheim.  
    
Um 1930 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst. Seitdem gehörten die am Ort noch lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Nieder-Olm.   
  
1933 lebten noch 29 jüdische Personen in Nieder-Saulheim. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch zehn jüdische Familien mit 21 Personen gezählt (eine Person - Hermann Wolf - in Ober-Saulheim).  
  
Von den in Nieder-Saulheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Apollonia Bär geb. Nachmann (1882), Markus Bär (1921), Emma Klein (1882), Selma Löwenstein geb. Vogel (1891), Ludwig Nachmann (1893), Sofie Nachmann (1891), Irma Schwarz (1900), August Vogel (1875), Ferdinand Vogel (1885), Josef Julius Vogel (1876), Paula Vogel (1881).  
 
Annmerkung: Hinweis auf die "Namensliste über Abmeldungen von Juden laut unserem Melderegister" (pdf-Datei der an den International Tracing Service von der Gemeindeverwaltung Nieder-Saulheim am 4. April 1962 mitgeteilten Liste mit 23 Namen aus Nieder-Saulheim.  
  
Am Rathaus der Gemeinde befindet sich eine Gedenktafel für die ehemaligen jüdischen Einwohner des Ortes.  
   
   
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule       
 
70. Geburtstag von Lehrer Markus Kahn (unterrichtete von Schornsheim aus zeitweise in Nieder-Saulheim; 1931) 
Anmerkung: Markus Kahn ist am 18. Januar 1861 in Westerburg geboren, besuchte 1874 bis 1876 die Präparandenschule in Höchberg, dann bis 1879 das israelitische Lehrerseminar in Würzburg. Nach Abschluss der Ausbildung war er von 1879 bis 1882 Lehrer in Schornsheim (mit Niedersaulheim und Udenheim), 1882 Lehrer in Flonheim, anschließend Lehrer in Rimbach, dann Külsheim; von 1899 bis 1911 Lehrer in Bernkastel, und von 1911 bis 1931 Lehrer in Hechtsheim.     

Artikel im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Religionsgemeinden in Hessen" Nr. 1 1931: "Hechtsheim (in Rheinhessen). Am 18. Januar 1931 kann Herr Lehrer M. Kahn, der seit 20 Jahren in der hiesigen Gemeinde als Lehrer, Vorbeter und Schochet tätig ist, seinen 70. Geburtstag feiern. Herr Kahn ist am 18. Januar 1861 in Westerburg, Provinz Hessen Nassau, geboren, fand als dreizehnjähriger Jüngling Aufnahme in der israelitischen Präparandenschule zu Höchberg bei Würzburg und trat nach zweieinhalbjähriger Vorbildung in dieser Präparandie in das Israelitische Lehrerseminar in Würzburg ein. Als er im Jahre 1879 diese Lehrerbildungsanstalt verließ, fand er sofort Anstellung in der damals starken israelitischen Gemeinde Schornsheim, Rabbinatsbezirk Alzey. Von hier aus erteilte er auch den Religionsunterricht in Nieder-Saulheim und Udenheim. Nach drei Jahren siedelte er nach Flonheim bei Alzey über und fand dann eine umfangreiche Tätigkeit in Rimbach im Odenwald. Nach sechsjähriger Tätigkeit in dieser Gemeinde fand er eine Anstellung in Külsheim, Rabbinat Mosbach in Baden. Nach einer weiteren Amtstätigkeit von zwölfeinhalb Jahren in Bernkastel an der Mosel wurde Herr Kahn, wie oben erwähnt nach Hechtsheim berufen. Neben seinen Hechtsheimer Obliegenheiten versieht Herr Kahn auch die Unterrichts- und Schächter-Tätigkeit in Ebersheim-Harxheim, Hahnheim, Bodenheim, Undenheim und Schornsheim. Seit über 50 Jahren ist so Herr Lehrer Kahn im Dienste jüdische Gemeinden tätig, hat hunderte von jüdischen Kindern in den Lehren des Judentums unterwiesen, hat manche Gemeinde als Sch'liach Zibbur (Vorbeter) im Gebet vereint und als gewissenhafter Schächter der Erfüllung dieser heiligen Aufgabe gedient. Er hat sich in seinen alten Tagen auch noch unserem Landesverband der israelitischen Religionsgemeinen Hessens zur Verfügung gestellt und hat die beschwerlichsten Wege in Nachbargemeinden zwecks Ausübung seiner Berufstätigkeit nicht gescheut. Wir sprechen Herrn Kahn unsere Glückwünsche zu seinem Jubeltage aus und wünschen ihm in Gesundheit und weiterer rüstiger Schaffenskraft: ad meoh weesrimm schonoh." (= alles Gute bis 120 Jahre).    

 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Ergebnisse von Spendensammlungen in der Gemeinde (1865/1868)
    
Anmerkung: I jüdischen Gemeinden wurde regelmäßig für die unterschiedlichsten Zwecke gesammelt. Die Ergebnisse wurden in jüdischen Periodika bekannt gegeben.

Mitteilung in "Der Israelit" vom 4. Oktober 1865: "Von der Gemeinde Niedersaulheim: Leopold Vogel, 36 kr., Georg Herzog 30 kr., Moses Vogel Witwe 18 kr., David Vogel, 24 kr., Moses Schwatz 36 kr., Arnold Mandel II. 24 kr., Marcus Mayer 18 kr., Lazarus Mayer 24 kr., Emanuel Hirsch 28 kr., Moritz Herzog 18 kr., zusammen 4 Gulden 16 kr."      
  
Mitteilung in "Der Israelit" vom 29. April 1868: "Durch den Vorstand der israelitischen Gemeinde in Niedersaulheim: Leopold Vogel 45 kr., Sara Vogel Witwe 15 kr., Joel Heidingsfelder 24 kr., Ungenannte 1 fl., Georg Herzog 24 kr., Lazarus Mayer 24 kr., Emanuel Hirsch 24 kr., Frau Feibel 12 kr., A. Mandel 24 kr., Jacob Mauer 24 k., Gebrüder Vogel 24 kr., zusammen 5 fl."   

   
 Bei einem israelitischen Festball wird ein Schwein geschlachtet, allerdings für die christlichen Gäste (1878) 

Artikel in "Der Israelit" vom 24. Dezember 1878: "Orb, 28. November. Der hier erscheinende Bezirksbote brachte in seinem Beiblatte in letzter Nummer folgende Notiz: Ben Akiba dürfte mit seinem ewigen 'Alles schon dagewesen' doch nicht durchweg Recht haben. In Nieder-Saulheim (Rheinhessen) wurde am 14. Oktober in einem Gasthof ein israelitischer Festball abgehalten, auf welcher Veranlassung der Wirth, wie er bekannt machte - ein fettes Schwein schlachtete. (Das Schwein war wohl für die christlichen Gäste geschlachtet. In Nieder-Saulheim und Umgegend gibt es wohl nur wenige Juden, die sich so flagranter Gesetzesübertretung schuldig machen wurden. - Red."   

    
Antijüdische Aktionen örtlicher Antisemiten (1881)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1881: "Nieder-Saulheim (Rheinhessen). Nachdem vor etlicher Zeit einem hiesigen Israeliten eine Anzahl Bogreben von boshafter Hand abgeschnitten worden waren, wird uns heute die verbürgte Mitteilung, dass einem anderen ein großes Stück Roggenfeld total ruiniert worden sei. Im benachbarten Stadecken hat man Anfangs dieser Woche den begüterten Israeliten Neumann und Haas ihre Weinberge total ruiniert. Der Sohn des Ersteren ist in Folge der Judenhetze von hier weggezogen. ebenso berichtet man unterm 30. dieses Monats aus Alzey: Vergangene Nacht wurden die Reben von drei Viertel Morgen Wingert vor Gemärk, hiesiger Gemarkung, dem Simon Strauß gehörig, abgeschnitten. Jeder vernünftige Mensch verurteilt diese Bubenstreiche aufs Schärfste und wünscht nur, dass die Verüber dieser Rohheiten zur verdienten strengen Bestrafung gezogen werden könnten."     

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
Zum Tod von Siegmund Vogel (geb. in Nieder-Saulheim, gest. 1924 in Mainz)      
Anmerkung: Siegmund Vogel war Mitglied der Israelitischen Religionsgesellschaft, genoss aber "in beiden Gemeinden" - also sowohl in der liberalen wie in der orthodoxen Gemeinde in Mainz - dasselbe hohe Ansehen, zumal die Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) für beide Gemeinden tätig war.

Artikel in "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Mainz, 9. November. In der vergangenen Woche hatte die hiesige israelitische Religionsgesellschaft den Verlust eines Mannes zu beklagen, der es wohl verdient, dass ihm in diesen Blättern einige Erinnerungsworte gewidmet werden. Herr Siegmund Vogel war nicht nur einer unserer ältesten, sondern auch eines unserer gutes für wichtigsten und beliebtesten Mitglieder. Schon in verhältnismäßig jungen Jahren aus seinem Heimatort Nieder-Saulheim bei Mainz hierhergezogen - weil er sich in Bezug auf das jüdische Leben dort selbst nicht beruhigt fühlte - verstand er es hier, ein Haus zu führen, das in jüdischer Beziehung geradezu vorbildlich genannt zu werden verdient. Dass er seine Söhne und Töchter zu strengen Jehudim erzog, kann nach dem Gesagten wohl als selbstverständlich vorausgesetzt werden, ebenso dass er alle Institutionen unserer Kehillah (Gemeinde) stets auf das reichlichste förderte, sowie keinen Schiur (Toralernstunde) unbesucht ließ. Seine hervorragendste Eigenschaft indessen war seine Betätigung in der Chewra kaddischah. Kaum in Mainz ansässig, widmete er - obschon als Chef einem großen Hause vorstehend - einen großen Teil seiner Kräfte diesem wahrhaft edlen Liebeswerke. Er hätte sich wohl rühmen können - wenn das in seiner Art gelegen hätte  - dass in Mainz seit 24 Jahren fast kein Leichenbegängnis stattgefunden hat - hier in Mainz für sieht unsere Chevra den Dienst für beide Gemeinden - an dem er nicht teilgenommen hätte. Als in hohem Alter ein Beinleiden ihn belästigte, fuhr er in seinem Wagen, nur dass ihm diese große Mizwah (religiöses Gebot) nicht entgehe. Und so wie er hier einen staunenswerten Eifer entfaltet, so lag ihm auch die treue Erfüllung der anderen Betätigungen, die das Gemilas chesed schel Emes (Wohltätigkeit) erfordert, am Herzen. Wie manche Nacht opferte er am Lager der Sterbenden, bei der Fertigung der Araunaus (Särge). So konnte denn mit Recht, als wir vor einigen Jahren seinen 80. Geburtstag feierlich begingen, der Festredner das Gleichnis Rabbi Nachmans anwenden, dass dieser Rabbi Jizchak sagte, als sie zusammen gespeist hatten: Baum, Baum, womit soll ich segnen? Mögen alle deine Nachkommen dir gleich werden! Vorbildlich wie sein ganzes Leben ist auch sein Scheiden von dieser Welt gewesen. Rechtzeitig hat er sich die Mitglieder der heiligen Genossenschaft bestellt, jeden einzelnen begrüßte er auf das innigste und dann sprach er die Schemos mit einer Inbrunst und einer Hingebung, die auf die um das Sterbelager Stehenden gerade zu erschütternd wirkte. Vorher hatte er von seinen Kindern, Enkeln, einem Urenkel rührenden Abschied genommen. Dann hauchte er seine reine Seele aus. Dass seine Beerdigung sich zu einer eindrucksvollen Trauerkundgebung gestaltete, bedarf wohl kaum mehr gesagt zu werden. Beide Gemeinden nahmen den regsten Anteil. In einer aus tiefstem Herzen kommenden, glanzvollen Rede feiert Rabbiner Dr. Bondi den Heimgegangenen, den er mit großen Männern unseres Volkes verglich. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
    
Anzeigen zu Gewerbebetrieben und zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Verlobungsanzeige von Emmy Herzog und Emanuel Vorchheimer (1929)    
Anmerkung: Emanuel Vorchheimer ist am 7. September 1891 in Thüngen als Sohn von Viktor Vorchheimer und der Adelheid geb. Krämer geboren. Die Familie lebte ab 1911 in Würzburg. Emanuel war Teilhaber im elterlichen Weingeschäft (Versand- und Großhandel) und Kriegsteilnehmer im Weltkrieg 1914-1918. Er heiratete 1929 Emmy geb. Herzog aus Nieder-Saulheim, doch wurde die Ehe 1931 für nichtig erklärt. Emanuel Vorchheimer emigrierte im Oktober 1934 nach Palästina (Tel Aviv). In den 1950er- und 1960er-Jahren lebte er längere Zeit im Jüdischen Altersheim in Würzburg und in München, später in einem Altersheim in Kfar Shmaryahu in Israel, wo er am 12. April 1968 gestorben ist. Quelle: Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken. Emmy geb. Herzog, die am 31. Juni 1906 in Nieder-Saulheim geboren ist, heiratete 1935 in zweiter Ehe Otto Rothschild aus Rüdesheim, mit dem sie im Mai 1940 über London nach New York emigriert ist. Sohn Frederick Rothschild ist 1936 noch in Deutschland geboren. Quelle: ebd.   

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 3. Januar 1929: "Statt Karten! 
Emmy Herzog   -   Emanuel Vorchheimer
 
Verlobte  
Nieder-Saulheim bei Mainz   -  Würzburg Schillerstr. 6."     

   
Verlobungsanzeige von Hanna Nachmann und Richard Vogel (1933)     
Anmerkung: Richard Vogel ist am 7. Juli 1905 in Niedersaulheim geboren. Seine Frau Hanna (Johanna geb. Nachmann) ist am 6. Juli 1907 geboren. Beide verzogen am 22. November 1938 nach Frankfurt.

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. Dezember 1933:
"Hanna Nachmann  -  Richard Vogel  
Verlobte  
Langenlonsheim (Nahe)  -  Nieder-Saulheim bei Mainz    den 25. Dezember 1933."    

  
 Todesanzeige für Auguste Vogel geb. Fürth  (1935)    

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 20. Juni 1935: "Für die überaus vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem Hinscheiden unserer geliebten Gattin Mutter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau
Auguste Vogel geb. Fürth
sagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten nur auf diesem Wege unseren herzlichsten Dank.
Im Namen der tief trauernden Hinterbliebenen:
Josef Vogel    Alfred Vogel   
Nieder-Saulheim,
Rheinhessen, den 18. Juni 1935."    

   
Geburtsanzeige für Ellen Eva Vogel, Tochter von Richard Vogel und Hanna geb. Nachmann (1936)  
Anmerkung: genealogische Informationen über https://www.geni.com/people/Ellen-Vogel-Glass/2695465  Demnach hat Ellen Eva Vogel sich später verheiratet mit Philip Leonard Glass. Ihr Vater Richard Vogel ist am 7. Juli 1905 in Niedersaulheim geboren und am 15. Juli 1999 in Deerfield, Lake, Ill. US gestorben. Seine Frau Hanna geb. Nachmann ist am 8. Juli 1907 in Langenlonsheim geboren und ist am 14. August 1999 gleichfalls in Deerfield, Ill. US verstorben.   

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. März 1936: "Ellen, Eva.
Die Geburt eines kräftigen Mädels zeigen hocherfreut an 
Richard Vogel und Frau Hanna geb. Nachmann 
Nieder-Saulheim
 z.Zt. Israelitisches Krankenhaus, Mainz."      

  
Todesanzeige für Josef Mayer (gest. 1936)  

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 1. Oktober 1936: "Statt jeder besonderen Anzeige. Nach kurzer, schwerer Krankheit verschied am Jaum Kippur in Pisa mein innigstgeliebter, unvergesslicher Bruder, Schwager, unser lieber Onkel und Vetter, Herr
Josef Mayer aus Mailand  im Alter von 51 Jahren. 
In tiefer Trauer: Julius Vogel und Frau Recha geb. Mayer  
Niedersaulheim
bei Mainz, Bingen am Rhein, Florenz, September 1936."       

  
Zu Alfred Marx und Gerda Marx geb. Vogel (geb. 24. März 1907 in Nieder-Saulheim), die beide am 10. August 1933 in Nieder-Saulheim geheiratet haben, vgl. http://www.juden-in-weinheim.de/de/personen/m/marx-gerda.html.  
Zu Hermann Löwenstein (geb. 5. März 1881) und Selma Löwenstein geb. Vogel (geb. 12. März 1891 in Nieder-Saulheim), die beide nach ihrer Heirat zunächst in Esch, dann in Idstein lebten, siehe Erinnerungsblatt im "Aktiven Museum Spiegelgasse" in Wiesbaden: https://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Loewenstein-Hermann.pdf
  
  
Aus der NS-Zeit
(aus der Website der Evangelischen Kirchengemeinde siehe unten; zitiert in: 'Wo wir uns versammeln' von 1986 hrsg. von Gerd Keim und Dieter Stadler;  Quellenangabe der Briefe: Landesarchiv Speyer).
    
1. Eingabe des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens, Mainz, an das Kreisamt Oppenheim
Betr.: die Lebensmittelversorgung der Juden in Nieder-Saulheim  -  15. August 1939, Mainz gez. Unterschrift Vorsitzender 
'Die jüdische Bevölkerung von Nieder-Saulheim wird seit einigen Wochen nicht mehr mit Milch, Butter, Fleisch und den sonstigen notwendigsten Lebensmitteln versorgt. Die jüdische Gemeinde besteht noch aus sieben Familien mit insgesamt 20 Köpfen. Darunter befinden sich zwei Kinder im Alter von 2 und 9 Jahren, drei Greise im Alter von 80, 74 und 71 Jahren.
Da wir annehmen, dass die Ausschließung der jüdischen Bedarfsdeckung nicht gewollt sein kann und ohne Ihr Wissen und ihre Billigung erfolgt, bitten wir Sie, sich für die Behebung der Schwierigkeiten einzusetzen.'
 
2. Bericht des Bürgermeisters der Gemeinde Nieder-Saulheim an das Kreisamt Oppenheim  -  20. August 1939, Nieder-Saulheim
'Urschriftlich dem Kreisamt Oppenheim zurückgereicht mit der Bemerkung, dass ich nicht prüfen kann, ob die umstehenden Angaben richtig sind. Ich weiß sogar, dass hiesige Geschäfte tatsächlich noch Waren an Juden abgeben. Als Hoheitsträger und Ortgruppenleiter von Nieder-Saulheim habe ich meinen Parteigenossen verboten, in Geschäften Waren zu kaufen, die noch mit Juden Geschäfte machen bzw. an Juden Waren abgeben. Wenn die hiesigen Geschäftsleute sich weigern, Waren an Juden zu verkaufen, so kann ich dieselben nicht zwingen, dies noch zu tun. Jedenfalls habe ich als Bürgermeister kein Interesse daran, dass an die Juden keine Lebensmittel abgegeben werden. Meine Stellung als Ortsgruppenleiter ist selbstverständlich eindeutig. Ich kann keinem Parteigenossen zumuten, dass er in einem Geschäft z. B. Brot oder Fleisch einkauft und neben ihm steht ein Jude, der das Gleiche tut.'  
     
      

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Nieder-Saulheim
 geboren sind
 
 Nieder-Saulheim KK MZ Baer Apollonia.jpg (113563 Byte)  Nieder-Saulheim KK MZ Klein Emma.jpg (91288 Byte)  
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1942) für Apollonia Bär geb. Nachmann
 (geb. 15. März 1882 in Nieder-Saulheim), wohnhaft in Mainz, am
27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto
 Theresienstadt, wo sie am 21. Dezember 1942 umgekommen ist   
Kennkarte (ausgestellt in Main 1940) für Emma Klein 
(geb. 29. März 1882 in Nieder-Saulheim), Hausangestellte, wohnhaft in Mainz, 
am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto 
Theresienstadt, wo sie am 15. März 1943 umgekommen ist    
 
       
  Nieder-Saulheim KK MZ Vogel August.jpg (90164 Byte) Nieder-Saulheim KK MZ Vogel Josef.jpg (84910 Byte)  
  Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für August Vogel 
(geb. 5. Januar 1875 in Nieder-Saulheim), Weinhändler, wohnhaft in Mainz,
 in die Niederlande emigriert, am 16. Februar 1944 deportiert 
ab Westerbork in das KZ Bergen-Belsen, umgekommen    
Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Josef Vogel 
(geb. 13. Mai 1876 in Nieder-Saulheim), wohnhaft in Mainz, Alsheim und Bad Kreuznach, 
am 27. Juli 1942 deportiert ab Trier-Köln in das Ghetto Theresienstadt, am 
19. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka, ermordet  
 

   
   
    
Zur Geschichte der Synagoge                  
   
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. Eine Synagoge bestand seit 1850. Dafür hatten die am Ort lebenden jüdischen Familien seit 1841 Geld gesammelt. 1847/48 konnte man ein seitheriges Wohnhaus kaufen, das zu einem Bethaus umgebaut wurde. 1912 wurde das Gebäude renoviert. An Sylvester 1918 wurde die Synagoge durch das Einschlagen der Fenster geschändet. 
     
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge völlig zerstört. Am 17. März 1939 schrieb der Bürgermeister an den Landrat, dass die ehemalige Synagoge "nur noch ein Schutthaufen sei". Im Mai 1940 konnte das Landratsamt berichten, dass die Kosten für die Beseitigung der Reste des Bethauses aus jüdischen Geldern gedeckt worden seien.       
    
    
Adresse/Standort der Synagoge   Hintergasse       
   
   
Fotos
(Quelle: Ortsgemeinde Saulheim)  

Es sind noch keine historischen Fotos zur jüdischen Geschichte in Nieder-Saulheim vorhanden;
über Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.
 
     
Gedenktafel am 
Saulheimer Rathaus
Saulheim Gedenktafel 400.jpg (68219 Byte)
  Inschrift: "Wir gedenken der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und insbesondere
des Leidens und Sterbens unserer jüdischen Mitbürger. Die Ortsgemeinde Saulheim."  
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

August 2009: Jüdische Emigrantinnen aus Saulheim wollen ihre Heimat besuchen.  
Artikel von Thomas Ehlke vom 1. August 2009 in der "Allgemeinen Zeitung" (Artikel):  
Lange Reise zu den Wurzeln. 
SAULHEIM. FAMILIENGESCHICHTE Jüdische Emigrantinnen wollen rheinhessische Herkunft ergründen. 

Ellen V. Glass und Ruth V. Glick planen eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie. Das "V" steht dabei für Vogel - ihren Mädchennamen..."   
   
August 2009: In Nieder-Saulheim sollen "Stolperstein" verlegt werden  
Artikel vom 4. August 2009 in der "Allgemeinen Zeitung"  (Artikel)  : 
Saulheim. "Stolpersteine" zum Gedenken?  Emigranten- Familienschicksal bewegt Saulheimer. 
(wbu). Die Geschichte der jüdischen Emigrantinnen Ellen V. Glass und Ruth V. Glick, über die die AZ am Samstag berichtete, bewegt die Saulheimer..."   
   

     

  
Links und Literatur

Links 

bulletWebsite der VG Wörrstadt   
bulletSeite in der Website der Evangelischen Kirchengemeinde Nieder-Saulheim zur jüdischen Geschichte Nieder-Saulheim  https://www.evki-saulheim.de/eine-vergessene-religionsgemeinschaft.html  

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bd. II S. 142. 
bullet"...und dies ist die Pforte des Himmels" Synagogen - Rheinland-Pfalz. Saarland. Hg. vom Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem Synagogue Memorial Jerusalem. 2005. S. 333-334 (mit weiterer Lit.) 
bulletWolfhard Klein: Die Synagogen in Essenheim, Jugenheim, Nieder-Saulheim, Partenheim, Stadecken und Vendersheim. In: Mandelzweig (Hrsg.: Förderverein der Synagoge Weisenau) Nr. 2 - 2022. Eingestellt als pdf-Datei.     

   
    


 
   
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Nieder-Saulheim  Hesse.  Numbering 71 (4 % of the total) in 1861 and 29 in 1933, the community suffered under the Nazis and dispersed in November 1938.   
       
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge

                  

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020