Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Rheinbrohl (VG Bad Hönningen, Kreis Neuwied) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule  
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde sowie zu Persönlichkeiten 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
   
In Rheinbrohl bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht nach den vorliegenden Quellen mindestens in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück; der jüdische Friedhof wurden bereits im 17. Jahrhundert angelegt. 1697 werden in dem zum Erzbistum Trier gehörenden Rheinbrohl Juden am Ort genannt.      

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1822 26 jüdische Einwohner, 1858 43, 1862 45, 1895 19.  
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule in einem 1837 erstellten Gebäude, siehe unten, 1879 9 schulpflichtige jüdische Kinder am Ort) und ein Friedhof.   
 
1925 wurden 26 jüdische Einwohner gezählt, 1938 25. Bis zum Beginn der Deportationen konnte noch mehrere auswandern oder sind in andere Orte verzogen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Die letzten jüdischen Einwohner wurden im Juli 1942 deportiert.
  
Von den in Rheinbrohl geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Abraham Baer (1871), Katharina Baer geb. Mortje (1880), Moritz Baer (1873), Johanna Daniel geb. Wolff (1893), Josef Jonas (1876), Helene Levy geb. Bär (1870), Hermann Wolff (1890), Hertha M. Wolff geb. Abraham (1907), Johanna Wolff (1873), Leo Wolff (1889), Leo Wolff (1889), Mathilde Wolff geb. Steinberg (1896), Paula Wolff geb. Sommer (1891).    
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer    

Es gibt bei 31 jüdischen Einwohnern 9 schulpflichtige Kinder in Rheinbrohl (1879)          

Aus einem Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1879: "Der Bericht aus Linz am Rhein.  II.  
Der wackere Vorstand der Synagogen-Gemeinde zu Linz, insonders dessen Vorsitzender Herr Marx Meyer hat auf unsere Veranlassung Erhebungen in seinen nächsten Kreisen gemacht. Dieselben ergaben: aus dem Kreise Neuwied: Rheinbrohl mit 31 jüdischen Einwohnern und 9 schulpflichtigen Kindern; Hönningen mit 27 jüdischen Einwohnern und 7 schulpflichtigen Kindern; ..."    

   
Probleme bei der religiösen Prägung der jüdischen Kinder durch den christlichen Religionsunterricht (1879)  
mit kuriosem Beispiel aus Rheinbrohl.    

Aus einem Artikel über die Zustände des Religionsunterrichtes in Gemeinden des Bezirkes Koblenz in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Januar 1879: "Nun gibt es in dem hiesigen Regierungsbezirk eine große Anzahl kleinerer jüdischer Gemeinden und zerstreut wohnender Juden, deren Kinder die durchweg katholischen Volksschulen besuchen und stillschweigend an dem Unterricht in der biblischen Geschichte des alten Testaments nach Dr. Schuster teilnehmen. Die Eltern dieser Kinder unterlassen es in vielen, vielleicht sogar in den meisten Fällen, teils aus religiöser Gleichgültigkeit, teils aus Unwissenheit und teils aus Furcht vor Zerwürfnissen mit dem betreffenden Lehrpersonal, um die Dispensation ihrer Kinder von dem betreffenden biblischen Geschichtsunterricht einzukommen, und dieselbe nötigenfalls im Beschwerdewege zu erzwingen. Ein Teil dieser kleinen Gemeinden ist noch gar nicht nach dem Gesetze über die Verhältnisse der Juden vom Juli 1847 organisiert, und es fehlt denselben an staatlich anerkannten Organen, welche berufen wären, für die religiösen Interessen ihrer Glaubensgemeinde einzutreten. Nun befindet sich nur in äußerst wenigen dieser kleinen jüdischen Gemeinden und der Ortschaften mit einzelnen Juden ein jüdischer Religionslehrer, welcher die aus dem Unterricht der christlichen biblischen Geschichte aufgenommenen Vorstellungen und Lehren in den Herzen der jüdischen Kinder nach dem Geiste der väterlichen Religion berichtigen könnte; den Eltern fehlt es hierzu teils an der nötigen Befähigung, teils an dem Interesse. Die nachteiligen Folgen dieses Übelstandes machen sich machen sich schon heute bei der betreffenden Jugend in schmerzlichem Grade bemerkbar. So berichtet mir der Lehrer Mandel, ein in der Nähe wohnender katholischer Pfarrer habe ihm gegenüber geäußert, die jüdischen Kinder in den Volksschulen eines Ortes wussten die biblische Geschichte von allen am besten, und weiter kann ich Ihnen die einem nahezu 13 Jahre alten jüdischen Knaben in Rheinbrohl auf die Frage wie die drei Erzväter hießen, erteilte charakteristische Antwort: 'Vater, Sohn und heiliger Geist' als verbürgt mitteilen. Die späteren Folgen werden, wenn nicht Abhilfe erfolgt, unvermeidlich Missachtung der väterlichen Religion und Abfall von derselben sein. Solchen Zuständen muss abgeholfen werden."       

      
Bei einer Versammlung des Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens in Bonn wird auf "jüdische Bauern in Rheinbrohl" hingewiesen (1920)  
Anmerkung: der Hinweis auf angebliche "10 jüdische Bauern" in Rheinbrohl ist übertrieben, möglicherweise dachte der Referent an den erfolgreichen Weingutsbesitzer Albert Baer in Rheinbrohl.     

Artikel in "Jüdisches Bote vom Rhein" vom 20. Februar 1920: "Bonner Nachrichten. Bonn. Der Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens hatte zu einer Versammlung eingeladen, die am letzten Sonntag im Saale der Fortbildungsschule stattfand und in der Herr Dr. Lange aus Essen über 'Juden und Antisemiten' referierte. Nach den einleitenden Worten des Versammlungsleiters, Herrn Dr. Herrmanns, sollte der Zweck der Zusammenkunft die gegenseitige Aussprache und, wenn möglich, die Anbahnung eines besseren Verstehens zwischen Juden und Christen sein. Herr Dr. Lange, ein gewandter und im Rheinland bekannter Redner, sprach zunächst von der Taktik der Antisemiten in Flugblatt und Presse, prüfte sodann die Vorwürfe der Antisemiten auf ihren Wert, wies ihre Unhaltbarkeit an Hand eines großen Tatsachenmaterials nach, bei dem das über die Kriegsbeteiligung der Juden am interessantesten und schlagendsten war, und bezeichnete alle Vorwürfe in Bezug auf ihre Herkunft als die heimliche Arbeit der alldeutschen Reaktion. Anregender noch als der Vortrag war die folgende Aussprache, an der sich Nichtjuden und auch Antisemiten beteiligten. Abgesehen von den grob antisemitischen Bemerkungen des ersten Redners, waren die Einwände von nichtjüdischer Seite durchaus ehrlich und ernst gemeint und von dem sichtlichen Bestreben erfüllt, zu verstehen und zum Teil sogar das Problem tiefer zu erfassen. So zeugte die Art, mit der zum Beispiel Herr Dr. Thiel seine Frage vorbrachte, 'wo man je jüdische Bauern oder Arbeiter gesehen habe', immer noch von der ehrlichen Überzeugtheit des Fragesteller. Frau Petersen betonte ihre Verständniswilligkeit und deutete leise das Rassenproblem als das entscheidende an. Ein letzter Redner Herr Ritter (?) wies darauf hin, dass man das ganze Problem doch tiefer und historisch erfassen müsse. Es war sehr bedauernswert, dass der Referent in seinen Antworten nicht überzeugend war, ja eine Ableugnungspolitik trieb, die auf Unbeteiligte keinen günstigen Eindruck machen konnte. Seine Behauptung, dass es in Deutschland ungezählte jüdische Bauern gäbe, in Rheinbrohl allein sogar zehn, ferner dass im Ruhrgebiet hunderte von jüdischen Bergleuten unterschichtig arbeiten, ferner das der Vorwurf, in der Regierung und den Ministerien säßen zu viel Juden, glattweg unhaltbar, schließlich, dass die Rasseabneigung eine Sache lächerlicher Richtigkeit sei, - das alles mag eine Methode sein, den Antisemitismus zu bekämpfen, eine Methode der Aufklärung ist es nicht. Das heißt denn doch die Sache etwas oberflächlich betreiben und an dem wahren Problem stracks vorübergehen, vor allem aber mit vollkommenem Unverständnis an der Psyche des Nichtjuden. Trotz der zehn Bauern in Rheinbrohl und 100 andere in Hessen und Bayern wird kein Christ und kein Jude glauben und auch kein Jude glauben, dass der Jude ein Bauer sei, trotz der vom Krieg nach dem Ruhrgebiet vorschlagenen polnischen Arbeiter wird er auch nicht an ein deutsch-jüdisches Arbeiterproletariat glauben, und bei allem Hinweis auf den Rassenunterschied zwischen Süd- und Norddeutschen wird der Germane dem Semiten doch noch anders gegenüberstehen als der Bayer den Preußen. Aufklären heißt nicht ableugnen oder gar vertuschen, sondern auf die geschichtliche Entwicklung hinweisen, die den Juden leider Gottes dem Acker und Schraubstock entfremdet hat, und es heißt die beste Waffe wegwerfen, wenn man dem Christen gegenüber auf die Bilanz der Jahrhunderte verzichtet, anstatt ihm zu zeigen, wie sein Hass, seine Verfolgung und sein Ghettozwang den Juden zu dem machten, was er ward und werden musste, zum Händler und Kaufmann. 'Ihr lähmt uns und scheltet, wenn wir hinken', sagt Schylock. Wenn man dann noch auf die arbeitenden Massen des Ostens, die Kolonisationsbestrebungen und -erfolge usw. hinzeigte, hätte man auch noch die positive Eignung der Juden zu jeder, auch der schwersten Arbeit und sein ideales Streben erwiesen. Es würde zu weit führen, wollte man für die anderen Punkte die entsprechenden Richtlinien aufweisen, es ist aber schade, dass über die Grundsätze der Abwehr und Aufklärung noch solche Unklarheit und Verworrenheit herrscht, wie sie in der Sonntagsversammlung zutage trat."     

   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde       
Über die "Judenordnung" des Erzbistums Trier von 1717 und die Nennung jüdische Familien in Rheinbrohl 1697 (Artikel von 1933)             

Aus einem längeren Artikel von Adolf Kober über "Eine Kurtrierer 'Jüdisch Ceremonial Verordnung' aus der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts' in "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" 1933 Heft 2  S. 103: "Die Judenordnung, genannt 'Ceremonial-Verordnung', die hiermit im folgenden veröffentlicht wird, betrifft nicht die Judengemeinde einer einzelnen Stadt, sondern die des Erzbistums Trier. Sie ist in mehreren Judenlandtagen, die zwischen 1691 und 1717 stattfanden, beschlossen und der größere Teil derselben im Jahre 1717 zu Neumagen festgesetzt worden und vermutlich ursprünglich in deutscher Sprache mit hebräischen Schriftzeichen geschrieben. Diese Judenordnung aber wird erst verständlich, wenn wir die Lage der Juden im Erzstift Trier um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts vorher kurz schildern. Es wohnten um 1700 im Ober- und Niedererzstift 160 Familien und außerdem einige Kameraljuden, die ihre Abgaben an den Kurfürsten direkt zahlten - als 'Kameralorte' werden im Jahre 1697 Kruft, Hönningen, Rheinbrohl, im Jahre 1716 außerdem Sayn, Herschbach, Osann, Monzel, Amt S. Maximin, genannt. Die Juden des Erzstifts bildeten einen 'Corpus' und lebten auf Grund der Judenordnung vom 17. Januar 1681, die ihnen der Erzbischof und Kurfürst Johann Hugo gegeben hatte und in deren 20 Paragraphen ihr Verhältnis zur Obrigkeit geregelt war. Sie unterschied sich nicht viel von den Judenordnungen, die vorausgegangen waren, denen vom Jahre 1618, 1624, 1670."      

     
Erinnerungen an die jüdische Geschichte in Niederbreisig, Hönningen und Rheinbrohl (1927)        

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 27. Mai 1927: "Jüdische Rheinlanderinnerungen.
Die Tausendjahrfeier mit ihrer Ausstellung 'Jüdische Kunst' führte uns die tausendjährige Geschichte der Juden am Rhein vor Augen. Dies gab mir Veranlassung, die jüdische Vergangenheit bei meinen Wanderungen an Ort und Stelle zu erforschen. Mein Weg führte mich nach Niederbreisig mit seinen Quellen, Bädern und Rheinpromenaden. Dieser Ort ist ein Idyll an Ruhe und Schönheit. Unweit dieses Ortes auf dem Wege zur Burg Rheineck blieben wir in Andacht stehen. Mitten im Waldesgrün erheben sich alte jüdische Grabsteine, wunderbar erhalten und mit leicht lesbarer Schrift. Um das Jahr 1000 gewährte der Schlossherr der Rheineckburg jüdischen Flüchtlingen und Bedrängten Obdach und Schutz. Sie wurden seine Leibeigenen und hier im Walde fanden sie ihre letzte Ruhe. Zurückgekehrt nach Niederbreisig, lassen wir uns bei der Dampferhaltestelle auf die andere Seite des Rheins übersetzen. Wir landen in Hönningen. Unser Ziel gilt einem Hause, in dem seit dem 16. Jahrhundert, zwischen den Etagen ganz versteckt, eine kleine, altehrwürdige Schul zu finden ist. So viel patriarchalischees im Original Zustand zeigt uns weder Worms noch Prag. Wir stehen vor kleinen Betpulten im Renaissancestil, die noch mit Hand geschmiedete Eisenbändern, alten Schlössern und Original-Schlüsseln versehen sind. Die ganze Anlage spricht dafür, dass die Synagoge nur Eingeweihten auffindbar war, sie hängt sozusagen zwischen den Wohnräumen. Interessant ist der Kronleuchter, ferner die Jad, das Holzgitterchen zur Frauenschul, welches nochmals stark mit Vorhängen behängt ist.
Nun weiter nach Rheinbrohl. Dort bringt uns ein liebenswürdiger Balbos in ein seit der frühen Renaissance von Juden bewohntes Haus. Unter dem Dach (damit es die Feinde nicht aufspürten) ist eine kleine Schul eingebaut. Sie gemahnt an den Ernst der Zeit, und obwohl heute nur die Umrisse noch stehen und von den alten Einrichtungen nur noch ein sehr primitiver, großer Chanukkaleuchter, ferner das Gitter zur Frauenschul sowie die heilige Lade vorhanden sind, so erinnert das ganze Milieu an die Gefahren und Schrecken der Zeiten, in denen unsere rheinischen Brüder hier vor vielen Jahrhunderten ihre Gebete verrichteten. Zur Geschichte der Gemeinde Rheinbrohl erfahre ich noch folgende Episode: Vor 100 Jahren hatte die altehrwürdigen Synagoge, welche damals mitten im Ort stand, einen bösen, aber sehr einflussreichen, antijüdisch eingestellten Nachbarn. Letzterer war Gutsherr; der ganze Ort war infolge seiner großen Besitztümer von ihm abhängig. Er ließ die Gemeinde nicht in Frieden, und um die benachbarte Synagoge los zu werden, legt er ringsherum Schweineställe an, sodass die Jauche ins Gotteshaus drang. Die Glaubensbrüder suchten unter diesem Druck Schutz und Hilfe beim Rabbiner in Bonn. Dieser empfahl das Gotteshaus sofort außerhalb des Ortes zu verlegen und das Heiligste mitzunehmen. Es entstand die heutige Synagoge nahe der Post. Den Platz zur heutigen Synagoge bekam die Gemeinde zur Zeit von der Ortsverwaltung unentgeltlich. Leider trägt diese Synagoge nicht mehr den Stempel der alten Zeit. Erhalten ist nur in der Frauenschul ein schöner Leuchter alten Stils. Aber mit dem Auszug der Gemeinde aus der alten Schule drehte sich das Schicksal des schlimmen Nachbarn. Alle Seuchen, alle Krankheiten, die im Orte ausbrachen, gingen von seinen Höfen aus. Es starben ihm in kurzer Reihenfolge alles Vieh, alle Kinder. Er selbst endete bettelarm im Armenhaus von Rheinbrohl, und wurde auf Kosten des Ortes beerdigt.   H.H."      
 
Artikel in "Jüdisch-liberale Zeitung" vom 29. Juli 1927:
Derselbe Artikel wie oben im "Israelitischen Familienblatt"
           

     
Ein Schild "Juden unerwünscht" wird am Ortseingang aufgestellt - und wieder beseitigt (1935) 

Anmerkung: diese Mitteilungen erschienen in mehreren jüdischen Zeitungen.  

Rheinbrohl Israelit 14031935.jpg (20700 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1935: "In Rheinbrohl am Rhein ist am Ortseingang ein Schild über die Straße gespannt worden, auf dem es heißt: 'Juden sind hier unerwünscht.'"   
   
Rheinbrohl Israelit 28031935.jpg (23317 Byte)Mitteilung in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1935: "Köln. Aus Rheinbrohl am Rhein wird gemeldet, dass das am Ortseingang befindliche Schild 'Juden sind hier unerwünscht' entfernt worden ist."   

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde     
Herr H. Löwenherz ist bereit zur Aufnahme eines russischen Waisenknaben (1870)     
Anmerkung: zu Geschichte und Aktivitäten der Alliance Israélite Universelle siehe Wikipedia-Artikel   https://de.wikipedia.org/wiki/Alliance_Israélite_Universelle.    

Mitteilung in "Der Israelit" vom 3. August 1870: "Alliance Isr. Univ.  
Herr H. Löwenherz zu Rheinbrohl erklärt sich bereit, einen russischen Waisenknaben, welcher das dreizehnte Lebensjahr zurückgelegt hat, zu sich zu nehmen."   

  
Sanitätsunteroffizier Meyer, Sohn von Carl Meyer erhält das Eiserne Kreuz II (1917)     

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. April 1917 über die Verleihung des Eisernen Kreuzes II: "Essen. Sanitätsunteroffizier Meyer, zurzeit verwundet, Sohn des Herrn Carl Meyer, Rheinbrohl."         

      
Auszeichnungen für den Weingutbesitzer Albert Baer (1928)           

Artikel in "israelitisches Familienblatt" vom 14. Juni 1928: "Rheinbrohl. Vom Kreisausschuss Neuwied der Bonner Landwirtschaftskammer wurde der Winzer Albert Bär in Rheinbrohl als einziger an seinem Ort mit der Zulassung seines Weinbaubetriebes als 'Beispielswirtschaft' ausgezeichnet."      
  
Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 8. November 1928: "Rheinbrohl (Auszeichnung eines jüdischen Winzers). Herr Albert Bär in Rheinbrohl, der schon vor einigen Jahren von der Landwirtschaftskammer Bonn die Auszeichnung erhielt, dass sein Weinberg als einziger in Rheinbrohl als 'Beispielwirtschaft' erklärt wurde hatte dieses Jahr wieder einen Erfolg zu verzeichnen. Vom Propagandaausschuss der Landwirtschaftskammer Wiesbaden und Bonn wurde sein Wein preisgekrönt, er selbst erhielt eine Preismünze und Ehrenurkunde. Herr Bär ist passionierter Winzer und baut den schon von seinem Großvater angelegten Weinberg mit großem Sachverständnis, vorbildlich in der Bekämpfung der Schädlinge und in der Heranzüchtung eines Edelholzes, das von den Winzern der Umgegend unter anderem auch von den staatlichen Versuchsgütern zur Anpflanzung neuer Weinberge sehr begehrt ist. Herr Bär verbindet mit der vorbildlichen Liebe zur Scholle eifrige Tätigkeit für die kommunalen Interessen und treue Anhänglichkeit zum Judentum. Eine kleine Synagoge in unmittelbarer Nähe der Weinberge vereinigt die geringe Zahl der Gemeindemitglieder, die ihren schlichten Gottesdienst aufrecht erhalten. "        

    
Persönlichkeiten 

Loewenherz Johanna 010.jpg (34814 Byte)Johanna Loewenherz (geb. 12. Mai 1857 in Rheinbrohl, gest. 17. Mai 1937 ebd.) war das jüngste der drei Kinder von Heymann Loewenherz (Kaufmann und Steinbruchbesitzer, 1812-1897) und seiner Frau Fanny geb. Jacobson. Über ihre Ausbildung ist wenig bekannt - in Stuttgart studierte sie am Konservatorium Klavierspiel und Gesang. Johanna Loewenherz wurde in den 1890er-Jahren u.a. in Berlin bekannt als sozialdemokratische Rednerin auf zahlreichen Versammlungen und Parteitagen. Sie verfasste literarische Arbeiten und politische Schriften zu Frauenthemen. Seit 1911 lebte sie mit ihrem Sohn Fritz in München. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges zog sie wieder nach Rheinbrohl. 1933 kam sie kurzzeitig in "Schutzhaft", danach musste sie sich regelmäßig bei der Polizei melden. Im Dezember 1933 starb ihr Sohn Fritz unter ungeklärten Umständen. Ihr Nachlass wurde von den Nationalsozialisten vernichtet.  
Link zur Johanna-Loewenherz-Stiftung des Landkreises Neuwied (von hier auch das Foto links); hier auch ausführliche Biografie von Hildegard Brog. 
Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Johanna_Loewenherz   
Literatur siehe Wikipedia-Artikel.    
In Rheinbrohl erinnert die "Johanna-Loewenherz-Straße" an Johanna Loewenherz. 
 
 Wohnhaus von Johanna Loewenherz in der
 Hauptstraße in Rheinbrohl mit Gedenktafel 
 
 (Quelle: Gemeinde Rheinbrohl
 Rheinbrohl Haus Loewenherz.jpg (98706 Byte)  Rheinbrohl gedenkstein_loewenherz.jpg (108506 Byte)     

    
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
 
Anzeige der Branntweinbrennerei des Weingutsbesitzer Albert Baer (1927)
       

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 10. März 1927: "Günstiges Angebot zu Pessach.
Ia Rot- und Weißweine
   eigene Kelterung, v. 1.25 Mark an pro Flasche  
Selbstgebrannte Edelbranntweine  
Weintrester,
3.- M. per Flasche  
Original Weinhefen
, 3,25 M. pro Flasche  
Zwetschen
, 3.50 Mark per Flasche   
Albert Baer
  Branntweinbrennerei und Weingutsbesitzer  Rheinbrohl am Rhein."         

 
Hochzeitsanzeige von Albert Baer und Thea geb. Faber (1937)       

Anzeige in "Israelitisches Familienblatt" vom 22. Juli 1937: "Statt Karten! 
Albert Baer   -   Thea Baer geb. Faber   
Vermählte   
Rheinbrohl am Rhein
  -   Leubsdorf bei Linz am Rhein   28. Juli 1937."      

    
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                
    
Zunächst war ein kleines Bethaus auf einem 80 qm großen Grundstück "Oben im Dorf", ehemals Gebäude Nr. 717 vorhanden. Es war ein kleiner Bruchsteinbau mit einem tonnengewölbten Betsaal. Im Zusammenhang mit dem Bau der neuen Synagoge wurde das Gebäude 1863 an einen Nachbarn verkauft, der das Gebäude um zwei Geschosse aufstockte. Bei einem Bombenangriff am 19. März 1945 wurde das Gebäude zerstört; das Grundstück wurde nicht wieder bebaut. 
Einzelheiten zur alten Synagoge und den Umständen, die nach der Erinnerung der Gemeinde zum Bau einer neuen Synagoge führten, siehe oben im Artikel von 1927.  
  
Schon 1837 wollte die Gemeinde eine neue Synagoge bauen. Der Bau war jedoch nicht von den Behörden genehmigt, musste zunächst eingestellt und konnte dann jedoch zur Einrichtung einer jüdischen Schule für den Unterricht der Kinder fertiggestellt werden. Das Gebäude stand vermutlich im oberen Teil der Kirchstraße.  
  
1862 wurde eine neue Synagoge geplant. Nach dem Verkauf der alten Synagoge konnte am 11. Mai 1863 ein neues Grundstück an der damaligen Chaussee, der heutigen Hauptstraße erworben werden. Im Jahr darauf, also im Frühjahr 1864 konnte die Synagoge - nach dem Bürgermeistereiprotokoll dieses Jahres - "fertiggestellt und feierlich dem Dienst übergeben" werden. Finanziert wurde der Bau durch Spenden und Kollekten, die auch in anderen Gemeinden (Bonn, Frankfurt, Köln usw.) durchgeführt wurden. Auch wenn die Zahl der Gemeindeglieder und damit Gottesdienstbesucher klein blieb, konnte 1927 dennoch berichtet werden (im Bericht zu Albert Baer s.o.): "Eine kleine Synagoge in unmittelbarer Nähe der Weinberge vereinigt die geringe Zahl der Gemeindemitglieder, die ihren schlichten Gottesdienst aufrecht erhalten."    
     
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge angezündet. Die Feuerwehr beschränkte sich auf den Schutz der Nachbargebäude. Einige durch den Brand schon teilweise zerstörte Einrichtungsgegenstände wurden am folgenden Tag auf den am Rheinufer für das Martinsfeuer der Schule aufgestapelten Holzstoß geworfen und mit verbrannt. Die Brandruine wurde abgebrochen, das Grundstück nach 1945 neu bebaut.  
   
Im April 1982 wurde unweit des Synagogengrundstückes am Aufgang zur evangelischen Kirche eine Gedenktafel angebracht.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge   Auf dem Grundstück des heutigen Wohnhauses Hauptstraße 20a      
    
    
Fotos
(Quelle: Historische Aufnahmen: Landesamt s. Lit. S. 321; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 26.08.2009)  

Die Synagoge in Rheinbrohl  Rheinbrohl Synagoge 120.jpg (58294 Byte) Rheinbrohl Synagoge 120a.jpg (42520 Byte) Rheinbrohl Synagoge 121.jpg (53281 Byte)
  Ausschnitt aus einem Luftbild von Rheinbrohl
 mit der Synagoge an der Chaussee (1929)
Die Synagoge (Aufnahme zwischen 
1933 und 1938)
 
Grundstück der ehemaligen Synagoge 
im August 2009
Rheinbrohl Synagoge 174.jpg (74613 Byte) Rheinbrohl Synagoge 175.jpg (69834 Byte)
    Bauliche Situation im Sommer 2009: das hohe Gebäude ist noch dasselbe wie auf den obigen
 Aufnahmen; das angebaute niedrigere Wohnhaus steht auf dem Grundstück der früheren
 Synagoge; die Gebäude rechts stehen auf damals noch unbebautem Grundstück.
        
 Gedenken an die 
Zerstörung der Synagoge
Rheinbrohl Synagoge 173.jpg (97296 Byte) Rheinbrohl Synagoge 170.jpg (90297 Byte)
  Am Aufgang zur evangelischen Kirche die Gedenktafel mit einer Abbildung der Synagoge und 
der Inschrift: "Hier in der Nähe stand bis zur Zerstörung durch die Nationalsozialisten am 9.11.1938
 die Synagoge der jüdischen Gemeinde Rheinbrohl. Erinnerung - Mahnung - Dez. 1981" 

   

Andernorts entdeckt  Neuwied Friedhof 209.jpg (112765 Byte)  
  Grabstein für Clara Samson geb. Meyer 
(1822 in Rheinbrohl - 1902 in Neuwied) 
im jüdischen Friedhof Neuwied-Niederbieber  
 

   
    
Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Rheinbrohl   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof (interner Link)   
bulletSeite zum jüdischen Friedhof und der Gedenktafel für die Synagoge auf einer kirchlichen Seite in Rheinbrohl  
bulletSeite der Freiwilligen Feuerwehr Rheinbrohl zur Geschichte der Feuerwehr mit Bericht zum Synagogenbrand 1938 ("nicht nur ein schwarzer Tag für die jüdischen Mitbürger, sondern auch für die Feuerwehrleute") 

Literatur:  

bulletJakob Weiler: Die Verhältnisse der Juden in Hönningen und Rheinbrohl und ihr Leidensweg im "Dritten Reich". Bad Hönningen. Beiträge zur Heimatkunde und Heimatgeschichte Bd. 3. Selbstverlag des Heimatvereins Bad Hönningen. 1997 61 S.  
bulletWerner Schönhofen: Johanna Loewenherz - Eine Sozialistin und Jüdin kämpfte für die Sache der Frauen. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad Kreuznach. 8. Jahrgang Ausgabe 2/1998 Heft Nr. 16. S. 65.  Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt). 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 320-321 (mit weiteren Literaturangaben).  

    
     n.e.              

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020