Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

 
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Oberpfalz"
   

Sulzbach (Stadtteil von Sulzbach-Rosenberg, 
Kreis Amberg-Sulzbach) mit Vilseck (Kreis Amberg-Sulzbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
bulletZur Geschichte der hebräischen Druckereien
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Allgemeine Berichte   
Aus der Geschichte des Rabbinates 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule   
Berichte zur einzelnen Personen der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Sonstiges    
bulletZur Geschichte der Synagoge  
bulletPläne / Fotos   
bullet Zur Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge am 31. Januar 2013 sowie die Ausstellungseröffnung am 11. September 2013 
bulletRückblick auf die Restaurierung der ehemaligen Synagoge 2008-2013  
bulletWeitere Berichte zur Erinnerungsarbeit vor Ort ab 2016   
   
bulletLinks und Literatur  

    
    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
       
In Sulzbach (Stadtrechte seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts) lebten Juden bereits im Mittelalter. 1305 bestimmten die Pfalzgrafen Rudolf I. und Ludwig, dass die Juden den Bürgern der Stadt Steuern zahlen sollten. Die Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 traf auch die Sulzbacher Juden. 1356 wurden die Schulden zweier Sulzbacher Bürger, die sie gegenüber Juden noch aus der Zeit vor der Verfolgung hatten, durch Karl IV. annulliert. Danach schweigen die Quellen für fast 300 Jahre. Doch könnten auch im 16. Jahrhundert einige Juden in der Stadt gelebt haben: 1540 wurden zwei Juden aus Sulzbach vorgeladen, um bei einem Prozess gegen Juden aus Titting (Kreis Eichstätt) auszusagen. Die Tittinger Juden waren beschuldigt worden, ein Christenkind bei Eichstätt ermordet zu haben. Es ist jedoch nicht sicher, ob mit Sulzbach die oberpfälzische Stadt gemeint ist.
   
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das
17. Jahrhundert zurück. Christian August, der Herzog von Pfalz-Sulzbach, gestattete seit etwa 1650 jüdischen Handelsleuten aus Schnaittach, Hüttenbach, Ottensoos, Neuhaus (Gemeinde Adelsdorf, Kreis Erlangen-Höchstadt) und Forth, ihre Geschäftstätigkeiten auch auf das Pfalz-Sulzbachische Gebiet zu verlegen. Am 9. Januar 1666 gab er dem Feustel Bloch aus Neuhaus die Erlaubnis, sich mit seiner Familie (sein Sohn Moses Bloch war später der Begründer der hebräischen Druckerei) in der Residenzstadt Sulzbach anzusiedeln. Weitere Familien konnten nachziehen: 1685 wurden 12 jüdische Familien gezählt (Familien des Josef Hirsch, Moses Bloch, Perle Jakob, Moses Josef, Aaron Fraenkel, David Bloch, Simon Jakob, Hirsch Josef, Koppel und Feistel).  Die jüdischen Familien konnten sich eigene Einrichtungen schaffen, als erstes wurde von Feustel Bloch 1668 ein Friedhof angelegt, auf dem er tragischerweise als erster beigesetzt wurde. Unter den zuziehenden Familien waren auch Flüchtlingsfamilien aus dem polnischen Bereich sowie Emigranten aus Wien (Familie Fraenkel). Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein lebten die jüdischen Familien vom Vieh-, Schnittwaren-, Hausier und Trödelhandel. Dazu kamen im 18. Jahrhundert die Hofjudenfamilien am Hof des Herzogs die als Heereslieferanten, Transportunternehmer und Schmuckhändler usw. tätig waren. Sie besuchten regelmäßig die Messe in Leipzig. 1745 wurden 22 jüdische Familien gezählt.   
   
Die Blütezeit der jüdischen Gemeinde war zwischen der Mitte des 18. und der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Höchstzahl jüdischer Einwohner wurde um 1801 erreicht. Damals wurden 66 jüdische Familien in der Stadt gezählt (etwa 300 jüdische Einwohner, d.h. ca. 10 % der Bevölkerung), dazu kamen die Familien des Rabbiners und des Lehrers. Rabbiner betreuten die jüdische Gemeinde seit Ende des 17. Jahrhunderts; seit 1709 bestand ein Ortsrabbinat. Folgende Rabbiner werden genannt: Josef ben Mosche Hausen (gest. 1681), Meir ben Ascher Levi (Hauptrabbiner in Fürth, betreute 1673 Sulzbach und andere Gemeinden), Ascher Secharja Enslein aus Schnaittach (1674-1693), Bärmann ben David Seckel Fraenkel (bis 1708). Seit 1709 Ortsrabbiner: Schlomo ben Nachman (etwa von 1709 bis 1713), Moses ben Schaul Katzenellenbogen, Jehuda Loew ben Koppel (bis 1723), Josef Levi ben Elieser Oettingen, Simon Gellern (um 1745), Scholem Abraham ha Kohen aus Lonnerstadt (etwa ab 1756), Issachar Beer ben Jona ha Levi (etwa um 1764), Jukutiel Kaufmann ben Meier haKohen Kohn (nach 1782-1813), Isak Aronsohn Mannheimer (bis 1838), Dr. Wolf Schlessinger (Distriktsrabbiner in Sulzbach bis 1848), Israel Wittelshöfer (1843 bis 1896 Rabbiner in Floß, von dort für Sulzbach zuständig).  
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1809/10 336 jüdische Einwohner (28,5 % von insgesamt 1.178), 1837 etwa 300 (10,3 % von 1.912), 1867 159 (3,0 % von 5.292), 1871 164 (3,8 % von 4.270), 1880 123 (2,6 % von 4.668), 1890 101 (2,0 % von 5.015), 1900 56 (1,2 % von 5.604).
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (bereits 1685 wird ein Lehrer David in der jüdischen Gemeinde genannt) und zeitweise eine Israelitische Schule (von 1835 bis 1923 im Haus Synagogenstraße 10, erbaut 1803), ein rituelles Bad und - wie bereits oben genannt - einen Friedhof. Für den Unterricht an der Israelitischen Schule war zur Zeit deren Bestehens jeweils ein jüdischer Volksschullehrer angestellt. Die Lehrer der Schule waren Samson Wolf um 1809, Max Ellenberger aus Sulzbach (1837-1845), Salomon Marschütz aus Gunzenhausen (1845-1853), Isak Obermayer (1845-1896), Meier Godlewsky (später in Neumarkt und Cham tätig), Siegmund (Sigmund) Stein aus Dietenhofen bei Ansbach (1896-1922). Nach Schließung der Israelitischen Volksschule unterrichtete Lehrer Elieser Rachelsohn die jüdischen Kinder in Religion; 1933 unterrichtete der Amberger Lehrer die jüdischen Kinder in Sulzbach (einige Ausschreibungstexte der Lehrer-/Vorbeterstellen siehe unten).  
       
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Oskar Stein (geb. 22.12.1897 in Sulzbach, vor 1914 in Würzburg wohnhaft, gef. 6.5.1917) und Gefreiter Adolf Kleinbauer (geb. 26.3.1876 in Sulzbach, vor 1914 in Amberg wohnhaft, gef. 20.10.1918).   
      
1924 wurden noch 17 jüdische Einwohner gezählt. Die Vorsteher der jüdischen Gemeinde waren Leopold Prager (siehe Artikel zu seinem Tod 1930 unten) und Wilhelm Lindner. Als Religionslehrer, Kantor und Schochet wirkte der bereits oben genannte Elieser Rachelsohn. Er hatte noch vier jüdische Kinder im Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen zu unterrichten, dazu kamen vier weitere Kinder an der Religionsschule der Gemeinde. An jüdischen Vereinen bestanden damals der Israelitische Männerverein (mit vier Mitgliedern unter Leitung von Wilhelm Lindner) und der Israelitische Frauenverein (Chevro, mit fünf Mitgliedern unter Leitung von Pauline Prager; Ziel: Wohltätigkeit). Zur jüdischen Gemeinde in Sulzbach zählten auch die fünf in Vilseck lebenden jüdischen Einwohner (auch 1932). Die Gemeinde gehörte dem Distriktsrabbinat Sulzbürg an (inzwischen Sitz in Neumarkt). 1932 war die Gemeinde in Auflösung begriffen. Sie hatte nur noch acht jüdische Mitglieder unter dem Vorsteher David Prager. Den Religionsunterricht besuchten noch zwei jüdische Kinder. Nach Umbildung des Rabbinatsbezirks Sulzbürg-Neumarkt (1931) gehörte die Sulzbacher Gemeinde dem Rabbinatsbezirk Regensburg-Neumarkt an. 
   
1933
wurden nur noch neun jüdische Einwohner gezählt. Von ihnen sind zwischen 1934 und 1939 fünf in die USA emigriert, zwei in andere deutsche Orte verzogen. Eine jüdische Frau starb in dieser Zeit in der Stadt. Im Oktober 1936 wohnten keine jüdischen Personen mehr in Sulzbach-Rosenberg. Kurz zuvor war Sulzbach der jüdischen Gemeinde in Amberg zugeteilt worden. 
   
Von den in Sulzbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Hugo Baermann (1864), Martha Berger (1887), Arthur Godlewsky (geb. 1895 in Sulzbach, Kantor und Religionslehrer an verschiedenen Orten, umgekommen 1942 in Auschwitz, Informationsseite); Sara Godlewsky (1874), Auguste Goldschmidt geb. Obermeyer (1869 als Tochter des Lehrers Isak Obermeyer in Sulzbach geboren; später in Meiningen verheiratet, umgekommen in Theresienstadt); Auguste Goldschmidt geb. Uhlfelder (1877, später in Frankfurt), Pauline Prager geb. Arnstein (geb. 1868, war mit dem 1930 verstorbenen Gemeindevorsteher Leopold Prager verheiratet, 1943 in Theresienstadt umgekommen), Rosa Prager (1889), Sofie Schwab geb. Fränkl (1890), Siegfried Uhlfelder (1883), Erna Cäcilie Vorenberg geb. Falk (1903), Fany Waller geb. Worms (1876), Heinrich Weinschenk (1874), Abraham Worms (1880).      
Von den in Vilseck geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Irma Kohner geb. Pollak (1900), Elsa Pollak (1893), Rosa Pollak geb. Baum (1863), Käthe Silbermann geb. Pollak (1895).    
    
    
    
Zur Geschichte der hebräischen Druckereien    
           
Von großer Bedeutung für das gesamte deutsche und europäische Judentum ist Sulzbach als Ort des hebräischen Buchdrucks. Fast 200 Jahre lang wurden in der Stadt Talmudausgaben, Mischnaiot, Machsorim (Gebetbücher zu den Festtagen), Chumoschim (Pentateuchausgaben mit Vokalzeichen) und zahlreiche Siddurausgaben (Gebetbücher) hergestellt. Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Sulzbach in seiner Bedeutung von Druckereien wie Frankfurt/Rödelheim, Wien und Krakau abgelöst.

1669 erhielt der aus Prag stammende jüdische Drucker Isak ben Jehuda Löb Kohn in Sulzbach das Buchdruckprivileg des Herzogs. Er hat jedoch nur wenige Bücher in Sulzbach erstellt und sich danach in Wilhermsdorf als Drucker niedergelassen. 1684 erhielt seit 18 Jahren in Sulzbach wohnhafte Moses Bloch das Buchdruckprivileg. Im Auftrag des Herzogs sollte zunächst das Hauptwerk der jüdischen Mystik, der 'Sohar" erscheinen. Neben der Sohar-Edition erschienen von Bloch weitere kabbalistische Schriften, Chumoschim und Schriften von Salomon Luria, Jakob Koppel Zaslawer und Elieser Sofer Loeb Rofe aus Prag. 1693 starb Moses Bloch. Seine Witwe führte mit den Söhnen den Betrieb weiter und veröffentlichte einen Teil des Talmud.

Die große Zeit des hebräischen Buchdrucks in Sulzbach erfolgte mit dem Zuzug der Wiener Familie von Aron ben Uri Lipmann Fraenkel, die 1673 nach Sulzbach kam. Er war eng verwandt mit berühmten Wiener Rabbinern, war hochgelehrt und brachte die Voraussetzungen mit, um aus der bisherigen Bloch'schen Druckerei ein europaweit bedeutendes Handelshaus zu schaffen. 1699 erhielt er den Privilegbrief für die Druckerei. Ein prachtvoller Machsor war das erste Druckereignis der Fraenkelschen Druckerei. Es folgten zahlreiche Talmudtraktate, Machsorausgaben, Siddurim, Haggadot schel Pessach usw. Aron Fraenkel starb 1719, sein Sohn Meschullam Salman ben Aron Fraenkel übernahm die Druckerei. Unter ihm wurden Bücher in hohen Auflagen für ein breites Publikum zu einem erschwinglichen Preis gedruckt. Von 1719 bis 1766 veröffentlichte Fraenkel 167 Auflagen der verschiedensten religiösen jüdischen Literatur, darunter auch die bekannten Kalender aus Sulzbach, die jährlich neu erschienen und für zahlreiche jüdische Handelsleute ein wichtiger Wegbegleiter waren. 1764 übernahmen die Söhne von Salman - Aron und Naftali ben Meschullam Salman Fraenkel - die Druckerei. Ihnen folgte 1795 bis 1819 der Neffe Seckel ben Aron Fraenkel, der nach 1813 den Familiennamen Arnstein annahm. 1819 übernahmen Elias und Salomon Arnstein die Druckerei. Das Druckhaus wurde beim Stadtbrand 1822 völlig zerstört, doch wenig später wieder aufgebaut. In den folgenden drei Jahrzehnten vollzog sich der Niedergang der Sulzbacher Druckerei. 1851 erschien als letztes ein Siddur T'fila.    
  
Sulzbacher hebräische Druckerzeugnisse   

Sulzbach Drucke 010.jpg (102680 Byte) Sulzbach Drucke 011.jpg (110788 Byte) Sulzbach Drucke 014.jpg (45854 Byte) Sulzbach Drucke 013.jpg (60383 Byte) Sulzbach Drucke 012.jpg (34131 Byte)
Mischnajot-Ausgabe 
von 1752 
Sefer Korban 
von 1777 
Talmud Traktat 
Rosch HaSchana, 
Sulzbach 1756/57 
Machsor 
von 1770 
Machsor - Gebetbuch zum
 Sukkotfest aus dem 19
. Jahrh. (Laubhüttenfest) 
      
Quelle: Jüdische Gemeinde Würzburg Quelle: Pinkas Hakehillot s.Lit. S. 161. Quelle: www.judaica.hu      
  
          
Rechts: Beitrag von Dr. Josef Prys in München 
über: Hebräische Buchdruckereien im Gebiet des
 heutigen Bayern. In: Bayerische Israelitische
 Gemeindezeitung vom 6. Juli 1925
(es sind nur die
 ersten beiden Seiten des Artikels wiedergegeben)
Sulzbach BayrGZ 06071925a.jpg (193118 Byte) Sulzbach BayrGZ 06071925b.jpg (374532 Byte)
       
Publikation von Rabbiner 
Dr. Magnus Weinberg, Sulzbürg (1904)
Sulzbach Israelit 28011904.jpg (76772 Byte) Sulzbach Israelit 04021904.jpg (51109 Byte)
  Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Januar 1904 und 4. Februar 1904: 
"In meinem Kommissionsverlag erschien soeben: 
Die hebräischen Druckereien in Sulzbach 1669-1851. 
Ihre Geschichte; Ihre Drucke; ihr Personal von 
Dr. M. Weinberg, Rabbiner in Sulzbürg. Preis Mark 4.-  
A.H. Hofmann, Verlagsbuchhandlung, Frankfurt am Main."
     
Rechts: der oben genannte, umfassende Beitrag 
von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg über "Die 
hebräischen Druckereien in Sulzbach" erschien 
im "Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft"
 Jg. 1903
S.19-202). Er kann eingesehen werden über
  www.compactmemory.de; dazu gab es einen 
ergänzenden Beitrag
von demselben Verfasser unter
 demselben Titel in "Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft" Jg. 1923 S. 125-156).   
Sulzbach Jahrbuch JuedLitGes 1903 9.jpg (78702 Byte)        
   
 Weiterer Beitrag von Rabbiner Dr. Markus Weinberg   Der Sulzbacher Wandkalender für das Schöpfungsjahr 5483 (1722/23). In: Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft 1926 S. 89-98 (eingestellt als pdf-Datei) 

     
Ein neues Gebetbuch erscheint bei Frank in Sulzbach (1847)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. Februar 1847: "Aus unserm literarischen Gebiete folgendes: Zu den zahlreichen vorhandenen deutschen Gebetbüchern für Israeliten ist noch eines bei Frank in Sulzbach erschienen, und zwar verfasst von einem sich nicht nennenden Gelehrten mit Beihilfe vieler gelehrten ebenfalls nicht genannter Mitarbeiter. Ist das nicht ein Wunder unserer Zeit? Ein sich nicht nennender jüdischer Gelehrter. Hat man das noch erhört? Das Wunder löst sich aber, wenn man bedenkt, dass die Gebete zum Teil ganz aus andern Gebetbüchern zusammengetragen sind, wozu bekanntlich weder Name noch Gelehrsamkeit gehört.  K."        

 
Über die Publikation von Rabbiner Dr. Weinberg über "Die hebräischen Druckereien in Sulzbach" (1904) 
      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1904:    Zum Lesen bitte Textabbildungen anklicken    
Sulzbach Israelit 14041904a.jpg (375099 Byte)    

   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    
 

Allgemeine Berichte
  
Artikel über "Die Judengemeinde von Sulzbach" von 1935   

Artikel in der Zeitschrift "Judaica" vom April 1935 S. 9-10: "Die Judengemeinde von Sulzbach. Im 'Illustrierten Haus- und Familienbuch' (Wien 1860) lesen wir unter dem Titel 'Eine tolerante Gemeinde' wahre Wunder von der konfessionellen Eintracht, die in Sulzbach um 1825 herum geherrscht hat. Die einstige Residenz des Grafen Sulzbachs bestand dazumal aus 4.000 Einwohnern, je ein Drittel Katholiken, Protestanten und Juden. Es gab damals nur eine Kirche, in welcher abwechselnd Katholiken und Protestanten gebetet haben. Die Geistlichkeit beider Konfession verband die herzlichste Freundschaft. Der Dritte im Bunde war der Rabbiner, den man oft mit dem Dechanten oder dem Pastor spazieren gehen sah. 
'War eine jüdische Hochzeit in Sulzbach, so bestand die Mehrzahl der Gäste aus Christen beider Konfessionen, war ein Ball, ein Schützenfest, eine öffentlich festliche Veranstaltung, so waren es die Juden, welche in größerer Anzahl erschienen, da die meisten tanzfähigen jungen Männer Sulzbachs sich in den jüdischen Geschäften befanden. Die reichste und angesehenste Familie waren die Arnstein - drei Brüder, wovon der Eine die damals einzige hebräische Druckerei in Bayern betrieb, - der zweite eine Lederhandlung und der Dritte - wie ich glaube, eine Tuchhandlung besaß. Alle diese drei großen Geschäfte waren in einem Hause untergebracht, welches die Seite einer langen Gasse bildete. Die Einrichtung sowie die Lebensweise dieser drei Familien beurkundete ihren Reichtum. An diese reihten sich die fast ebenso reichen Familien Heymann, Karpeles usw. an, und zählten unter ihren Angehörigen recht viele gebildete hübsche Mädchen und Frauen, sowie Männer, welche alle mit den christlichen Familien in einem unendlich freundlichen harmonischen Umgang lebten. der jüdische Tempel in Sulzbach ist ein schönes großes Gebäude, von Christen häufig besucht, da die Judenschaft damals eben einen vortrefflichen Redner hatte, der jedes Menschenherz mit dem Troste des Glaubens zu erfüllen verstand. Und kein christlicher Priester wehrte den Besuch der jüdischen Predigten.' - -
Zwischen Sulzbach und Pressburg gab es im 18. Jahrhundert vielfache Beziehungen. Manches Werk eines Pressburger Gelehrten wurde in Sulzbach gedruckt, manches eheliche Band umschlang beide Gemeinden. -- 
Die billigen Sulzbacher Drucke zogen Massen von jüdischen Käufern aus allen Ländern an, und gaben dem kleinen Orte sein eigenes Gepräge. Was Wunder, wenn man in ganz Bayern vom 'Judennest' Sulzbach sprach! Die Arnsteins haben eigentlich Aaron geheißen. Ihr Ahne Moses Bloch hat die Druckerei bereits 1686 übernommen."    
Abbildung links: Ein in Sulzbach gedrucktes Werk eines Pressburger Autors (Judaica-Abteilung der Komensky-Universität in Bratislava): Das Buch 'Korban Ascham' ('Schuldopfer') vom Pressburger Rabbinats-Assessor Isak Schacherlsunter Oberrabbiner Meir Barby. Das Buch, eines der schönsten Sulzbacher Brucke, ist im Jahre 1776 herausgegen wurden. Es enthält theologische Vorträge in Pressburg. Aus der Vorrede erfahren wir, dass der Autor bei der Vertreibung der Juden aus Prag nach Pressburg kam und bei den Prager Unruhen seine früheren Manuskripte verloren habe.  (Autogramm des Rabbi Isak Schacherls siehe unten). 
*  
Doch in den letzen Tagen geht die trübe Kunde durch die Blätter, dass die Sulzbacher jüdische Gemeinde der völligen Auflösung entgegengehe und der Tempel nicht mehr erhalten werden könnte. -- Ahasver-Loos!  
Allein in allen jüdischen Bibliotheken der Welt befinden sich unvergängliche Denkmäler aus der Blütezeit des Sulzbacher Judentums, die berühmten Sulzbacher hebräischen Drucke, die den Ruhm des kleinen Städtchens in die ganze Diaspora hinaus getragen haben.   
Abbildung unten: Unterschrift des Rabbi Meir Barby, Oberrabbiner von Pressburg 1763-1789, und der Rabbinatsassessoren David Kittsee und Isak Schacherls."  

  
Kurzbericht über die jüdische Gemeinde (1847)   

Sulzbach Orient 05031847.jpg (21038 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. März 1847: "Sulzbach hat 50 Familien, einen Rabbiner (Dr. Schlesinger), dem dem Fortschritt zugetan ist und an Herrn Marschütz einen geschickten Lehrer. Die Gemeinde ist durch Auswanderungen dezimiert und im Wohlstande herabgekommen."

   
Über die vorbildlichen Gemeindezustände in Sulzbach (1860)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1860: "Recht angenehm haben bei einer jüngsten Anwesenheit uns auch die geordneten, wahrhaft musterhaften Gemeindezustände in Sulzbach berührt. Was zunächst den Gottesdienst betrifft, so wird er in einer Weise begangen, die unbedingt erbauen muss, und wie dies hier zu Lande nur selten vorkommt. Der Synagogenchor, obwohl schwach besetzt, ist gut geleitet und leistet, was man von so geringen Kräften nur erwarten kann. Nur bleibt es auffallend, dass man noch die ganze Überfüllung aller alten und veralteten Gebetsstücke beigehalten hat, an Festtagen sogar sämtliche Piutim, und könnte in diesem Sinne eine Regenration nicht schaden. Außerdem besitzt die Gemeinde sehr lobenswerte und zweckmäßige Wohltätigkeits-Vereine und Stiftungen, die sie in den Stand setzen, im Überfluss für Bedürftige in einer Weise zu sorgen, wie es selten vorkommt, aber überall sein sollte. Man wartet nämlich mit der Unterstützung nicht erst, bis die Leute völlig vom Almosen leben müssen, sondern macht es ihnen durch Gewährung reichlicher Geldmittel möglich, sich durch eigene Kraft wieder emporzuarbeiten, und sieht sich durch gänzlichen Mangel notorischer Armer reichlich belohnt. Alles dieses und noch viel mehr verdankt die Gemeinde ihrem wachern Vorstande Arnold S. Arnstein. Er widmet sich mit einer Uneigennützigkeit und selbst mit Aufopferung eigener Mitten den Gemeindeangelegenheiten, die ihres Gleichen in Bayern nicht mehr, oder doch nur in wenigen Fällen haben dürfte. Seine Gemeinde weiß dies auch zu würdigen und ehrt ihn durch unbedingtes Zutrauen. Seinen besondern Schutz widmet er auch der dortigen trefflichen Schule, die unter der vorzüglichen Leitung des wackern Lehrers Obermayer steht. Er ehrt die Schule, indem er dem Lehrer die gebührende Anerkennung in Wort und Tat gewährt, und wahrt so wahrhaft die Interessen seiner Gemeinde3, indem er das Heil derselben nicht wie die meisten unserer Parnassim (Gemeindevorsteher) in möglichster Knickerei erblickt, sondern ihm da, wo es zum allgemeinen Besten und namentlich für die Schule geschieht, fünfzig Gulden nicht ans Herz gewachsen sind. Wohl der Gemeinde, die ihre Interessen in solchen Händen weiß, sie mag stolz auf ihn sein. Ehre aber auch diesem Biedermanne; möge es ihm noch recht lange vergönnt sein, in gleicher Weise fortzuwirken."              

  
Meldung aus der Zeit des Ersten Weltkrieges (September 1914)   

Sulzbach Frf IsrFambl 04091914.jpg (17711 Byte)Artikel aus dem Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 4. September 1914: "Sulzbach in der Oberpfalz. Der israelitische Frauenverein und der Wohltätigkeitsverein für Männer spendeten zusammen die Summe von 200 Mark zur Sammlung des Roten Kreuzes und der Hinterbliebenenfürsorge hierorts."

   
Der Kreis Sulzbach-Rosenberg ist "judenfrei" (1936)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1936: "Nürnberg. Die 'Allgemeine Rundschau' in Nürnberg berichtet, dass der Kreis Sulzbach-Rosenberg judenfrei ist, nachdem der letzte Jude, ein Viehhändler, nach Amerika ausgewandert ist."       

  
Die Auflösung der jüdischen Gemeinde und ihre Zuteilung nach Amberg (1936/37) 

Amtliche Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Dezember 1936: 
"Bekanntmachungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. 
Bekanntmachung über Auflösung der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbach.
Der Rat des Verbandes hat nach Anhörung des zuständigen Bezirksrabbinats auf Grund des § 28 der Verbandsverfassung beschlossen: 
Bei der Kultusgemeinde Sulzbach sind die Voraussetzungen dafür gegeben, dass die Gemeinde als aufgelöst anzusehen ist. Demgemäss wird die Auflösung der Gemeinde als eingetreten erklärt. 
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht.  München, den 3. Dezember 1936. 
Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Dr. Neumeyer."  
  
Sulzbach Bayr GZ 01011937.jpg (71212 Byte)Amtliche Mitteilung in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Januar 1937: 
"Bekanntmachung über Ausdehnung des Gebietes der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg auf das Gebiet der politischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg. 
Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg hat in ihrer Eigenschaft als Steuerverbandsvertretung am 1. November 1936 folgenden Beschluss gefasst. Gemäß Artikel 2 des religionsgesellschaftlichen Steuergesetzes dehnt die Israelitische Kultusgemeinde Amberg ihr Gebiet auf das Gebiet der politischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg aus. 
Dieser Beschluss wird hiermit öffentlich bekannt gemacht. 
Den an der Umbildung Beteiligten, insbesondere den von der Umbildung betroffenen umlagenpflichtigen Bekenntnisgenossen, wird hiermit Gelegenheit zur Einsprache gegeben. Die Einsprache soll genau die Gründe darlegen, welche gegen die bekannt gegebene Umbildung geltend gemacht werden wollen. Die Einsprache muss binnen einer vom 20. Januar 1937 ab laufenden Frist von zwei Wochen bei der Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg schriftlich eingereicht werden. Amberg, den 24. Dezember 1936. 
Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg: Bacharach, Vorstand.  Godlewsky, Schriftführer."

   
Bericht über die aufgelöste Sulzbacher Gemeinde (1937)  

Amberg Bayr GZ 15011937.JPG (157712 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1937: "Aus dem Amberger Gemeindeleben. Am 1. November 1936 hielt die Kultusgemeinde Amberg ihre Jahresversammlung ab, die durch die Anwesenheit des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Salomon von Regensburg eine besondere Not erhielt. Der Gemeindevorstand, Landgerichtsrat i.R. Bacharach, gab einen umfassenden Jahresbericht, der sich insbesondere auf die Finanzgebarung der Gemeinde, die Kultuseinrichtungen, die Wohlfahrtspflege und die jüdische Winterhilfe erstreckte. Von besonderer Bedeutung für Amberg ist die Auflösung der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbach. Diese im Jahre 1666 gegründete Gemeinde, einst eine der größten und blühendsten jüdischen Gemeinden Bayerns, und weitesten Kreisen durch ihre hebräische Druckerei bekannt, hat aufgehört zu bestehen, nachdem anfangs Oktober 1936 die letzte Familie von Sulzbach nach Nordamerika ausgewandert ist. Die altehrwürdige Synagoge wurde schon vor einigen Jahren an die Stadtgemeinde Sulzbach-Rosenberg veräußert, die ein Museum darin eingerichtet hat. Im übrigen ging das Vermögen der aufgelösten Gemeinde auf die Nachbargemeinde Amberg über, die ihr Gebiet auf das Gebiet der politischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg erstreckt hat. - Im Anschluss an die Versammlung fand in der festlich geschmückten Synagoge die feierlich Einführung des neuen Rabbiners unserer Gemeinde, Herrn Bezirksrabbiners Dr. Salomon von Regensburg, statt. Nach einer würdigen Begrüßung durch die Jugend sowie durch Ansprachen des Gemeindevorstands und der Oberlehrers und nach warmen Dankesworten des Herrn Bezirksrabbiners fand ein feierlicher Gottesdienst statt, der durch die Predigt des Herrn Rabbiners seine Weihe empfing. 
Am 13. Dezember 1936 versammelte sich die Gemeinde in der Synagoge zu einer Chanukka-Weihestunde, deren Programm - Ansprachen, Vorträge und musikalische Darbietungen - hauptsächlich von der Jugend bestritten wurde.
 Am 20. Dezember 1936 trug die jugendliche Dichterin Hilde Marx aus eigenem Schaffen - Gedichte und Prosa - vor, so u.a. aus ihrer bekannten Gedichtsammlung 'Dreiklang', ferner auch einige Proben aus ihrem demnächst bei Brandus in Berlin erscheinenden Werk 'Ein Bündel Briefe. Durch ihre meisterhaft zu Gehör gebrachten Vorträge, in welchen sich das jüdische Schicksal unserer Zeit spiegelt, wusste sie ihre Zuhörer zu fesseln und bleibende Eindrücke in ihnen zu hinterlassen."

   
  
Aus der Geschichte des Rabbinates   
Allgemeiner Bericht über den Rabbiner in Sulzbach (1842)    

Sulzbach AZJ 11061842.jpg (44144 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Juni 1842: "Sulzbach im Mai (1842). Die hiesige Gemeinde hat sich einen tüchtigen Rabbinern in dem Herrn Dr. W. Schlesinger, (Übersetzer des S. Ikkarim), erwählt, der auch bereits feierlichst installiert ist. Da derselbe auch im pädagogischen Fache bewährt ist, so hoffen wir Vieles von seiner Wirksamkeit, da er auch verpflichtet ist, mehrere Unterrichtsstunden in der von Herrn Ellinger sehr brav geleiteten Elementar- und Religionsschule zu geben."

  
Soll der jeweils zweite Feiertag abgeschafft werden ? (1847)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 22. Januar 1847: "Aus Sulzbach, Kreis Oberpfalz, wird mir soeben von glaubwürdiger Hand gemeldet, dass mehrere Gemeindeglieder ihren Rabbiner Dr. Schlesinger, um Abschaffung des 2. Feiertag angegangen. Der Rabbiner erklärte, er sei für die Abschaffung, könne sich aber bei der dermaligen Stellung der Rabbiner nicht dafür aussprechen. Überhaupt soll sich dort der Geist der Neuerung gewaltig regen und von dem Rabbiner, der durch seine gründlichen Kenntnisse und seine Friedensliebe sehr beliebt und geschätzt ist, im Stillen genährt werden."         


    
Aus der Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer    
Ausschreibung der Stelle des Schächters, Vorbeters und Lehrers (1876 / 1879 / 1889)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1876: "Vakante Schächter- & Vorsängerstelle in Sulzbach bei Amberg. Nachdem der seit 35 Jahren in dieser Eigenschaft Funktionierende aus Gesundheitsgründen von dieser Stelle zurücktritt, soll dieselbe mit einem fixen Anfangsgehalte von Mark 700, welcher einschließlich der anfallenden Emolumente sich auf circa Mark 1300 erhöhet, bis 1. Dezember nächsthin wieder besetzt werden. 
Bewerber belieben sich unter Beifügung ihrer Qualifikationszeugnisse an den Kultus-Vorstand H.S. Morgenthau in Sulzbach zu wenden."
Drei Jahre noch dieser Ausschreibung und Neubesetzung wollte der Vorsänger offenbar nach Amerika auswandern. Die Stelle wurde zunächst neu ausgeschrieben, bis wenig später ein Rückzieher erfolgt (siehe Anzeige darunter):
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1879: "Schächter- und Vorsängerstelle in Sulzbach (Oberpfalz). Für die Wiederbesetzung dieses Postens - welcher einschließlich stipulierter Emolumente annähernd Mark 1400 jährlich abwirft - wird eine Persönlichkeit gesucht, welche den Nachweis ihrer Qualifikation liefern und bis längstens 1. September nächsthin eintreten kann. - Der eingeübte gottesdienstliche Choralgesang erfordert einige musikalische Bildung, was bei der Wahl in Mitberücksichtigung gezogen wird. 
Reflektanten belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Sulzbach (Oberpfalz). 
  
Sulzbach AZJ 19081879.jpg (19408 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1879: "Sulzbach, Oberpfalz. 
Unser Kantor hat seine Abreise nach Amerika vorerst aufgegeben, verbleibt daher in seiner bisherigen Funktion. Die israelitische Kultusgemeinde daselbst."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1889: "Vorsänger-, Schächterstelle etc. in Sulzbach (Bayern, Oberpfalz). 
Für die Wiederbesetzung dieses Postens, welcher einschließlich stipulierter Emolumente annähernd Mark 1.500 abwirft, wird eine Persönlichkeit gesucht (Cohn ausgeschlossen), welche den Nachweis ihrer Qualifikation liefert und bis längstens 15. August nächsthin eintreten kann.  
Der eingeübte, gottesdienstliche Chorgesang erfordert einige musikalische Bildung, was bei der Wahl in Berücksichtigung gezogen wird. 
Reflektanten belieben sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse zu wenden an die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde in Sulzbach (Oberpfalz)."  

   
Lebensgeschichte des Lehrers Jacob Sulzbacher (geb. 1809 in Sulzbach als Sohn des Sulzbacher Lehrers Samson Wolf, gest. 2. Dezember 1868 in Kirchheimbolanden)  
Anmerkung: Jacob Sulzbacher war der Sohn des jüdischen Lehrers in Sulzbach (später Pfarrweisach) Samson Wolf (Sulzbacher). Sein Sohn Jacob lernte in Memmelsdorf, dann Burgpreppach und schließlich an der Lehrerbildungsanstalt in Würzburg. Zunächst war er an verschiedenen Gemeinden jeweils kurzzeitig Lehrer, u.a. in Obrigheim, wo er seinen erblindeten Bruder unterstützte, dann von 1834 bis 1866 bzw. 1868 in Kirchheimbolanden.   

Artikel in "Der israelitische Lehrer" vom 23. Dezember 1868: "Jacob Sulzbacher
ist tot, entrissen den liebenden Kindern, den zahlreichen Freunden. Wir standen weinend an seinem Grabe; die endblätterten Bäume, die winterliche Natur rings um uns her schien mit uns zu trauern. Doch über Berg und Tal, über Bäume, Gräber und Leichensteine hinweg glänzte ein heller Sonnenstrahl und spiegelte sich in unseren Tränen, dass sie wie Perlen, wie Tautropfen erglänzten; - die Liebe stirbt nicht.
Die Liebe lebt ewig. Sie ist das Wahrzeichen der Menschheit, der Unsterblichkeit. 'Die Lehrer werden erglänzen wie der Strahl des Himmels und die Viele zur Gerechtigkeit führten, wie die Sterne immer da und ewig'. (Daniel 12,3, hebräisch und deutsch).
So wollen wir denn in diesen Zeilen dem heimgegangenen Freunde ein Denkmal unvergänglicher Liebe, heiliger und erhebender Erinnerung an sein Sterben und Wirken im Leben setzen; uns zum Troste, Allen ein leuchtendes Vorbild.
'Ich bin' -  so schrieb der Verblichene in den uns vorliegenden Aufzeichnungen aus den letzten Monden seines Lebens - 'am 9. Februar 1809 zu Sulzbach in der bayerischen Oberpfalz geboren, woselbst mein Vater seligen Andenkens, damals noch Samson Wolf genannt, Unterkantor war. Er war selbst in Sulzbach geboren, Sohn des gedachten Wolf und der Frau Rachel geb. Katzenellenbogen. Diese war die älteste Tochter des berühmten Gelehrten Naphtali Hirsch Katzenellenbogen*, weiland Pfalzrabbiners zu Mannheim, und soll nach den vielen Erzählungen meines seligen Vaters eine sehr fromme, geistreiche Frau gewesen sein'.
Nach einem Stammbaum (sefer hajuchasin), der sich in den Händen der Kinder unseres seligen Freundes befindet, gehören dieselben demnach der hochberühmten und ehrwürdigen Familie Katzenellenbogen an, die ihren Ursprung bis auf jenen Saul Wahl, der Rabbiner zu Brisk und, der vielbekannten Sage nach, eine Nacht Wahlkönig von Polen war (sc. man lese das herrliche: 'Mendel Gibbor' von Bernstein: 'Wir sinnen von Königlichem Geblüt') und weiter auf Rema (Rabbi Moses Isserles https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Isserles), Raban (Rabbi Elieser ben Natan https://de.wikipedia.org/wiki/Elieser_ben_Nathan_aus_Mainz) und Eljakim aus dem Geschlechte Raschis (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Raschi) zurücklenkt, welcher Familie bekanntlich auch Gabriel Rieser (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Riesser) und die edlen Montefiore (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Moses_Montefiore) angehören.
Einige Jahre nach der Geburt unseres Sulzbacher zog der Vater nach Pfarrweisach; dort war er Lehrer, Vorsänger und Schächter. Da aber die Erträgnisse der Stelle nicht ausreichten, die Familie zu ernähren - es waren vier Söhne und eine Tochter da - so beschäftigte sich Samson Sulzbacher auch damit, Privatbibliotheken, die verkäuflich waren, aufzuspüren, anzukaufen, die wertvolleren Werke von Kennern ausscheiden zu lassen und die übrigen zu Tüten zu verarbeiten, bei welcher Fabrikation eigene Kinder und Schüler gemeinschaftlich beschäftigt und auch zugleich unterrichtet wurden. Unseren Jakob aber, welcher, weil er Fähigkeit verriet, zur Tora bestimmt wurde, tat der Lehrer der Vater nach Memmelsdorf, zwei Stunden von Pfarrweisach, wo damals ein guter Talmudlehrer und auch schon eine gute deutsche Schule sich befand. Der kleine, kluge und zutunliche Junge, welcher von seinem 11. bis 13. Jahre dort weilte, war allgemein beliebt, machte gute Fortschritte in den deutschen Schul-, sowie auch in den hebräischen und talmudischen Kenntnissen, und offenbarte auch schon musikalische Befähigung. Von seinem 13. Jahre an war er etwa zwei Jahre lang in Burgpreppach, anderthalb Stunden von Pfarrweisach, um das Talmudstudium fortzusetzen, und auch hier mit gutem Erfolg. Im 20. Jahre seines Lebens kam er ins Seminar nach Würzburg. Dort war dazu mal eine Zeit des regsten Emporstrebens. Eine Reihe vorzüglicher Jünglinge, von denen viele später und auch noch jetzt als Männer segensreich wirken in verschiedenen Berufen, studierte auf der Universität oder suchte sich auf dem Seminar zum Lehramt vorzubereiten. Es war eben die neue Zeit mit ihren äußeren und inneren Umwandlungen, die die jüdischen Jünglinge jener Epoche zur kräftigsten Entfaltung ihrer Geisteskräfte anregte. Von dem Geist dieser Zeit genährt, trat Sulzbacher als Lehrer in die Schule, wirkte zuerst in einigen kleineren Gemeinden Unterfrankens, dann als Gehilfe bei seinem, auch in Gott ruhenden, erblindeten Bruder, dazumal Lehrer in Obrigheim in der Pfalz, und wurde alsdann vor 34 Jahren als Lehrer und Kantor nach Kirchheimbolanden berufen. Hier wirkte er, bis vor etwa zwei Jahren zunehmende Schwäche und Kränklichkeit ihn mahnte, das schwierige Amt niederzulegen. Die Regierung sendete ihm einen Gehilfen, und als die Kränklichkeit nicht abnahm, versetzte sie ihn in huldvollster Weise in den wohlverdienten Ruhestand. Die Pension trug teilweise der Staat, teilweise der Lehrerpensionsfonds. Er hätte sich nun in Ruhe seines Lebens erfreuen mögen. Aber die Vorsehung hatte es anders beschlossen.
Sulzbacher war vermählt mit einer Cousine, Regine Schwarz aus Sulzbach, ebenfalls aus der obengenannten berühmten Familie. Die Ehe war eine gottgesegnete, bis der Tod dieses herrliche Band vor nun sechs Jahren löste. Von fünf Kindern - vier Söhnen und einer Tochter - ging ihm der Jüngste - ein hoffnungsvoller, zum Lehramte vorgebildeter Jüngling von 21 Jahren - am 5. Juni 1866 im Tode voraus. Nur durch die ausdauerndste und hingebenste Pflege der liebenden Tochter und einer ebenso liebevollen verwaisten Nichte - die in seinem Hause reichen Ersatz für Eltern- und Geschwisterliebe gefunden hatte und diese Liebe in edelster Weise erwiderte - konnte der schwächliche Körper so lange erhalten werden. Nach langem, in den letzten Monaten hoffnungslos gewordenen Leiden, hauchte er im Arme seiner liebenden Kinder in der Nacht nach dem 2. Dezember seine edle Seele aus, nachdem er noch fast unmittelbar vor seinem Tode einem verwandten Knaben Unterricht erteilt hatte.
An seinem Leichenzuge beteiligten sich neben den Gliedern der israelitischen Gemeinde und den sämtlichen Lehrern des Kreises, die Professoren der Lateinschule mit ihren Schülern, die Mitglieder des städtischen Liederkranzes und ein großer Zug von Leidtragenden aus allen, auch den besten, Kreisen und Ständen der     
Bürgerschaft, die Beamten und so fort. An seinem Grabe sangen der Liederkranz vereint mit den Lehrern und die jüdischen Schülerinnen. Herr Dr. Rothschild aus Alzey war von den Hinterbliebenen berufen, am Grabe zu sprechen und er sprach mit gewohnter Beredsamkeit und in tiefergreifendster Weise, indem er das Feld der Ehre, auf dem dieser Kämpfer gefallen, verglich mit jenem Felde, auf welchem Blut gesäet und Tränen geerntet werden. Er zeichnete den edlen Jakob, der mit finsteren Mächten gekämpft in der Nacht und dem es nun tagte, wie er war im Leben: als Lehrer, als Vater, als Mensch.
Noch eine Scholle Erde auf seinem Sarge - dann zogen wir heim, um einen herrlichen Freund ärmer.
Sulzbacher war ein ausgezeichneter Lehrer, voll ausdauerndsten Berufseifers, ausgerüstet mit hingebendster Begeisterung, mit einem reichen Fond von Kenntnissen auf allen einschlägigen, besonders aber auf dem jüdischen Gebiet; voll unwandelbarer Treue und wahrer Hillel'scher Sanftmut, Geduld und Bescheidenheit, mit einem reichen Herzen voll Liebe. So sehr seine Kräfte abnahmen - er konnte nicht sein ohne praktische Beschäftigung in seinem Berufe, und wie er bis jetzt in die letzten Tage und Stunden seines Lebens zu unterrichten strebte, so liebte er auch fortbildende Studien, wissenschaftliche, ernste, pädagogische Unterhaltung. Noch im jüngsten Sommer, als ich zum letzten Male das Glück genoss, ihn zu sehen, sprach er mit Begeisterung von Raschi, den er in jenen Tagen eifrig studierte. Alles Neue im Leben der Schule, auf dem Gebiet der Erziehung und des Unterrichts regte ihn an, suchte er zu prüfen, und er handelte stets nur nach festen, klaren und anerkannten Prinzipien. Sein Unterricht zeichnete sich durch sinnreiche Anordnungen aus, und er verstand es, trotz seiner unvergleichlichen Sanftmut, oder gerade wegen derselben, die Herzen der Kinder zu fesseln, die ihm eine unbegrenzte Ehrerbietung zollten, sodass er eigentlich nie strenge disziplinarische Mittel anzuwenden hatte.
Er war ein ganzer Lehrer; die Berufstreue war ihm so sehr Lebens- und Gewissensache, dass er schon darum in nichts sich ein liest, als was direkt darauf Bezug hatte; in der Beschränkung lag für ihn die Freiheit, die intensivste Wirksamkeit.
Er war ein liebender Gatte, ein edler, vortrefflicher Vater. Seinen Kindern gab er die trefflichste Erziehung und sie hingen ihm an mit musterhaftester Kindesliebe, mit unbegrenzter Verehrung. Bei der Kunde von seiner Todesnähe eilte sein Sohn von Paris herbei - und traf leider erst eine halbe Stunde nach der Beerdigung ein. Das reiche, durch den Hauch der Bildung und die geistige Regsamkeit ausgezeichnete Familienleben übte einen beglückenden Zauber auf jeden aus, der es kennenzulernen Gelegenheit hatte.
Sulzbacher war ein vortrefflicher Mensch
, voll unvergleichlicher Herzensgüte, voll tiefen Gemüts. Wohl kein lebendes Wesen ist je von ihm mit Wissen oder vorsätzlich gekränkt oder beleidigt worden. Im Gegenteil! Wenn wir auch im Geiste dessen, dem wir dieses Denkmal der Liebe weihen, Vergangenes unberührt lassen, so wissen wir doch, dass so manche Unbill und Ungerechtigkeit nur allzu tief sein Gemüt verwundete; und dennoch ließ er alles über sich ergehen, ohne sich und seinem Berufe untreu zu werden. Er verbarg den Schmerz, den die Undankbarkeit der Menschen in seinem Gemüte erregte, in seinem Herzen und war gütig und liebevoll gegen Alle, nach wie vor.
Diese Liebe, diese Treue, diese edlen Eigenschaften des Geistes und Herzens gewannen ihm die Hochachtung und Zuneigung aller derer, die ihn kannten. Die Bürger Kirchheims brachten ihm eine unbegrenzte Hochachtung und Verehrung entgegen. Insbesondere aber liebten und verehrten ihn seine Kollegen, für welche er stets und überall ein treuer Freund und wo er nur konnte ein Helfer in der Not war.
Er war ein Mann, der mit klarem denkenden Geist die Gegenwart und, was ihr Not tut, erkannte; der aber auch mit seinem ganzen großen Herzen, mit heilige Begeisterung das Judentum umfasste, dass er wie wenige unserer Zeit kannte und liebte. Mit rührender Anhänglichkeit war er den edleren religiösen Gebräuchen zugetan und bedauerte lebhaft den Indifferentismus und den Verfall des religiösen Lebens. Ja er war Einer von den edlen Männern unserer Übergangsperiode, der mit der ganzen Kraft des Wissens und Geistes das Neue erkannte, den Fortschritt anstrebte, aber mit ebenso edlem Eifer und rührender Gemütstiefe den bedeutungsvollen Eigentümlichkeiten des jüdisch-religiösen Lebens zugetan war und blieb. Er hatte ein jüdisches Herz.
Solch einen treuen redlichen Freund haben wir verloren! Rings um uns lichten sich die Reihen, und der Männer aus jener Zeit, welche mit Wissen und Charakter zu kämpfen für die neue Zeit ausgerüstet waren, werden immer weniger. Wer wird mit starker Kraft und frischem Mut die ausgestreute Saat schützen und - die Zeit der Ernte schauen?
Was Sulzbacher mir und wohl auch seinen übrigen näheren Freunden war, die ich hier nicht nenne, die aber am Schlage ihres Herzens fühlen, wen ich meine vermag ich nicht auszusprechen. Wir - ich und noch ein Anderer - hatten ihn spät gefunden. Nur tiefe und ernste Motive bilden den Grund für Freundschaften, die auf der Höhe des Lebens geschlossen werden. Aber umso köstlicher sind diese Blumen auf unserem ernsten Lebenswege. Sie werden ein Talisman bleiben für unser ganzes Leben.
Ja, in unserem Herzen steht ein Denkmal für dich, dass nicht schwinden wird, solange wir hier weilen auf Erden. Schlafe wohl, teurer Freund, edler Genosse. Deinem Wirken ist ein unvergänglicher Lohn beschieden. Unter den Besten und Edelsten, die ihrer Pflicht voll genügt haben hier im Leben, wird stets und immerdar von denjenigen, die dich kannten, der Name genannt werden: Jakob Sulzbacher!".  
Anmerkungen:
- Naftali Hirsch Moses Katzenellenbogen (geb. ca. 1715 Schwabach, gest. 1800 Mannheim; Sohn des Rabbiners Moses): studierte in Frankfurt, 1741-1763 Rabbiner für den Tauber-Neckar-Kreis des Deutschen Ordens mit Sitz in Mergentheim, 1763-1800 Landesrabbiner der Kurpfalz mit Sitz in Leimen/Heidelberg, zugleich 1763-68 Hausrabbiner bei Hoffaktor Aron Elias Seligmann in Leimen, 1768 verlegte er den Amtssitz als Landesrabbiners nach Mannheim, hier gleichzeitig Oberrabbiner an der Klaus, entfaltete eine reiche Lehr- und Forschungstätigkeit (insbesondere zum Talmud)

  
Kantor H. Radilewsky sucht einen Schochet / Vertreter (1889)
     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Mai 1889: 
"Einen Schochet, der vorbeten kann, suche ich bei einem entsprechenden Einkommen als Vertreter. 
Schriftliche Meldungen nimmt entgegen 
J. Radilewsky,
Kantor, Sulzbach (Oberpfalz) bei Amberg."      

 
Anzeige von Lehrer Sigmund Stein (1898)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1898: "Pension
Zu Beginn des neuen Schuljahres, 1. Oktober, nehme Schüler in volle Pension. Vorbereitung fürs kaufmännische Leben für die höheren Klassen der Lautein- und Realschule, Unterricht in Französisch, Latein und Musik. Infolge geringer Schülerzahl kann insbesondere schwächer begabten Schülern die weitgehendste Sorgfalt in Bildung und Erziehung zugewendet werden. Beste Referenzen, billigster Pensionspreis. 
Sulzbach (Oberpfalz), 
S. Stein
, Elementarlehrer."    

  
Bericht über "die kleinste Schule in Bayern" und ein nachfolgendes Dementi (September/Oktober 1909)

Sulzbach Israelit 29091909.jpg (20399 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1909: "Sulzbach, 24. September. Die kleinste Schule in Bayern, wenn nicht der ganzen Welt, dürfte die hiesige israelitische Schule darstellen; sie hat einen ganzen Schüler und das ist der Sohn des Lehrers. Der Auflösung der Schule stehen noch formelle Gründe entgegen".
   
Sulzbach Israelit 21101909.jpg (42723 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1909: "Sulzbach, 15. Oktober (1909). Die Notiz über die hiesige Schule, die nur noch einen Schüler zählen soll, die ihren Weg durch die verschiedensten Tageszeitungen und alle jüdischen Blätter machte, ist frei erfunden. Dieselbe ist von irgend einem Korrespondenten eines oberpfälzischen Blättchens entweder aus Sensationshascherei oder in böswilliger Absicht oder aber um des geringen Verdienstes willen fabriziert. Die Schule zählt mehrere Schüler, der jüngste Sohn des Lehrers ist längst nicht mehr Volksschüler, sondern besucht den 3. Kurs einer Realschule und an eine Auflösung der Schule selbst denkt außer dem Artikelschreiber niemand. Dies zur Steuer der Wahrheit". 
 
Sulzbach AZJ 22101909.jpg (29899 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Oktober 1909: "Die kleinste Schule der Welt ist die israelitische Schule in Sulzbach in der Oberpfalz. Sie hat nur einen einziger Schüler und dieser ist der Sohn des Lehrers. Der Auflösung der Schule stehen nur noch formelle Gründe entgegen."

  
Das 25-jährige Ortsjubiläum von Lehrer Sigmund Stein (1921) 

Sulzbach Israelit 27011921.jpg (44439 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Januar 1921: "Sulzbach in der Oberpfalz, 17. Januar (1874): Gestern beging Hauptlehrer Sigmund Stein sein 25jähriges Ortsjubiläum als Lehrer der israelitischen Volksschule und Beamter der Kultusgemeinde. Die Kultusverwaltung beglückwünschte den Jubilar in einer warm gehaltenen Ansprache, unter Überreichung einer namhaften Ehrengabe. Poetische Vorträge seitens der Schüler und viele sonstige Widmungen verschönten den Ehrentag des Gefeierten."

    
Zum 70. Geburtstag von Oberlehrer Sigmund Stein (1936, Lehrer in Sulzbach von 1896 bis 1922)  

Sulzbach BayrGZ 01071936.jpg (102428 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre! Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund Stein. Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und Niederweinstadt tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach und ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg. Nach seiner im Jahre 1932 erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte er seinen Wohnsitz hierher (München), um seinen Lebensabend im Kreise seiner Kinder zu verbringen. Auch hier stellte er noch seine Kraft in den Dienst der jüdischen Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts versieht, wiederholt auch aushilfsweise Religionsunterricht in den hiesigen Schulen erteilte. Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische erfreuenden Jubilar seien auch an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh! (Alles Gute bis 120 Jahre).

    
Zum 25-jährigen Jubiläum von Lehrer Leopold Godlewsky in Amberg (1933), zuständig für Amberg mit Sulzbach und Schwandorf

Sulzbach Israelit 03081933.jpg (71855 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" am 3. August 1933: "Amberg, 31. Juli. Am Schabbat Nachamu (Schabbat nach dem 9. Aw, an dem die Lesung aus Jesaja 40 'Tröstet, tröstet mein Volk' gelesen wird, = 5. August 1933) kann Herr Oberlehrer Leopold Godlewsky auf eine 25jährige, ersprießliche Tätigkeit in der Gemeinde Amberg mit Sulzbach und Schwandorf zurückblicken, nachdem er vorher in der Gemeinde Gerolzhofen 10 Jahre amtierte. Eine frommen und angesehenen Lehrerfamilie in Franken entstammend, wusste er deren Tradition allzeit hochzuhalten. Sein Name hat in der bayerischen Judenheit und darüber hinaus und besonders bei seinen Kollegen einen guten Klang. Durch seine berufliche Tüchtigkeit, seinen biederen Charakter, sein allzeit hilfsbereites Wesen, errang er sich die Wertschätzung und Achtung seiner Gemeinden und aller Schichten der Bevölkerung. Auch seine schriftstellerische Tätigkeit, besonders auf kulturhistorischem Gebiete, verdient hervorgehoben zu werden. (Alles Gute) bis 120 Jahre."

     
     
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde  
Zum Tod von Jakob Steinhardt (1891)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1891: "Sulzbach. Am Schabbat Paraschat Bo (= Schabbat mit der Toralesung Bo = 2.Mose 10,1 - 13,16, das war Samstag, 17. Januar 1891) schied einer der angesehensten Bürger unserer Stadt, Herr Jakob Steinhardt im Alter von 91 Jahren aus dem Leben. Die Armen besonders die im Heiligen Land und unsern bedrängten Brüder in Russland, verlieren in ihm einen Wohltäter. Im Jahre 1876 feierte er mit seiner Gattin, die ihm 4 Jahre im Tode voraus ging, das seltene Fest der goldenen Hochzeit. - Ein großer Trauerzug, zu dem viele Glaubensgenossen aus Amberg und auch die katholische Geistlichkeit Sulzbachs erschienen waren, gab dem Verstorbenen das letzte Geleite und legte beredtes Zeugnis ab, welch guten Rufes er sich in der Nähe und Ferne, bei Christen und Juden zu erfreuen hatte. Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Wittelshöfer - Floß - sein Licht leuchte - hielt die Trauerrede. J.R." 

  
Zum Tod des letzten Gemeindevorstandes
Leopold Prager im November 1930  

Sulzbach Israelit 13111930.jpg (159628 Byte)Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1930: "Sulzbach (Oberpfalz), 10. November 1930. Nach kurzem Krankenlager verschied Leopold Prager, langjähriger Vorstand der altehrwürdigen Gemeinde Sulzbach (Oberpfalz) im Alter von 66 Jahren. Unter zahlreicher ehrender Beteiligung der Nachbargemeinde Amberg, der Gemeinde Fürth und der politischen Gemeinde Sulzbachs wurden dessen sterbliche Überrest Sonntag vor Jom Kippur dem dortigen alten Beit Chajjim (Haus des Lebens = Friedhof) übergeben. Am Grabe würdigte Herr Oberlehrer Godlewsky - Amberg die großen Verdienste des Verblichenen um Familie, Allgemeinheit und Gemeinde. Diese Stunde, in der die sterblichen Überreste eines frommen und gottbegeisterten Mannes, des letzten Kultusvorstandes Sulzbachs der Erde übergeben wurden, ist eine historisch traurigster Art geworden. Mit dem Tode dieses letzten alteingesessenen Bürgers und Kultusvorstandes Prager nimmt zugleich ein Gemeindewesen ein Ende, das einst mustergültig und tonangebend für die jüdische Diaspora gewesen. Hatte doch kein Geringerer als der gelehrte und tolerante Herzog Christian August von Sulzbach im Jahre 1664 daselbst eine jüdische Druckerei gegründet, welche einige Jahrhunderte hindurch die ganze jüdische Welt mit jüdischen Druckwerken aller Art versorgt. Große Gelehrte, vom Herzog herangezogen, wirkten in der Gemeinde. So wurde die Gemeinde Sulzbach zu einer Mutter in Israel, führend in Bayern und in den übrigen Ländern. Seit fast fünfundzwanzig Jahren nun wirkte der nun Entschlafene äußerst segensreich in der Gemeinde. Überall, wo es galt, sein überliefertes Judentum hochzuhalten, trat er dafür ein und selbst, wenn es mit großen Opfern verbunden war. So konnte er den gänzlichen Zerfall der Gemeinde wohl lange hinausschieben, doch nicht verhindern. Wie der Schiffskapitän hat er als Letzter das sinkende Schiff verlassen, noch vorher seine Dispositionen treffend mit dem Verbande bayerischer israelitischer Gemeinden betreffs des Nachlasses der Gemeinde. Sein Wunsch, noch einmal in einer Gemeinde weilen zu können mit einem blühenden Gemeinwesen an der Seite seiner Angehörigen, ward ihm nicht mehr erfüllt. - Herr Mich. Lorsch - Amberg nahm als Freund und Kultusvorstand der Nachbargemeinde Abschied von dem wackeren Manne. Herr Oberlehrer Stein - Regensburg dankte bewegt als früherer Lehrer der Gemeinde Sulzbach und als langjähriger Freund dem Verblichenen für seine loyale und freundschaftliche Gesinnung, die alle Jahre überdauerte. Ein Mitglied des Stadtrates zollte dem Verblichenen als langjähriges, bewährtes Mitglied des städtischen Armenrates für seine Verdienste Dank und Anerkennung, und der Vorstand des Turnvereins rief seinem scheidenden Ehrenmitgliede noch herzliche Grüße unter Senkung der Vereinsfahne in die Gruft.       Das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen. 
 
Sulzbach BayrGZ 15101930.jpg (144669 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Oktober 1930: Sulzbach (Oberpfalz). Von einem unersetzlichen Verlust wurde unsere, ohnedies so stark zusammengeschmolzene Religionsgemeinschaft betroffen. Herr Leopold Prager, unser Gemeindevorsteher, hauchte am schabbos schuwoh (= Schabbat vor Jom Kippur, das war der 27. September 1930) seine reine Seele aus. Dieses Ereignis kam so unerwartet, dass tiefste Erschütterung nicht nur bei den nächst Betroffenen, sondern in weitesten Kreisen der Stadt und Umgebung und weit darüber hinaus bei allen, die ihn kannten, Platz griff. Ein wahrhaft frommer Mann, nach unser alter Väter Weise, der keinen Fingerbreit aus den Grenzen des überlieferten Judentums wich; ein bescheidener Mann, der still seine Wege ging, abhold allen oberflächlichen Genüssen, Anschauungen und Strömungen unserer Zeit. Ein fleißiger, gerechter und jederzeit redlich wandelnder Geschäfts- und Berufsmann, der ob dieser Eigenschaften bei allen Bürgern der Stadt aufrichtige Verehrung und Anerkennung genoss. Ein wunderbares Ehe- und Familienleben herrschte in seinem Haus. Es war ein besonderer Genuss, in diesem patriarchalisch gastfreundlichen Hause weilen zu dürfen. Dort waltete der Geist des Friedens und der Reinheit. 
Ein einziger Gedanke umdüsterte die Stimmung des Verewigten in den letzten Lebensjahren. Er hatte seine ruhmreiche Heimatgemeinde, die durch ihre Druckereien ja einen Namen in ganz Israel besitzt, noch auf dem Gipfelpunkt ihres Bestandes gesehen. Er sah sie durch den Zug in die Großstadt immer mehr zusammensinken. Das ging ihm besonders ans Herz. Es war dies für ihn eine wahrhafte Tragödie. Die wunderbaren Gemeindeeinrichtungen sah er verlassen, ein minjan (Zehnzahl der jüdischen Männer am Ort, Voraussetzung für den Gottesdienst) gab es nicht mehr. Alle seine Bemühungen, diesem Zerbröckeln Einhalt zu tun, waren vergeblich. Und so will es die Tragik des Geschickes, dass seine Todesstunde vermutlich auch die Todesstunde seiner Gemeinde, die auf ein Minimum zusammengeschmolzen ist, werden wird. 
Diesem braven, frommen, gefälligen und geselligen Mann wollen wir ein unauslöschliches Andenken bewahren. Seine wackere und tapfere Frau und Lebensbegleiterin sowie der des Vaters würdige Sohn mögen aus der Liebe und Verehrung, die der Verblichene bei allen genossen, ihren Trost schöpfen in unheilbarem Schmerz. In heiliger Zeit ist er hinübergeschlummert zum Reich ewiger Heiligkeit. Dr. Wbg." 

Weiterer Artikel zu Sulzbach: Artikel zur Goldenen Hochzeit 1903 und zum Tod von Heinrich Haymann 1907 in Amberg (Haymann war 1899 von Sulzbach nach Amberg verzogen und hatte dort ein Bankhaus begründet. In Sulzbach war er 48 Jahre Vorbeter zu den Hohen Feiertagen in der Synagoge und 20 Jahre Kassier der Gemeinde. 
  
  
  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 
   
Anzeige der Ochsenmetzgerei Wilhelm Lindner (1902)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1903: "Lehrling
aus guter Familie, von kräftigem Wuchs, für meine Ochsenmetzgerei unter günstigen Bedingungen gesucht
Wilhelm Lindner
, Sulzbach i.Opf."  

  
Verlobungsanzeige von Lina Heinemann und Fritz Prager (1922)  
Anmerkung: bei Fritz Prager handelt es sich um den später Studiendirektor der israelitischen Realschule in Fürth (ab 1929)

Schopfloch Israelit 27041922.jpg (29759 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922: "Statt Karten  
Lina Heinemann - Fritz Prager
(Studienassessor) - Verlobte.  
Schopfloch Mittelfranken - Fürth in Bayern - Sulzbach in der Oberpfalz.  
2. Halbfeiertag zu Pessach
."  

    
    
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für 
Falk Schlossheimer aus Poppenlauer (1809-1894) und seine Frau Fanny Schlossheimer aus Sulzbach (1817-1885)     
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Fanny Schlossheimer wird nicht mitgeteilt.      

Poppenlauer New York Salem 1673.jpg (101485 Byte)   Poppenlauer New York Salem 1673a.jpg (155839 Byte)   Grabstein für 
"our beloved Father 
Falk Schlossheimer  
Born in Poppenlauer, Bavaria  
May 22, 1809  
Died May 22, 1894" und 
"Fanny, beloved Wife of Falk Schlossheimer
Born in Sulzbach, Bavaria  Oct. 28, 1817, 
Died Dezember 10, 1885"    

    
Grabstein in New York für 
Joseph Fatman (1814-1869) und für Theresa Obermeier geb. Hertzfelder (gest. 1879), beide aus Sulzbach     
Anmerkung: die Gräber befinden sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn; der Geburtsname von Fannie Fatman wird nicht mitgeteilt.      

Sulzbach New York Salem 1824a.jpg (129318 Byte)  Sulzbach New York Salem 1824.jpg (132952 Byte)  Grabstein für 
"Joseph Fatman
Born in Sulzbach, Bavaria April 2nd 1814, 
Died in New-York October 7th 1869"
und für "Fannie Fatman  
Born in Fürth Bavaria  October 12th 1818, 
Died January 30th 1881".  
   
Sulzbach New York Salem 1834.jpg (74401 Byte)  Sulzbach New York Salem 1834a.jpg (142362 Byte)  Grabstein für 
"Theresa Obermeier nee Hertzfelder
Born Sulzbach Bavaria, 
Died New York April 26, 1879" und für 
"Isaac Obermeier  
Born October 1811 in Treuchtlingen, Germany, 
Died at New York, November 27th 1875".    

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Der erste Betsaal der jüdischen Gemeinde wurde im Haus der Familie Bloch eingerichtet. 1687 konnte eine erste Synagoge gebaut werden. Sie befand sich 1737 allerdings in schlechtem baulichen Zustand und musste geschlossen werden. Noch im selben Jahr ließ der damalige Hoffaktor Jakob Josef Schwabacher eine neue Synagoge erstellen.  
  
Die in der (heutigen) Synagogenstraße stehende Synagoge von 1737 brannte in der Nacht vom 9. auf den 10. Juni 1822 beim großen Stadtbrand ab. Dabei war es dem damaligen Rabbiner Mannheimer noch unter persönlichem Einsatz gelungen, sechs Torarollen zu retten. Im Haus der Familie Rothschild konnte ein interimistischer Betsaal eingerichtet werden. Durch das große finanzielle Engagement der Gemeindeglieder und durch in anderen Gemeinden durchgeführte Kollekten konnte innerhalb von zwei Jahren eine neue Synagoge erstellt werden.
  
   
Mitteilungen zum großen Stadtbrand 1822    

Artikel in der "Karlsruhe Zeitung" vom 24. Juni 1822: "Aus sehr guter Quelle erfährt man aus Sulzbach, dass daselbst wirklich vom 9. bis auf den 10. Juni (1822) 259 Gebäude (siehe Nr. 168) in Stein- und Schutthaufen verwandelt wurden. Dies Unglück betraf das so genannte Bach-, Bühl-, und Marktviertel. Vom Feuer blieben alle öffentlichen Gebäude, mit Ausnahme der israelitischen Synagoge, verschont. Der Anblick ist herzzerreißend, weil die meisten Abgebrannten nicht nur ihre Wohnungen und Ökonomiegebäude, sondern auch ihr Vieh, ihre Möbel, Kleidungsstücke etc. eingebüßt haben. Die Ursache dieses Brandes konnte bis jetzt nicht zur Gewissheit ausgemittelt werden."   
 
Anzeige in der "Karlsruher Zeitung" vom 21. Dezember 1822: "Bekanntmachung. Wir geben hier unten eine summarische Zusammenstellung derjenigen milden Beiträge, welche uns von mehreren großherzoglichen Ämtern und anderen Privatpersonen zur Unterstützung der unterm 4. Juni dieses Jahres durch Brand verunglückten Bürger von Sulzbach zugekommen sind. Der Mangel des Raums gestattet uns nicht, die Beiträge jeder einzelnen Orte aufzunehmen, weshalb wir bloß die Zusammenstellung nach Ämtern gemacht haben. Diejenigen Gemeinden, welche jedoch über die richtige Berechnung und Verwendung ihres Beitrags mehr Überzeugung gewinnen wollen, können die Rechnung entweder hier, oder bei dem großherzoglich hochlöblichen Kreisdirektorium in Durlach, wohin solche gesendet werden soll, einsehen. Außer dem am das Amt eingelieferten Geldern, wurden noch mehrere milde Beiträge an den Ortsvorstand in Sulzbach, sowohl an Geld, als an Naturalien, geleistet, worüber derselbe besondere Rechnung ablegen wird. Indem wir Namens der Verunglückten für die so reichlich geflossenen Beiträge unseren innigsten Dank abstatten, bemerken wir zugleich, dass noch, außer dem Geld und den Naturalien, Beiträge von mehreren uns bis jetzt noch unbekannten Personen viele Kleidungsstücke eingeliefert worden sind, welche man urkundlich unter die Unglücklichen verteilt hat. 
An Geldbeiträgen wurden anher eingesendet: ....  
zum Lesen Pressemitteilung anklicken 

Gernsbach, den 17. Dezember 1822. Großherzogliches Bezirksamt. Freiherr von Fischer."  

     
Am 31. August 1824 wurde die neue Synagoge als eine der seinerzeit "schönsten Synagogen Bayerns" eingeweiht. Über 100 Jahre war sie Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Sulzbach.
   
Nachdem die Anzahl der Gemeindeglieder bereits um 1930 auf eine sehr kleine Gruppe zurückgegangen war (zur Zeit des Todes des Gemeindevorstehers Leopold Prager im September 1930 war bereits kein Minjan mehr am Ort vorhanden), wurde die Synagoge im gegenseitigen Einvernehmen zwischen Stadt und der Israelitischen Gemeinde zunächst zu einem symbolischen Preis an die Stadt vermietet und später gegen eine Ablösesumme verkauft. Bedingung war, dass die einstige Synagoge nur für kulturelle Zwecke genutzt werden darf. Dieser Bedingung kam die Stadt durch die Einrichtung des städtischen Heimatmuseums nach, wodurch das Gebäude vor einer Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 verschont blieb. Nach der Einrichtung des städtischen Museums wurde die bisherige Synagogenstraße in Museumsstraße umbenannt. Die Torarollen und die übrigen Ritualien wurden nach Amberg verbracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden.   
  
Nach 1945 wurde das Synagogengebäude beschlagnahmt und der Jüdischen Vermögensverwaltung JRSO übertragen. Das Museum musste 1947 in den Schinhammerstadel umziehen. Die JRSO ihrerseits verkaufte 1950 das Gebäude an Privatpersonen, die es zu einem Wohnhaus umbauten. Am Gebäude befindet sich eine Hinweistafel: "Ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde Sulzbach 1827-1933". 
  
Das Gebäude wurde 2008 bis 2013 restauriert. Seit der Einweihung am 31. Januar 2013 wird die ehemalige Synagoge als Gedenkstätte und Dokumentationszentrum für die Geschichte der Juden in der Oberpfalz genutzt (Eröffnung der ständigen Ausstellung am 21. September 2013).     
      
     
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogenstraße (nach 1933 bis Mitte des 1990er-Jahre: Museumsstraße) 9 
   
  
   
Pläne / Fotos            

Baupläne von 1824
(veröffentlicht in: Hammer-Schenk s.Lit. Bd. 2 Abb. 50)
Sulzbach Synagoge 160.jpg (63864 Byte) Sulzbach Synagoge 161.jpg (97630 Byte)
  Westseite der Synagoge 
(Straßen-Ansicht), 
links Emporenbrüstung
Grundriss des Erdgeschosses, links des
 Vorhofes an der Nordseite mit Markierung
 und Abbildung des Hochzeitssteines
     
Sulzbach Synagoge 162.jpg (69635 Byte) Sulzbach Synagoge 163.jpg (61222 Byte)
  Längsschnitt mit Blick auf Toraschrein 
und Eintragung der Empore links
Kanzel links vor dem Toraschrein, 
vgl. auf den Fotos unten
     
Historische Fotos
(Fotos - wenn nicht anders angegeben - 
von Theodor Harburger 1929, veröffentlicht
 in: Inventarisation  jüdischer Kunst- und
 Kulturdenkmäler in Bayern. Bd. 3 S. 710-715)
Sulzbach Synagoge 100.jpg (64811 Byte) Sulzbach Synagoge 139.jpg (79332 Byte)
  Blick zum Toraschrein von der
 Frauenempore (Foto aus 
Schneeberger s.Lit. S. 24)
Blick zum Toraschrein  
 
     
Sulzbach Synagoge 132.jpg (94673 Byte) Sulzbach Synagoge 137.jpg (56916 Byte)     Sulzbach Synagoge 138.jpg (56427 Byte) Sulzbach Synagoge 136.jpg (107790 Byte)
Vorlesepult (Schulchan mit Leuchtern) Tora-Aufsätze (Rimmonim) Tora-Vorhang von 1725 aus Gemeindebesitz
     
Sulzbach Synagoge 133.jpg (109770 Byte) Sulzbach Synagoge 134.jpg (48670 Byte) Sulzbach Synagoge 135.jpg (89234 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge
 vor dem Umbau zu einem Wohnhaus
Memorbuch der jüdischen Gemeinde,
 geschrieben seit 1829
Tora-Vorhang 
aus Gemeindebesitz
      
     
Neuere Fotos 1985 / 2004 / 2007     
Sulzbach Synagoge 131a.jpg (36722 Byte) Sulzbach-Rosenberg Synagoge 100.jpg (50995 Byte) Sulzbach Synagoge 130.jpg (36872 Byte)
Die ehemalige Synagoge 2004 
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach)
Eingangstür zur Synagoge 
(Foto: Elfriede Hahn, Hechingen um 1985)
Die Hinweistafel
(Foto: Jürgen Hanke, Kronach)
     
       
Das Synagogengebäude im Sommer 2007
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.8.2007)
 Sulzbach Synagoge 210.jpg (55546 Byte)   
   Straßenschild "Synagogenstraße"   
     
Sulzbach Synagoge 211.jpg (74561 Byte) Sulzbach Synagoge 212.jpg (77972 Byte) Sulzbach Synagoge 216.jpg (81954 Byte)
Blick auf das Synagogengebäude Rundbogenfenster im Erdgeschoss Blick auf das Synagogengebäude
     
Sulzbach Synagoge 214.jpg (79879 Byte) Sulzbach Synagoge 215.jpg (64078 Byte) Sulzbach Synagoge 213.jpg (66486 Byte)
Die Eingangstüre Die Hinweistafel
     
Die ehemalige Druckerei Arnstein    
Sulzbach Stadt 210.jpg (77776 Byte) Sulzbach Stadt 211.jpg (83391 Byte) Sulzbach Stadt 212.jpg (57869 Byte)
Gebäude der Druckerei Arnstein
 von 1823 
Eingangstor "Israel-Artikel" können heute in 
dem Gebäude erworben werden 
   
     
Stadtbrunnen vor dem Rathaus    
Sulzbach Stadt 215.jpg (79357 Byte) Sulzbach Stadt 213.jpg (96042 Byte) Sulzbach Stadt 214.jpg (85425 Byte)
 Der Stadtbrunnen mit den historischen Motiven
vor dem historischen Rathaus
 Erinnerung an die hebräische Druckerei 
(Hervorhebung der Kalender = Luchot aus Sulzbach)

   
   
Video - eingestellt bei YouTube.com: Visualisierung Synagoge Sulzbach   

  

  
  
Zur Einweihung der restaurierten Synagoge am 31. Januar 2013  

31. Januar 2013: Pressemitteilung des Stadtheimatpflegers der Stadt Sulzbach-Rosenberg    
Sulzbach logo.jpg (16818 Byte)"Feierliche Eröffnung der rekonstruierten und sanierten Synagoge Sulzbach
Donnerstag, 31. Januar 2013
Sulzbach-Rosenberg.
Die Synagoge von Sulzbach sei eine der schönsten Bayerns, wenn nicht sogar Deutschlands. So befanden im frühen 20. Jahrhundert Prof. Alfred Grotte (Breslau) und Rabbiner Dr. Magnus Weinberg (Sulzbürg). In der Tat wirkte das prächtige Gotteshaus im 19. Jahrhundert stilbildend für den bayerischen Synagogenbau. 1826/27 war es nach dem Niederbrand eines barocken Vorgängers beim großen Stadtbrand von 1822 im klassizistischen Stil neu errichtet worden.
Am Ende eines langsamen Sterbens der jüdischen Gemeinde, das bereits nach der Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen hatte, überließ man die verwaiste Synagoge 1934 der Stadtverwaltung und profanierte sie. Die Folgenutzung als Heimatmuseum verhinderte ihre Zerstörung im brutalen Nazi-Pogrom von 1938. Nach Verkauf an Privat (1951) zu Wohn- und Lagerzwecken umgebaut (wobei für diese Zeit ungewöhnlich viel Grundsubstanz erhalten wurde!), fiel das Denkmal in Dornröschenschlaf. Daraus konnte es - dank glücklicher Fügung - mit ihrem Ankauf durch die Stadt Sulzbach-Rosenberg 2008 geweckt werden.
Unter dem Patronat von Charlotte Knobloch, der damaligen Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, sowie mit Unterstützung vieler engagierter Fördergeber gingen die Verantwortlichen couragiert an das "Projekt Synagoge Sulzbach". Eingehende Befunduntersuchungen, archäologische Grabungen und Archivrecherchen folgten. Sie brachten viele neue Fakten ans Licht. Dann rückten Planer, Handwerker und Restauratoren an: Eine spannungsreiche Bauphase begann. Dieser Tage nun konnte die Rekonstruktion und Sanierung der ehemaligen Synagoge Sulzbach glücklich vollendet werden. Am Ende erstrahlt nun eines der herausragendsten Denkmäler jüdischer Sakralkunst in Bayern in neuem, alten Glanz. Am 31. Januar 2013, auf den Tag genau fünf Jahre nach Charlotte Knoblochs Startschuss für das 'Sulzbacher Synagogen-Projekt', wird das rekonstruierte und sanierte Juwel in einem feierlichen Festakt unter Beisein zahlreicher überregionaler Gäste wieder eröffnet.
Sulzbach Lit 13010.jpg (127682 Byte) Zu diesem Anlass werden die wechselvolle Geschichte des besonderen Baudenkmals und sein gegenwärtiger Stand in einer 240 Seiten starken Festschrift (Titelbild links) reich illustriert vorgestellt - im historischen Kontext der im Barock begründeten Sulzbacher Toleranztradition, der durch sie entstandenen jüdischen Ortsgemeinde und ihrer weltberühmten Druckerei. Das Buch erscheint als Band 30 der Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg.
In einem letzten Bauabschnitt folgt ab Frühjahr 2013 noch die Installation einer ausgefeilten medienpädagogischen Ausstattung sowie einer fünfteiligen Dauerausstellung. Sie wurde vom örtlichen Heimatpfleger und Kunsthistorikerin Elisabeth Vogl M.A. in enger Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Johannes Hartmann konzipiert und widmet sich folgenden Themen: 'Netzwerk jüdische Oberpfalz' (Regensburg - Sulzbürg - Sulzbach - Floß), 'Synagoge Sulzbach' (Baugeschichte, kunsthistorische Bedeutung), 'Spuren jüdischen Lebens in Sulzbach' (Geschichte der jüdischen Ortsgemeinde), 'Sulzbachs hebräische Druckerei' (weltweit fünftgrößte ihrer Art), 'Bibelstadt Sulzbach' (ein Ort der Toleranz und seine 'biblische' Produktion). Etwa für Beginn des Schuljahrs 2013/14 ist mit dem Abschluss auch dieses letzten Schrittes zu rechnen. Dann dürfte die neue Einrichtung zu einem der interessantesten Erlebnisräume zur jüdischen Geschichte Bayerns werden, unter dem Motto 'Synagoge Sulzbach – erinnern & begegnen'.
Sulzbach in der Oberpfalz ist in der jüdischen Welt noch heute bekannt als traditionsreicher Druckstandort. Kaum ein Rabbiner auf der Welt, der den Namen dieser kleinen nordbayerischen Stadt nicht von den weit verbreiteten jüdischen Drucken her kennt. Pfalzgraf Christian August von Sulzbach (1622-1708) hatte zur Zeit des Barock in seinem Fürstentum und seiner Residenzstadt eine Insel religionspolitischer Toleranz geschaffen. Das wirkte noch Generationen später im städtischen Klima nach: 'Das Verhältnis von Christen und Juden war wunderbar. Man brachte sich größte Achtung entgegen [...]. Es war eine Oase des Friedens, und ich liebte dieses geruhsame Städtchen innig." So erinnerte sich die Jüdin Charlotte Stein-Pick an die Stadt Sulzbach der 1920er Jahre, wo sie sich öfters aufhielt, da von hier ihr Ehemann stammte. (Zitat aus: Charlotte Stein-Pick, Meine geliebte Heimat, Bamberg 1992, S. 111) Das vom barocken Fürsten konzipierte 'Trainingslager für interreligiösen Dialog', wie man es heute nennen könnte, zeitigte also durchaus positive Wirkung.
Kontakt: Rathaus der Stadt: Luitpoldplatz 25, 92237 Sulzbach-Rosenberg; Kulturamt / Tourist-Info: 09661 / 510-110
Stadtarchiv: 09661 / 8776821  (Eine Besichtigung der Synagoge incl. Dauerausstellung ist voraussichtlich ab Herbst 2013 möglich)   
 
Programm der feierlichen Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge als Erinnerungs- und Begegnungsstätte 
am 31. Januar 2013, 14.30 Uhr     
Musikstück
Begrüßung 1. Bürgermeister Michael Göth
Musikstück 
Ökumenische Segnung: Rabbiner Elias Dray, Dekan Walter Hellauer, Dekan Karlhermann Schötz
Musikstück
Festvortrag: Prof. Dr. Rosmarie Zeller, Zürich, Präsidentin der Knorr-von-Rosenroth-Gesellschaft e.V.
Grußworte:  - Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Vizepräsidentin des jüdischen Weltkongresses
- Staatssekretär Bernd Sibler, MdL, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
- Dr. Josef Schuster, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern
Musikstück
Rückblick und ....'der Zukunft zugewandt': Ausführungen Altbürgermeister Gerd Geismann zur Entstehung der würdigen Erinnerungs- und Begegnungsstätte
Wissenswertes zur Restaurierung: Petra Schöllhorn, Stadtbaumeisterin
Schlussworte: 1. Bürgermeister Michael Göth 
Musikstück 
 
Hinweis auf die Festschrift zur Einweihung   
Sulzbach Lit 13011.jpg (198633 Byte)    Sulzbach Lit 13012.jpg (128673 Byte) Links: Abbildung des Rückdeckels der zur Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge erschienenen umfangreichen Festschrift, daneben das Inhaltsverzeichnis (Titelseite siehe oben): Ehemalige Synagoge Sulzbach. Band 30 der Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg, 21 x 21 cm, 240 Seiten, zahlreiche S/W- und Farb-Abbildungen.
 
Berichte zur Einweihung der restaurierten ehemaligen Synagoge am 31. Januar 2013    
Link zu einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom 31. Januar 2013: "Sanierte Synagoge. Eröffnung in Sulzbach-Rosenberg. Heute wird um 14.30 Uhr die restaurierte Synagoge der früheren Jüdischen Gemeinde Sulzbach eröffnet. Das Gebäude aus dem Jahre 1827 soll ein Ort der Erinnerung und Begegnung sein. Es wurde nach alten Fotos restauriert..."  Link zum Artikel.       
 
Mehrere Berichte in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 1. Februar 2013 zur Einweihung der Synagoge (eingestellt als pdf-Dateien): 
Link zum Hauptartikel "'Starker Akt der Versöhnung'"   Link zum Artikel "Jüdische Geschichte als Erlebnis"      

  

Fotos nach Abschluss 
der Restaurierung
(Quelle:
 Stadt Sulzbach-Rosenberg) 
Sulzbach Synagoge 13010.jpg (102798 Byte) Sulzbach Synagoge 13011.jpg (180236 Byte) Sulzbach Synagoge 13012.jpg (167758 Byte) Sulzbach Synagoge 13013.jpg (192270 Byte)
   Außenansicht 
 
Der frühere Betsaal 
im Erdgeschoss  
 Blick von der früheren
 Frauenempore
 Rekonstruktion der
 Bleiverglasung 
 
Fotos von der  feierlichen Ausstellungseröffnung der geschichtlichen Dokumentation der 
ehemaligen Synagoge Sulzbach Rosenberg am 11. September 2013
(Fotos: Hahn)     
Sulzbach-Rosenberg 11092013 003.jpg (87482 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 006.jpg (73157 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 011.jpg (96207 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 027.jpg (124165 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 035.jpg (100897 Byte)
Außenansicht 
(Synagogengasse) 
Leuchter 
im Innenraum 
Begrüßung durch Bürger-
 meister Michael Göth 
Im früheren Betsaal während 
der Veranstaltung 
Foto in hoher Auflösung  Foto in hoher Auflösung    Foto in hoher Auflösung  Foto in hoher Auflösung
                 
Sulzbach-Rosenberg 11092013 037.jpg (85729 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 050.jpg (78307 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 052.jpg (97348 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 065.jpg (90762 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 080.jpg (74993 Byte)
Eingansbereich mit
 Sternenhimmel
Alan Pick (Los Angeles) berichtet über die Rettung der
 Sulzbacher Kiddusch-Becher durch Charlotte Stein-Pick 
Rabbiner 
Eliasa Dray
Hawdala-Zeremonie mit
 Sulzbacher Kiddusch-Becher
         
 Sulzbach-Rosenberg 11092013 084.jpg (90523 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 086.jpg (239377 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 092.jpg (95618 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 097.jpg (117254 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 099.jpg (91475 Byte)
 Teilansicht der
 Ausstellung im Erdgeschoss
Historischer Plan Sulzbach
mit Synagoge 
Teilansichten der Ausstellung im Erdgeschoss 
mit verschiedenen Druckwerken aus Sulzbach, darunter Talmud-Ausgaben  
 Foto in hoher Auflösung  Foto in hoher Auflösung  Foto in hoher Auflösung  Foto in hoher Auflösung   
          
Sulzbach-Rosenberg 11092013 121.jpg (79743 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 122.jpg (326954 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 118.jpg (138501 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 125.jpg (162673 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 111.jpg (62057 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 110.jpg (90353 Byte)
Bauinschrift 
der Synagoge
Standort
 der Bima 
Vitrine mit verschiedenen Stück aus derr Genisa  Aufgang zur früheren
 Frauenempore
    Foto in hoher Auflösung 
     
Sulzbach-Rosenberg 11092013 090.jpg (100756 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 094.jpg (128924 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 100.jpg (122842 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 105.jpg (121643 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 107.jpg (133705 Byte)
Rabbiner Josef Chaim 
Bloch (Regensburg) 
Blick zur ehemaligen
 Frauenempore 
Blicke in den Betraum von der 
ehemaligen Frauenempore  
   Foto in hoher Auflösung   Foto in hoher Auflösung   Foto in hoher Auflösung   Foto in hoher Auflösung 
              
Sulzbach-Rosenberg 11092013 103.jpg (109035 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 115.jpg (85700 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 113.jpg (393426 Byte)    Sulzbach-Rosenberg 11092013 139.jpg (101208 Byte)  
Rundfenster
 ("Misrachfenster")
Synagogenhof mit dem Hochzeitsstein 
(Chuppastein)  
     Straßenschild
 "Synagogenstraße" 
     Foto in hoher Auflösung       
           
Sulzbach-Rosenberg 11092013 146.jpg (96678 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 129.jpg (64004 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 147.jpg (103759 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 128.jpg (100778 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 149.jpg (71942 Byte)  
Blick auf die 
ehemalige Synagoge 
Eingang zum 
Synagogenhof 
Das Eingangstor zur ehemaligen Synagoge 
von der Synagogenstraße  
 Foto in hoher Auflösung     Foto in hoher Auflösung    Foto in hoher Auflösung   
              
Sulzbach-Rosenberg 11092013 141.jpg (177720 Byte) Sulzbach-Rosenberg 11092013 144.jpg (196084 Byte)     Sulzbach-Rosenberg 11092013 151.jpg (109930 Byte)
Das Gebäude der Drückerei Arnstein      Die frühere jüdische Schule
 (Synagogenstraße) 
  
Foto in hoher Auflösung 

    
    
     
Rückblick auf die Restaurierung der ehemaligen Synagoge 2008-2013 

Januar 2008: Charlotte Knobloch besucht die ehemalige Synagoge, die als Dokumentationszentrum restauriert werden soll    
Sulzbach 200805.jpg (106709 Byte)Foto links von Stephan Huber, Sulzbach-Rosenberger Zeitung, www.oberpfalznetz.de): Die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland Charlotte Knobloch bei ihrem Besuch in Sulzbach-Rosenberg - Stadtheimatpfleger Markus Lommer überreicht einen hebräisch-deutschen Pentateuch-Druck aus Sulzbach.   
Artikel in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 31. Januar 2008: "Synagoge als Dokumentationszentrum 
Sulzbach-Rosenberg. Die ehemalige Synagoge in Sulzbach-Rosenberg soll bis zum Jahr 2010 fertig saniert sein. Noch in diesem Jahr soll mit den Renovierungsarbeiten begonnen werden. Davon konnte sich heute auch die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, bei ihrem Besuch in der Herzogstadt überzeugen.   
In der ehemaligen Synagoge soll ein Dokumentationszentrum entstehen, eine Erinnerungs- und kulturelle Begegnungsstätte. Bis zu einer Million Euro wird die Sanierung der ehemaligen Synagoge in Sulzbach-Rosenberg verschlingen. Die bayerische Sparkassenstiftung hat bereits 25.000 Euro bereit gestellt. Außerdem hat die Regierung der Oberpfalz die höchstmögliche Förderung ausgesprochen. Knobloch stattete außerdem auch dem jüdischen Friedhof in Sulzbach-Rosenberg einen Besuch ab."   
    
Juli 2008: Landtagspolitiker besuchen die ehemalige Synagoge
Sulzbach Synagoge 080804.jpg (78725 Byte)Artikel in otv.de vom 31. Juli 2008 (Artikel): "CSU-Fraktion in Synagoge
Sulzbach-Rosenberg. Die Synagoge soll zu einer interkulturellen Begegnungsstätte werden: Jetzt haben sich der CSU-Landtagsabgeordnete Heinz Donhauser und eine Reihe von Mitgliedern aus den verschiedensten Fraktionen darüber informiert: 
Donhauser diskutierte mit Stadtbaumeister Dieter Rebhan und Stadtheimatpfleger Markus Lommer über die Realisierung des Projekts. Bis 2010 soll die Sanierung der Synagoge abgeschlossen und das Dokumentationszentrum fertiggestellt sein."    
     
Innenaufnahmen der ehemaligen Synagoge zu Beginn der Renovierungsarbeiten
(Fotos: © Stephan Huber, Sulzbach-Rosenberger Zeitung, www.oberpfalznetz.de)
Sulzbach Synagoge 2008010.jpg (80489 Byte) Sulzbach Synagoge 2008011.jpg (91088 Byte) Sulzbach Synagoge 2008012.jpg (77575 Byte)
       
November 2009: Mitteilung zum Stand der Arbeiten  
Mitteilung in der Webseite von "Radio Ramasuri" ("Mein Oberpfalz-Radio") vom 5. November 2009 (Mitteilung):   
"Sulzbach-Rosenberg: Umbau der Jüdischen Synagoge 
Die Jüdische Synagoge in Sulzbach-Rosenberg wird zur Zeit auf den Umbau in eine Erinnerungs- und Begegnungsstätte vorbereitet. Dabei haben Archäologen historisch wertvolle Erkenntnisse gewonnen.
Die rund 300 Jahre alte Synagoge in Sulzbach-Rosenberg war einst für Juden aus der gesamten Oberpfalz eine bedeutende Begegnungsstätte. Und das soll sie für rund eine Million Euro auch wieder werden. Sulzbach-Rosenbergs Stadtheimatpfleger Markus Lommer zufolge sind die Funde wichtig für die Baugeschichte, die in dem Gebäude auch dargestellt werden soll. Andererseits seien die Funde wichtig um ein schlüssiges und tragfähiges Nutzungskonzept zu erstellen. Hier arbeite man mit Experten und entsprechenden Fachstellen zusammen. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen im nächsten Jahr beginnen. In zwei Jahren soll die Dokumentationsstätte für die Geschichte der Juden in der Oberpfalz fertig gestellt sein."  
    
Dezember 2009: Zuschuss für die Restaurierung der ehemaligen Synagoge  
Mitteilung in der Website von "Radio Ramasuri" ("Mein Oberpfalz-Radio") vom 29. Dezember 2009 (Mitteilung): 
"Sulzbach-Rosenberg: Fördermittel für die Synagoge 
Die Stadt Sulzbach-Rosenberg hat eine schönes Weihnachtsgeschenk bekommen: Zur Instandsetzung der ehemaligen Synagoge erhält die Stadt einen Zuschuss von rund 606.000 Euro.  
Die Mittel stammen aus dem Förderungsprogramm 'Städtebaulicher Denkmalschutz'. Sulzbach-Rosenbergs Bürgermeister Gerd Geismann danket vor allem dem Neumarkter CSU-Abgeordneten Alois Karl – ihm war es bereits zum zweiten Mal gelungen, Fördermittel für die Synagoge zu beschaffen. Im vergangenen Jahr wurden bereits 50.000 Euro für das Gebäude bereitgestellt. Die Gesamtkosten für die Rekonstruktion und Instandsetzung belaufen sich auf fast 1.600.000 Euro, soweit Julia Gruber aus der Radio Ramasuri Redaktion." 
  
Januar 2010: Stadtheimatpfleger Markus Lommer stellt das Konzept der Restaurierung der ehemaligen Synagoge vor   
Artikel von "oy" "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 29. Januar 2010 (übernommen aus Oberpfalznetz.de): 
"Blick in die Zukunft gewagt. Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer führt Besuchern Synagogen-Konzept vor Augen 
Sulzbach-Rosenberg.
(oy) Es ist die besondere Verantwortung der Stadt für ihr historisches Erbe, die auch bei der Sorge um die Synagoge als Triebfeder dient. Ein von Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer ausgearbeitetes Nutzungskonzept für das jüdische Gebetshaus hat die Schaffung eines Begegnungs- und Dokumentationszentrums zum Ziel. Aber auch die Erinnerung an das Leben der Juden in der Herzogstadt wird darin breiten Raum einnehmen. Vertreter der vier Kirchengemeinden ließen sich bei einem Ortstermin das Vorhaben erläutern.
"Bund, Freistaat und verschiedene andere Stellen haben die Bedeutung dieses Projekts durch die Förderzusagen unterstrichen", so Bürgermeister Gerd Geismann, der eingangs auch die zentrale Rolle des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege unterstrich. 
"Die Umsetzung ist wichtig für unsere philosemitische Geschichte. Bis Ende 2011 werden wir hier etwas sehr Schönes erleben", wagte das Stadtoberhaupt einen Blick in die Zukunft. Vor den Vertretern der kirchlichen Gemeinden der Stadt, darunter die Geistlichen Wolfgang Bruder und Lorenz Hägler, ließ Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer das Bild der früheren Synagoge entstehen. 
Obwohl sich für den Laien zunächst wenige Details öffnen, wird durch die Erläuterungen Lommers schnell klar, in welch historisch bedeutsamem Raum sich die Besucher befinden. Vieles ist noch im Originalzustand - abgesehen von der sehr wertvollen Innenausstattung - vorhanden. Der Stadtheimatpfleger verwies auf die klassizistische Eingangstür, Bleiglas-Fenster und Eisengitter, die teilweise in den Wänden verborgenen Säulen der Frauenempore, freigelegte Innenbemalung und den an der Nordseite außen eingelassenen Hochzeitsstein. 
Alle Informationen untermauerte Markus Lommer mit vielen Details zur reichen jüdischen Geschichte, in der auch die große hebräische Druckerei in der Bindergasse eine bedeutende Rolle spielte. "In der ökumenischen Gemeinde Sulzbach-Rosenberg müssen wir die Synagoge als positive Mahnung an unsere Religionsgeschichte verstehen." 
Nicht ohne Hintergedanken hatte der Stadtheimatpfleger die Besichtigung auf den Tag gelegt, der an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz und somit an den Holocaust erinnert, dem rund sechs Millionen Juden zum Opfer fielen. Markus Lommer informierte, dass die ursprüngliche Inneneinrichtung nicht wieder angeschafft werde. 
Vielmehr greife man nach der Fertigstellung auf audiovisuelle Medien zurück, die das Interieur für die Besucher wieder sichtbar machen. Mit der Computer-Visualisierung, die auf den historischen Fotos und Planzeichnungen fußt, seien derzeit Studenten der Universität Regensburg beschäftigt. Breiten Raum werde später die Baugeschichte und die Dokumentation des jüdischen Lebens in der Herzogstadt einnehmen. 
Mit den Führungen wolle die Stadt zur Transparenz des gesamten Sanierungsprojekts beitragen. Gerade die Kirchen würden deshalb frühzeitig eingebunden, da sie später diese Räumlichkeiten auch für Veranstaltungen nutzen können. Der Ruf, den Sulzbach-Rosenberg als "Stadt der Toleranz und des religiösen Dialogs" genieße, werde so sinnvoll in die Zukunft getragen."   
   
Juni 2010: Dank der SPD bei der Bayerischen Landesstiftung für den Zuschuss zur Synagogen-Sanierung     
Artikel in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 8. Juni 2010 (übernommen aus Oberpfalznetz.de): 
"Sulzbach-Rosenberg. Geschichte zum Greifen nahe 
SPD bedankt sich bei Stiftungsrat MdL Reinhold Strobl für Zuschuss zu Synagogen-Sanierung 
Die Ausführungen Lommers beeindruckten die Gäste. "Wir haben hier das größte bundesdeutsche Druckarchiv, das den 2. Weltkrieg überstanden hat", unterstrich Lommer die Bedeutung anhand von Bleitafeln, die teils noch aus dem 18. Jahrhundert stammten. Damit war für die Gruppe die Geschichte sprichwörtlich zum Greifen nah.  
Enormes Interesse. Der Stadtheimatpfleger erklärte die bisherigen Sanierungs- und Forschungsarbeiten sowie die Planungen für die Zukunft. "Hier ist Arbeit für mindestens eine Forschungsarbeit vorhanden, die bereits mit Magisterarbeiten und Dissertationen vorangetrieben wird. Das Forschungsinteresse ist enorm." Anschließend blickten die Genossen noch in die ehemalige Synagoge. Hier ließ Lommer die glanzvolle jüdische Vergangenheit zumindest mit Worten wieder aufleben. Doch nach der Rekonstruktion soll hier jüdisches Leben wieder erlebbar werden. Davon ist auch Reinhold Strobl, stellvertretender Stiftungsrat, überzeugt, der sich freut, dass der Stiftungsrat der Bayerischen Landesstiftung hier Gelder bewilligt hat. 
"Die 190 000 Euro für Rekonstruktion und Instandsetzung der Synagoge sind sinnvoll angelegt. Viele Maßnahmen kultureller Art wären ohne Zuschüsse der Bayerischen Landesstiftung nicht realisierbar."" 
    
Oktober 2010: Landtagsabgeordneter Dechant besucht die ehemalige Synagoge  
Sulzbach Rosenberg PA 2010sc.jpg (50941 Byte)Foto links von Royer: Besuch in der Synagoge von Landtagsabgeordnetem Thomas Dechant (rechts)      
Artikel in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 8. Oktober 2010 (übernommen aus Oberpfalznetz.de): 
"Sulzbach-Rosenberg. Von Synagoge und Druckerei beeindruckt 
Engagement für die Kulturgüter der Herzogstadt ist bei den Stadtvätern immer hochangesehen. Mit der Synagoge und der Historischen Seidel-Druckerei sind zwei Kleinode in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, für deren Sanierung und Erhalt erhebliche Finanzmittel aufgewendet werden müssen. Landtagsabgeordneter Thomas Dechant (FDP) sicherte bei einem Besuch im Rathaus seinen persönlichen Einsatz für beide Objekte zu. "Ich bin sehr beeindruckt von den Aktivitäten, die die Stadt zur Erhaltung der beiden Kulturgüter vorantreibt. Selbstverständlich werde ich mich mit Kultusminister Wolfgang Heubisch in Verbindung setzen und um weitere Unterstützung für den Erhalt und die Sanierung von Synagoge und Seidel-Druckerei werben", so Thomas Dechant (rechts) beim Rundgang durch die Druckerei gegenüber Bürgermeister Gerd Geismann und Stadtdenkmalpfleger Max Seibert. Bild: Royer."   
   
April 2011: Staatsminister Bernd Neumann besucht die ehemalige Synagoge  
Mitteilung in der Website von "Radio Ramasuri" (Mein Oberpfalz-Radio") vom 1. April 2011 (Mitteilung): "Der bayerische Staatsminister Bernd Neumann besucht am Freitag (1. April 2011) den Landkreis Amberg-Sulzbach. Der Beauftragte für Kultur und Medien macht sich von drei Projekten mit nationaler Bedeutung ein Bild. 
Zunächst besichtigt der Minister am Mittag die ehemalige jüdische Synagoge in Sulzbach-Rosenberg. Diese wurde auch mit Fördergeldern aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundeskanzleramtes in Stand gesetzt. 
Anschließend geht es nach Amberg ins Rathaus wo sich Neumann ins Goldene Buch der Stadt einträgt. Im Stadttheater wird der Politiker von Kulturschaffenden empfangen. Zum Abschluss seiner Tour steht das Kloster in Plankstetten im Landkreis Neumarkt auf dem Programm."   
   
Juli 2011: Ein "Netzwerk Jüdische Oberpfalz" wird gegründet   
Sulzbach PA 072011n.jpg (69141 Byte)Foto links: Dr. Angelika Schaller übergibt den Leader-Bescheid an Bürgermeister Gerd Geismann, rechts Mühlhausens Bürgermeister Dr. Martin Hundsdorfer, hinten LAG-Vorsitzender Stefan Braun.   
Artikel in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom Juli 2011 (Artikel): "Erinnerung an jüdische Geschichte stärken
Alle jüdischen Stätten in der Oberpfalz sollen vernetzt werden – das Kooperationsprojekt wird mit Leader-Mitteln unterstützt.. 

SULZBACH-ROSENBERG. Die ehemalige Synagoge Sulzbach-Rosenberg wird Erinnerungs- und Begegnungsstätte mit musealer Dokumentation. Um das Ziel auch zu erreichen, hat sich das 'Netzwerk Jüdische Oberpfalz' aus zwei Gemeinden, der Stadt Sulzbach-Rosenberg sowie der Gemeinde Mühlhausen (Lkr. Neumarkt), gegründet. Diese konnten nun auch das finanzielle Rüstzeug zur Umsetzung der Erinnerungsstätte entgegen nehmen.
Zuschuss für Ausbau der Synagoge. In einem feierlichen Akt überreichte Dr. Angelika Schaller vom Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten den Leader-Förderbescheid für das Leader-Kooperationsprojekt 'Netzwerk Jüdische Oberpfalz' an Bürgermeister Gerd Geismann und das LAG-Management Amberg-Sulzbach. Die Kosten für den Innenausbau und die Innensanierung der ehemaligen Synagoge werden durch das EU-Förderprogramm Leader mit 140000 Euro bezuschusst. Inhalt des Netzwerkes soll sein, auf breiter Basis alle musealen und zu besichtigenden jüdischen Stätten in der Oberpfalz zu vernetzen – in gemeinsamen Aktionen, Austausch von Ausstellungen und die Neugestaltung des 'Landlmuseum' in Sülzburg bei Mühlhausen, die eine Ausstellung zum Thema 'Migration, eine Aufgabe für Jahrhunderte' aufbaut.
'Das ist eine bewegende Stunde. In unserer Region finden sich noch viele Spuren einstiger jüdischer Besiedelung. Der Förderbescheid weckt große Hoffnungen für die Zukunft', fasste Bürgermeister Gerd Geismann die Bedeutung des Projektes und der finanziellen Unterstützung zusammen. Ebenso freute sich der Vorsitzende der 'Lokalen Arbeitsgruppe Amberg-Sulzbach (LAG), Stefan Braun, über die Förderzusage und die erneute Aufnahme der Region in die Leader-Förderkulisse, 'dank der Hilfe von Dr. Schaller, die uns zu dem Projekt Netzwerk Jüdische Oberpfalz geraten hat. Der Landkreis zähle zwar zu den kleinsten, aber erfolgreichsten Leader-Regionen in der Oberpfalz und Bayern. Inzwischen habe man 17 Projekte abgearbeitet, machte Braun deutlich. 'Das Leader-Förderprogramm ist eine hervorragende Sache'. 
Die regionale Identität stärken. Weitere Gesichtspunkte der Zielsetzung stellte Dr. Angelika Schaller vor. 'Es soll das kulturelle Erbe aufwerten und die Erinnerung an die Geschichte stärken.' Gerade die Vernetzung mit verschiedenen Partnern stelle das Projekt auf eine breite Basis. Es trage zur Stärkung der regionalen Identität, der regionalen Wertschöpfung und damit zur Steigerung der Attraktivität bei. Der Aktivposten bei Leader liege in der Zusammenarbeit verschiedener Partner. Welche Richtung die Entwicklung des Netzwerkes nehme, bestimme die LAG Amberg-Sulzbach, der damit große Verantwortung zukomme. Sie müsse die Maßnahme mit Leben erfüllen.
Der Bürgermeister von Mühlhausen, Dr. Martin Hundsdorfer, erinnerte an die gemeinsame jüdische Geschichte beider Kommunen. 'Jetzt stehen wir erst am Anfang, aber das Netzwerk nimmt bereits Gestalt an und wird für die gesamte Oberpfalz eine wichtige Sache sein – mit Sulzbach-Rosenberg als Keimzelle.' "    
   
Sulzbach Synagoge 2011 wi.jpg (128267 Byte)2011: Foto des Standes der Restaurierung aus dem Wikipedia-Artikel zur Synagoge in Sulzbach    
Links zur Restaurierung: 
Seite zur ehemaligen Synagoge Sulzbach-Rosenberg in der Website von Architektin Hofmann, Högen-Weigendorf  
Seite zur ehemaligen Synagoge Sulzbach-Rosenberg in der Website von Denkmalbau Ettersburg GmbH   
   
Juni 2012: Zum Stand der Restaurierung  
Artikel in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 5. Juni 2012: "Sulzbach-Rosenberg. Alter Glanz kehrt jetzt zurück. Rekonstruktion der entkernten Synagoge.  
Sulzbach-Rosenberg.
(ge) Außen grün, innen hohl - so präsentiert sie sich zur Zeit, die alte Synagoge: verhüllt von einer Bauplane, entkernt und mit Gerüsten bestückt. Rekonstruktion und Instandsetzung laufen auf Hochtouren, schließlich soll im Februar die feierliche Eröffnung des Projektes stattfinden. Die Gesamtkosten liegen bei rund 1,7 Millionen Euro..." 
Link zum Artikel   
 
Artikel in der Mittelbayerischen Zeitung vom 18. Mai 2012: "Die Stadt Sulzbach-Rosenberg ist sich ihres großen kulturellen Erbes bewusst. Synagoge wird zur Begegnungsstätte..."  
Link zum Artikel (eingestellt als jpg-Datei)    
 
31. Januar 2013: Die Einweihung der restaurierten Synagoge am 31. Januar 2013    
Link zu einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks vom 31. Januar 2013: "Sanierte Synagoge. Eröffnung in Sulzbach-Rosenberg. Heute wird um 14.30 Uhr die restaurierte Synagoge der früheren Jüdischen Gemeinde Sulzbach eröffnet. Das Gebäude aus dem Jahre 1827 soll ein Ort der Erinnerung und Begegnung sein. Es wurde nach alten Fotos restauriert..."  Link zum Artikel.       
vgl. auch die oben eingestellten bzw. verlinkten Artikel aus der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 1. Februar 2013.   
 
 
 
Weitere Berichte zur Erinnerungsarbeit vor Ort ab 2016    
April 2016: Eine Tora-Rolle kehrt vorübergehend nach Sulzbach zurück  
Anmerkung: Eine 1792/93 für die Synagoge in Sulzbach geschriebene Tora-Rolle wurde von Rabbiner Elias Dray in der Amberger Synagoge entdeckt, wohin sie 1934 gekommen ist. Die Tora-Rolle war in einem desolaten Zustand und zu teuer für eine Restaurierung. So kehrte sie nach Sulzbach unrestauriert zurück und wurde in einer Vitrine ausgestellt. Die Tora-Rolle ist eine der ältesten erhaltenen Tora-Rollen in Süddeutschland.    
Artikel von Judith Werner in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 18. April 2020: "Sulzbach. Eine Rolle kehrt zurück..."
Link zum Artikel 
Artikel von Hans Bernreuther in der "Mittelbayerischen" vom 18. April 2020: "Ereignis - Torarolle kehrt in die Synagoge zurück
In Amberg wird eine Torarolle aus dem 18. Jahrhundert entdeckt. In Sulzbach-Rosenberg ist ihr eine Ausstellung gewidmet.

Sulzbach-Rosenberg.350 Jahre jüdische Gemeinde Sulzbach – den Beginn der Feierlichkeiten markierte am Sonntag die feierliche Überführung einer alten Torarolle von der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg zur ehemaligen Synagoge nach Sulzbach-Rosenberg. Ursprünglich wurde die Torarolle in Sulzbach in den Jahren 1792/93 für die dortige Synagoge hergestellt. Sie stellt damit eine der ältesten, noch erhaltenen Rollen im süddeutschen Raum dar. Nach Auflösung der israelitischen Gemeinde in Sulzbach brachte man sie 1934 in die Amberger Synagoge. 2015 hatte der Rabbiner der israelitischen Kultusgemeinde Amberg, Elias Dray, diese Rolle wieder entdeckt.
Katastrophen überstanden. Dass sie nach über zwei Jahrhunderten noch existiert, grenzt fast an ein Wunder. Einen Stadtbrand in Sulzbach 1822, der die Synagoge zerstörte, und die Reichspogromnacht 1938, der sehr viele Torarollen zum Opfer fielen, überstand die Rolle unversehrt. Die Schrift ist inzwischen stark verblichen, deshalb darf sie rituell nicht mehr verwendet werden. Wegen der hohen Kosten von über 40 000 Euro nahm die Kultusgemeinde von einer Restaurierung Abstand. So ist es jetzt möglich, die Torarolle in einer ihr gewidmeten Sonderausstellung in der Sulzbacher Synagoge zu zeigen.
Ein Jahr in Sulzbach zu bewundern. Ambergs Oberbürgermeister Michael Cerny, der 1. Bürgermeister von Sulzbach-Rosenberg, Michael Göth, Rabbiner Elias Dray und Alexander Iolowitsch, Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg, trafen sich in der Amberger Synagoge zur Abholung der Torarolle. Göth unterzeichnete für die Stadt Sulzbach Rosenberg und Iolowitsch für die Israelitische Kultusgemeinde einen Leihvertrag für die Dauer eines Jahres. Behutsam nahmen Elias Dray und Alexander Iolowitsch die Rolle, umhüllt von einem kostbar bestickten Mantel, aus dem Toraschrein. Rabbiner Elias Dray brachte die wertvolle Leihgabe im Dienstwagen von Michael Cerny zur Sulzbacher Synagoge. Ein kleiner Konvoi folgte dem Fahrzeug, begleitet von einem Polizeiwagen."
Link zum Artikel  
 
November 2016: Vortrag zur Erinnerung an die Bedeutung von Sulzbach und die hebräische Druckerei 
Artikel von Helga Kamm in der "Sulzbach-Rosenberger Zeitung" vom 14. November 2016: "Sulzbach-Rosenberg. Professor Stefan Wimmer erläutert in Synagoge Bedeutung von Sulzbachs hebräischer Druckerei - Experten erstarren vor Ehrfurcht
Schade, schade: Da wird eine Stadt gepriesen in den höchsten Tönen, und nur knapp ein Dutzend ihrer Bürger sind anwesend, um sich in diesem Lob zu sonnen. Es ist zwar lange her, aber die hebräische Druckerei in Sulzbach und ihre Erzeugnisse erlangten im 18. Jahrhundert einen herausragenden Ruf in ganz Europa. Mag sein, dass der anspruchsvolle Titel 'Die hebräischen und jiddischen Bestände der Bayerischen Staatsbibliothek' manch einen vom Weg in die Synagoge abhielt. Die Sorge war unbegründet, denn der Referent, Prof. Dr. Stefan Wimmer von eben dieser Staatsbibliothek in München, redete und erzählte so, dass auch Nicht-Fachleute von seinen Worten und Bildern gefesselt waren. Der Abend wurde - so Stadtheimatpfleger Dr. Markus Lommer - ein 'Privatissimum' im kleinen Kreis, aber hochinteressant.
Reiche Erfahrung. 'Die Bayerische Staatsbibliothek hat ein orientalisches Herz'. Mit dieser Feststellung leitete der Fachreferent für Hebraica seinen Vortrag ein. Durch sein Studium der Ägyptologie und Archäologie in Jerusalem und Beteiligung an bedeutenden Ausgrabungsprojekten gewann er 'reiche Erfahrung aus Boden und Büchern', die ihm in seiner späteren Arbeit zugute kam. Für die Ausstellung über hebräische und jiddische Neuerwerbungen aus den vergangenen 50 Jahren stellte Wimmer den Katalog 'Von Sulzbach bis Tel Aviv' zusammen.
Große Vergangenheit. Hier Tel Aviv, erste hebräische Stadt der Neuzeit, 'angesagt' und cool, dort die kleine Stadt Sulzbach-Rosenberg - was beide verbindet, so der Professor, sind die Bücher. 'Unglaublich viele Bücher werden heute in Israel gedruckt, viel mehr als in anderen europäischen Ländern'. Sulzbach dagegen habe in dieser Hinsicht eine große Vergangenheit, nämlich die erste hebräische Druckerei, die - unterstützt vom aufgeschlossenen Pfalzgrafen Christian August - im 18. Jahrhundert europaweit großen Ruf erlangte. 'Experten erstarren heute vor Ehrfurcht, wenn es um die Sulzbacher hebräische Druckerei geht', beschrieb Wimmer. Ihre Erzeugnisse wie Gebetbücher waren speziell auf dem osteuropäischen Markt gefragt, andere Druckereien hätten damals sogar schon 'Marktpiraterie' betrieben. In der Orient- und Asienabteilung der Staatsbibliothek sind gegenwärtig rund 700 hebräische Handschriften und etwa 36 700 Drucke vom 15. Jahrhundert bis heute zusammengetragen, darunter auch Hunderte aus der Sulzbacher Druckerei. Eine Auswahl der Exponate stellte Prof. Wimmer in Wort und Bild vor, er zeigte Dokumente mit unterschiedlichen Inhalten, Schriften und Sprachen, religiöse oder historisch bemerkenswerte Werke, die Haggadah, eine Sammlung von Texten und Liedern für das jüdische Passah-Fest und unter anderem eine 'Frauenbibel' in jiddischer Sprache, gedruckt in Sulzbach. Die von Hans Wuttig gemalten Bilder jüdischer Friedhöfe in der Synagoge gaben den idealen Rahmen.
Das Leben blühte. Als einen Sammelschwerpunkt der Bayerischen Staatsbibliothek bezeichnete der Redner Publikationen, von und für jüdische Überlebende der Schoa, sogenannte 'Displaced Persons' (DPs), herausgegeben: 'In der Übergangszeit nach dem Weltkrieg blühte in jüdischen DP-Camps das kulturelle wie das religiöse Leben auf, alle Schriften sind durchdrungen von der Erschütterung durch das Erleben und Überleben der Schoa'. Mit herzlichen Worten würdigte der Referent abschließend 'diese wunderschöne kleine Stadt Sulzbach-Rosenberg, die eine wichtige Position einnimmt in dieser ganzen Geschichte'. Und Dr. Markus Lommer veränderte das bekannte Abschiedswort 'Nächstes Jahr in Jerusalem' und lud Professor Wimmer ein zu einem weiteren Besuch 'nächstes Jahr in Sulzbach-Rosenberg'" 
Link zum Artikel   
 
Januar 2017: Die Tora-Rolle wird in Israel restauriert und kommt danach wieder in die Synagoge nach Amberg   
Artikel von Andreas Royer im onetz.de vom 30. Januar 2017: "Vortrag in der Synagoge in Sulzbach-Rosenberg: 'Schreib mir eine Thora'.  Thora-Rolle wird in Israel restauriert
'Schreib mir eine Thora', lautet der Titel eines Vortrags, den Rabbiner Isaak Rosengarten aus Israel am Donnerstag, 9. Februar, um 19 Uhr in der Synagoge hält. Dazu gibt es auch Neuigkeiten über die geplante Restaurierung der Sulzbacher Thorarolle von 1793.
Rosengarten erzählt in der Synagoge Sulzbach-Rosenberg über den Beruf eines Thora-Schreibers. Als solcher ist er seit 40 Jahren tätig und führt ein Institut für das Verfassen und Restaurieren von heiligen Schriften. Zudem ist Izchak Rosengarten persönlicher Berater des größten Thora-Gelehrten in Israel, Rabbiner Ahron Leib Steinman aus Bnei Brak. An diesem Tag besteht die letzte Möglichkeit, die seit 17. April 2016 ausgestellt Thorarolle, die 1793 für Sulzbach geschrieben wurde, zu besichtigen. Rabbiner Rosengarten wird sie nach dem Vortrag zur Restaurierung nach Israel bringen. Anschließend findet sie wieder in der Amberger jüdischen Kultusgemeinde Verwendung. Der Eintritt zum Vortrag ist frei." 
Link zum Artikel  
 
September 2019: Über die Erinnerungsarbeit in der ehemaligen Synagoge - fünf Jahre nach Abschluss der Restaurierung  
Artikel von Andreas Royer im onetz.de vom September 2019: "Viele Spuren führen zur Synagoge
Jüdische Kultur rückt immer mehr ins öffentliche Interesse. Einerseits als eine unserer historisch-gesellschaftlichen Wurzeln, andererseits durch antisemitische Anfeindungen. Die Sulzbacher Synagoge mahnt deshalb zur Toleranz.
Wie schon bei der Eröffnung der geschichtlichen Dokumentation im September 2013 verkündet, soll die Synagoge im eigentlichen Wortsinn ein "Haus der Versammlung bleiben. Interreligiöser und interkultureller Dialog stehen in diesem geschichtsträchtigen Bauwerk im Vordergrund.
'Mit dem früheren israelitischen Gotteshaus werde so auch das jüdische Erbe in die Zukunft gerettet', gab Altbürgermeister Gerd Geismann den entscheidenden Impuls. Nun sind bereits einige Jahre vergangen, der Museumsbetrieb läuft, ein eigenes Programm mit Musikveranstaltungen, Ausstellungen und Gedenkfeiern längst etabliert. Die SRZ fragte bei Stadtarchivar Johannes Hartmann als Kurator der Synagoge nach dem Interesse für dieses kulturelle Angebot und deren künftige Ausrichtung.
ONETZ: Die Restaurierung der Synagoge dauerte etwa fünf Jahre. Es sollte etwas Großes geschaffen werden, das von den Leuten angenommen wird. Ist dieses Ziel erreicht?
Johannes Hartmann: Ich denke schon, dass Interesse an jüdischer Kultur oder am religiösen Leben vorhanden ist. Wir hatten nun seit September 2013 fast 10 000 zahlende Besucher in der Synagoge, es gab annähernd 350 Führungen und 80 Schulklassen lernten hier als Teil des Religions- oder Geschichtsunterrichts. Für die Größe von Sulzbach-Rosenberg können sich diese Zahlen sicher durchaus sehen lassen.
ONETZ: Neben den Musikdarbietungen und den obligatorischen Führungen bringen immer wieder Ausstellungen Besucher in das frühere jüdische Gotteshaus. Welches Konzept verfolgen Sie hier?
Johannes Hartmann: Es ist sicher für uns sehr wünschenswert, immer wieder interessante Ausstellungen oder Buchvorstellungen präsentieren zu können. Ich erinnere an die Wuttig-Bilder über jüdische Friedhöfe entlang der Goldenen Straße, die Ausstellungen über jüdische Fußballer, das jiddische Wilna oder das KZ-Außenlager Hersbruck. Und ganz aktuell zeigen wir die Sonderausstellung 'Wir lebten in einer Oase des Friedens - die Geschichte einer jüdischen Mädchenschule 1926 bis 1938', die in Wolfratshausen beheimatet war und auch Bezug zur Herzogstadt hat.
ONETZ: Lokaler Bezug dürfte eine solche Schau sicher attraktiver machen. Wie ist hier aktuell der Zuspruch?
Johannes Hartmann: Obwohl die Ausstellung wirklich professionell gemacht ist, ist das Interesse eher verhalten. Wir haben hier wahrscheinlich eine Dokumentation einer jüdischen Haushaltsschule als einzigartige Einrichtung in Bayern, die 1926 von der Münchener Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes gegründet und 1938 von den Nationalsozialisten gewaltsam geschlossen wurde. Verbindungen zu Sulzbach gibt es durch eine Praktikantin und die Vorsitzende des Kuratoriums der Haushaltsschule.
ONETZ: Um welche Personen handelt es sich denn hier?
Johannes Hartmann: Einmal um die am 9. März 1914 in Sulzbach geborene Ruth Prager. Sie ist die Tochter des letzten Gemeindevorstehers David Prager, die 1932 als Praktikantin in Wolfratshausen arbeitete. Sie emigrierte 1934 in die USA. Bei der zweiten Person handelt es sich um die Münchenerin Charlotte Stein-Pick, deren Schwiegervater Sigmund Stein von 1896 bis 1922 Oberlehrer in der jüdischen Volksschule in Sulzbach war. Das brachte viele Aufenthalte für Charlotte Stein-Pick in Sulzbach mit sich, wovon sie in ihren Erinnerungen mehrfach berichtet. Von 1932 bis 1938 war sie ehrenamtliche Vorsitzende des Kuratoriums der Haushaltsschule Wolfratshausen.
ONETZ: Die Erinnerungen von Charlotte Stein-Pick liegen in Buchform vor. Wie beschreibt sie ihre Eindrücke in Sulzbach?
Johannes Hartmann: Sie spricht ebenso, wie der Titel der aktuellen Ausstellung, über das Zusammenleben der Bürger und verschiedenen Konfessionen in den 20er Jahren von einer 'Oase des Friedens', was man sicher als einen Ausdruck der Toleranz werten kann.Charlotte Stein aus München. Sie zeichnet ein insgesamt positives Bild, schreibt in ihren Memoiren von gegenseitiger Achtung und einer tiefen Freundschaft ihres Schwiegervaters mit dem Arzt, dem Apotheker und anderen Lehrern, die immer Samstagabend im Gasthof 'Zur Sonne' Karten spielten. Sie war es auch, die den aus der Synagoge stammenden Kiddusch-Becher ins Exil nach Amerika rettete.
ONETZ: In der Synagoge werden auch immer wieder Konzerte angeboten. Gibt es hier thematische Vorgaben?
Johannes Hartmann: Eigentlich nicht, aber zumeist sind es jüdische Künstler, oder Musiker, die sich jüdischer Musik verschrieben haben, oder sich in ihrem Schaffen für die jüdische Kultur einsetzten oder Toleranz-Themen aufgreifen.
ONETZ: Können Sie uns zum Besucherkreis etwas sagen?
Johannes Hartmann: Eher bunt gemischt, viele Schulklassen und jetzt - nachdem sicher viele Hiesige die Synagoge bereits kennen, kommen überwiegend auswärtige Besucher dazu. Wir hatten auch schon Besuch aus London, Schweden, München-Freising oder Vaihingen an der Enz. Oder Einzelbesuche von Angehörigen mit direktem Bezug zu den ehemaligen jüdischen Bewohnern von Sulzbach.

Info: Herbstprogramm 2019 in der Synagoge: Die Synagogenveranstaltungen sind vielfältig, folgt aber im Wesentlichen der 'jüdischen Kultur' oder Themen zur religiösen Toleranz als Linie. Nachfolgend die Termine im Herbst.
Noch bis 22. September ist die Sonderausstellung 'Wir lebten in einer Oase des Friedens… Die Geschichte einer jüdischen Mädchenschule 1926 – 1938' zu den regulären Öffnungszeiten zu besichtigen. Zum Abschluss der Ausstellung wird am Freitag, 20. September, um 19 und 21 Uhr ein sehr bewegendes Filmdokument mit den Erinnerungen der ehemaligen Schülerinnen gezeigt.
Hülya Friebe, die deutsch-türkische Liedermacherin, bekannt als die 'Stimme des Friedens' wird am Montag, 16. September, nach Konzerten in München, Nürnberg und Istanbul in Sulzbach-Rosenberg ein Konzert zur Verständigung der Kulturen geben.
Das Tangoprojekt 5 aus Weiden gibt am Samstag, 28. September, um 20 Uhr seine Visitenkarte in der Synagoge ab. Sie interpretieren Astor Piazzollas Tango Nuevo.
Mit 'Es brennt. Leben und Werk des Mordechai Gebirtig' steht am Montag, 4. November, um 19.30 Uhr eine multimediale Buchpräsentation mit Uwe von Seltmann in Kooperation mit dem Literaturarchiv im Programm. Mordechai Gebirtig (1877-1942) war ein Krakauer Tischler und jiddischer Poet. Er gilt als 'Vater des jiddischen Liedes'.
'Wer soll das noch glauben? (Teil 3) Die Bibel als Gottes Wort?', lautet am Mittwoch, 6. November, um 15 Uhr der Titel eines VHS-Vortrags mit Pfarrer a. D. Harald Hofmann.
Mit der Formation Massel-Tov rückt am Samstag, 16. November, um 20 Uhr jüdische Musik verschiedenster Ausprägung in den Fokus.
'Wer soll das noch glauben? (Teil 4) Himmel, Hölle, Fegefeuer', lautet das Thema eines weiteren VHS-Vortrags mit Harald Hofmann.

Info: Sonderausstellung: 'Wir lebten in einer Oase des Friedens...', so erinnern sich frühere Schülerinnen an die Zeit in der Jüdischen Haushaltsschule, die 1926 in Wolfratshausen von der Münchner Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbunds gegründet und 1938 von den Nationalsozialisten gewaltsam geschlossen wurde. Ursprünglich sollten hier die jungen Frauen lernen, einen jüdischen Haushalt nach rituellen Regeln zu führen. Während der NS-Zeit entwickelte sich die Schule dann zum Zufluchtsort. Junge Mädchen aus dem gesamten Deutschen Reich kamen hierher, um sich vor Anfeindung und Ausgrenzung zu schützen oder sich auf ihre Auswanderung vorzubereiten. Beim Pogrom 1938 wurden alle Schülerinnen und Lehrerinnen gewaltsam vertrieben. Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Synagoge stehen die Erinnerungen der ehemaligen Schülerinnen und die Holocaust-Opfer aus ihrem Kreis."
Link zum Artikel     
 
 

 
    

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Stadt Sulzbach-Rosenberg  
bulletStadtmuseum Sulzbach-Rosenberg  
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Sulzbach-Rosenberg (interner Link) 

Zusätzliche Materialien:  

bulletRolf Hofmann: Loewenbach Family of Munich + Paris (France). Display of a general structure based on research activities of the late Charles Stanton
Zusammengefasst werden dargestellt: die Nachkommen von Loew Jakob Loewenbach (geb. 1748 in Sulzbach, gest. 1832 in München; lebte seit etwa 1805 in München) und seinem Sohn Jakob Baer Loewenbach (geb. ca. 1778 in Sulzbach, gest. 1852 in München). 
bulletHinweis von Jürgen Hellmann auf das von Dr. Christoph Raphael Schleis von Löwenfeld (1772-1852) im Jahre 1806 vorgelegte Buch "Medicinische Topographie vom Landgerichtsbezirke Sulzbach in der obern Pfalz", welches sogar Preisträger des Wettbewerbs "100 Heimatschätze" ist, vgl.  https://www.heimat.bayern/heimatschaetze/ Nr. 44. Löwenfelds Aussagen zeigen einen widerwärtigen Antisemiten, in der Machtposition eines Amtsarztes: https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-MDZ-00000BSB10721918?cq=iuden&p=100&lang=de. Das Buch ist an sich eine hochinteressante Quelle, zeigt aber leider auch, dass die hier, in Sulzbach-Rosenberg, gerne behauptete Toleranz und Aufklärung in der Vergangenheit zumindest nicht durchgehend vorhanden war.
Zitate von Dr. von Löwenfeld über "den Juden": "Er ist selten aufrichtig, und nur dann freimütig, wenn er seinen Vorteil zu finden hofft. Komplimente, wenn man sie bei Juden so nennen kann, sind oft eben so häufig, als seine fast sklavischen, erniedrigenden Höflichkeitsbezeugungen, die bei Manchem in dumme Grobheit ausarten. Ehrgefühl ist nur bei einigen, nicht bei allen zu suchen…  Die Juden kann man, allgemein betrachtet, nicht zur starken und abgehärteten, mehr aber zur schwächlichen und weichlichen Menschenklasse zählen; doch gibt es unter ihnen mehr schöne Weiber und gefällige Mädchen..."   

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 812.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 94. 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 285-286.
bulletHarold Hammer-Schenk: Synagogen in Deutschland. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jahrhundert. 2 Bände. Hamburg 1981.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 158-163.  
bulletMosche N. Rosenfeld: Jüdischer Buchdruck am Beispiel der Sulzbacher Druckerei. In: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern (Hrsg. von Manfred Treml und Josef Kirmeier unter Mitarbeit von Evamaria Brockhoff). Aufsätze. Haus der Bayerischen Geschichte München 1988. S. 237-244.  
bulletMichael Schneeberger: Im Schatten des Buchdrucks - die Geschichte der Sulzbacher Juden. Reihe: Jüdische Landgemeinden in Bayern (14). in: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern. 20. Jahrgang Nr. 100 vom April 2006 S. 23-31 (mit weiteren Literaturangaben!).
bulletSynagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Sulzbach-Rosenberg S. 290-299 (die Forschungsergebnisse konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica"  noch nicht eingearbeitet werden).
bulletJohannes Hartmann: Die jüdische Gemeinde in Sulzbach und ihr Ende. Beitrag - eingestellt in der Website der Oberpfälzer Kulturbundes. Online zugänglich (pdf-Datei, ca. 4 mb)  
bulletSulzbach Lit 13010.jpg (157318 Byte) Ehemalige Synagoge Sulzbach. Festschrift zur Eröffnung am 31. Januar 2013.  Band 30 der Schriftenreihe des Stadtmuseums und Stadtarchivs Sulzbach-Rosenberg. ISBN 978-3-9814093-3-8. Hrsg. von der Stadt Sulzbach-Rosenberg 2013. 240 S. 
Zu beziehen für 19.50 € direkt beim Stadtarchiv der Stadt Sulzbach-Rosenberg  Postfach 1254  92230 Sulzbach-Rosenberg  Tel. 09661-87768-21. Stadtarchiv.Su-Ro@asamnet.de  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sulzbach-Rosenberg  Upper Palatinate. Jews possibly arrived when the town was founded in the mid-13th century. The community was destroyed in the Black Death persecutions of 1348-49 and only reestablished in the mid-17th century. In the 1670s Jews expelled from Vienna began settling and in 1685 the 12 Jewish families in Sulzbach were granted a charter of privileges. In 1687 a synagogue was dedicated. A local printing press began publishing Hebrew books in 1669 and achieved great fame in the Jewish world under the management of Rabbi Moshe Bloch (1684-1694) and the Frankel-Arnstein family (1694-1851). Its edition of the Zohar and its prayer books enjoyed wide circulation. In the 18th century a number of Court Jews were active in the town, including Jacob Josef, who served as parnas in 1722-70, and Nathan Schwabacher, who replaced him. In 1822 a devastating fire destroyed the synagogue and left 40 Jewish families homeless. A new synagogue was built in 1827 and a Jewish public school was opened in 1837. The Jewish population stood at 164 in 1871 (down from a peak of 336 in 1810) and dropped steadily to a total of nine Jews in 1933 (total population 6.800), The synagogue was impounded in 1934 and turned into a museum. Its religious articles were sent to Amberg and destroyed on Kristallnacht (9-10 November 1938). Five Jews emigrated in 1934-36. The last Jew was sent to the Theresienstadt ghetto on 21 January 1943.  
        
          

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

           

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020