Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 


zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz" 
Zur Übersicht: "Synagogen im Kreis Bernkastel-Wittlich" 
     

Trittenheim (VG Neumagen-Dhron, Kreis Bernkastel-Wittlich)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletLinks und Literatur  

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
    
In Trittenheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis 1937. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1702 ein jüdischer Einwohner (Jud Hirtz) genannt. 1715 sind zwei jüdische Familien, 1787 fünf Familien am Ort. Namentlich genannt werden zwischen 1818 und 1832: Isaak Samuel, Süskind Israel, Loeb Bonem, Bonem Bonem, Isaak Koppel, Samuel Richard und Simon Samuel. 
   
Im Laufe des 19. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner am Ort leicht zu (1808 46, 1833 44, 1843 52 Personen), bis 1865 die höchste Zahl von 65 jüdischen Einwohnern erreicht wurde (von insgesamt 1.036 Einwohnern). Durch Aus- und Abwanderung ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder danach wieder zurück (1895 54). 
  
An Einrichtungen bestand neben der Synagoge (s.u.) eine Religionsschule und ein Friedhof (seit 1898/99, vorher wurden die Toten der Gemeinde auf dem jüdischen Friedhof in Leiwen beigesetzt). 
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Ferdinand Koppel, Sylvan Koppel und Theodor Koppel. Ihre Namen stehen auf den Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, die bis in die NS-Zeit in der Laurentiuskapelle aufgehängt waren.     
 
Um 1925, als noch 44 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (4 % von insgesamt etwa 1.100 Einwohnern), war Vorsteher der jüdischen Gemeinde Isidor Richard (auch noch 1932). Den Religionsunterricht der damals vier schulpflichtigen jüdischen Kinder erteilte im Sommerhalbjahr zweimal wöchentlich der Lehrer Joseph Simon aus Neumagen. An jüdischen Vereinen wird 1932 der Israelitische Frauen-Verein genannt, der unter Leitung von Frau Samuel stand.
  
1933 lebten noch 32 jüdische Personen am Ort. Ein Großteil von ihnen wanderte in den folgenden Jahren aus oder verzog in andere Städte. Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1937 wurden die hier noch lebenden jüdischen Personen der jüdischen Gemeinde in Niederemmel zugeteilt. Beim Novemberpogrom 1938 war die Synagoge bereits verkauft. Jedoch wurden jüdische Wohnungen überfallen und verwüstet, einige der jüdischen Einwohner misshandelt. Nach den Ereignissen waren nur noch fünf jüdische Personen am Ort. 1943 wurden die letzten beiden deportiert. 
   
Von den in Trittenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berta Baum geb. Samuel (1903), Therese Kaufmann geb. Samuel (1869), Bernhard Koppel (1895), Iwan Koppel (1922), Samuel (Sally) Koppel (1884), Sigismund Koppel (1890), Leon (Leo) Samuel (1909), Marianne Samuel geb. Jakobs (1879), Moses Samuel (1877), Paul Samuel (1910).
    
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde    

Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht gefunden. 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Die jüdische Gemeinde hatte spätestens seit ca. 1830 einen Betsaal in einem jüdischen Privathaus eingerichtet (im Bericht zur Einweihung der Synagoge 1857 "alte Synagoge" genannt), das vermutlich im Bereich Moselstraße/Olkstraße lag, wo die meisten jüdischen Familien lebten. 1844 kaufte das jüdische Gemeindeglied Samuel Bonem ein Grundstück zum Bau einer neuen Synagoge. Die Bauarbeiten begannen im März 1856. Die feierliche Einweihung der Synagoge war am 27./28. Februar 1857. Dazu waren zahlreiche jüdische Gäste aus umliegenden Orten nach Trittenheim gekommen. Die Einweihung nahm Oberrabbiner Kahn aus Trier vor. Ein Bericht wurde in der Trier'schen Zeitung vom 1. März 1857 erstellt, der in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" am 20. April 1857 zitiert wurde:

Trittenheim AZJ 20041857.jpg (119953 Byte)Trier, 31. März (1857). Die Trier'sche Zeitung vom 10. d. Mts. enthält folgenden Bericht: "Trittenheim (Reg.-Bez. Trier) an der Mosel, 1. März. An den beiden letztverflossenen Tagen waren wir Zeuge einer schönen Festlichkeit. Die von der hiesigen Gemeinde mit großen Opfern neu erbaute Synagoge erhielt ihre Weihe. Dem feierlichen Umzuge aus der alten in die neue Synagoge hatten sich, außer vielen Glaubensverwandten aus der Nähe und Ferne, auch zahlreiche Angehörige anderer Konfessionen in brüderlicher Teilnahme angeschlossen. An der Pforte der neuen Synagoge überreichte ein Mädchen in gemütvoller Ansprache dem Herrn Oberrabbiner Kahn auf seidenem Kissen den Schlüssel. Der Herr Oberrabbiner machte hierbei die Überschrift der Synagogentüre: "Gotteshaus zum Gebete für Alle" zu einer ergreifenden Anrede an die Versammelten. Die würdevollen Festreden desselben an beiden Tagen überzeugten, dass die jüdische Religion die erhabensten Lehren über Gott, die Bestimmung des Menschen und dessen Pflichten gegen die Nebenmenschen, ohne Unterschied des religiösen Bekenntnisses enthalte. Die ganze Feierlichkeit machte den besten Eindruck auf die Anwesenden und wird dazu beigetragen haben, die mitunter gegen das Judentum noch bestehenden Vorurteile zu beseitigen. Einen anerkennenswerten Zug bewährte die hiesige christliche Bevölkerung, indem sie die zahlreich herbeigeströmten fremden Israeliten in zuvorkommender Weise bei sich aufnahm".

Nach dem Bericht befand sich über dem Eingang eine Portalinschrift (hebräisches Zitat von Jesaja 56,7, übersetzt: "Mein Haus soll ein Bethaus genannt werden für die Völker"). Auf Ortsansichten Trittenheims aus den 1930er-Jahren ist zu erkennen, dass die Synagoge an der Südseite drei große Rundbogenfenster hatte, auf der Nordseite zwei querovale oder halbrunde Fenster. Fast 80 Jahre war die Trittenheimer Synagoge Zentrum des jüdischen Gemeindelebens am Ort.

Nachdem Mitte der 1930er-Jahre auf Grund des Wegzuges und der Auswanderung der jüdischen Einwohner die notwendige Zehnzahl der jüdischen Männer nicht mehr erreicht wurde, wurde die Synagoge geschlossen und 1936 verkauft. Der neue Besitzer baute sie zu einem Wohnhaus um. Dadurch geschah dem Gebäude beim Novemberpogrom nichts. Seit einigen Jahren befindet sich eine Gastwirtschaft in der ehemaligen Synagoge.

Adresse/Standort der SynagogeOlkstraße 18 (alte Anschrift 1932: Brückenstraße) 
    

  
Fotos   

Historische Ansicht von Trittenheim mit der Synagoge (Ansichtskarte um 1907)
(Quelle: Christoph Schmitt, Calw) 
Trittenheim Synagoge 110.jpg (105211 Byte) Trittenheim Synagoge 111.jpg (45010 Byte)
  Die ehemalige Synagoge mit den drei großen Rundbogenfenstern auf der Südseite
     
Trittenheim Synagoge 010.jpg (19814 Byte) Trittenheim Synagoge 100.jpg (72419 Byte) Trittenheim Synagoge 101.jpg (100649 Byte)
Blick über die Moselbrücke Trittenheim
 (um 1935) mit der Synagoge in der
 Olkstraße (obere Bildhälfte)
Das völlig umgebaute, ehemalige Synagogengebäude im April 2006; auf der 
linken Seite sind die unteren Hälften der ehemaligen Rundbogenfenster erkennbar
(Fotos: Hahn; Aufnahmedatum 18.4.2006)
     
     
Gedenkplatte für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 
(Quelle: Christoph Schmitt, Calw) 
Trittenheim Gedenktafel 010.jpg (71599 Byte)
  Abgebildet ist eine von drei emaillierten Metallplatten, die um 1919/20 auf Initiative des früheren Volksschullehrers Pfrang in der Laurentiuskapelle angebracht wurden. Auf den Tafeln, die schon in der NS-Zeit entfernt wurden und sich heute in einem Lager der Gemeinde Trittenheim befinden, stehen die Namen der drei jüdischen Gefallenen: Ferdinand Koppel, Sylvan Koppel und Theodor Koppel.
     
Aus dem Album der früheren jüdischen Familie Richard in Trittenheim
(Quelle; Hinweis von Christoph Schmitt, Calw)  
   
Trittenheim Familie Richard 010.jpg (25082 Byte) Trittenheim Simon Richard 101.jpg (23641 Byte) Trittenheim Simon Richard 100.jpg (27956 Byte)
Die Fotos sind aus einem Fotoalbum von Nachkommen der Familie Isidor Richard in Trittenheim. Er war zeitweise (nach nach 1932) Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Trittenheim, verheiratet mit Aline; ihre Kinder waren Simon, Rosa und Dora. Auf dem Foto links sind zu sehen: Frau Aline mit den drei Kindern Simon, Dora und Rosi. Die Fotos Mitte und rechts zeigen den Sohn Simon Richard; das Foto rechts mit der Moselbrücke in Trittenheim 1935.

        
    
 
Links und Literatur

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Trittenheim   mit  
bulletInformationsseite zur jüdischen Geschichte und zum Friedhof 
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Trittenheim (interner Link)  
bulletKulturdatenbank der Region Trier: Informationsseite zur Synagoge Trittenheim  

Literatur:  
Hinweis: Drei der Beiträge von Christoph Schmitt sind als pdf-Dateien eingestellt  

bulletChristoph Schmitt: Spuren einer jüdischen Vergangenheit - Das Beispiel Trittenheim. In: Sachor Heft 11 Nr. 1/96 S. 26-33. 
bulletders.: "Ein Gotteshaus zum Gebet für Alle". In: Jahrbuch des Kreises Bernkastel-Wittlich 1997. S. 99-103 (pdf-Datei)  
bulletders.: Ein verwaister 'guter Ort'. Trittenheims jüdischer Friedhof 1897-1997. In: Bernkastel-Wittlich Jahrbuch. 1998 S. 252-259. (pdf-Datei)       
bulletders.: Erinnerung an das eigene Fremde. Annäherungen an die Geschichte des Landjudentums in Trittenheim. Referat, gehalten bei der Buchpräsentation "Bibliographie zur Geschichte der Juden im Kreis Bernkastel-Wittlich" in der Synagoge in Wittlich am 15. Juni 2000. In. Jahrbuch des Kreises Bernkasel-Wittlich 2001 S. 166-175 (pdf-Datei)   
   
bulletRobert Reichard / Thomas Heidenblut: Synagogen im Landkreis Trier-Saarburg. 2000.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 370-371 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletWilli Körtels: Die jüdische Schule in der Region Trier. Hrsg. Förderverein Synagoge Könen e.V. 2011. Online zugänglich (pdf-Datei). 

     
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Trittenheim Rhineland. Jews are mentioned in 1702 and a number of protected Jews were accorded residence rights up through the late 18th century. A permanent settlement of 46 existed in 1808, growing to a peak population of 65 (total 1,026) in 1871 and then dropping to 31 in 1932. The community maintained a synagogue from 1857 and a cemetery (1898-1899), In the Nazi era, a few Jews emigrated and some left for other places in Germany. In 1936, the synagogue was sold for lack of a preyer quorum (minyan). A year later, the community was dismantled and attached to Neumagen-Niederemmel together with other shattered communities. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the homes of the remaining Jews were vandalized and in 1943 the last two Jews were deported to the camps, where they perished together with eight local Jews.  
          
         

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

           

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 18. Mai 2020