Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Vechta (Kreisstadt, Kreis Vechta, Niedersachsen)
mit Goldenstedt und Lohne (Kreis Vechta) 
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
   
In Vechta bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Eine erste Erwähnung liegt aus dem Jahr 1709 vor (Moses Meyer aus Bentheim), eine weitere von 1719 (Moses Nathan von Rheine, handelte mit Stoffen, Tee, Kaffee, Fleisch, Fellen sowie Gold und Silber). 1730 gab es zwei jüdische Familien in der Stadt, 1771 31 jüdische Personen. Bis um 1800 nahm die Zahl auf fünf oder sechs Familien zu (insgesamt 40 Personen). 
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1837 Höchstzahl von 58 jüdischen Einwohnern, 1858 39, 1861 37, 1875 38, 1895 30, 1910 11. 
Zur jüdischen Gemeinde Vechta gehörten auch die in Goldenstedt und Lohne lebenden jüdischen Personen. In Goldenstedt lebten 1837 10 jüdische Personen, 1850 8, 1861 5, 1895 2, 1933 1 Person; in Lohne: 1837 9 Personen, 1850 6, 1875 10, 1885 4, 1895 1. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), ein rituelles Bad, eine Religionsschule und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Kantor und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten von 1851/1859). Bereits 1771 wurde mit David I. Juntz ein Lehrer in der Gemeinde genannt. Aus dem 19. Jahrhundert sind folgende Lehrer bekannt: Salomon Isaak Falkenheim (1822-1829), Hertz Fränkel (1829-1831), Israel Marcus (1837-1844), Isaak Eppstein (1844-1847), Hirsch Neustadt, Max A. Friedländer, Isaak Salomon Falkenheim (1854-1858). Seit den 1860er-Jahren wurde die Lehrerstelle in Vechta vermutlich nicht mehr besetzt; die jüdischen Kinder erhielten den Religionsunterricht durch auswärtige Lehrer (aus Oldenburg oder Delmenhorst). Die Gemeinde gehörte zum Landrabbinat Oldenburg.  
   
Im Ersten Weltkrieg hatte die jüdische Gemeinde Vechta keine Gefallenen zu beklagen. Unter den Kriegsteilnehmern waren Emanuel und Adolf Gerson. Adolf Gerson wurde mit dem EK II ausgezeichnet. Johanne Bloch, die Tochter von Adolf Bloch, war damals Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins und wurde für ihre Verdienste während des Krieges vom Großherzog 1916 ausgezeichnet.      
  
1924 gehörten zur jüdischen Gemeinde Vechta noch 11 Personen, 1932 waren es 13 Personen. Gemeindevorsteher waren Emanuel Gerson (Klingenhagen 3, 1. Vors.), Adolf Gerson und Max Marx. Zur Gemeinde gehörten damals fünf in Lohne lebenden fünf jüdischen Personen sowie eine Person in Goldenstedt (Alfred Frank).   
 
1933 gab es 17 jüdische Gemeindeglieder (vermutlich einschließlich der in Lohne und Goldenstedt lebenden Personen). 1936 wird als Gemeindevorsteher weiterhin Emanuel Gerson genannt (vgl. Bericht zur Einweihung des Betsaales unten), 1937 wurde Adolf Gerson der (letzte) Gemeindevorsteher. Zunehmend waren die jüdischen Einwohner von den antisemitischen Diskriminierungen der Nationalsozialisten betroffen; durch den wirtschaftlichen Boykott war ihre Lebensgrundlage zunehmend bedroht. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude völlig demoliert (siehe unten), das Handarbeits- und Kurzwarengeschäft Bloch an der Großen Straße wurde ausgeräumt; der jüdische Friedhof wurde geschändet und verwüstet. Emanuel und Adolf Gerson wurden verhaftet und in das KZ Sachsenhausen eingewiesen, wo sie mehrere Wochen festgehalten wurden. Adolf Gerson konnte mit seiner Familie noch 1939 nach Palästina emigrieren. Die letzten jüdischen Einwohner (Familie Emanuel Gerson, die Geschwister Bloch, das Ehepaar Max und Rosa Marx) verließen bis 1940 Vechta und zogen nach Oldenburg und Bremen; sie wurden später deportiert und ermordet; Emanuel Gerson beging am 21. Mai 1940 im Hamburger Gefängnis Selbstmord.   
Anmerkung: Emanuel Gerson ist nicht am 21. Juni 1940 gestorben (fehlerhafte Angabe auf dem "Stolperstein" für ihn).   
  
Von den in Vechta geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Bloch (1874), Dora Bloch (1884), Helene Bloch (1879), Meta Bloch (1881), Sara Bloch (1877), Hilde Cauveren geb. Bloch (1913), Johanna Frank geb. Heinemann (1877), Elisabeth Gerson geb. Gerson (1913), Emanuel Gerson (1883), Jutta Gerson (1928), Rosel Gerson (1923), Emma Heinemann (1883), Erich Marx (1910), Erna Marx (1920), Kurt Marx (1912), Leopold Marx (1893), Max Marx (1884), Rosa Marx geb. Cussel (1884), Wilhelm Mehrgut (1891), Adele Mergentheim geb. Moses (1859), Bernard Moser (1882). 
 
Aus Lohne sind umgekommen: Julie Simon (1869), Berta Simons geb. Simon (1871).    
    
2009/11 wurden zur Erinnerung an die aus Vechta ermordeten jüdischen Personen sog. "Stolpersteine" in der Stadt verlegt (siehe unten).  
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1851 / 1859)  

Vechta AZJ 20011851.jpg (36979 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen jüdischen Zeitung vom 20. Januar 1851: "Die Stelle eines Lehrers, Kantors und Schächters bei der Gemeinde in Vechta - Großherzogtum Oldenburg - ist erledigt und kann sofort oder zu Ostern besetzt werden. Auf portofreie Anmeldungen gibt weitere Auskunft. 
B. Wechsler
, Landrabbiner in Oldenburg."      
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Juni 1859: "Die Stelle eines Lehrers, Kantors und Schächters bei der Gemeinde Vechta - Herzogtum Oldenburg - ist zu besetzen, womöglich noch im Laufe des Sommers. Gehalt 100 Thaler nebst völlig freier Station. Gelegenheit zu Nebenverdiensten ist gegeben. Portofreie Anmeldungen an  B. Wechsler, Landrabbiner in Oldenburg."       

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Zum Tod von Sofie Gerson (1934)
       

Vechta Israelit 01021934.jpg (41247 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Februar 1934: "Delmenhorst, 23. Januar (1934). Eine wahrhaft fromme Frau ist in Vechta mit Frau Sofie Gerson dahingegangen. An dem ungewöhnlich großen Trauergefolge, in dem die andersgläubige Bevölkerung des Ortes, einschließlich der Geistlichkeit beider Konfessionen, den größten Teil ausmachte, ließ sich die große Verehrung erkennen, deren die bescheidene Frau in allen Kreisen sich erfreut hatte und die auch in den zu Herzen gehenden Worten des Herrn Landrabbiners Dr. de Haas zum Ausdruck kam. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."   

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge     
   
Spätestens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden jüdische Gottesdienste in der Stadt abgehalten. 1784 wird eine Synagoge genannt, wobei es sich vermutlich um einen Betraum in einem der jüdischen Häuser gehandelt hat. Als 1803 die Vechtaer Juden dem neuen Landesherrn (Herzog von Oldenburg) den Huldigungsleid leisten mussten, wurde zu diesem Zweck eine Torarolle aus der Synagoge geholt. 
  
1825/26 wurde an der Stelle des abgebrochenen Gemeindedienerhauses am Klingenhagen (heute Juttastraße 4) eine Synagoge erbaut. Es handelte sich um ein einstockiges Gebäude mit einem Krüppelwalmdach. 
 
Bereits um 1900 war die Zahl der jüdischen Einwohner so zurückgegangen, dass zum Gottesdienst kaum mehr das erforderliche Minjan (zehn religionsmündige Männer) zustande kam. Dennoch wurden weiterhin Gottesdienste nach einem vereinfachten Ritus abgehalten; gerne wurden auch Nichtjuden in die Synagoge eingeladen. Die Vechtaer Juden galten als tief religiös.
  
Als nach 1933 die Zahl der jüdischen Einwohner nur noch klein war, entschlossen sich die Gemeinde 1935 zum Umbau des Synagogengebäudes. Anlass war, dass dem ehemaligen Viehhändler Max Marx, der zugleich Synagogendiener war und der mit seiner Familie bei einer christlichen Familie zur Miete wohnte, die Wohnung gekündigt worden war. Hierauf wurde das Synagogengebäude umgebaut, eine Wohnung eingerichtet und dahinter ein kleiner Betsaal neu gestaltet. Der alte Toraschrein wurde dort aufgestellt, auch die Kanzel, das Vorlesepult, das Vorbeterpult und sogar eine - mehr symbolische - Frauenempore wurden eingebaut. Über die Einweihung des kleinen Betsaales liegt ein Presseartikel vor:    
       
Die Synagoge wird zu einem Wohnhaus mit Betsaal (1936)  
Hinweis: bei dem genannten Rabbiner Dr. Herbst handelte es sich um Josef Herbst (geb. 1910 in Krefeld), der 1935 als Nachfolger von Philipp de Haas als Landesrabbiner nach Oldenburg berufen wurde. Er versah das Amt bis August 1936, als er nach Düsseldorf verzogen ist.  

Vechta Israelit 23041936.jpg (53457 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1936: "Vechta, 20. April (1936). Unsere ehrwürdige, seit fast 1 1/2 Jahrhunderten bestehende Synagoge ist kürzlich zu einer Wohnung umgebaut worden. In demselben Gebäude wurde eine neue kleine Synagoge eingerichtet und am Schabbat Hachodesch eingeweiht. Nach herzlichen Begrüßungsworten des Vorstehers, Herrn E. Gerson, in denen er des seligen Landrabbiners Dr. de Haas gedachte, hielt der Landrabbiner Dr. Herbst die Weiherede, die von dem Toraworte ausging: 'Sie sollen mir eine Stätte bereiten, dass ich unter ihnen wohne.' Den Festgottesdienst leitete Lehrer Freund aus Delmenhorst."     

 
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Synagogengebäude geschändet und demoliert. SA-Männer drangen in der Nacht zum 10. November 1938 in das Haus ein, durchstöberten es, warfen einen Teil des Hausrates auf die Straße und zündeten ihn an. Die im Haus lebende Familie Marx war zur Familie Gerson geflohen. Am Abend des 10. November 1938 kamen erneut SA-Männer mit einem LKW nach Vechta, stürmten nochmals das Gebäude und warfen die Einrichtung des Betraumes samt der Torarolle, dem noch vorhandenen Hausrat und die ausgehobenen Fenster und Türen auf den LKW. Auf dem Neumarkt wurden zwei Scheiterhaufen errichtet und angezündet. 
Das Synagogengrundstück wurde von der Stadt beschlagnahmt und im folgenden Jahr 1939 verkauft. Nach 1945 musste die Stadt im Zusammenhang des Restitutionsverfahrens eine Entschädigung für das von ihr verkaufte Synagogengebäude bezahlen.  
  
Seit 1981 befindet sich an der Ecke Juttastraße / Klingenhagen / Burgstraße ein durch den Vechtaer Künstler Albert Bocklage entworfener und von Steinmetz Werner Pufahl ausgeführter Gedenkstein, den ein Davidstern und das Wort Schalom in hebräischer Schrift zieren. Die Inschrift lautet: "In dieser Straße stand die Synagoge, das Gotteshaus unserer jüdischen Mitbürger, frevelhaft geschändet am 9. November 1938. Zur Erinnerung und Mahnung".   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge:    Juttastraße 4  
  
  
Fotos  
(Quelle der historischen Aufnahmen und des Planes: Beitrag von Enno Meyer s. Lit. S. 197-200)    

Das Synagogengebäude    Vechta Synagoge 120.jpg (108218 Byte) Vechta Synagoge 121.jpg (55266 Byte) 
   Blick auf das Synagogengebäude 1930
(höheres Gebäude in der Mitte)
 Plan zum Umbau des Synagogengebäudes -
 Einbau eines kleineren Betraumes 1935/36
   
Verwüstung des Synagogengebäudes 
beim Novemberpogrom 1938
  
Vechta Synagoge 122.jpg (106670 Byte)  
  Das Foto zeigt die schweren Beschädigungen des Gebäudes: alle Fenster wurden 
ausgehängt und mit der Inneneinrichtung des Betsaales auf dem Neumarkt verbrannt. 
     
     
"Stolpersteine" in der Stadt   Vechta Stolpersteine 120.jpg (61540 Byte)
    Über die Verlegung der "Stolpersteine" in der Stadt informiert eine 
Seite der städtischen WebsiteBerichte auch eingestellt als pdf-Datei  
Die auf dem Foto (Quelle: Stadt Vechta) abgebildeten "Stolpersteine" liegen vor dem 
Haus Große Straße 71 zur Erinnerung an Johanna, Sara, Helene, Meta und Dora Bloch.  

  
  
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte                  

November 2010: Neuauflage des Buches von Ulrich Behne 
Artikel aus der "Oldenburger Volkszeitung" vom 6. November 2010 (übernommen aus vechta.de): 
"Auch in Vechta wurden Juden ausgegrenzt
Das 'Warum' bleibt auch nach 80 Jahren im Dunkeln. Wie konnte es geschehen, dass in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts der Nationalsozialismus in Deutschland Fuß fassen konnte? Warum hat die Bevölkerung die Ausgrenzung und Ermordung jüdischer Mitbürger zugelassen? Heute steht man voller Betroffenheit vor einem Rätsel, das 6,3 Millionen Männern, Frauen und Kindern während der Shoah das Leben gekostet hat. Es waren keine Fremden. Es waren Bekannte, Nachbarn und Freunde, die dieses Leid erfahren mussten. Auch Ulrich Behne aus Gaggenau beschäftigen diese Fragen. Die Erinnerungen seiner aus Vechta stammenden Mutter Agnes 'Atti' Behne, geborene Meyer, an ihre jüdische Freundin Lisa Gerson weckten sein Interesse. Aus den erstmals 1994 zusammengetragenen Erzählungen ist ein Buch entstanden, dass von ihm nun erweitert und erneut aufgelegt wurde. Am Donnerstagabend stellte der ehemalige Geschichtslehrer im Rathaus Vechta die Neuauflage von 'Die Viehhändlerfamilien Gerson und das Schicksal der jüdischen Gemeinde zu Vechta' vor. Durch Behnes Sammlung der Erinnerungen von Zeitzeugen und Dokumente kommt die Zeit vor und während des Nationalsozialismus erschreckend nah. Die Abbildungen der frühen 30er Jahre zeigen lachende Mädchen, die vor einer Fotokamera Tanzschritte ihrer Stars nachahmen und für eine Theateraufführung in ihren Kostümen posieren. Diese Fotos von Jugendlichen könnten ebenso heute gemacht worden seien. Sie zeugen von einer fröhlichen Zeit vor Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung. Die Zukunft eines der Mädchen bestürzt zutiefst. Die junge Lisa Gerson, die auf der Fotografie lächelt, wurde 1941 nach Minsk deportiert und dort ermordet. Sie kam nicht aus fernen Großstädten wie Berlin und München. Sie kam aus Vechta und hat mit ihrer Familie auf dem Klingenhagen gewohnt. Nur ungern setzt sich die Erkenntnis: Auch in Vechta blieb die jüdische Bevölkerung nicht verschont. Behne beschreibt die Veränderungen in der Gesellschaft in Vechta durch die Nürnberger Gesetze und NS-Propaganda in den 30er Jahren, die Zeit der Verfolgung und Vernichtung Angehöriger der jüdischen Gemeinde zu Vechta während der Shoah und endet mit einer Betrachtung der heutigen Situation. Die Zeitzeugenberichte geben die Abschnitte lebendig und eindringlich wieder. Sie machen aus Behnes Buch mehr als eine reine Dokumentation, sie machen das Geschehene erlebbar. Behne gibt keine pauschalen Antworten auf die Frage nach dem Warum, aber er leistet einen großen Beitrag, die Erinnerung an eine Zeit wach zu halten, in der Demokratie und Menschenrechte mehr und mehr verschwanden. Auch in Vechta."    
 
Juni 2009: Stolpersteinverlegung in Vechta für September 2009 geplant  
Artikel in der "Oldenburgischen Volkszeitung" vom 17. Juni 2009 (Artikel):    
Schüler bereiten Verlegung von "Stolpersteinen" vor.
Kreis Vechta (hze) -
"Stolpersteine" gegen das Vergessen der Naziverbrechen: In Kooperation mit dem Verein für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Stadt Vechta beteiligen sich in diesem Jahr vier Schulen aus dem Landkreis Vechta an dem Projekt Stolpersteine.
Die Abschlussklassen der beteiligten Schulen werden am 10. September vor Vechtaer Wohnhäusern, in denen Familien jüdischer Herkunft vor ihrer Vertreibung gelebt haben, insgesamt elf Steine zum Gedenken an die Opfer verlegen. Im Kreis Vechta machen in diesem Jahr Ludgerusschule, Geschwister-Scholl-Schule, Kolleg St. Thomas und die Martin-Luther-Schule bei dieser Aktion mit. "Es geht vor allem darum, sich in den Schulen mit dem Thema Judenverfolgung zu beschäftigen", sagt Brigitte Abeling von der Ludgerusschule, die dort das Projekt zusammen mit Elisabeth Hartmann betreut.
Neben der Vorbereitung im Geschichtsunterricht sei eine Fahrt in das ehemalige Konzentrationslager nach Bergen-Belsen bereits Bestandteil der Vorbereitungen gewesen. Die Ludgerusschule arbeitet dabei eng mit der Geschwister-Scholl-Schule zusammen, wo Lehrer Berthold Knipper und Lothar Schulze die Koordination übernehmen. Das Kolleg St. Thomas bereitet sogar eine Projektwoche zu dieser Aktion vor.
"Wenn wir etwas über solche Sachen lernen, dann macht der Unterricht gleich viel mehr Spaß", sagt Neuntklässler Dara Khidir von der Geschwister-Scholl-Schule. Sein Mitschüler Hoscheng Ibrahim habe sogar einen Rap zum Thema Rassismus verfasst, den er bei der Steinverlegung vortragen wolle. "Ich habe mich bei diesem Thema sofort angesprochen gefühlt", sagt Ibrahim. Die Schüler übernehmen dabei neben der Patenschaft auch die Finanzierung der Stolpersteine, indem sie Spenden sammeln, Autos waschen oder Brötchen für einen guten Zweck verkaufen. Eine solche aus Messing bestehende Gedenktafel kostet 95 Euro.
Die Steinlegung erfolgt am 10. September vor zwei Wohnhäusern in der Füchteler Straße und am Klingenhagen. Aus diesem Anlass werden Familienangehörige der Opfer aus Israel anreisen. Schüler haben bereits E-Mail-Kontakt zu den Gästen aufgenommen, die während ihres Aufenthalts auch die Schulen besuchen werden. Während der Feierlichkeiten stellen die Schüler zudem ihre Ergebnisse auf Stellwänden vor. In den kommenden Jahren werden sich noch weitere Schulen an dem Projekt Stolpersteine beteiligen."
  
Bericht über die Verlegung der "Stolpersteine" 2009-2011 in der städtischen Website - bzw. auch eingestellt als pdf-Datei.
Daten der Personen, für die 2009 Stolpersteine verlegt wurden.    
 
Februar 2010: Schulprojekt zur jüdischen Geschichte  
Artikel in der "Oldenburgerischen Volkszeitung" vom 19. Februar 2010 (Artikel): "Schüler tauchen in Kultur ein. 
Vechta (l
c) - Die deutsch-jüdische Geschichte besteht aus mehr als zwölf Jahren Nationalsozialismus. Das erfuhren die Schülerinnen und Schüler des Kollegs St. Thomas gestern hautnah. In einer mobilen Ausstellung und Workshops des Jüdischen Museums Berlin gingen Sechst- und Neuntklässler auf Tuchfühlung mit der jüdischen Kultur.
"Wie war das eigentlich - nach 1945 als Jüdin oder als Jude in Deutschland aufzuwachsen?" Um diese Frage drehten sich die dreistündigen Workshops der 9. Klassen. Die Museumsreferenten Horst Gerlich und Jasmin Bruck verteilten IPods an die Schüler, auf denen bekannte Juden wie Autor Wladimir Kaminer, Jahrgang 1967, aus ihrem Leben erzählen, das eng mit Deutschland verbunden ist. Danach tauschten sich die Schüler über das Gehörte aus und stellten in Gruppen die einzelnen Lebensgeschichten vor.
Das jüdische Leben wortwörtlich greifbar zu machen, ist das Ziel der mobilen Ausstellung. Museumsmitarbeiter Ufuk Topkara lud die Sechstklässler ein, mit Hilfe von vier großen Würfeln jüdisches Leben und jüdische Religion kennen zu lernen. In den "Vitrinen" dieser Würfel entdeckten die Kinder typische jüdische Kulturgegenstände. Gemeinsam setzen sich die Schüler zum Beispiel mit dem siebenarmigen Kerzenleuchter "Menora" auseinander und erfuhren dabei viel über die jüdischen Speisegesetze, Feste und Gebräuche. Dabei stellte sich die spannende Frage: Sind Gummibärchen koscher?
Sowohl in den Workshops als auch in der Ausstellung wurden auch die Themen Flucht und Antisemitismus aufgegriffen. In den Pausen hatten alle Schüler die Gelegenheit, sich die Wanderausstellung anzusehen. Lehrerin Marianne Diekmann freute sich darüber, dass das Kolleg als eine von fünf Schulen in Niedersachsen den Zuschlag für den Museumsbesuch erhalten hatte. 101 Schulen hatten sich landesweit beworben. Bereits im vergangenen Jahr beschäftigten sich die Thomaner im Rahmen des Vechtaer "Stolpersteine"-Projekts in Projekttagen mit dem Schicksal von Vechtaer Juden im Nationalsozialismus." 
   

         
        

Links und Literatur    

Links:  

Website der Gemeinde Vechta  
Hinweis auf die "Familiendatenbank Juden in Nordwestdeutschland"       

Literatur:  

Berne Literatur 010.jpg (66315 Byte)Enno Meyer: Die Geschichte der Synagoge von Vechta. In: Enno Meyer: Die Synagogen des Oldenburger Landes. Im Auftrage der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit Oldenburg herausgegeben. 1988 (= Oldenburger Studien Bd. 29). S. 196-201.   
Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen (Hrsg. von Herbert Obenaus in Zusammenarbeit mit David Bankier und Daniel Fraenkel). Bd. II Göttingen 2005 S. 1502-1510 (Abschnitt zu Vechta von Nancy Kratochwill-Gertich und Antje Naujoks; mit weiteren Literaturangaben).
Harald Schieckel: Die Juden in Vechta. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta. Vechta 1988. S. 95-106. 
Peter Sieve: Das Schicksal der Vechtaer Juden. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Vechta. Vechta 1988. S. 107-122.     
Ulrich Behne: Die Viehhändlerfamilien Gerson und das Schicksal der jüdischen Gemeinde zu Vechta. 2001. Neuauflage Diepholz 2010.    
 
    

 n.e.

               

                   
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Stand: 05. März 2014