Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Werlau (Stadt Sankt Goar, VG Sankt Goar-Oberwesel, Rhein-Hunsrück-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte zur jüdischen Gemeinde  
Berichte zu einzelnen Personen aus detr jüdischen Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                    
  
In  dem in früheren Jahrhundert zur Grafschaft Katzenelnbogen gehörenden Werlau bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18. Jahrhunderts zurück. Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts sind jüdische Familien als Einwohner von Werlau durch die Gerichtsakten belegt. Die ersten namentlichen Nennungen sind von 1560 (Jud Scheyer), 1562 (jüdische Familie Gotschalk), 1567 Gotschalks Sohn Itzig, 1594 (Jud Gumpel zu Werlau), 1596 (Jud Goetz).        
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 32 jüdische Einwohner, 1827 19 (davon drei Schulkinder), 1854 31 (davon acht Schulkinder). 1857 waren die Berufe der Haushaltsvorsteher: zwei Viehhändler, ein Krämer, ein Metzger, ein Tagelöhner. Die jüdischen Familiennamen waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Adler, Geissel, Heumann, Kahn, Mayer, Rothschild und Wolff.   
   
An Einrichtungen bestanden ein Betraum (s.u.) und eine jüdische Schule (Religionsschule). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Bornich beigesetzt. Was die jüdischen Vereine betrifft, so gab es gemeinsam mit den in Sankt Goar lebenden Juden eine Beerdigungsbruderschaft (Chewra Kadischa). 1876 waren in der Chewra drei Vertreter aus Sankt Goar (Leopold Meyer, Samuel Haas und Markus Herz) sowie sechs Vertreter aus Werlau (Michel Kahn, Süssel Mayer, Isaak Stern, Abraham Adler, Leopold Rothschild und Israel Isidor). Einen eigenen Lehrer hatte die Gemeinde Werlau zu keiner Zeit. Der Religionsunterricht wurde durch auswärtige Lehrer abgehalten (um 1924/32 durch Lehrer Hermann Fein aus Boppard).    
   
Die jüdischen Einwohner waren im Leben des Ortes weitestgehend integriert. Sie engagierten sich im allgemeinen Orts- und Vereinsleben. So gehörten Moses Gerson und Jakob Isidor wie auch Louis und Josef Gottschalk zu den Sangesbrüdern im Männergesangverein. 
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Viehhändler Leopold Gamiel (gef. 8.1.1915), Viehhändler Adolf Adler (gef. 20.1.1916), Viehhändler Gustav Meyer (geb. 1892, gef. 17.7.1917) und sein Bruder, der Medizinstudent Siegmund Meyer (geb. 26.2.1893, gef. 18.4.1918). Ihre Namen stehen auf dem Denkmal für die Gefallenen der Gemeinde Werlau.
   
Die jüdischen Familienvorsteher waren insbesondere als Viehhändler, einzelne auch als Kaufleute, Metzger, Bäcker und Schneider tätig. Josef Gottschalk und Julius Meyer betrieben von 1926 (bis 1936) eine Fremdenpension, die von erholungssuchenden Gästen vor allem im Sommer gerne belegt wurde (siehe Anzeigen unten).  
   
1930 lebten noch neun jüdische Familien mit zusammen etwa 30 Personen am Ort. In den Jahren nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (USA, Argentinien, Brasilien, Palästina, Südafrika). Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Fenster des Betraumes und der jüdischen Wohnhäuser eingeworfen. Die jüdischen Männer wurden in das KZ Dachau verschleppt. Die letzten jüdischen Einwohner wurden im März, April und Juli 1942 von Werlau aus deportiert. 
     
Von den in Werlau geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Angaben bei Doris Spormann, Juden in Werlau S. 73-74): Wilhelmine Berger geb. Stern (1873), Karl Gottschalk (1917), Jakob Isidor (1881), Moses Isidor (1879), Ernst-Josef Meyer (1931), Jakob Meyer II (1863), Julie Meyer geb. Berger (1893), Julius Meyer (1883), Max Meyer (1886), Rosa Meyer geb. Berger (1892), Rosa Meyer geb. Judas (), Ruth Meyer (1927), Siegfried Meyer (1896), Wilhelm Meyer (1882), Mathilde Schubach geb. Meyer (1881), Netta Schubach geb. Meyer (1880), Sally Stern (1878), Selma Stern geb. Meyer (1888), Thekla Stern geb. Mayer (1879).    
    
In unmittelbarer Nähe des Kriegerdenkmals erinnert seit 1992 ein Gedenkstein "an die ehemaligen jüdischen Mitbürger von Werlau"
.  
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
  
Allgemeine Berichte zur jüdischen Gemeinde  
Gemeindebericht von 1930    

Aus einem Artikel im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. Juni 1930: "Werlau, Dörfchen, 210 Meter hoch, auf dem Hunsrück, sehr schön gelegen, mit prachtvoller Luft, mit Recht als Luftkurort in Mode kommend, mit zäh am Alten festhaltender Gemeinde von neun Familien, die zum Teil (Willi Meyer, Julius Meyer, Bäckermeister Gottschalk, Schneidermeister Gottschalk) an Kurgäste vermieten, alle streng koscher leben und ihren Betsaal fleißig benutzen. Von dort in 45 Minuten abwärts (von Hitze nach den Rhein entlang direkt 8 km gleich 2 Stunden aufwärts), liegt Sankt Goar."           

   
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Standesamtliche Mitteilungen -  1930/1932    

Mitteilung im "Israelitischen Familienblatt" vom 18. Dezember 1930: Geburtstag: "Werlau, Kreis St. Goae, 24. Dezember 1930: Berta Meyer, 81 Jahre." 
 
Mitteilung im "Israelitischen Familienblatt" vom 17. März 1932: Sterbefall: "Werlau bei St. Goar/Rhein: Wilhelm Meyer, 84 Jahre." 

     
     
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen       
Anzeigen der Fremdenpensionen Julius Meyer und Jos. Gottschalk (1927 bis 1937)      

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1927: "Werlau, 15 Minuten vom Rhein. Bietet herrlichen Landaufenthalt für Erholungsuchende. Pension 5 Mark, Kinder 2,50 Mark.
Frau Julius Meyer Werlau bei Sankt Goar am Rhein."    
 
Anzeige im Israelitischen Familienblatt" vom 4. Juli 1935: "Werlau - Sankt Goar am Rhein Privat-Pension Jos. Gottschalk.
Herrliche Lage und Aussicht auf Rhein und Burgen. Höhenluft. Buchen-, Tannen-Hochwald. Liegewiese am Hause. Sonnige Zimmer. Pension. Vier Mahlzeiten, garniertes Frühstück, reichhaltige Verpflegung. Reichsmark 3.50. Dauerpensionäre Ermäßigung. " 
 
Zwei Anzeigen im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. Mai 1936: "Erholungsuchende finden gute Privatpension.
Vier reichliche Mahlzeiten 3,80 Mark. Bad im Hause.
Julius Meyer Werlau bei Sankt Goar am Rhein.
 

Werlau - Sankt Goar am Rhein. Pension Jos. Gottschalk.
Herrliche Lage und Aussicht auf Rhein und Burgen, sowie schöne Waldungen. Sonnige Zimmer. Pensionspreis vier Mahlzeiten, garniertes Frühstück, reichhaltige Verpflegung 3,80 Reichsmark. Liegewiese am Hause."
 
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. August 1937: "Privat-Pension Willi Meyer Werlau bei Sankt Goar am Rhein Telefon Amt Sankt Goar 183.
Waldreicher, herrlich gelegener Höhenluftkurort. Zimmer mit fließendem Wasser.  Pensionspreis 3.80 Mark bei vier Mahlzeiten. "  
 
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 26. August 1937: "Ferien am Rhein
 Pension Jos. Gottschalk Werlau - Sankt Goar.

Herrlich gelegener Höhenluftkurort gegenüber der Loreley, in baldiger Umgebung. Pensionspreis bei vier reichlichen Mahlzeiten Mark 4.-. Große Liegewiese am Hause. "  
  
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 15. April 1937: "Werlau bei St. Goar/Rhein. Privatpension Julius Meyer.
Erholungssuchende finden gute Verpflegung, vier reichliche Mahlzeiten 3,80 Mark. Liegewiese am Hause."      

   
   
 
  
Zur Geschichte der Synagoge  
              
   
Zunächst besuchten die Werlauer Juden den Gottesdienst in Sankt Goar, obwohl sie den zahlenmäßig stärkeren Teil der Gemeinde stellten. 1830 versuchten die Werlauer jedoch, sich von St. Goar zu lösen und stellten den Antrag zum Bau einer eigenen Synagoge in Werlau, der jedoch von Seiten der Behörden abgelehnt wurde, da die Gemeinde in St. Goar allein nicht lebensfähig gewesen wäre.   
   
Dennoch hielten die Werlauer Juden an ihrem Wunsch fest, unabhängig von Sankt Goar zu werden, besuchten jedoch bis 1888 die dortige Synagoge. In diesem Jahr schlossen sich die Werlauer mit der Oberweseler Synagogengemeinde zusammen und besuchten nun - zumindest teilweise - die dort erbaute neue Synagoge. Dennoch wurde auch in Werlau ein eigener Betraum eingerichtet. Nach 1900 wurden zwei Zimmer im Haus der Familie Kuhn (An der Bach) angemietet und als Betraum eingerichtet. Wie lange dieser Betsaal genutzt wurde, ist nicht bekannt. In den Jahren vor 1938 war ein Betraum im Haus der Familie Vollrath in der Bopparder Straße. In der Gemeindebeschreibung von 1930 (siehe oben) wird berichtet, dass die jüdischen Familien Werlaus jedenfalls ihren Betsaal "fleißig benutzten".  
       
Beim Novemberpogrom 1938 wurde der letztgenannte Betraum in der Bopparder Straße überfallen und verwüstet
.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge          nach 1900: "An der Bach"   -  vor 1938: Bopparder Straße    
   
   
Fotos    

Einige Fotos und Abbildungen zur jüdischen Geschichte finden sich 
im Beitrag von Doris Spormann s.Lit.
 
     

   

    
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Sankt Goar    

Literatur:  

bulletDoris Spormann: Die Synagogengemeinden in St. Goar und Oberwesel im 19. und 20. Jahrhundert: Spuren landjüdischen Gemeindelebens am Mittelrhein. - In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz. - 2. Jahrgang, Ausgabe 2/1992 Heft Nr. 3 S. 22-30. - Ill.  Online zugänglich (pdf-Datei)  
bulletdies.: Zur Geschichte der Juden in Werlau. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 10 2/95 S. 62-74. Online zugänglich (pdf-Datei).      
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 333 (mit weiteren Literaturangaben). 

  
    n.e.

                   
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Stand: 30. Juni 2020