Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wertheim (Main-Tauber-Kreis) 
Jüdischer Friedhof 
  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
     
Siehe Seite zur Synagoge in Wertheim (interner Link)    
     
     
 
Zur Geschichte dieses Friedhofes    
         
Der Friedhof der Wertheimer jüdischen Gemeinde wurde bereits im Mittelalter angelegt (1406). Es handelt sich hierbei um den ältesten erhaltenen und bis ins 20. Jahrhundert genutzten jüdischen Friedhof in Baden-Württemberg (Fläche 73,44 a). 
   
   
Aus der Geschichte des Friedhofes 
Die Historiker Otto Langguth und Berthold Rosenthal korrespondieren 1934 zum Alter des Friedhofes (mit der Abschrift von Urkunden von 1406 und 1628) 
(Quelle: Guide to the papers of Berthold Rosenthal in the Leo Baeck Institute New York) 

Wertheim Friedhof Do 312.jpg (278932 Byte) Wertheim Friedhof Do 310.jpg (317634 Byte) Wertheim Friedhof Do 311.jpg (182639 Byte) Wertheim Friedhof Do 313.jpg (334465 Byte) Wertheim Friedhof Do 314.jpg (190293 Byte)
Brief von Otto Langguth 
an Berthold Rosenthal 
vom 10.7.1934  
   
Abschrift des Kaufbriefes über einen Acker zur Anlage 
des jüdischen Friedhofes "vor dem Aicheltor"  
(damaliger Quellennachweise: Judenakten des Fürstl.
 Gemeinschaftlichen Archivs auf Burg Wertheim)  
Eingabe der Wertheimer Judenschaft vom 7. Mai 1628, 
die Befreiung des Judenackers vor der Stadt betr.;
darin auch Angaben zu den schlimmen Verwüstungen 
auf dem Friedhof im Dreißigjährigen Krieg  

  
Besuch auf dem Friedhof 1947  

Wertheim 1947.jpg (356229 Byte)Artikel im "Jüdischen Gemeindeblatt für die Britische Zone" vom 8. Oktober 1947: " A. Steilberger: Ein vergessener jüdischer Waldfriedhof. Eine drückende Gluthitze lastet über dem ganzen Land. Kurorte und Sommerfrischen sind überfüllt mit erholungsbedürftigen Städtern. Fast 200 km von der ehemaligen Landeshauptstadt Karlsruhe, am Zusammenfluss von Main und Tauber, hart an der bayerischen Grenze, liegt das wehrhafte Städtchen Wertheim. Jahrhunderte sind scheinbar spurlos über diese fränkische Landschaft hinweggezogen. Der 30jährige Krieg und auch die beiden Weltkriege haben Wertheim unversehrt aus den Rückfällen in die Barbarei hervorgehen lassen. Spitzgiebelige Fachwerkhäuser mit Erkern und Bögen, enge winkelige Gässchen münden auf einen köstlich verwunschenen Marktplatz. Spitzweg und Richter sind lebendig, das Zeitalter der Romantik lebt noch. Darüber wacht auf einer das Main-Taubereck beherrschenden Höhe die machtvolle, gut erhaltene Burgruine des ausgestorbenen Raubrittergeschlechts der Grafen von Wertheim. Eine merkwürdige Unrast bewegt das Leben und Treiben der Bewohner. Man erwartet Ruhe und Behäbigkeit und findet schon morgens in aller Frühe viele Menschen unterwegs. Des Rätsels Lösung ist die Rückwanderung des deutschen Osten und die frei- und unfreiwilligen Evakuierungen. 4500 Einwohner wurden in Friedenszeiten gezählt, jetzt sind daraus rund 10.000 Menschen geworden. Das braucht Zeit bis es in einem kleineren Gemeinwesen verdaut ist. 
Die vielen hervorragenden offiziellen Sehenswürdigkeiten liegen hinter einem; die Zeit der eigenen planlosen Entdeckungsfahrten beginnt. Dabei kann es vorkommen, dass man auf Dinge stößt, die nciht für Ortsfremde bestimmt sind. Eine Mauerbresche unterhalb der Burg, auf einem abseits gelegenen Pfad, führt unverhofft zu einem alten jüdischen Waldfriedhof. Der Friedhof ist in guter Ordnung, der ältere Teil ist wieder Wald geworden, hundertjährige Buchen streben empor. die Grabsteine sind versunken, von Gestrüpp und Efeu umwuchert. Wohl die wenigsten Juden wissen, dass wir eine der ältesten Stätten unserer Anwesenheit auf deutschem Boden vor uns haben. "Die Heimatgeschichte der badischen Juden" von Berthold Rosenthal weist nach, dass in einer Eingabe der Wertheimer Juden an die Grafen von Wertheim 1529 bemerkt wird, dass der Israelitische Friedhof daselbst der älteste im Reiche sei, da Steine darauf stünden, die schon vor 600 Jahren gesetzt worden seien. In einer anderen Eingabe aus der gleichen Zeit heißt es: 'Es ist, wie wird von unseren in Gott ruhenden Vorfahren berichtet, auch wohl mit brieflichen Dokumenten beizubringen, in dem römischen Reich keine ältere Synagoge und Begräbnis nicht zu finden'. Haben von 100 Wertheimer Juden die Ausrottung überlebt, ist vielleicht der eine oder andere aus den KZ-Lagern wieder herausgekommen? Die Landespolizei vermag keine Auskunft zu geben, sie ist erst neu aufgestellt und befasst sich nicht mit derartigen Angelegenheiten. Von der Stadtpolizei erhält man die aufschlussreiche Mitteilung, dass sämtliche Juden entweder rechtzeitig ausgewandert oder an 1940 nach Gurs und später nach Polen gekommen seien; zurückgekommen wäre noch keiner der Verschleppten, somit gäbe es am Platz keinen einzigen Juden. Der Beamte verbessert sich, es wäre seit der Besetzung noch ein polnischer Jude da, der am Marktplatz wohne. Da ist ein Fingerzeig, der nicht unbeachtet bleibt. Ich melde mich bei meinem Glaubensgenossen an, der mir sicherlich über die derzeitigen Verhältnisse Auskunft zu geben vermag. 
Die Begrüßung ist nicht vielversprechend. Ein überreizter Mann mit flackernden Blicken und unstetem Wesen tritt einem entgegen. Die Verständigung ist nicht einfach, er spricht jiddisch-deutsch, an das sich das Ohr gewöhnen muss. Langsam fasst er Zutrauen und gibt Einzelheiten aus seinem leben bekannt. Er stammt aus Radom, ist 47 Jahre alt, macht aber den Eindruck eines Sechzigjährigen. Er wurde mit 20 Jahren verheiratet und war Vater eine vierköpfigen Familie. Polen wurde bekanntlich besetzt, die jüdischen Familien verschleppt, die Mitglieder in verschiedene KZ-Lagern getrennt verbracht. Fünf Jahre musste er durch die Hölle, von Frau und Kindern hörte er nichts mehr. Die Amerikaner befreiten ihn, seit 1 1/2 Jahren hält er sich in Wertheim auf. Er zeigt mir zwei Affidavits von seinen Brüdern aus New York, seine übrigen Papiere sind in Ordnung, die Überfahrt gebucht. Seine Ansicht ist ein tiefgründiger Pessimismus, die 
Wertheim 1947a.jpg (85851 Byte)Lebensfreude mangelt; nochmals drüben von vorne anzufangen, lässt ihn schwarz sehen. Um wieder Mensch zu werden, braucht er Ruhe - Scholaum (= Schalom). 
Ich bemerke, dass ich den jüdischen Friedhof in gutem Zustande gefunden habe, worauf er kurz auflacht. Wie er eintraf, meinte er, hätte er die Grabsteine umgestürzt vorgefunden und die Einfassungen wären herausgerissen gewesen. Auf seine Veranlassung habe der Bürgermeister alles wieder in Ordnung bringen lassen, wahrscheinlich hat die Anwesenheit der Amerikaner etwas nachgeholfen. Auf eine andere Frage, wieso es kommt, dass ein frisches Grab mit einem Holzkreuz, einer russischen Inschrift vom Juni 1947 vorhanden sei, stellt er die völlig überraschende Gegenfrage: warum sollen auf einem jüdischen Friedhof nicht auch Menschen anderer Rasse und Religion ruhen dürfen? Wann werden die Völker begreifen lernen, dass auf unserer kleinen Erde sie nur dann bestehen können, wenn sie gegenseitig Toleranz üben?"   

   
   
Die Lage des Friedhofes  
  
Am Schlossberg gegenüber der Mainbrücke    

Wertheim FriedhofPlan.jpg (171226 Byte)
Lage des jüdischen Friedhofes Wertheim
 (durch Pfeil markiert)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren)
Lage des jüdischen Friedhofes in Wertheim auf dem dortigen
 Stadtplan: oben anklicken und unter "Behörden und öffentliche
 Einrichtungen" weiterklicken zu "Friedhof, israel."

   
   
Fotos
Neuere Fotos 

Der Friedhof im Sommer 2013 
(Fotos: Michael Schick, Aufnahmen 
vom Juni 2013)  
Wertheim Friedhof 130601.jpg (257237 Byte) Wertheim Friedhof 130602.jpg (285573 Byte)
  Teilansichten des Friedhofes   
     
Wertheim Friedhof 130603.jpg (253504 Byte) Wertheim Friedhof 130605.jpg (209791 Byte) Wertheim Friedhof 130609.jpg (259975 Byte)
Foto oben in höher Auflösung   Teilansichten des Friedhofes   
     
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Grabstein für Hans Cahn 
(1899-1908)
 Grabstein mit "segnenden Händen" 
der Cohanim
 Steine an der 
seitlichen Mauer 
     
Der Friedhof im Sommer 2003 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003)  
   
Wertheim Friedhof 150.jpg (92001 Byte) Wertheim Friedhof 152.jpg (72870 Byte) Wertheim Friedhof 151.jpg (64012 Byte)
Blick auf den Friedhof am Schlossberg,
 links ist die Gedenktafel angebracht 
Gedenktafel mit den Namen der aus
 Wertheim und Dertingen in der 
NS-Zeit ermordeten Juden
Gedenkinschrift 
über den Namen
     
     
Wertheim Friedhof 153.jpg (95648 Byte) Wertheim Friedhof 155.jpg (83776 Byte) Wertheim Friedhof 157.jpg (72477 Byte)
Eingangstor zum Friedhof  Teilansicht des alten Friedhofsteiles   
     
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Teilansichten    
    
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)  

Wertheim Friedhof01.jpg (105287 Byte) Wertheim Friedhof02.jpg (127380 Byte) Wertheim Friedhof03.jpg (128649 Byte)
Eingangstor Grabstein in der Mitte von 1620 Grabstein von 1612
     
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Grabstein von 1755       
     
  Wertheim Friedhof07.jpg (205608 Byte)  
  Grabstein von 1640   

   
     

Links und Literatur  

Links:

Website der Stadt Wertheim  
Zur Seite über die Synagoge in Wertheim (interner Link)     
Website Zentralarchiv Heidelberg: zum jüdischen Friedhof Wertheim 

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Wertheim 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart bzw. Staatsarchiv) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Wertheim sind vorhanden:    
J 386 Bü. 622 Wertheim Geburten 1815 - 1826 Eheschließungen 1815 - 1820  Sterbefälle 1817 - 1823  Eheschließungen 1825 - 1829   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446847  
J 386 Bü. 623 Wertheim Geburten 1829 - 1834 Eheschließungen 1829 - 1833  Sterbefälle 1830 - 1834  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446848   
J 386 Bü. 624 Wertheim Geburten 1835 - 1836 Eheschließungen 1835 - 1846  Sterbefälle 1835 - 1846  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446849   
J 386 Bü. 625 Wertheim Geburten 1847 - 1870 Eheschließungen 1847 - 1869  Sterbefälle 1847 - 1869  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446850      
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Wertheim" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen; es sind 498 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos).     
Im Bestand EL 228 b I Bü. 218 finden sich zum Friedhof Wertheim Belegungspläne, Belegungslisten und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 299 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906632 
ebd. Bü. 219 finden sich zum Friedhof Wertheim eine Dokumentation Grabstein 300 bis 498  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1906634        

 Literatur:  

u.a. Hugo Eckert (Leitung) / Magdalena Kurtz, Sven Gläser, Jochen Hörner, Martin Küchler, Sebastian Neukirchen, Thomas Pfeiffer, Nils Ries, Thomas Wolf [mitarbeitende Schüler]: Der Wertheimer Judenfriedhof – einst und jetzt. Arbeitsgemeinschaft am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Wertheim 1989/90, Wertheim 1990 (Ms.).   

     
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 24. Februar 2016