Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Wonfurt (Kreis Haßberge)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen     
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
In Wonfurt bestand eine jüdische Gemeinde bis 1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Im Bereich des "Judenhofes" wurden zwischen 1550 und 1600 von der Ortsherrschaft der Freiherren von Fuchs Reihenwohnhäuser mit vier Eingängen für insgesamt 12 jüdische Familien erstellt. 
   
Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Familien zu. 1817 wurden 24 Familien in die Matrikelliste aufgenommen, die allesamt Schutzbriefe des Freiherren von Seckendorf innehatten. Die Familien legten sich damals neue Familiennahmen zu: Adler, Fischer, Frank, Friedmann, Grapf, Grünewald, Haas, Handelsmann, Haßlacher, Herrmann, Kaufmann, Klein, Krapf, Mahler, Neuburger, Rau, Rauh, Reich, Rosenbaum, Rosenfelder, Rosenthal, Schloß, Schüller, Straus. Die Haushaltsvorsteher verdienten den Lebensunterhalt als Viehhändler, Schlächter, Schmuser, Schnitthändler, Kleiderhändler, sonstiger Waren- und Kleinhandel.  
  
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1813 90 jüdische Einwohner, 1825 104, 1867 104, 1875 109, 1890 89 (in 26 Haushalten), 1892 21 Haushaltungen, 1897 82 jüdische Einwohner in 20 Familien), 1900 62 jüdische Einwohner, 1905 43, 1910 9. 
  
Im Bereich des Judenhofes lagen auch die Einrichtungen der Gemeinde wie Synagoge, Schule, koschere Metzgerei und rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Kleinsteinach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter (Kantor) und Schochet tätig war. Um 1856/1870 war als Lehrer Moses Schloss tätig, über den einige Beschwerden wegen Vernachlässigung des Religionsunterrichtes in den Quellen vorliegen. Um 1875 wird als Lehrer N. Eschwege genannt, um 1881 Lehrer Emanuel Hahn, um 1887/1892 Viktor Gottlieb, ab 1893 Lippmann Stein (s.u., unterrichtete auch in Schonungen), um 1897 Lehrer K. Ochsenmann, um 1898 W. Friedmann. 1892 waren 14 Kinder in der Religionsschule der Gemeinde zu unterrichten, 1897/1898 noch acht Kinder.
  
Die jüdische Gemeinde gehörte zum Rabbinatsdistrikt Niederwerrn / Schweinfurt.
  
Von den Gemeindevorstehern werden genannt:  um 1882/1884 S. Reich, um 1892/1893 N. M. Schloß, um 1897 S. Reich, um 1899/1901 Michael Mahler (zunächst als 2. Vorsitzender).  
   
Auf Grund des starken Rückgangs der jüdischen Einwohner seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Gemeinde 1920 aufgelöst. 
 
Von den in Wonfurt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Jeanette Dillenberger geb. Schloss (1853), Hermann Frank (1893), Moritz Frank (1895), Rina Gottlieb (1886(, Heinrich Grausmann (1870), Lina Hamburger geb. Reich (1865), Ida Heimann geb. Frank (1890), Laura Heinemann geb. Neuburger (1875), Jenny Jean geb. Reich (1883), Olga Jean geb. Reich (1880), Klara Krapf (1869), Albert Nussbaum (1890), Doreth Nussbaum geb. Klein (1860), Ludwig (Louis) Nussbaum (1887), Rosa Rosenthal geb. Reich (1874), Julius Schloss (1884), Emma Stein geb. Reich (1870), Arthur Strauß (1886). 
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Lehrer- und Vorbeterstelle 1882 / 1892 / 1899 / 1901
Aus den Ausschreibungstexten gehen auch die damaligen Vorsteher der Gemeinde - S. Reich (1882) und Michael Mahler (1892 / 1901) - hervor. 

Wonfurt Israelit 20121882.jpg (32278 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1882: "In hiesiger Gemeinde wird am 1. Januar (1883) die Religionslehrer-, Kantor- und Schochetstelle vakant und soll baldigst wieder besetzt werden. Das jährliche Einkommen beträgt 1.400 Mark. Seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den Unterzeichneten einsenden. 
Wonfurt bei Haßfurt, 10. Dezember 1882. S. Reich, Vorstand." 
   
Wonfurt Israelit 05051892.jpg (48492 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1892: "Ausschreiben. Nachdem die hiesige Lehrer-, Kantor- und Schechita-Stelle vakant geworden, soll solche womöglich bis 1. Juni laufenden Jahres wieder besetzt werden. 
Fixer Gehalt 600 Mark, Entschädigung für Holz 120 Mark, Schechita-Erträgnis mindestens 250 Mark, Nebenakzidenzien 400 Mark. 
Die betreffenden Reflektanten wollen ihre Zeugnisse sowohl vom königlichen als auch vom israelitischen Seminar längstens bis 15. Mai anher gelangen lassen. Wonfurt, 20. April 1892. Die Kultusverwaltung: Schloß. M. Mahler."
Auf diese Ausschreibung hin wurde vermutlich der unten genannte Lehrer Lippmann Stein als Lehrer, Kantor und Schochet angestellt. da er 1895 nach Fürth wechselte.  
Wonfurt Israelit 19101899.jpg (54668 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1899: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist in Erledigung gekommen. Fixer Gehalt 500 Mark, nebst 50 Mark für Holz; schöner Wohnung. Schächterfunktion und Nebenverdienste circa 400 Mark. Ledige Bewerber werden nur berücksichtigt. Reflektanten wollen ihre Zeugnisse bis 10. November anher einsenden. 
Wonfurt, den 16. Oktober 1899. Michael Mahler, Kultusvorstand."     
  
Wonfurt Israelit 14021901.jpg (43862 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1901: "Die hiesige Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterfunktion ist in Erledigung gekommen. Der fixe Gehalt inklusive Vergütung von Holz, beträgt Mark 550 nebst freier Wohnung. Die Schächtfunktion und Nebenverdienste ca. Mark 400. Ledige Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnisabschriften bis 20. Februar (1901) einsenden. 
Wonfurt in Bayern, 14. Februar. Michael Mahler, Kultusvorstand."
  
Wonfurt Israelit 18071901.jpg (59841 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1901: "Die hiesige Religionslehrer-, verbunden mit Vorbeter- und Schächterfunktion ist in Erledigung gekommen und soll demnächst wieder besetzt werden. Der fixe Gehalt beträgt inklusive Vergütung für Holz Mark 550. Die Schechita und Nebenverdienste ca. Mark 400, nebst schöner freier Wohnung. Ledige Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Zeugnisse an den Unterfertigten einsenden. 
Wonfurt bei Haßfurt, 15. Juli. 
Michael Mahler, Kultusvorstand."    

        
Zum Tod des Lehrers Lippmann Stein (1928 in Fürth, Lehrer in Wonfurt vor 1895 

Wonfurt BayrGZ 15011928.jpg (46622 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. Januar 1928: "Fürth. Schon wieder haben wir den Verlust eines Kollegen zu beklagen. Unser Vereinsmitglied, Studienrat Lippmann Stein, ist am Donnerstag, dem 1. Dezember 1927, im 57. Lebensjahre durch einen Schlaganfall jäh aus dem Leben gerissen worden. Stein wirkte mehrere Jahre als Religionslehrer in Wonfurt bei Haßfurt, übernahm 1895 das Häberleinsche Mädcheninstitut und wurde, als dasselbe an die Stadt überging, als Lehrer dieser Schule mit übernommen. Seit einigen Jahren befand er sich wegen eines Kehlkopfleidens im Ruhestand. Bei der Beerdigung sprachen nach dem Rabbiner Dr. Behrens der Oberstudiendirektor des Lyzeums, Dr. Frank, Rechtsanwalt Dr. Stahl für die Loge und Lehrer Gutmann für den Lehrerverein. Dem Heimgegangenen soll in unseren Reihen ein treues Gedenken bewahrt bleiben."   

   
Beerdigung von Lehrer Moritz Hammelburger (1927
, Lehrer in Wonfurt nach 1895)  

Hassfurt BayrGZ 20101927.jpg (216497 Byte)Bericht in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 20. Oktober 1927: "Hassfurt. Unter einer beispiellosen Beteiligung seitens aller Kreise der Bevölkerung unseres Städtchens wurden heute die sterblichen Überreste unseres teueren, unvergesslichen Lehrers Moritz Hammelburger seligen Andenkens, der nach einem schweren ärztlichen Eingriff im Vorjahre und nach monatelangem, schwerem Krankenlager in Würzburg, zum Schmerze seiner Familie, seiner Gemeinde, seiner Freunde verstorben ist, zu Grabe getragen. 
Der Beerdigung in Kleinsteinach ging eine Trauerfeier in der Synagoge in Hassfurt voraus, die einen erhebenden Verlauf nahm:
Der Gesangverein Hassfurt, mit trauerumflorter Fahne, war vollzählig in der Synagoge erschienen und widmete dem verblichenen Mitgliede als Einleitung der Trauerfeier und dann noch beim Abschied auf dem Wege zum Grabe erhebenden Gesang. Herr Oberkantor Eschwege aus Würzburg sang einen durch eine besondere Einlage mit dem Akrostichon des Verblichenen erweiterten El mole rachamim in zu Herzen gehender Trauerweise. Es folgte die Trauerrede des Distriktrabbiners Dr. Stein, der in Anlehnung an den Vers aus Psalm 101: 'Meine Augen sind auf die Treuen auf Erden gerichtet, dass sie bei mir wohnen mögen; wer in Unschuld wandelt, darf mich bedienen', ein Bild des Wesens und Charakters dieses vortrefflichen Lehrers und Beamten, dieses herrlichen Menschen und Jehudi entwarf, der aus den Quellen unserer heiligen Lehre trinkend und andere daraus tränkend zu einem Verbreiter der Tora wurde, wie selten einer, der in strenger Pflichterfüllung auf allen Sparten seiner Wirksamkeit dem Ideale zustrebte. Ausdrücklich lehnte es der Redner ab, ein Lebensbild zu entwerfen, weil dasselbe mit der Aufrollung der Geschichte der Kultusgemeinde Hassfurt während 41 Jahren identisch gewesen wäre und dazu der Rahmen der Betrachtung und der gegebenen Zeit nicht ausreicht. Wohl aber wies er darauf hin, dass Hammelburger nicht nur in Hassfurt als Religionslehrer, Schochet und Vorbeter wirkte, sondern auch in Zeil, Ebelsbach, Wonfurt, Obereuerheim, während des Krieges auch in Schonungen, dass er lange Jahre an den Mittelschulen in Haßfurt den Religionsunterricht und den Schreibunterricht erteilte, als Leiter von Handelskursen und kaufmännischer Wissenschaft auch der weiteren Öffentlichkeit diente. Herr Siegfried Lonnerstädter, als zweiter Kultusvorstand, brachte die Gefühle des Dankes und der Verehrung und das Gelöbnis dauernden Gedenkens der Gemeinde zum Ausdruck. Mit warmen Worten dankte der Rektor der Realschule für die der früheren Lateinschule und jetzigen Realschule geleisteten Dienste. Die Gefühle des Israelitischen bayerischen Lehrervereins brachte Herr Lehrer Hellmann (Würzburg) zum Ausdruck. Der Vorstand des Gesangvereins gelobte im Namen seiner Sangesbrüder dem Verblichenen ein ehrendes Andenken.
Am Grabe in Kleinsteinach verbreitete sich der Distriktsrabbiner noch in warmen Worten über das herrliche Familienleben und legte dar, wie seiner Tränensaat in der Familie, in der Schule, in der Gemeinde eine herrliche´, freudige Ernte entsprossen ist. Mit tiefer Wehmut nahmen wir von dem frischen Grabhügel Abschied, der die irdische Hülle eines seltenen Mannes birgt, der für die Ewigkeit gearbeitet hat, bei dem Gottesfurcht und Toratreue in idealer Verbindung für die Gesamtheit glückliche Erfolge erzielt hat.

   
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Ergebnis einer Kollekte (1869)  
Anmerkung: regelmäßig wurden in den jüdischen Gemeinden Kollekten für die unterschiedlichsten Zwecke durchgeführt. Über das jeweilige Ergebnis wurde in jüdischen Periodika berichtet. Hier das Ergebnis einer Spendensammlung "für unsere dürftigen Glaubensbrüder an der russischen Grenze".   

Mitteilung in "Der Israelit" vom 10. Februar 1869: "Wonfurt: Durch Moses Schloß: Salomon Reich 1 fl. 30 kr., Moses Wahler 48 kr., Heinemann Baum 1 fl., Nathan Reich 1 fl. 45 kr., Moses Reich 1 fl. 45 Kr., Niem Reich 1 fl., Lazarus Frank 1 fl., Elias Klein 24 kr., Feidel Klein 18 kr., Veigele Klein 18 kr., Wolf Krapf 12 kr., David Rosenthal 24 kr., Kalman Schloß 18 kr., Löb Fleischhacker 12 kr., Teichel Haas 30 kr., Moses Schloß, Lehrer 2 fl. 24 kr., Marx Rosenbaum 12 kr., Überschuss 11 kr. (12 Wochen). Summa 14 fl. 11 kr." 

     
Spendenaufruf für ein mittelloses Gemeindemitglied (1895)   
Anmerkung: mit Lehrer B. Stein wird Lippmann Stein gemeint sein, der um 1893/1897 als Lehrer in Wonfurt tätig war.  

Anzeige in "Der Israelit" vom 18. Februar 1895: "Edle Menschenfreunde.
Ein hiesiger achtbarer Bürger, der alt und mittellos ist, und für eine kranke Tochter, sowie für eine alte Schwester zu sorgen hat, wurde durch den berüchtigten Haßfurter Kreditvereinskrach* an den Ruin seiner Existenz gebracht. Binnen kurzer Zeit soll sein letztes Hab und Gut veräußert werden, wenn nicht rasche Hilfe seitens wohltätiger Glaubensgenossen gewährt wird. Möge jeder ein Scherflein dazu beitragen, um diesen schwergeprüften, würdigen und verschämten Mann nicht in dieser schrecklichen Jahreszeit von Haus und Hof verjagen zu lassen.
Die ergebenst Unterzeichneten nehmen jeden Unterstützungsbeitrag dankend in Empfang.
Wonfurt
, im Februar 1895. S. Reim, Kultusvorstand, B. Stein, Lehrer.
Den Inhalt dieses Unterstützungsgesuch ist bestätigt und bittet dringend um rasche Hilfe.
Dr. S. Stein, Distriktsrabbiner, Schweinfurt."    
*) vgl. Artikel in der Main-Post vom 4.1.2007: "Wahrlich keine Erfolgsgeschichte..." (Link)

   
   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeind  
Zum Lebenslauf des aus Wonfurt stammenden Lehrers Wolf Strauß (Lehrer in Kleinheubach)
   

Wonfurt Israelit 06121865.JPG (173473 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1865: "Nekrolog. Tauberbischofsheim, im November (1865). Am 26. Oktober wurden die irdischen Reste des, auch in weiteren Kreisen bekannten, Lehrers Strauß aus Kleinheubach bei Aschaffenburg zu Grabe bestattet. Gestatten Sie mir, geehrtester Herr Redakteur, als ehemaliger Schüler des nun Verstorbenen, in Ihrem geschätzten Blatte einige Mitteilungen über dessen Lebensverhältnisse zu geben. Lehrer Strauß war im Jahre 1800 in Wonfurt bei Bamberg geboren. In der frühesten Jugend schon wurde er von seinem Vater zum Studium der Tora angehalten. 
Noch als junger Knabe übergab ihn zu diesem Ende sein Vater der Jeschiwa zu Burgpreppach, wo er seine Zeit nur dem Studium des Talmuds widmete. Hier verweilte er einige Jahre. Um jedoch auch in den pädagogischen Fächern einige Kenntnisse zu erlangen, verließ er die dortige Anstalt und siedelte nach Würzburg über. Bei dem weitberühmten Rabbi Abraham Bing seligen Angedenkens setzte er sein Torastudium fort, besuchte jedoch zugleich das dortige christliche Schullehrer-Seminar. Seine gediegenen Kenntnisse im Talmud erleichterten ihm das Studium der Profanwissenschaften, sodass er sich bald im Seminar vor allen Andern auszeichnete. Seine erste Stelle nach dem Austritte aus dem Seminar, an der er auch bis an sein Ende verblieb, war Kleinheubach. Seine Kenntnisse, aber vorzüglich sein religiöses Leben, erwarben ihm bald in der ganzen Umgegend einen guten Ruf, sodass man ihm die Erziehung vieler Zöglinge aus Bayern, Baden und Hessen anvertraute.
Wenn auch seine Stelle zu den besser dotierten zählte, so blieb er dennoch von Nahrungssorgen nicht verschont. Eine schwere Krankheit, zu deren Heilung er ein Bad in Hessen gebrauchen musste, verschlimmerte seine materielle Lage, ein Umstand, der ihm seiner Familie wegen unsägliche Kümmernisse bereitete. Wurde er aber auch von des Lebens Schicksalen noch so sehr heimgesucht, so nahm er dennoch Alles ohne Murren an. Stets tröstete er sich mit den Worten Hiobs: 'Der Name des Herrn sei gepriesen'.
Kaum wieder genesen, traf ihn ein anderer Schlage; seine ihm teure Gattin starb und hinterließ ihm 7 unmündige Kinder. Schwer lasteten auf ihm die Nahrungssorgen, noch viel schwerer die Sorge, seine 6 Söhne einem ordentlichen Berufe zu widmen; es gelang ihm jedoch mit Gottes Hilfe, 5 Söhne in angemessenen Ämtern fungieren zu sehen. 
Später vermählte er sich zum zweiten Male, es wurden ihm aus dieser Ehe noch 2 Kinder geboren. Wenn er auch während dieser Ehe seine pekuniären Verhältnisse sehr erbesserte, so war doch seine Freude mit Leid gemischt. Mehrere Male erkrankte seine Frau, wodurch seine Kräfte nicht wenig in Anspruch genommen wurden. Kaum war aber durch ärztliche Mittel auch diesem Übel abgeholfen, als er oft geprüfte Mann schwer erkrankte. Groß waren seine Leiden und lange lag er auf dem Schmerzenslager, bis er am 26. Oktober seinen Geist aushauchte. Allgemein bedauert und betrauert von seiner Gemeinde, wie von Allen, die ihn kannten, insbesondere von seinen Zöglingen, die einen so teuren Lehrer an ihm verloren haben. Er hinterlässt eine Frau und vier noch unversorgte Kinder. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.   Rothschild."  

    
Zum Tod von Nathan Reich (1884)   

Anzeige in "Der Israelit" vom 5. Juni 1884: "Nekrolog. (Unlieb verspätet). Wonfurt, am 26. Mai 'der Ausgang (= Tod) eines Gerechten von diesem Ort schafft Eindruck'. Die tiefe Wahrheit dieser Worte musste auch unsere Gemeinde erkennen, als sie am 20. Ijar (5644), den 15. Mai (1884) dieses Jahres die irdischen Reste des Herrn Nathan Reich zur letzten Ruhe brachte. Auch mit ihm ...  - sein Hingehen hat auch uns einer seltenen Zierde beraubt und eine nur zu fühlbare Lücke zurückgelassen. Herr Reich war noch einer jener Wenigen, die mit vollem und aufrichtigen Herzen dem echten Judentum zugetan sind. Lange Zeit stand er als Vorstand an der Spitze unserer Gemeinde und hat während der ganzen Zeit mit Treue und Gewissenhaftigkeit zu seiner eigenen und zur Ehre der Gemeinde seines Amtes gefaltet. Wohl stießen manchmal seine Anordnungen auf Widerstand und Hindernisse, allein seine unerschütterlich Beharrlichkeit und Ausdauer ließen ihn stets als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen. Wie im Hause und in seiner Gemeinde, war er auch draußen im Verkehr mit Fremden und Nichtisraeliten. Nie konnte man ihn im Geschäfte einer Unrichtigkeit beschuldigen. Er wusste es, dass ein guter Name über alles geht und war deshalb bestrebt, überall sich und seinem Glauben Ehre zu machen und zu zeigen, dass auch das Judentum die strengste Gewissenhaftigkeit und Redlichkeit fordert. Es war daher eine natürliche Folge, dass der Verstorbene bei allen, die ihn kannten, geehrt und geachtet war und allgemeiner Beliebtheit sich erfreute.
Dies zeigte sich hauptsächlich bei seinem feierlichen Leichenkondukte. Jeder eilte herbei, Keiner wollte es sich nehmen lassen, dem frommen Biedermann die letzte Ehre zu erweisen. Alles war tief ergriffen und fühlte den herben Verlust, den wir erlitten.
(Hebräisch und deutsch:) 'Gefallen ist die Krone unseres Hauptes', rief die Familie, darf die Gemeinde rufen! Doch der Mensch muss Gottes weise Vorsehung anerkennen, seinem unerforschlichen Willen sich fügen. So mögen auch die trauernde Gattin, die tiefbetrübten Kinder und Enkel mit uns in dem Gedanken Trost finden, dass der Verblichenen den Zweck seines Lebens vollkommen erkannt und demgemäß erfüllt hat. Der Allmächtige, der seine Frommen nie außer Acht lässt, hat auch diesem Edlen seine Gunst und Gnade in hohem Maße zugewendet und ihn schon hienieden genießen lassen. Bei steter Gesundheit erreichte er ein Alter von nahezu 78 Jahren, sah alle seine Kinder bestens versorgt und in guten Verhältnissen lebend und hatte das seltene Glück, vor einigen Jahren an der Seite seiner geliebten Gattin seine silberne Hochzeit feiern zu können.
Sicher weilt er nun in jenen lichten Höhen, im Kreise der verklärten Geister, um mit diesen den wohlverdienten Lohn eines tugendhaften Lebens reichlich entgegen zu nehmen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. "  

  
Zum Tod von Karoline Reich (1890)        

Artikel in "Der Israelit" vom 27. Januar 1890: "Wonfurt. Wiederum hat der Tod eine schmerzliche Lücke gerissen in die Reihe der wahrhaft frommen Frauen. Am Heiligen Schabbat dem 26. Tevet (= 18. Januar 1890) verschied hier Frau Karoline Reich, eine wackere Frau im schönsten Sinne des Wortes. Die verblichenen war eine Zierde und ein Segen für Ihre Familie, wie für ihre Gemeinde. Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit, diese drei Grundpfeiler der Welt im Großen, sie waren die Grundsäulen ihrer Welt im Kleinen; an der Tora Gotteslehre hatte die Dahingeschiedene herzliche Freude und Jedermann, insbesondere aber die Toralernenden, wusste sie zu achten und zu ehren.
Mit besonderer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit lag sie dem Gebete, sowie allen religiösen Pflichten ob, Wohltätigkeit in Rat und Tat übte sie nach Kräften.
Geduldig, ganz Ihrer frommen Lebensart entsprechend, trug sie ihr Leiden, bis der Tod ihr nach nicht ganz 79-jähriger Lebenszeit die Erlösung von allen Erdenqualen brachte. Möge der Dahingeschiedenen in der Welt 'des Guten' der Lohn für Ihre guten Handlungen in reichstem Maße zuteil werden und mögen die um sie trauernden Kinder, Enkel und Urenkel Trost finden in dem Bewusstsein (hebräisch und deutsch): 'Das Andenken des Frommen wird stets ein gesegnetes bleiben'. G."  

 
  
  
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Die Geschichte der Synagoge der jüdischen Gemeinde im Judenhof dürfte in die Zeit um 1600 zurückgehen. Wie oft das Gebäude umgestaltet, neu gebaut oder renoviert wurde, ist nicht bekannt. Bis 1920 war das Gebäude Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Wonfurt.
     
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde 1920 kamen die Ritualien aus der Synagoge kamen nach Haßfurt, wo in der Synagoge u.a. ein oder mehrere Torawimpel aus Wonfurt sowie das Totengedenkbuch dieser Gemeinde von 1774 aufgewahrt wurden. Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Ritualien zerstört, das Totengedenkbuch war im August 1934 dem Verband der Bayerischen Israelitischen Gemeinden in München übergeben worden.   
   
   
Adresse/Standort der SynagogeFuchshof - Hauptstraße 28f    
    
    
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.4.2007)  

Wonfurt Judenhof 100.jpg (87078 Byte) Wonfurt Judenhof 101.jpg (91901 Byte) Wonfurt Judenhof 102.jpg (90740 Byte)
Der ehemalige "Judenhof", später "Fuchshof" mit den heute schön renovierten Häusern 
  
   Wonfurt Synagoge 100.jpg (72220 Byte)    
   Das Gebäude der ehemaligen Synagoge (Hauptstraße 28f)     
      
Andernorts entdeckt    Bad Kissingen Friedhof R 7-14.jpg (172546 Byte)  
  Grab im jüdischen Friedhof Bad Kissingen für
Salomon Reich
(geb. 22. Mai 1833 in Wonfurt,
gest. 12. Juli 1908 in Bad Kissingen)  
 

   
    

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Wonfurt  

Literatur:  

bulletStein: Jüdisch-geschichtliche Zeugnisse. Bewährte Persönlichkeiten aus den Memorbüchern von Hassfurt, Wonfurt, Kleinsteinach. In: Nürnberg-Fürther Israelitisches Gemeindeblatt Jahrgang 12. 1932. S. 129-130. 
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 313 (unter Haßfurt). 
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 129. 
bulletCordula Kappner: Aus der jüdischen Geschichte des heutigen Landkreises Hassberge. Kg. Landratsamt Hassberge. Haßfurt 1998.
bulletdies. '...die sind dann einfach fortgekommen...'. - Jüdische Bürger im Landkreis Haßberge. Haßfurt 1995 (Manuskript). 
bulletDirk Rosenstock: Die unterfränkischen Judenmatrikeln von 1817. Würzburg 2008. S. 147.  

      
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020