Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Zürich (Kanton Zürich, Schweiz) 
Jüdische Geschichte in Zürich - 
Die Israelitische Cultusgemeinde Zürich (ICZ) 
und ihre Synagoge in der Löwenstraße 
  
Hinweis: die Website der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich finden Sie unter www.icz.org   

Links zu Seiten mit Texten aus der Geschichte der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert bis in die 1930er-Jahre
-  Seite "Allgemeine Berichte und Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben"  
-  Seite "Aus der Geschichte der Rabbiner und Lehrer der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich"  
-  Seite "Texte zu Personen aus der jüdischen Gemeinde"    
   
Weitere Seiten zur jüdischen Geschichte in Zürich:    
Seite zur Israelitischen Religionsgesellschaft in Zürich (IRGZ) und ihre Synagoge in der Freigutstraße  
Seite zur jüdischen Gemeinde Agudas Achim
 
Seite zu den jüdischen Friedhöfen in Zürich (Überblick in der Seite zu den jüdischen Friedhöfen der Schweiz)   
    
    
Übersicht: 

bulletZur Geschichte der Synagogen in Zürich    
bulletTexte zur Geschichte der Synagogen     
bulletFotos / Darstellungen   
bulletEinzelne Presseartikel 
bulletLinks und Literatur   

    
    
Zur Geschichte der Synagogen in Zürich    
  
Bereits im Mittelalter hatte die damalige jüdische Gemeinde der Stadt eine Synagoge. Sie befand sich im Bereich des mittelalterlichen Wohngebietes (überwiegend in den beiden damaligen Brunnengassen; eine davon ist die heutige Froschaugasse, die auch Judengasse genannt wurde). Bei der Synagoge handelte es sich um das heutige Gebäude Froschaugasse 4 (erste Nennung als "Judenschuol" 1363), von dem noch Teile auf das Mittelalter (bis zum 13. Jahrhundert) zurückgehen. Der spätmittelalterliche Synagogenraum befand sich im Erdgeschoss des hinteren Bauteiles. Hier ging durch zahlreiche Umbauten in den folgenden Jahrhunderten allerdings viel von der mittelalterlichen Bausubstanz verloren. So wurden die Ostfassade neu errichtet, der Boden tiefer gelegt; Türen und Fenster erhielten im 20. Jahrhundert ihre jetzige Gestalt. Nur ein kleiner Rest des spätmittelalterlichen Raumschmuckes (Wandmalereifragmente aus dem 14. Jahrhundert in Form von Blattranken in roter und schwarzer Farbe) blieb erhalten. Archäologische Untersuchungen konnten in dem Gebäude beim letzten Umbau des Hauses im Jahr 2002 durchgeführt werden.  
 
Im mittelalterlichen Gebäude Froschaugasse 4 war die Synagoge bereits vor der Verfolgung in der Pestzeit untergebracht, vermutlich schon Ende des 13. Jahrhunderts. Nach der Judenverfolgung 1349 stand das Gebäude einige Zeit leer (1357 bis 1368 nachgewiesen), danach wohnten christliche Familien im Haus (1370 bis 1376 nachgewiesen). Kurz vor 1380 lebten wieder Juden im Gebäude; die Synagoge wurde erneut zu Gottesdiensten verwendet. 1435/36 wurden die Juden aus der Stadt ausgewiesen. Danach stand das Gebäude wiederum zunächst leer, spätestens seit 1455 war es erneut von Christen bewohnt. 
 
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten die ersten jüdischen Personen (u.a. aus den Endingen und Lengnau) wieder in Zürich zuziehen. 1850 lebten im Kanton Zürich 80 jüdische Personen, 1862 175, davon 100 im Stadtbezirk Zürich. Nach Aufhebung aller rechtlichen Beschränkungen für die Juden im Kanton konnte am 29. März 1862 der "Israelitische Kultusverein" gegründet werden. 1880 wurde der Name dieses Vereins in "Israelitische Cultusgemeinde" umgewandelt.
 
Eine erster Betsaal konnte im Herbst 1864 in einem "ausgezeichnet schönen Lokal" im Bereich des mittelalterlichen jüdischen Wohngebietes im Niederdorf an der Brunngasse eingerichtet werden; für den Raum waren 320 Fr. jährlich an Miete zu bezahlen. Zur Einrichtung des Betsaales erhielt die Gemeinde von der Stadt einen Kredit in Höhe von 3.000 Fr., der binnen 5 Jahren zurückzuzahlen war. 
Auf Grund der schnell steigenden Zahl der jüdischen Gemeindeglieder reichte der Raum bald nicht mehr aus: 1867 konnte ein neuer Betsaal im alten Kornhaus eingerichtet werden. Der Raum wurde von der Stadt gegen eine Miete von jährlich 1.000 Fr. überlassen (Anmerkung: das 1897 abgebrochene alte Kornhaus stand an der Münsterbrücke beim Fraumünster, wo jetzt die Statue von Bürgermeister Hans Waldmann steht). In diesem Betsaal konnte man bereits eine Frauenempore einrichten. Es gab 24 Plätze für die Männer und 8 Frauenplätze.  
Am 26. Februar 1879 beschloss die Gemeinde den Bau einer Synagoge, nachdem der Betsaal im alten Kornhaus gekündigt worden war. Bis zur Verwirklichung vergingen jedoch noch weitere fünf Jahre.  
Im August 1880 richtete die Gemeinde den inzwischen dritten Betsaal seit 1864 im alten Theaterfoyer ein, danach bezog man vorübergehend noch einen Betsaal im Gebäude Brunngasse 15. 
 
Der 1879 beschlossene Bau einer Synagoge konnte 1883/84 auf einem Grundstück an der Löwenstraße verwirklicht werden. Die Grundsteinlegung war am 6. Juli 1883, die Einweihung bereits am 16./17. September 1884 durch Rabbiner Dr. Hermann Engelbert aus St. Gallen. Ausgeführt worden sind die Pläne der Architekten Chiodera und Tschudy, die eine Synagoge in maurischen Stil entworfen hatten. Ein bereits zum Tag der Einweihung angeschafftes Harmonium sorgte von vornherein zum Streit mit den orthodoxen Mitgliedern der Gemeinde.  
 
Wenige Jahre nach der Einweihung musste die Synagoge aus Platzgründen umgebaut werden. So wurden 1890 weitere Plätze auf der Frauenempore eingerichtet. 
   
1897
konnten die orthodoxen Gemeindeglieder einen Betsaal in dem neben der Synagoge erstellten Schulhaus der Gemeinde einrichten. Über die weitere Geschichte der Beträume und der Synagoge der orthodoxen Religionsgesellschaft siehe Seite zur Synagoge Freigutstraße (interner Link). 
  
Seit 1899 wurde der Bau einer neuen, größeren Synagoge geplant. 1907 standen in einer Gemeindeversammlung zur Wahl: eine neue Synagoge für die ganze Gemeinde mit 800 bis 1.000 Plätzen, die die Synagoge in der Löwenstraße ersetzen sollte oder eine zweite Synagoge zusätzlich zur Synagoge in der Löwenstraße. Mit dem Bau der Synagoge in der Freigutstraße durch die seit 1898 bestehende orthodoxe Israelitische Religionsgesellschaft wurde der zweite Weg bestritten. Dennoch gab es auch in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Planungen zum Bau einer neuen Synagoge der Israelitischen Cultusgemeinde, die jedoch allesamt nicht verwirklicht wurden. 
 
An der Synagoge in der Löwenstraße hielt die Gemeinde bis zur Gegenwart fest: 1936, 1952 und zuletzt 1993 wurde die Synagoge renoviert, 1993 durch die Architekten Bernard San, Michael Berlowitz und Ron Epstein.      
    
    
    
Texte zur Geschichte der Synagogen    
  
Anmerkung: die nachstehenden Texte fanden sich in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts. Texte zu den orthodoxen Bethäusern bzw. der Synagoge Freigutstraße finden sich auf der dortigen Seite (wird noch erstellt). 
   
  
      
Überblick über die Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Zürich und ihre Einrichtungen (1913)   

Zuerich FrfIs Fambl 23051913s.jpg (218810 Byte)Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Mai 1913: "Bunte Chronik. Die Israelitische Cultusgemeinde Zürich. 
Dem Geschäftsbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Zürich über das Jahr 1912 entnehmen wir folgendes: am 3. März 1862 wurden alle Beschränkungen für die Juden im Kanton Zürich aufgehoben. Kurz darauf, am 29. März 1862 konstituierte sich in Zürich der Israelitische Kultusverein mit 12 Mitgliedern, von denen noch zwei am Leben sind, die Herren Brundschwig-Nachmühl und Leopold Weil. Im Jahre 1880 wurde der Name des Vereins in den noch heute geführten 'Israelitische Kultusgemeinde' umgewandelt. 
Das erste Betlokal befand sich im Niederdorf (Mietzins Fr. 320). Von dort siedelte man 1867 in das alte Kornhaus in der Nähe des alten Tonhalteareals über (von der Stadt Zürich für 1.000 Fr.) jährlich gemietet), von da in das alte Theaterfoyer und von dort in die Brunngasse Nr. 15. Am 26. Februar 1879 wurde der Bau einer Synagoge beschlossen, am 16. September wurde die neue Synagoge in der Löwenstraße eingeweiht.  
Der erste Rabbiner der Gemeinde, 1869-1872 war Dr. Levin, jetzt Prediger der Reformgemeinde in Berlin. Nach einem längeren Provisorium wurde, 1877-1881, Dr. Kisch, jetzt Garnisonsprediger in Prag, angestellt. Sein Nachfolger wurde als Prediger und Rektor der Religionsschule bis 1892 Dr. Landau (Jetzt Bezirksrabbiner in Weilburg); seit 1893 fungiert Rabbiner Dr. Littmann. Kantor wurde 1867 Herr Alfred Lang seligen Andenkens; ihm folgte Herr Tominberg, und seit 1896 wirkt als Religionslehrer Dr. David Strauß.
Die Schule umschloss 1894 130 Schüler, im Jahre 1912 230. Seit 1898 besitzt die Gemeinde ein eigenes Schulhaus. 
Die Armenpflege ist seit 1901 geregelt, sie hat in den letzten 10 Jahren ca. 125.000 Fr. an Unterstützungen ausgegeben. 
Der Friedhof ist 1865 angelegt worden; Verhandlungen mit der Stadt betreffend Beteiligung am allgemeinen städtischen Friedhof wurden im Jahre 1877 von der Generalversammlung endgültig abgelehnt: 1892 wurde die Abdankungshalle errichtet.  
Die Gemeinde hatte 1870 37 Mitglieder, 1880 80, 1884 198, 1900 305, 1912 ca. 500; das Budget betrug 1862 Fr. 30.000, 1912 Fr. 70.000. 
Im Jahre 1895 kam es zu religiösen Wirren in der Gemeinde; es wurde zur Herstellung des Friedens für die orthodoxen Mitglieder ein ihren Wünschen entsprechender Gottesdienst im Betsaal errichtet. Interessant ist, dass im August 1877 der Versuch gemacht wurde, die Gemeinde unter Aufsicht des Staates zu stellen; das Gesuch wurde abgelehnt, da sonst auch andere Sekten sich um einen Staatsbeitrag bewerben könnten." 

  
Die jüdische Cultusgemeinde hat eine erste Synagoge (1864/65)   

Zuerich Israelit 12101864.jpg (105657 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Oktober 1864: "Zürich (Privatmitteilung). Die hiesige Gemeinde, die sich vor ungefähr 2 Jahren konstituierte, und damals nur 12 Familien zählte, hat sich mit Gottes Hilfe in diesem kurzen Zeitraume sehr ansehnlich vermehrt, so dass sie jetzt mehr als doppelt so stark ist. Aber immer noch fehlte ihr ein passendes Lokal zur Synagoge, bis sich nun der höchst liberale Stadtrat dazu entschloss, der Gemeinde ein ausgezeichnet schönes Lokal unentgeltlich zur Synagoge zu überlassen. Da die Gemeinde nicht über so viel Mittel verfügen konnte, um das neue Gotteshaus passend einzurichten und in Stand zu setzen, schossen diese edlen Väter der Stadt sogar noch 3.000 Fr. - so hoch sind die Kosten veranschlagt - der Gemeinde vor, welches Darlehen von derselben in Raten innerhalb fünf Jahre zurückgezahlt werden soll. - Es besteht hier auch seit einiger Zeit eine Restauration des Herrn, in der Fremde ganz koscher speisen zu können. - Höchst unerfreulich ist der Umstand, dass hier von einer gewissen Partei vielfach gegen den Handelsvertrag mit Frankreich agitiert wurde, weil in demselben durch die Weigerung Frankreichs, andernfalls den Vertrag abzuschließen, die Emanzipation der Juden in der Schweiz ausgesprochen wurde, umso mehr ist das hochherzige Verfahren des Züricher Stadtrats anzuerkennen."
 
Zuerich AZJ 01081865.jpg (46781 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1865: "Zürich, den 5. Juli (1865) (Privatmitteilung). Die hiesige Kultusgemeinde, welche jetzt gegen 30 Mitglieder zählt und seit vergangenem Herbst ein ihr von dem Stadtrat in sehr freundlicher Weise überlassenes Lokal als Synagoge benutzt, hat nun auch einen Acker zur Anlegung eines Friedhofes angekauft. 
Der greise, noch immer geistesfrische Steinheim wohnt seit einigen Wochen in hiesiger Stadt." 

  
Grundsteinlegung zur neuen Synagoge (Juli 1883)

Zuerich AZJ 31071883.jpg (8759 Byte)Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Juli 1883: "In Zürich ist jüngst der Grundstein zur neuen Synagoge gelegt worden."

    
Ankündigung der Einweihung der Synagoge (September 1884) 
Anmerkung: diese Ankündigung erschien in der konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" und wurde mit einem Aufruf verbunden, die Orthodoxen der Gemeinde mögen sich gegen die Aufstellung eines Harmoniums zur Wehr setzen. 

Zuerich Israelit 15091884.jpg (150276 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1884: "Zürich, 10. September (1884). Die hiesige neue Synagoge wird am Dienstag, den 16. dieses Monats eingeweiht. Die Synagoge ist für 200 Herren- und 170 Frauensitzplätze eingerichtet, enthält überdies ein Lokal für die Religionsschule, die gegenwärtig von 80 Kindern besucht wird. Der Bau samt Platz kostet über 200.000 Franken. Zur Einweihungsfeier sind auch der Regierungsrat, Stadtrat und die Geistlichen der Stadt geladen. 
Diese Mitteilung hätte an und für sich nichts Besonderes, wenn nicht noch eine Sache im 'Hintergrunde' wäre, welche für die Frommen, oder besser gesagt, für die nur etwas religiös gesinnten Mitglieder der hiesigen Gemeinde eine Prinzipienfrage betrifft. 
Der Vorstand hat, ohne die Genehmigung der Gemeinde einzuholen, die Absicht, am Tage der Einweihung eine Orgel en miniature - Harmonium - in der Synagoge aufzustellen und würde es ja durch die Einführung derselben, dem gesetzestreuen Glaubensgenossen unmöglich gemacht, seine Andacht in einer mit einem Harmonium versehenen Synagoge zu verrichten. 
Es sind in der Gemeinde Zürich noch eine Anzahl Mitglieder, welche auf gesetzestreuem Boden stehen und ergeht der Mahnruf an dieselben: 'Seid auf der Hut und lasst Euch nicht ein religionsgesetzlich verbotenes Instrument in Eurer Synagoge aufstellen, protestieret mit allen Euch zu Gebote stehenden Mitteln gegen die projektierte Aufstellung eines Harmoniums, noch ist von der Gemeinde kein Beschluss gefasst und der Friede in Eurer Gemeinde, der während der Bauzeit geherrscht, wird auch weiter fortbestehen, wenn von solchen Neuerungen, welche nur von einigen Mitgliedern, die alle Jahre 2-3 Mal die Synagoge besuchen, einzuführen gesucht werden, abgesehen wird."

  
Die Einweihung der Synagoge (September 1884)   

Zuerich AZJ 07101884.jpg (195923 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1884: "Man schreibt uns aus Zürich vom 19. September. Am 17. dieses Monats fand die Einweihung der neuen Synagoge unter den üblichen recht erhebend ausgeführten Festlichkeiten statt. Die Festpredigt hielt Rabbiner Dr. Engelbert aus St. Gallen. Er sprach über die Geschicke der jüdischen Gemeinde in Zürich, ihre kleinen Anfänge und ihr allmähliches Wachstum, ihre religiöse Treue und Opferwilligkeit, die es ihr endlich ermöglicht hat, das Gotteshaus zu bauen, sich selber zum Heil und Segen; er erörterte die Bedeutung des Tempels, der in der hebräischen Überlieferung stets als ein Bethaus, als ein Lehrhaus und als ein Versammlungshaus gegolten hat. Am Schlusse gab der Redner dem Gedanken Ausdruck, es werde einst eine Zeit kommen, wo alle Menschen durch Glaube und Liebe zu einem Bunde der Menschlichkeit sich vereinen, wo das Reich der Wahrheit, des Lichtes und Friedens sich verwirklichen wird. Das israelitische Gotteshaus ist bestimmt, zu diesem Endziele das Seinige beizutragen. Die Synagoge hat sich auch in akustischer Beziehung vorzüglich bewährt und die durch den maurischen Stil gebotenen phantasievollen Dekorationen haben, dank der gedämpften Beleuchtung, weniger aufregend und zerstreuend gewirkt, als es der Reichtum farbigen Schmuckes an sich erwarten ließ. Am Abend fand ein heiteres Festmahl statt, an welchem etwa 270 Personen teilnahmen. Unter den Toasten war der des Pfarrers Dr. Furrer, des bekannten Kenners jüdischen Landes und Lebens bemerklich. Sein Hoch galt den Geist des mutigen Glaubens, Hoffens und Liebens, der die Synagoge gebaut hat. Vor 500 Jahren gab es in Zürich drei Synagoge, Pest und Fanatismus haben damals die Israeliten vertrieben; heute leben wir in einer helleren Zeit, wo jede religiöse Überzeugung geachtet wird, weil sie in ein Geheimnis des Unendlichen mündet. Die Menschheit verdankte Israel die Psalmen, den Dekalog, das Beispiel eines mutigen Idealismus, der in allen Anfechtungen standhaft bleibt. Dem Bankett folgte ein Ball." 

   
Über Harmonium und Damengesang in der Synagoge - orthodoxe Kritik (1884)  

Zuerich Israelit 10111884.jpg (131777 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1884: "Zürich, November (1884). Bezugnehmend auf eine Korrespondenz Ihres geschätzten Blattes in Betreff der projektierten Aufstellung eines Harmoniums in der hiesigen neuerbauten Synagoge muss ich Ihnen leider heute mitteilen, dass nicht nur bis heute dasselbe nicht aus der Synagoge entfernt wurde, sondern der Gottesdienst findet sogar mit Damengesang statt. Unter solchen Verhältnissen dürfen doch die hiesigen religiösen Mitglieder der Gemeinde nicht schweigen und sind vor Gott und ihrem Gewissen verpflichtet, gegen diese gesetzwidrige Neuerung Protest einzulegen, sowie dieselben laute Entscheid der größten rabbinischen Autoriten, - solange diese Neuerung in der Synagoge stattfindet, - weder an dem öffentlichen Gottesdienst teilnehmen, noch überhaupt die Synagoge betreten dürfen. Aus diesem Grund geht der wiederholte Ruf an die religiös gesinnten Mitglieder hiesiger Gemeinde! Vereinigt Euch zu gemeinsamem Vorgehen gegen die ohne Genehmigung der Gemeinde, vom Vorstande allein eingeführte Neuerung, da Euch vom Religionsgesetz aus nichts anderes übrig bleibt, als aus der Gemeinde auszutreten oder die Entfernung dieses spezifisch kirchlichen Instruments aus der Synagoge herbeizuführen. (In Erfurt hat sich neuerdings in Folge der Einführung eines ähnlichen Instrumentes in der Synagoge eine Separatgemeinde gebildet, deren gemietetes, anspruchsloses Lokal während der hohen Feiertage zahlreicheren Besuchs zu erfreuen hatte, als die neuerbaute, prachtvolle Synagoge. - Red.). 

   
Spende einer Torarolle für die Gemeinde (1905)   

Zuerich FrfIsrFambl 15091905.jpg (32866 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familieblatt" vom 15. September 1905: "Zürich. Herr Salomo Guggenheimer-Wyler hat anlässlich der Barmizwohfeier seines Sohnes Silvain der Gemeinde eine neue Sefer Tora mit prachtvollem Mäntelchen zum Geschenk gemacht. Es ist das in kurzer Zeit die zweite Sefer Torah, die die Gemeinde zum Geschenk erhält, ein schönes Zeichen dafür, dass der altjüdische Sinn bei uns noch nicht erstorben ist."

  
Fragen eines Synagogenneubaus und des orthodoxen Betsaales (1907)  

Zuerich FrfIsrFambl 13091907as.jpg (242309 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. September 1907: "Zürich. Die Generalversammlung der jüdischen Gemeinde, bei der von ca. 411 Mitgliedern etwa 160 anwesend waren, beschäftigte sich zuerst und hauptsächlich mit dem Synagogenbau. Die bisherige Synagoge mit ihren 163 Männer- und 157 Frauenplätzen ist längst zu klein. Eine neue Synagoge mit 800 bis 1000 Plätzen würde auf etwa 1 Million Francs Kosten kommen, während eine zweite Synagoge mit einer viertel Million Francs sich erbauen lässt. Die Lösung der finanziellen Frage macht Schwierigkeiten, und die Versammlung beschließt deshalb, die Baukommission auf 1 Mitglieder zu erhöhen und ihr die weitere Beratung dieser Angelegenheit zu überlassen. Der Bericht des Präsidenten Dr. Guggenheim über das Aufrufen zur Tora an den Wochentagen rief eine lebhafte Debatte hervor. Der Bericht sagte folgendes: Die Gemeinde hat seit ihrer Gründung in den 1860er-Jahren in überwiegender Majorität der neueren Richtung angehört. Anfangs der 1880er-Jahre begann eine rührige orthodoxe Minorität sich zu regen; 1887 verlangte sie die Inspektion der Schule durch einen auswärtigen Rabbiner; 1893 verlangte sie einen Separatgottesdienst; der damalige Vorstand wollte keinen Staat im Staate und die Gemeinde änderte die Statuten dahin, dass, wer sich einer anderen am Orte bestehenden Gemeinde anschließt, aus der Gemeinde ausgeschlossen werden könne; die Minorität fochte diese Statutenänderung vor dem Bezirksgericht an und ging, hier angewiesen, vor das Obergericht; im letzten Moment wurde am 2. Mai 1896 der bekannte Vertrag abgeschlossen, wonach die Gemeinde sich verpflichtete, für 25 Jahre, sofern 10 Mitglieder der Gemeinde das Verlangen stellen, in dem neu erbauten Schulhaus einen Separatgottesdienst einzurichten, der den Bedürfnissen dieser Minorität entspricht, also ohne Harmonium und gemischten Chor und dergleichen. Die Gemeinde verfuhr vertragsgemäß, aber es ergaben sich bald wieder Schwierigkeit, die dennoch zur Begründung einer eigenen orthodoxen Gemeinde führten. Nur Wenige blieben in dem Betsaal. Auch mit diesen gab es ab und zu Differenzen. In den letzten Jahren war Friede. Aber neuerdings sind drei beschwerden von Gemeindemitgliedern eingegangen, denen das Aufrufen zur Tora an Wochentagen bei ihrer Jahrzeit verweigert wurde, weil sie keine Tefillin trugen. Der Vorstand hat die Beschwerde für begründet gefunden, da darin eine Beleidigung liege; in Basel werden Jahrzeiter auch ohne Tefillin aufgerufen, und der orthodoxe Rabbiner Dr. Cohn sehe dem ruhig zu. Die hiesigen Orthodoxen weigern sich aber hartnäckig nachzugeben und erklären die Gemeinde für vertraglich verpflichtet, den Gottesdienst im Betsaal ganz nach ihren Bedürfnissen zu belassen. - In der Diskussion wurde von fast allen Rednern anerkannt, dass die Gemeinde den Betsaal in orthodoxer Richtung zu belassen habe, andererseits aber auch betont, dass man für die Beschwerdeführer ebenfalls  
Zuerich FrfIsrFambl 13091907bs.jpg (43621 Byte)die Möglichkeit schaffen müsse zu ihrem Recht zu kommen. Auf Anfrage wird erklärt, dass der Rabbiner den Standpunkt des Vorstandes teile. An Antrag, an allen Tagen, an denen aus der Tora vorgelesen würde, auch in der Synagoge deshalb Minjan zu machen, wurde zurückgezogen und beschlossen, dass derjenige, welcher am Jahrzeitstage aus dem angeführten Grund nicht in den Betsaal gehen wollte, davon rechtzeitig Mitteilung an den Vorstand machen sollte, der dann für ihn Gottesdienst in der Synagoge abhalten lassen werde."  

  
Frage nach der Einführung einer Orgel in der Synagoge (1928)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. September 1928: "Die Orgelfrage in Zürich. 
Zürich, 17. September (1928). Anlässlich des geplanten Baues einer neuen Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde in Zürich ist es dort zu ernsten Auseinandersetzungen über die Frage der Einführung der Orgel auch in die neue Synagoge gekommen. Gegen die Orgel treten vor allem Rabbiner Dr. Littmann und Nationalrat Dr. Farbstein auf, der auf der Generalversammlung der Gemeinde erklärte, dass er bei einem Beschluss der Einführung einer Orgel gegen die Bewilligung der Baukredite stimmen werde. Die Entscheidung über die Orgelfrage wurde einer demnächst einzuberufenden außerordentlichen Generalversammlung vorbehalten."            

    
Die Orgel in der Synagoge wird abgeschafft (1937)    

Zuerich Israelit 13051937.jpg (121853 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1937: "Züricher Kultusgemeinde schafft die Orgel im Gottesdienst ab. Zürich, 9. Mai (1937). Die Frage der Beibehaltung oder endgültige Abschaffung der Orgel im Gottesdienst bildete den Gegenstand der Beratungen in der letzten Generalversammlung der Israelitischen Kultusgemeinde in Zürich. Der Antrag auf endgültige Abschaffung der Orgel wurde mit 177 gegen 61 Stimmen angenommen. Für den Antrag stimmten u.a. die beiden Rabbiner, die Zionisten und zahlreiche als liberal bekannte Persönlichkeiten aller Richtungen und Gruppen der Gemeinde. In der vorangegangenen Aussprache wurde zugunsten der Abschaffung vorgebracht, dass die Orgel als sichtbares Symbol einer falsch verstandenen Assimilationsepoche in unsere Zeit hineinrage. Sie sei von der sogenannten Aufklärung eingeführt worden, die auch die Bezeichnung Israelit an Stelle des Wortes Jude verbreitet habe. Die Orgel sei nur ein Übergang zum Christentum und zur Abschüttelung des Judentums. Es handelte sich hier um eine Frage der Rückkehr aus der Dekadenzperiode zu den eigenen Werten des Judentums; die Entscheidung der Generalversammlung sei eine historische. Die Anhänger der Beibehaltung der Orgel versuchten an Hand der Literatur nachzuweisen, dass der Orgelfrage gar nicht eine so hohe Bedeutung zukomme, wie man sie ihr hier beilege. Ein Gewissenskonflikt sei unbegründet, da die Orgel religionsgesetzlich nicht verboten sei."    

    
    
Fotos 
(Anmerkung: die neuen Fotos wurden erstellt im Zusammenhang mit der Vorstellung des Buches von Ron Epstein-Mil über "Die Synagogen in der Schweiz" am 3.6.2008; weitere Informationen zu diesem Buch siehe Übersichtsseite zu den Synagogen der Schweiz).  

Historisches Foto  Zuerich Synagoge 010.jpg (70396 Byte)
   Historische Karte mit der Synagoge an der Löwenstraße
     
Neuere Fotos - Juni 2008  Zuerich Synagoge L252.jpg (82649 Byte) Zuerich Synagoge L253.jpg (76396 Byte)
  Blick auf die Synagoge an der Ecke Löwenstraße / Nüscheler Straße, rechts der Synagoge 
(auf linkem Foto erkennbar) steht das 1897 angebaute Schul- und Gemeindehaus
     
Zuerich Synagoge L251.jpg (83718 Byte) Zuerich Synagoge L250.jpg (79653 Byte) Zuerich Synagoge L256.jpg (73042 Byte)
Blick auf die Fassade und den Haupteingang von der Löwenstraße mit der hebräischen Portalinschrift aus Jesaja 56,7, übersetzt.: "Mein Haus soll ein Bethaus für alle Völker genannt werden". In der Synagoge mit 
Blick zum Toraschrein
  
     
Zuerich Synagoge L260.jpg (73518 Byte) Zuerich Synagoge L262.jpg (76131 Byte) Zuerich Synagoge L255.jpg (75110 Byte)
Der Synagogenchor tritt auf  
     
Zuerich Synagoge L254.jpg (73941 Byte) Zuerich Synagoge L267.jpg (64771 Byte) Zuerich Synagoge L263.jpg (44561 Byte)
Blick in den Betsaal (Frauen im Bereich 
der Männer nur zum Anlass
 der Buchvorstellung) 
Blick auf die 
Frauenempore
Die Kuppel mit 
indirekter Beleuchtung
      
        
Zuerich Synagoge L265.jpg (82251 Byte) Zuerich Synagoge L261.jpg (48568 Byte) Zuerich Synagoge L264.jpg (43506 Byte)
Fenster Uhr mit hebräischen Buchstaben, 
die zugleich Zahlenwert haben
Lampe mit Davidstern
      
        
Zuerich Synagoge L266.jpg (68993 Byte) Zuerich Synagoge L268.jpg (67863 Byte) Zuerich Synagoge L270.jpg (43662 Byte)
Blick zum Toraschrein Vorlesepult Ner tamid (ewiges Licht)
        
Zuerich Synagoge L259.jpg (61946 Byte) Zuerich Synagoge L258.jpg (57380 Byte) Zuerich Synagoge L269.jpg (50703 Byte)
Gebetbücher und 
Gebetsschale
Anzeiger für 
Gottesdienstzeiten
Moderner Chanukkaleuchter
 im Synagogenraum
        
Zuerich Synagoge L271.jpg (53443 Byte) Zuerich Synagoge L272.jpg (56398 Byte)   
Traditioneller Chanukkaleuchter im Vorraum   
   
     
Zwei Fotos von 
Jürgen Hanke, Kronach 
Zuerich Synagoge Loew 270.jpg (89008 Byte) Zuerich Synagoge Loew 271.jpg (83053 Byte)
     

   
   
Einzelne Presseartikel  

2012: Die Israelitische Cultusgemeinde Zürich wird 150 Jahre alt  
Artikel in der "NZZ online" vom 29. März 2012: "'Man hat nicht nur eine Heimat' - Zürichs Juden fühlen sich hier beheimatet - und denken oft an Israel"  
Interview mit Michel Bollag (Link zum Artikel)     
 
Januar 2015: 75 Jahre Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich - Publikation dazu erschienen   
Artikel von Martina Läubli in der "Neuen Züricher Zeitung" vom 10. Januar 2015: "Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich. Jüdischer Bücherschatz. 
In Zürich befindet sich eine jüdische Bibliothek, die im deutschsprachigen Raum einmalig ist. Mit einem Buch feiert sie ihr 75-jähriges Bestehen und erzählt ihre bewegte Geschichte..." 
Link zum Artikel    
 
Februar 2016: Die Synagoge steht unter massivem Sicherheitsschutz 
Artikel von Martin Sturzenegger im "Tagesanzeiger" vom 1. Februar 2016: "Beten hinter Panzerglas in Zürich
Schussfeste Scheiben, Securitas und Überwachungskameras: Die jüdische Gemeinde Zürich fordert staatliche Unterstützung für die steigenden Sicherheitskosten. Ein Durchbruch zeichnet sich ab..."   
Link zum Artikel 
 
Juni 2016: Über jüdisches Leben in Zürich  
Artikel von Katrin Oller im "Zürcher Unterländer" vom 8. Juni 2016: "Zürich. Eine fremde Welt im eigenen Quartier. Wer sind die Juden in Zürich? Der Rundgang 'The Jewish Mile' durch Wiedikon, die Enge und Wollishofen bringt Teilnehmern den jüdischen Alltag in Zürich näher..."
Link zum Artikel  
 
August 2017: Rundgang mit Michel Bollag durch das jüdische Zürich 
Artikel von Barbara Ludwig in kath.ch vom 30. August 2017: "Mit Michel Bollag durch das jüdische Zürich.
Zürich, 30.8.17 (kath.ch) Zu den erfolgreichsten Veranstaltungen des Zürcher Instituts für interreligiösen Dialog (ZIID) gehört der Rundgang durch das jüdische Zürich. Michel Bollag, Jude und Exponent im interreligiösen Dialog, ist einer von zwei Führern auf der 'Jewish Mile', auf der die Teilnehmer zu Synagogen, Lebensmittelgeschäften und Schulen mitgenommen werden. Einige Stationen haben auch eine Bedeutung im Leben von Michel Bollag.
Seit zehn Jahren bietet das 'Zürcher Institut für interreligiösen Dialog (ZIID)' einen Rundgang durch das jüdische Zürich an. Heute läuft das Angebot unter dem Titel 'The Jewish Mile. Jüdischer Alltag in Zürich'. Ist der Rundgang im Programm des ZIID aufgeführt, wird er zusammen von Michel Bollag und Ralph Weingarten durchgeführt. Wird er auf Anfrage durchgeführt, kann es vorkommen, dass ihn Bollag alleine bestreitet. Laut dem ehemaligen Fachleiter Judentum beim ZIID gehört 'The Jewish Mile' zu den erfolgreichsten Veranstaltungen des Zentrums.
Orte des Gebets. Zu einzelnen Stationen hat Bollag einen persönlichen Bezug, wie er kath.ch anvertraut. Zum einen gibt es da die Orte, die der Jude selber zum Gebet aufsucht: Zum Beispiel die 1884 erbaute Synagoge der Israelitischen Cultusgemeinde (ICZ) an der Löwenstrasse. Diese Synagoge spielt zudem eine besondere Rolle im Curriculum von Bollag. Während 25 Jahren arbeitete er für die ICZ, 10 Jahre davon als Rabbinatsassistent. Der in Genf aufgewachsene Bollag betet auch im Minjan Wollishofen, in dessen Nähe er zuhause ist. Das ist eine etwas versteckt gelegene, unscheinbare Synagoge, vergleicht man sie mit dem stattlichen Gebäude an der Löwenstrasse, das im maurischen Stil erbaut wurde und stark an einen Kirchenbau erinnert.
Einst Mitglied einer streng orthodoxen Gemeinde. Ein weiterer Bezugspunkt ist das orthodoxe Milieu, das Bollag auf den Rundgängen 'differenziert' und mit seinen 'Sonnen- und Schattenseiten' darstellen will, wie er gegenüber kath.ch sagt. In seinen ersten Jahren an der Limmatstadt war der Sohn eines Schweizer Juden und einer deutschen Jüdin selbst Mitglied in der Israelitischen Religionsgemeinschaft Zürich, einer von zwei streng orthodoxen Gemeinden. Er habe sich aber nie jüdisch-orthodox gekleidet oder Schläfenlocken getragen, sondern seine Zugehörigkeit zum Judentum äußerlich stets nur mit dem Tragen der Kippa zum Ausdruck gebracht, sagt Bollag. Heute leben laut Bollag in Zürich-Wiedikon und in Zürich-Enge insgesamt schätzungsweise über 2000 orthodoxe, teils vom Chassidismus geprägte Juden. So viele wie noch nie. Auf einem Rundgang Ende April und im Gespräch mit Bollag wurde deutlich, dass er das ultraorthodoxe Judentum kritisch betrachtet. So spricht er von einer 'Uniformierung' als einem Phänomen, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg immer mehr verstärkt habe, und deutet diese Strömung innerhalb des Judentums als Zeichen für eine Ideologie, die eine 'Abschottung von der Moderne' anstrebt. Mitten im Zentrum des orthodoxen Zürich, an der Bus- und Tramhaltestelle Schmiede-Wiedikon unweit der orthodoxen Synagoge Agudas Achim, muss Bollag einräumen, dass auch er als Jude kaum Zugang zu diesem Milieu habe.
Koschere Bagels. Dann gibt es aber auch die Orte, die Bollag dann und wann für eine Mahlzeit aufsucht, weil er sie im Zusammenhang mit Durchführung der 'Jewish Mile' näher kennenlernte. So etwa den 'Bagel Shop' an der Bederstrasse. Dort durften sich die Teilnehmer zum Abschluss des Rundgangs vom 26. April mit einem heißen Getränk aufwärmen und mit Thunfisch, Lachs, Käse oder Ei gefüllte Bagels essen. Natürlich koscher. Auf dem Rundgang kommt eben auch das Thema 'Ernährung' zur Sprache.
Hinweis: Die Rundgänge durch das jüdische Zürich finden zwei Mal jährlich statt, jeweils im Frühsommer und im Herbst.

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Links und Literatur

bulletWebsite der Stadt Zürich     
bulletWebsite der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich  
bulletWebsite des Synagogenchores Zürich    
bulletZürcher Institut für interreligiösen Dialog (bis 2015 "Züricher Lehrhaus" genannt)      
bulletSeite der Architekten Ron Epstein zur Synagoge  

Literatur:

bulletGermania Judaica II,2 S.945-947; III,2 S. 1726-1749.  
bulletRon Epstein-Mil:   Die Synagogen der Schweiz. Bauten zwischen Emanzipation, Assimilation und Akkulturation. Fotografien von Michael Richter  
Beiträge zur Geschichte und Kultur der Juden in der Schweiz. Schriftenreihe des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds, Band 13. 2008. S. 146-167.    (hier auch weitere Quellen und Literatur)   
bulletYvonne Domhardt / Kerstin A. Paul (Hrsg.): Quelle lebender Bücher. 75 Jahre Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich. Edition Clandestin. Biel 2014. 272 S. Fr. 37.50. 

   
     

                   
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Stand: 30. Juni 2020